Nur der Sieg zählt von Chrolo (Auf Verlierer wartet der Tod) ================================================================================ Kapitel 2: Intro #2 ------------------- "Hach maaaan, wieder nichts drin! Die könnten sich echt mal beeilen und irgendwas auf die Beine stellen, wovon soll unsereins denn leben?", raunzte der Judoka Paul Phoenix, während er die Zeitung beiseite legte und leicht frustriert auf den Schreibtisch schaute, wo seit einigen Tagen die Rechnung mit den Heiz- und Wasserkosten lag, welche zurzeit nicht bezahlbar für die beiden Bewohner des Kastens waren. Kasten nannten sie das kleine Haus, was aus einem nicht mehr fahrtüchtigen Wohnwagen und einer alten Gartenlaube zusammengebaut war, liebevoll. Genau genommen gehörte noch ein Zelt dazu, aber dafür bezahlten die beiden keine Miete. Paul regte sich oft darüber auf, dass sie für dieses Unterklassehaus, was auch den billigsten japanischen Kleinwohnungen an Spärlichkeit Konkurrenz machte, überhaupt eine Nutzungsgebühr zahlen mussten. Genau genommen war es auch angemessen wenig, selbst mit den Heiz- und Wasserkosten, aber wenn man nicht arbeiten geht, ist selbst das Wenigste oft noch zuviel. Alles was Paul Phoenix und der Meister des Jeet Kuno Do Marshall Law machten, war nach Turnieren in der Umgebung Ausschau zu halten, bei denen sie Preisgeld abstauben konnten. Immerhin waren sie relativ zuverlässig, wenn es darum ging, diese dann auch zu gewinnen. In vier der letzten fünf Turniere an denen sie teilnahmen, begegneten sie sich später im Halbfinale oder Finale. Zweimal gewann Law, die anderen zwei Male Paul. Für sie war es streng genommen wie ein Trainingskampf, denn sie trainierten immer wieder gegeneinander, um in Form zu bleiben. Aber arbeiten gingen sie nicht. Alles was Law konnte war kochen, bei Paul reichte es nicht mal dafür. Sie hatten es zwar mal mit Mini-Jobs versucht, waren aber kläglich gescheitert und gaben die Sache schnell wieder auf. Paul zerschmetterte beim Zeitungsaustragen das ein oder andere Fenster und fuhr zuletzt auch noch das geliehene Fahrrad zu Schrott, während Law als Hausmeister immer wieder die Bewohner der Anlage belästigte, in der er eingestellt wurde. Es waren nur Kleinigkeiten, aber der Schwarzhaarige war nicht in der Lage diese abzustellen und verlor die Stelle schon nach anderthalb Wochen wieder. Demotiviert sagten sie sich selbst, dass sie nun einmal zum Kämpfen geboren waren und für andere Tätigkeiten nicht zu gebrauchen. Wobei Law stets einräumte, dass sein Traum immer ein Restaurant war und keine Arena. "Hallo die Herr'n!", erschallte es ein paar Augenblicke später, als die Tür aufging und der Boxer Steve Fox die Bude betrat. "Hey heeeey, was schaust du so griesgrämig drein? Hast du deine Lesebrille verloren oder steht die Zeitung dort nur zur Deko?" Paul schaute den blonden Briten, der wie so oft seinen Alabasterkörper zur Schau stellte, indem er lediglich ein offenes Hemd trug, ungläubig an und blickte einen Moment später zur Zeitung, die er kurz zuvor weggelegt hatte. "Was meinst du?" "Na das Turniiiier, nächste Woche in der Stadt. Am Marktplatz hinter dem Denkmal, sie machen den alten Ring wieder flott, den sie vorletztes Jahr in eine Müllhalde verwandelt hatten. Ist ja irre, dass du das nicht mitkriegst, ich dachte ich komme hier rein und sehe nur strahlende Gesichter! ...Wo ist der Typ eigentlich?" Pauls erwartungsvolle Miene bekam einen innerlichen Jauchzer, als er das hörte, aber etwas skeptisch griff er sich doch nochmal die Zeitung und suchte Seite für Seite nach einer Anzeige ab, während er Steve auf den Platz hinter dem Kasten verwies, wo Law gerade seine Trainingsübungen vollzog. Später kam Steve dann wieder rein und schlug Seite 2 der Zeitung auf, in der das Turnier ganz fett als Schlagzeile und mit Bild der Kampfstätte verzeichnet war. "Ach du grüne Neune, wer schaut denn auf die großen Schlagzeilen, sowas wird doch nie derart groß angekündigt!?", wehrte sich der alte Judoka, während er aber schon zu lachen und sich mental auf das Turnier einzustellen begann. "Nun dann beeil dich, Kollege Law ist schon gut dabei mit seinem Training! Und vergiss nicht - wir teilen auf drei, wenn einer gewinnt. Bei dem Jackpot ist das genug für jeden!" "Ach deshalb bist du hier. Ich hab mich schon gefragt, wieso du die stärkste Konkurrenz informierst... denn ich werde sicher gewinnen!" "Das werden wir sehen!" "Aber ist okay. Ich weiß zwar nicht wer diesen Berg an Kohle zur Verfügung stellt, aber er wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Und wir werden ihm die Zuschauer schon bringen!", redete Paul sich traditionell selbst stark und klopfte dem Boxer auf den Rücken, ehe dieser die Bude wieder verließ und sich auf seine Harley schwang, die er ohne den Zündschlüssel zu ziehen vor dem Haus auf der Wiese geparkt hatte. Die drei waren schon seit einigen Jahren gute Freunde. Anfangs waren sie nur Sparringspartner, aber sie verstanden sich sehr gut und Steve hing bald öfter mit Paul und Law ab, als mit den Leuten von seiner alten Clique, welche zwar auch von seiner Leidenschaft - dem Boxen - fasziniert waren, aber nur Sandsäcke darstellten, wenn er den Ring betrat. Und ein guter Freund war für Steve, wer nicht schon nach drei Schlägen in der Ecke lag. Paul jedenfalls warf sich sofort in Schale - seinen roten Judo-Anzug hatte er seit über zwanzig Jahren und er würde sich wohl erst einen neuen zulegen, wenn der alte sich zu Staub auflösen würde - und gesellte sich zu seinem Freund, der hinter der Hütte dabei war, Ziegel zu zerschlagen und Mülltonnen umzutreten, was zwar etwas banal bis gar chaotisch aussah, aber durchaus seine Fähigkeiten auf die Probe stellte, denn der Schwarzhaarige stellte sich stets verschiedenste Bedingungen, die er bei seinen Übungen erfüllen musste. "Na du alte Sau? Dass du dich vor die Tür bewegst... in den letzten Tagen hingst du nur noch im Sessel rum!", flachste Law, als sein Freund in seinem Judo-Anzug und mit angespanntem Blick hinter ihn trat. Natürlich war er sehr erfreut den Blonden zu sehen, aber sie redeten für gewöhnlich nie sehr respektvoll miteinander, auch weil sie sich nach wie vor als Kontrahenten ansahen. An sich gab es aber niemanden, vor dem Law mehr Respekt hatte, als vor Paul und Steve und so war es auch umgekehrt. "Wir haben sechs Tage, das reicht völlig um wieder zu alter Form zu gelangen!", motivierte sich Paul, der immerhin schon auf die 60 zusteuerte, glücklicherweise aber einen sehr robusten und einsatzfähigen Körper besaß. Law lächelte ihn an und zerbrach daraufhin einen Ziegel allein mit seiner linken Hand, womit er seinem Freund suggerierte, dass er ebenfalls fest daran glaubte, das Turnier gewinnen zu können. "Die Summe wird sicher auch andere starke Kämpfer anlocken, ich bin gespannt. Das letzte war ja ein ziemlicher Witz!", entgegnete er, womit er auch Paul ein wenig anstachelte, da dieser ihm dort im Halbfinale in einem überraschend kurzem Kampf unterlegen gewesen war. "Aber die sollen sich warm anziehen!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)