Tales of the Firefly von PenAmour (- Searching) ================================================================================ Kapitel 16: Das Ende vom Anfang ------------------------------- Das Ende vom Anfang “Birth is the beginning of death.” (Tom Fuller) „Halt die Klappe Steve.“ Lous Stimme fehlte die Schärfe, mit der er sonst auf den hoch gewachsenen Jungen mit dem andauernd verrutschten Brillengestell auf der Nase reagierte. Stattdessen schien eher ein Krächzen über seine Lippen zu kriechen. Und während Lou und die anderen mit starrem Blick und fassungslosen Gesichtern auf das Schaubild zu ihren Füßen blickten, schienen sich seine Füße wie von selbst an den Rand des Felsvorsprunges zu bewegen, so dass er das ganze Ausmaß ins Auge fassen konnte. Dort unter ihnen zwischen den Bäumen lag eine Stadt – sofern man es so nennen konnte – aus Bauklötzen, Rasseln und Teddybären, als habe ein Kind vergessen sein Zimmer aufzuräumen. Und sie brannte. Feuerzungen leckten an den babyblauen Türmen und den hellen Bauklotzhäusern mit bunt verzierten Mustern. Über Häuserwände kroch die Brunst und fraß die Muster, die Puppen und ihre Teegedecke auf. Jede Berührung der Digimon, die aussahen wie das wandelnde Feuer selbst, hinterließ Glut und Hitze. Die Meramon, deren brennende Hände sich auf die Stadt stürzten, glitten durch die Passagen und drängten die Bewohner aus ihren Verstecken vor sich her. Drängten sie auf einen großen Platz der mit kleinen Weidenkörbchen übersät war. „Das sind Babys.“ Hörte er Sam flüstern, während er die Flüchtlinge genauer besah, die panisch vor den Flammen davon hüpften und angstvoll quiekten. Sie alle schienen kaum größer als seine bloße Handfläche zu sein und eigentlich bestanden sie nur aus einem kleinen runden Fellbüschel und großen Knopfaugen. Sie erinnerten ihn daran, als er Ganimon zum ersten Mal in den Händen hielt und als Ganimon noch nicht viel mehr war als ein Digitama, welches an den Strand gespült worden war. Vorsichtig hatte er es vom heißen Sand aufgehoben und hielt das pulsierende Ei in seinen Händen. Damals hatte er noch keine Ahnung von Digimon gehabt, deshalb hatte er das Ei mitgenommen, in der Hoffnung das Meer habe ihm ein Haustier geschenkt, doch als plötzlich Poyomon aus dem Digitama geschlüpft war, eröffnete sich ihm eine ganz andere Welt. Poyomon, so klein und rundlich, mit großen, dunklen Knopfaugen, veränderte ruckartig sein Leben. Wissbegierig hüpfte es durch die unbekannte Welt und sog alles in sich auf und es wurde größer und schließlich verwandelte es sich in Ganimon. Seither waren sie ein Team. Ganimon und Dingo, Dingo und Ganimon. Doch alles hatte mit diesem kleinen quirligen Wesen angefangen, dieses wandelbare Wesen, welches ihn zu einem Digiritter auserkoren hatte. Sam hatte recht, es waren Babys, die dort unten nach und nach von den Flammen verschluckt wurden und aus ihren Weidenkörbchen flohen, die ihnen zuvor ein warmes Bettchen gewesen waren. „Was hat das zu bedeuten?“ Fragend sah Michael zu ihren Partnern, während er sich mit der Hand durch das verschwitzte Haar fuhr und nervös auf und ab schritt. „Das ist die Stadt des Ewigen Anfangs“, erklärte Ganimon und krebste auf den Jungen zu, der fassungslos auf das Gemetzel starrte. „Hier werden wir geboren, hier beginnt alles Leben.“ In Ganimons Stimme klang Verzweiflung mit – und Schmerz. Es tat weh, das konnte er spüren, sein Partner wurde von einem bleiernen Schmerz überrannt, der auf das Herz drückte. Er dachte an Tokio zurück, an die Menschen, die dort in Panik über den Asphalt gerannt waren und dort auch verendeten. An Mars, den Kriegsgott, der das Schauspiel von seinem Sockel aus betrachtet hatte und nun in seinem eigenen Gestein und Geröll dahinsiechte. Entschlossen setzte er einen Fuß über den Abgrund, dies konnte nicht das Ende von alldem sein. „Ek Minat!“ Sein Fuß verharrte in der Luft, während er seinen Blick suchend über das Feuer wandern ließ. „Bitte hör auf damit!“ Ein helle, klare Stimme, die wie ein Sommerlüftchen durch das Feuer wanderte hin zu seinen Ohren. Und dann sah er sie. Ein Mädchen mit schwarzem, seidigen Haar, dass ihm über die Schultern fiel. Sie hatte sich vor eines der Meramon gekniet und die Hände bittend zusammengefaltet. Ihr himmelblaues Gewand blitzte zwischen dem Rauch auf und ehe er sich versah, krallten sich seine Hände in die Felswand, während seine Füße nach dem nächsten halt gebenden Vorsprung suchten. Seine Turnschuhe rutschten immer wieder ab. Die Fingerkuppen brannten, während sie sich in den harten, kantigen Stein festkrallten. Die Flammen hatten den moosgrünen Waldboden am Fuße des Berges noch längst nicht erreicht. „Dingo?“ Ganimons Stimme hallte über den Felsvorsprung bis zu ihm herab. Er konnte die weißen Augen, die voller Besorgnis auf ihn herabblickten, zwischen dem grauen Panzer des Digimons ausmachen. Er wollte antworten, sein Verstand hielt für einen kurzen Augenblick inne und erkannte den Wahnsinn seiner Handlungen, doch plötzlich schrie das Mädchen auf, glockenhell und ängstlich, so dass es ihm die Haare zu berge stehen ließ. „Meramon, Mere saath aaeeyé! Lass uns gehen.“ Und obwohl er sein Gesicht gegen die kalte Felswand gepresst hatte, obwohl ihm der Schweiß von der Nase tropfte und einen salzigen Geschmack auf seinen Lippen hinterließ, konnte er spüren, wie sie dort weinend saß, vor dem flammenden Digimon, welches kein Erbarmen haben würde, genauso wenig wie seine Brüder. Und dann würde sie sterben, so wie die unschuldigen Babys die quiekten, weinten und schrieen, während die Flammen erst ihre Wiegen und schließlich auch sie auffraßen. Ganimon rief ein weiteres Mal nach ihm, verzweifelnd, mahnend und auch Wut klang in der Stimme mit. Er konnte es seinem Partner nicht verübeln, doch der Waldboden war kaum noch mehr einen Meter entfernt und so ließen seine Hände von den Felsen ab und er nahm den letzten Schritt im Sprung. Die Grashalme kitzelten unter seinen Handflächen., während er sich mit ihnen abstützte und seine Kräfte sammelte. Sein Blick fiel auf die Flammen, die langsam einen Kreis um die Stadt des Ewigen Anfangs zogen, er musste sich beeilen bevor sie ihn ausschlossen, bevor es zu spät war. Er stieß sich vom Boden ab, spürte, wie sich Sandbrocken von seiner Hose lösten, während er auf die Flammen zusteuerte und die wenigen Meter die zwischen ihnen standen hinter sich ließ und er einen Blick auf die zusammenbrechenden Bauklötze werfen konnte. Rauschwaden pusteten ihm ins Gesicht und verdeckten die Sicht. Nur das Rufen und Flehen des Mädchens zeigte ihm den Weg. Und dann konnte er zwischen all dem Rauch und Feuer, das leuchtende Blau ihres seltsamen Kleides sehen und hörte ein helles Klimpern und Rascheln. „Mujhe tum bahut yaad aate ho, Meramon. Bitte komm zu mir zurück…“ Er war ihr so nah, dass er sogar ihr Flüstern hören konnte. Das Meramon schien sich davon aber nicht zurück halten zu lassen und hob mit einem untypischen Knurren, die flammende Pranke. „Nein!“ Erschrocken fuhr das Digimon zurück, gerade genug Zeit, um zu ihr zu gelangen, zu wenig Zeit um sie beide in Sicherheit zu bringen, denn die Verwirrung des Digimon hielt nicht lange an und er spürte, wie die brennenden Faust auf seinen Rücken donnerte und ihn in die Knie zwang. Eine kleine Hand hatte sich in seine gelegt, während er zusammensackte, und er hörte das Klimpern und Rascheln aneinander klappernden Armreifen, die sich über das Handgelenk schoben und golden glitzerten. Er blickte in das Gesicht des Mädchen, welches übersät war mit kleineren und größeren Brandwunden. Dunkle, schmale Augen starrten ihn an, während der Boden unter ihnen bebte. Ein wütendes Brüllen krachte über ihre Köpfe hinweg, während die Flammen immer engere Kreise schlugen und die Schatten der Meramon auf sie fielen. Beschämt über seine Kopflosigkeit schloss er die Augen und spürte, wie die Hitze an seinem Gesicht leckte. „Bruning Fist“ Er vernahm das Grölen der feindlichen Digimon und machte sich darauf gefasst, dass ihn in wenigen Millisekunden mehrere Feuerbälle gleichzeitig treffen und es zu ende bringen würden. Doch stattdessen legte sich eine wohltuende Kälte um seine Schultern. Vorsichtig öffnete er die Augen und blickte in das etwas grimmig dreinschauende Gesicht von Yukidarumon, welches sich schützend über sie beide gebeugt hatte und so den Flammenregen abfing. „Dafür bist du mir was schuldig, Dingo“, knurrte das Schneemanngleichende Digimon, während die Flammen an ihm abzuprallen schienen und es um sie herum Zischte und Dampfte. Erleichtert vernahm er Michaels Stimme, die sich ihm näherte „Seadramon, Ice Arrow, jetzt! Monochromon, Tortamon und Ganimon versucht die Flammen einzudämmen. Yukidarumon, wir könnten deinen Zettai Reido Punch gut gebrauchen. Lou, Steve passt auf, dass euch die Flammen nicht erwischen…“ Michaels Bestimmtheit ließ in ihm ein Gefühl der Sicherheit aufsteigen, während sich ihr Schutzschild Yukidarumon nun damit beschäftigte, die Meramon mit seinen Eisfäusten zu gefrieren. „Bleib hier“, er wandte sich an das Mädchen, „dann wird dir nichts passieren.“ Er wollte aufstehen, doch abermals spürte er die kleinen schmalen Finger, die sich um seine Handgelenk schlangen. „Danke“, flüsterte sie. Und dann rannte er und griff mit klopfendem Herzen nach seinem Digivice, welches bereits ungeduldig pulsierte. Ganimon nickte ihm zu, es war bereit. „Ganimon digivolves to Coelamon“ Und mit einem Ruck packte das Digimon, welches wie eine bizarre Mischung aus Wal und Dinosaurier aussah, eines der Meramon und schleuderte es in das Meer aus Flammen, welches weiterhin bedrohlich aufrückte, auch wenn Tortomon und Monochromon alles versuchten, um dem Feuer etwas entgegen zu setzen und gleichzeitig die brennenden Fäuste der Meramon abzuwehren. Das Unterholz um sie herum krachte und knackte, er sah aus den Augenwinkeln, wie Chichos eines der Baby-Digimon aus den Flammen fischen wollte. Doch Michael hielt sie zurück und umfasste die kleine Hand des Mädchens mit einem bedauernden Kopfschütteln. „Alto! Está muerto…“ Author’s Note: So, wir befinden uns also bei der Zerstörung der Stadt des Ewigen Anfangs, einer recht essenziellen Stelle. In diesem Kapitel geht es viel um Hände und sich gegenseitig (fest)halten und Halt geben. Mir war sofort klar, dass es Dingo sein würde, der losstürmt um dem Mädchen zu helfen, aber bis ich zu dieser Stelle kam, war mir seine Intention noch fremd. Hilfsbereitschaft schön und gut, Kopflos und naiv ist er ja, aber dann war es ganz klar, so als wäre ich vorher blind gewesen. Dingo hat sich in dem Moment verliebt, ganz einfach und er gehört zu den Menschen, die sich plötzlich verlieben, Knall auf Fall und dann scheint alles andere egal zu sein. Liebe also, tja eine sehr große Kraft, die Michael wahrscheinlich einige Nerven gekoste und dem Mädchen das Leben gerettet. ^^ Das Mädchen spricht im Übrigen eine Mischung aus Hindi und Englisch, deshalb diese zwei Sprachen. In Indien ist die Amtssprache nämlich Hindi und Englisch und mittlerweile kommt es zu dadurch oft zu einem Mischung der beiden Sprachen. Das hängt damit zusammen, dass Indien bis 1947 eine Kolonie Großbritanniens war. Nun denn, das nur nebenbei. Ansonsten habe ich hier allerlei Tendenzen für die Geschichte reingepackt, die ich natürlich nicht verraten werde ;P So das wär’s erst mal, ich muss mich mal wieder mit Wallace auseinandersetzen, ein störrischer Zeitgenosse, sag ich euch… bis dahin PenAmour ----Digitationen---- Penmon – Yukidarumon Betamon – Seadramon Gottsumon – Monochromon Otamamon – Tortomon Ganimon – Coelamon Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)