Bilder unserer Zeit von ReiRei-chan ================================================================================ Kapitel 22: Auf einer Welle des Glücks... (2002 / 01) ----------------------------------------------------- 22. Kapitel - 2002 (Januar) Der Morgen, an dem ich neben Chris, in dessen Zuhause aufwachte, ist einer der bedeutendsten meines gesamten Lebens. Nie habe ich mich so entschlossen und so befreit gefühlt. Es war als ob man mir den Schleier von den Augen genommen hätte, der dort so viele Jahre gelegen hatte. Endlich konnte ich klar in meine Zukunft sehen. Sowohl Chris als auch Thomas konnten nur staunend dabei zusehen, wie ich mein Leben vollständig auf den Kopf gestellt habe. Mit einem Mal schrieb ich Bewerbungen für Praktika, trug mich für den ersten Sprachkurs in einer Reihe von vielen ein und unterhielt mich nach Monaten wieder ausgiebig mit Erik über ein Studium im Bereich Management. Ich bin mir und meinem inneren Versprechen treu geblieben und habe mich nicht einmal mehr selbst bemitleidet, bin nicht schwach geworden und musste hin und wieder von anderen gebremst werden. Gemeinsam mit Johannes und Lars fing ich an für die Schule zu lernen, ab und an von Chris unterstützt, der mich dazu ermutigte, nicht bloß meinen Realschulabschluss sondern gleich mein Abitur nachzuholen. „Wenn du so ehrgeizig bleibst, schaffst du es auf jeden Fall“, hatte er gesagt, dabei sanft gelächelt und mir einen Kuss gegeben, den ich nur stürmisch erwidern konnte. Die Beziehung mit ihm verlief in den Anfängen zwar holprig, doch mit jedem weiteren kleinen Schritt nach vorne, wurde ich zunehmend lockerer, aufgeschlossener und vor allem kompromissbereiter. Stück für Stück gab ich nach, öffnete mich und erfuhr zum ersten Mal was es bedeutet einer Person sein Herz anzuvertrauen. Ich gab mich in Chris’ Hände und er dankte es mir, indem er immer gut auf mich acht gab. Noch sind wir nicht soweit das wir uns vollkommen vertrauen oder alles voneinander wissen, aber zumindest haben wir uns zusammengerauft und ich bestehe nicht mehr allzu oft auf meiner griesgrämigen Art, die ihn oftmals von mir gestoßen hat. Ein normales Leben, so fühlt es sich an. „Mach die Kippe aus“, zetert Chris gespielt, klaut sich die Zigarette aus meinem Mundwinkel und drückt sie im Aschenbecher aus. Wir sind bei ihm zu Hause und lernen eigentlich Mathe zusammen, wovon ich mir jedoch eine Auszeit gegönnt habe um draußen eine zu rauchen. „Ich darf auch nix“, beschwere ich mich ein wenig, ziehe dabei eine Schnute. „Wenn du den Vorsatz für das neue Jahr fassen konntest, kannst auch genauso gut jetzt damit anfangen das Rauchen sein zu lassen.“ „Ja, Chef.“ „Na komm, binomische Formeln warten auf dich.“ Ich seufze auf. Es ist wirklich verdammt schwer sich wieder in das schulisch getrimmte Denken einzufinden, wenn man so lange aus diesem Trott raus ist wie ich. Zehn Jahre habe ich nun schon keine Schulbank mehr gedrückt und im Gegensatz zu Thomas war ich auch nur auf der Hauptschule. Erik hat sein Abitur und sogar das Studium erfolgreich beendet. Von uns drein bin also definitiv ich der Dümmste. „Deine Anstrengungen in allen Ehren, aber dieses Winkelzeugs krieg ich beim besten Willen nicht in meinen Kopf“, maule ich, setze mich brav an meinen Platz und werfe einen kritischen Blick ins Buch. „Deswegen habe ich hier was für dich“, grinst Chris mich an, zaubert aus einem Schuhkarton aus weißem Papier selbstgebastelte Dreiecke hervor, die er allesamt mit einem schwarzen Stift beschrieben hat. „Okay?!“, meine ich skeptisch. „Jetzt musst du es dir nicht mehr vorstellen. Das hier sind Musterbeispiele für die Arten von Dreieck, die in den Aufgaben vorkommen. Vielleicht hilft es dir ja.“ „Wie kommst du auf solche Ideen?“, frage ich ihn überrascht. Während unserer Biologienachhilfestunden hatte er die ganze Zeit ein Plakat an der Hand auf dem der Zitronensäurezyklus sehr bildhaft dargestellt wurde. „Hm… Ich hab einfach gemerkt, dass du dir Dinge besser behalten kannst, wenn du sie in Bilder umwandelst die du kennst… die greifbar sind. Wenn du also immer ein Modell an der Hand hast das du anfassen kannst, dann wird es vielleicht leichter gehen.“ Chris ist einfach unverbesserlich. Süß und unschuldig. Und ich würde ihn jetzt so gerne küssen. Allerdings wird seine Mutter jeden Moment nach Hause kommen und da zwischen ihr und mir noch immer dieses Versprechen steht – von dem Chris nach wie vor nichts ahnt -, gehe ich dieses Risiko lieber nicht ein. Stattdessen begnüge ich mich damit seine Hand zu drücken. „Also… okay… das hier ist ein gleichschenkliges Dreieck…“, fange ich an, werde aber sofort durch sein Kopfschütteln gestoppt. „Das ist ein Gleichseitiges.“ „Ist es?“, bin ich verwirrt, ziehe noch einmal das Buch zu Rate und stelle zerknirscht fest, dass Chris Recht hat. „Ist es.“ Wir sehen auf, als wir hören wie die Haustüre aufgehen. Wie festgeklebt sitzen wir da, mit angehaltenem Atem auf die Schritte lauschend, die sich langsam, aber zielstrebig in unsere Richtung bewegen. Die Klinke wird heruntergedrückt und die Gestalt von Claudia Berger steht im Rahmen, ein gestresster Ausdruck auf ihrem Gesicht. „Hallo“, grüßt sie knapp, legt ihre kleine Handtasche auf den Schrank zu ihrer Rechten. „Frau Berger“, gebe ich mit einem Kopfnicken zurück. „Stressiger Tag, Mum?“, fragt Chris nach und schenkt seiner Mutter in fürsorglicher Voraussicht eine Tasse Kaffee ein. Er stellt die Kanne zurück auf das Tablett und wartet bis sie platz genommen hat. „Ärger in der Abteilung. Und wie war dein Tag?“ „Schulisch“, lächelt er verschmitzt, kramt in seinem Rucksack nach den bedeutsamen Blättern, reicht sie herüber und wartet gespannt darauf, was Frau Berger dazu sagen wird. „Eine drei plus“, kommt es ganz überrascht von ihr. „Das ist ja super.“ „Fand mein Lehrer auch“, ist Chris ganz stolz auf sich. Er selbst ist nämlich unheimlich schlecht in Mathe, aber durch die Wiederholung des Stoffes durch mich und durch die Vor- und Nachbereitung mit seinem eigenen Nachhilfelehrer hat auch er sich langsam, aber stetig immer weiter verbessert. „Schatz, das ist wunderbar. Sollen wir heute Abend fein essen gehen?“ „Chinesisch?“ „Natürlich. Wenn du das magst. Möchten Sie uns begleiten, Herr Montega?“ „Vielen Dank, aber… Nein, danke“, gebe ich höflich zurück. „Ich werde heute zum Abendessen bereits erwartet.“ „Wie schade…“, kommt es gedämpft von Chris. „Ich habe es Marianne versprochen und außerdem solltest du deine gute Note lieber mit deiner Mutter alleine feiern“, lenke ich sanft ein. Frau Berger will das revidieren, doch ich winke ab. Ich weiß, dass es ihr in der Zwischenzeit gelungen ist mir gegenüber aufzutauen, aber ich will mich auch nicht zu sehr bei den beiden dazwischendrängen. Wegen mir würde es nur Ärger geben. Ich achte immer genau darauf wie viel Zeit ich mit Chris verbringe, denn ich will bei seiner Mutter nicht den Eindruck entstehen lassen, dass wir mehr als nur enge Freunde sein könnten. Derzeit habe ich so den Verdacht, dass sie eben diese Befürchtung hegt. „Machen wir für heute Schluss?“ „Aber…“ „Drei Stunden reichen mir, ich kann mich eh nicht mehr konzentrieren. Ich rechne die letzten Aufgaben, wenn ich zu Hause bin, okay? Ich bring sie dir das nächste Mal mit.“ „Na gut. Aber vergiss es nicht.“ „Versprochen“, hebe ich beschwörend die linke Hand, sammle meine ganzen Materialien ein und verabschiede mich von Mutter und Sohn. Mit einem leisen Seufzer trete ich aus der Haustüre nach draußen. Heute weht ein frischer Wind, ich schlinge die Jacke enger um mich, ziehe mein Schal gut fest und stapfe durch den liegen gebliebenen Neujahrsschnee. Auf dem Weg zu meiner Wohnung klingelt mein Handy, das ich umständlich aus meiner Jackentasche hervorkrame. Es ist eine weitere Absage. Noch immer habe ich keinen Praktikumsplatz, auch wenn ich Bewerbungen en masse abgeschickt habe. Erik hat mir so was allerdings schon prophezeit. Außer meiner langjährigen Erfahrung als Barbesitzer, kann ich nicht sehr viel Lukratives vorweisen. Solange ich weder meinen Abschluss noch sonstige besondere Kenntnisse nachweisen kann, bin ich ein absolutes No-Go für jeden Arbeitgeber. Trotzdem lasse ich mich nicht entmutigen. „Du brauchst ganz viel Vitamine“, hatte Erik gesagt. „Sorg dafür dass du deine Kurse gut über die Bühne bringst und dann kann ich dir vielleicht später helfen. Aber momentan wird es schwierig. Für meine Kreise brauchst du auf jeden Fall tadellose Zeugnisse, dann kann man die alten Säcke belatschern, vorher nicht.“ Einmal mehr war ich meinem langjährigen Kumpel in diesem Augenblick dankbar. Bei Erik ist eine Situation nie hoffnungslos. Wenn man einen Plan hat und der Plan auch gut ist, dann unterstützt er einen immer wo er nur kann. Er hat mir sogar versprochen, dass er mir von Paris aus ebenfalls helfen wird. Bereits in diesem Sommer wird er rüber fliegen und das neue Geschäft seiner Mutter eröffnen. Zwar durchaus gefroren, jedoch nicht im mindestens in meinem Elan gehemmt, erreiche ich meine Wohnung. Auf Zehenspitzen laufe ich ins Bad, schmeiße dort alle Klamotten von mir und steige unter die Dusche um mich wieder ordentlich auf Touren zu kriegen. Danach verwische ich meine Spuren, stelle die Waschmaschine an und mache mich in der Küche daran mir ein kleines Mittagessen zu kochen. Hier denke ich zum allerersten Mal an diesem Tag wieder an Jamie. Nach unserem verheerenden Gespräch im letzten Jahr, habe ich nie aufgehört an ihn zu denken. Seine Worte haben mir den Ansporn gegeben, endlich etwas aus meinem Leben zu machen und mich effektiv darum zu bemühen alles in geregelte Bahnen zu bekommen, doch verziehen habe ich ihm dadurch noch nicht. Er hat sich zu Weihnachten kurz bei mir gemeldet, mir Grüße ausgerichtet, doch davor wie danach herrschte Funkstille. Ich verstehe, dass er nicht auf mich zugehen will und er versteht, dass auch ich den ersten Schritt nicht wagen möchte. Zumindest noch nicht. Ich brauche Zeit um darüber nachzudenken und um die Dinge zu erreichen, die ich mir zum Ziel gesetzt habe. Erst dann kann ich ihm wieder gegenübertreten, mich bedanken und mich um einen Neuanfang bemühen. Das erneute Klingeln meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Blind nehme ich den Anruf entgegen, schalte den Lautsprecher ein und lege das Gerät neben mich auf die Küchenzeile, während ich mit der anderen Hand nach dem Öl für die Pfanne greife. „Ja?“, melde ich mich so unverbindlich wie immer. „Hey, Rapha“, kommt es fröhlich von Chris. „Was gibt’s?“ „Ich wollte nur kurz nachhören, ob alles okay ist.“ „Alles bestens.“ „Sehen wir uns heute noch mal?“, fragt er mit einem hoffnungsvollen Unterton. „Hm…“, überlege ich kurz, gehe meine Termine im Kopf durch. „Eher nicht. Nein.“ „Und morgen?“ „Am Wochenende“, kürze ich es ab. „Unter der Woche habe ich meine Sprachkurse, Nachhilfe und ich muss zu einem Termin wegen der ersten Klausuren. Freitagabend habe ich wieder Zeit.“ „Dann ist der ab sofort für mich reserviert.“ „Ist notiert“, flachse ich. „Ruf mich einfach an, okay? Ich liebe dich, Raphael.“ „Ja… Ja, ich weiß“, sage ich bloß. Chris wartet keinen weiteren Moment ab, sondern legt einfach auf. Nie habe ich ihm diese Worte bisher gesagt. Und zumindest oberflächlich betrachtet scheint er auch nicht auf sie zu warten. Ich glaube er versteht einfach, dass er mir zwar sehr wichtig ist, ich aber noch nicht so weit bin ihm diese bedeutenden drei kleinen Worte ins Ohr zu säuseln. Die kommende Woche zieht sich nicht gerade hin und ich bin überrascht, als ich am Freitagabend Chris vor meiner Tür treffe. Ich komme gerade erst von meinem Sprachkurs nach Hause und bin noch gar nicht auf das Wochenende eingestellt. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, freue ich mich, ihn zu sehen. „Hey“, grüße ich ihn knapp, küsse sanft seine Wange, streichle ihm durch die Haare. An ihm vorbeitretend suche ich nach meinem Wohnungsschlüssel, den ich irgendwo in den Tiefen meiner Jackentasche finde. Ich bitte Chris hinein, schalte das Licht im Wohnzimmer an und verschwinde erst einmal im Schlafzimmer. Ich lege meinen Rucksack auf mein Bett, ziehe Schuhe und Jacke aus und gönne mir einen erfrischenden Schwung Wasser ins Gesicht. Ich wasche mich flüchtig, trage neues Deo auf und marschiere geradewegs in die Küche. Mir hängt der Magen schon seit Stunden in den Kniekehlen und so langsam brauche ich wirklich was zu essen. Chris folgt mir mit einem leisen, aber deutlich hörbaren Seufzer. „Entschuldige“, gebe ich ehrlich zu, blicke kurz über meine Schulter in sein Gesicht. „Ich sterbe gleich vor Hunger.“ „Schon gut“, lächelt er ergeben. Er umarmt mich von hinten und ich bleibe ihm zuliebe einen Augenblick lang regungslos stehen, ehe ich ihn wieder von mir schiebe und aus dem Kühlschrank Butter und Eier hole. Ein einfaches Rührei wird mir heute reichen. Während ich die Butter erhitze, nutze ich die Gelegenheit meinen kleinen Wuschelkopf wenigstens annähernd zufrieden zu stellen, indem ich ihn lange und sehr, sehr sanft küsse. Ich weiß, dass er das mag. Chris ist der total romantische Typ. „Wie war deine Woche?“ „Stressig“, sage ich, schlage das erste Ei auf. „Die ersten Klausuren sind im März. Ich muss dafür in die Leitstelle nach Köln. Wird mal wieder eine ganz schöne Fahrerei. Der Sprachkurs läuft soweit ganz gut und ich komme mir nicht einmal halb so blöd vor wie ich angenommen hatte.“ „Oh, woran liegt’s?“, hakt Chris interessiert nach. „Hm, sind viele Ausländer dabei oder ältere Leute. Da kann also keiner mehr als ich.“ „Ist ja auch keine richtige Schule.“ Zu meinem Rührei gesellen sich noch drei Toasts, dann bin ich soweit, setze mich Chris gegenüber an den kleinen Küchentisch und fange an zu essen. Ich frage ihn nach seiner Woche, schließlich ist bei ihm das Abitur auch nicht mehr allzu lange hin, trotzdem scheint er sehr viel Freizeit zu haben. „Lernst du wenigstens?“ „Aber ja“, versichert er mir. „Ich hab mit ein paar Leuten eine Arbeitsgruppe gebildet. Wir treffen uns drei Mal in der Woche und gehen den schweren Stoff durch. Ist ganz gut, weil jeder von uns was anderes gut kann, also lernen wir zwar alle zusammen, aber in kleinen Teams.“ „Klingt gut. Kommst du voran?“ „Schon.“ „Hast du dir für heute was überlegt?“ „Also Filme gucken wollte ich nicht“, sagt Chris. „Aber Spiele habe ich auch keine mitgebracht, weil wir ja nur zu zweit sind und ich dich heute auch mit niemandem teilen wollte.“ Ich schmunzle bei dieser Aussage, stehe auf, räume meinen Teller weg. Chris ist süß, wirklich süß und ich bin froh, dass ich ihn habe. „Hm, ich geh mir jetzt erst einmal die Zähne putzen und was Bequemeres anziehen. Und dann schlage ich vor, dass wir uns einfach aufs Sofa hauen und nichts tun.“ „Gerne“, strahlt er mich an und ich verschwinde einmal mehr in meinem Bad. Da ich mich doch für eine kurze und sehr erfrischende Dusche entscheide, dauert es etwas länger und als ich wieder ins Wohnzimmer trete, finde ich Chris schlafend vor. „Du Süßer“, hauche ich ihm ins Ohr, küsse ihn auf die Stirn, ehe ich ihn vorsichtig hochhebe und ihn in Richtung Bett trage. Dort lasse ich ihn sacht herunter, lösche dann alle Lichter in meiner kleinen Wohnung und lege mich schließlich neben meinen schlafenden Freund. --- Ein sanftes Streicheln, weckt mich am nächsten Morgen und ich blinzle verschlafen in die ersten Sonnenstrahlen, die durch mein Fenster, genau auf mein Gesicht fallen. Murrend reibe ich mir den Schlaf aus den Augen, ehe ich einen ersten Blick nach unten werfe. Chris hockt über mir, küsst meine Brust, zieht sacht die Linien meiner Rippen nach, die sich an meinen Seiten schwach abzeichnen. Er ist ganz versunken in sein Tun und hat noch gar nicht bemerkt, dass ich bereits wach bin. Ich lasse ihn gewähren, genieße jede einzelne seiner Berührungen und es dauert nicht lange, bis ich auch entsprechend darauf reagiere. Leise aufstöhnend sinke ich ein wenig tiefer in meine Kissen, verschränke die Arme über meinen Augen und flüchte mich in die beruhigende Dunkelheit. „Morgen“, höre ich ihn undeutlich nuscheln und muss grinsen. „Morgen.“ „Gut geschlafen?“, fragt er, rutscht mit seiner Zunge etwas weiter nach rechts. „Sehr.“ Das Gespräch erstirbt augenblicklich, als er seine Hüfte ein wenig nach vorne schiebt, dabei sanft gegen meine Erektion stößt, die sich gleich darauf noch ein wenig mehr erhärtet. Ich unterdrücke ein Keuchen nur mühsam. Stück für Stück arbeitet sich Chris weiter vor, die ganze Brust, über die eine Seite, dann die andere. Von oben nach unten, von links nach rechts, lässt er keinen Zentimeter meiner Haut aus. Er streichelt und küsst mich in den Wahnsinn. Tief brummend richte ich mich auf, strecke meine Hände nach ihn aus und bekomme tatsächlich sein Kinn zu fassen, dass ich herrisch zu mir heran ziehe, damit ich ihm endlich einen langen, sinnlichen Kuss rauben kann. Er fällt mir in die Arme und ich fange ihn auf. Sein Körper auf meinem ist so leicht, schmiegt sich gegen mich, an mich. Ich bäume mich auf, ziehe ihn noch viel näher, verschmelze beinahe mit ihm. „Rapha“, stöhnt er rau. „Ich will mit dir schlafen.“ Schlagartig bin ich wieder im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte. Überfahren schaue ich auf Chris herunter, der sich unbeirrt meinem Halsansatz widmet. Es dauert einige Momente bis er bemerkt, dass ich ganz steif unter ihm liege. „Was ist?“, fragt er schließlich, setzt sich ein wenig zurück um mich besser ansehen zu können. „Du willst… wirklich mit mir schlafen?“, frage ich atemlos. Chris legt den Kopf leicht zur Seite, mustert mich mit einem fragenden, verständnislosen Blick. Seine Hände ruhen auf meinem Bauch, sind zu Fäusten geballt. Seine ganze Haltung ist verspannt. Mit einem sanften Lächeln richte ich mich auf, fasse sein Gesicht, küsse seine Nasenspitze. „Ich dachte, du hättest Angst davor“, erkläre ich mich. „Oh“, kommt es nur von ihm. „Jetzt nicht mehr?“ „Es… es ist alles sehr neu für mich“, gesteht er verlegen ein, wird dabei sogar ein bisschen rot. „Wenn du mich so berührst weiß ich oft nicht was ich tun soll, was du von mir erwartest und… du hast ja viel mehr Erfahrung als ich… deswegen…“ Sein Stammeln ist unglaublich niedlich und ich verliebe mich gerade ganz bewusst in ihn. Immer wieder küsse ich ihn, ziehe ihn mit mir zurück auf die Matratze, umschlinge seinen wundervollen Körper, drehe ihn herum, liege auf ihm. Ich halte ihn ganz fest. Irgendwann vergraben sich seine Hände in meinen Haaren, seine Finger fahren ziellos hindurch, streicheln ab und an meinen Nacken. Ein schönes Gefühl. „Chris“, sage ich leise und er öffnet seine Augen. „Ich erwarte absolut nichts von dir. Ist es dein erstes Mal?“ Er nickt zögerlich. „Und deine Erfahrung bisher?“ „Das ist mir peinlich…“, gesteht er, vergräbt sein Gesicht an meiner Schulter, was mich leise Lachen lässt. „Sag’s mir“, fordere ich. „Beim Flaschendrehen habe ich ein Mädchen geküsst und fand es eklig… da war ich… zwölf oder so. Und auf einer Klassenfahrt in der Zehnten hat mir ein betrunkener Mitschüler eine runtergeholt. Der konnte sich danach gar nicht mehr daran erinnern. Außerdem hatte der eigentlich auch eine Freundin“, erzählt er mir widerstrebend. „Also außer beim Küssen bin ich dein erster Mann?“, hake ich noch mal nach, weil es mich so unheimlich amüsiert wie er sich unter meinen Blicken vor Scham windet. Sonst tut er immer so selbstsicher und cool, aber gerade… er ist einfach nur Chris. Ganz unzensiert. „Hm“, macht er unbestimmt. „Dann lass uns noch damit warten“, entscheide ich. „Ich möchte, dass es etwas Besonderes für dich wird. Kein Morgenquicki.“ „Wieso Quicki?“, hebt er vorsichtig wieder den Blick. „Weil ich dir nicht versprechen kann, dass ich heute besonders lange durchhalten würde“, schmunzle ich, deute in einer vagen Bewegung nach unten, der er folgt und dadurch schlagartig wieder rot anläuft. „Du hast gute Vorarbeit geleistet.“ „Sag das doch nicht so“, ist er verschämt. „Ich sage nur wie es ist“, küsse ich seine Stirn. Wir liegen nah beieinander, ohne noch groß Worte zu wechseln. Ich halte ihn fest, lasse ihn spüren, dass ich für ihn da bin und dass er sich vor all diesen Dingen nicht zu fürchten braucht. Auch wenn ich gerade einen mordsmäßigen Ständer habe, bin ich noch lange keine ruchlose Bestie, die über unschuldige Jungfrauen herfällt. „Weißt du, Chris“, flüstere ich schließlich. „Ich bewundere dich.“ „Wieso?“, nuschelt er undeutlich gegen meinen Hals. „Weil du im Grunde ein unerfahrener Junge bist, der noch völlig unverdorben von der Welt ist und trotzdem… trotzdem hast du den Schritt gewagt dich einem Fremden zu öffnen, nur weil du ihn magst. Du hast bisher immer sehr viel Mut bewiesen.“ „Ich habe doch nur getan was ich für richtig hielt.“ „Ja. Und das nenne ich mutig.“ Mit einem Lächeln, küsse ich noch einmal seine Stirn, schlage dann die Decke zurück, in der wir uns ein wenig verheddert haben und stehe auf. Chris sieht mir mit großen Augen hinterher wie ich im Bad verschwinde. Summend steige ich unter die Dusche und fühle mich in diesem Moment so glücklich wie nie zuvor. Und all das nur weil ich weiß, dass Chris in meinem Bett liegt und auf mich wartet. --- Endlich fertig... es hat mich einige Nerven gekostet... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)