Die Liebe ist schon eine verrückte Sache... von Yurii-chan (xXDaikenXx) ================================================================================ Kapitel 22: Das Monster ----------------------- ++++Kapitel 22++++ Das Monster Noch recht erledigt von ihrem Tun lösten sich die beiden wieder voneinander und bevorzugten es sich lieber schnell wieder anzuziehen, denn ohne jede Bewegung war es doch sehr frisch im unbeheizten Auto, um nicht zu sagen schweinekalt. Nachdem Daisuke sich den Reißverschluss seiner Hose wieder zugezogen hatte, kletterte er auf den Fahrersitz, damit Ken genug Platz hatte sich wieder anzuziehen. Doch anscheinend hatte dieser nur wenig Lust dazu und machte auf Daisuke den Anschein, als würde er gleich einschlafen. Nur unter großer Anstrengung und Verrenkungen schaffte Ken es sich dann doch seine Hose hochzuziehen und ließ sich erledigt wieder in den Sitz fallen. Gott, war er müde! Jetzt auch noch nach Hause fahren würde er nicht mehr schaffen. Er war ja schon zu faul sich das Hemd zuzuknöpfen, geschweige denn seinen Mantel anzuziehen. „Alles ok mit dir?“ fragte Daisuke mit besorgter Mine. Träge sah der gefragte darauf zum Brünetten. „Bin nur müde… nichts weiter.“ und wirklich fielen ihm dabei fast die Augen zu. „Ich glaube, du musst uns fahren.“ Argwöhnisch schaute Daisuke ihn an. „Du willst mir damit sagen, dass ich mit deinem heißgeliebtem Auto fahren darf?“ „Wenn es dir lieber ist, dann kannst du auch gerne den Bus nehmen. Der müsste in zehn Minuten kommen.“ Grummelte Ken. Sicher, er hatte in Daisukes Beisein vor ein paar Tagen Miyako runtergeputzt, weil diese ungefragt einfach sein Auto genommen hatte, aber er hatte nie behauptet, dass niemand außer ihm es fahren dürfe. Das betraf nur Miyako. Sie ist schließlich immer und zu jeder Zeit derartig unaufmerksam, sodass es an ein Wunder grenzte, dass sie noch niemanden mit ihrem Fahrstil umgebracht hatte. – Ok, eine kleine Autobesessenheit hatte Ken schon. Das war das einzige, was er wirklich sein eigen nennen konnte und besonders weil es sein erstes Auto war, sein geliebter Mazda, den er liebevoll in trauter Zweisamkeit, also wenn er mit seinem Auto alleine war, Ai-chan nannte. – Davon wusste aber niemand etwas, zumindest soweit Ken es wusste. „Schon gut, aber wie es aussieht, müssen wir… ok, ich, erst den blöden Schnee runter fegen. – Hast du irgendwo einen Handfeger oder sowas hier?“ Missmutig beäugte er die vom Schnee bedeckten Scheiben des Autos um sich herum. Es war doch ganz schön viel Schnee gefallen während sie hier drin miteinander beschäftigt gewesen waren. Seufzend richtete Ken sich auf, öffnete das Handschuhfach vor sich und drückte den daraus entnommenen Handweger Daisuke in die Hand. „Wage es dich aber ja nicht auch nur einen Kratzer zu hinterlassen.“ Ohne Worte wand er sich vom Schwarzhaarigen ab und wollte die Autotür öffnen, doch zu seinem bedauern wollte diese nicht so wie er wollte und blieb verschlossen. Mit Kraftaufwand drückte er gegen sie, doch auch dieses Mal geschah nichts. „Was soll das werden, Dai?“ fragte Ken skeptisch während er dem kläglichen Versuch seines Freundes weiter zuschaute. „Die Tür geht nicht auuuuf!“ mit aller Kraft versuchte er die Autotür aufzubekommen, stemmte sich gegen sie mit einem säuerlichem Brummen. Einer leichten Ahnung folgend versuchte Ken seine Tür zu öffnen, die wie vermutet ebenfalls nicht aufging. Sicherheitshalber kletterte er auf die Rücksitze und versuchte die dortigen Autotüren aufzubekommen, wovon Daisuke wiederum nichts mitbekam. Seufzend stellte er bei denen das gleiche fest. ‚Klasse… jetzt sitzen wir hier fest. – Obwohl, wenn ich die Heizung anbekomme…‘ Unsanft zerrte er Daisuke vom Fahrersitz und kletterte anschließend selbst auf diesem. „Was hast du vor?“ wollte der verbannte Brünette vom Beifahrersitz wissen und beobachtete interessiert das Tun seines Freundes. Einen Moment lang konnte man hören, wie der Motor gestartet wurde, doch es schien Ken nicht so recht zu gelingen, denn das gewünschte Brummen des Motors kam einfach nicht. „Sag jetzt bitte nicht, dass er nicht anspringt.“ „Dann sag ich es eben nicht.“ Immerhin hatte er jetzt die Möglichkeit das Radio anzuschalten. „Aber die Heizung kannst du schon anmachen, oder?“ „Leider nein. Die geht nur noch an, wenn der Motor läuft.“ In aller Ruhe drückte er einen Knopf und schon konnte man einen Nachrichtensprecher die aktuellen Staus und Blitzer verkünden hören. Insgesamt betrachtet gab es ja schlimmeres: er hätte hier mit Miyako oder Taichi eingesperrt sein können. Entspannt legte er seinen Kopf auf seine verschränkten Arme auf dem Lenkrad und lauschte den Nachrichten. „… und nun zum Wetter. Die derzeitigen Temperaturen liegen in fast ganz Tokio bei minus sieben Grad. Wie in den vergangenen Tagen bereits angekündigt ist ein Schneesturm im Anmarsch und laut den neusten Berechnungen wird er in einer halben Stunde Tokio erreicht haben.“ Mit großen Augen starrte Daisuke auf das Radio. „Aber um das zu bemerken, muss man inzwischen nur aus dem Fenster schauen.“ lachte der Wettermann vergnügt. „Die meisten haben sich bereits nach Hause begeben und die Straßen sind in manchen Vierteln derzeitig wie leergefegt. – Also an alle, die sich noch nicht ins warme zu Hause geflüchtet haben: lasst euch nicht zu viel Zeit!“ Panisch startete Daisuke als Reaktion auf das eben gehörte einen neuen Versuch aus dem Auto zu entkommen. Derweil kündigte ein Kollege des Wettermannes das nächste Lied an und die ersten Töne erklangen. „Wahhh! Ich will HIER RAUS!!“ presste Daisuke angestrengt heraus und knirschte geräuschvoll mit den Zähnen. Es passte ihm absolut nicht ausgerechnet jetzt, wo ein Schneesturm im Anmarsch war, hier festzusitzen und zu seinem Entsetzen schien das alles Ken nicht im Geringsten zu stören. Besagter sah ihn mit schief gelegtem Kopf, noch immer diesem auf den Armen auf dem Lenkrad liegend, zweifelnd an. „Lass gut sein, die bekommst du nicht auf. – Leidest du seit neustem unter Klaustrophobie oder wie?“ „Wenn du Platzangst meinst, dann nur wenn ein Schneesturm tobt und ich ein einem kleinen Raum eingesperrt bin!“ erklärte Daisuke panisch mit lauter Stimme und drückte sich immer noch mit vollem Körpereinsatz gegen die Tür. „Aber noch tobt hier kein Schneesturm.“ wollte Ken ihn korrigieren, musste aber schnell feststellen, dass er sich diesen Kommentar besser geklemmt hätte. „Woher willst du das wissen? Wir sind komplett eingeschneit! – Oh Gott! Wenn man uns finden wird, werden wir erfrorene Leichen sein…!“ jammerte er los und begann weiteres schwer verständliches Zeug vor sich hin zu brabbeln. Entgeistert schüttelte Ken darüber den Kopf. ‚Erfrorene Leichen… klingt schon fast so geistreich wie tote Leichen…‘ Seufzend zog er am Kragen Daisuke von der Tür weg – er wollte schließlich nicht zulassen, dass man sein Auto beschädigte – und zwang ihn auch gleich zu ihm zu sehen. „Jetzt krieg dich mal wieder ein. Das ist nur ein Schneesturm, nichts weiter. Uns wird schon nichts passieren, zumal es draußen jetzt sicher gefährlicher ist als hier drinnen.“ Mit festem Blick sah er ihm direkt in die Augen in der Hoffnung, dass damit das Thema abgehakt sein würde. Für einen kurzen Augenblick schien Daisuke sich wirklich beruhigt zu haben, doch schon im nächsten Augenblick zog er seine Unterlippe vor und schniefte. „Das sagst du doch nur so.“ sagte er mit einem jammernden Ton in der Stimme. „Das sage ich nicht nur so. Vertraust du mir etwa nicht?“ Darauf wurde er abschätzend vom Brünetten beäugt. „Pah, ich sehe schon. Brauchst mir nicht mehr zu antworten.“ Empört und beleidigt zugleich drehte er sich von Daisuke weg. Mit verschränkten Armen vor der Brust sah er sich tausendmal lieber die mit Schnee bedeckte Fensterscheibe seiner Tür an, als dem Brünetten weiter seine Aufmerksamkeit zu schenken, der ihm noch nicht einmal bei einer solchen Lappalie Vertrauen schenken wollte. „Äh! So war das doch nicht gemeint!“ versuchte Daisuke sich rauszureden. „Wer’s glaubt.“ „Doch! Wirklich!! – Es war nur weil –“ noch ehe Daisuke zum nächsten Wort ansetzen konnte, hörte er einen unglaublichen Lärm, der sich so anhörte als würde gerade eine gewaltige Schneelawine auf sie niederrauschen. Vor Schreck klammerte er sich an Ken, der nun ebenfalls erschrocken seine Augen weit aufgerissen hatte. Nach einer kleinen Weile, in der sich Ken wieder gefasst hatte, versuchte er Daisuke von sich loszubekommen. „Weißt du eigentlich, wie anstrengend du heute wieder bist?“ Schniefend ließ der angesprochene Ken in seinem klammernden Griff sich mit dem Gesicht zu ihm drehen. „Man, du scheinst ja wirklich Panik zu schieben.“ bemerkte Ken etwas besorgt, als ihm das Zittern Daisukes auffiel. Und das war noch untertrieben, denn schon im nächsten Moment musste sich Ken die Ohren zuhalten, weil Daisuke anfing wie ein Kleinkind zu heulen. ‚Boah, nicht einmal Miyako und Noriko kommen gemeinsam an diese Lautstärke ran!‘ Am Ende mit den Nerven bekam er allmählig Kopfschmerzen, die von Daisukes Geheule nur noch unterstützt wurden. Sich noch immer die Ohren zuhaltend versuchte er mit Brüllen Daisuke zu übertönen „HALT ENDLICH DIE LUFT AN! WENN DU NICHT SOFORT STILL BIST, WERD ICH DICH ZUM SCHWEIGEN ZWINGEN!!“ Geschockt über diese Drohung verstummte der Brünette tatsächlich abrupt. Lediglich das Schniefen konnte er sich nicht verkneifen und schaute Ken mit wässrigen Kulleraugen an. „Na bitte.“ gab Ken zufrieden von sich und senkte seine Arme wieder. Diese Ruhe war wie Balsam für seine Ohren. „Und jetzt erkläre mir bitte in Kurzform warum du dich derartig verhältst.“ „Na ja, vor zwei Jahren, da…da…“ begann Daisuke schniefend und zog den Rotz wieder hoch. „… da war ich in den Bergen, allein, weil ich zu einer Berghütte wollte zu einem Kumpel… und da hab ich mich im Schnee fe-est gefahren…“ erklärte er weiter unter einigem Schniefen. „… Da ich aber keinen Empfang mit mei…meinem Handy hatte und ein … Schneesturm aufzog…“ „Ach so… Ok, aber du bist jetzt nicht allein.“ „A-aber da war plötzlich ein Bär…“ „Ein Bär?“ fragte Ken skeptisch nach. Bejahend nickte der Brünette. „Der hat das Auto durchgeschüttelt.“ Ken verkniff es sich darauf zu erwidern, dass hier in Tokio unter Garantie keine Bären frei rumlaufen würden und tätschelte stattdessen lächelnd Daisukes Kopf. „War es das oder kommt da noch mehr?“ Schniefend schüttelte Daisuke verneinend den Kopf. „Nach ein paar Stunden war der dann wieder weg…“ Noch einmal wuschelte Ken seinem Freund durch die Haare und machte danach das Radio wieder aus, wofür er von dem anderen fragend angeguckt wurde. „Es ist schon spät und da wir vor morgen früh sowieso hier nicht rauskommen, sollten wir lieber die Autobatterie schonen.“ Nachdem er dies Daisuke erklärt hatte, kletterte er wieder auf den Rücksitz und klappte mit gezieltem Handgriff einen der Sitze nach vorne, damit er an den Kofferraum konnte. Daisuke, der ihn beobachtete, konnte sehen wie der Schwarzhaarige Decken aus dem Kofferraum holte. Es war wirklich bewundernswert, dass Ken auf so ziemlich alles vorbereitet war. Des Weiteren stellte er erstaunt fest, dass seine Angst verflogen war. ‚Woran das wohl liegt?‘ Mit dem Ärmel wischte er sich die Tränenspuren aus dem Gesicht und lächelte leicht während Ken den Sitz wieder in seine ursprüngliche Form zurückstellte. ‚Hoffentlich bemerkt er nichts…‘ dachte Ken und wand sich Daisuke wieder zu. „Könntest du mir meinen Mantel geben?“ „Ja, klar!“ erwiderte dieser und tat wie ihm geheißen. Nachdem Ken sich diesen angezogen hatte, folgte er seiner Aufforderung zu ihm auf den Rücksitz zu kommen. Nach kurzem Hin und Her hatte er sich letztlich, weil er der schwerere war, auf den Rücken auf die Rückbank gelegt und Ken sich dann mit den ganzen Decken übergeworfen auf ihn. – Daisuke wusste nicht so recht, was er davon jetzt halten sollte… Die Idee kam zwar von Ken, aber ob dies wirklich nur gegen eine mögliche Unterkühlung wirken sollte, oder ob der Blauäugige sich dabei eventuell auch etwas anderes dachte, war Daisuke so ganz nicht klar. „Geht’s?“ fragte Ken als er sich auf den anderen gelegt hatte. Ein bejahendes Brummen bekam er zur Antwort, worauf er seinen Kopf auf Daisukes Brust niederlegte. Er war inzwischen wirklich völlig erledigt. Sein Kopf hämmerte und seine Müdigkeit drückte bereits auf seine Lider. Da hatte er keinen Nerv mehr um sich darüber Gedanken zu machen, wie nahe ihm sein Freund gerade wieder war. Daisuke hingegen war noch nicht nach Schlafen zu mute. Jetzt, wo wieder Ruhe herrschte – mal abgesehen vom leisen jaulenden Wind – und er wieder klar denken konnte, begann er sich erneut über das Verhalten Kens von vorhin Gedanken zu machen. ‚Warum ist er so plötzlich aufgebrochen? War es wegen diesem komischen Rauchertypen? – Ken konnte ja nicht schnell genug nach draußen kommen… Und erst die Szene hier im Auto…‘ bei dem letzten Gedanken legte sich ein rötlicher Schimmer auf seine Wangen. ‚Warum haben wir das nur getan? Arg! Jetzt wird alles nur noch komplizierter…!‘ nicht, dass Daisuke es nicht genossen hatte, aber das Geschehene vereinfachte es zwischen ihnen nicht gerade. ‚Wie es jetzt wohl weitergeht mit uns?‘ Ken hatte derweil bereits seine Augen geschlossen und versuchte einzuschlafen, wobei seine Kopfschmerzen jedoch ein Hindernis darstellten. ‚Man, hätte ich bloß vorsichtshalber Tabletten mitgenommen. – Hoffentlich werden die nicht noch schlimmer und ich muss mich wieder mal übergeben…‘ diese Befürchtung war dabei gar nicht so abwegig, denn ein wenig übel war ihm schon. „Ken?“ fragte Daisuke und fixierte einen unbestimmten Punkt im Dunkeln über sich mit den Augen. „Hm?“ brummte der gefragte müde. „Das von eben, also das wir miteinander… - na ja, wirst du Miyako-kun etwas davon sagen?“ „Das hat sie nicht zu interessieren.“ „Hah?“ verständnislos verzog Daisuke das Gesicht. „Ich weiß zwar nicht, was die anderen dir davon erzählt haben, aber ich führe mit ihr keine Beziehung.“ „Aber ihr habt doch…“ „In einem Bett geschlafen? – Nicht eine Minute lang. Seitdem du bei uns bist, verbringe ich die Nächte auf der Couch. Wenn du nicht ein solcher Langschläfer wärst, hättest du es schon längst mitbekommen.“ meinte Ken darauf nur. „Moment. – Soll das heißen, dass ich die ganze Zeit schon in deinem Bett schlafe?“ fragte Daisuke mit geröteten Wangen. Deutlich konnte Ken nun Daisukes Herz aufgeregt schlagen hören. Was daran jetzt so besonders war, dass der Brünette seit geraumer Zeit in seinem Bett schlief, war ihm nicht so ganz klar, aber Daisuke hatte schon früher dazu geneigt zu übertreiben. „Behalte deine Gedanken lieber jugendfrei, denn heute werde ich nicht mehr für dich herhalten.“ „Willst du damit sagen, dass wir wieder –“ „Vielleicht… Mal sehen. – Lass uns erst mal abwarten, bis wir wieder frei sind.“ Glücklich schlang Daisuke seine Arme um Ken und drückte ihn an sich. Dieser ließ ihn gewähren und schloss todmüde seine Augen. Irgendwann war es auch Daisuke gelungen einzuschlafen, doch er wurde jäh aus dem Schlaf gerissen, als er ein Jaulen hörte, dass offenbar ganz in seiner und Kens Nähe von einem Tier kam. Wenn der Schwarzhaarige nicht auf ihm gelegen hätte, wäre er panisch aufgeschreckt, doch so hatte er nur erschrocken zusammenzucken können und sah sich nun verängstigt um. Die dicke Schneedecke rings um und auf dem Auto ließ keinen einzigen Zentimeter frei, als dass man hätte nach draußen schauen können. Dem entsprechend war es auch reichlich dunkel. Er konnte fast gar nichts sehen, wenn er mal von der Schwärze absah. Für einen kurzen Augenblick glaubte der Brünette, dass er sich das vielleicht doch eingebildet haben könnte und wollte gerade die Augen schließen, doch riss er sie sofort wieder auf, als er erneut dieses Jaulen hörte. Doch dieses Mal folgte ein lautes Knurren auf dem Jaulen und wenige Sekunden später konnte er hören, wie der Schnee von dem Fenster an seinem Kopf runter rutschte. Unfähig sich zu erheben und nachzusehen, musste er gezwungener Maßen liegen bleiben, weil Ken friedlich auf ihm schlummerte und absolut gar nichts mitzubekommen schien. Den Rest der Nacht über blieb Daisuke wach, da er unter dem ganzen Jaulen und Knurren des Tieres nicht einschlafen konnte. Für ihn vergingen unzählige Stunden, in denen er sich ausmalte, was das da draußen wohl für ein Tier sein könnte und etwa bei Sonnenaufgang entschied er sich dafür, dass es ein Berglöwe sein müsste. – Warum er Ken nicht einfach geweckt hatte? – Weil besagter tief und fest wie ein Stein schlief und weder durch das Rütteln, Ansprechen, geschweige denn durch das Jaulen wach wurde. Geringfügig drang schwach das Sonnenlicht durch die dicke Schneedecke, sodass Daisuke wenigstens wieder fähig war zu sehen, wovon er natürlich dank einem gewissen Schwarzhaarigen nicht sonderlich viel hatte. Irgendwann, nach ein paar weiteren Minuten der Stille klingelte plötzlich ein Handy. Während Daisuke die Stirn krauszog bewegte sich Ken grummelnd auf ihm und schien nach etwas mit der Hand unter der Decke zu suchen. Als er es dann endlich gefunden hatte, zog er es hervor, richtete sich etwas auf und sah entgeistert auf das Display seines Handys. Verärgert brummend nahm er den Anruf an. „Was ist denn jetzt schon wieder abgebrannt?“ Am anderen Ende der Leitung knurrte Miyako böse. „Nichts. Sag mir lieber wo ihr seid! – Was fällt dir ein, einfach über Nacht bei einem SCHNEESTURM nicht nach Hause zu kommen?! – Hast du überhaupt eine Ahnung was ich mir hier für Sorgen gemacht habe? Immer wenn ich dich anrufen wollte, hieß es, dass du nicht zu erreichen seist und deine Kollegen meinten, dass du bereits seit Stunden weg wärst! – WO BIST DU VERDAMMT NOCHMAL?!“ brüllte sie ihn wütend durchs Telefon an, ohne dabei auch nur einmal Luft zu holen. „Da wo du nicht bist…“ brummte er zurück. „Ha ha, sehr witzig… Jetzt sag mir endlich wo du bist!“ Auf diese Frage hin musste Ken schmunzelnd Daisuke ansehen, der ihn wiederum fragend anschaute. „Also wenn ich dir das jetzt sagen würde, würdest du eh nur austicken. – Ach und danke für den Weckruf, denn so habe ich noch ein Wenig Zeit um mich zu vergnügen. – Tschaui.“ Und so legte er grinsend auf. Er war sich sicher, dass Miyako jetzt mit hoch rotem Kopf irgendwo rumstand und unter Garantie etwas zerstören wird. „Ist etwas?“ fragte Ken, als ihm der mürrische Blick Daisukes auffiel. „Ach, nichts weiter. Mir ist nur eben aufgefallen, dass du die ganze Zeit über ein funktionierendes Handy in der Tasche hattest, mit dem wir uns Hilfe hätten rufen können, aber das war es auch schon.“ „Ich wusste gar nicht, dass du sarkastisch sein kannst.“ Sanft lächelte er den anderen an. „Vielleicht habe ich dir nur nichts davon erzählt, weil ich mit dir alleine sein wollte?“ Ein leichter Rotschimmer legte sich auf Daisukes Wangen. „Wirklich?“ „Ja.“ hauchte Ken und küsste ihn zärtlich auf die Stirn. ‚Und weil ich vergessen habe, dass ich es überhaupt mitgenommen habe und es mir erst mitten in der Nacht wieder eingefallen war…‘ ergänzte er in Gedanken. Im Ganzen war er aber froh über diese Tatsache, weil er so eine ruhige Nacht mit Daisuke hatte verbringen können. Sich streckend setzte Ken sich auf. Gleich darauf richtete sich auch Daisuke etwas auf und rieb sich müde die Augen. „Man, hab ich gut geschlafen.“ verkündete Ken zufrieden und lächelte Daisuke an, der ihn dafür anschielte. „Schön für dich.“ „Hä? Du hast ja richtige Augenringe, Dai.“ Als ob er das noch genauer überprüfen müsste kam er ihm näher und fuhr mit seinem Zeigefinger den dunklen Spuren unter dessen Augen nach. „Du hättest doch etwas sagen können, wenn es so unbequem für dich gewesen war.“ „Hm? Das war es nicht.“ Beschämt sah Daisuke zur Seite. „Was denn dann?“ „Du hast wohl wirklich nichts mitbekommen, ne?“ „Ähm, nein? – Erzähl, was habe ich verpasst?“ Seufzend setzte der gefragte an zu erzählen. „Irgendwann in der Nacht hat hier ein Tier angefangen rum zu jaulen und zu knurren und das ging dann bis zum Sonnenaufgang so weiter…“ „Ach so. – Warum hast du mich denn nicht geweckt?“ „Ich hab es ja versucht, aber du hast auf nichts reagiert.“ Zunächst ratlos, doch dann leicht lächelnd sah er den Brünetten an. „Dann sollte ich wohl noch etwas gut machen, was?“ Mit seinen Fingerspitzen streichelte Ken über Daisukes Wange, strich ein paar widerspenstige Strähnen hinter sein Ohr und legte seine Lippen auf die Daisukes. Doch etwas überrumpelt brauchte Daisuke eine Weile, ehe er den Kuss erwiderte. Er legte seine Hand in Kens Nacken und kraulte ihn dort während er seine Zunge neckte. Gerade in dem Moment, als er sich mit ihm nach hinten fallen lassen wollte, konnte man Stimmen von außerhalb hören. Dies war Ken nicht entgangen, sodass er sich nicht weiter mitziehen ließ und den Stimmen stattdessen lauschte, um so zu erfahren ob er diese kannte. Derweil knabberte Daisuke verführerisch an Kens Unterlippe und versuchte ihn so doch noch überreden zu können weiter zu machen. Zu seinem Pech aber schlug dieses Vorhaben fehl, denn er wurde von ihm bestimmt weggedrückt. Enttäuscht zog Daisuke seine Unterlippe vor und musste hilflos mit ansehen und zuhören wie sein erhofftes Liebesspiel am Morgen von seinem geliebten blauäugigen Schönling abgebrochen wurde. Besagter machte die Leute außerhalb auf sie aufmerksam durch zu rufen und innerhalb weniger Minuten waren sie wieder frei und konnten die frische – eiskalte – Morgenluft schnuppern. Zufrieden streckte Ken seine Glieder, während sein Kollege Tanemura hibbelig um ihn herum hopste. „Ich hab mir schon Sorgen gemacht! Wenn du Inoue-san schon nicht Bescheid geben wolltest, hättest du doch wenigstens mich informieren können und du hättest die Nacht nicht im Auto eingesperrt bleiben müssen!“ jammerte Tanemura Ken voll, bis er von ihm zum Stehenbleiben gezwungen wurde, indem Ken ihn an den Schultern packte und festhielt, während er ihn bestimmt ansah. „Jetzt beruhige dich doch endlich, Misaki. – Ich habe eben nicht daran gedacht, dass du heute Nachtschicht hattest und außerdem war ich doch nicht allen.“ Entschuldigend lächelte er den Dunkelblonden an. Manchmal war es wirklich nicht einfach mit Tanemura, aber Ken hatte es doch schnell gelernt, wie man ihn ruhig stellte, schließlich hatte er bereits als er ihn kennengelernt hatte Erfahrung mit überdrehten Personen. Die Person, an die Ken gerade dachte stand mit verschränkten Armen vor der Brust ein paar Meter hinter ihm und sah beleidigt zur Seite. Irgendwo war Daisuke schon froh darüber nicht länger eingesperrt zu sein, doch ein bis zwei Stunden hätte er schon noch gerne mit Ken allein im Auto verbracht. Insbesondere, wenn er bedachte was sie gerade wieder im Begriff gewesen waren zu tun. Deprimiert richtete er seinen Blick auf das Auto, welches von zwei Männern freigeschaufelt wurde, die er nicht kannte. ‚Wohl wieder Kollegen von ihm.‘ So angeregt wie die beiden sich unterhielten, machte es auf ihn den Anschein, als stünden sie sich näher, als wären die beiden dort mindestens die besten Freunde. Doch plötzlich, für einen kurzen Moment, glaubte er Ken und sich dort drüben zu sehen, jedoch ein paar Jahre jünger als sie es heute waren. Fröhlich lachend und scherzend, völlig unbeeindruckt von der Eiseskälte sah er sich dort selbst stehen und mit Ken einfach den Moment genießen. Diese Harmonie fesselte seinen Blick und ließ eine angenehme Wärme durch seinen Körper fließen. Allerdings löste sich diese Halluzination schnell wieder auf, denn ein Jaulen erfüllte die Luft, sodass Daisuke es vorzog sich vor Schreck bei Ken zu verstecken. „Was hast du?“ wollte der Schwarzhaarige wissen und sah verwundert Daisuke an, der sich zitternd an seine Brust drückte und sich zudem in die Ärmel seines Mantels krallte. „Da war es schon wieder!“ kam es panisch vom gefragten. Mit hochgezogener Augenbraue überlegte Ken, was der andere denn meinte, bis ein weiteres Jaulen ertönte. „Meinst du das?“ fragte er, nachdem Daisuke ein leises Fiepen losgelassen hatte. Schmunzelnd befreite er sich von ihm und ging auf sein Auto zu. „Geh da nicht hin! Es wird dich zerfleischen!“ warnte Daisuke theatralisch, doch hörte Ken wie erwartet nicht auf ihn. Auch Tanemura stand ratlos neben Daisuke und beobachtete stumm das Geschehen. Als sei es das normalste der Welt schob Ken trotz eines weiteren Jaulens den Schnee mit den Händen unter seinem Auto zur Seite, kniend sah er darunter und schmunzelte wieder. Langsam schob er seinen Arm unter das Auto und holte etwas hervor. Das konnte sich Daisuke nicht länger mit ansehen. Sich bereits das Schlimmste ausmalend hielt er sich seine Hände vor die Augen und erwartete Todesschreie. Doch nichts dergleichen war zu hören, nur der übliche Lärm des nahen Straßenverkehrs drang an seine Ohren. Als er nach einer Weile die Hände wieder senkte, sah er Ken Grinsend vor sich stehen. „Und? Willst du dein Monster sehen?“ fragte Ken mit den Händen hinter dem Rücken. Perplex starrte der Brünette in die strahlenden blauen Augen vor sich. Von ihnen konnte er ablesen, dass es nichts zu befürchten gab, außer vielleicht ein sehr bald folgendes Gefühl der Peinlichkeit. Noch immer Grinsend gab der Schwarzhaarige Daisuke freie Sicht auf sein Monster und präsentierte es ihm leise kichernd. „Miau“ machte das Monster in spe und glotzte den Brünetten mit seinen Kulleraugen an. „Oh ist die süß!“ hörte Daisuke Tanemura neben sich jauchzen. ‚Eine Katze?‘ fragte er sich selbst und verpasste sich eine mentale Ohrfeige für seine Feigheit wegen einer KATZE! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)