Die Liebkosungen des Winters. von ArmitageHux (Russia X Poland.) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Schnee. Langsam fielen die anmutigen Flocken und legten sich über das Land in einem weiteren fruchtlosen Versuch dieses in eine kalte Lähme zu zwängen und für immer an sich zu binden. Jedes Jahr wiederholte es sich. In einer Verzweiflung, die beinahe schon die Grenzen zur Schönheit überschritt, mühte der Winter sich die Welt in seiner weißen Liebe gefangen zu halten, obwohl die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings und die durchbrechenden Knospen aus des erden Schoß sein Ende bereits ankündigten. Polen seufzte und legte seine weiße, feingliedrige Hand an die kühle Scheibe des Fensters, an welche sich sofortig Eiskristalle zu schmiegen begannen, bevor sie unter der unerträglichen Wärme, welche von ihm ausging dahin schmolzen. Mit einer Melancholie die bisher niemals von seinem leichtfertigen Verstand besitz ergriffen hatte, beobachtete er, wie der Winter die Umgebung liebkoste: Rau, hart und kalt. Aber mit einer Eleganz und unglaublichen Anziehung, die ihm den unerklärlichen Wunsch sich in die weißen Weiten zu legen entlockte. Obwohl es brennen würde, bis sein ganzer Körper taub und tot daliegt, der Welt entflohen. Er wusste es würde schmerzen diese Jahreszeit zu lieben… Er wusste es… Das Geräusch von leisen Schritten drang an sein Ohr und die feinen Härchen in seinem Nacken begannen sich aufzustellen. Ein seltsames Kribbeln breitete sich auf seiner Haut aus und der Atem der Nation beschleunigte sich, während seine Finger auf dem Glas begannen sich zu verkrampfen. “Polen…” Diese unendliche Zartheit in den Silben, die schon das sanftmütige Lächeln des anderen erahnen ließ, gefolgt von starken Armen, die sich von hinten um ihn schlangen und mit vorsichtiger Bestimmtheit jegliches Entkommen unmöglich machten. “Was willst du von mir? Ich hab dir schon voll oft gesagt, dass ich nach Hause gehen möchte! Ich hasse es hier total! Lass mich frei, Russland.” Das leichte Zucken des größeren verriet ihm, dass seine Worte wohl sehr nachdrücklich geklungen haben müssen. Doch er fürchtete sich keineswegs vor dem was kommen würde. “Warum? Ich gebe dir doch alles, was du brauchst. Du wirst nie wieder woanders hingehen müssen. Für immer bei mir zu bleiben ist das mindeste, was du mir schuldest.” “Ich schulde dir aber mal voll gar nichts!” Aufgebracht unternahm Polen den versuch sich aus der Umarmung zu befreien, doch Russland verstärkte den Griff, bis es in einer schmerzhaften Umklammerung ausartete, die den Kleineren erlahmen ließ. Mit gefährlicher Langsamkeit, dem pirschen einer Raubkatze vor dem Angriff gleich, beugte Ivan sich an das Ohr seines Opfers, atmete heiß gegen die empfindsame Haut, bis alle Alarmglocken im Geiste Polens laut und panisch zu ringen begannen. “Die Einsamkeit. Die Qual. Du hast mir nie geholfen. Du hast dir immer nur genommen und genommen und genommen Polen.” Er klang ruhig und besonnen, doch ein bitterer Schleier legte sich auf jedes Wort und durchtränkte die Atmosphäre mit dem verlockenden Duft von Gefahr. “Lass mich gehen! Ich habe dir gesagt, dass ich total Liet liebe! Ich will so irgendwie gehen! Aber voll! Lass mich los!!” Der Grünäugige begann sich zu winden. Jedes seiner Worte schien ihn mehr in die unüberschaubaren Fluten der Panik zu treiben, dessen Wogen von Russlands unbarmherzigem Festhalten angetrieben wurden. “Ich verstehe…” Auf einmal riss Russland am Arm der kleineren Nation, zwang ihn herrisch auf die Beine und griff gleichsam unsanft in seinen Nacken. “Warum Litauen? Warum nicht mich?” Feliks Augen weiteten sich, als er auf einmal in das attraktive Gesicht Ivans blicken konnte, welches die undurchsichtige Maske einer kühlen Gefasstheit trug. Doch die violetten Augen leuchteten in unverhohlenem Zorn, der Hand in Hand mit den grausamen Erfahrungen jahrelanger Einsamkeit einherging. Sein Körper verkrampfte sich unter dieser vollkommenen Macht Russlands und obgleich seine Unterlippe zu zittern begann bleib er stumm. Dies begann er gleich zu bereuen als Russland ihn mit einem Stoß gegen die Wand drängte, dass seine Wange sich gegen die kühle Tapete presste. Der Größere begann sich von Polens Rücken zu entfernen hielt nur noch seinen Nacken so fest umklammert, dass der Unterlegene es nicht wagte, sich zu rühren, aus Angst mehr zu wecken. Es war immer so. “Warum nicht ich, Polen?! Antworte mir! Warum niemals ich?! Du hast mir Litauen genommen, obwohl er mich glücklich gemacht hat! Du hast ihn nie wert geschätzt! Du kannst ihn nicht lieben!” Russland riss an dem blonden Haar und donnerte die Stirn des Kleineren so fest gegen die Wand, dass die Welt für eben jenen eine Sekunde lang in Schwärze versank. Rote Flüssigkeit tröpfelte Rubinen gleich in das bleiche Gesicht und begann es zu zieren… “Du-Du bist einfach nur total brutal! Und keiner will etwas mit Ländern wie d-dir zutun haben Russland! Aber voll nicht! Ich hasse dich voll! ICH HASSE DICH VOLL!” Der letzte Aufschrei erzitterte und hallte an den Wänden des Zimmers ungehört wieder, Tränen vermischten sich mit dem Blut und flossen das Kinn Polens hinab, nicht ohne den Boden zu besudeln. “Warum?!” Russland stieß den Kleineren auf das weiche Bett, dessen unbefleckte Laken noch heute morgen gewechselt wurden und somit einen angenehm blumigen Duft verströmten. Ungeachtet dieser Annehmlichkeit hielt Ivan die Nation an den Handgelenken in der Unbeweglichkeit fest. “Ich tu doch alles für euch! Ihr habt ein Bett, ein Dach über dem Kopf, Ein Heim und ihr müsst euch um nichts scheren! Warum liebt ihr mich nicht? Warum zittert ihr vor mir? Warum weicht ihr jedes Mal zurück, wenn ich euer Gesicht berühren will?!” Wie um dies zu bestätigen streichelte Russland nun ebenso bebend die weiche Wange des unter ihm liegenden, nur auf das Zurückzucken wartend, welches auch fast schon angewidert erfolgte. “Du kannst uns total nicht für immer festhalten!! Das geht voll nicht! Wir werden irgendwann frei sein!” Russland ließ ein Schmunzeln ertönen, welches Polen das Blut in den Adern gefrieren ließ, da es eine Ankündigung auf das was ihm bevorstand darstellte. Er musste würgen, als Russland seinen dünnen Hals ergriffen hatte und mit einer Entschlossenheit zudrückte, die der mörderischen Absicht´in seinen Augen alle Ehre tat. Erschrocken mühte Polen sich Luft zu holen, schlug um sich, in der Hoffnung das Gesicht seines Gegenübers zu erwischen und dem Tod zu entkommen, der sich so sicher in der Iris des Angreifers widerspiegelte. Doch gerade, als dem Blonden die Sinne schwanden und seine Hand nur noch in leichtem Widerstand zuckte, löste sich Ivan schließlich mit bitterbösem Ernst im Blick. “Du wirst nie mehr frei sein, Polen. Bis du mich liebst. Und freiwillig bleibst. Für immer. Ich werde nicht zulassen, dass du gehst!” Mit Schrecken bemerkte Feliks die schwarze Peitsche die wie die bleckende Zunge eines Ungetüms in Russlands Händen hin und her schwenkte. Der erste Hieb knallte Laut auf den kauernden Jungen ein. Der zweite folgte. Seine Kleidung riss und blut sickerte hindurch. Erst, als selbst die gellenden Schreie verklungen waren und der Körper mit blutigen Striemen übersäht, ward es still. Polen lag auf dem mittlerweile verunreinigtem Bett und regte sich nicht, ob der unglaublichen schmerzen, die durch seinen Leib zuckten. “So…” dachte er dumpf mit einiger Verbitterung. “Dies hat Liet also all die Jahre so voll durchgemacht? Genau das? “ Seine Aufmerksamkeit wurde erst wieder aus dem dunklen Brunnen der Betäubung gesogen, als er eine warme, weiche Hand in seinem Haar spürte. Sie streichelte so voller Zuneigung und Umsicht, dass ihm die salzigen Tränen heiß über die blutverschmierten Wangen zu kullern begannen. “Verzeih mir…” Es war Russlands Stimme, die weich und verletzlich an sein Ohr klang. Die Finger in seinem Haar begannen zu zittern, als der größere sich zu ihm hinunterbeugte und einen fragenden Kuss auf seinen Wangenknochen hauchte. “Liebe mich…” Flehend drang es auf Polen ein. “Bitte! Verlass mich nicht! Du darfst mich nicht verlassen…Bitte…” Weinend und schluchzend sank Ivan auf den blutverschmierten, zittrigen Körper der Nation zusammen und klammerte sich wie ein hilfloses Kind an ihn. Polen zuckte, da seine frischen Wunden nur noch mehr Pein durch seine Nerven jagten, doch ein wirres Gefühl in seinem Magen veranlasste ihn dazu die dünnen Arme um den wimmernden Riesen zu legen und ihn zaghaft an sich zu drücken. Sie wussten beide, dass Polen gehen würde, sobald sich die Gelegenheit erbot. Doch nun, nur für diesen Moment hielt er Russland im Arm, welcher unter der Last der Welt zusammengebrochen und seelisch ruiniert auf ihm ruhte. Draußen vor dem Fenster kämpfte sich die erste Knospe durch die erdrückende Schneedecke. Bald würde der Winter zu Ende sein. Seine kalte Liebe vorläufig ins Nichts verlaufen. Und das Land wieder frei geben müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)