69 von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 20: Geschichte ---------------------- Aoi starrte seinen Gegner an. Wenn er sterben müsste, dann würde er den Vampir mit in den Tod nehmen. Der Schwarzhaarige machte sich bereit auszuholen, doch dann sah er wir Uruha den Vampir herumriss, wie er diesen anflehte. Aoi wollte aufspringen, wollte Uruha von Ryoga zerren, wollte ihn beschützen. Der Vampir würde doch nie auf einem Menschen eingehen, würde ihn nur verletzten. Seine Kräfte hatten ihn fast verlassen, er schaffte es nicht mehr auf die Beine, kniete am Boden und starrte die beiden an. Doch Ryoga reagierte anders als erwartet. Aoi schaute verwirrt von Uruha zu diesem Vampir. Hatte dieser gerade wirklich so etwas wie Gefühl gezeigt? Oder warum wollte er Aoi verschonen. Der Schwarzhaarige versuchte sich aufzurichten, wollte dem allen ein Ende setzten, wollte Uruha wieder für sich. Doch noch bevor er zum Stehen kam, waren die beiden verschwunden. Aoi stand mit zitternden Knien verlassen in der Straße, nur wenige Meter weiter, lagen Ruki und Reite, hatten ihr Leben umsonst gelassen. Sein ganzer Körper begann zu zittern, Aoi konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Er hatte versagt, er hatte versagt und dabei alles verloren. Aoi wendete seinen Blick von den beiden Toten ab, konnte den Anblick nicht länger ertragen. Langsam versuchte er wenige Schritte, seine Beine wollten ihm nicht so ganz gehorchen. Sein ganzer Körper schmerzte. Aoi zwang seine Beine ihn weiter fortzutragen, der Schmerz wurde stärker, schien sich an seiner Seite zu sammeln. Aois Finger tasteten die Seite entlang, wurden von Blut benetzt. Er presste seine Hand auf die Wunde, versuchte weiterzugehen, so Weit er es irgendwie schaffte, nur weg von diesem Ort. Er wusste nicht wie lang ihn seine Beine noch trugen, doch als sie dem Gewicht nachgaben, hatte er die Straße längst hinter sich gelassen. Erschöpft ließ er sich gegen eine Hauswand sinken, schloss die Augen. Aoi hätte nie gedacht, dass er so sterben würde, jämmerlich verblutend in einer Seitenstraße. Mit einem zufriedenen Lächeln hatte Nao heute sein Krankenhaus verlassen, wieder mal ein Menschenleben gerettet und somit etwas Gutes getan. Doch irgendwie glich jeder Tag dem anderen und das seit hunderten von Jahren. Tag ein Tag aus. Und dennoch machte er immer das gleiche, Menschenleben retten, obwohl er ein Vampir war, doch irgendwie hatte es ihn von Anfang an angewidert sich so derart über ein Lebewesen zu stellen und es zu beherrschen. Es hatte ihn angewidert, wie es andere seinesgleichen mit Genugtuung und Wohlwollen taten, deshalb beschloss er mit den Menschen zu leben und nicht nach ihren Leben zu trachten. Nao gab zu, die Vampire zu hassen, diejenigen zu hassen die nur aus Spaß Menschen töteten, Spaß daran hatten sie zu quälen und zu foltern; es war abstoßend. So kam es nicht selten vor, dass er sie tötete, aus reinem Hass zu ihnen. Seufzend lief er die Straßen entlang und dachte nach, wie so oft, doch dann drang ein süßlicher Geruch in seine Nase. Blut, viel Blut war irgendwo geflossen. Hatte etwa schon wieder einer dieser vollidiotischen inizierten Vampire aus Spaß ein Massaker veranstaltet. Kurz sah Nao sich um, ehe er mit flinken Schritten dem Geruch folgte und in einer leeren Straße landete. Kein Vampir zu sehen, nur zwei Leichen. Mit Bedauern betrachtete er die leblosen Körper und erkannte, dass die beiden Vampirjäger vom hochrangigen heiligen Orden waren. Welcher Vampir war so stark sie einfach umzubringen? Wirklich darüber nachdenken konnte Nao nicht, denn er roch noch immer dieses süßliche Blut, das irgendwo floss, also musste einer von ihnen noch leben, wenn auch nur schwach. Eilig folgte Nao dem Geruch und fand einen schwarzhaarigen jungen Mann in der Gasse, um sein Leben ringen, schon fast bewusstlos. "Hey...", meinte Nao leise, hatte sich vor ihm gekniet und besah sich die Wunden. Der Vampirjäger schien schwer verletzt und wenn man ihm nicht bald helfen würde, würde dieser augenblicklich sterben. Trübe Augen blickten ihn an, nahmen ihn aber wohl kaum war. "Hey...tu mir ein gefallen, schlaf nicht ein, sonst stirbst du...", versuchte Nao den jungen Mann irgendwie wach zu halten. Einen Krankenwagen zu rufen war Nonsens, das würde zu lange dauern, außerdem müsste er dann erklären, was hier passiert sei und er könnte wohl kaum sagen das hier Vampirjäger mit einem Vampir oder vielleicht sogar mehreren gekämpft hatten. Nao musste die Wunden selbst behandeln, nur damit dieser Vampirjäger nicht aufflog und dessen heiliger Orden. Mit Leichtigkeit hatte er den Schwarzhaarigen geschultert, auch wenn dieser etwas größer war, dennoch war es kein Problem. Aoi nahm kaum wahr wie ihn der Fremde hochhob, hörte nur am Rande wie auf ihn eingeredet wurde. Um ihn herum drehte sich alles, ihm wurde schlecht. Die Umrisse verschwammen vor seinem Auge, es wurde dunkler vor seinen Augen. So schnell Nao nur konnte, machte er sich auf zu seinem Krankenhaus. Dort schlich er in sein Büro und schmuggelte den Verletzten in eines der privaten Krankenzimmer. Schnell hatte er alles Nötige zusammen, was er brauchte, um den anderen wieder zusammen zu flicken. Aoi merkte kaum wie er abgelegt wurde, wie sich jemand an seiner Kleidung zu schaffen machte. Er hoffte inständig, dass der jemand sich um seine Wunden kümmern wollte. Dann nahm die Schwärze vor seinen Augen überhand. Nach ein paar Stunden hatte der junge Mann alles überstanden und schlief nun seelenruhig vor sich hin. Nao konnte nur da sitzen und ihm beim schlafen beobachten. Wieder einmal hatte Nao ein Menschenleben gerettet, wie jeden Tag. Irgendwann wich die Dunkelheit vor Aois Augen verqueren Träumen. Nichts wollte so recht zusammengehören von dem was er träumte. Immer wieder mischten sich die Erinnerungen der letzten Tage, fügten sich völlig anders zusammen. Er sah Uruha vor seinen Augen, konnte ihn in seine Arme schließen, bis er ihm wieder entrissen wurde. Er wollte das nicht sehen, wollte Uruha nicht noch einmal verlieren, wenn auch nur in seinen Träumen. Aoi zwang sich die Augen zu öffnen, fühlten sich seine Lieder schwer wie Blei an. Langsam blinzelte er, wurde von gleißend hellem Licht geblendet. Wo war er? Er spürte, dass er noch am Leben, die Schmerzen in seinem Körper machten ihm dies deutlich. Es dauerte ein Weile bis Aoi sich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Dann erkannte er die Leuchtstoffröhren an der Decke, die weißen Betten. Aoi drehte seinen Kopf, sah Apparaturen an seinem Kopfende stehen. Wie war er ins Krankenhaus gekommen? Die ganze Zeit hatte Nao über den anderen gewacht, auf dessen Werte geachtete, die hin und wieder schwankten und auch darüber gewacht, ob vielleicht der Vampir oder die Vampire zurückkamen um ihr Werk zu vollenden, doch zum Glück schien das nicht der Fall. Nao war erleichtert als der Tag anbrach und die Werte des Schwarzhaarigen endlich einigermaßen stabil waren und dieser somit außer Lebensgefahr stand. Verwundert hatte eine Schwester hineingesehen und sah, dass hier ein schwerverletzter lag und Dr. Murai anwesend war. Doch er hatte sie beruhigen können, das es gestern Nacht noch einen Notfall gab, dass jemand aus einem Fenster des zweiten Stock gestürzt sei und deshalb so schwer verwundet war. Dann hatte sich die Schwester aufgemacht, um etwas zu Essen zu besorgen, schließlich müsste Nao doch Hunger haben. Mit einem Lächeln hatte er einfach nur genickt und lies sie machen. Kaum war sie aus dem Zimmer, schien sich im Bett etwas zu regen und Nao beobachtete ihn gespannt. "Na, endlich aufgewacht?", fragte Nao mit einem friedlichen Lächeln. "Können sie sich an ihren Namen erinnern?", fragte er erneut etwas, schließlich wusste er nicht, was der Vampir alles mit dem armen jungen Mann angestellt hatte, da könnte sonst was bei rumkommen. Aoi schaute verwirrt auf. Der Mann war ihm gar nicht aufgefallen. Er schloss darauf, dass es sich wohl um einen Arzt halten musste, obwohl er keinen Kittel trug. Aoi versuchte seine Stimme zu finden, etwas krächzend brachte er dann seinen Namen hervor. "Shiroyama Yuu", kaum zu verstehen, doch er hoffte, dass der Arzt es dennoch verstand. Er hatte wirklich Glück gehabt, dass man ihn auf der Straße gefunden und in ein Krankenhaus gebracht hatte. Aoi versuchte sich ein wenig mehr aufzurichten, kam ein kleines Stück hoch und lehnte sich gegen das Ende des Bettes. Er hoffte seine Stimme würde noch länger versagen, aber er wusste, dass dem nicht so war. Schon sah er sich Fragen ausgesetzt, Fragen, die er keinem Menschen beantworten konnte. Wie sollte er erklären, was für seine Verletzungen verantwortlich war. Man würde ihn sofort einliefern wenn er von Vampiren sprach. Er sollte so schnell es ging bei seinen Vorgesetzten anrufen, sie sollten ihn besser in eine Klinik verlegen wo man sich mit solchen Sachen auskannte. "Yuu also...hm~...Naoyuki Murai, mir gehört das Krankenhaus, es reicht wenn du mich Nao nennst", stellte sich Nao lächelnd vor. Kurz sah er den Schwarzhaarigen eindringlich an. "Wie viele waren es gegen die ihr gekämpft habt? Schien ja nicht gerade ein leichter Gegner zu sein und wohl kaum ein erst vor kurzem initiierter Vampir...", fragte Nao nachdenklich, konnte sich keinen Reim darauf machen, wer es gewesen sein könnte. Aoi sah ihn verdutzt an. "Keine Sorge, was deine beiden Freunde angeht, ich habe den Orden angerufen und ihnen von den Leichen erzählt. Ich denke sie werden die Beiden angemessen bestatten.", meinte Nao dann und lächelte ihn freundlich an. Ja so war Nao, fiel immer mit der Tür ins Haus, weil er selber viel zu neugierig war. Wenn ihm nicht alles wehgetan hätte, wäre ihm jetzt seine Kinnlade runter gekippt. So starrte er Nao einfach nur an, erst einmal unfähig ihm zu antworten. Woher zum Teufel wusste dieser Arzt über alles Bescheid? Aoi konnte sich keinen Reim auf die ganze Sache machen. War Nao etwa auch vom Orden? Er starrte den Dunkelhaarigen noch immer an. Da dieser noch immer auf eine Antwort wartend zurückstarrte, räusperte sich Aoi nach einer Weile und erzählte von dem Kampf. Die Sache mit Uruha ließ er lieber aus, anstatt sagte er lieber, dass sie bei der Jagd aufeinander getroffen waren. Am besten, Nao wusste erst gar nicht, dass es Uruha gab. Das Ende der Geschichte war ein bisschen Lückenhaft, er hoffte trotzdem, dass Nao nicht weiter nachfragen würde. Als er geendet hatte, merkte Aoi, dass er noch lange nicht bei Kräften war. Erschöpft ließ er sich zurück in die Kissen fallen. Gespannt hörte er dem schwarzhaarigem zu. Aha, also war es Ryoga gewesen, aus der Villa am Stadtrand, der dort mit seinem Bruder wohnte und noch zwei anderen Vampiren. Sie waren nie besonders aufgefallen, da sie nicht wie andere Vampire ein richtiges Massaker gestartet hatten, bisher zumindest. Nao kannte diese Stadt in und auswendig, auch welche Vampire hier hausten, auch wusste er das Eve in dieser Villa wohnte, einer der wenigen, der wie Nao selbst dem reinen Vampirblut angehörte, von daher mied er die Konfrontation mit den Bewohnern der Villa. Doch irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass dieser Ryoga grundlos auf die Vampirjäger losgegangen sei, ohne dass er ziemlich gereizt wurde. Aber Nao entschied sich erst mal nicht weiter nachzufragen, schließlich war Yuu immer noch ein Patient seines Krankenhauses, den es galt wieder gesund zu bekommen, das war oberste Priorität bei Nao, bei jedem seiner Patienten. Im nächsten Moment klopfte es an der Tür und schon stand Nao auch an der Tür und öffnete diese. "Ah Schwester Mimiko, unser Patient ist aufgewacht, wärst du so nett und könntest auch ihm etwas Nahrhaftes bringen?", fragte er mit einem bezaubernden Lächeln, während er eine Tasse Kaffee und einen roten Apfel entgegen nahm. Nao liebte rote Äpfel, warum auch immer, aber sie schmeckten ihm komischerweise. Schüchtern lächelte Schwester Mimiko und verschwand wieder. Kaum war die Tür geschlossen, saß Nao auch schon wieder auf dem Stuhl neben dem Bett. In einer Hand hielt er seinen Kaffe und in der anderen den blutroten Apfel, in welchen er genüsslich hineinbiss. Aoi gab ein leises Seufzen von sich. Er war vorerst mit seiner Ausrede davongekommen. Als die Krankenschwester eintrat, beachtete er diese nur halbherzig. Er hatte sich wieder in sein Kissen vergraben, versuchte etwas zu Kräften zu kommen. Nao hatte sich wieder an sein Bett gesetzt. Hatte dieser Arzt nicht auch noch andere Aufgaben, als ihn zu beobachten? Aoi schloss einfach darauf, dass wohl nicht allzu oft Menschen eingeliefert wurden, die mit Vampiren kämpften und er so anscheinend sehr interessant war. Als Nao in den Apfel biss, fing auch Aois Magen an zu knurren. Er war froh, dass auch er bald etwas zu Essen bekam, wenn er zu Kräften kommen wollte, brauchte er jetzt eindeutig was zwischen die Zähne. Wenige Augenblicke später, kam die Krankenschwester auch schon wieder zurück, stellte ein Tablett mit Mittagessen auf den kleinen Tisch neben ihm, half Aoi dann sich aufzurichten und zog den Tisch über sein Bett. Aoi bewaffnete sich mit den Stäbchen und machte sich über den Reis her. Der eigentliche Grund warum Nao immer noch hier saß, war ein ziemlich guter, doch erst mal musste die Krankenschwester wieder verschwinden, schließlich wollte er nicht vor ihr auffliegen. "Also, du fragst dich warum ich immer noch hier bin oder? Das ist nur zur Vorsicht, wer weiß schon ob Ryoga wieder kommt um zu beenden was er angefangen hat oder ob der Orden der Meinung ist, dich zu beseitigen, weil du verloren hast, somit als 'schwach' dar stehst. Ich mochte den Orden noch nie, aber solange man friedlich ist, lassen sie einem am Leben, logisch oder?", erklärte sich Nao und biss wieder in seinen Apfel, den Kaffee hatte er abgestellt. "Oh man, die Eckzähne sind ganz schön unpraktisch wenn man in einen Apfel beißt, aber welcher Vampir isst schon Äpfel?", meinte Nao dann grinsend und sah Yuu an. Ob dieser jetzt ausflippen würde? Die Reaktionen von Menschen waren schon immer interessant, befand der Braunhaarige und beobachtete Yuu genau. Aoi hatte auf seiner Unterlippe gekaut, als Nao mit ihm sprach. Um den Orden machte er sich weniger Sorgen, mehr musste er wieder an Ryoga denken und daran, dass dieser jetzt bei Uruha war. Er hätte Ryoga töten sollen, egal ob das auch sein eigener Tod gewesen wäre. Es wäre um einiges leichter zu ertragen gewesen, als dass er jetzt die ganze Zeit Bilder von Ryoga mit Uruha vor Augen hatte. Dann ließ ihn Naos Nachsatz aufschrecken. Dieser Arzt war ein Vampir? Ungläubig starrte er den Dunkelhaarigen an, glaubte nicht so recht was er gehört hatte. Aoi ballte seine Hände zu Fäusten. Nao war ein Vampir und auch noch Arzt, reihenweise hilflose Opfer, wie Lämmer auf dem Weg zur Schlachtbank, unwissend dass der Mann, der ihnen helfen sollte, ihnen den Tod brachte. Das war abartig. Aoi wurde schlecht. Er drehte sich zur Seite, konnte den Anblick dieses Vampires nicht ertragen. Warum hatte der Vampir ihn nicht einfach sterben lassen? Und warum redete er noch davon, dass er ihn beschützen wollte? Nao konnte an Aois Gesichtszügen erkennen, dass dieser eindeutig nicht erfreut war über seine Äußerungen und wahrscheinlich sich gerade das schlimmste ausmalte. Hastig sprang Nao auf und hielt seine Hände beschwichtigend vor sich. "Hoppla da war mein Mundwerk wieder zu schnell; weißt du, du bist einer der ersten Menschen, dem ich erzählen kann, was ich bin und da wollte ich einfach nur sehen wie Menschen auf so etwas reagieren, sorry. Ich bin halt neugierig was euch Menschen angeht", versuchte Nao den Schwarzhaarigen zu beschwichtigen. "Falls es dich beruhigt, hier in meinem Krankenhaus läuft alles nach Gesetz und falls du mir nicht glaubst, frag doch in deinem Orden nach. Schließlich gehöre ich zu den registrierten Vampiren, den wenigen, die es vorziehen ein Menschenleben zu führen oder wie man das nennt. Ich gehöre nicht zu den initiierten Vampiren die wahllos und grundlos ihrem Blutrausch freien Lauf lassen...", versuchte Nao sich zu erklären und Yuu irgendwie zu beruhigen. Doch musste er aufpassen, dass er nicht wider zu viel plapperte über die Vergangenheit. Schließlich hatte er damals einen Eid geleistet, dass er schwören musste nie jemanden von dem damaligen heiligen Krieg zu erzählen. Schließlich will die Kirche es einfach nur als eine Geschichte in der Bibel vertuschen, doch irgendwie fand Nao es bescheuert. Wer würde es denn heutzutage denn auch noch glauben, dass der Heilige Krieg damals wirklich stattgefunden hatte? "Hast du schon einmal etwas von dem reinen Vampirblut gehört und dessen zwei große Familien die in einem Zwiespalt waren?", fragte Nao dann einfach ins Blaue hinein. Der Vampir plapperte hier fröhlich umher, als wären sie auf einem Sonntagsspaziergang und so wirklich wollte das nicht in Aois Bild von Vampiren passen. Er hatte noch nie erlebt, dass ein Vampir freiwillig wie ein Mensch leben wollte, die Vampire, die er getroffen hatte, hassten die Menschen zu sehr. Aoi sah etwas fragend zu dem Arzt auf, Nao passte so gar nicht in sein Bild von Vampiren. "Gehört schon, aber so wirklich ist noch kein Vampir mit der Sprache rausgerückt, als das wir viel darüber wissen könnten", Nao schien ja jetzt echt weit auszuholen. Dieser Vampir war echt in Plapperlaune. Aoi schien sich beruhigt zu haben, innerlich und würde wohl nicht rumschreien, was Nao irgendwie befürchtet hatte. Verübeln konnte er es ihm auch nicht, schließlich hatte es der Vampirjäger ja nur mit aufsässigen Vampiren zu tun. Seufzend setzte sich Nao wieder auf seinen Stuhl. "Wir dürfen auch nicht darüber reden, wir haben damals eine Eid geschworen in Delphi nachdem der vierte Heilige Krieg zu Ende war, das muss 338 vor Christi Geburt gewesen sein.", fing Nao an zu erzählen und musste sich schon ein wenig bemühen, um sich nicht an damals zu erinnern. "Naja von den heiligen Kriegen damals in Griechenland hast du bestimmt schon mal gehört, im Geschichtsunterricht oder so, so etwas habt ihr Menschen ja. Eigentlich ist es mir verboten dir davon zu erzählen, aber mich wundert es, dass du als Ordensmitglied nicht etwas mehr wissen müsstest als andere, naja wie dem auch sei. Ursprünglich gab es ein reines Vampirgeschlecht, damals als Vampire noch geboren wurden. So wie ihr Menschen euch fortpflanzt, haben wir es auch getan. Doch dann brach der Heilige Krieg in Griechenland aus, das war 600 vor Christi Geburt. Jemand hatte das Heiligtum in Delphi beschmutzt, irgendwas war da, so genau weiß ich es nicht mehr, jedenfalls wurde ein riesen Trara gemacht. Die Zweigfamilie unserer Hauptfamilie war daran verwickelt, welche sich in Griechenland niedergelassen hatte, während wir, die Hauptfamilie in Italien unseren Niederlass hatten, dort wo der heutige Vatikanstaat ist. Naja wahrscheinlich sitzen die Oberhäupter da immer noch rum, zusammen mit den Oberhäuptern des Ordens. Denn es ist so, die Hauptfamilie lebte von Anfang an friedlich unter Menschen und wir ernährten uns eigentlich von Tierblut, nicht von Menschenblut. Aber als der erste Heilige Krieg ausbrach, machte die Zweigfamilie davon Gebrauch Menschen zu initiieren und als 'Soldaten' für den Krieg zu benutzen. Natürlich erzürnte das den Orden, so brach innerhalb unserer Familie ein Krieg aus. Die Hauptfamilie und der Orden zogen in die Schlacht gegen die Zweigfamilie, die immer größer wurde, durch die wilden initiieren Vampire. Erst als die Menschen ihren vierten heiligen Krieg beendet hatten, das war 338 vor Christus, konnten auch wir einen Waffenstillstand vereinbaren, doch mussten wir einen Eid leisten, nie darüber zu reden. Schließlich ist es eine Schande für die Hauptfamilie, dass die Zweigfamilie quasi schuld daran ist, das wir so verhasst unter den Menschen sind, beziehungsweise das es immer mehr initiierte Vampire gibt, was der Orden versucht mühevoll einzudämmen. Keine leichte Angelegenheit, vor allem wenn man über die Jahrtausende sieht, dass trotz Waffenstillstand immer noch so viele initiierte Vampire hier durch die Gegend rennen und wildern. Nur wenige Menschen die zu Vampiren werden, schaffen es wieder ein normales Leben zu führen, wenn nicht, dann macht ihr ihnen den gar aus", endete Nao seufzend und war in seinen Stuhl zurück gesunken, denn unweigerlich kamen diese Bilder vom Krieg hoch, die er eigentlich so gut es ging verdrängt hatte. "Oh je...", seufzend fuhr Nao sich über die Augen, "... wenn der Orden rausbekommt, was ich dir erzählt habe, dann bin ich wirklich Geschichte, also tu mir einen gefallen und behalt es für dich ja?", bat Nao leicht lächelnd den Schwarzhaarigen der schweigsam zugehört hatte. Als der Arzt geendet hatte, sah Aoi sich gezwungen darauf zu antworten, er nickte mit dem Kopf, war in Gedanken noch immer in den Erzählungen. Das stellte sein ganzes Bild auf den Kopf. Er hatte immer gedacht, dass alle Vampire so blutrünstige Monster waren. Nun wurde ihm ein ganz neues Bild vor die Nase gesetzt. Aoi wusste nicht so recht wie er mit den Informationen umgehen sollte. Er kaute nervös auf seiner Unterlippe. Der Orden hatte die ganze Zeit davon gewusst, doch warum hatte man die Jäger nicht auch eingeweiht? Was war so schlimm daran, dass er davon wusste? Hatten sie geglaubt die Jäger würden nicht mehr mit Hingabe jagen gehen, wüssten sie, dass es auch menschliche Vampire gab? Froh darüber, dass Aoi genickt hatte, seufzte Nao erleichtert auf und lächelte leicht. "Kannst du jetzt verstehen, dass ich dir wirklich nichts Böses will?", fragte Nao dann nach und sah dem anderen tief und mit einem gewissen Ernst in die Augen. Kurz herrschte Stille zwischen den beiden, wo der Braunhaarige Aoi einfach nur betrachtete. "So...jetzt wo du quasi meine Geschichte kennst, erzählst du mir dann jetzt auch den Rest von deiner?", fragte Nao dann doch nach, er war einfach zu neugierig. Aoi hatte gehofft er könnte den Rest seiner eigenen Geschichte einfach verschweigen. Doch, wie hätte es anders sein sollen, hakte Nao natürlich nach. Der Schwarzhaarige kaute nervös auf seiner Unterlippe herum, er wagte es nicht den schon fast stechenden Blick des Arztes zu erwidern. "Ich glaub ich fang noch einmal ganz von vorne an", begann Aoi, "eigentlich fing alles damit an, dass ich eines Abends einem Mann das Leben gerettet hab. Ich hab ihn mit zu mir genommen und irgendwie kam eins zum andern. Was ich nicht wusste: zwischen Uruha und Ryoga lief etwas, auch wenn Uruha mehr als nur schlecht behandelt wurde. Uruha blieb dann bei mir, versuchte Ryoga zu vergessen. Es war fast schon perfekt. Dann kommt dieser verfickte Vampir wieder und fordert Uruha ein. Ich mein was denkt der sich eigentlich?", Aoi war den Tränen nahe, seine Hände hatten sich in die Decke gekrallt, "ich konnte das doch nicht zulassen. Wir sind ihm dann gefolgt. Ruki und Reita waren schneller als ich, konnten ihm den Weg abschneiden. Als ich dann endlich ankam waren die beiden bereits tot. Ich bin auf ihn losgegangen, wir haben gekämpft. Er war sich so sicher gewesen zu gewinnen, doch ich hätte ihn mit in den Tod genommen; dann stellt sich Uruha zwischen uns, " Aoi starrte die Bettdecke an, konnte die Tränen nicht mehr aufhalten, "er ist mit Ryoga gegangen. Was glaubt dieser Vampir wer er ist? Er kann sich doch nicht, wenn ihm gerade da nach ist, sich das holen, was er will." Schweigend und geduldig hörte Nao dem Schwarzhaarigen zu, dachte dabei nach. Ryoga hatte einen Menschen am Leben gelassen? Nao kannte die beiden Geschwister gut, da sie mal vor ewiger Zeit aufeinander getroffen waren, doch sich ihnen entgegen zu stellen war riskant, sie waren stark. Nao hatte damals gespürt, dass sie anscheinend ohne es zu wissen indirekt verwandt mit der Zweigfamilie waren. Was sehr verwunderlich war, da die Zweigfamilie geschworen hatte keine Menschen mehr zu initiieren, zumindest die Reinblütigen, was die Initiierten anstellten war eh nicht zu kontrollieren, zumindest nicht ganz. Dennoch konnte er Ryogas Verhalten nicht ganz verstehen. Vorsichtig hatte Nao sich zu Yuu auf die Bettkante gesetzt, legte seine Hand auf die des anderen, als dieser weinte. "Du hast recht, aber anscheinend empfindet dieser Uruha mehr für Ryoga als für dich, auch wenn das hart klingt. Ryoga scheint wohl auch etwas für ihn zu empfinden, denn im Normalfall lässt er nie einen Menschen leben, mich wundert es das er so riskant gehandelt hat", äußerte sich Nao dazu. Schon seltsam was so alles in letzter Zeit in dieser Stadt vor sich geht. Aoi starrte Nao entsetzt an, zog seine Hand zurück. Musste ihn dieser so direkt vor den Kopf stoßen. Er wusste doch selber, dass er nur ein Lückenfüller war, das hatte Uruhas Aktion ja mehr als bewiesen. Aber das Ganze noch einmal so direkt gesagt zu bekommen, zerriss ihm fast das Herz. Wenn Ryoga doch nur nicht mehr zurückgekommen wäre. Uruha wäre bei ihm geblieben. Warum musste dieser Vampir denn auch nur auf einmal so besessen auf einen Menschen sein, und das auch noch auf den Menschen, den er liebte. Aoi legte sich wieder hin, drehte sich von Nao weg. Er wollte jetzt nicht weiterreden. Ein bisschen hasste sich Nao für seine Direktheit, aber so waren nun mal die Dinge, so etwas musste man akzeptieren, bevor man daran kaputt ging. Seufzend richtete der Arzt sich wieder auf, als Aoi sich hinlegte und sich sogar wegdrehte. "Na dann werd ich wohl mal arbeiten gehen und dich alleine lassen. Schwester Mimiko wird sich um dich kümmern.", meinte Nao dann knapp, ehe er aus dem Zimmer ging und sich auf den Weg zu seinem Bürozimmer machte. Aoi rollte sich im Bett zusammen, zog die Decke weit über seinen Kopf. Nach einer Weile fiel er in einen tiefen Schlaf. Das viele Reden hatte ihn doch sehr beansprucht und an seinen letzten Kräften gezehrt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)