Auf der Suche nach einer zweiten Chance von Tori-chan1 (Die Insel des Glücks) ================================================================================ Kapitel 6: Komplikationen (Chelsea) ----------------------------------- In diesem Winter hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben Schnee gesehen. Es war wunderschön aber irgendwie auch unendlich traurig... Es sah aus, als würde es weiße Watte regnen. Lautlos fielen die kalten Flocken auf das Feld und verwandelten es in ein entlos weites, weißes Meer..., das jegliches Leben unter sich begrab. Nichts war mehr von meiner Ernte übrig geblieben. Erst als der Schnee kam wurde mir bewusst, dass mir ein harter Winter bevorstand. Wie sollte ich über die Runden kommen wenn ich nichts anbauen konnte, wenn ich keinen Handel betreiben konnte...? Es gab nicht einmal mehr Unkraut welches ich hätte verkaufen können... Ich seufzte schwer. Der Erntegöttin sei Dank hatte ich über das Jahr einiges an Kraut zusammengesammelt und würde gerade noch so über die Runden kommen... Eine langfristige Lösung war das jedoch nicht. Ich hatte aber auch einiges an Geld gesparrt... Ich hatte vor, Gannon damit zu beauftragen die beiden Brücken hier auf der Insel zu reparieren. Eine dieser Brücken befand sich in der Stadt und führte in einen Wald. So viel ich wusste befand sich dort auch ein Berg in dem es wohl viele Erze zu finden gab. Wenn ich mich schon nicht um die Feldarbeit kümmern konnte, so wollte ich doch mein Glück bei der Erzgewinnung versuchen. Ich beschloss also, meine ganzen Ersparnisse zusammen zu kratzen und mich zu Gannon zu begeben. Trotz der unerträglichen Kälte hatte sich an dem Alltag unserer Insel nicht wirklich was verändert. Ich begegnete Felicia die, wie jeden Morgen, ihren Spaziergang machte und begrüßte sie freundlich. Verträumt lächelte sie mir zu und winkte nur abwesend. In letzter Zeit sah ich Felicia immer häufiger in der Nähe von Chens Laden. Sie schienen sich wikrlich gut zu verstehen... Sehr gut sogar! Ich fragte mich, ob sich zwischen den beiden etwas anbahnte... Schließlich hatten sie das selbe erlebt, teilten den selben Schmerz... Irgendwie schienen sie mir gut zueinander zu passen. Sie würden sich gegenseitig sehr viel Trost spenden können und wären nicht mehr alleine. Aber das ging mich eigenlich nichts an. Selbst wenn, dann war es etwas zwischen Chen und Felicia, da sollte sich niemand einmischen. Ich kannte Felicias Geschichte. Ich wusste von ihrer unendlichen Trauer und von ihrer Depression. Sie und ihre Kinder hatten viel durchmachen müssen. Auch Chen war allein geblieben, auch wenn er nicht so häufig darüber sprach... Die Wunde saß bestimmt auch in seinem Herzen sehr tief. Bestimmt war ihm dieser Verlust nicht leicht gefallen. Deshalb verstanden die beiden sich wohl auch so gut. Sie verband derselbe Schmerz, die selbe Sehnsucht nach ihrem verstorbenen Partner... Schön, wenn die beiden zueinander finden würden. Sie verdienten es glücklich zu werden, genauso wie ihre Kinder. Der kleine Charlie und natürlich auch meine Freunde Natalie und Elliot. Kaum hatte ich seinen Namen zuende gedacht erblickte ich meinen Freund auch schon, der sich, wie immer, vor seinem Haus befand und verträumt auf-und ablief. Ich schmunzelte. Es war schon irgendwie goldig wie er so unbeholfen und schläfrig durch die Gegend wuselte und keine Ahnung hatte, was er eigentlich tun sollte. Ohne seine Schwester konnte er sich nicht um das Geschäft kümmer, dazu war er einfach nicht Selbstständig genug. Elliot war so in Gedanken versunken, dass er mich erst ziemlich spät erkannte, entsetzt aufsprang und fluchend auf mich zulief. Ich wunderte mich über seine heftige Reaktion und blieb wie angewurzelt stehen. Hatte ich ihm irgendetwas getan? Wieso sah er denn so wütend aus...? "Chelsea, was soll das?!", fragte er mich vorwurfsvoll. "Du holst dir noch den Tod so wie du rumläufst! Ist dir denn nicht kalt?!" Verdutzt sah ich ihn an und bekam keinen Ton raus. Es war unglaublich lieb von ihm sich so um mich zu sorgen aber es war mir auch unangenehm. Natürlich war mir kalt... Schließlich trug ich meine kurzen Jeans... wie immer! Ich hatte leider nichts anderes... Hier auf der Insel hatte man auch gar keine Möglichkeiten sich neue Klamotten zu kaufen, deshalb musste ich mich nunmal mit dem was ich hatte zufrieden geben. Ich brachte es nicht übers Herz jemanden um Hilfe zu bitten, deshalb bevorzugte ich es zu frieren... Da ich Elliot nicht anlügen konnte, denn es war offensichtlich dass ich fror, lächelte ich auf seine Frage hin nur schwach und senkte meinen Blick zu Boden. Elliot entfuhr ein leiser Seufzer. Er legte seine Hand auf meine Schulter und tätschelte sie liebevoll. "Komm Chelsea, lass uns reingehen. Ich bin mir sicher wir werden dort etwas Nützliches für dich finden". Noch bevor ich ihm widersprechen konnte, hatte er mich schon an der Hand genommen und zog mich sanft in sein Haus hinein. Drinnen war es warm, das Haus war renoviert und mit allem ausgestattet was man so brauchte. In der Küche befand sich Taro welcher auf-und ablief als würde er über etwas Wichtiges nachdenken. "Morgen wird es schneien...", brummte er vor sich hin und zog dabei ein langes Gesicht. Ohne Taro zu beachten lief Elliot in das Schlafzimmer und platzierte mich auf sein Bett. Anschließend lief er mit großen Schritten zu dem kleinen, hölzernen Schranck der sich direkt gegenüber befand und öffnete ihn schwungvoll. Er wühlte ein wenig darin herum und schon nach wenigen Augenblicken zog er einen blauen, flauschig aussehenden Pullover heraus. "Probier ihn an", forderte mich Elliot auf und reichte mir das Kleidungstück. Missmutig sah ich ihn an. "Elliot...", wollte ich ihm gerade widersprechen, als er mir den Pullover bestimmt in den Schoß legte und sagte: "Keine Widerrede. Bitte... Tu es für mich. Ich will nicht dass du dich erkältest". Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg und nahm den Pullover schließlich widerstandslos entgegen. Seit wann war Elliot so durchsetzungsfähig? Wie konnte es sein, dass ausgerechnet Elliot mich erröten ließ... Umständlich zog ich mir den Pullover über und sah unbeholfen an mir herunter. Er musste Elliot gehören, denn er war etwas zu groß an den Schultern und zu lang. Nicht viel, denn für einen Mann war Elliot ziemlich schmächtig, aber es war eindeutig seiner. Irgendwie passte mir diese Tatsache nicht. Es fühlte sich so schrecklich intim an in seinen Klamotten zu stecken... Ich hatte es mir immer so romantisch vorgestellt, die Sachen eines Mannes zu tragen... Nämlich die Sachen eines Mannes den man gerne hat... den man liebt. Es war schön und unangenehm zugleich seine Klamotten zu tragen... Der Pullover roch nach ihm, es war die Art von Kleidung die Elliot typischerweise trug. Ich spürte Elliots Blick auf mir ruhen und fühlte mich total bloßgestellt. Als ich ihm dann in die Augen sah, bemerkte ich einen merkwürdigen Schimmer darin... Er sah mich so liebevoll an, so gerührt, dass es mir die Sprache verschlug. Ich stand tief in seiner Schuld. Er schenkte mir mehr Aufmerksamkeit und mehr Zuneigung als mir zustand... Plötzlich setzte Elliot sich in Bewegung. Langsam und ganz ohne Eile lief er auf mich zu, den Blick starr auf mich gerichtet. Unschlüssig ging ich einen Schritt nach hinten und drückte meinen Rücken gegen die Wand. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Die Gedanken in meinem Kopf kreisten wild umher. Für einen Moment glaubte ich vergessen zu haben wie man atmet. Was geschah hier eigentlich??? Als er mich schließlich erreicht hatte, blieb er nur wenige Zentimeter vor mir stehen. Obwohl ich meine Augen starr auf meine Füße gerichtet hatte, wusste ich ganz genau dass er mich ansah. Sein Blick durchbohrte mich und ich fühlte mich ihm hilflos ausgeliefert. So viele Fragen schossen mir in diesem Augenblick durch den Kopf, so viele Gründe wieso ich ihn einfach von mir stoßen und weglaufen sollte, aber ich tat es nicht. Meine Beine wollten sich einfach nicht bewegen, meine Kehle wollte keinen Ton freigeben. Wollte ich das überhaupt? Ich liebte doch einen ganz anderen... Und trotzdem schlug mein Herz mir bis zum Hals und die Röte stieg mir ins Gesicht. Plötzlich spürte ich Elliots Finger, die nach meinem Kinn griffen und mein Gesicht nach oben hoben, so dass ich ihn ansehen musste. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, wollte nicht sehen, was ich nun endlich verstanden hatte... Es war mir unmöglich. Ich wollte mich nicht bewegen, weder zurück, noch nach vorne. "Chelsea...", flüsterte Elliot, dessen Stimme heißer war. "Bitte... Sieh mich an". So sehr sich auch alles in mir dagegen sträubte, dieser Bitte musste ich nachgehen... Ich atmete noch einmal tief ein und sah Elliot schließlich in die Augen. Da war es, dort befand sich genau das, wovor ich mich so unglaublich fürchtete. Sein Blick war voller Liebe, voller Leidenschaft, voller Sehnsucht nach mir. Wie hatte ich seine Gefühle nur so lange ignorieren können... Wieso hatte ich nichts von all dem bemerkt. Ich hatte es wohl nicht sehen wollen... Ich liebte Elliot, natürlich liebte ich ihn, ich brauchte ihn sogar. Was würde ich tun, ohne diese vertraute Schulter, ohne diesen liebevollen Menschen an meiner Seite. Aber ich war noch nicht bereit für ein solches Geständnis. Ich war nicht bereit für eine solche Entscheidung. Ich brachte es einfach nicht übers Herz ihn zu verletzen. Sein Gesicht war so nah... zu nah. Ich bräuchte mich nur ein kleines Bisschen nach vorne zu bewegen damit unsere Lippen sich berührten. Es fehlte nicht viel, aber ich bewegte mich keinen Millimeter, nicht ein Bisschen. Seine Hand ruhte immer noch auf meinem Kinn. Nun, wanderte sie wachsam meinen Hals herab, zeichnete mein Schlüsselbein nach und kam schließlich auf meiner Schulter wieder zur Ruhe. Als ich einen Schimmer in ihm aufblitzen sah, als ich mir sicher war, dass er in sich den Mut zusammengefunden hatte, um nun jegliche Distaz zwischen uns zu brechen, hörten wir plötzlich ein Stimmengewirr draußen im Gang. "Elliot?", ertönte plötzlich Natalies Stimme und schon trat sie in das Schlafzimmer ein in dem Elliot und ich uns befanden. Wie von der Tarantel gestochen sprangen wir außeinander. Mein Gesicht lief putterrot an und mein Herzschlag hallte in meinem Ohr wieder. "Oh Chelsea, du bist ja auch hier!", bemerkte Natalie begeistert und umarmte mich herzlich. "Wir haben Kuchen mitgebracht! Du bist herzlich zum Essen eingeladen". "Kuchen?", fragte ich skeptisch. "Seit wann verkauft Chen denn sowas???" "Aber den Kuchen kaufen wir doch nicht von Chen", antwortete Natalie amüsiert. "Wusstest du nicht, dass wir seit Neuestem ein Café und ein Dog's Inn haben? Sie haben wirklich tolle Sachen dort! Der Erntegöttin sei Dank sind sie auf die Insel gekommen, sonst weiß ich nicht wie wir diesen Winter überstanden hätten". "Kinder!", hörte ich Taros Stimme aus dem Wohnzimmer rufen. "Lasst uns endlich frühstücken". Als wir in die Küche kamen und Taro mich bemerkte sah er mich verwundert an. "Seit wann bist du hier??? Ich hab dich garnicht reinkommen sehen..." Ich hob nichtsahnend die Schultern. Hätte er mich früher bemerkt, wären Elliot und ich vielleicht nicht allein im Schlafzimmer gewesen... "Ist ja auch egal... Jedenfalls habe ich etwas für dich", sagte Taro begeistert, verschwand für kurze Zeit im Schlafzimmer und mit einer Angel zurück. Die Angel war schlicht, wahrscheinlich war sie schon ziemlich alt und verbraucht, aber ihren Zweck würde sie sicher erfüllen. Freudestrahlend nahm ich die Angel entgegen und betätschelte sie liebevoll. "Taro, vielen vielen Dank. Das ist wirklich nett von dir" "Aber das ist doch selbstverständlich. Ich weiß wie hart der Winter für einen Rancher sein kann. Mit der Angel kannst du auch jetzt etwas Geld verdienen. Ich habe sie hier gefunden, kann sie aber nicht gebrauchen." Begeistert steckte ich die Angel in meinen Rucksack. "Ist das nicht Elliots Pullover?", hörte ich Natalies Stimme hinter mir fragen und noch bevor ich etwas antworten konnte, legte Elliot seine Hand um meine Schulter und meinte ruhig: "Den habe ich ihr geschenkt. Unsere Chelsea soll doch nicht frieren müssen." Auch Felicia war von ihrem Spaziergang zurückgekommen und wir quetschten uns alle an den kleinen Tisch im Wohnzimmer. Natalie hatte reichlich Kuchen mitgebracht und es hatten sich alle versammelt und gemeinsam zu essen. Ich hatte schon seit Ewigkeiten nicht mehr mit anderen Leuten zusammen an einem Tisch gesessen und gefrühstückt. Ich war überglücklich, auch wenn ich noch immer nicht glauben konnte, was eben im Schlafzimmer passiert war, oder fast passiert wäre... Ich tat als sei nie etwas gewesen. Ich unterhielt mich mit allen, machte Scherze mit Natalie und lachte aus tiefstem Herzen. Auch wenn Elliot und ich etwas unbeholfen miteinander umgingen, so konnte ich es doch in vollen Zügen genießen so mit allen zusammenzusitzen. Ich empfand Elliots Familie so wie meine Eigene. Ich liebte sie alle von ganzem Herzen. Aber ich war verwirrt. So sehr ich Elliot auch liebte, ich empfand keinerlei Leidenschaft für ihn. Meine Liebe für ihn war unschuldig, einfach... Nun kam sie mir plötzlich so kompliziert vor, dass es mir schwer fiel einen klaren Gedanken zu fassen. Wie sollte ich mich in Zukunft nur ihm gegenüber verhalten? Würde sich nun an unserer Beziehung irgendetwas ändern, oder konnten wir vielleicht so weitermachen wie bisher? Konnte ich einfach mit ihm zusammen sein und ihn lieben, ohne die Situation unnötig kompliziert zu machen? Aber verletzte ich damit nicht seine Gefühle?? Ob ich ihn wohl mit meinem Verhalten schon die ganze Zeit über verletzt hatte??? So vieeele, unendlich viele Fragen auf die ich einfach keine Antwort wusste... Unglücklich senkte ich den Kopf und starrte meinen Kuchen an. Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte... Ich fühlte mich plötzlich so einsam, so schrecklich einsam... Ich wollte Elliot um keinen Preis verlieren, konnte aber seine Gefühle für mich einfach nicht erwidern... Ich war total in Gedanken versunken, als ich plötzlich spürte, wie jemand meine Hand nahm. Es war Elliot. Verdutzt schaute ich ihn an. Sein Gesicht wirkte reuevoll und er lächelte mich schwach an. "Mach nicht so ein Gesicht...", flüsterte er. "Ich werde auf dich warten". Niemand hatte seine Worte gehört, niemand hatte gesehen dass er meine Hand genommen hatte. "Ich werde auf dich warten!", diese Worte hallten immer und immer wieder in meinem Kopf. Einerseits freute ich mich darüber, dass wir vorerst mal die Sache einfach vergessen konnten, dass alles wieder so sein konnte wie es war. Aber eben nur vorerst. Elliot liebte mich. Das hatte er mir jetzt ganz deutlich signalisiert. Trotzdem hatte er wohl verstanden, dass mich seine Gefühle total überrumpelt hatten und würde sich in nächster Zeit wohl etwas zurücknehmen. Augenblicklich schob sich Vaughn vor mein inneres Auge und mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Wieso hatte ich mich nur in ihn verliebt? Wieso konnte ich nicht in Elliot verliebt sein? Das würde alles so viel einfacher machen... Trübsinnig und schlecht gelaunt lief ich also zu Gannons Werkstadt und setzte den Brückenbau in Auftrag. Gannon hatte seine kleine Tochter Elisa auf die Insel geholt. Es war unglaublich dass dieses wunderschöne und zuckersüße Wesen Gannons Tochter sein sollte... Elisa hatte blonde Ringellocken, ein Engelsgesicht und eine zierliche Statur. Aber ich ließ mich von ihrem süßen Äußeren nicht täuschen, die Kleine hatte es nämlich Faustdick hinter den Ohren. "Hey Chelsea, findest du nicht auch, ich sollte die Königin dieser Insel werden?", fragte Elisa mich selbstsicher als ich die Werkstadt betrat. Kichernd lief sie aus dem Haus, wahrscheinlich ging sie zu Charlie um zu spielen... "Kinder...", meinte Gannon und schaute seiner Tochter liebevoll nach. "Was kann ich für dich tun Chelsea?" "Naja... Ich habe einen Auftrag für dich. Ich möchte, dass du die Brücke zum Wald ausbaust" "Und du willst wirklich die Kosten auf dich nehmen?", fragte Gannon und beäugte mich besorgt. Ich nickte nur und holte das Geld aus meinem Geldbeutel. "Ich habe leider kein Bauholz, also zahle ich den vollen Preis. Es wäre schön wenn du sie so schnell wie möglich fertigstellen könntest. Ich möchte mich nämlich am Bergbau versuchen." "Du bist zu gut für diese Welt...", sagte Gannon und nahm widerwillig das Geld entgegen. Gannon war wirklich ein guter Mensch. Die Bezeichnung "sanfter Riese" passte zu keinem Menschen besser als zu ihm. Ich mochte Gannon sehr. Ich beschloss noch nicht nach Hause zu gehen, sondern mich erst an den Strand zu setzen und meine neue Angel auszuprobieren. Obwohl es am Strand ziemlich windig war, so hielt mich Elliots Pullover doch warm. Ich versuchte mit aller Kraft vorerst mal zu verdrängen, dass ich hier gerade Elliots Pullover trug und wie viel ich dieser Familie eigentlich schuldete. Ihre Fürsorge brach mir fast das Herz. So viel Liebe und Unterstützung hatte ich nicht verdient. Es machte mich glücklich und traurig zugleich... Ich setzte mich an die Anlegestelle der Schiffe, warf meine Angel aus und wartete Geduldig darauf, dass ein Fisch anbiss. Ich war total in Gedanken versunken, total weggetreten und verträumt, deshalb erschrack ich auch so sehr als sich plötzich die Gestalt eines stämmigen, dunklen Mannes neben mich setzte. Ich schrie erschrocken auf und plumpste vornüber in das eiskalte Wasser. Hatte ich gerade richtig gesehen? War das wirklich Michael, der sich gerade neben mich gesetzt hatte?? Aber er war doch tot... Ich erinnerte mich daran als sei es gestern gewesen. Der Sturm auf dem Meer, das sinkende Schiff. Starke Arme die mich auf die Beine zogen und warmherzige, braune Augen die mich ermutigten weiter zu machen. Es hatte mir das Herz gebrochen ihn gehen zu sehen. Ich hatte gespürt, dass ich ihn niewieder sehen würde, dass unsere Wege sich trennen würden, obwohl ich ihn doch gerade erst kennengelernt hatte. Das konnte nicht sein... Das kalte Wasser lähmte mich. Ich spürte meine Beine und Arme nicht mehr, so groß war der Schock. Mir wurde schwindelig und ich verlor für kurze Zeit das Bewusstsein. "So ein Mist aber auch. Scheiße verdammt!", hörte ich jemand an meinem rechten Ohr fluchen. Mir war kalt und ich zitterte am ganzen Leib, das einzige was ich wusste war, dass ich von irgendjemandem getragen wurde. Ich konnte es mir auch nicht erklären, aber aus irgnedeinem Grund schien ich immer durch die Gegend getragen werden zu müssen... Ich wollte mich bewegen, wollte, so angenehm warm die Arme dieses Mannes auch sein mochten, aufstehen und selber laufen. Wollte wissen wer dieser Unbekannte eigentlich war. Ich spürte wie er mich auf den Boden legte und mir Elliots Pullover über den Kopf zog. Als er mich noch weiter ausziehen wollte nahm ich meine ganze Kraft zusammen, öffnete meine Augen und verpasste diesem Pervesen die Ohrfeige seines Lebens. Was fiel diesem unverschämten Kerl eigentlich ein mich hier so schamlos auszuziehen??? Ich war empört! "Au!!!", schrie der Fremde erschrocken auf, wich aber nicht zurück sondern beharrte darauf mich auszuziehen. Mit aller Kraft schlug ich hysterisch um mich und schrie so laut ich nur konnte. Ich trat und schlug orientierungslos um mich bis dieser Mann meine Handgelenke ergriff, sich auf mich setzte und zu Boden drückte. Ich war bewegungsunfähig und diesem Mann hilflos ausgeliefert. Meine Augen tränten vor Wut und vor Angst und ich drehte mich so weit ich nur konnte von ihm weg um ihn nicht ansehen zu müssen. Es war erschreckend wie ähnlich er Michael war... Nur dass dieser mir niemals soetwas antun würde. "Beruhig dich doch mal!", sagte der Fremde total aus der Puste. "Zieh deine Klamotten aus, sonst erkältest du dich noch! Hier neben dir liegen Decken mit denen kannst du dich zudecken und abtrocknen. Ich mach so lange ein Feuer an damit du nicht frieren musst... Es wäre nett wenn du dich also beruhigen könntest, ich will dir nämlich nichts Böses!!". Mit diesen Worten ließ er mich los und erhob sich. Er lief auf die Mitte des Hauses zu in der sich einige Hölzer stapelten und versuchte ein Feuer zu entfachen. "Ich heiße übrigens Denny...", fügte Denny seiner Rede noch mürrisch hinzu ohne sich zu mir umzudrehen. Skeptisch betrachtete ich die Decken neben mir und sah an mir herunter. Ich war tatsächlich pitschnass und ich zitterte vor Kälte... "Guck ja nicht hin!", ermahnte ich ihn streng und fing schließlich an mich auszuziehen. Es kam mir vor, als hätte ich Denny kichern gehört, als machte er sich über mich lustig. Ich konnte den Typen nicht ausstehen. Sein graußes Haar, die breiten Schultern, die dunkle Haut... All das erinnerte mich ungemein an Micheal. Ich war jetzt schon fast ein Jahr hier auf der Inel und ich hatte eigentlich vermieden mich an meine Ankunft zurückzuerinnern... Aber nun stiegen all diese Gefühle der Trauer und der Verzweiflung doch wieder in mir hoch. Micheal war gestorben. Er hatte mir das Leben gerettet, hatte mir Mut gemacht... Ohne ihn hätte ich diesen Sturm wohl nicht überstanden. So viele Menschen waren gestorben. Die vestörenden Bilder dieser Nacht schoben sich vor mein inneres Auge und ließen mich zusammenzucken. "Ist alles in Ordnung?", fragte Denny, der sich plötzlich direkt vor mir befand, und betrachtete mich besorgt. Erschrocken wich ich zurück und wickelte mich noch tiefer in die Decken ein. Er war sowas von aufdringlich. "Es geht mir gut...", antwortete ich gereizt. "Du erinnerst mich nur an jemanden..." "Wirklich?", fragte Denny interessiert und setzte sich, trotz meiner offensichtlich passiven Haltung, neben mich. Ich mussterte ihn skeptisch. Denny lächelte mich freundlich an und beäugte mich neugierig. Ich wusste nicht was ich von ihm halten sollte... Obwohl ich mich ihm gegenüber so ablehnend verhielt schien er doch mir gegenüber aufgeschlossen zu sein. "Du erinnerst mich an einen Matrosen der mir vor fast einem Jahr das Leben gerettet hat", erklärte ich ihm schließlich und da lächelte Denny mich frech an und meinte nur: "Na, dann hab ich ja mit dem Burschen tatsächlich eine Menge gemeinsam. Du lässt dich wohl gerne aus dem Meer fischen, ist das so?" So eine Frechheit. Entsetzt starrte ich ihn an. Ich traute meinen Ohren kaum! Am liebsten hätte ich ihm wieder eine geschäuert, aber ich beschloss ruhig zu bleiben. "Es war ja wohl deine Schuld, dass ich überhaupt erst in diese Lage gekommen bin!", antwortete ich schnippisch und drehte mich von ihm weg. "Außredem ist Micheal tot..." Ich hörte förmlich wie Denny nach Worten rang. Er ließ es aber schließlich doch bleiben und schwieg stattdessen. Die Ruhe wurde langsam unangenehm, aber ich hatte nicht vor etwas daran zu ändern. "Wie heißt du eigentlich?", fragte Denny in die Stille hinein. "Mein Name ist Chelsea..." "Freut mich dich kennenzulernen, Chelsea!" Naja, die Freude konnte ich nicht wirklich teilen... "Weißt du", fuhr Denny einfach fort. "Du bist die Erste die ich hier auf dieser Insel treffe. Ich bin gestern Abend hier angekommen und hab einfach mal beschlossen mich in diese Hütte einzuquartieren. Natürlich muss sie erst noch renoviert werden und so... Aber alles in allem ist es genau das was ich will, nämlich am Meer sein. Du musst wissen, ich liebe das Meer... Von Beruf bin ich Fischer. Weißt du, ich habe es schon von klein auf geliebt... Es ist so aufregend durch die Welt zu reisen und so viele verschiedene Orte zu besuchen. Es ist ein Traum!" Langsam drehte ich mich zu ihm um und sah ihn an. Er sah mich nicht an während er redete sondern schien eher mit sich selbst zu sprechen. Er war Feuer und Flamme. Wie ein kleines Kind erzählte er von den Gefahren die er auf seinen Reisen erlebt hatte, den Orten die er besucht hatte und die Menschen die er kennengelernt hatte. Er war ein freier Mann. Ein Mann, der so viel Leben und Freiheit in sich trug, wie ich es noch nie erlebt hatte. Schließlich beendete er seinen leidenschaftlichen Monolog als er bemerkte dass ich ihn neugierig betrachtete. Da lächelte er und stand auf um mir eine Tasse Tee zu bringen. "Danke...", sagte ich missmutig und nahm das heiße Getränk entgegen. Mir war schon wieder wärmer und trockener, aber meine Klamotten würden noch lange brauchen bis sie wieder trockneten... So ein Mist. "Ich bin gestern sehr spät angekommen und hatte noch keine Zeit mich bei allen vozustellen. Wie sind denn die Leute auf der Insel so?" "Die Leute? Die sind alle total super... Wir haben eine Familie, die ein Lieferantengeschäft führt, einen Tierladen, einen Handwerker und ich führe eine Ranch" "Eine Ranch?? WOW!", bemerkte Denny erstaunt. "Das hätte ich dir ja garnicht zugetraut" "Es gibt 'ne Menge Dinge die du mir nicht zutrauen würdest...", bemerkte ich schnippisch und drehte mich wieder weg. Denny seufzte schwer und wollte gerade aufstehen als ich polötzlich erschrocken aufschrie und mich an ihn klammerte. "Was ist denn...?", fragte Denny mich verwirrt, bis er plötzlich den Grund für meine Reaktion sah. "Da bist du ja endlich!", rief Denny freudestrahlend und schloss den dicken schwarzen Vogel in seine Arme. "Das... das ist doch nicht wirklich dein Vogel, oder???", fragte ich total geshockt. "Doch... das ist mein Vogel. Ich habe ihn immer bei mir. Der Kleine war nur ziemlich neugierig und wollte sich ein bisschen umsehen, nicht wahr?" Der Vogel setzte sich auf Dennys Schultern und schmiegte sich liebevoll an sein Herrchen. "Wie heißt er denn?", fragte ich und betrachtete den kleinen Pipmatz neugierig. "Er hat keinen Namen", erwiderte Denny schlicht, als sei es das Selbstverstänlichste auf der ganzen Welt. "Und wieso nicht...", fragte ich. Es kam mir merkwürdig vor seinem Tier keinen Namen zu geben... "Naja... Er ist doch nicht mein Eigentum damit ich ihm einen Namen gebe". Irgendwie klang das für mich nicht richtig logisch, aber ich beschloss das einfach mal so hinzunehmen. Schließlich war das seine Sache... Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass ich wahrscheinlich die Nacht mit diesem Fremden verbringen musste... Der Erntegöttin sei Dank hatte ich mich schon Morgens, bevor ich die Ranch verlassen hatte, um meine Kühe gekümmert. Denny breitete zwei Schlafsäcke nebeneinander aus, doch als er meinen grimmigen Gesichtsausdruck bemerkte, legte er die beiden Schlafsäcke doch etwas weiter auseinander. Das Feuer ließen wir an damit meine Sachen besser trocknen konnten. Denny briet uns noch Fische und wir aßen zu Abend. Wir waren beide so müde, dass wir ziemlich früh schlafen gingen. Als ich am nächsten Morgen aufwachte bemerkte ich sofort, dass ich alleine war. Offensichtlich war Denny schon Fischen gegangen... Naja, eigentlich war es mir auch egal. Ich zog meine Sachen, welche endlich trocken waren, an und ging sofort nach draußen. Es war kalt und es schneite noch immer. Tatsächlich bemerkte ich Dennys Schiff welches einsam auf dem Meer herumsegelte. Ich verließ den Strand sofort, wollte nichts weiter als NACH HAUSE!!! Das war genug Abenteuer für den Moment gewesen. Mein Kopf schmerzte bei so vielen Gedanken die darin herumkreisten. Elliot, den ich nicht vergessen hatte, trotz der Geschehnisse am Stran. Denny, unser neuer Fischerjunge von dem ich die anderen wohl in Kenntnis setzen sollte... Und Vaughn, welchem ich plötzlich in die Arme lief. "Pass doch auf wo du hinläufst!", schnauzte er mich mürrisch an. "Was machst du um diese Uhrzeit überhaupt hier?" "Naja...", stotterte ich vor mich hin. Offensichtlich war Vaughn gerade erst angekommen, alle andern schliefen noch. "Naja, also ich..." "Ist ja auch egal...", unterbrach mich Vaughn und lief weiter in Richtung des Tierladens. "Warte!", rief ich ihm noch hinterher und versuchte ihn einzuholen. "Wie geht es dir Vaughn? Du warst so lange nicht mehr hier..." "Ich war nur eine Woche weg" "Ja, aber...", schließlich blieb ich stehen und senkte den Kopf. Auch Vaughn blieb stehen und musterte mich verwirrt. "Du hast einen neuen Pullover" "Ja... Den hat mir Elliot gegeben" Vaughn runzelte missbilligend die Stirn und betrachtete mich eindringlich, als würde er in meinem Schweigen eine Antwort finden auf irgendetwas... "Was ist eigentlich mit dir Vaughn?", fragte ich vorsichtig. "Was machst du hier um diese Uhrzeit?" "Das geht dich nichts an", antwortete er schlicht und funkelte mich böse an. Wieso war ich ihm nur so zuwider... Ich verstand es nicht. Immer suchte ich seine Nähe und wollte ihm nah sein, aber er stieß mich immer nur von sich. Ich startete noch einen letzten Versuch. "Magst du mit mir auf die Farm kommen? Ich bin mir sicher Die Kühe werden sich über deinen Besucht freuen..." Vaughn schien nachzudenken. Er war hin und hergerissen, schließlich mochte er mich nicht und wollte auch nicht unnötig viel Zeit mit mir verbringen. Andererseits liebte er Tiere und ich wusste, dass er mich für eine unfähige Rancherin hielt... "Gut", antwortete er schließlich und so liefen wir gemeinsam zu meiner Farm. Liebevoll streichelte er meine jüngste Kuh, Milky, und betrachtete sie wachsam. "Milky...", flüsterte Vaughn. "Was für ein geschmackloser Name". "Also mir gefällt er!", bemerkte ich schnippisch und füllte die Futtertröge mit Viehfutter. Vaughn half mir dabei die Kühe zu bürsten, nörgelte andauernd an mir und meinem Verhalten der Tiere gegenüber herum und blieb bis in den Mittag hinein bei mir. Ich genoss es ihm zuzusehen. Vaughn wirkte so zufrieden, so unendlich zärtlich wenn er mit den Tieren zusammen war, dass mein Herz anfing viel schneller zu schlagen als sonst. Es schien ihn offensichtlich glücklich zu machen, sich mit den Tieren zu beschäftigen. "Sag mal Vaughn, gefällt es dir eigentlich hier auf der Insel?" Einen Augenblick lang schaute Vaughn irritiert im Stall herum, als würde dort irgendwo eine Antwort auf meine Frage zu finden sein, oder als suche er die Person die ich wohl angesprochen haben könnte... "Es würde mir viel mehr gefallen, würden sich hier nicht alle in meine Angelegenheiten einmischen", antwortete er schließlich und wandte sich von mir ab. Enttäuscht wandte ich mich wieder den Kühen zu, denn ich dachte das Gespräch sei nun beendet. Doch merkwürdiger weiße, redete Vaughn weiter. "Weißt du, es ist viel schöner hier auf dem Land. Es ist so ruhig, so idylisch... Ich würde wirklich gerne irgendwann hier wohnen. Ich ertrage die Stadt einfach nicht mehr..." Ich konnte Vaughn diesbezüglich wirklich gut verstehen... Wahrscheinlich sogar besser als er dachte. "Ja... Ich wollte auch weg von der Stadt... Weißt du, das Leben in der großen Stadt kann so unendlich einsam sein..." "Ja...", sagte Vaughn, mehr zu sich selber als zu mir. "Nicht alles was glänzt ist wirklich golden... Egal wie sehr du auch versuchst zu glänzen, du gehst unter in den Lichtern der Stadt. Es ist als seist du ein Nichts. Du wirst verschluckt von der Masse, dem Lärm, dem Schmutz..." Für einen kurzen Moment hielt Vaughn inne und schien sich an seine Vergangenheit zurückzuerinnern. Eine Vergangenheit, über die ich nichts wusste, die mich vielleicht auch nichts anging, aber... Eins wusste ich sicher: Dass Vaughn es bestimmt nicht leicht gehabt hatte. Dass er kein Vertrauen hatte, in nichts und niemanden. Tränen stiegen mir in die Augen bei dem Anblick dieses einsamen Mannes. Ich wusste dass er einsam war. Ich konnte es genau spüren... Ich fühlte mich ihm auf merkwürdige Weise verbunden. Ich wollte ihn glücklich sehen! Ich wollte ihm nah sein, die Distanz zwischen uns überbrücken... Ich würde ihn niemals verletzen. Ihm niemals weh tun... Vaughn saß in der Hocke auf dem Boden und bewegte sich nicht. Ich ging von hinten auf ihn zu und legte vorsichtig meine Arme um ihn. Es war das erste Mal dass ich ihn so umarmte. Das erste Mal, dass ich die Distanz überschritt. "Du sollst wissen", flüsterte ich. "Es macht mich wirklich glücklich, dass es dir hier auf der Insel gefällt..." Vaughn bewegte sich keinen Zentimeter. Wie gelähmt hockte er da, ich konnte nicht einmal sicher sagen, ob er noch atmete... Schließlich löste ich die Umarmung auf und machte mich wieder an die Arbeit. Als sei nichts gewesen machten wir weiter, schweigsam, auf die Tiere konzentriert. Aber es hatte sich etwas geändert. Ich hatte das Gefühl, Vaughn nun etwas näher gekommen zu sein. Der Gedanke daran, dass ich mir langsam aber sicher einen Platz in seinem Herzen sichern würde, erfüllte mich mit Glück. Ich würde alles in meiner Macht stehende tun um Vaughn glücklich zu machen. Selbst wenn ich ihn nicht dazu bringen konnte mich zu lieben, so wollte ich ihn doch wenigstens richtig glücklich sehen. "Ich sollte langsam mal zu Mirabelle...", meinte Vaughn schließlich. "Es ist schon Mittag..." "Ist es in Ordnung wenn ich dich noch begleite?", fragte ich schnell. Ich wollte mich einfach noch nicht von ihm trennen und möglichst jede Sekunde mit ihm verbringen, die er hier auf der Insel war... Vaughn antwortete nicht, sondern nickte nur abwesend und machte sich auf den Weg in die Stadt. Ich folgte ihm. Obwohl er nicht sonderlich erfreut zu sein schien über meine Gesellschaft, so dultete er sie trotzdem, was mich fröhlich stimmte. Ich hatte den Eindruck, Vaughn würde langsam anfangen mich zu akzeptieren... Wie schön, dachte ich und begleitete ihn gut gelaunt bis zu Mirabelles Tierladen. Es hatten sich alle dort versammelt, was Vaughn und mich ziemlich wunderte. Doch als ich sah, was sich in der Mitte des Gedränges befand, verstand ich sofort, wieso hier so viel los war. In der Mitte des Geschehens befand sich Denny, welcher munter mit Chen und Taro diskutierte während alle andern ihn neugierig betrachteten. Als Denny mich und Vaughn bemerkte, ließ er alle anderen stehen und rannte mit besorgter Miene auf uns zu. "Chelsea! Geht es dir gut? Wieso bist du einfach so verschwunden???" "Du hast Denny schon kennengelernt?", fragte mich Taro, welcher direkt hinter ihm stand. Plötzlich spürte ich, wie mich die Blicke aller durchbohrten. Jeder im Haus betrachtete mich neugierig und das gefiel mir garnicht. Sogar Vaughn warf mir einen fragenden, erzürnten Blick zu. "Naja, ich...", wollte ich gerade erklären als Denny mir einfach ins Wort viel und heiter anfing zu erzählen. "Ich habe ihr gestern das Leben gerettet", verkündete dieser Trottel stolz und erzählte, wie ich ins Wasser gefallen war und die Nacht bei ihm verbracht hatte. Elliot war entsetz. Mit großen Augen starrte er mich an. Mich, dann warf er aber einen wütenden Blick zu Denny. Natalie sah verletzt aus, was ich einfach nicht verstehen konnte... Als hätte ich sie hintergangen... Irgendwie wütend, aber gleichzeitig auch enttäuscht und traurig... Vaughn, welcher immer noch neben mir stand, würdigte mich jedoch keines Blickes mehr. Er sagte kein Wort, beschäftigte sich nicht weiter mit dem Geschehen. Er drehte sich um und wollte gerade das Gebäude verlassen, als ich ihn am Arm packte. "Warte Vaughn! Bitte, ich...", versuchte ich ihm zu erklären, doch er löste sich unsanft aus meinem Griff und stieß mich heftig von sich. "Fass mich nicht an", sagte er und schaute mich hasserfüllt an. Mit diesen Worten verließ er Mirabells Tierladen und ließ mich hier, mit all den neugierigen Gesichtern, allein zurück... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)