Die Anstalt von Angie_Cortez (Nikolai und Raith) ================================================================================ Kapitel 3: Room Three --------------------- -I believe in people lying I believe in people dying I believe in people trying I believe in people crying- Room Three Zitternd sackte Nikolai auf das Bett. Er befand sich in einem kleinen Raum. Ein Bett, ein Schrank, ein Fenster. Nicht viel mehr. Das Fenster war mit Gittern gesichert. Man konnte es nicht zerschlagen. In die Decke eingelassene Lampen erhellten den Raum auf eine kalte Weise, die das Zittern nur noch verstärkte. „Borderline“, wisperte Nikolai in den leeren Raum. Ein Koffer lag zu seinen Füßen. Er starrte hoch zur Lampe. „Borderline Persönlichkeitsstörungen.“ Das klang so fremd. Eigentlich sollte er gar nicht mehr leben. Eigentlich sollte er gar nicht hier sein. Warum ließ man ihn nicht sterben? Warum hatte er nicht das Recht auf den freien Tod? „BPS … Emotional Instabile …“ Nikolai stockte. Er konnte sich nicht mehr an alles erinnern, was der Arzt gesagt hatte. Emotional Instabil, das wusste er noch. Borderline Typ, hatte man erwähnt. Zu Deutsch: Suizidgefährdet und Depressiv. Nikolai versenkte das Gesicht in seinen Händen. Die Verbände an seinen Handgelenkten pochten unangenehm. „Nikolai Crutschow?“ Eine sanfte Stimme Drang zu Nikolai durch. Er sah hoch und erkannte einen jungen Mann in weißem Aufzug und mit einem Klemmbrett in der Hand. „Ja“, murmelte Nikolai. „BPS im Stadium F60.31 Emotional Instabile Persönlichkeitsstörungen. Typ Borderline. Sehe ich das richtig?“ Nikolai nickte nur und betrachtete den jungen Pfleger. Er hatte sanftes braunes Haar, das weich um sein Gesicht fiel und von seinen dunkelbraunen Augen farblich kaum zu unterscheiden war. In seinen weißen Sachen, einer Hose und einem Polo Shirt sah er aus wie ein Engel. Nikolai musste an den Begriff „Götter in weiß“ denken und fühlte eine grausame Leere in sich aufsteigen. Dieser Mann war ein Gott in weiß und er würde in Nikolai nie mehr sehen als einen armen Irren. „Mein Name ist Fabian Wellington“, sagte der weiße Gott und lächelte auf eine unbeschreibliche Art, die die Leere in Nikolai mit Trauer füllte. Er griff nach dem Verband um sein rechtes Handgelenk und drückte leicht darauf. Wellington beobachtete ihn dabei. Schmerzen zuckten durch Nikolais Arm, doch er drückte verbissen zu. Das ist die Strafe, du Sünder. Du Elender. Hättest du auf deine Mutter gehört! „Nikolai!“ Die Stimme des Pflegers wurde nicht einmal laut. Er setzte sich neben Nikolai auf sein Bett und ergriff dessen verkrampfte Hand. Nikolai löste sie sofort von seiner Wunde. Er keuchte dabei auf und unvermittelt fiel eine einsame Träne auf Wellingtons Hand. „Wenn Sie stark sind Nikolai, dann wird all das bald vorbei sein. Lassen Sie mich Ihnen helfen.“ Nikolai brach in Tränen aus. „Ich will keine Hilfe, ich will nichts, ich will nur tot sein verdammt. Warum lässt man mich nicht tot sein!?“ Die letzten Worte schrie er fast in Wellingtons Gesicht. Der zuckte nicht einmal mit der Wimper: „Man lässt Sie nicht sterben, weil es irgendwo auf dieser Welt einen Menschen gibt, der Sie lieben wird, Nikolai.“ Nikolai schüttelte bestimmt den Kopf. „Niemand wird mich lieben, nicht einmal Gott liebt mich. Er will mich nicht bei sich haben!“ behauptete Nikolai etwas hilflos und nun veränderte sich Wellingtons Gesicht. Jedoch nur für eine Sekunde. Vielleicht hatte Nikolai sich das nur eingebildet. „Warum liebt Gott Sie nicht?“ „Weil ich ein Sünder bin.“ „Warum sind Sie ein Sünder, Nikolai?“ „Weil ich schwul bin.“ Fabian Wellington schüttelte sanft mit dem Kopf, so dass sein braunes Haar leicht mitschwang. Er lächelte wieder sein unbestimmtes beruhigendes Lächeln und sah Nikolai dann fest in die Augen. „Gott kann sie nicht hassen Nikolai.“ „Warum?“ fragte Nikolai einen Funken Hoffnung fassend. Wellington beugte sich zu ihm vor um ihm ins Ohr zu flüstern und Nikolai schauderte bei der unerwarteten Nähe. „Weil es ihn nicht gibt!“ Nikolai riss die Augen auf. Wut drang an die Oberfläche und drohte in einem Gefühlsausbruch zu explodieren. Doch dann wurde ihm eines klar: Wellington hatte recht. Er brauchte vor nichts Angst haben. Es gab keinen Gott. „Danke“, wisperte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)