Heavens Hell Act von Angie_Cortez (Wenn der Himmel zur Hölle wird) ================================================================================ Kapitel 5: Gefallene Engel -------------------------- Soe hier das neue Kapitel. Es ist nicht besonders lang, aber auch eigentlich nur ein Zwischenspiel, vor dem nächsten Knall sozusagen ^^ Ich hoffe es gefällt euch trotzdem. Angie ~~+~~+~~++~~+~~+~~ Kapitel 5 Gefallene Engel Sie öffneten die Kerkertür ganz leise und Daimon spähte hinaus, bevor er es wagte einen Fuß vor die Tür zu setzten. Noch hatte niemand bemerkt, was hier unten vor sich gegangen war und das sollte im besten Falle auch noch ein Weilchen so bleiben. Sanft zog er den Engel hinter sich her, der immer noch ziemlich verstört war. Daimon konnte es ihm nachfühlen. Wer wurde schon gern aus seiner Heimat verstoßen, ohne Hoffnung und ohne Schutz? Hastig liefen sie an dem Häufchen Asche vorbei, dass von dem Wächter übrig geblieben war. Daimon warf Samsa dafür einen anerkennenden Blick zu, den dieser jedoch gar nicht bemerkte. Am Fuß der Wendeltreppe blieben sie stehen. Die Angst in Samsa Augen, war selbst für einen Blinden nicht mehr zu übersehen. Daimon nickte ihm aufmunternd zu und sie rannten so schnell ihre Füße sie trugen die Stufen hoch. Vor Daimons Mund bildete sein Atem kleine Wölkchen. Der Himmel war wirklich kalt. Kaum, dass sie die Treppe verlassen hatten griff Daimon sich Samsas Hand. Schwarze Flügel sprossen aus seinen Schultern und er zog Samsa mit sich hoch. Schnell wie der Wind rasten sie über den Himmelsboulevard. Natürlich blieben sie dabei nicht völlig unbemerkt. „Es ist unsere einzige Chance schnell zu sein“, hatte Daimon Samsa unten im dunklen Kerker erklärt. „Alles Schleichen wird nichts nützen. Hier gibt es kaum Möglichkeiten sich zu verstecken und ich falle auf wie ein bunter Hund!“ Es dauerte tatsächlich verhältnismäßig lange, bis die Gardeengel ihnen auf den Versen waren. Sie erreichten den Rand des Himmels, ein riesiges Loch, durch das man hinunter auf die Erde gelangen konnte. Im Sturzflug sausten sie hindurch, immer, immer tiefer und die Kälte wich allmählich einer eher gemäßigten Temperatur. „Afrika wäre mir lieber!“ rief Daimon über den tosenden Wind Samsa zu. Er schaffte es selbst in dieser Situation relativ ruhig zu bleiben. „Aber Europa ist näher!“ Sie landeten sanft auf saftig grünem Rasen, doch diese Schönheit konnte Samsa nicht bewundern, obwohl er noch nie auf der Erde gewesen war. Panisch suchte er mit den Augen den Himmel ab, in der Angst dort eine ganze Armee von Engel zu finden. Daimon stellte sich schützend neben ihn, den Blick ebenfalls nach oben gerichtet. „Noch haben wir Vorsprung!“ Er griff wieder nach Samsas Hand und zog ihn mit sich. „Ich habe eine Idee, wo wir unterkommen könnten. Bis zur Hölle schaffen wir es nicht. Wir brauchen schneller Beistand!“ Wieder erhoben sie sich in die Luft. Der Wind zog an ihren Flügeln und Kleidern. Samsa kam sich unendlich langsam vor, obwohl die Stadt zu der Daimon ihn führte, in rasantem näher kam. Ehe er wusste wie ihm geschah, fand er sich zwischen einigen Wolkenkratzern wieder. Daimon dirigierte sie hindurch, als wäre dies ein Kinderspiel. Sein Versuch die Gardeengel abzuschütteln gelang allerdings nur teilweise. Samsa blickte sich immer wieder panisch um, doch sie wollten einfach nicht verschwinden, kamen sogar näher, trotz ihrer schweren Bewaffnung. Die Sonne stand schon sehr tief am Himmel, bald würde es dunkel sein, vielleicht war das ihre Chance. Dunkelheit war für die Engel keine gute Voraussetzung, für Daimon jedoch umso mehr. Unvermittelt zog Daimon den Engel mit sich in Richtung Boden. „Hier muss es irgendwo sein!“ rief er. Samsa sah sich um, konnte jedoch nichts entdecken, das irgendwie nach Rettung aussah. Ihm bereitete es eher sorgen, dass sie genau auf eines dieser gigantischen Gebäude zuhielten. Daimon ließ seine Hand los. Das kam so unerwartet, das der Engel einige Meter davon trudelte und direkt in ein großes Fenster krachte. Das Glas um ihn herum splitterte protestierend und der ungewollte Sturzflug endete hart auf dem Fußboden einer Wohnung. Samsa rappelte sich hastig wieder hoch, die Schmerzen ignorierend. Unzählige spitze Glasscherben hatten teils kleine, teils tiefe Kratzer in seine Haut geschlagen. Das Fenster war völlig hinüber. Entsetzt sah er sich um. Wenn hier Menschen wohnten … Plötzlich ging ein klirren durch die Scherben, sie schwebten langsam in die Höhe, setzten sich wieder zusammen und flickten das Loch, das Samsa hinterlassen hatte. Mit donnerndem Herzen kam Samsa wieder auf die Beine und wollte zum Fenster stürzen, als ihn jemand festhielt. „Stopp, Stopp, Stopp!“ sagte eine Stimme ruhig. Samsa fuhr herum und blickte in ein paar blaue Augen, wie sie nur ein Engel haben konnte. Entsetzt zog er seinen Arm zurück. An den Händen des Fremden blieben einige Tropfen Blut kleben. Er schenkte Samsa einen durchdringenden Blick und huschte dann an ihm vorbei, um nach draußen zu sehen. „So ein Wahnsinn. Was sollen die Menschen denken? Ach verdammt noch mal!“ Er stieg auf das Fensterbrett und betrachtete den Himmel über sich prüfend. Mit einem Sprung, der zu leichtfüßig für einen Menschen war, sprang er zurück auf den Fußboden und wandte sich wieder Samsa zu, der am ganzen Körper zitterte, obwohl ihm glühend heiß war. Die Schnitte und Wunden brannten auf seiner kühlen Haut. „Wer bist du?“ fragte er und wich noch etwas zurück, unsicher ob er Freund oder Feind vor sich hatte. „Die Frage ist wohl eher: Wer bist du? Ich habe selten solchen Besuch wie dich und noch seltener zerlegt er mir dabei die halbe Wohnung!“ Der Fremde stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete Samsa halb wütend, halb neugierig. Sein Haar war hellbraun und hin ihm in die Stirn, er trug normale menschliche Kleidung und doch war sich Samsa sicher, dass er kein Mensch war. „Es tut mir leid“, sagte er schließlich kleinlaut. „Ich wollte hier nicht so hereinplatzen, aber ich wurde … verfolgt und …dabei …“ „Verfolgt?“ fragte der fremde Schönling. „Von wem?“ Samsa zögerte einen Moment. Wo war Daimon? Hoffentlich ging es ihm gut, hoffentlich hatten sie ihn nicht wieder gefangen, oder ihn gar getötet. Er schluckte seine Sorge herunter, auch wenn er meinte fast daran zu ersticken. „Von Gardeengeln“, sagte er leise und wartete auf die Reaktion des anderen. „Diese hirnverbrannten Idioten“, der Fremde trat an Samsa heran und zog ihn mit sich zu der gemütlichen Couch, die den Mittelpunkt des Wohnzimmers bildete in das Samsa so unfreiwillig eingedrungen war. „Wie ist dein Name?“ fragte er. „Samsa“, antwortete der Engel wahrheitsgemäß. „Ich bin Anthonie. Ich bin ein gefallener Engel, wenn du so willst.“ Samsa betrachtete ihn nun um einiges interessierter. „Ich kenne deinen Namen“, sagte er vorsichtig. „Du bist damals geflohen, kurz nach meiner Geburt. Du hattest einen Geliebten und Gott wollte es nicht zulassen. Habe ich Recht?“ „Vollkommen“, sagte Antonie bitter. Er senkte den Blick, als könne er es nicht ertragen Samsa anzusehen. „Was ist mir dir? Was war dein Vergehen?“ „Ich habe mich mit einem Dämon eingelassen“, sagte Samsa schüchtern und knetet die Hände in seinem Schoß. Als hätten seine Worte es beschrien hörten sie plötzlich Türen auffliegen. Antonie sprang auf, griff nach einem Samurai Schwert, das als scheinbare Dekoration an einer der hell getünchten Wände hing und ging in Abwehrhaltung. Daimon tauchte in Raum auf, schwer atmend und mit Blut bespritzt. „Lass uns verschwinden“, er zog Samsa vom Sofa hoch und beachtete Antonie kaum, der verwirrt das Schwert sinken ließ und den Dämon irritier anstarrte. „Daimon?“ fragte er vorsichtig. Der Angesprochene wandte sich zu ihm um. Sein Blick war etwas kalt, wie Samsa fand. „Danke“, sagte er nur und zog Samsa mit sich, der es geschehen ließ. Wem, wenn nicht Daimon sollte er schon folgen? „Hey, hey warte!“ rief Antonie und versperrte ihnen den Weg. Samsa lugte hinter Daimons Rücken hervor, wie ein verängstigtes Kind. Seine geschundenen Arme wirkten mitleiderregend. „Was habt ihr jetzt vor“, wollte Antonie wissen und betrachtete Samsa besorgt. Es war sehr ungewöhnlich einen Engel und einen Dämon so zusammen zu sehen und es schrie praktisch nach einer aussichtslosen Situation. „Wir gehen in die Hölle“, sagte Daimon knapp und strafte den neugierigen Antonie mit einem Blick ab. „Der Rest geht dir rein gar nichts an.“ Antonie ließ sie gehen, auch wenn ihm das nicht zu behagen schien. Er musterte Samsa noch mit einem langen Blick, bevor er zur Seite trat. Vielleicht ahnte oder wusste er sogar, dass es keine Hoffnung mehr gab. Zumindest Samsa war von diesem Gedanken überzeugt. Er hatte seinen Gott verloren und mit ihm seinen Glauben. Es gab nichts mehr, an dem er sich festhalten konnte, denn alles um ihn herum zerfiel wie ein labiles Kartenhaus. Er blickte sehnsüchtig zum Himmel auf, als sie auf die lärmende Straßen traten. Die Menschen konnten sie zwar sehen, aber nicht ihre Flügel und so blieben sie hier unten unerkannt. „Wie bist du entkommen?“ fragte Samsa leise. Die Erde war noch laut und nervenaufreibend, doch bald würde sich der Lärm senken und ein wenig Ruhe einkehren. „Ich habe sie getötet“, gab Daimon unverblümt zu. „Ich wollte nicht, dass du es mit ansiehst. Verzeih mir, das ich dich nicht vorgewarnt habe.“ Er betrachtete besorgt Samsas Wunden. Sie brannten glühend rot, auf seiner makellos weißen Haut. Eine Schande. Sie eilten in die Berge, zu den höchsten Gipfeln. Der Torwächter der Hölle ließ sie sofort passieren, ohne auch nur ein Wort von sich zu geben, geschweige denn ein lachen. Selbst sein lebloser Schädel wirkte unsicher, vielleicht sogar ängstlich. Die Wärme umfing sie und das vertraute Gefühl von Angst beschlich Samsa. Zwar konnte er fast schon von sich behaupten, die Hölle gut zu kennen, doch es war einfach kein Ort, an dem sich ein Engel wohlfühlen konnte. „Ihr kanntet euch“, sagte Samsa und schlang die Arme um seinen Oberkörper. Noch war seine Haut eiskalt, doch schon bald würde die Wärme die Kälte bannen. „Vielleicht“, sagte Daimon nur. Er zog Samsa in seine Arme und strich über sein goldblondes Haar. „Wir sind in Sicherheit.“ Vielleicht waren sie das, vielleicht aber auch nicht. „Ich habe trotzdem Angst“, gab Samsa zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)