Ich bereue nichts von Phoenix_Frost (Nicht einen Augenblick) ================================================================================ Kapitel 4: 04 - Kurogane ------------------------ Langsam beginnt es, in meinen Lungen zu pochen. Meine Glieder werden träge, doch ich kann nicht aufhören, zu laufen. Für ihn. Für sein Leben. Für unser Leben! Denn ich will hier raus, koste es, was es wolle. Und ich werde ihn mit mir nehmen! Wir werden gemeinsam als Sieger hier raus gehen, so, wie wir es immer tun! Seit wir zusammen unseren Weg gehen, war es immer so! Wir sind ihnen immer entkommen und niemand hat uns gekriegt! Auch, wenn das Preisgeld auf unsere Köpfe immer höher stieg, so hatte niemand es geschafft, dieses Geld jemals zu ergattern. Und nun wird auch das Schicksal dort nicht ran kommen! Nein, auf keinen Fall! Ich ziehe ihn mit mir, zwischen Stapeln von Kisten und an anderen Dingen vorbei, die ich im Vorbeirennen nicht in Augenschein nehme. Die Zeit läuft gegen uns, das letzte Korn fällt stumm und langsam ist die Runde um... Es ist zu viel Weg übrig, jetzt, in dem Moment, in dem das Ende der Zeit naht. Hektisch schaue ich mich um. Ich versuche, mich zu orientieren. Und dann höre ich es. Das, was ich so sehr verabscheue, wenn ich es nicht selbst verursache – das Geräusch, das signalisiert, dass ein lauter Knall folgen wird. „Klick.“ Ich bremse ab, bleibe starr stehen. Ich merke, wie er auch stoppt, er rennt wieder fast gegen mich, hält sich an mir fest, krallt sich in meine Klamotten. Mein Blick schleicht langsam um uns herum, doch er kann keinen Feind ausmachen. Wo? Wo ist er? Mein Blick wird immer hektischer. Ich hasse Verfolgungsjagden. Zumindest dann, wenn ich nicht der Jäger bin. Denn als dieser stehe ich immer auf der sicheren Seite, doch als Beute, als Freiwild, balanciere ich auf einem dünnen Drahtseil über einem ewig tiefen Abgrund. Ich schlucke trocken. Noch 12 Sekunden! „Du hast es auch gehört?“ „Ja.“ Langsam gehe ich einige Schritte voran. Bis auf mein Katana habe ich keine Waffen mehr bei mir. Alle habe ich zurücklassen müssen. Denn ohne Munition sind sie unnötiger Ballast, der mein Tempo mindert. Doch jetzt in diesem Moment wünsche ich mir, wenigstens noch ein Kleinkaliber bei mir zu haben, mit dem man wenigstens werfen kann. Doch ich habe nichts. Ich werfe einen besorgten Blick zu IHM. Und er beantwortet diesen Blick. Doch ganz anders, als ich es erwartet habe. Auf seinen Lippen liegt ein zartes Lächeln. Es wirkt zerbrechlich und sanft. Sein Blick ist weich und er liegt nur auf mir. Ich weiß, dass er meine Angst spürt und dass er mich beruhigen will. Wir haben auf Sand aufgebaut, das hat uns viel Kraft gebraucht, Ein mulmiges Gefühl macht sich in meiner Magengegend breit. Was soll ich tun? Von weitem höre ich, wie die letzten Männer panisch die Halle verlassen. Ich höre, wie Waffen klappernd zu Boden fallen. Wenn sie alle fliehen, wer von ihnen würde so wahnsinnig sein, zurück zu bleiben, um uns zu erschießen? Er würde es doch selbst nicht überleben oder? Meine freie Hand legt sich nervös auf das Heft meines Katanas und ich versuche, mich zu beruhigen. Ich kann nicht anders, als ruhiger zu werden. Denn er hält meine Hand und immer wieder streicht sein Daumen vorsichtig über meinen Handrücken. Seine Haut ist weich. Ich spüre sie gerne auf der meinen, auch, wenn es nur unsere Hände sind, die nacheinander greifen. Doch alles davon, war es mir wert. „Ihr glaubt also wirklich, dass ihr durch ein Chaos entkommen könnt?“ Ich zucke zusammen, sehe mich um. Alle Ruhe weicht wieder von mir und ein Stein scheint in meinem Magen zu liegen. Er zieht mich runter und am Liebsten möchte ich resignierend auf die Knie fallen. Doch ich kann nicht! Ich muss ihn beschützen! Ich sehe alte Holzkisten. Munitionskisten. Zwischen ihnen bahnen sich Gänge, die an die Wände dieser Halle führen und zwischen Kampfflugzeugen und anderen todbringenden Dingen ein klein Wenig Boden freigeben. Ein diabolisches Lachen ertönt und ich reiße den Kopf hoch. Auf einem der Kistenstapel steht ein Mann. Ich kenne ihn. „So sieht man sich wieder, du Verräter!“ Ich spüre, wie eisige Kälte sich durch meinen Körper zieht und mich erstarren lässt. „Ein Jammer, dass ausgerechnet du es sein musstest, der diesem verdammten Russen nach der Pfeife tanzt…“ schmierig falsches Bedauern trieft von seiner Stimme ab. Ich ziehe angewidert die Nase kraus. Ich hasse diesen Mann. Es gibt so viel hier, was ich hasse. Doch ihn ganz besonders. Denn er hat mich zu dem gemacht, was ich war, als ER mich gefunden hatte. Der „verdammte Russe“. Ich will ihm einen Blick zuwerfen, doch mein Körper steht noch immer starr, als ich sehe, dass er seine Waffe auf uns richtet. Doch so scharf meine Augen sind, ich sehe nicht, auf wen von uns er zielt. Ob er zwischen uns zielt und nur blufft? Ich kann es nicht sagen. Ich weiß es nicht. Und ich dank dir für jeden Tag bei dir. Ich weiß nur, dass wir nur noch 11 Sekunden haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)