Zeig mir ein Bild von Chimi-mimi (Erzähl mir eine Geschichte) ================================================================================ Kapitel 1: Green Window ----------------------- „Wir müssen einen Unterschlupf für die Nacht finden“, stellte der braunhaarige Shinobi fest, während er sich suchend umsah. „Wir sollten uns lieber beeilen.“ Mit einem Blick auf die kostbare Fracht in seinen Armen drängte der Blonde zur Eile. „Hinata braucht dringend einen Arzt.“ „Das ist mir auch klar.“ Wütend bedachte Kiba ihn mit einem bösen Blick. „Aber wir brauchen eine Pause, Naruto. Ich bin müde, von dem Kampf tut mir alles weh und wir haben noch nicht mal unsere Verletzungen versorgt. Also, lass uns heute Nacht irgendwo ein paar Minuten ausruhen und schlafen.“ Nur widerwillig gab der Shinobi seine Zustimmung durch ein leichtes Nicken. Auch wenn er es ungern zugab, hatte Kiba recht, denn nicht nur sie brauchten eine Pause, es würde auch Hinata, die unregelmäßig atmend und totenbleich in seinen Armen lag, gut tun, sich ein bisschen auszuruhen, nicht ständig hin- und hergeschaukelt zu werden. „Akamaru, was denkst du?“ Der große, weiße Hund lief geschmeidig neben seinem Herrchen her und bellte ihm einmal zu. „Okay, bring uns hin“, wies Kiba ihn an und drehte sich im Sprung zu Naruto um, „In der Nähe muss ein Unterschlupf sein. Wir folgen ihm.“ Ohne eine Zustimmung von seinem Begleiter abzuwarten drehte er sich wieder nach vorne, verließ sich drauf, dass der Blonde ihm folgte, was dieser auch ohne weitere Widerworte machte. Schweigend folgten sie einem kleinen Pfad, entfernten sich von ihrem eigentlichen Weg, auf der Suche nach einem Schutz für die Nacht. „Hey, Naruto, sieh dir das mal an…“ Neugierig sah der Blonde zu seinem Teamkameraden, der mit riesigen Efeuranken kämpfte. „Da ist ein Eingang.“ Nach einem kurzen, aber heftigen Gefecht mit den widerspenstigen Pflanzen hatte Kiba einen Teil des Gebäudes, das zu dem Türsturz gehörte freigelegt und trat einen Schritt zurück, um es prüfend zu betrachten. „Von außen sieht es ja schon mal stabil aus…“, stellte er nach einer Weile zufrieden fest, „Ich geh rein, du wartest mit Hinata hier.“ Ohne ein Wort des Einwands nickte Naruto nur und bettete Hinata vorsichtig auf eine mit Moos und Gras bewachsene Stelle. „Akamaru, du bleibst draußen“, befahl der braunhaarige Shinobi noch seinem Hund, bevor er vorsichtig die Ruine betrat. Der große weiße Hund sah ihm winselnd hinterher, trottete dann aber an die Seite der verletzten Kunoichi und betrachtete sie mit fast schon sorgenvollem Blick. „Du hast auch Angst um sie, hm?“ Sanft kraulte der Uzumaki ihn hinter den Ohren. „Keine Angst, wir bringen sie bald nach Konoha. Morgen um die Zeit sind wir sicher schon da und dort kann sie dann von Sakura-chan versorgt werden. Sie ist die Beste, na ja, nach Tsunade, der alten Säuferin, aber die ist ja nicht da, nicht wahr?“ „Hey, Naruto, du kannst kommen, hier ist es sicher. Akamaru, bei Fuß!“, rief Kiba laut. Sanft hob der Angesprochene seine Teamkameradin hoch und betrat dann ebenfalls das heruntergekommene Haus. „Ich hab schon ein Lager vorbereitet…“ Bei diesen Worten deutete der Inuzuka auf die paar Decken, die sie zum Schutz dabei hatten und die nun ein Bett für ihre Freundin darstellen sollten. Erneut legte Naruto die Verletzte sanft ab und überprüfte den Sitz ihrer Bandagen. „Sie friert, können wir hier drinnen ein Feuer machen?“ „Da drüben ist ein alter Kamin, draußen gibt es Holz, warum also nicht?“ Nun sah auch der Blonde sich neugierig um und betrachtete den Raum. Die Fenster waren mit Moos überzogen und auch Efeu und andere Ranken hatten sich ihren Platz im Haus gesucht. „Es muss schon lange verlassen sein…“ Kiba war in der Zwischenzeit mit Ästen und anderem Feuermaterial zurückgekehrt. „Scheint mal ne große Villa gewesen zu sein.“ Ein Magenknurren durchbrach die Stille, die eingekehrt war und Naruto sah verlegen zur Seite. „Ich glaube, wir sollten was essen“, stellte der Inuzuka daraufhin grinsend fest. Ein paar Minuten später war der Kamin gereinigt, ein kleines Feuer wärmte Hinata und die beiden Shinobi konnten sich endlich etwas zu essen gönnen. Schweigend saßen sie nebeneinander und aßen die kläglichen Reste, die ihnen von ihrer Reise noch geblieben waren, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. „Dieser Ort ist seltsam…“, murmelte Naruto, während er das Fenster, durch das die letzten Sonnenstrahlen durchblitzen, betrachtete. „Wie meinst du das?“ „Ich weiß nicht…“ „Ah ja…“ Wieder in seine Gedanken abdriftend, spielte Kiba mit einem Kunai und sah zu, wie die Sonne langsam ihre Kraft verlor. „Naruto, ich… Also, ich möchte mich noch bei dir bedanken.“ Verblüfft sah der andere ihn an. „Wofür bedanken?“ „Das weißt du doch.“ Unruhig scharrte Kiba mit seinem Fuß auf dem Boden, er fühlte sich unwohl. „Du hast mir immerhin das Leben gerettet, als diese verdammten Shinobi uns angegriffen haben.“ „Wir sind ein Team für diese Mission, es war selbstverständlich, dass ich dir geholfen habe.“ Wieder entstand eine verlegene Stille zwischen den beiden, die sonst nicht auf den Mund gefallen waren. In der Zwischenzeit waren auch die letzten Sonnenstrahlen verschwunden und der Raum wurde nur noch durch das flackernde Licht des Feuers erhellt. „Naruto?“, wieder war es Kiba, der das Wort ergriff, „Sag mal, also… Liebst du Hinata?“ „Was?“ Der blonde Shinobi bedachte seinen Freund mit einem Blick, der deutlich besagte, was er in diesem Moment von ihm dachte. „Wie kommst du jetzt darauf?“ „Ich weiß nicht, ich hatte bei unserem Kampf das Gefühl, dass du sie unbedingt beschützen willst und ich hab halt gedacht, na ja… du weißt schon.“ Es war Kiba jetzt deutlich peinlich, dass er dieses Thema überhaupt angeschnitten hatte. „Und was ist mit dir? Du und Hinata? Ihr seid ja manchmal ziemlich vertraut“, wich Naruto der Frage mit einer Gegenfrage mehr oder weniger geschickt aus. „Ich? Ich und Hinata? Also, ich weiß ja nicht, wie du jetzt darauf kommst.“ „Du hast schon fast panisch ihre Wunden versorgt und die Blutung gestillt.“ „Und du bist wie ein Berserker auf sie los, nachdem sie verletzt wurde.“ „Dafür hast du dich auf sie geworfen, um sie vor den Kunai zu schützen, mit deinem Körper.“ „Du hast mir doch auch das Leben gerettet. Heißt das jetzt, dass du mich liebst?“ „Versuch nicht abzulenken, immerhin hast du mit dem ganzen Quatsch angefangen!“ Wütend funkelte Naruto seinen Freund an. „Hast ja Recht“, gab Kiba kleinlaut bei und kraulte Akamaru hinter den Ohren. „Also, ich weiß es nicht.“ „Was? Oh… Na ja, eigentlich liebe ich ja Sakura-chan, also von dem her, aber ich mag Hinata auch sehr.“ „Ich mag sie auch, sie ist mir wichtig und eine gute Freundin.“ „Ja, sie hört einem immer zu. Wenn sie nur nicht so schüchtern wäre und dauernd umkippen würde.“ „Naruto…“ „Was ist jetzt schon wieder?“ „Du bist ein Idiot.“ „Hey, was hab ich denn jetzt schon wieder gemacht?“, rief der Blonde empört fragend aus. „Vergiss es. Ich leg mich hin, du hältst die erste Wache.“ Kiba kuschelte sich an Akamaru und schloss die Augen. Eine Weile sagte er nicht, doch dann murmelte er noch einmal leise, kaum hörbar: „Nacht, Naruto… Und… ich bin froh, dich als Freund zu haben.“ Einen kurzen Augenblick war der Blonde sprachlos, dann grinste er breit. „Nacht, mein Freund.“ Kapitel 2: Power ---------------- Schon als sie am Morgen aufstand, wusste Cassandra, dass dieser Tag nur noch schlechter werden konnte. Diese Vorahnung bestätigte sich, als sie schließlich mit Verspätung ihr Klassenzimmer betrat und einen Blick auf die Tafel warf. Praktische Zwischenprüfung. Die Schwarzhaarige konnte den kleinen Ächzer, der ihr beim Wort „praktische“ entfuhr, nicht unterdrücken. „So, da wir jetzt vollständig sind…“, Miss Mansfield warf einen strengen Blick zu Cassandra, welche ihn missmutig erwiderte, „… können wir nun mit der Prüfung beginnen. Ihr werdet zweier Teams bilden, die sich ergänzen. Wahrscheinlich erinnert ihr euch noch an Nathans Besuch und die daraus entstandenen Teams. In genau diesen Paarungen werdet ihr antreten, also stellt euch auf.“ Bei jedem Wort verschlechterte sich Cassandras Laune. Erst verschlief sie, dann kam ausgerechnet heute diese Überraschungsprüfung und zu guter Letzt musste sie mit Logan zusammenarbeiten, mal wieder. „Ich nehme an, es hat einfach einen Preis, so gut zu sein.“ Wie aufs Wort schlenderte ihr Lieblingsfeind lässig zu ihr rüber und grinste sie breit an. „Mein Preis bist wohl du.“ „Leck mich.“ Logan verging das Lächeln für einige Sekunden, ehe er sich wieder fing. „Oha, da ist heute Morgen wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden.“ Cassandra war wirklich nicht nach einer Diskussion mit dem Brünetten, also konzentrierte sie sich lieber auf Miss Mansfield. „Wenn ihr bereit seid, geht einfach durch dieses Tor hindurch. Das Ziel der Prüfung ist es, so schnell wie möglich aus dem Labyrinth wieder herauszufinden. Fangt an.“ Zögerlich sahen die Teams auf den Boden und wichen dem fragenden Blick ihrer Lehrerin aus. Keiner wollte den Anfang machen und den ersten Schritt ins Ungewisse setzen. Cassandra hingegen zog den sich wehrenden Logan hinter sich her, hatte sie doch nur das Ziel diese Prüfung so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Sie trat durch das Portal und landete in der vollkommenen Finsternis. Prüfend sah die junge Frau sich um, doch sie konnte nichts erkennen. „Logan?“, rief sie leise nach ihrem Begleiter, die Antwort kam prompt in Form einer kleinen Flammenkugel, welche das Gesicht des Jungen beleuchtete. „Das nächste Mal gehe ich lieber selber, ich habe nämlich zwei Beine, die ich benutzen kann.“ „Stell dich nicht so an. Lass uns lieber den Weg hier raus suchen, ich will das Ganze so schnell wie möglich beenden.“ „Nicht nur du.“ Suchend sah Logan sich um und deutete auf einen Weg. „Lass uns den mal ausprobieren.“ „Warte mal… Wir sollten das vorher überprüfen, ob es Fallen gibt. Die lassen uns hier sicher nicht einfach so raus.“ „Die werden sicher nicht schon im ersten Gang, den wir betreten, eine Falle aufgestellt haben. Vertrau mir doch einfach.“ Ohne weitere Einwände abzuwarten, wandte Logan sich ab und betrat den Gang. Cassandra entschied sich ziemlich schnell ihm zu folgen, denn er hatte das Licht, ohne ihn würde sie vollkommen im Dunkeln stehen. Schweigend durchquerten sie einen Gang nach dem anderen, versuchten einen Weg rauszufinden, doch es gelang ihnen einfach nicht. Nach einer weiteren Stunde ließ Cassandra sich einfach auf den Boden fallen und seufzte leise. Nicht einmal die Markierungen, die sie mit Hilfe von Logans Feuerkugeln angebracht hatten, hatten ihnen weitergeholfen. Dieses Labyrinth schien keine logische Form zu besitzen, nichts Berechenbares und auch mit Magie konnten sie nicht durchbrechen. „Das hat doch keinen Sinn“, gab Logan, in der Zwischenzeit leicht erschöpft und ziemlich missmutig, von sich. „Aber es muss einen Weg hier raus geben. Ich muss nur nachdenken.“ Wie immer, wenn sie unter Druck stand, knabberte die Schwarzhaarige an ihrer Unterlippe herum. „Das hat vorhin schon nichts gebracht und wird jetzt auch nicht mehr nützen. Gehen wir weiter.“ Die Feuerkugel suchte sich einen Gang aus und ihr Erzeuger folgte ihr langsam. „Logan, warte!“, schrie Cassandra ihm im selben Moment hinterher, doch es war zu spät. Mit einem lauten Krachen wurde eine Falle ausgelöst, der helle Schein des Feuers erlosch und hinterließ nur die fast schon greifbare Dunkelheit. „Oh, verdammt.“ Fluchend tastete die junge Frau sich in die Richtung, in der sie ihren Begleiter vermutete. „Hörst du mich? Dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, dich zu melden.“ Es kam ihr seltsam vor, allein in der Dunkelheit, ihre Stimme und sonst nichts. „Logan… Komm schon, sag doch bitte was“, bat sie den Brünetten, doch der gab keinen Ton von sich. „Okay, nur keine Panik bekommen, ganz ruhig bleiben.“ Vorsichtig ließ sie sich auf alle Vier nieder und tastete sich so langsam vorwärts. Tränen liefen ihr die Wange runter, denn diese undurchdringbare Dunkelheit ängstigte sie. „Hey, Logan, bist du hier irgendwo?“ Ein leises Stöhnen war ihre Antwort, sie war nicht weit von ihm entfernt. „Gut, Cassandra, du bist gleich bei ihm und dann…“ Ja, was dann? Ohne seine Feuerkugel konnte sie nichts sehen, sie konnte nichts machen, nicht einmal seine Wunde versorgen. „Oh Gott, was soll ich nur machen?“ Nun liefen ihr die Tränen immer heftiger und schneller die Wange runter, doch trotzdem tastete sie sich weiter und fühlte bald einen Arm oder ein Bein. „Logan!“ Ein Schuh, also musste es sein Bein sein. Während sie weiter kroch, wischte sie sich mit einem Ärmel über ihre tränennasse Wange. Sanfte erfühlte sie seinen Bauch, seinen Arm und schließlich seinen Kopf. „Was soll ich denn nur machen?“ In dem Moment kam ihr der Satz, den Nathan erst vor kurzem zu ihr gesagt hatte, in den Sinn: „Wenn die Zeit gekommen ist, werden deine Fähigkeiten schon erwachen.“ Aber wenn nicht jetzt, wann denn dann? „Es ist jetzt an der Zeit“, flüsterte sie entschlossen und schloss die Augen. „Ich kann das.“ Sie versuchte zu vergessen, zu vergessen, dass sie in dieser Dunkelheit gefangen war, zu vergessen, warum sie so dringend Licht benötigte, zu vergessen, dass sie bisher keine Magie zustande gebracht hatte. Stattdessen konzentrierte sie sich auf das Licht in sich selbst, betete, dass es real werden würde, dass es ihr den Weg weisen würde. „Du hast es geschafft…“, erklang die leise Stimme von Logan, „Unglaublich, du hast es geschafft!“ Cassandra öffnete die Augen und sah staunend auf ihre Hand, auf die kleine Kugel aus reiner Magie, die die Wände des Labyrinths beleuchtete. In diesem Moment war sie einfach nur unendlich dankbar, endlich hatte sie ihre Kraft gefunden. Kapitel 3: Key to your heart ---------------------------- „Das darf doch einfach nicht wahr sein.“ Man sah Hilary ihre Verzweiflung deutlich an, als sie den Inhalt ihres Rucksacks ausschüttete. „Was ist denn los?“ Der Junge mit den kurzen Hosen und der übergroßen Brille sah sie aus sicherer Entfernung fragend an. „Mein Schlüssel liegt daheim, mein verdammter Fahrradschlossschlüssel ist nicht hier.“ Ohne sich weiter um Kenny zu kümmern, durchwühlte sie ihre Habseligkeiten ein letztes Mal, bevor sie zu ihrem Fahrrad sah und sich eine Strähne, die sich losgelöst hatte, aus dem Gesicht strich. „Du bist doch ein Genie, kannst du das Schloss nicht knacken?“ „Na ja…“, druckste er ein bisschen rum, wich einen Schritt zurück und klammerte sich an seine Schultasche. „Mein Spezialgebiet sind ja nun doch eher Beyblades.“ „Was willst du mir damit sagen? Kannst du es nicht oder willst du es nicht?“ In der Zwischenzeit drückte der Brünette sich an die Mauer des Schulgebäudes. „Ich… ich… ich…“ „Kenny!“ Drohend sah sie ihn an und erwartete seine Antwort. „Hey, Hilary, lass den armen Kerl gehen, du machst ihm Angst.“ Tyson lehnte lässig an einer Straßenlaterne, die Schultasche über der Schulter hängen und sah sie grinsend an. Wütend richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und sah ihn bitterböse an. „Wenn du das Schloss knacken kannst, nur zu, tu dir keinen Zwang an.“ Der Blauhaarige lachte laut auf und kramte in seiner Hosentasche. „Kein Problem.“ Im Nu hatte er seinen Beyblade gezogen und mit einem gezielten Schuss das Schloss geknackt. „Besorg dir besser ein neues Schloss, das ist wohl zu nichts mehr zu gebrauchen.“ „Oh je…“, seufzte Kenny leise, als er Hilarys Gesichtsausdruck deuten konnte. Neben Entsetzen, Erstaunen und grenzenloser Verblüffung war dort auch viel Wut zu sehen. „Tyson!“ Mit einem Wutschrei schmiss sie ihre Schultasche nach dem immer noch grinsenden Jungen. „Was denn? Das Schloss ist doch offen, oder?“ Er warf ihr ihren Rucksack zurück. „Du bist so… Argh!“ Hilary sammelte ihre Sachen ein und warf ihm noch einen giftigen Blick zu, bevor sie sich auf ihr Fahrrad schwang und davon raste. „Ich verstehe wirklich nicht, was sie hat.“ Kopfschüttelnd sah er ihr hinterher und wandte sich dann seinem kleinen Freund, der die Überreste des Schlosses aufgesammelt hatte, zu. „Das Schloss ist doch offen, was will sie mehr?“ „Du bist wirklich ein Idiot.“ „Jetzt fang du nicht auch noch so an. Was hab ich denn so Schlimmes getan?“ „Hier.“ Kenny drückte ihm das Fahrradschloss in die Hand. „Was soll ich denn mit dem kaputten Teil?“ „Entsorgen und reparieren oder ein neues Schloss besorgen.“ „Keine Lust.“ Er steckte die Überreste zwar in seine Hosentasche, verschränkte aber kurz darauf seine Arme hinter dem Kopf und gähnte herzhaft. „Mach es einfach!“ Unruhig saß Tyson an seinem Platz, die Hände in die Taschen vergraben, den Blick starr auf die Tür gerichtet. Er verstand immer noch nicht, warum Kenny ihm gestern Abend noch, am Telefon, die Leviten gelesen hatte, immerhin hatte er nur das blöde Schloss geöffnet. Nun gut, vielleicht nicht unbedingt auf die sanfte Tour, aber die Hauptsache war doch, dass es offen war. Hilary hatte nie erwähnt, dass es heil bleiben sollte. Frauen, nie konnten sie klar sagen, was sie wollten und nie konnte man es ihnen recht machen. Mit einem Seufzer legte Tyson seinen Kopf auf der Tischplatte ab, visierte aber immer noch die Tür an. „Morgen, Leute“, begrüßte die Brünette ihre Klasse so fröhlich wie jeden Morgen auch, bevor sie wie erstarrt stehen blieb, als sie den Blauhaarigen entdeckte. „Du? Schon hier? Aber… Es ist doch… die Glocke hat doch noch nicht geläutet.“ Einen kurzen Moment warf er ihr einen Blick aus seinen blauen Augen zu, dann wandte er sich ab und ihr den Rücken zu. „Kannst du jetzt nicht mal mehr guten Morgen sagen? So schwer ist das nun wirklich nicht, selbst für dich nicht.“ „Morgen Hilary.“ Wie immer kam Kenny rechtzeitig, um die beiden auseinander zu halten und eventuellem Streit vorzubeugen. „Hallo.“ Sie lächelte ihm zu, musterte Tyson noch einmal kritisch und misstrauisch, doch als dieser sich nicht regte, zuckte sie kurz mit den Schultern und legte ihre Tasche ordentlich neben ihr Pult. Als sie dieses öffnete, bemerkte sie sofort die Unordnung und die kleine Plastiktüte, die am Tag zuvor definitiv nicht da gewesen war. „Okay, wer war an meinen Sachen?“ Wie eine Kriegsgöttin stand sie im Raum, mit blitzenden Augen und schwenkte das Objekt ihrer Wut in der Luft herum. „Was ist da drinnen?“, fragte Kenny todesmutig und rückte seine Brille zurecht. „Ich weiß nicht.“ Verwirrt blickte Hilary auf die Tüte. „Ich schau mal nach… Ein Schloss? Ein Fahrradschloss?“ Ihr Blick fiel auf Tyson, der im Gegensatz zum Rest seiner Klassenkameraden immer noch auf seinem Platz saß und betont aufmerksam den Ast vor dem Fenster musterte. „Von wem auch immer das ist, vielen Dank. Das ist genau das, was ich brauchen kann.“ Mit einem versteckten Lächeln setzte sie sich an ihren Platz und ließ das Schloss in ihrer Schultasche verschwinden. Kapitel 4: Ruine ---------------- „Warum hast du das getan?“, fragte er leise, ohne seinen Blick vom Weg abzuwenden und zu seiner Begleitung zu schauen. So konnte er auch den leisen Rotschimmer, der ihre Wangen zierte, nicht sehen. „Für Ruffy.“ „Nur für ihn? Er ist doch nur ein kleiner Pirat…“ „Du weißt, dass das nicht stimmt.“ Ein kleiner Seitenblick auf sie ließ ihn schmunzeln. Wie immer, wenn ihr etwas nicht passte oder sie auf jemanden herabsah, hatte sie sich so weit zurückgebeugt, dass sie schon in den Himmel sah. „Du, eine der sieben Samurai, schmeißt alles weg, nur um Ruffy zu helfen.“ Unter Schmerzen setzte er sich auf einen Stein und sah sich um, ohne etwas wahrzunehmen. „Du bist doch sein Bruder, solltest du das nicht verstehen, Puma D. Ace?“ Immer noch hatte sie den Kopf weit in den Nacken geworfen, sie sah ihn höchstens noch aus den Augenwinkeln. „Wo sind wir überhaupt?“, warf er ablenkend ein und sah sich um. „Das hier ist die Ruine des Lebens und die Stadt, die wir vorher durchquert haben, war die Stadt des Todes.“ „Was soll ich hier, Boa? Warum hat Whitebeard mich hierher geschickt?“ „Es ist ein Ort der Erholung und der Heilung. Du sollst dich hier verstecken, bis die Wogen sich glätten.“ Müde sah Ace sich um, doch so weit das Auge reichte, gab es nur Büsche, Bäume und die bewachsenen Ruinen. Grün, grün und noch mal grün. Er konnte sich ein gemütlicheres Versteck vorstellen, mit Rum, Musik und viel Essen, aber immerhin hatte er hier eine Frau. „Warum hilfst du eigentlich Ruffy?“, fragte er leise, den Blick auf den Boden gerichtet. „Weil… weil ich… weil ich… weil ich ihn liebe.“ Unmerklich versteifte sich Boa. „Er ist wundervoll.“ „Unglaublich, für einen kleinen Piraten riskierst du deinen sicheren Platz bei den sieben Samurai.“ „Ruffy ist kein einfacher Pirat“, erwiderte sie schlicht. „Mit der Meinung stehst du anscheinend nicht alleine da.“ „Widerstrebt dir der Gedanke sehr? Dass dein kleiner Bruder dich einmal übertrumpft?“ „Die Frage ist schwierig. Ich wünsche es ihm, ich wünsche mir, dass sein Traum in Erfüllung geht, aber in erster Linie diene ich meinem Käptn und ich weiß, dass Ruffy keine Chance gegen Whitebeard hat.“ „Bist du dir sicher?“, fragte sie leise. „Sei ehrlich.“ „Wie es wirklich endet, wissen wir erst, wenn sie gekämpft haben.“ Eine kurze Zeit lang hörte man nur, wie Boa in ihrem Rucksack etwas suchte. „Lass mich deine Wunden versorgen“, befahl sie ihm dann barsch. „Du machst wirklich alles für Ruffy, oder? Sogar so Dienste, die du sonst nie erledigen würde.“ Ace grinste sie amüsiert an, wurde jedoch mit einem strengen Blick bedacht. „Das hier mache ich nicht für Ruffy, das mache ich für dich, also halt still.“ Ohne, dass er wusste, was geschah, spürte er, wie sich ihre kühlen Finger erstaunlich sanft um seine Wunden kümmerten. „Erzähl mir mehr über diesen Ort.“ „Man sagt, dass ein Heiler, der Nutzer einer Teufelsfrucht, hier starb und seine Fähigkeiten sich auf den Boden und die Natur übertrugen. Seitdem ist auf dieser Insel dieser Fleck der einzige Ort, der lebt. Die Stadt, die wir durchquerten, ist voller Halunken und zwieträchtiger Menschen, die den Tod bringen, während dieser Ort rein und unberührt ist.“ „Ich habe noch nie hiervon gehört.“ „Das kannst du auch nicht, denn nur wenige kennen das Geheimnis dieser Ruine. Die Bewohner der Stadt glauben, dass hier Geister leben und keiner traut sich her.“ „Gauner, die Angst vor Geistern haben?“ Ace grinste amüsiert. „In Anbetracht an die ganzen Teufelsfrüchte, die auf der Grandline kursieren, ist die Angst wirklich lächerlich“, erwiderte Boa und versuchte ein Lachen zu unterdrücken. „Aber das ist unwichtig. Was jetzt zählt, ist nur, dass du schnell wieder auf die Beine kommst.“ „Willst du mich loswerden?“ „Ich habe es Ruffy versprochen und mein Versprechen halte ich, also leg dich hin und werde gesund.“ „Ich bezweifle, dass das so einfach geht.“ „So skeptisch hätte ich dich gar nicht eingeschätzt.“ Die Schwarzhaarige zog ihre Augenbraue hoch. „Weißt du, wenn man so kurz vor dem Tod steht, da überdenkt man einiges.“ „Ach ja?“ „Ja, und während Ruffy gekämpft hat, hatte ich viel Zeit dafür…“ „Während mein Schatz um dein Leben gekämpft hat, hast du nachgedacht?“ Boa sah ihn misstrauisch an. „War ein guter Zeitpunkt.“ „Und über was? Darüber, dass er sein Leben für dich riskiert?“ „Nein.“ Ace stand auf und erwiderte ihren Blick ruhig. „Über das hier.“ Mit einem schnellen Schritt hatte er die Distanz zwischen ihnen überwunden und die verblüffte Piratenkönigin in den Arm gezogen. Boa war zu keiner Reaktion fertig, seine Aktion überraschte sie, doch zu ihrem Erstaunen lehnte er sich nur an sie und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. „Du riechst gut. Wie eine Blumenwiese am Rand eines Waldes und ein Hauch von Meeresbrise. Warum nur liebst du meinen Bruder?“ „Ace… Es tut mir Leid, ich…“ „Schon gut, lass mich einfach nur… einfach nur einen Moment so bleiben, ja?“ Fast unmerklich nickte Boa und so verharrten sie weiter in der Umarmung. Kapitel 5: One Way ------------------ „Du musst gehen, Tai, es ist deine Chance“, flüsterte die junge Frau traurig. „Ich weiß, aber…“ „Kein Aber, du musst diesen Weg gehen, verstehst du? Auch für mich.“ „Sora, ich weiß es ja, ich weiß, nur… Es ist so weit weg von meiner Familie, von meinen Freunden, von dir“, erwiderte der Brünette ebenso leise. „Du siehst uns doch immer wieder. Wir können E-Mails schreiben, telefonieren, du bist ja nicht aus der Welt.“ Ihr Blick sagte etwas anderes als ihre Worte, als sie traurig auf die endlos lang scheinenden Gleise herunter sah. „Du musst dieses Angebot einfach annehmen.“ „Ja.“ Auch Tais Blick war in die Ferne gerichtet, nachdenklich und unsicher zugleich. „Ruf ihn an und sag ihm zu.“ „Wie bitte?“ Erstaunt sah er seine Freundin an, die entschlossen vor ihm stand und ihm sein Handy vor die Nase hielt. „Ruf ihn an, sag ihm zu, jetzt.“ Unsicher griff Tai nach dem Telefon, machte aber keine Anstalten die ihm in der Zwischenzeit so vertraute Nummer zu wählen. „Ich habe es mir immer so sehr für dich gewünscht, dass du diese Chance erhältst und jetzt willst du sie nicht nutzen? Komm schon, Tai, hast du etwa Angst?“ Sora zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen, versuchte ihre eigentlichen Gefühle dahinter zu verstecken. „Wie kommst du denn darauf, dass ich Angst habe?“ Fast schon empört sah er sie an. „Beweise es mir.“ „Sora…“ „Hör zu, Tai…“ Sie sah ihn ernst und auch etwas bittend an. „Ich möchte, dass du das Angebot annimmst, weil ich dich liebe. Ich will, dass du glücklich bist.“ Der Brünette lehnte sich an sie, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und schlang seine Arme um sie. „Bei dir bin ich glücklich, das weißt du doch.“ „Ja, aber jetzt wird es Zeit, dass du einen weiteren Schritt nach vorne machst. Es geht um deine Zukunft.“ „Um unsere Zukunft, Sora“, warf er ein, „Um unsere gemeinsame Zukunft.“ Sie achtete nicht auf seine Worte, starrte nur auf seine Brust vor ihren Augen. „Mit einem Bürojob wärst du unglücklich, Tai, das wissen wir beide. Du musst das Angebot annehmen, damit wir glücklich werden können. In ein paar Jahren kehrst du zurück oder ich komme zu dir, egal wie, aber das ist dein Weg.“ Schweigend standen sie da, eng aneinander gedrückt, erst die leisen Töne der Handytastatur unterbrach die Stille. „Ja, hallo, hier spricht Taichi Yagami. Ich habe mich entschieden.“ Seine Stimme war leise, kaum hörbar. „Ich nehme ihr Angebot an, ich würde wirklich gerne das Stipendium bei ihnen bekommen. Ja, vielen Dank.“ Sora konnte sich nicht mehr halten und Tränen liefen ihr die Wangen runter. Sie gönnte es ihm so sehr und zugleich wollte sie ihn nicht hergeben, wollte, dass er bei ihr blieb. „Ich liebe dich“, flüsterte der Brünette leise in ihr Ohr und gab ihr einen Kuss auf die Wange, dann ging er. „Wann gehst du?“ Er blieb noch einmal stehen, drehte sich nicht um. „Morgen Mittag, genau um zwölf Uhr fährt mein Zug.“ Dann ging er weiter. Sora sah ihm hinterher, wusste, dass das ihr Abschied war. „Ich werde dich vermissen, Bruderherz!“ Schwungvoll umarmte Kari ihn und lächelte ihm zu. „Stell ja nichts Dummes an.“ „Ich doch nicht, Schwesterlein“, erwiderte der Brünette grinsend, doch dann sah er sich suchend um. „Komm schon, Tai, es wird Zeit, dass du einsteigst.“ „Ja, ich geh ja schon.“ Er griff sich seine zwei Reisetaschen und stellte sie in den Zug, bevor er noch einmal seinen besten Freund umarmte. „Matt, pass bitte auf Sora auf.“ Der Blonde nickte nur schweigend und trat einen Schritt vom Zug zurück. „Komm gesund wieder, klar?“ Noch eine Weile stand Tai in der Tür und winkte seinen Freunden und seiner Familie zu, während der Zug langsam anfuhr, doch sein Blick schweifte immer noch suchend über den Bahnsteig, ohne Sora zu entdecken. Dann fiel sein Blick auf den Berg, an dem sie gestern gestanden hatten, der kleine Berg mit dem weiten Blick und da stand sie. Allein, die Hand zum Gruß erhoben. Wie gebannt sah der Brünette zu der Stelle hin, selbst dann noch, als sie längst hinter einer Kurve verschwunden war. Erst sein Handy brachte ihn zurück in die Realität. „Komm bald wieder, ich vermisse dich jetzt schon. Sora.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)