69 von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 21: Hilfe ----------------- Immer noch nachdenkend saß Nao in seinem Büro und versuchte sich auf das ganze einen Reim zu machen. Wer wusste schon, was Aoi anstellte wenn er wieder fit und bei Kräften war. Es konnte immerhin gut sein, dass er wieder losspurtete, um Ryoga zu töten, doch dieses Mal würde Aoi sicherlich dabei drauf gehen, dass konnte Nao nicht zu lassen. Plötzlich klingelte sein Telefon und Nao nahm gelangweilt ab. "Guten Tag, Dr. Naoyuki Murai am Apparat.", antwortete er mit freundlicher Stimme. "Nao...ist Aoi bei dir? Yuu Shiroyama...", drang eine dunkle Stimme aus dem Telefon entgegen und Nao wusste, dass es jemand vom Orden war, und zwar das Oberhaupt, das für Japan zuständig war. "Wer? Hier sind so viele Menschen in meinem Krankenhaus, da kann ich mir weiß Gott nicht alle Namen merken", antwortete Nao im übertrieben freundlichen Ton. Hatte er es doch gewusst, jetzt wollte der Orden Aoi beseitigen, sonst würden sie jetzt nicht nach ihm suchen. "Bist du sicher, dass du mir so antworten willst?", fragte die Stimme am Apparat. "Ja ich bin mir sicher." "Na dann..." und schon hörte man das tuten in der Leitung. Das war nicht gut, das war eindeutig nicht gut. Sofort legte Nao auf, stand auf und huschte durch das Büro, raus in den Gang, hinüber zu Aois Zimmer. Aoi hatte einen tiefen und traumlosen Schlaf. Mit einmal weckte ihn ein Knall. Als er sich blinzelnd im Bett aufrichtete sah er Nao direkt vor sich stehen. Den Knall hatte wohl die Tür verursacht. "Ich muss dich hier weg bringen, so schnell es geht. Der Orden ist hinter dir her, wir haben nicht viel Zeit, sie wollen dich beseitigen, da du fehlgeschlagen hast, als es darum ging Ryoga zu töten", plapperte Nao drauf kaum das er das Zimmer betreten hatte und Aoi ihn noch etwas verschlafen anblickte. Der Schwarzhaarige brauchte eine Weile, bis dass er die Worte überhaupt verstanden hatte, noch immer war er nicht wirklich wach. Dann starrte er Nao etwas verständnislos an. Was sollte der Scheiß denn jetzt? Der Orden wollte ihn beseitigen? Das konnte Aoi einfach nicht glauben. Er hatte doch alles gegeben und es wäre auch nicht sein erstes Mal, dass er es nicht sofort geschafft hatte einen Vampir zu töten. Warum sollten sie aus der Sache mit Ryoga jetzt so eine große Aktion machen wollen? "Lass mich schlafen", erwiderte Aoi nur knapp, legte sich wieder hin. Gut das Nao sich gut die Beherrschung behalten konnte, sonst würde jetzt hier einiges durch die Gegend fliegen, bei so einer Antwort. "Du bist anstrengend, du verwöhnter Schnösel", meinte Nao nur kopfschüttelnd. Im nächsten Moment hatte er Aoi schon von den Apparaturen gelöst und diese ausgestellt. Schließlich war Aoi über dem Berg und brauchte sie nicht unbedingt. "Hier wird gemacht was ich sage! Gesetz des Älteren und damit basta!", meinte Nao nur und hob Aoi auf seine Arme. "Und wenn du jetzt irgendwelche Mucken machst, zögere ich nicht dich bewusstlos zu schlagen, glaub mir mal. Der Orden ist schon längst nicht mehr was er mal war, die zögern nicht; wenn jemand versagt, muss er beseitigt werden, so sind die Regeln. Ist halt nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen da, wie sie immer tun", knurrte Nao noch, ehe die Balkontür des Zimmers geöffnet wurde und sie in der Dämmerung entschwanden. "Lass mich verdammt noch mal runter", Aoi schlug auf den Arzt ein, auch wenn seine Attacke mehr als nur kraftlos war. "Das ist Entführung verdammt", er klang eher schwach, es war eh aussichtslos, da sie schon längst durch die Stadt liefen. Aoi ließ sich frustriert in Naos Arme sinken, da es keine Chance hatte sich zu wehren, konnte er auch entspannen. Er schloss die Augen um nicht sehen zu müssen, wie die Häuser an ihnen vorbeiflogen. Nach einer Weile blieb Nao stehen, Aoi öffnete seine Augen und erblickte ein eher schlichtes aber nobles Einfamilienhaus wohl am Stadtrand. Er wurde auf seine Beine gestellt und tapste eher missmutig und mit noch leicht wackeligen Schritten hinter Nao her. Neugierig ließ er seinen Blick durch den großen Flur schweifen. Nao begleitete ihn die Treppe hinauf. Aoi vielen die Treppenstufen schwer, doch er wollte sich nichts anmerken lassen, biss die Zähne zusammen. Dann hatten die wohl das Gästezimmer erreicht. Erschöpft ließ sich der Schwarzhaarige auf das Bett fallen. Nao seufzte. "Gut, hier müsstest du eine Weile sicher sein. Ruh dich erst mal weiter aus, du bist immer noch nicht ganz fit. Ich werde zusehen was ich beim Orden erreichen kann, dass sie dich nicht beseitigen", meinte Nao und dachte schon wieder viel zu viel nach. "Wenn etwas ist, ich bin neben an. ich muss im Krankenhaus anrufen und mich erklären, schließlich bist du einfach verschwunden...", meinte Nao und verließ den Raum schon wieder. Aoi sagte einfach gar nichts. Er war noch immer nicht wirklich davon begeistert, dass er jetzt hier in diesem Zimmer liegen musste und der Orden angeblich hinter ihm her war. Er konnte einfach nicht glauben, was Nao erzählt hatte. Warum sollte der Orden ihn umbringen wollen? Er war einer der besten Jäger und selbst wenn er einmal einen Fehler machte, tötete er immer noch mehr Vampire als die meisten Jäger. Aoi angelte nach der Decke. Er hatte ja nur einen dieser Krankenhauskittel an und auf dem Weg zum Haus war ihm eindeutig kalt geworden. Er kuschelte sich in die weiche Decke ein und schloss die Augen. Er hatte eindeutig Schlaf nachzuholen. Es waren jetzt schon einige Tage vergangen und Nao hatte es so gut wie möglich versucht Arbeit mit nach Hause zu nehmen, um ein Auge auf Aoi zu haben. Es war schon wieder spät in der Nacht und Nao brütete über einigen Akten und dergleichen. Mit einem Mal ertönte ein Knall und ein höhnisches kleines Lachen folgte. "Uppsala da hab ich wohl eine Vase zerdeppert", kam es von dem Blonden der nun Naos Arbeitszimmer betrat und breit lächelte. Nao war erschrocken rumgefahren und starrte den ungebetenen Gast erschrocken an. "Saga...", entkam es seinen Lippen. "Nao...", äffte der Blonde den älteren ein wenig belustig nach. Aoi hatte sich mal wieder in seiner Decke zusammengerollt und versuchte zu schlafen. So langsam gewöhnte er sich daran bei Nao zu sein, auch wenn ihm dies missfiel. Er hatte die Augen geschlossen und versuchte gerade an etwas zu denken bei dem er gut einschlafen konnte, da riss ihn ein lautes Scheppern auch schon aus den Gedanken. Was zur Hölle war denn das gewesen? Aoi saß kerzengerade in seinem Bett. Es hatte wie ein Teller geklungen oder irgendetwas anderes, was auf dem Boden zerschellte. Er kannte dieses Geräusch genau, sowas passierte ihm andauernd. Aoi wollte sich gerade wieder in sein Kissen zurücksinken lassen, da schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Es war überaus merkwürdig, dass Nao etwas zu Bruch gegangen sein sollte, immerhin war dieser doch ein Vampir und die Chancen etwas unabsichtlich anzurempeln und den Gegenstand, dann auch noch nicht mehr fangen zu können waren äußerst gering. Jetzt war Aoi mehr als nur hellwach. Etwas musste Nao ziemlich aufgeregt haben, dass er einen Teil seines Wohnungsinventars zerdepperte. Oder aber, Aoi lief es bei dem Gedanken kalt den Rücken runter, Nao hatte doch Recht gehabt und nun stand Besuch vor der Tür. "Was zur Hölle willst du hier. Hab ich dir damals nicht deutlich gemacht, dass ich dich nicht wieder sehen will? ich will nichts mit deinen Machenschaften zum Orden zu tun haben", kam es jetzt wütend von dem Dunkelhaarigen. "Na na na na~ sei doch nicht so garstig", meinte Saga lächelnd und trat auf Nao zu. "Wo du gerade vom Orden sprichst, der schickt mich. Also wo ist denn nun dieser Aoi?", fragte Saga und blickte sich im Raum um. Nao schwieg zunächst und hoffte das Aoi noch schlief, es wäre jetzt ziemlich ungünstig wenn er hier reinplatzen würde oder dergleichen. Aoi war schon längst aufgesprungen und stand vor seiner Zimmertür. Die Neugierde hatte ihn gepackt. Leise schob er seine Tür auf, der Flur war dunkel, nur aus Naos halb offenem Arbeitszimmer drang etwas Licht. Und dann hörte er Stimmen. Aoi kaute nervös auf seiner Unterlippe. Also war wirklich jemand gekommen um ihn zu töten. Er konnte die beiden von seinem Zimmer aus nicht sehen, er hörte nur ihre Stimmen, doch allein der Tonfall in dem der Fremde sprach ließ es ihm kalt den Rücken runter laufen. Dieser Fremde erinnerte ihn stark an Ryoga und der Gedanke an diesen abscheulichen Vampir machte die Sache nicht unbedingt besser. Aoi lauschte angestrengt, konnte aber nicht alles verstehen. Warum mussten die beiden jetzt auch so leise reden? Aber weiter aus seiner Zimmer traute er sich nicht, immerhin könnte man ihn hören. "Na? willst du es mir nicht sagen?", grinsend ging Saga weiter auf Nao zu, der versuchte ihm auszuweichen, doch nun stand er mit dem Rücken an die Wand und Saga unmittelbar vor ihm. Erwartungsvoll wurde er von dem Blonden angesehen. "Nao~ du weißt das ich diese Spielchen nicht mag und dir auch nicht weh tun will...", seufzte Saga. "Du weißt doch, dass ich dir kein Haar krümmen kann", ergänzte er und schmollte leicht, doch Nao verdrehte nur die Augen. "Verschwinde wieder von hier. Aoi steht unter meinem Schutz, soll der Orden doch seine eigenen Leute schicken und nicht irgendeinen dahergelaufenen Vampir...", patze Nao leise zurück und funkelte Saga wütend an. Im nächsten Moment wurde Nao heftig gegen die Wand gedrückt, es schmerzte. "Sprich nicht so mit mir! Du weißt ganz genau was dabei rum kommt“, schrie Saga ihn wütend an, holte dann doch tief Luft und versuchte sich zu beherrschen. Nun beugte sich der Blonde zu Nao vor, streifte mit seinen Lippen dessen Hals. "Wie sehr hab ich doch diesen herrlichen Geruch vermisst...", hauchte Saga mit leiser Stimme gegen die so schöne weiche Haut, die seine Lippen leicht streiften. Nao stand verkrampft da und biss sich auf die Unterlippe. "Was willst du?", fragte er mit beherrschter Stimme. "Ah~ gut das du fragst...naja du scheinst ja ein wenig an diesem Menschen zu hängen, obwohl das ja gegen unseren ach so heilige Regeln ist. Wie dem auch sei, ich verschone ihn, fürs erste, doch dafür...", fing Saga an und grinste süffisant. Nao schluckt, er wusste was jetzt kommen würde, denn Saga bekam immer alles was er haben wollte. "...dafür will ich, dass du eine Nacht lang endlich wieder mir gehörst, ohne Murren und Knurren, verstanden?" "Und was ist mit dem Orden?", fragte Nao garstig nach, denn er traute dem jüngeren nicht. "Da ich den Auftrag habe Aoi zu töten, wird es wohl für mich kein Problem sein sie irgendwie an der Nase herum zu führen, lass das nur meine Sorge sein. Ich komme in zwei Tagen wieder und versuche ja nicht zu verschwinden, weil dann töte ich Aoi ohne zu zögern, verstanden? Du kannst dir also bis dahin den Deal überlegen", endete Saga mit einem süffisanten Lächeln und im nächsten Moment war er schon wieder verschwunden. Seufzend sank Nao die Wand herunter. Die letzten Worte, die Aoi vernahm, machten ihm ein wenig Angst. Nao würde doch niemals auf den Deal eingehen. Warum sollte er auch. Immerhin war Aoi ja eigentlich nur ein ungebetener Gast. Immer noch nervös auf seiner Unterlippe kauend kroch er in sein Bett zurück, als das Gespräch geendet hatte und er keine weiteren Geräusche hören konnte. Dieser fremde Vampir musste wohl wieder verschwunden sein. Aoi zog die Decke fast schon über seinen Kopf, die Beine nah an seinen Körper. Der Gedanke nun doch sterben zu müssen machte sich in seinem Kopf breit. Nao fühlte sich erschöpft, so wie Menschen wenn sie sich erschöpft und müde fühlten, doch Nao war ein Vampir und dennoch fühlte er sich erschöpft. Die ganze weitere Nacht hatte er sich den Kopf zerbrochen was er nun tun sollte. Er wollte Aoi nicht sterben lassen, das war ungerecht, zumindest entsprach es nicht den Menschenrechten und eigentlich müsste man davon ausgehen, das gerade der Orden sich an solche Sachen halten würde, dem schien aber nur so. Mit einem hatte Saga aber recht, es war gegen die Regeln der Hauptfamilie sich auch nur annähernd auf einen Menschen einzulassen, egal auf welcher Gefühlsebene. Menschen machten Vampire in einer gewissen Hinsicht schwach, niemand von der Hauptfamilie war schwach, das durfte nicht sein. Das einzige was er tun könnte, wäre zu fliehen, doch er kannte Saga zu gut. Er würde sie finden, Aoi in Stücke reißen und er wollte sich erst gar nicht ausmalen was Saga mit ihm anstellen würde. Also musste er wohl oder übel den Deal über sich ergehen lassen, auch wenn eine Nacht mit Saga eher einer Nacht in einer Folterkammer glich, danach hätte er seine Ruhe vor dem Blonden, das hoffte er zumindest und Aoi wäre auch in Sicherheit. Seufzend blickte er auf die Uhr und sah, dass der nächste Tag schon längst angebrochen war und die Sonne schon durch sein Zimmer schien. Wie jeden Morgen machte er sich daran Aoi zu wecken, irgendwie hatte er sich daran schon gewöhnt, daran gewöhnt nicht mehr alleine zu sein. Aoi hatte nur schlecht einschlafen können, noch lange hatte ihn der Gedanke an seinen eigenen Tod beschäftigt und hatte auch die Bilder von seinem Kampf mit Ryoga wieder in seinen Kopf gerufen. Erst in den frühen Morgenstunden war er in einen traumlosen Schlaf verfallen. Viel zu kurze Zeit später rüttelte ihn auch schon was an seiner Schulter. Nur missmutig öffnete der Schwarzhaarige seine Augen und blickte in das Gesicht seines Arztes. Dieser hatte ein Lächeln auf den Lippen und es wollte heute nicht so ganz in Naos Gesicht passen. Aoi dachte wieder an die letzte Nacht und daran, dass es Nao wohl doch nicht so leicht fallen würde, ihn einfach sterben zu lassen. Immerhin hatte sich dieser ja auch rührend die letzten Tage um ihn gekümmert. "Morgen", nuschelte Aoi verschlafen. Er überlegte ob er Nao erzählen sollte, dass er das Gespräch gestern belauscht hatte, dann bräuchte der Arzt jetzt nicht dieses falsche Lächeln aufzusetzen. Doch Aoi entschied sich dagegen, was sollte Nao von ihm denken, dass er einfach Gespräche belauschte, die ihn nichts angehen sollten. Obwohl dieses Gespräch ja eigentlich auch ihn betraf. Aoi richtete sich auf und schlurfte zum Bad. Er hatte sich hier mittlerweile richtig eingelebt, dabei war er doch erst seit einer knappen Woche hier. Nao machte sich auf den Weg in die Küche und versuchte sich wie schon in den letzten Tagen daran, für Aoi Frühstück zu machen. Von Tag zu Tag gelang es ihm schon besser, auch wenn er es irgendwie anstrengend fand, aber schon faszinierend was die Menschen für einen Hickhack ums Essen machten. Das einzige, was Nao konnte war Kaffee kochen, den er auch trank, irgendwie beruhigte ihn diese braune Brühe der Menschen, auch wenn Aoi meinte es sei dafür um wach zu werden und nicht, um sich zur Ruhe zu bringen. Aoi schlich weiter in die Küche. Noch immer war er fast im Tiefschlaf, erst sein allmorgendlicher Kaffee würde ihn wachbekommen. Er ließ sich an den Küchentisch fallen und nahm eine Tasse seines heißgeliebten Getränkes entgegen. Nao beschäftigte sich wieder mit seinem Reiskocher. So langsam bekam dieser das Essen echt einigermaßen genießbar hin. Die ersten Speisen waren ein Greul gewesen und er hätte sogar lieber Kantinenküche gegessen. Als er seine Tasse Kaffee schon halb gelehrt hatte, präsentierte ihm Nao eine Schüssel mit Reis und diversem Fleisch und Gemüse. Er nuschelte noch ein guten Appetit, dann machte er sich auch schon über das Frühstück her. Nao machte sich immer so viel Mühe. Es machte ihn ein wenig traurig, dass der Arzt sich völlig umsonst so um ihn gesorgt hatte. Aoi stocherte ein wenig in seinem Reis herum. Er würde nur noch zweimal so ein tolles Frühstück vorgesetzt bekommen. Mit einem leichten Lächeln wünschte Nao Aoi dann guten Appetit. Ebenfalls mit einem Kaffe saß Nao dem Schwarzhaarigen dann gegenüber. Wie immer herrschte Stille zwischen ihnen. "Eigentlich bist du schon wieder gesund, wenn du willst kannst du jederzeit gehen. Doch würde ich dir raten, eine neue Wohnung zu suchen oder sogar in eine andere Stadt zu ziehen, das ist sicherer. Was denn Orden angeht, da werde ich mich schon darum kümmern...", durchbrach Nao dann leise die Stille und starrte in seine Kaffetasse, die er mit beiden Händen umschloss. Aoi schluckte den Bissen Reis den er im Mund hatte mühsam runter. Jetzt wollte Nao ihn also loswerden. Aoi konnte ihn ja irgendwie verstehen, jetzt wo sein Tod eh schon beschlossene Sache war, da musste er sich auch nicht weiter um ihn kümmern. Aoi stand auf, starrte noch einen kurzen Moment auf die Tischplatte. "Dann geh ich jetzt wohl besser", er drehte sich um, raste die Treppe schon fast rauf. Warum flossen ihm denn jetzt Tränen über die Wange? Warum machte es ihn traurig, dass Nao ihn nicht noch die letzten Tage bei sich behalten wollte. Aoi stopfte die wenigen Sachen die er hatte in seine Hosentaschen. Nao hatte sein Handy und Autoschlüssel aus dem Krankenhaus hergebracht. Er hatte Naos Anziehsachen an, seine eigenen waren in der Mülltonne gelandet. Jetzt musste der Arzt wohl auf sie verzichten. Aoi rannte die Treppe wieder runter, wollte einfach nur schnell von hier weg. Erst jetzt merkte er, dass ihm dieser sonderbare Vampir ans Herzen gewachsen war, in den wenigen Tagen die sie beieinander verbracht hatten. Es tat weh, dass der andere wohl nicht das Gleiche empfand. Die ganze Zeit starrte er krampfhaft auf seine Tasse, biss sich leicht auf die Unterlippe und lies Aoi einfach machen. Es kostete Nao Mühe Aoi nicht zurückzuhalten, doch es war besser so, schließlich sollte Aoi nicht mitkriegen was Sagas Deal anging, das sollte Aoi erspart bleiben. Zumindest hatte der Schwarzhaarige so die optimale Chance ein neues Leben anzufangen, bevor der Orden mitbekommen würde, dass Saga diesen gar nicht getötet hatte. Kaum das die Tür geschlossen war, zerberstete eine Kaffeetasse an der nächsten Wand. Nao fühlte sich so machtlos, so hilflos und Saga würde seine sichtliche Freude daran haben. Aoi wollte gerade aus dem Haus treten, da fuhr er erschrocken zusammen. Nao schien anscheinend etwas gegen die Wand geworfen zu haben. Aoi knabberte auf seiner Unterlippe, stand noch immer im Türrahmen. So leicht schien Nao die ganze Sache doch nicht zu nehmen, wenn jetzt schon Küchenutensilien zu Bruch gehen mussten. Aoi schloss die Tür wieder, schlich in die Küche zurück. Er wollte sich wenigstens noch von Nao verabschieden. Unsicher blieb er in der Küchentür stehen, starrte den Boden an. "Nao?", fragte er vorsichtig. Ein wenig erschrocken fuhr dieser zusammen, als er Aois Stimme vernahm. Normalerweise hätte er ihn kommen hören müssen, doch er war wohl zu sehr in Gedanken gewesen. "Aoi...ich dachte du wärst schon gegangen...", konnte man leise die Stimme des älteren vernahmen. Hastig sammelte er nun die Scherben auf. "Da war ich wohl etwas ungeschickt", sprach er leise und versuchte heraus zu reden. Warum war Aoi wieder zurück gekommen? Aoi starrte Nao etwas verwirrt an. Dieser schien ja vollkommen durch den Wind. Warum nahm ihn es denn so mit, dass Aoi sterben musste? "Ich hab die Tasse zerbrechen hören", er ging auf Nao zu, kaute etwas nervös auf seiner Unterlippe. Dann nahm er den Arzt einfach in den Arm. "Danke für alles, was du für mich getan hast", flüsterte er schon fast. Nao hätte sich die Mühe gar nicht machen brauchen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass Nao die letzten Wochen sich fast permanent um ihn gekümmert hatte. Der Arzt hätte sich gar nicht so sehr um ihn sorgen müssen. Ein wenig perplex war Nao zurückgewichen, als Aoi auf ihn zu kam und ihn einfach so in den Arm nahm. Das war etwas was er von dem Schwarzhaarigen nie erwartet hätte, schließlich wusste er wie sehr dieser Vampire hasste, vor allem seit dem Vorfall mit Ryoga. Aoi dachte wieder an das Gespräch, was er belauscht hatte, sollte er Nao erzählen, dass er alles wusste? Jetzt wo sie sich wohl nie wieder sahen, war es wohl das Beste. "Es ist nicht schlimm, dass ich sterben muss", Aoi hatte sich erstaunlich gut mit der Tatsache abgefunden, dass sein Leben ein Ende haben sollte. Verwirrt sah Nao nun Aoi an. "Aber...du wirst nicht sterben. Ich hab doch gesagt, ich kümmere mich um den Orden und wenn du tust, was ich dir gesagt habe, dann wirst du in Sicherheit sein...", meinte Nao dann und löste sich von dem Schwarzhaarigen. Es war nicht gut für Nao, wenn er den anderen jetzt so nah an sich heranließ. Jetzt aber wurde Nao klar, dass Aoi wohl doch ihn und Saga gehört haben musste, wie sonst würde Aoi darauf kommen, das er sterben müsse. "Aber?", Aoi war verwirrt. Wenn er nun nicht sterben sollte, dann müsste Nao doch auf den Deal eingehen wollen. Warum sollte der Arzt das tun? Wie viel konnte sein Leben schon für ihn wert sein? Er war doch nur ein Mensch unter Milliarden, auf ein Leben mehr oder weniger kam es doch nicht an. "Warum willst du das machen?" Aoi verstand es einfach nicht. Die Tatsache, dass Nao sich für ihn einem Vampir hingeben wollte, den er auf den Tod nicht ausstehen konnte, so viel hatte er aus dem Gespräch heraushören können, wollte einfach keinen Sinn ergeben. Ein schwaches Lächeln war auf Naos Lippen zu erkennen. "Weil ich der Meinung bin, dass der Orden ungerecht handelt. Er ist halt einfach nicht mehr das, was er früher einmal war. Ich wurde nun mal so von meiner Mutter erzogen, für das gerechte einzustehen, auch wenn es dabei um die Menschen geht. Saga überlass mal ruhig mir, früher hatte ich ihn ja auch unter Kontrolle, also wird das ja wohl diesmal auch kein Problem sein", erklärte Nao und war nun wieder dabei die Scherben aufzuheben. "Aber", Aoi fand nicht die richtigen Worte. Er wollte nicht, dass Nao das für ihn tat, Gerechtigkeit hin oder her. Das eigene Wohl sollte einem doch immer an erster Stelle stehen. "Es muss doch auch noch eine andere Lösung geben" Aoi hatte sich gegen den Türrahmen gelehnt. Es musste doch eine andere Möglichkeit geben, die für beide in Ordnung war. Nao schüttelte leicht den Kopf. "Es gibt keinen anderen Weg, glaub mir. Ich kenne Saga sehr gut und ich weiß auf was ich mich da einlasse. Wenn es einen anderen Weg geben würde, dann würde ich ihn auch gehen", erwiderte Nao nur und sah nun zu Aoi. "Also geh jetzt lieber, bevor sich Saga es noch anders überlegt. Wie ich ihn kenne schleicht so oder so, hier irgendwo rum", meinte Nao dann nach einer kurzen Stille. Aoi ließ seinen Kopf sinken. Nao schien sich wirklich viele Gedanken gemacht zu haben. Ein Seufzen verließ seine Lippen. Er ging noch einmal auf Nao zu, nahm ihn in den Arm. "Es tut mir leid, ich hab dir nur Ärger bereitet", flüsterte der Schwarzhaarige. Aoi löste sich von dem Dunkelhaarigen, drehte sich zur Tür um. Er konnte immer noch nicht begreifen, was Nao alles für ihn tat. Jetzt stand er tief in Naos Schuld, würde diese wohl kaum wieder begleichen können. Aoi bezweifelte, dass sie sich jemals wieder sehen könnten. So wie er den Orden jetzt einschätzte würde er dann nicht ruhen ihn endgültig umzubringen. Dann wäre Naos Hingabe völlig umsonst, nein sie konnten sich wohl nie wieder sehen. Dabei war Nao der erste Vampir, den Aoi nicht gehasst hatte. Nao war so völlig anders als alle Vampire, die er kennengelernt hatte und er war froh, dass sein Bild von Vampiren sich so ein wenig geändert hatte. Ein wenig wehmütig sah Nao dem Schwarzhaarigen nach, nachdem dieser sich verabschiedet hatte und gegangen war. Er hoffte Aoi würde so schnell wie möglich einen sicheren Ort finden. Jetzt musste er nur noch die Sache mit Saga hinter sich bringen und das würde ein schwieriges Unterfangen werden, das glich eher einer stundenlangen Folterung an der sich Saga ergötzte. Zumindest wusste Nao was auf ihn zu kam, damals hatte er es auch überstanden, warum nicht jetzt auch? Aoi schlenderte etwas missmutig die Straße entlang. Er würde zwar jetzt nicht sterben. Aber wie das ganze ablaufen würde, gefiel Aoi trotzdem nicht. Die Sonne stand hoch am Himmel, es musste wohl schon nach Mittag sein. Der Schwarzhaarige hielt nach einer Bushaltestelle Ausschau. Wenn er einfach weiter laufen würde, würde er nirgends ankommen. Aoi beschloss erst mal zu seinem Auto zu gehen. Vielleicht hatte der Orden es noch nicht in Gewahrsam genommen. Zu seiner Wohnung konnte er auf keinen Fall zurückkehren auch wenn dort noch so einige Sachen waren, die er gerne bei sich hätte. Am Ende der Straße wurde er tatsächlich fündig, doch ein Blick auf den Fahrplan verriet ihm, dass erst in einer halben Stunde ein Bus kam. Aoi setzte sich auf die Bank, zog seine Beine in den Schneidersitz und hing seinen Gedanken hinterher. Auf einmal legte sich ein Arm um seine Schulter, Aoi fuhr erschrocken hoch, starrte den Fremden an. Erst war er zu perplex, doch dann rutschte er ein Stück von ihm weg, hielt das ganze hier für eine dumme Anmache. Doch die Stimme, die er dann hörte, belehrte ihn eines Besseren. "Na na, nicht so schüchtern, Aoi", dem Schwarzhaarigen lief es eiskalt den Rücken runter. Das war eindeutig der Vampir von gestern Abend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)