Tales of the Firefly von PenAmour (- Searching) ================================================================================ Kapitel 10: Deins und Meins --------------------------- Deins und meins Meeting you was fate, becoming your friend was a choice, but falling in love with you I had no control over. (Unknown) „Warte!“ Mit gerunzelter Stirn beäugte er ihn. Sein nussbraunes Haar wirbelte wild um seinen Kopf und die dunklen Augen ließen keine Gefühlsregung erkennen. Er selbst hatte die Hände auf den Knien abgestemmt und rang nach Luft. Sein Brustkorb hob und senkte sich in rascher Abfolge, während sich hinter dem Braunhaarigen weitere Gestalten näherten, ihre Mienen mit Misstrauen und Angst bestückt, bis sein Blick an einem bekannten Gesicht hängen blieb. Die honigfarbenen Locken umrahmten ihre russverschmierten Wangen und ihre Augen weiterten sich, als sie ihn erkannte. „Michael!“ Mit einer Spur von Erleichterung in der Stimme drängte sie sich an ihren Gefährten vorbei und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Du lebst“, flüsterte sie und er spürte ihren warmen Atem auf seiner Haut. „Hisashiburi – Lange nicht gesehen!“ Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er strich ihr durch das samtene Haar, bevor sich seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Gegenüber richtete, der nach wie vor unbewegt da stand und das Treiben beobachtete. Vorsichtig machte er sich aus ihrer Umarmung los und trat auf ihn zu. „Taichi, ich muss mit dir sprechen“, brachte er nervös hervor und versuchte den durchbohrenden Augen auszuweichen mit denen Taichi Yagami ihm bis auf den Grund seiner Seele zu blicken schien. „Was willst du?“ Brach dieser endlich das Schweigen, seine tiefe Stimme klang abgenutzt und heiser, als habe er sie in den letzten Stunden zu viel benutzt. Er deutete ihm an, ihm zu folgen und ließ sich in einem Verschlag, der sich durch das zusammengebrochene Hochhaus gebildet hatte, auf einen der Steine fallen. Unschlüssig blickte er hinauf in die knarrenden Balken, die die Steinmassen aufhielten und einen Zwischenraum frei hielten. „Keine Sorge“, meinte Taichi, „Es wird halten.“ Und nichts in seiner Stimme ließ einen Widerspruch zu. Ihnen waren nun auch die anderen gefolgt. Ein hoch gewachsener Blonder wollte sich neben Tai setzten, doch der schüttelte den Kopf. „Bring Mimi, sie soll bei Sprachschwierigkeiten übersetzen.“ Und so trat sie zu ihnen in ihr Versteck aus Stein, mit ängstlicher Miene klopfte sie sich den Staub von den Schultern und versuchte ihre Locken vor dem auf sie rieselnden Schutt zu schützen. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie der Blonde die anderen anwies sich zu setzen und den Kopf mit einer rothaarigen, schmalschultrigen jungen Frau zusammensteckte. Steve warf ihm einen verwirrten Blick zu, bevor er sich neben Dingo, Sam und den anderen auf den Boden fallen ließ. Unterdessen hatte ein Junge mit Brille und nachtblauem Haar, das ihm wirr ins Gesicht fiel, sich den kleineren und größeren Verletzungen angenommen. „Keine Sorge, mit Jyous Hilfe seid ihr im Nu wieder fit.“ Taichi war seinem Blick gefolgt. „Kommen wir nun zu dir. Was ist so wichtig, dass du die halbe Stadt zusammen brüllst?!“ Er schluckte und musste beschämt an seine unüberlegte Handlung denken. Aber er hatte sich nicht anders zu helfen gewusst. Sonst wäre er gegangen und sie wären wieder allein gewesen. Mimi legte Taichi beschwichtigend ihre Hand auf die Schulter, doch er schüttelte sie ab. „Du hättest uns damit alle in Gefahr bringen können. Deine Leute, wie auch meine!“, fuhr er mit ruhiger Stimme fort. „Er hätte dich hören können, und alles wäre umsonst gewesen…“ Dieses Mal fegte er Mimis Hand nicht beiseite, die sich tröstend auf seine gelegt hatte. Ganz heimlich, ganz leise, als gehörten solche tröstenden Gesten nicht hierher. „Es tut mir leid“, bracht er hervor ohne aufzusehen und erinnerte sich an das Herz, welches seinen letzten Schlag tat, als die Klaue des Monsters es umschloss und sich in den gierigen Schlund warf. Ein eisiges Kribbeln durchzuckte ihn und er versuchte sich auf die Gegenwart zu konzentrieren und die Vergangenheit abzuschütteln. „Was sollen wir tun, Taichi?“ Nun durchbrach er die Stille. „Noch ist es nur Tokio, aber was wird geschehen, wenn wir MaloMyotismon nicht Einhalt gebieten können? Wir müssen uns eine neue Strategie überlegen. Eine Schwachstelle finden…“ „Nein.“ Taichi schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust, so dass Mimis Hände einen Moment in der Luft verharrten, bevor sie sie mit einem traurigen Lächeln im Schoß zusammenfaltete. „Nein?“, stotterte er verwirrt. „Was meinst du damit? Wir haben keine Zeit mehr Taichi, wenn wir warten, wird MaloMyotismon nur noch stärker. Unsere Chancen schwinden mit jeder Sekunde, die wir zögern.“ Er hatte sich aufgerichtet, um seinen Worten mehr Bedeutung zu verleihen. „Es gibt kein ´Wir`. Kein ´Uns`.“ Auch Taichi hatte sich vom Steinbrocken erhoben, während er ihm die Worte quasi ins Gesicht spuckte. „Und erst recht keinen Kampf.“ Die Worte schmerzten, als hätte er ihm mitten ins Gesicht geschlagen. „Was soll das heißen?“, presste er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und versuchte seine Wut zu unterdrücken. „Willst du aufgeben?“ „Ich werde meine Leute nicht kopflos in irgendeine Schlacht schicken“, zischte er zurück. „Sie sind zu schwach. Jeder Kampf bedeutet einen Verlust für mich und mein Team. Deshalb werde ich nicht zulassen, dass wir ihn noch mal herausfordern.“ Zornig ballte er die Hände zu Fäusten. „Michael wir haben keine Chance. Heute haben wir verloren und müssen unsere Wunden lecken. Begreif doch, dass wir unter diesen Umständen nicht mit euch in die Schlacht ziehen“, versuchte Taichi ihn zu beschwichtigen, doch auch seine Muskeln blieben angespannt, und er wusste, dass Taichi ihm zur Not mit der gleichen Körperkraft entgegentreten würde, die er im Begriff war einzusetzen. „Gerade deshalb müssen wir einen Plan ausarbeiten, eine gemeinsame Strategie entwickeln.“ Er versuchte das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken und streckte den Rücken, er wollte nicht wie ein kleiner Junge wirken, der sich von Taichi belehren ließ. Doch dieser schien überhaupt keinen Wert drauf zu legen, ihn zu belehren. Vielmehr legte sich ein Schatten auf das Gesicht des Japaners und verdunkelte die haselnussbraunen Augen, so dass er kaum noch erkennen konnte, was Iris und was Pupille war. „Kiite kudasai. Es gibt kein ´Wir`, Michael“, wiederholte Taichi abermals. „Und keinen gemeinsamen Plan. Es ist vorbei.“ „Wie kannst du das nur sagen.“ Seine Glieder fühlten sich merkwürdig taub an, während die Worte leise über die Lippen kamen. „Iikagen ni shiro – Es reicht! Sieh dich um Michael, hier gibt es keinen Sieg mehr zu holen.“ Taichi trat aus dem steinernen Verschlag heraus und deutete auf die Kraterlandschaft, die Rauchfäden, die sich gen Himmel schlängelten und das Dröhnen aus der Ferne, welches Explosionen und marschierende Truppen miteinander vermischte. „Nicht einmal Genai glaubt noch daran, dass wir gewinnen können.“ Taichis Gesicht verzog sich zu einem wütenden Grinsen. „Es ist vorbei.“ „Genai?“ Fragend sah er zu Mimi, deren Blick zwischen ihm und Taichi hin und her wanderte, während sie besorgt an ihren Lippen knabberte. Er erinnerte sich an Genai. Der seltsame Kerl, der zusammen mit Daisuke nach New York gekommen war, hatte ihnen geholfen, die Digimon wieder einzufangen, die auf der ganzen Welt durch die Straßen fegten. Damals hatten sie ihnen noch entgegen treten können, aber jetzt, wo MaloMyotismon sie befehligte, hatte sich das Blatt gewendet. Doch während er suchend seinen Blick über die Gesichter der anderen streifen ließ, war von Genais weißem Gewand und dem mausbraunem Haar nichts zu sehen. Nur Daisuke konnte er zwischen all den dreckverschmierten Gestalten ausmachen. Daisuke, der ihm den Rücken zugewandt hatte und nicht wagte seinen Kopf zu heben. Aus Schmach, aus Angst vor den anderen und ihrem Wissen von seiner Angst. Seiner Feigheit. „Genai ist gegangen, er hat uns verlassen – und wenn du einen Rat von mir haben willst, Michael, dann solltest du zusehen, dass du hier ebenfalls bald verschwindest.“ Und mit diesen Worten rauschte er an ihm vorbei und ließ sich von dem Blonden eine Feldflasche geben und nahm einen kräftigen Schluck. „Geh nach Hause, Michael.“ Er wischte sich mit der freien Hand über den Mund und reichte die Flasche einem Mädchen, das sich auf dem Boden zusammengerollt hatte und dessen mandelholzfarbenes Haar das Gesicht bedeckte. „Nonde!“ Taichi drückte ihr die Flasche in die Hand und wies den Jungen, dessen blondes Haar mit grauem Staub bedeckt war, und der neben ihr saß und ihr den Rücken streichelte, an, ihr beim Trinken zu helfen. Langsam richtete sie sich auf. Ihre Augen waren gerötet und ihr Körper hing schlaff in den Armen des Jungen, der ihren Kopf liebevoll in seinen Armen hielt und die Flasche zu ihrem Mund führte. „Ich kann nichts für dich tun, Michael.“ Langsam trat Taichi wieder auf ihn zu. Der harte Ausdruck in seinem Gesicht war geblieben, doch die Wut, die mit Genais Namen aufgetaucht war, schien verraucht. „Wenn du gekommen bist, um Hilfe zu erhalten, war dein Weg umsonst. Ich muss meine eigenen Schäfchen ins Trockene bringen. Und du solltest zusehen, dass du und deine Leute so schnell wie möglich nach Hause kommen. Vielleicht könnt ihr dort etwas gegen MaloMyotismon ausrichten. Vielleicht nicht…“ Er legte eine Hand auf seine Schulter. Unter seinen Fingernägeln hatte sich getrocknetes Blut und Dreck festgesetzt. „Hier könnt ihr nicht bleiben.“ Er spürte, wie die Hand weggezogen wurde. „Ich kann euch hier nicht gebrauchen…“ Alle Hoffnungen, die er in dieses Treffen gesetzt hatte, zerfielen zu Staub und sein Magen schien sich unter dem Ärger, der in ihm wuchs, zusammenzuziehen. „Wir kamen, um euch zu helfen. Wir gaben alles für euch, und du schickst uns jetzt wieder weg?“, redete er sich in Rage. „Wir haben für euch gekämpft, für eure verdammte Stadt, und das ist alles, was du dazu zu sagen hast? Geht nach Hause? Was erwartet uns denn Zuhause? Du schickst uns ins Ungewisse und es interessiert dich einen feuchten Dreck?!“ Wütend packte er Taichi am Kragen, doch bevor er ihn mit der geballten Faust schlagen konnte umfasste ihn der harte Griff des Blonden. „Jibun no tachiba o kangaero!“, knurrte er und verschränkte seine Arme hinter seinem Rücken, so dass er sich nicht mehr bewegen konnte und ein stechender Schmerz sich über seine Schultern bis hin zum Unterarm zog. „Yamete kudasai!“ Ertönte Mimis Stimme und sie rannte mit wehenden Haar auf ihn und den blonden Grobian zu. „Yamete!“, schluchzte sie und der Blonde ließ ihn endlich los. Ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. „Es ist besser, wenn ihr jetzt geht!“ Taichi tauchte hinter ihr auf und rückte seinen Kragen zurecht. Mimi presste die Lippen aufeinander, um das Schluchzen zu unterdrücken, während Taichis Worte erklangen, die nicht an sich rütteln ließen und das schien auch Mimi zu ahnen. Er versuchte ein Lächeln auf sein Gesicht zu setzen und kramte in seinem Gedächtnis nach den richtigen Worten. „Nakanaide“, flüsterte er. „Weine nicht!“ Und er erinnerte sich, wie sie in seine Klasse gestolpert war. Ihre Haare so rosa wie Zuckerwatte und ihr Lachen so hell wie die Sonne, während sie mit einem wirren Englisch-Japanisch-Gemisch sein Leben aufwirbelte. „Komm mit mir, nach Hause!“ Er rieb sich über die schmerzenden Schultern. Sie ließ den Kopf hängen. „Ich kann nicht“, wisperte sie. „Warum?“ Ihr Blick fiel auf den jungen Mann, dessen braune Mähne wild vom Kopf abstand und dessen Augen ihn ausdruckslos musterten. „Man braucht mich hier.“ Ein bitterer Geschmack machte sich auf seiner Zunge breit, während er sich aus ihrem warmen Griff wand und einen Schritt zurückwich. „Es tut mir leid.“ Ihre Lippen bewegten sich lautlos, während sie sich ihrerseits aufrichtete und hinter Taichi trat. „Betamon!“ Sofort war sein Digimonpartner zur Stelle und sah ihn mit fragenden Augen an. „Wir gehen nach Hause.“ Und mit diesen Worten nahm er das grüne Digimon mit der roten Rückenflosse auf den Arm. Auch Steve und die anderen hatten sich aufgerappelt. Während der Diskussion hatten sie geschwiegen, doch nun hatten sich zwei Fronten aufgebaut, die sich gegenseitig mit hitzigen Blicken attackierten. Eine kleine Hand umschloss die seine und Chichos blickte lächelnd zu ihm hinauf. „Voy contigo – Ich gehen mit dir…“ Er drückte die warmen Finger und wandte sich noch einmal Taichi zu. „Ki o tsukete – Pass auf dich auf Michael.“ „Erwarte nicht, dass ich dir helfe, wenn er auch dein Herz will!“ Author’s Note: Es ist soweit, wir betreten nun das Ungewisse, die Zeit, die nicht einmal die FoD-Leser unter euch kennen. Wir lassen Tai hinter uns, der klare Worte fand und Michael wegschickte und damit einhergehend auch an dessen Schicksalsrad drehte… Ich will mich nicht schon wieder über Tais Beweggründe äußern, da kann sich jeder, ob FoD und den Puppetmaster etc. gelesen oder nicht, sein eigenes Urteil drüber bilden. Die Handlung wird nun angezogen, denn die Basis steht, die Gefühle sind geladen und die Zukunft ungewiss. Das mit den Sprachen ist übrigens kniffliger als ich zu Anfang dachte. Aber Englisch, Spanisch, Chinesisch, Japanisch und was sonst noch auf uns zukommt unter einen Hut zu bringen… Puh, eine Lebensaufgabe^^ Aber ich möchte es so authentisch wie möglich gestalten. Seid gewiss, dass ich alles wohl recherchiere, mir dennoch Fehler unterlaufen können und jeder, der die Sprache besser beherrscht, solle mir fix schreiben, so dass ich es verbessern kann. Manchmal ist es übersetzt, manchmal nicht, denn manchmal ist es gar nicht wichtig, zu wissen, was genau gesagt wird, sondern das Gefühl dahinter, das ist was zählt. Bis dahin, PenAmour Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)