Sirenenfang von Ur (Immunität ist alles) ================================================================================ Kapitel 1: Jede --------------- Hey! Ich freue mich, wenn ihr euch hierhin verirrt habt. Das ist meine Sidestory zu Muscheleffekt. Einige Situationen werden euch aus der vorigen Geschichte sicher bekannt vorkommen ;) Ich hoffe, dass es euch gefällt und freue mich wie immer über euer Feedback! Liebe Grüße, _________________________ »Ich weiß echt nicht, wie du das anstellst«, sagt Katja kopfschüttelnd, während wir durch die Gänge der Uni streifen, auf dem Weg zum nächsten Hörsaal. Ich zucke nur die Schultern und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Manchmal weiß ich selber nicht ganz genau, wie ich das eigentlich mache, aber Tatsache ist, dass mir die Frauen liebende Frauenwelt zu Füßen liegt. Manchmal glaube ich, dass selbst Katja mir zu Füßen liegt und die steht eindeutig auf Männer. Ihr Freund heißt Torben und der wird immer ganz unruhig, wenn er weiß, dass Katja mit mir unterwegs ist. Vielleicht sollte ich ihn beizeiten mal beruhigen. Katja ist nämlich eher nicht so mein Typ. Sie sieht zwar nicht schlecht aus, aber auch nicht so umwerfend, dass ich sie bei mir im Bett hätte haben wollen. »Tierischer Magnetismus«, entgegne ich lässig und schiebe meine Ledertasche etwas höher auf meine Schulter. Nach jedem Wochenende fragt Katja mir Löcher in den Bauch, wen ich flachgelegt habe. Ich frag mich wirklich, wieso sie daran so interessiert ist, wenn ich da an Leo denke. Die interessiert sich kein bisschen dafür und das obwohl sie lesbisch ist. Aber meine beste Freundin ist sowieso so ein Thema für sich und ich werde nie ganz verstehen, wie um alles in der Welt sie sich dermaßen auf ein einziges Mädchen versteifen kann. Es gibt einfach zu viele hübsche Mädchen auf dieser Welt. Eines von diesen Mädchen geht gerade an mir vorbei, ich kann mir ein leises Pfeifen nicht verkneifen, dann drehe ich mich um, um zu sehen, ob sie mir nachsieht. Tut sie nicht. Sie hebt nur die Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger über die Schulter und Katja bricht in lautes Gelächter aus. Ich schnaube verärgert. »Offenbar gibt es doch noch Frauen, die deinem tierischen Magnetismus widerstehen können«, stichelt Katja gut gelaunt und gluckst immer noch amüsiert. Ich drehe mich noch einmal um und sehe gerade so, wie die Brünette um die Ecke biegt. »Ach, sei still. An deiner Stelle wäre ich zu Tode gelangweilt. Hast du eigentlich überhaupt Sex mit Torben?«, erkundige ich mich bissig. Ich mag es nicht, abgewiesen zu werden. Ich bin mir sicher, diese Unbekannte schon mal irgendwo gesehen zu haben, allerdings hab ich keine Ahnung, wo genau. Katja wird rot. »Natürlich haben wir Sex!«, sagt sie entrüstet, »Aber es geht doch nicht immer nur um Sex!« Ich hebe die Augenbrauen und sehe sie an. »Schatz… Geld und Sex regieren die Welt. Ich hab beides und deswegen geht’s mir wunderbar.« Wenn Leo diesen Satz gehört hätte, dann hätte sie mich sicherlich vorwurfsvoll angesehen und die Augen verdreht. Seit sie in dieses Hanna- Mauerblümchen verschossen ist, ist alles noch schlimmer geworden. Sie predigt mir immer, dass ich zu oberflächlich bin und dass sie hofft, dass ich mich eines Tages mal so richtig verliebe, damit ich weiß, wie das ist. Aber ich bin überhaupt nicht an diesem Liebesgefasel interessiert. Es bringt doch nur Ärger, sich so auf eine Person zu fixieren. Am Ende sitzt man allein da, frisst haufenweise Schokolade und heult sich die Augen rot, vergräbt sich in seinem Zimmer und zieht sich schmalzige Filme rein, nur um komplett im Selbstmitleid zu versinken. Ich finde das ziemlich verwerflich. Leo sagt immer, dass ein Leben ohne Liebe gar kein Leben ist und ich weiß sehr genau, dass sie dabei einen ihrer Lieblingsfilme zitiert, dessen Namen ich vergessen habe. Aber ich weiß, dass es ein schrecklich schmalziger Film ist und zu allem Überfluss ist es so eine Art Cinderella- Abklatsch. Ich weiß wirklich nicht, wie sie sich so was ansehen kann, ohne einen heftigen Würgreiz zu bekommen. Nach der Uni habe ich noch keine Lust, nach Hause zu gehen. Manchmal ist es zwar sehr praktisch, allein zu wohnen – vor allem, wenn es darum geht, einen Ort für Sex zu finden – allerdings habe ich eher selten das Bedürfnis, mich in meiner Wohnung zu verschanzen. Deswegen gehe ich jetzt noch was Essen und dann werd ich mal bei Leo anrufen und fragen, ob sie Lust hat, sich mit mir in den park zu setzen. Ich muss noch ein bisschen an meiner Hausarbeit machen und Leo ist gern draußen. Da können wir das gleich miteinander verbinden. Die Blätter der Bäume sind rot, orange und gelb-braun gefärbt, hier und da steht noch eine tapfere, grüne Tanne. Aber der Herbst hat sich unbestreitbar breit gemacht und ich lausche dem Rascheln des Laubes unter meinen Füßen, während ich mich auf den Weg zu meinem Lieblingsimbiss mache. Ich stehe auf mexikanisches Essen. Und der Typ, der in dem Imbiss kocht ist sehr nett und lustig drauf. Und je schärfer das Essen, desto besser. Ist ein bisschen so wie mit den Frauen. Ich unterhalte mich mit der Schwester des Imbiss- Inhabers, die zwar ziemlich gut aussieht, aber leider mit einem Mann verheiratet ist und als ich mit Essen fertig bin, winke ich den beiden zum Abschied und krame nach meinem Handy, um Leo anzurufen. »Ja?« »Hallo, hier ist der Traum deiner schlaflosen Nächte«, melde ich mich grinsend. Ich höre Leo leise lachen. »Interessant. Wie gut, dass ich mich selten an meine Träume erinnere«, sagt sie scheinheilig und ich schnaube entrüstet. »Sei netter zu mir, klar? Ich könnte später mal die Person sein, die dein Haus baut!« Ich höre es im Hintergrund klappern. »Ich werd mir das merken. Weswegen rufst du an?« Ich sehe Leo genau vor mir, wie sie in der Küche herum hantiert und den Hörer zwischen Schulter und Kopf geklemmt hat. »Ich muss noch was für meine Hausarbeit zeichnen. Hast du Lust, dich mit mir in den Park zu pflanzen?«, erkundige ich mich und hole meinen Schlüssel aus der Ledertasche, die über meiner Schulter baumelt. »Klar. Wenn du mir noch ne halbe Stunde Zeit gibst. Ich will noch Mittag essen«, erklärt sie. »Ok. Ich sitz dann unter dem altbekannten Baum«, sage ich, sie lacht und verabschiedet sich, dann legt sie auf. Eine Stunde später unterhalten wir uns wie so oft über die Tatsache, dass Leo jede haben könnte, wenn sie nur wollte und dass ich jede haben kann und das auch nutze, was Leo allerdings kein bisschen gutheißt. Ich versuche schon seit einiger Zeit ihr dieses Mädchen auszureden, auf das sie es abgesehen hat, allerdings fallen meine Ratschläge nicht wirklich auf fruchtbaren Boden. Leo ist – was Hanna angeht – mindestens genauso verbohrt wie ich, wenn es um meine zahllosen Liebschaften geht. Aber immerhin sind wir trotzdem beste Freundinnen und das schon seit dem Kindergarten. Ich weiß noch, damals war ich eine Heulsuse und Leo hat die Jungs immer verprügelt, die mich zum Weinen gebracht haben. Diese Rollenverteilung hat sich dann irgendwann während unserer Orientierungsstufenzeit geändert. Jetzt ist es relativ ausgewogen. Ich denke, Leo und ich haben, was Schlägereien mit Jungs, die der jeweils anderen wehgetan haben, angeht, ungefähr Gleichstand erreicht. Dabei sieht man ihr das gar nicht so an. Sie ist normalerweise ein sehr friedliebender Mensch. Sie spendet Blut, macht eine Ausbildung zur Logopädin und liest sehr viel. Alles in allem ist sie ein Engel. Solange man ihre Herzblätter – und das sind in diesem Fall Hanna und ich – in Ruhe und in Frieden lässt. »Steffi steht übrigens auf dich«, murmele ich, halb vertieft in meine Arbeit und ich aus dem Augenwinkel, wie Leo sich aufsetzt. Bis eben hat sie noch auf dem Rücken gelegen, während ich eifrig am Kritzeln bin. Hausarbeiten sind dermaßen lästig, ich hasse sie. »Wirklich? Das tut mir Leid«, antwortet sie und ich weiß, dass sie es auch so meint. Denn wer immer auch auf sie steht, hat wirklich Pech gehabt. Sie ist mit Haut Haaren einem Mädchen verfallen, das sich selbst für hässlich und unscheinbar hält. Und ich kann ihr da nur Recht geben. Hanna ist wirklich nicht sonderlich auffallend. »Wieso tut dir das Leid? Sie ist eine Granate im Bett«, gebe ich nachdenklich zurück und schnappe mir mein Radiergummi. Ich könnte schwören, dass sie die Augen verdreht. »Allein, weil sie mit dir geschlafen hat, finde ich sie vollkommen uninteressant«, erklärt sie mir sarkastisch und ich lache laut auf. Ich liebe meine beste Freundin, aber ich bin mir sicher, dass sie als alte, verbitterte Jungfer enden wird. »Dein Pech. Ich hätte nichts dagegen, sie noch mal zu haben«, meine ich und lege meinen Block beiseite. Dann höre ich auf zu grinsen und beuge mich verschwörerisch vor. »Sie ist hübscher als Hanna«, sage ich. »Aber nicht so umwerfend«, gibt sie schlicht zurück. »Steffis Brüste sind sehr hübsch«, meine ich. »Hanna kennt sich wunderbar mit Literatur aus«, erklärt sie scheinheilig. »Steffi hat ein Zungenpiercing.« »Hanna spendet für krebskranke Kinder.« »Steffi hat lange Beine.« »Hanna kann Blindenschrift lesen.« Ich stöhne entnervt auf und schnappe mir erneut meinen Block. »Ich weiß echt nicht, was ich bei dir noch machen kann«, sage ich gespielt verzweifelt. »Aufgeben«, schlägt sie grinsend vor. Das wird wohl das Beste sein. Während sie ihrem Mauerblümchen nachjagt, werde ich mir so viele hübsche Frauen auf der Welt gönnen, wie ich kriegen kann. Und eigentlich ist das jede, wenn sie nur auch an Frauen interessiert ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)