69 von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 23: egoistisch ---------------------- Es dauerte nicht lange und Saga war nun endlich wieder an seinem Versteck angekommen. Dort stieg er in den finsteren Keller hinab und stand nun vor der kleinen Zelle. Er griff nach einer Eisenstange um einmal heftig gegen die Gitterstäbe zu schlagen, so dass Aoi, welcher sich auf dem kalten Boden zusammengerollt hatte, zusammenfuhr und ihn ängstlich ansah. Mit einem süffisanten Grinsen ließ er die Eisenstange geräuschvoll zu Boden fallen. "Na ist mein Dornröschen wieder erwacht?", fragte er hämisch und machte sich daran die Zellentür zu öffnen. Mit Abstand blieb er nun vorerst vor Aoi stehen, dieser versuchte seinen erschlafften kalten Körper nun zu erheben und sah Saga voller Boshaftigkeit. "Na na, guck doch nicht so grimmig, du hast doch so ein hübsches Gesicht...noch.", grinste Saga breit. "Weißt du, ich hatte sehr viel Spaß mit Nao, aber leider war er wohl nicht ganz bei der Sache und meinte mir etwas vorzugaukeln. So etwas kann ich nicht ausstehen, deshalb werde ich meinen Unmut darüber einfach an dir auslassen, schließlich bist du ja Schuld, dass Nao sich von einem Menschen wie dir vollkommen ablenken lässt", ertönte die leicht wütende Stimme des Blonden, schritt nun weiter auf Aoi zu. Dieser versuchte sich zu verstecken, rutschte in die hinterste Ecke der Zelle. "Aoi, Aoi, Aoi...glaub doch nicht das du mir entkommen kannst, das kann niemand, glaub mir", sprach Saga weiter, hockte sich nun vor den Schwarzhaarigen. Grob packte er dessen Gesicht, tat so als wolle er es sich genauer besehen. "Ich mag dein Gesicht nicht", stellte Saga trocken fest und zog eines der Skalpelle hervor, die er bei Nao hatte mitgehen lassen. Nun schnitt er damit quer über Aois Gesicht, so dass dieser qualvoll aufschrie, sich aber nicht aus Sagas Griff befreien konnte. Mit Genugtuung betrachtete Saga sein Werk und im nächsten Moment schleuderte er Aoi hart gegen die Wand, so dass dieser schmerzvoll auf keuchte. Mit einem Ruck hatte Saga dessen Oberteil zerrissen. "Ich hab Nao heute gefragt, wie es wohl ist einen Menschen mit so einem Ding aufzuschneiden, doch darauf hat er mir leider nicht geantwortet. Egal, ich wird es ja gleich wissen", meinte Saga nur, packte Aoi erneut und fing an die Haut des anderen aufzuschneiden, aber nicht zu tief, schließlich sollte dieser Aoi ihm nicht gleich verblutete. Immer lauter schrie Aoi vor Schmerz auf, aber so langsam gingen dem Vampir dieses Gejaule auf den Sack. Fluchs hatte er ein Stofffetzen von Aois Oberteil in der Hand und knebelte diesen damit. Nun setzte sich Saga auf dessen Beine, damit auch diese Zappellei ein Ende hatte. Spielerisch machte sich Saga also weiter daran Aoi Wunden zuzufügen, doch irgendwie war es nicht so interessant mit dem Ding herum zu schnibbeln. "Weißt du, meine Fingernägel können um einiges schärfer sein, als diese komischen Teile hier, aber sicherlich kann man mit denen was anderes anstellen." Saga Blick fielen auf die Hände des Schwarzhaarigen. Mit einem starken Ruck versenkte er eines der Skalpelle in Aois Handfläche. "Das hast du davon mit deiner Herumwedlerei, das bringt nämlich auch nichts." Saga sah in Aois Gesicht, welches schon Tränen überströmt war, so gefiel das Saga. "Du bist ein jämmerliches Weichei, was findet Nao nur an euch Menschen. Ihr seid langweilig und schwach", spottete er und erhob sich. Wieder packte der Vampir Aoi und schleuderte ihn quer durch die Zelle, so dass er gegen die Gitterstäbe prallte. Aoi sackte zusammen und krümmte sich vor Schmerzen. Sicherlich waren ein paar Rippen gebrochen und innere Blutungen hatte er bestimmt auch. Grinsend betrachtete Saga sein Opfer mit schief gelegtem Kopf. "Wie du wohl schmeckst?", fragte Saga auch laut und trat nun auf den Schwarzhaarigen zu. Er zog ihn hoch, drückte ihn gegen die Gitterstäbe und schlug seine Zähne ohne Gnade in Aois Hals. Genüsslich saugte er Aois Blut aus den Adern, doch wurde er unterbrochen durch das Klingeln seines Handys. Saga ging missmutig ran und hörte, dass es jemand vom Orden war, welcher fragte wie es denn mit Aoi aussah. Mit einem süffisanten grinsen auf den Lippen schilderte er Aois Lage und das erfreute den Orden nur, dann waren sie diesen Jammerlappen auch bald endlich los. Seufzend steckte Saga sein Handy wieder weg. Plötzlich krachte es und Saga fand sich an der nächsten Wand wieder. Na toll jetzt hatte er einmal nicht aufgepasst. Derjenige der ihn an die Wand drückte war ein ziemlich wütender Nao. "Da war ich wohl doch ein wenig zu nachsichtig mit dir, hm?", krächzte Saga, da Nao ihn die Kehle zudrückte. "Nicht ganz, du hast nur vergessen, dass ich Selbstheilungskräfte habe, schließlich bin ich ein Reinblütler mit besonderer Fähigkeit", knurrte Nao wütend und war auch irgendwie froh, dass Saga dies wohl nicht so ganz bedacht hatte. Saga wusste aber sehr wohl was passierte wenn Nao erst einmal wütend war, dann gab es kein Halten mehr. Wieder wurde der Blonde durch die Gegend geschleudert und donnerte heftig gegen die Gitterstäbe, welche sich leicht verbogen. Saga ging ächzend zu Boden, doch im nächsten Moment stand jemand großes Schwarzhaariges neben ihm. Nao musste zweimal hinsehen, um zu erkennen, dass es sich um Tora handelte. Was machte dieser denn hier? Voller Wut sah Tora zu Nao, doch biss er sich auf die Unterlippe, packte Saga und verschwand mit diesem. Nao war im ersten Moment perplex. Warum war Tora hier und warum half er Saga? Warum zum Teufel half sein großer Bruder dem blonden Vampir? Dabei hatte er gedacht, dass die beiden sich nie ausstehen konnten. Doch weiter konnte er nicht darüber nachdenken, da wimmerte Aoi leise auf. Sofort begab sich Nao zu dem anderen und löste den Knebel, aber Aoi war bereits in Ohnmacht gefallen. Der Braunhaarige besah sich schnell die Wunden und musste feststellen, dass Aoi schwer verwundet war, eigentlich schon im Sterben lag. Verzweifelt sah Nao den Schwarzhaarigen an, der nun ohnmächtig in seinen Armen lag, wenn er nicht sofort handelte, würde Aoi sterben. Das dumme nur war, dass es nur eine Sache gab die Aoi nicht sterben lassen würde und das hieß Nao müsste ihn in einen Vampir verwandeln. Dieser war durchaus dazu in der Lage es zu tun, nur das Problem war, das es ihm eigentlich strikt verboten war, Menschen in Vampire zu verwandeln. Dann war er nicht besser als die Vampire von der Zweigfamilie. Von Selbstzweifeln geplagt, sah er Aoi an und handelte einfach ohne nachzudenken, denn er wollte Aoi nicht sterben lassen. Entschlossen schlugen seine Zähne in den Hals des anderen, saugten den anderen restlos leer, biss sich ein Gift in dessen Adern ausbreitete. Sofort schlug Aoi schreiend die Augen auf, schrie, dass es brannte, dass er Schmerzen hatte, doch Nao versuchte ihn zu beruhigen, das es bald besser werden würde. Es hatte eine Weile gedauerte, da beruhigte sich Aoi tatsächlich und fiel nun in einen tiefen Schlaf, aus dem er erst in ein paar Tagen erwachen würde. Vorsichtig hob Nao den Schwarzhaarigen auf seine Arme und entfloh mit diesem in die finsterte Nacht zu sich nach Hause, in der Hoffnung einige Zeitlang Ruhe zu haben vor Saga. Aoi hatte gewusst, dass er sterben musste, wie hätte es auch anders sein können. Nao hätte diesem Saga überhaupt nicht vertrauen dürfen. Schmerzen durchzogen seinen Körper, war Sterben immer so schmerzhaft? Aoi wollte dass es endlich vorbei war. Er hörte seine eigenen Schreie in seinem Kopf wiederhallen. Schrie er wirklich, oder bildete er sich das nur ein? Aoi wollte nur noch, dass es aufhörte. Eine Stimme drang an sein Ohr, drang durch seine eigenen Schreie, versuchte ihn zu beruhigen. War das Nao? Eigentlich hatte er doch gedacht, dass das Leben an einem vorbeiziehen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Immer wieder kreisten seine Gedanken um Nao, er konnte diesen förmlich reden hören. Auch wenn er sich das nur einbildete, hatte diese Stimme so eine wahnsinnig beruhigende Wirkung auf ihn. Die Dunkelheit um ihn herum wurde schwärzer, Aoi fühlte wie sein Körper förmlich hinab gezogen wurde. Und dann spürte er gar nichts mehr. Hatte er eben noch geglaubt seinen Körper bewegen zu können, fühlte er sich jetzt wie gelähmt, sein Geist wie in Watte gehüllt. Um Aoi war es warm, seine Gedanken beruhigten sich allmählich. So fühlte sich also der Tod an. Aoi zog in Gedanken seine Beine an, kuschelte sich in diese Wärme die ihn umgab. Hier wollte er nie wieder weg. Dann spürte Aoi wie Kälte aufstieg, langsam die Arme nach ihm ausstreckte, ihn aus der Wärme ziehen wollte. Aoi wehrte sich, versuchte sich zu befreien. Er wollte diese Wärme nicht wieder hergeben, er hatte sich so geborgen gefühlt. Doch die Kälte kroch erbarmungslos in seinen Körper, breitete sich in ihm aus, sein ganzer Körper schien zu erfrieren. Die Kälte kroch immer höher, hatte fast seinen Kopf erreicht, Aoi schrie verzweifelt, Tränen rannen über seine Wangen, dann hatte die Kälte ihn komplett eingehüllt. Sein ganzer Körper brannte vor Kälte. Erschrocken schlug Aoi seine Augen auf. Und starrte entsetzt eine Decke an. War das jetzt der Himmel, die Hölle? Aoi blinzelte. Er konnte tatsächlich blinzeln. Aoi richtete sich leicht auf, er fühlte sich so wahnsinnig schwach. Fühlte man sich schwach wenn man tot war? Aoi hob seine Hand, es sah alles so real aus. Er schaute sich im Zimmer um, erkannte, dass es sich um Naos Zimmer handelte. Konnte der Himmel wie Naos Schlafzimmer aussehen? Aoi richtete sich weiter auf. Ein neues Gefühl machte sich in ihm breit. Hunger stieg in ihm auf, einen Hunger, den er noch nie in seinem Leben verspürt hatte. Aoi wurde bewusst, dass etwas geschehen war, was er verabscheute wie sonst nichts auf der Welt. Ein unmenschliches Grollen verließ seine Lippen. "Wie fühlst du dich?", fragte Nao nach einiger Stille, richtete sich auf und setzte sich neben Aoi aufs Bett. Nun entblößte er seinen Arm, biss hinein und hielt ihn Aoi hin. "Du hast Hunger nicht wahr?", fragte der Braunhaarige vorsichtig. Aois Kopf schnellte ruckartig in Naos Richtung. "Wie soll es mir schon gehen", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Aoi würde Nao am liebsten sofort an die Gurgel springen, wollte ihn für das töten, was er ihm angetan hatte. Warum hatte er ihn nicht einfach sterben lassen. Aoi wollte wieder zurück, er sehnte sich nach dieser Wärme und wusste, dass er sie nie wieder fühlen würde. Nao hatte in seinen Arm gebissen, angewidert starrte der Schwarzhaarige auf die Wunde. Der Hunger in Aoi wurde wieder größer, hatte ihn seine Wut eben unterdrückt. Aoi griff blitzschnell nach dem Arm, sog gierig alles Blut auf, was die Wunde hergab. Dann löst er sich so schnell wieder, wie er nach dem Arm gegriffen hatte. Aoi würgte, es widerte ihn an Naos Blut zu schmecken, ja sogar Gefallen daran zu finden. Er wollte diesen Blutdurst nicht, er wollte einfach nur sterben. "Warum hast du mir das angetan?" Schwarze Augen funkelten Nao an. Nao senkte seinen Arm, fuhr kurz mit seiner anderen Hand über die Wunde, welche dann dank seiner Heilungsfähigkeit sich wieder schloss. Betreten sah Nao beiseite und biss sich auf die Unterlippe. "Es tut mir leid...ich habe egoistisch gehandelt und das nur, weil ich dich nicht in meinen Armen sterben sehen wollte...", sprach Nao leise, wagte es nicht Aoi anzusehen. Er hätte sich doch denken können, das der andere völlig ausflippen würde, wenn er feststellte, dass er ein Vampir war, doch Nao wollte es für einen Moment einfach nicht wahr haben. "Ich kann verstehen, wenn du mich jetzt hasst, aber bitte tu mir den Gefallen und ruh dich noch eine Weile aus, bis du dich vollständig erholt hast", trug Nao seine Bitte hervor. "Ja das tue ich", zischte der Schwarzhaarige. Wie konnte ihm Nao so etwas nur antun? Aoi hatte sein Bild geändert gehabt, hatte geglaubt, dass nicht alle Vampire eigennützige Arschlöcher waren, doch wurde er auch dieses Mal wieder eines Besseren belehrt. Nao hatte ihn nicht sterben sehen können? Jetzt war er doch auch tot, schlimmer als tot. Jetzt war er mit einem Dasein gestraft, was er über alle Maßen hasste. Aoi wollte kein Vampir sein, er wollte wieder zurück in diese Wärme, er wollte einfach wieder sterben. Tränen sammelten sich in seinen Augen. Seine Hände kratzten über seinen Oberkörper, versuchte mit seinen Nägeln die Haut aufzukratzen. Wenn er doch einfach wieder verbluten könnte. Aoi riss sich seinen Oberköroper, seine Arme auf. Nao hatte sich auf die Lippe gebissen, als er diese Worte vernahm und bereute es, diesen Schritt gemacht zu haben. Er hätte es wirklich besser wissen müssen. Doch jetzt roch er Blut. Blitzschnell sah er zu Aoi auf, welcher dabei war sich selbst zu massakrieren. So schnell konnte Aoi gar nicht gucken, da hatte Nao ihn aufs Bett gedrückt, war über ihn und hielt dessen Arme fest. "Hör auf damit! Das bringt dich auch nicht weiter!", brüllte Nao den anderen an, auch wenn es ihm leid tat, in einem harschen Ton Aoi anzuschreien. Wütend, auch wenn er nicht wirklich recht dazu hatte, funkelte er den jungen Vampir an. Immer noch roch er das verführerische Blut, doch konnte er sich beherrschen. Aoi fauchte den Dunkelhaarigen an. "Lass mich los", er hielt Naos Blick stand, starrte ihm entgegen. Dann stieg die Verzweiflung wieder in ihm hoch. Er wollte doch einfach nur sterben. Wieder stiegen Tränen in seinen Augen hoch, er konnte sie nicht zurückhalten. "Ich will doch einfach nur sterben", presste er zwischen seinen Zähnen hervor. Hätte Nao ihn nicht retten können, er war doch Arzt. Warum hatte er ihn verwandeln müssen? Es fiel Nao sichtlich schwer Aoi so harsch anpacken zu müssen, doch jetzt sah er, dass er Tränen in den Augen hatte. Nao richtete sich auf, entließ Aois Arme, doch zog er nun den anderen zu sich in die Arme, drückte ihn fest an sich. "Aber Aoi...warum willst du sterben, wenn du jemanden gefunden hast, für den du dein Leben riskieren wolltest, um den du gekämpft hast und immer noch kämpfen willst oder habe ich mich getäuscht?", wisperte Nao leise. Aoi sah zu Nao auf, hatte er eben seinen Kopf gesenkt als er geweint hatte. Es brauchte eine Weile bis er die Worte soweit verarbeitet hatte, als dass er sich ihrer wirklich bewusst wurde. Uruha, schoss es ihm durch den Kopf. Er hatte den Blondhaarigen vollkommen verdrängt gehabt. Er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen die letzten Tage. Jetzt schossen ihm die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit in den Kopf. Aoi sah wieder vor sich, wie sie sich das erste Mal begegnet waren, wie Uruha ihn kurz danach verführt hatte. Er sah ihre schöne gemeinsame Zeit vor sich, und fühlte wie er das ganze vermisste. Dann kam ihm der Mann in den Kopf, der ihm das alles genommen hatte, der Mann, der letztendlich dafür gesorgt hatte, dass er heute hier saß. Aoi verdrängte, dass Ryoga zwar gegen ihn gekämpft und Uruha mit sich genommen hatte, doch, dass für alles folgende nicht mehr verantwortlich war. In Aoi sammelte sich Wut, er wollte Ryoga für all das zahlen lasse, was er ihm angetan hatte. Anscheinend schien sich der Schwarzhaarige zu beruhigen und Nao löste sich von diesem, doch dann konnte er sehen, dass dieser auf etwas wütend zu sein schien. Nao wusste sofort, dass es sich um Ryoga handeln musste, schließlich hatte er mit seinen Worten vorhin, auf Uruha angespielt. "Hey~ überstürze bitte nichts, schließlich bist du noch nicht ganz bei Kräften. Das würde nur schief gehen", versuchte Nao den anderen wieder zu beruhigen, damit dieser wirklich nichts Unüberlegtes tat. Aoi ließ sich in seine Kissen zurücksinken. Nao würde ihn nicht so schnell gehen lassen, dieser schien wirklich um ihn besorgt zu sein. Aber lange würde er nicht warten, er wollte Rache und vor allem Uruha wieder für sich haben. Wenn er schnell zu Kräften kommen wollte, gab es nur eins was ihm half. So sehr ihn das Ganze auch anwiderte, blieb ihm nichts anderes übrig. Er streckte seine Hand nach Nao aus, packte ihn am Handgelenk und zog ihn zu sich hinab. Aoi schlug seine Zähne in den Arm des Dunkelhaarigen, sog das Blut aus der Wunde. Er selbst wusste, dass er mit Vampirblut nicht lange überleben konnte, aber so konnte er wenigstens ein bisschen zu Kräften kommen. Es musste nur so lange reichen, bis dass er sich aus dem Haus schleichen konnte und etwas tun konnte, für dass er sich sein restliches Dasein hassen würde. Kurz zischte Nao auf, denn es tat schon ein bisschen weh. Aoi musste halt erst lernen mit seinen Beisserchen umzugehen, aller Anfang ist schwer. Nach einer Weile zog Nao seinen Arm zurück, bevor Aoi ihn noch ganz leer saugte. "Ruh dich noch eine Weile aus", sagte Nao leise und lächelte wieder kurz, ehe er das Zimmer verlies und Aoi alleine lies. Aoi nickte, drehte sich von Nao weg. Sollte Nao ruhig glauben, dass er sich noch ein wenig erholen wollte. Aoi wusste, wie er sich besser Erholung verschaffen konnte und vor allem wie er schneller an seine Kräfte kam. Nur konnte er das Nao nicht auf die Nase binden, dieser hatte ihm immerhin erklärt, dass er sich nicht von Menschen ernährte. Doch Aoi wusste genau, dass Vampire nur durch menschliches Blut ihre volle Stärke entwickeln konnten. Und das war genau das, was Aoi jetzt wollte. Er hörte wie Nao die Treppe hinabging, sich anscheinend vor den Fernseher setzte. Erstaunlich wie weit sich sein Gehör schon entwickelt hatte. Aoi stand leise auf, zog sich etwas über. Er musste höllisch aufpassen, jeder zu laute Handgriff würde Nao auf ihn aufmerksam machen. Immerhin sollte er ja im Bett liegen und sich ausruhen. Aoi ging zur Zimmertür, wollte durch diese in den Flur, doch dann überlegte er sich etwas Besseres. Wenn er durch den Flur musste, würde unweigerlich am Wohnzimmer vorbeimüssen. Wenn er jetzt jedoch über den Balkon nach draußen ging, war er genau auf der anderen Seite des Hauses. Aoi öffnete die Tür, das konnte ja nicht so schwer sein vom Balkon zu springen. Er hatte viele Vampire weitaus gefährlicheres machen sehen. Der Schwarzhaarige nahm seinen ganzen Mut zusammen und sprang über das Geländer. Aoi versuchte so elegant zu landen wie ihm möglich, doch sein Fuß knickte zur Seite und er strauchelte ein wenig, zudem Schoss ein kurzer Schmerz durch seinen Fuß. Aoi biss die Zähne zusammen, jetzt einen Laut von sich geben könnte fatal enden. Etwas grummelnd und in menschlicher Geschwindigkeit ging er auf die Straße. Da musste er wohl doch etwas mehr üben um so gelassen durch die Gegend hüpfen zu können wie alle Vampire. Die Straße war gänzlich verlassen, er befand sich in einem reinen Wohnviertel, dazu noch einem reichen. Hier fuhren die Leute mit dem Auto zur Arbeit und wieder zurück. Aoi ging die Straße entlang. Zu viel Zeit durfte er hier draußen nicht verschwenden, sonst würde Nao sein Fehlen noch bemerken. Dann hörte Aoi ganz entfernt ein leises Schluchzen. Das klang verdächtig nach einer zarten Frauenstimme. Aoi folgte dem Geräusch, ging um die nächste Ecke und sah dort ein Mädchen auf einer Bank sitzen. Sie hatte den Kopf auf die Hände gestützt, war bitterlich am weinen. Eigentlich das perfekte Opfer. Aoi stellte sich neben sie, konnte jetzt schon ihren verführerischen Duft wahrnehmen. Er hatte seine Hand in die Hosentasche gesteckt, zu einer Faust gekrallt. Er durfte jetzt nicht zu voreilig sein, musste sich beherrschen. "Was ist denn los?", er kniete sich vor das Mädchen. Diese hatte noch immer ihren Kopf noch immer in den Handflächen vergraben. "Mein Freund hat mit mir Schluss gemacht", schluchzte sie vor sich hin. Dann schaute sie auf und dem Mädchen blieb kurz der Atem stehen, Aoi konnte es genau hören. Der Schwarzhaarige schloss einfach darauf, dass er als Vampir wohl doch einen etwas anderen Eindruck auf die Menschen machte, kein Wunder, dass Vampiren die Menschen reihenweise erlagen. Aoi nutze den Moment, in dem das Mädchen ihn einfach nur anstarrte. Er hätte sich eh nicht länger beherrschen können. Er streckte seine Hand aus, krallte sie in den Nacken des Mädchens, zog sie zu sich. Seine Zähne schlugen in den weichen Hals, gierig begann er das Blut aufzusaugen. Er hatte völlig verdrängt, dass er gerade einen Menschen tötete, allein sein Instinkt lenkte ihn, befahl ihm mehr vom dem Blut zu trinken. Der Körper in seinen Armen wurde immer lebloser, bis er schließlich schlaff in seinen Armen lag. Aoi löste sich von ihr und starrte den leblosen Körper an. Wo blieb die Reue, die er empfinden müsste? Aoi spürte nichts, außer die Gier nach mehr, spürte wie sein Körper stärker wurde, sich aber nach noch mehr Blut verzehrte. Aoi atmete tief durch, ein etwas überflüssige Tat, doch beruhigte es ihn ein wenig. Dann machte er sich auf den Weg zurück zu Naos Haus, hatte es schneller erreicht, als er gedacht hatte. Er starrte zu dem Balkon hinauf, doch sein Instinkt sagte ihm wie er zu springen hatte. Nao hatte saß seufzend vor dem Fernseher und zappte durch den Kanal. Irgendwie fühlte er sich wie jemand der versuchte einen unbändigen Teenager zu erziehen. Es würde sicherlich noch einiges auf Aoi zu kommen und somit auch auf Nao. Schließlich hatte er diesen zu einem Vampir gemacht, war somit einen unsichtbaren Vertrag eingegangen, jetzt war Aoi sein Schützling. Nao erinnerte sich daran, mal gehört zu haben, das sich einige Zeit später ein sogenanntes Siegel an der Bissstelle zeigen würde, doch vorhin hatte er noch nichts entdecken können, wer weiß wie lange so etwas dauerte oder es gar durch einen andere Handlung erfolgte. Nao wusste es nicht, mit so etwas kannte sich nur die Zweigfamilie aus oder höchstens die Oberhäupter der Hauptfamilie. Plötzlich zuckte er zusammen und ein unwohles Gefühl kam in ihm auf. Ob es was mit Aoi zu tun hatte? Besser war, wenn er mal nachsah. Nao ging die Treppe hinauf und betrat Aois Zimmer. Aoi hatte sich schnell seine Klamotten runter gezerrt, lag schon wieder im Bett, als der Arzt die Tür aufmachte. Es sah so aus als hätte er die ganze Zeit im Bett gelegen, doch Naos Geruchssinn trübte ihn nicht, es war viel besser als das von Aoi ausgeprägt. Etwas wütend sah er drein. "Aoi! Was fällt dir ein einfach so einen Menschen anzufallen?", donnerte Nao los und schritt auf Aoi zu. "Willst du, dass sie uns finden? Wie kann man nur so unvorsichtig sein? Du müsstest selber wissen, wie schnell so etwas Vampirjäger anlockt", tadelte er den Schwarzhaarigen, trat nun auf den Balkon zu und entschwand der Nacht. Schnell hatte er die Leiche der jungen Frau gefunden und verscharrte sie in der Nähe des Waldes, dort würde man sie in ein paar Tagen finden, man würde denken, ein Tier habe sie angefallen. Keine fünf Minuten später stand er wieder im Schlafzimmer. "Wehe das kommt noch einmal vor!", keifte Nao jetzt wütend. Er hasste Vampire die Menschen töteten nur um ihren Blutdurst zu stillen. Eigentlich hatte er gedacht Aoi würde es wissen, doch dieser schien gänzlich von seinen Instinkten kontrolliert zu sein. Aoi hatte gehofft, dass Nao es nicht merken würde. Doch dieser schien ihn schneller durchschaut zu haben als ihm lieb war. Der Schwarzhaarige kaute nervös auf seiner Unterlippe. Das nächste Mal würde er vorsichtiger sein. Es war sein erster Mensch gewesen, er hatte sich kaum beherrschen können. "Und warum sollte ich aufhören? Du weißt doch genau, was ich vorhabe. Willst du lieber, dass ich bei dem Versuch draufgehe?" Vielleicht konnte er Nao so ein wenig Schuldgefühle einreden. Immerhin schien dieser ernsthaft besorgt um ihn zu sein. Und dass er ihn aus Eigennutz in einen Vampir verwandelt hatte zeigte ja, dass Nao an ihm zu hängen schien. Nao konnte nicht verhindern zu knurren. "Natürlich weiß ich was du vorhast und dennoch werde ich alles tun, um dich von diesem Irrsinn abzuhalten. Es ist absoluter Wahnsinn sich mit Ryoga an zu legen. Es ist ebenfalls absoluter Wahnsinn einen Schritt in diese Villa zu wagen, vor allem wenn man feindlich gesinnt ist. Ryoga hat einen Bruder und dann wohnen da ebenfalls noch zwei andere Vampire. Mit denen ist nicht zu spaßen wenn sie sich bedroht fühlen. Die zerreißen dich ohne mit der Wimper zu zucken in der Luft, das lass ich nicht zu!", steigerte Nao sich in sein Gerede hinein und wurde zum Schluss immer lauter. Er ballte seine Hände zu Fäusten, musste sich beruhigen, durfte nicht die Kontrolle über sich verlieren, das durfte er einfach nicht. Warum war er so empfindlich geworden, was Aois Sicherheit anging, war es wegen diesem unsichtbaren Pakt den er eingegangen war? Nao wusste es nicht, er wusste nur, dass er sich wieder runterfahren musste, sonst passierte hier gleich noch was. Der Braunhaarige setzte sich auf seinen Stuhl, versuchte so nun wieder runter zu kommen, krallte seine Hände in seine Oberschenkel. "Irrsinn ja?" Aoi war außer sich vor Wut. Er war aus dem Bett gesprungen, stand aufgebracht im Zimmer. Er war so wütend auf Nao, er würde ihn am liebsten in Stücke reißen. "Weißt du, dass du mir damit alles nehmen willst, wofür sich dieses beschissene Dasein als Vampir überhaupt lohnt?" Aoi stand nun direkt vor Nao, konnte sich einfach nicht mehr beruhigen. "Du hast mich zu etwas gemacht, was ich abgrundtief hasse und nun habe ich etwas gefunden, womit ich vielleicht noch das erreichen konnte, was ich als Mensch nicht konnte und du wirst mich auf keinen Fall davon abhalten", zischte der Schwarzhaarige. Jetzt meinte wohl Aoi er könne hier rumtoben, obwohl er das Recht dazu hatte und Nao wusste nicht, warum er seiner Meinung nach so egoistisch handelte. Nao stand abrupt auf, der Stuhl kippte nach hinten, wütend funkelte er den anderen an. "RUHE! Selbst wenn du jetzt ein Vampir bist, heißt das nicht, dass du ab sofort unüberlegt handeln willst. Ich will dir keineswegs Uruha wegnehmen oder so, aber ich lasse es nicht zu, dass du zu einem wiederwertigem Menschenfressenden Vampir wirst, eher reiß ich dich eigenhändig wieder in Stücke", keifte Nao zurück und Wuttränen standen in seinen Augen. Nao biss sich auf die Unterlippe, er verlor hier gerade wirklich die Beherrschung, das war nicht gut, er musste sich beruhigen, doch nur wie. Aoi machte ihn so rasend. Aoi stand Nao nun direkt gegenüber, funkelte ihn finster an. "Reiß mich doch einfach wieder in Stücke", knurrte er dem Dunkelhaarigen entgegen. "Dann müsste ich deine Visage wenigstens nicht länger ertragen" Aoi wusste, er war zu weit gegangen, doch würde er jetzt auf keinen Fall einen Rückzieher machen. Er hielt Naos Blick stand, versuchte ihn in Grund und Boden zu starren. Naos Zähne knirschten und ein tiefes grollen verlies dessen Kehle. Aoi war eindeutig zu weit gegangen. Er holte aus, um zu zuschlagen, doch er hielt inne, packte im nächsten Moment den Stuhl hinter sich und donnerte ihn gegen seinen Kleiderschrank. Beides zerberstete wie nichts. Nao drehte sich wütend um, versuchte seiner Wut Luft zu machen, wollte sie nicht an Aoi auslassen. "NEIN! Verdammt nein!", schrie er schon fast verzweifelt, stütze sich an seinen Schreibtisch ab, stand mit dem Rücke zu Aoi. Sein ganzer Körper erzitterte vor Wut. "Geh...dann geh doch einfach und renn deinen Verderben entgegen...und lass mich allein...", erklang nun müde Naos Stimme, welcher in sich zusammensackte, sich aber stützen konnte. Sollte Aoi doch gehen, auch wenn Nao sich ewig dafür die Schuld geben würde, wie es gekommen war. Es war sinnlos, wenn jemand liebte, das wusste er selber wie es war, wenn man etwas beschützen wollte, was man liebte, wenn man alles dafür geben würde. "Ich werde mir Uruha zurückholen", zischte Aoi, dann war er auch schon durch das Fenster verschwunden. Aoi fühlte sich so gut wie noch nie in seinem Leben. Er glaubte nicht, dass er keine Chance hatte. Er hatte sich sogar als Mensch gut geschlagen und nun fühlte er sich einfach als könnte ihn nichts mehr aufhalten. Schnell trugen ihn seine Schritte durch die Stadt. Er wusste genau, wo sich die Villa befand. Er war damals schon oft in ihrer Nähe gewesen, hatte die Vampire beobachtet. Aoi stand vor dem Tor und beobachtete das Haus. Um sich zu beruhigen, atmete er tief ein und aus. Ein Geruch stieg in seine Nase, den er nut zu gut kannte. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, Uruha war wirklich in der Villa und nun konnte er ihn wirklich wieder haben. Mit schnellen Schritten lief er um das Haus, war mit Leichtigkeit auf einen der Balkone. Sein Herz wäre stehen geblieben, wenn es das nicht eh schon wäre, bei dem Anblick der sich ihm bot. Dort stand Uruha im Zimmer, ließ gerade sein Handtuch fallen und schritt auf den Kleiderschrank zu. Noch eine Weile blieb er vor der Tür stehe, bis er die Glastür lautlos aufschob und in den Raum schlüpfte. Er stellte sich hinter Uruha, genoss den Geruch, den dieser verströmte. "Ich bin wieder da." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)