Bilder unserer Zeit von ReiRei-chan ================================================================================ Kapitel 7: Ritter ohne Fehl und Tadel (2000 / 08) ------------------------------------------------- 7. Kapitel – 2000 (August) „Uh, so heiß“, raunt Dennis in mein Ohr, drängt sich näher an mich heran und lässt seine Hüfte zügellos an meiner kreisen. Sein flammendrotes Haar hängt ihm in verschwitzten Strähnen in die Stirn und aus seinem Mund strömt der Geruch unzähliger Cocktails und Biere. Ungerührt bewege ich mich zu dem schnellen Rhythmus der Musik, verdränge meine Umgebung, konzentriere mich alleine auf die Reibung zwischen unseren Körpern. Ich weiß nicht mehr wie lange mein letztes Mal her ist. Jahre sind es mit Sicherheit schon. „Komm weg hier“, flüstert Dennis, sein Blick ist lusttrunken. Ich packe sein Handgelenk, zerre ihn hinter mir her durch die Reihen der Tanzenden, in Richtung der Toiletten, an diesen vorbei in einen dunklen Gang. Schon von weitem kann man mehr oder minder verhaltenes Stöhnen und Keuchen hören. Hier interessiert es niemanden wer man ist und woher man kommt. Es zählt nur der Sex. Grob drücke ich Dennis gegen eine freie Stelle an der Wand, verbeiße mich in seinem Hals und entreiße ihm so den ersten Laut. Seine Finger krallen sich in meinen Rücken, in das Hemd das ich trage. Unentwegt schabt er mit den Kuppen darüber, doch ich lasse ihm nicht genug Zeit um es mir ausziehen. Permanent malträtiere ich ihn mit Zähne und Zunge, reiße ungeduldig an seinem Shirt, ziehe es ihm aus und schleudere es von mir. Soll er es später suchen. Meine Hände bewegen sich fahrig auf seiner Brust, reizen die empfindsamen Stellen. Ein kehliger Ton ist zu hören, als ich mich auf die Knie sinken lasse und immer wieder seinen Hüftknochen küsse. Seine Hose ist so weit, dass ich sie ihm problemlos ausziehen kann. „Gott, mehr…“, haucht er und seine Stimme zittert unkontrolliert. Fordernd reckt er sich mir entgegen, doch ich missachte diesen Umstand, kümmere mich lieber noch immer um seine blanke Haut. Seine Hände fahren in meine Haare und er versucht mich an die entsprechende Stelle zu drücken, was mir ein unwilliges Knurren entringt. Ich erhebe mich, fixiere seine im halbdunkeln schimmernden Augen. Er ist nichts Besonderes. Einer von vielen, die sich in solchen Clubs an mich ranmachen. Alle wollen sie nur das Eine. Und auch ich bin heute deswegen hier. Gewaltsam drehe ich ihn herum, presse sein Gesicht an die Wand und schiebe mit einem Ruck seinen Tanga so weit nach unten wie gerade nötig. Als ich mit meinen Fingern sein Rückgrad nachzeichne, sinkt er wie von unsichtbaren Fäden geführt nach unten. Die Arme hält er über seinem Kopf verschränkt, seine Kehrseite ist mir einladend zugewandt. Ich beuge mich über ihn, schiebe zwei meiner Finger an seinen Lippen vorbei in seine warme Mundhöhle. Und während er leidenschaftlich daran saugt und leckt, ziehe ich seine Beine weiter auseinander, greife ihm schließlich an die Hoden, massiere sie eingehend sodass er ein haltloses Stöhnen nicht mehr unterdrücken kann. Neben uns ertönt ein erstickter Schrei und man sieht eine Silhouette zu Boden gehen. Niemand achtet darauf. Ich schrecke ein wenig zurück, als ich heiße Lippen in meinem Nacken spüre, doch ich brauche keinen Blick nach hinten um zu wissen, dass ich in dieser Dunkelheit eh kaum etwas erkennen würde. Ich ziehe den neu gewonnenen Partner nach vorne, drücke ihn auf die Knie und lasse ihn an meiner Stelle dafür Sorgen, dass sich Dennis’ Prachtstück nicht einsam fühlt. Bei einem leisen Aufschrei entgleiten meine Finger Dennis’ Lippen und ich setze sie sogleich an seinem Hinterteil an, dringe mit ihnen in ihn ein. „Ah“, stöhnt er auf, drängt sich näher an mich heran. Wie wild beginnt er nach vorne und hinten zu stoßen, als ihm die Liebkosungen von beiden Seiten wohl zu viel werden und er sich nicht entscheiden kann. Ohne jede weitere Verzögerung, befreie ich mich von dem lästigen Stoff meiner Hosen, positioniere mich hinter ihm und dringe mit einem kräftigen Stoß in ihn ein. Er wirft den Kopf in den Nacken, seine Augen rollen nach oben und ein halb ächzender Schrei ist meine Antwort. Ich berausche mich an diesem Gefühl aus Hitze und Enge. Dennis’ Hände klammern sich an meine Oberschenkel. Immer tiefer lasse ich mich in diesen Strudel ziehen, verliere ich mich in dem Zusammenspiel unserer Körper. Lange braucht es nicht und zumindest Dennis ist erlöst. Doch weder ich, noch unser dritter Mitspieler, lassen von ihm ab. Gefangen steht er zwischen uns, keucht leise und wird nur noch von meinem festen Griff um seine Hüften aufrecht gehalten. Meine Gedanken verschwinden in den Wirren der Gefühle die auf mich einströmen. Auch wenn es mich für diesen kurzen Moment fortbringt, von all den Problemen und Sorgen die mich quälen, so weiß ich doch ganz genau, dass es nur vorübergehend ist. Es ist keine Lösung. So sehr ich mir auch wünsche, dass es eine wäre. Ich löse mich von Dennis, bringe es mit der Hand zu Ende und ziele bewusst auf den Boden. Ohne Kondom ist es mir zu gefährlich und jemanden zu bespritzen liegt ebenfalls nicht in meinem Sinn. Schließlich würde ich das bei mir auch nicht wollen. Warum also bei anderen tun. Da Dennis noch immer schwach auf den Beinen ist, ziehe ich ihm seine Hose hoch und bringe ihn an die Bar zurück. Wo der andere Kerl hin ist, interessiert mich herzlich wenig. „Setz dich“, sage ich bestimmend, drücke ihn auf einen Hocker und ordere eine Cola. Er sieht fertig aus, aber ein schalkhaftes Grinsen ziert sein Gesicht. Also wird es ihm bald besser gehen. Ich ignoriere den Zettel den er mir hinhält, zahle meine letzten Getränke und mache mich auf den Weg zum Ausgang. Immer wieder werde ich dabei angefasst, angesprochen oder zeitweise auch festgehalten, aber mir hat es gereicht. Ich habe bekommen was ich wollte. „Bis bald“, sagt der Türsteher. „Ich hoffe nicht“, erwidere ich, schlüpfe in meine Jacke und ziehe sie fest um mich. Auch wenn es eine warme Nacht ist und ein Shirt schon zu warm wäre, fröstle ich. Einen Moment bleibe ich an der Tür stehen, greife nach meinen Zigaretten und stecke mir eine davon an. Zum Glück hat der Aufpasser etwas Feuer für mich. Seufzend stoße ich den ersten Rauch aus, mustere die vorbeiziehenden Männer. Alle sind auffallend aufreizend angezogen und schon vor der Tür ist die Stimmung ordentlich angeheizt. Ein Grund, warum ich für gewöhnlich nie in solche Clubs gehe. Es ist einfach zu ordinär und eindeutig und verpasst der Szene einen unangenehmen Stempel. Ich ziehe wieder an meinem Glimmstängel. Die Gespräche versuche ich so gut es geht auszublenden. Die Zigarette zertrete ich unter meinem Schuh, will mich gerade abwenden, als ich eine mir bekannte Stimme höre. Erschrocken fahre ich herum, suche in dem Gedränge nach der entsprechenden Person, kann aber niemanden ausmachen. „Ein neues Gesicht? Nur immer rein“, höre ich da den Schrank neben mir sagen und drehe mich um. Tatsächlich, da steht er. Ohne langes nachdenken, greife ich nach seinem Handgelenk und ziehe ihn aus der Schlange heraus. Die Proteste seitens seiner Begleiter überhöre ich. „Was machst du hier?“, frage ich ihn, sehe wütend in sein erschrockenes Gesicht. „Was… ich… wollte nur mit Freunden weg“, antwortet er verdutzt. „Wie lange kennst du die denn?“, hake ich nach, schlage die Hand weg, die nach ihm greifen will und brumme etwas Unfreundliches, was den anderen einzuschüchtern scheint. „Sie haben in der Agentur gearbeitet“, erklärt er mir verunsichert, wirft einen Blick nach hinten zu den zwei jungen Männern, die uns verwirrte, aber auch verärgerte Blicke zuwerfen. Wenn sie in der Agentur gearbeitet haben sind sie wohl Möchtegern-Models oder so was. Zumindest sehen sie danach aus. „Vergiss es!“, bestimme ich eindeutig, wende mich zum gehen und ziehe den überforderten Chris einfach hinter mir her. Er stolpert fast, legt jedoch keinen Protest ein und versucht so gut es geht mit mir Schritt zu halten. „Was denkst du dir nur?“, frage ich ihn, kann dabei nicht verstecken wie wütend ich bin. „Sowas sind keine Freunde! Das nennt man Arschlöcher oder Schwanzdenker! Du kannst nicht einfach mit denen mitgehen, ist doch klar was die von dir wollen!“, rede ich mich in Rage, stapfe weiter vorwärts, überquere die Straße und bringe genügend Abstand zwischen uns und den Club, ehe ich Chris zu mir heran ziehe und gegen die nächstbeste Hauswand drücke. „Die wollten dir nur an die Wäsche, Chris! Mit solchen Typen geht man nicht mit!“, fauche ich aufgebracht, funkle ihn grimmig an und stutze als ich sein Lächeln sehe. Ich trete ein paar Schritte zurück und mustere ihn eingehend. Er ist normal gekleidet, trägt sogar eine leichte Jacke und wirkt alles in allem sehr züchtig. Sein Haar hängt ihm wie immer wild im Gesicht. In seinen Augen spiegelt sich das Licht der Straßenlaterne, was sie dunkler erscheinen lässt, als sie tatsächlich sind. Ich staune über diese Augen. „Was hast du denn in dem Club zu suchen gehabt?“, höre ich ihn nun fragen. „Geht dich nichts an“, wehre ich ab, verfehle damit aber meilenweit mein Ziel. Er drückt sich von der Wand ab, tritt näher an mich heran und fixiert mich eingehend von unten. Sein Blick ist herausfordern und ich weiß was er sagen wird, bevor er es tatsächlich tut. „Aber mir machst du Vorschriften?“ „Du bist schließlich noch ein Kind! Ich bin erwachsen und kann auf meinen Arsch ganz gut alleine aufpassen!“ Sein Gesicht verzieht sich wie unter einem Schlag und er bringt wieder etwas Abstand zwischen uns, auch wenn er mir drohend seinen Finger unter die Nase hält. „Ich bin kein Kind, alles klar? Ich bin sechzehn!“ „Toll“, sage ich sarkastisch und klatsche ein paar Mal in die Hände. „Hervorragend! Aber ich bin vierundzwanzig und damit immerhin schon volljährig, was du nicht gerade von dir behaupten kannst.“ „Du bist so ein Arsch!“, keift er. „Schön das du es endlich einsiehst“, antworte ich mäßig beeindruckt. Mit einem wilden Schnauben drängt Chris sich an mir vorbei, versetzt mir einen Stoß gegen die Schulter und will schon um die Ecke biegen, als ich ihn erneut zu packen kriege. „Du gehst da nicht hin“, warne ich ihn erneut, ernte dafür aber nur einen spottenden Blick. Er nimmt mich ebenso wenig für voll wie ich ihn. Gleichstand. „Ich mache was ich will!“, legt er Widerspruch ein. „Und du scherst dich gefälligst zum Teufel!“ „Den hab ich vor mir“, kann ich mir nicht mehr auf die Zunge beißen. Chris fährt wütend zu mir herum und schneller als mir lieb ist habe ich mir ein saftige Ohrfeige eingehandelt. Es brennt auf meiner Wange und der Schmerz ist tatsächlich unangenehm. Chris hat sich scheinbar nicht zurück gehalten. „Arschloch!“, zischt er. „So nennt man das doch.“ Ich bleibe stumm, reibe mir über die schmerzende Haut. Chris’ gesamter Körper bebt und zittert. Er hat den Blick abgewandt und ich kann nur erahnen, dass er sich auf der Lippe herumkaut. Seine Hand ist zu einer Faust geballt hinter dem Rücken versteckt. Er schämt sich für seinen Schlag. Langsam mache ich einen Schritt auf ihn zu, doch er weicht augenblicklich zurück. „Nein! Komm nicht näher“, warnt er schwach, auch wenn seine Augen angriffslustig funkeln. Ich greife seinen Arm, biege ihn unangenehm zur Seite und sehe wie er vor Schmerzen das Gesicht verzieht. Langsam komme ich ihm näher, greife auch seinen anderen Arm und hindere ihn so an jeder Gegenwehr. Ich dränge ihn an die Mauer zurück. Eine Zeit lang stehen wir uns schweigend gegenüber und als ich spüre wie er seine Muskeln entspannt, lasse ich ihn los. Vorsichtig berührt er meine Wange, wendet verlegen den Blick ab. Ich greife unter sein Kinn, zwinge ihn dazu mich anzusehen. „Tut mir leid“, flüstert er. „Ich wollte eigentlich nicht… also…“ „Schon gut“, stoppe ich ihn, streiche von seinem Kinn zu seiner Wange, zu seinem Haaransatz und die erste Strähne landet zwischen meinen Fingern. Wie hypnotisiert streiche ich ihm durch die wilde Mähne. Ich fahre seine Ohrmuschel nach, lege meine Hand in seinen Nacken, kraule ihn und erinnere mich daran, dass ich so was ähnliches schon einmal getan habe. Erschrocken über mich selbst will ich mich von ihm zurückziehen, doch nun ist er es, der mich packt und festhält. Sein Gesicht ist gerötet und auch sein Atem geht schon viel schneller als gewöhnlich. Chris ist verlegen, dass sehe ich ihm an, aber dabei strahlt er noch immer eine überraschende Selbstsicherheit aus. „Hör nicht auf“, bittet er leise, geht einen Schritt auf mich zu, verkrallt sich in meiner Jacke und bettet seinen Kopf auf meine Brust. Reglos bleibe ich stehen, gefangen in seiner Wärme und seinem Duft. Ich weiß nicht was es ist, aber Chris riecht so verdammt gut, dass es beinahe schwindelerregend ist. Plötzlich sind laute Schritte zu hören und alarmiert sehe ich auf, schiebe Chris dabei hinter mich. Keine Sekunde später rauschen Chris’ Freunde um die Ecke. Sie fluchen lautstark als sie mich sehen. „Hast du den Arsch offen?!“, brüllt mir einer der beiden entgegen. „Du kannst nicht einfach mit ihm abziehen und uns stehen lassen!“ „Euch gibt es also nur im Dreier-Pack?“, frage ich spöttisch, trete nach vorne, bedeute Chris aber zurück zu bleiben. „Bist wohl ein ganz Lustiger, was?“, keift nun der andere, bringt sich in Position. „Schert euch weg! Ich lass' euch bestimmt nicht an ihn ran“, warne ich sie, zähle innerlich bis drei und wie auf ein Kommando stürzt der Erste auf mich zu, holt zum Schlag aus und verzieht das Gesicht zu einer hässlichen Fratze, als er mein Knie in seinem Unterleib spürt. „Kinderficker“, knurre ich ungehalten, weiche dem nächsten Schlag aus, kann aber meinerseits auch keinen Treffer landen. Ich packe das Bein des zweiten Kerls, schmeiße ihn zu Boden, doch schon im nächsten Moment ist er aufgesprungen. „Hört auf!“, höre ich Chris hinter mir rufen, doch das bringt es nicht mehr. Der andere ist wie von Sinnen und stürmt wieder auf mich zu. Ich blocke seinen Schlag, versetze ihm einen Tritt in die Rippen, taumle dann aber selbst nach hinten, als ich seine Faust kassiere. Keuchend krümme ich mich, breche vollends zusammen, als er mir einen gezielten Schlag in den Nacken gibt. „Wichser“, höre ich ihn murren. „Was ist das für ein Penner, Chris? Komm weg hier!“ „Nein, lass mich!“ „Wir wollten und doch vergnügen, also komm schon!“ Er zieht Chris hinter sich her, hilft seinem Kumpel beim aufstehen und tritt ungerührt an mir vorbei. Ich nutze diese Chance und ziehe ihm das Bein weg sodass er unliebsamen Kontakt mit dem Asphalt macht. Langsam rapple ich mich hoch, packe Chris am Arm und ziehe ihn bestimmt von den beiden weg. Ohne mich noch einmal umzusehen renne ich durch die Straßen. Man soll aufhören wenn es am Schönsten ist. Chris’ Keuchen liegt mir im Ohr, als ich ein paar Wohnblocks weiter endlich anhalte und mir eine Verschnaufpause gönne. Im Licht einer Straßenlaterne ziehe ich mir die Jacke aus und das Hemd darunter hoch. Missmutig betrachte ich den riesigen Bluterguss. Der Kerl hatte einen ganz prächtigen Haken. „Scheiße“, murmle ich leise, ziehe mein Hemd wieder zurecht und werfe Chris dann einen Blick zu. „Hab ich es dir nicht gesagt?“ „Aber ein bisschen spät, oder?“ „Werd jetzt nicht frech!“, maule ich ihn an. Setze mich wieder in Bewegung und verfluche mich im Inneren dafür, dass ich mich überhaupt eingemischt habe. Im Grunde könnte es mir doch egal sein, wenn Chris von zwei Kerlen flach gelegt wird und vielleicht auch noch die Prügel seines Lebens bezieht. Auf der anderen Seite kann ich einen kleinen Jungen wie ihn nicht einfach in sein Verderben schicken. Seine zarten sechzehn Jahre ziehen Vergewaltiger doch an wie Motten das Licht. Einmal in dem Club, wäre er da wohl nie wieder raus gekommen. Gemeinsam erreichen wir meine Wohnung, die ich aufschließe um Chris gleich darauf hinein zu bugsieren. Alleine lasse ich ihn auf keinen Fall den Weg nach Hause antreten und ich selbst bin zu müde um das jetzt noch zu machen. Im Wohnzimmer werfe ich meine Jacke auf das Sofa und schleudere meine Schuhe achtlos von mir, ehe ich nach dem Zettel greife, der an der Tür hängt. Er teilt mir mit das mein kleiner Bruder bei Martina schlafen wird. „Wehe die ficken miteinander“, grolle ich bösartig, knülle den Zettel zusammen und werfe ihn über die Schulter. Ohne weiter auf Chris zu achten, streife ich mir das Hemd ab, öffne meine Hose und suche in der Küche nach ein paar Eiswürfeln. Natürlich habe ich keine mehr. Noch in der Küche ziehe ich mir die Hose aus, lasse sie auf den Fliesen liegen und stapfe nur noch mit Socken und Boxershorts bekleidet durch die Zimmer. Als ich das Licht im Schlafzimmer anmache, liegt Chris schon im Bett. Er öffnet die Augen, als ich hereinkomme und schmunzelt amüsiert. „Hast du dir in die Hose gemacht?“, fragt er lachend, deutet dabei auf meine versauten Shorts. Unansehnlich zieht sich ein großer feuchter Fleck durch den Stoff und verfärbt ihn dunkelblau. „Das passiert, wenn du in solche Clubs gehst“, antworte ich grinsend. „Dann konntest du also auch nicht auf deinen Arsch aufpassen.“ „Wäre der Fleck in diesem Fall nicht eher hinten?“, schieße ich zurück und genieße es zu sehen wie das Lachen auf seinem Gesicht zu Eis gefriert. Ich verschwinde im Bad, ziehe die Short aus, werfe sie in den Wäschekorb und steige unter die Dusche. Das warme Wasser lässt mich wohlig aufseufzen und eingehend beginne ich mich zu waschen. Immer wieder geht mir durch den Kopf was ich an diesem Abend getan habe. Meine Gedanken flattern zwischen Dennis und Chris hin und her und ich bin mir nicht sicher welche Tat ich mehr verdammen soll. Ich hatte beide Male gute Gründe. Schließlich schiebe ich alles von mir, stelle die Dusche aus und trockne mich ab. Ich habe keine Lust darauf mir solche Gedanken zu machen. Da ich vergessen habe neue Unterwäsche mit zu nehmen, gehe ich vollkommen nackt ins Schlafzimmer zurück, ignoriere Chris und suche in meiner Schublade nach einer neuen Shorts. „Raphael?“ „Hm?“ „Danke.“ Überrascht wende ich mich um. Chris hat seinen Blick nicht abgewandt, sieht mir direkt in die Augen, auch wenn wieder eine beachtliche Röte auf seinen Wangen liegt. Ich gehe zu meiner Seite des Betts, lösche im vorbeigehen das Licht und lege mich unter die Decke. Gerade als ich mich richtig hingelegt habe, bemerke ich wie Chris sich unruhig hin und her bewegt. Ich bin mir selbst unschlüssig was ich an diesem Abend noch alles zulassen soll. Chris’ Anwesenheit reizt mich auf eine unangenehme Art und Weise. Ich will ihn von mir stoßen, suche gleichzeitig aber seine Nähe. „Komm her“, sage ich mit rauer Stimme, strecke meinen Arm nach ihm aus und ziehe ihn zu mir heran, als er ein wenig näher gekommen ist. Seine nackte Haut reibt an meiner eigenen, seine Haare kitzeln mich sanft an meiner Schulter. Er schmiegt sich an mich, sein Arm liegt locker um meine Hüfte, während seine Lippen immer wieder meine Halsbeuge berühren. Sein Atem streift warm und schwer mein Ohr sodass sich meine Nackenhaare aufstellen. „Was wird das?“, frage ich ihn leicht amüsiert. „Weiß nicht“, nuschelt er, gleitet dabei mit seiner Zunge über meine Schulter. Ich greife mit meiner rechten nach dem Lichtschalter, knipse die Nachttischlampe an und betrachte den Jungen in meinem Arm. Er wirkt etwas benebelt, abwesend fast. Seine Hände zittern und seine Brust hebt und senkt sich unter unregelmäßigen Atemzügen. „Scheiße“, fluche ich leise, drücke Chris von mir und stehe ruckartig auf. Ich weiche seinem verwirrten Blick aus, schnappe mir mein Kopfkissen und fliehe ins Wohnzimmer. Fahrig ziehe ich die Schlafcouch aus, hole mir eine zweite Decke und lege mich schließlich hin. Aber an Ruhe ist jetzt nicht mehr zu denken. „Gott…“, hauche ich atemlos, drehe mich um und beschließe Chris von nun an so weit von mir zu stoßen wie ich nur kann. Seine Nähe ist einfach zu gefährlich. Für uns beide. --- Ein sanftes Streicheln weckt mich am nächsten morgen und verwirrt stelle ich fest, dass ich nicht in meinem Bett liege. Ich wende den Blick und starre geradewegs in das grinsende Antlitz meines kleinen Bruders. „Morgen, Pascha“, lacht er, kuschelt sich unter die Decke, nimmt dann wieder seine Streicheleinheiten auf. Seine Finger kreisen von meiner Brust zu meinem Bauch, über meine Arme. Immer wieder dieselbe Strecke. „Du warst bei Martina“, stelle ich fest. „Ist was passiert das ich wissen sollte?“ „Hm…“, spielt er den Nachdenklichen, während er mich dabei keine Sekunde aus den Augen lässt. „Wir haben zusammen gekocht und gegessen, einen Film angesehen und dabei miteinander gekuschelt und als sie mich auf der Couch zurück gelassen hat, schien sie sehr amüsiert zu sein.“ Ich nicke schwach, drehe mich auf den Rücken. Die Müdigkeit steckt noch immer in meinen Gliedern, ebenso ein schwaches Ziehen in meiner Beinmuskulatur. Solche Anstrengungen wie gestern bin ich nicht mehr gewöhnt. „Und sollte ich etwas über deine Nacht wissen, Brüderchen?“, fragt Jamie leise, tippt mir dabei auf den Bluterguss, was mich schmerzhaft zusammenzucken lässt. „Kleine Prügelei mit zwei Kerlen.“ „Und weswegen?“ Ich brumme nur Unverständliches, drehe mich von meinem Bruder weg und will mir die Decke über den Kopf ziehen was allerdings erfolgreich verhindert wird. Jamie lehnt sich über mich, sein Gesicht nah an meinem. Ich kann sein Grinsen förmlich hören. „Ist es etwa wegen dem süßen Schnuckel in deinem Bett?“ Als ich nicht antworte lacht er. „Ich hab also Recht. Du alter Angeber“, neckt er mich. „Aber es ist sicherlich mehr passiert, nicht wahr? Schließlich hast du dich das letzte Mal auch nicht einfach in mein Bett geflüchtet als er da war.“ „Ich will nicht drüber reden“, murre ich leise. „So? Aber ich will darüber reden! Los! Sag schon!“, hakt Jamie nach, schmeißt sich mit voller Wucht auf mich, zieht meinen rechten Mundwinkel beinahe schmerzhaft nach außen. Ich rolle mich unter ihm weg, verschränke seinen Arm hinter seinem Rücken und stelle ein Knie darauf. Seine Proteste gehen im Kissen unter, ebenso sein halb unterdrücktes Lachen. „Sei nicht so frech zu deinem großen Bruder, oder ich leg’ dich übers Knie.“ Er sagt etwas, das vollkommen untergeht. „Was? Ich soll dich übers Knie legen?“, frage ich lachend nach, übersehe geflissentlich sein Kopfschütteln und mache mich an die Arbeit. „Das mach ich doch gerne!“ Damit setze ich mich neben ihn auf das Bett, hebe ihn mir auf die Schenkel und schlage ihm immer wieder aufs Hinterteil. Mit Nachdruck zwar, aber nicht zu schmerzhaft. Jamie strampelt wild hin und her, aber jede Flucht ist aussichtslos. Das hat er verdient und sicherlich auch gebraucht. Hier kommt durch, dass ich acht Jahre Erziehung nachzuholen habe. „Gibst du auf?“, frage ich, erhalte ein kräftiges Nicken als Antwort. „Das ist schön. Aber ich nicht.“ Und setze meine Behandlung damit fort. „Morgen…“, ertönt es leise von hinten und ich halte leicht erschrocken inne. Chris steht im Türrahmen des Schlafzimmers, sich die Augen reibend und ungeniert gähnend. Ich entlasse Jamie aus meinem Griff, der sich prustend herumrollt und mir einen Schlag gegen die Stirn gibt. „Morgen, Chris! Schön, dass du da bist! Kaffee?“ „Tee“, kommt die direkte Antwort, gefolgt von einem charmanten Lächeln, das auch nicht verschwindet, als er mir direkt in die Augen sieht. Ich hingegen wende den Blick ab. Jamie krabbelt vom Bett herunter, winkt Chris hinter sich her in die Küche. Ich verschwinde schnell im Schlafzimmer, suche mir frische Sachen heraus, streife sie mir über und schlüpfe letztendlich in ein Paar ausgelatschte Turnschuhe. Gerade als ich den letzten Knoten festziehe, kommt Jamie aus der Küche und wirft mir einen fragenden Blick zu. „Was wird das?“, fragt er, zieht eine Augenbraue nach oben. „Ich bin morgen früh wieder da“, antworte ich schlicht, stecke mein Portmonee und meine Schlüssel ein und verlasse dann die Wohnung. --- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)