Zwillinge von Angie_Cortez (Taste in Men) ================================================================================ Kapitel 5: Tape 02 - Chapter II - With the lights out ----------------------------------------------------- Chapter II With the lights out it’s a little less dangerous Erst als Colin sich im Flieger auf seinen Platz fallen ließ, hatte er wirklich Zeit darüber nachzudenken, was der junge Italiener gesagt hatte. Colin fummelte den kleinen Zettel aus seiner Hosentasche und betrachtete die jungenhaft krakelige, aber auf mysteriöse Weise gut lesbare Schrift, des fremden Jungen. Mario war sein Name gewesen. Sagen Sie ihm, dass Sie Colin sind. Das ergab keinerlei Sinn. Eigentlich konnte Marios Vater nichts von ihm wissen. Oder war er etwa der Chef, der Bar in die man Colin schickte? Ihm schwirrte noch immer der Kopf und die Fragen waren zu mannigfaltig, als das er sie sich vernünftig hätte beantworten können. Doch sie raubten ihm den Schlaf, den er auf dem langen Flug gebraucht hätte. Immerhin wusste er, wo er hingehen konnte. Und wenn seine Familie Mario beherbergte, konnte Marios Familie gut und gern ihn beherbergen. Die Sache klang einfach gut, nur dieser eine Satz. Sagen Sie ihm, dass Sie Colin sind. Als Colin völlig übermüdet in das nächst Beste Taxi stieg und dem Taxifahrer verklickerte, wo er hinwollte, wollte er nichts anderes, als endlich in ein Bett schlüpfen. Der Jetlag begann bereits seine Fühler nach ihm auszustrecken und er fragte sich, wie Mario noch so aufmerksam hatte sein können, als er angekommen war. Vielleicht hatte er im Flugzeug geschlafen. Colin schloss die Augen und rief sich zum hundertsten Mal Marios Gesicht in den Sinn, während das Taxi in Richtung Niemandsland davon rauschte. Dunkle Haare, helle Augen. Es hatte ihm einen so heftigen Stich versetzt, dass er glaubte, seine Knie würden unter ihm nachgeben. Diese Augen, die Augen, die wie die seines Vaters, wie die von Tom. Unter Milliarden Augen hätte er diese erkannt. Und es tat weh sie an diesem Jungen zu sehen, der von Statur und Alter fast dem Tom glich, den Colin vor siebzehn Jahren geliebt hatte. Ein wirklich dummer Zufall. Nach einer guten Viertelstunde, kam das Taxi zum Stehen. Colin öffnete müde die Augen und blickte hoch auf ein hübsches, weiß getünchtes, flaches Haus. Er machte dem Fahrer klar, dass er einen Moment warten solle und stieg aus. Müde schleppte er sich die grüne, fast märchenhaft schöne Einfahrt hinauf und fand eine Türklingel. Nach einem kurzen Zögern hob er die Hand und betätigte die Klingel. Sekunden später ging die Tür auf. Colin hatte es fast erwartet, doch als er es dann sah, raubte es ihm seinen letzten schwachen Nerv und er musste sich abwenden, um nicht zu heulen. Tatsächlich war Marios Vater da und er sah aus, wie ein leicht gealtertes Abbild seines geliebten Toms. Der Fremde stellte eine Frage, natürlich auf Italienisch und Colin verstand kein Wort. Er hob kurz die Hand um eine Sekunde zu erbetteln, in der er sich wieder beruhigen konnte und setzte dann an. „Ich … bin Colin. Ihr Sohn Mario hat mich zu Ihnen geschickt. Ich muss für ein halbes Jahr beruflich hier bleiben und er sagte, ich könne bei Ihnen unterkommen“, erklärte Colin sich, schaffte es aber nicht, diesen Mann länger als ein paar Sekunden anzusehen. „Ich verstehe“, sagte Marios Vater langsam, als wäre er irgendwie überrumpelt. Seine Stimme … oh Gott seine Stimme. Warum quälte man ihn so? Bildete er sich das ein, weil er so übermüdet war? „Das ist völlig okay. Wo ist Ihr Gepäck?“ „Im Taxi“, sagte Colin, nachdem er noch einmal tief durchgeatmet hatte. „Der Fahrer wartet noch, ich muss ihn noch bezahlen und …“ „Schon gut, ich mach das. Ich bin … Marco“, er trat einen Schritt zur Seite, wie um Colin einzulassen. „Kommen Sie rein, setzten Sie sich. Sie sehen müde aus.“ Colin war ihm dankbar, denn noch länger hätte er es nicht ausgehalten. Dass es so schnell gehen würde, hatte Marco beim besten Willen nicht erwartet. In den zwei Wochen bevor Mario abgereist war, waren immer mehr Bilder seines früheren Lebens vor seinen Augen aufgetaucht. Sie überfielen ihn, sie überdeckten die reale Welt und entführten ihn in ein konfuses Dasein, welches er noch immer nicht ergründet hatte. Nur eines war klar: der Kernpunkt war der Junge namens Colin. Marco hatte realisiert, dass sein Leben, wie es jetzt war, mit dieser Frau, eine große Lüge war. Isabella Milano, seine jetzige Frau, war eigentlich seine Cousine und er gehörte hier nicht her, war hier nicht aufgewachsen. Schon seine Mutter hatte Italien verlassen. Er erinnerte sich an einen hinterhältigen Überfall, mitten in der Nacht in seiner Wohnung. Marco wusste, dass er sich nichts anmerken lassen durfte, denn wenn jemand erfuhr, dass seine Erinnerungen zurückkamen, dann war er tot. Nur durch die Amnesie hatte man ihn leben lassen. Als Colin dann plötzlich vor seiner Tür stand, gab es keine Zweifel mehr. Das war der Junge von dem er geträumt hatte, wie viele Jahre auch immer vergangen sein mochten, es war unverkennbar. Er hatte Colin hereingelassen, hatte ihm Marios Bett angeboten. Marco war stolz auf seinen Sohn, dass er so perfekt reagiert hatte. Am nächsten Morgen, saß Marco schon früh draußen in seinem Garten am glitzernden Pool und starrte hinunter auf das Meer. Er fragte sich, wie er aus dieser Lage entkommen konnte und vor allem musste er Colin alles schonend beibringen, denn schon an der Tür hatte die Liebe seines Lebens ihn erkannt, ihn aber nicht wahrhaben wollen. Marco hatte gesehen, wie Colin sich gequält hatte, kurz davor umzudrehen und zu fliehen. Zum Glück war er stark geblieben. Isabella, Marcos Frau, hatte den plötzlichen Gast nicht wirklich positiv aufgenommen. Sie hatte Marco wütend zusammengefaltet, was ihm einfiele, fremde Leute in ihr Haus zu schleppen und sie im Bett ihres Sohnes schlafen zu lassen. Doch das Meiste davon, hatte Marco einfach ignoriert. Auch jetzt versuchte er diese Frau einfach zu verdrängen, die durch die Küche rauschte, in ihrem viel zu kurzen Kleidchen und ihrem riesigen Ausschnitt, die Marco nie wirklich gemocht hatte. Mittlerweile war ihm klar, warum. Marco hörte die Haustür gehen. Sie war also endlich weg. Er seufzte tief und senkte den Kopf. Seine Frau durfte nicht wissen, dass er sich veränderte, dass er endlich bemerkte, wer er wirklich war. Doch es fiel ihm so schwer, so zu tun, als ob er ein ahnungsloser, armer Irrer wäre, der noch immer nicht bemerkte, dass man ihn hielt wie einen Hund im Zwinger. „Hey“, sagte plötzlich eine unsichere Stimme hinter ihm und Marco fuhr herum. Er blickte hoch in Colins grüne Augen. Mein Bruder … Mein Liebling … „Oh, du bist wach. Hast du gut geschlafen?“ fragte Marco und rappelte sich etwas zu hastig hoch. Colin nickte und starrte dabei auf den Pool. Er vermied es Marco anzusehen und diesem tat das weh. „Ich … muss … eigentlich Arbeiten. Aber ich weiß nicht, wie ich von hier da hin komme, wo ich hinmuss. Es soll wohl in der Innenstadt sein. Es wäre wirklich super nett, wenn du mir da helfen könntest …“ Colin brach ab und sah nun doch hoch. Sie hatten automatisch angefangen sich zu duzen. „Klar“, sagte Marco hastig, als Stille aufzukommen drohte. Stille war nicht gut, sie könnte Colin auf dumme Gedanken bringen. Was, wenn er beschloss, lieber jetzt als gleich von hier zu verschwinden? Dann hatte Marco seine Chancen verspielt. „Hast du die Adresse?“ Colin nickte, den Blick jetzt recht wachsam auf Marco gerichtet, als wolle er seine ganze Mimik und Gestik studieren. „Ist irgendetwas nicht okay?“ fragte Marco, wollte möglichst arglos dabei wirken. „Es ist nichts …“, log Colin und Marco erkannte es so klar, als könne er es in Colins Augen lesen. Er kramte in seinen Taschen und zog einen Zettel hervor, erkannte aber sofort, dass es der Falsche war. Deshalb knüllte er ihn achtlos zusammen und brachte einen Zweiten zum Vorschein, den er Marco reichte. Dieser nahm den Zettel entgegen, konnte sich gerade noch beherrschen Colins Hand nicht zu berühren und betrachtete die Adresse. „Oh“, gab er dann von sich. „Das ist eine Schwulenbar.“ „Richtig“, sagte Colin etwas kalt und starrte gut einen halben Meter an Marco vorbei. „Was machst du da? Barkeeper?“ hakte Marco nach. „Nein, Stripper“, gab Colin zu und senkte wieder den Blick. Marco verschlug es die Sprache. Eine ganze Woche lang, schien das Leben vor sich hinzuplätschern und es geschah absolut nichts. Marco konnte sich selbst nicht erklären, wie er es aushielt, dass Colin so nah und doch so fern war und Colin fand sich langsam damit ab, dass Marco Tom ähnlich sah. Er dachte möglichst wenig darüber nach. Dieser Mann hatte einen Sohn, hatte eine Frau und lebte hier in diesem warmen Land. Er hatte überhaupt nichts mit Tom gemeinsam. Tom war ein kleiner Rebell gewesen, jemand, der sich nicht gern an Regeln hielt und der sein Ding durchzog. Marco war einfach viel zu ordentlich, viel zu nachdenklich und angepasst. Er hatte ziemlich geschluckt, als Colin ihm seinen Job offenbart hatte. Ein Tom hätte sich vielleicht zu einem ausgedehnten Ausruf wie: „Cool!“ hinreißen lassen. Eines Abends jedoch, versetzte ihnen das Schicksal einen Tritt zur Tür hinaus. Colin und Marco kamen oft etwa gleichzeitig nach Hause und das meist mitten in der Nacht. Marco schloss die Tür auf und ließ Colin herein treten, der heute auffällig blass war. „Geht es dir gut?“ fragte Marco leise, wie um seine Frau nicht aufzuwecken, die immer mit offener Schlafzimmertür schlief, damit Marco sie mit der quietschenden Tür nicht weckte, wenn er nachts nach Hause kam. „Geht schon“, meinte Colin und steuerte zielstrebig das Bad an. „Mir ist nur furchtbar übel.“ Marco sah ihm besorgt hinterher, als er hastig die Tür hinter sich schloss und entschied augenblicklich, noch zu warten, bevor er ins Bett ging. Es dauerte nicht lang bis Colin zurückkehrte, doch er sah nicht viel besser aus. Marco trat an seine Seite, unsicher ob er eine Berührung wagen sollte, doch Colin nahm ihm die Entscheidung ab, indem er zurückwich. „Du siehst krank aus“, versuchte Marco es mit Worten. „Vielleicht sollten wir einen Arzt rufen.“ „So ein U …“, Colin taumelte und stützte sich an der Wand ab. „Unsinn.“ Er kniff die Augen zusammen und blinzelte dann ein paar Mal, als könne er dadurch alles vertreiben. Marco schüttelte hilflos mit dem Kopf. Colin ließ sich auf den Boden sinken und legte seine kalte Hand an seine scheinbar brennende Stirn. Wie auch immer Marco es drehte und wendete, er musste Colin helfen. Wieder unternahm er einen Versuch Colin zu berühren, der mittlerweile ernsthaft weggetreten war und sich nicht mehr wehrte. Marcos Herz machte einen schmerzhaften Hüpfer. Er berührte Colins heiße Stirn. „Fieber“, murmelte er. „Hey, hey Colin. Hörst du mich?“ Keine Antwort. Ihm blieb nur noch der Griff zum Telefon. In dieser Nacht war die Notaufnahme sehr ruhig und als die Ärzte Colin mitnahmen und unablässig Fachbegriffe durch den hallenden Raum brüllten, kam sich Marco furchtbar verloren vor. Auf einem der lädierten Plastiksitze ließ er sich nieder. Sie würden ihn schon hinbekommen, hatte der Arzt gesagt, nur das Fieber sei bedenklich. Marco fuhr sich durch die Haare. Als wenn die Nacht nicht schon lang genug gewesen wäre. Jetzt wurde es fast morgen und die ersten Sonnenstrahlen kitzelten den Horizont. Seine Frau würde ausrasten, wenn sie ihn nicht in ihrem Bett vorfand. Aber Marco konnte nicht nach Hause, wollte nicht in dieses Bett, nicht zu dieser Frau. Am liebsten wäre er davongelaufen, aber sie würden ihn finden, das war ihm klar, und dieses Mal würde es keine Gnade mehr geben. Was sollte außerdem aus Colin werden, wenn er jetzt nach Hause ging? Was, wenn Colin starb, hier in diesem recht schäbigen Krankenhaus und er war nicht da? Das hätte Marco sich niemals verziehen. Die Rettung war so nah und doch so fern. Er musste mit Colin reden, es gab keinen anderen Weg. Colin selbst weigerte sich Marco zu erkennen, wahrscheinlich, weil die Möglichkeit so gering war, die Hoffnung so klein. Über dem Schalter, an dem eine gelangweilte Schwester Kaugummi kaute und ein paar Akten sortierte, tickte laut und unzufrieden eine Uhr. Ihm lief die Zeit davon … „Signor Milano?“ Marco sah auf, hoch in ein müdes Gesicht eines alten Arztes. Einen Moment lang war er davon überzeugt, dass diese knochige Gestalt ihm Colins Tod offenbaren würde. Er hatte schon immer gedacht, dass das Pech ihn jagte, warum also nicht auch jetzt. „Si.“ „In welchem Verhältnis stehen sie zu Signor Jenkins?“ Marco zögerte, doch nur eine Sekunde, dann sagte er: „Er ist mein Bruder.“ Der Arzt nickte zufrieden. „Signor Jenkins ist wieder bei Bewusstsein, er weiß wie er heißt und scheint soweit in Ordnung. Das Fieber war hoch, aber wir konnten es problemlos senken. Es besteht also keine Gefahr mehr für ihn. Sie sollten ihn nach Hause bringen und dafür sorgen, dass er sich ausruht.“ Sichtlich erleichtert nickte Marco und erhob sich. „Er muss noch einiges Unterschreiben. Könnten Sie ihm dabei helfen?“ Der Papierkram war recht schnell erledigt und der Arzt konnte ein Aufblitzen in seinen Augen kaum verbergen, als er erfuhr, dass Colin reich war. Es schien fast, als wäre es ein Verlust Colin schon gehen zu lassen. „Was für ein Loch“, bemerkte Colin, als sie das Krankenhaus verließen. „Es musste schnell gehen“, entschuldigte Marco sich. „Ich hatte Angst, dass du stirbst.“ Hastig hob Colin die Hände, als wollte er sich ergeben. „Oh nein, das war nichts gegen dich. Danke, dass du mir geholfen hast.“ Sie erreichten Marcos Auto mit dem er dem Krankenwagen gefolgt war und Colin blieb an der Beifahrertür stehen. „Du siehst immer noch blass aus“, stellte Marco fest. Colin hob den Blick und sah ihn über den Wagen hinweg an. Erkennst du mich denn nicht? Willst du mich nicht mehr? Glaubst du das alles hier ist meine Absicht gewesen? „Es geht schon“, versetzte Colin und seufzte leicht. „Ich möchte nur nach Hause und in ein Bett. Die Drogen, die sie mir da gegeben haben, wirken ziemlich gut.“ Marco konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Er schloss das Auto auf und ließ sich auf den Fahrersitz plumpsen während Colin sich auf dem Beifahrersitz niederließ. Marco startete den Motor und fuhr aus der Parklücke. Kurze Zeit später rauschten sie über die Landstraße zurück zu Marcos Haus. „Ich hatte einen merkwürdigen Traum“, sagte Colin nach einer Weile. „Was hast du geträumt?“ fragte Marco und sah ihn kurz von der Seite an. Colin hatte den Ellenbogen auf die Kante zwischen Fenster und Türrahmen gelegt und spielte mit seinen Haaren. Dabei sah er gedankenverloren aus dem Fenster. „Ich glaube, das willst du nicht wissen. Es ist nur ein Hirngespinst gewesen, nichts weiter. Das kam sicherlich vom Fieber.“ Marco hielt den Wagen an einer Ampel und sah Colin jetzt unverwandt an. Doch er konnte nicht fragen, die Worte kamen einfach nicht aus seinem Mund. Dafür sprudelte etwas anderes über seine Lippen. „Kann ich mit dir reden?“ Colin wandte sich ihm verwundert zu. „Na klar.“ Zunächst aber fielen keine weiteren Worte. Schweigend fuhren sie zurück zu Marcos Haus, hoch oben an der Küste. Selbst bei Nacht war der Blick auf das Meer atemberaubend, doch jetzt war es fast schon wieder hell. Sie betraten das Haus erneut auf leisen Sohlen. Marco beobachtete Colin dabei genau, wollte sichergehen, dass er weitestgehend stabil war. Jetzt gab es kein Zurück mehr, das konnte er sich nicht leisten. Isabella war ohnehin fuchsteufelswild, da konnte Marco sein Hab und Gut drauf verwetten. Ein Rückzug würde bedeuten, dass es keine zweite Chance gab. Sie stiegen die Treppe hinauf in den zweiten Stock, der eigentlich nur aus Marios Zimmer und einem Bad bestand, das der Junge sonst ganz für sich allein hatte. Hinter ihnen schloss Marco leise die Tür und drehte den Schlüssel im Schloss. Colin zog seine fein geschwungenen Augenbrauen zusammen, sagte aber nichts. Müde setzte er sich auf Marios Bett und sah zu Marco auf. Eine stumme Aufforderung, dass der Ältere reden sollte. „Die Sache ist nicht ganz einfach“, begann Marco. Sein Herz klopfte wild gegen seine Rippen. Da war er der Moment, den er auf keinen Fall vermasseln wollte. Colin betrachtete ihn neugierig. „Okay, pass auf.“ Hastig setzte er sich neben Colin auf das Bett und holte noch einmal tief Luft. „Ich … ich bin nicht der, für den du mich hältst …“ Colin sah jetzt absolut verwirrt aus. „Für wen halte ich dich denn?“ fragte er vorsichtig. „Für … für Marco eben, für eine Hete, für einen Familienvater, für einen italienischen Barkeeper in einer verdammten Strand Bar“, versuchte Marco zu erklären. „Klingt logisch“, sagte Colin, verstand aber immer noch kein Wort. Wie sollte er es nur sagen? Es war zu schwer die drei Worte auszusprechen, so schwer wie damals in der Schule, als er Colin vergöttert hatte und kein ‚Ich liebe dich!’ über seine Lippen gebracht hatte, weil sein Verlangen zu groß gewesen war. Marco stand auf und ging im Zimmer seines Sohnes auf und ab. Der Junge hatte die Kette gefunden. Ob er sie nach Amerika mitgenommen hatte? Marco sah sich um, öffnete Schränke und Schubladen, wobei Colin ihn mit wachsender Sorge beobachtete. Schließlich fand Marco was er suchte, in einer Schublade an Marios Schreibtisch unter ein paar Zetteln für die Schule. Er zog die Kette aus der Lade und ließ sich wieder neben Colin nieder. Schweigend hielt er ihm das Schmuckstück hin. Colin betrachtete zunächst ihn, dann das glitzernde Ding in seiner Hand. Unsicher griff er danach. „Oh mein Gott …“, wisperte er in die Stille des Zimmers und augenblicklich schwamm sein Blick in Tränen. „Wo hast du das her?“ Seine Stimme war nicht mehr als ein gebrochenes Flüstern. Er krallte die Finger um das silberne ‚C’. Das war eindeutig das Schmuckstück, das er Tom damals vor der Klassenfahrt gegeben hatte. Mit Tom, war auch die Kette verschwunden. Sein Magen schien sich mit heißer Lava zu füllen, seine Hände wurden eiskalt und feucht von Schweiß. Colin wusste genau, dass sie einzigartig war, denn ihre Mutter hatte sie zum besagten Geburtstag anfertigen lassen. Auf der Rückseite war eine Gravur, die das bewies. „Du hast es mir geschenkt“, sagte Marco vorsichtig. Colin sprang auf, noch immer die Finger fest um das Lederband gekrallt. „Wo hast du das her?! Was hast du mit Tom gemacht?!“ Der Schmerz war zu groß, zu mächtig, dass er ihn hätte ertragen können. Seine Beine gaben unter ihm nach, als wären sie nur aus Gummi und er knallte Schmerzhaft auf die Knie. Doch dieser Schmerz erreichte ihn kaum. Wo kam dieses Schmuckstück her, wie war es in dieses Haus gelangt? Wenn der Schmuck noch existierte, was war dann mit Tom geschehen? Er hielt das einzige und wahrscheinlich letzte Lebenszeichen von Tom in den Händen. War es jemals deutlicher gewesen, jemals erschreckend schmerzhafter, dass Tom tot sein musste? „Colin“, sagte Marco erschüttert. Er hatte es vermasselt. „Colin.“ Er ließ sich auf der Erde neben dem Jüngeren nieder und versuchte ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. „Fass mich nicht an!“ fuhr Colin ihn an und wich zurück. „Wer bist du und was willst du von mir? Warum quälst du mich so?“ Er riss die Hand mit der Kette hoch und hielt sie Marco zitternd vor die Nase. Was dachte dieser Fremde sich überhaupt dabei? „Verdammt noch mal!“ Colins Trauer und Schmerz schien auf Marco überzugreifen. Er hatte es ein glückliches Erlebnis werden lassen wollen, doch jetzt drohte alles nach hinten loszugehen. „Sieh mich doch an! Ich bin Tom! Ich!“ Stille. Einen Moment lang schien keiner von beiden mehr zu atmen. Ströme von Tränen liefen über Colins Wangen und Tom wollte ihn nur noch umarmen, ihn trösten und ihm alles erklären. „Tom ist tot“, sagte Colin leise, hauchte es fast nur in den Raum und betrachtete das Silber zwischen seinen Fingern. „Alle haben gesagt, dass er tot ist. Da war sein Blut auf dem Teppich und sie haben gesagt, dass er tot sein muss …“ „Ich bin aber nicht tot. Ich stehe hier vor dir, bitte glaube mir.“ Tom erhob sich, ließ sich neben Colin auf die Knie sinken und griff nach seinem Handgelenk. „Sieh mich an. Du hast mich längst erkannt. Du hast mich von der ersten Sekunde an erkannt.“ „Du lügst, du musst lügen. Was willst du von mir?“ Colin weinte nur noch, war nur noch ein gebrochener kleiner Junge, hatte jeden Widerstand von sich abfallen lassen. „Du kannst nicht beweisen, dass du Tom bist.“ „Ich kann es beweisen“, behauptete Tom prompt. „Sieh mich an. Stell mir eine Frage, irgendeine. Irgendetwas, was nur ich wissen kann!“ Colin blickte einen Moment hoch in sein Gesicht, brach den Blickkontakt aber sofort wieder ab. Er konnte es nicht ertragen, wollte es im Herzen so gern glauben, doch sein Verstand verbot es ihm, bereitete ihm Kopfschmerzen, die ihn die Fingernägel in seine Handflächen pressen ließen. „Wann hast du mir das erste Mal gesagt, dass du mich liebst?“ fragte er schließlich leise. Eine Sekunde dachte Tom darüber nach, dann fiel es ihm wieder ein. Es tat so gut, sich an alles zu erinnern, war ein Segen, diese wunderschönen Momente wieder für sich zu haben. „Wir waren bei dir zu Hause, in der Villa, in deinem Zimmer. Das liegt im zweiten Stock, den Gang geradeaus und dann rechts. Wir lagen auf deinem Bett, es war kurz nach eurer Klassenfahrt. Wir haben über diesen Typen geredet, der dich zusammengeschlagen hat. Ich habe dir erzählt ich würde ihn kidnappen, in kleine Stücke hacken und auf Ebay verkaufen. Das fandest du unheimlich. Ich wollte dich trösten. Ich habe dich angesehen und dir gesagt, dass es das erste Mal ist, dass ich jemandem diese Worte sage und dass David, mein toter bester Freund, mein Zeuge dafür ist. Und dann sagte ich, dass ich dich liebe Colin. Und ich meinte nichts so ernst wie diese Worte. Und wir haben miteinander geschlafen. Es war das Schönste, was mir je im Leben passiert ist.“ Colins Augen waren jetzt starr auf Tom gerichtet. Jedes Detail stimmte. Woher hätte dieser Kerl es wissen sollen, wenn er nicht Tom war? Colin hatte nicht einmal Kevin davon erzählt. „Warum hast du mich verlassen?“ fragte Colin heiser. „Wenn alles so schön war, warum hast du mich verlassen? Ich … hätte mich beinahe umgebracht, deinetwegen.“ „Ich hätte dich niemals freiwillig verlassen. Das musst du mir glauben.“ Colin wusste nicht mehr, was er glauben sollte. Chris ließ sich auf seinen Stuhl fallen, legte die Arme auf den schmalen Tisch und den Kopf darauf. Die Welt kippte zur Seite, als er den Kopf so schief legte und beobachtete, wie Mario Milano, dieser überaus gut aussehende, italienische Schnösel, sich in der Klasse beliebt machte. Er war ganz nett, sicherlich, das musste Chris zugeben. Aber … er war einfach nicht Chris Liga. Freunde hatte der junge Millionärsenkel nicht und Mario zog die Leute um sich herum an, wie ein bunter Blütenkelch um den sich die Insekten scharten. Chris seufzte leise. Mario war schon was, er hatte einfach Stil und er war cool. Außerdem schien es ihn kein Stück zu schocken, dass Chris schwul war. Chris hatte ihm diese Tatsache brühwarm auf die Stulle geschmiert, als Mario Colin fasziniert nachgestarrt hatte. Daraufhin hatte Mario mit den Schultern gezuckt und so was wie „cool“ gemurmelt. Er war laut und lebhaft, er hatte immer irgendwas zu sagen und er war ziemlich spontan. Das alles war Chris schon nach einem Abend aufgefallen und er fand es furchtbar anstrengend. Der Lehrer betrat den Raum und die Runde um Mario verstreute sich hastig. Auch der junge Italiener schwang sich auf seinen Platz irgendwo zu Chris Linken und betrachtete seinen Gastbruder mit einem unerklärlichen Lächeln. „Warum sitzt du immer so still auf deinem Platz?“ fragte er und beugte sich zu Chris vor, der noch immer gelangweilt über seinem Tisch hing. „Was soll ich denn sonst tun?“ fragte er. „Du hast sehr nette Leute hier im Kurs. Hast du keine Amici - Freunde?“ „Wenn du es genau wissen willst:“ Chris setzte sich aufrecht hin und verschränkte störrisch die Arme. „Nein, ich habe keine Freunde und diese ganzen netten Leute hassen mich, okay?“ Mario lehnte sich zurück und musterte Chris kritisch. „Warum sollten die dich alle hassen?“ fragte er schließlich. „Weil ich schwul bin!“ versetzte Chris und starrte nun verbissen an die Tafel. „Si, das weiß ich doch“, sagte Mario und verdrehte kurz die Augen. „Aber deshalb bist du doch kein schlechterer Mensch. Das ist Nonsense. Die hassen dich nicht, weil du schwul bist, sondern weil du total … arrogante rüber kommst.“ Chris starrte jetzt nur noch den jungen Italiener an, der ihm so feurig eine Absage erteilt hatte, dass er kaum wusste, was er dazu sagen sollte. So schnell ging das also, so schnell brachte man jemanden gegen sich auf. „Warum arrogant?“ fragte Chris etwas tonlos, doch die Schulglocke unterbrach ihn und Mario winkte ab. „Più tardi - Später!“ sagte er und kramte schnell einen Block aus seiner Schultasche. Verwirrt blieb Kevin vor Chris Zimmertür stehen und lauschte. Von drinnen hörte er laute Stimmen, klang ganz nach einem Streit. Er sah sich kurz um, stellte fest, dass niemand weiter im Gang war und trat näher an die Tür. „Wie kommst du auf so was Bescheuertes?! Warum soll ich arrogant sein?!“ „Es ist ganz einfach. Du meckerst nur über die anderen, dass sie dich nicht mögen, aber eigentlich magst du sie nicht. Das ist völlig paradox!“ „Ich mag sie nicht?! Natürlich nicht! Ich bekomme ständig Schläge und man hat mein Schließfach eingetreten und mit pinker Schrift Schwuchtel drauf gesprayt! Und warum? Ich …“ „Si, si aber das ist nicht das Entscheidende! Du trägst deine Nase ziemlich hoch, du bist reich und stellst dich vor sie alle hin und sagst: Ich bin schwul, das habt ihr zu akzeptieren. Aber das funktioniert so nicht, comprendere? Du kannst nicht warten, dass sie zu dir kommen. Du musst auch zu ihnen gehen.“ „Schön, dass du das alles so weißt, wo du mich gerade mal zwei Tage lang kennst! Du spinnst doch total!“ „Oh je“, sagte Kevin leise und betrachtete die geschlossene Tür. Das war nicht gut. Dieser Junge war erst seit ein paar Tagen da und schon fing Chris mit ihm einen solchen Streit an. Es war nicht zu übersehen, dass der junge Italiener Recht hatte mit dem, was er sagte. Chris war noch nie mit jemandem in seinem Alter zurechtgekommen und das solange wie Kevin sich erinnern konnte. Immer hatte es Probleme gegeben, schon seit dem Kindergarten. Was hatte er so furchtbar falsch gemacht? „Das ist das Problema! Du lässt einfach alles an dir abprallen ohne überhaupt zuzuhören, oder darüber nachzudenken. Schön, dass du so gut damit umgehen kannst, dass du schwul bist, aber da gehört eine Menge mehr dazu.“ Kevin stutzte. Irgendetwas an der Art wie Mario auf Chris einredete kam ihm seltsam bekannt vor, als hätte er diesen Ton schon einmal gehört. Irgendwann vor langer Zeit. „Du hast da genau zwei Möglichkeiten, Dolcezza, entweder findest du dich mit all dem ab und hörst auf zu jammern, oder du änderst dich und wirst merken, dass es auch anders sein kann. Also, dannazione, überlege dir, was du willst!“ Es herrschte schweigen. Kevin lehnte sich nachdenklich an die Wand. Chris wird nicht zugeben, dass Mario Recht hat, aber trotzdem wird er endlich darüber nachdenken, schoss es ihm durch den Kopf. Was nur entfachte dieses Deja-vu in ihm? Die Tür ging auf und Kevin zuckte ertappt zusammen. Zwei stechend blaue Augen durchbohrten seine, zwei Augen, wie er sie sah, wenn er seinen Vater betrachtete. „Hey, du gibst doch nicht etwa auf? Das kannst …“ Kevin verstummte, als es ihm endlich einfiel. Dieser Junge benimmt sich wie Tom! Mario fegte mit einem entschuldigenden Lächeln an Kevin vorbei, wirkte dabei recht siegessicher und verstärkte Kevins Eindruck nur noch, der dem Schwarzhaarigen irritiert hinterher sah. „Papa!“ Kevin erschrak wieder und fuhr zu seinem Sohn herum. „Was sollte das denn?“ „Nicht das, was du denkst“, versicherte Kevin. „Es ist nur, dass er … sich außergewöhnlich benimmt. Ich bin froh, dass Colin nicht hier ist. Wahrscheinlich würde es ihn wahnsinnig machen.“ Chris betrachtete ihn fragend. „Warum?“ sagte er dann unsicher. „Er benimmt sich exakt wie Tom. Das ist gruselig. Aber wahrscheinlich reiner Zufall. Trotzdem, du stehst nicht auf ihn, oder?“ Kevin sah noch einmal über seine Schulter, aber Mario war längst weg. Das Schweigen von Chris Seite ließ ihn seinen Sohn wieder mustern. „Ich weiß nicht“, sagte Chris schließlich unsicher. „Hör mal zu, mein Lieber. Ich wünschte ich hätte es dir nicht gesagt, wahrscheinlich bringt dich das auf dumme Gedanken. Du musst Colin nicht ständig alles nachmachen. Du bist nicht wie er und du hast keine Ahnung, warum er so geworden ist, wie er ist. Es wird dir nicht gut tun ihm nachzueifern. Colin ist nicht so verrückt, weil es ihm Spaß macht, er ist so, weil ihn Toms Tod kaputt gemacht hat!“ Entsetzt starrte Chris seinen Vater an. So deutlich hatte er es noch nie gesagt. Colin glaubte, dass er nie wieder aufhören könnte zu zittern. Die Fassade, die er sich über die letzten siebzehn Jahre aufgebaut hatte, der coole, unnahbare, sexy Colin, geheimnisvoll und unheimlich erotisch, hatte sich aufgelöst wie eine Fata Morgana und nur einen sechzehnjährigen, depressiven Jungen zurückgelassen, der sich ewig hinter der Fassade versteckt hatte, damit niemand ihm mehr etwas tun konnte, um sich selbst am Leben zu halten. Er hing in Toms Armen, genoss die Wärme, die sie ihm spendete und konnte trotzdem nicht aufhören zu weinen. Tröstend strichen Toms Finger durch sein Haar, streichelten seinen Rücken, doch die Anspannung der letzten Jahre war zu groß, als dass Colin sich so schnell wieder beruhigen konnte. „Baby“, flüsterte Tom, während Colin sich ununterbrochen an ihn schmiegte. „Wir müssen hier weg, hörst du? Zurück nach hause … Wenn sie merkt, dass ich mich erinnere, dann steht nicht nur mein Leben, sondern auch deines auf dem Spiel. Du musst noch einmal stark sein, für uns beide. Kannst du das?“ „Ich weiß es nicht“, flüsterte Colin müde, doch seine Tränen versiegten langsam. „Es scheint mir noch alles so irreal. So als könne jeden Moment alles, wie eine Seifenblase zerplatzen.“ Sanft legte Tom seine Hände auf Colins Wangen. „Es ist alles real, alles ist wahr. Und wenn wir es halten wollen, dann müssen wir hier raus“, sagte er und küsste dann sanft Colins Lippen. Der Kuss ließ Schockwellen durch ihre Körper rasen, wischte einfach alles weg, was ihnen Angst machte, was ihr Glück zu zerbrechen drohte. Gemeinsam entdeckten sie ihre verlorene Liebe wieder, fanden erneut die Definition für Leidenschaft. Alles was sie nicht mehr hatten fühlen können, nachdem man sie einander entrissen hatte. „Ich liebe dich“, murmelte Tom zwischen zwei hastigen Küssen. Nichts würde sie noch einmal auseinanderbringen. Nichts und Niemand, niemand, niemand … „Wir sollten erst einmal so tun, als wäre nichts passiert“, schlug Tom vor, als sie am Abend zusammen in der Küche saßen. Sie sprechen leise, wollten hören, wann Isabella durch die Tür kam, damit sie sie nicht belauschen konnte. „Meine Frau“, Tom schauderte bei dem Gedanken, „darf keinen Wind von der Sache bekommen, sonst wird sie sofort Alarm schlagen.“ Colin nickte. Er wirkte müde, vielleicht etwas geschockt und sehr blass war er auch, aber alles in allem war Tom froh, dass das Fieber sich nicht wieder zurückgemeldet hatte. „Wie wirst du ihr erklären, dass du gestern Nacht nicht im Schlafzimmer warst?“ fragte Colin besorgt. „Ich werde ihr sagen, dass du krank bist und man mir im Krankenhaus gesagt hat, ich solle dich nicht allein lassen, falls dein Zustand sich verschlechtert. Das wird sie schlucken, hoffe ich.“ Colin zuckte mit den Schultern und griff nach Toms Hand. Er konnte es kaum ertragen, ihn nicht auf irgendeine Art zu berühren, sich nicht zu versichern, dass er wirklich da war. „Das heißt also, dass ich weiterhin krank spielen muss und heute Nacht nicht arbeiten gehe“, stellte er mehr fest, als das er es fragte. „Richtig, Baby“, antwortete Tom und streichelte mit der anderen, freien Hand Colins weiche Wange. Er beugte sich über den Tisch um ihn zu küssen. Keine Sekunde zu früh, brach er den Kuss ab. Fast im selben Moment hörten sie die Haustür gehen. „Ich halt das nicht aus“, wisperte Colin und vergrub das Gesicht in den Händen. „Du schaffst das, Baby, da bin ich mir ganz sicher …“ Isabella betrat die Küche, einen hochmütigen und sehr bösen Blick vor sich hertragend. Tom, der jetzt wieder Marco sein musste, lächelte sie etwas entschuldigend an. Es fiel ihm schwer, denn sein ganzes Inneres sträubte sich dagegen. „Wie war dein Tag, mein Schatz?“ fragte er und war erleichtert, dass Colin kaum ein Wort italienisch verstand. Es hätte ihm nur noch mehr wehgetan. „Wo warst du gestern Nacht?“ fauchte sie ihn an, während sie ihre Handtasche abstellte. Tom rutschte von seinem Stuhl und ging auf sie zu. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und erklärte ihr, was er mit Colin abgesprochen hatte. Es schien ihr nicht besonders zu gefallen, doch er sah, dass sie es glaubte. Während sie redeten, rutschte auch Colin von seinem Platz, glitt an Tom und seiner falschen Frau vorbei, ohne sie anzusehen und verzog sich nach oben in Marios Zimmer. Er wäre am liebsten geplatzt, hätte diese Frau, dieses Miststück gern erschlagen, doch er musste ruhig bleiben. So vergrub er sich in Marios Bett und hoffte, dass diese Nacht schnell vorbeigehen wollte, doch sie bescherte ihm nur Alpträume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)