Heavens Hell Act von Angie_Cortez (Wenn der Himmel zur Hölle wird) ================================================================================ Kapitel 6: Höhere Macht ----------------------- Kapitel 6 Höhere Macht „Eure Majestät!“ Ein Dämon kann herbeigeeilt und kniete vor Daimon nieder. Er sah ihn unsicher von unten herauf an, als könnte jedes falsche Wort sein letztes sein. Samsa betrachtete sie beide aufmerksam. Daimon strahlte eine Autorität aus, die nur ein Herrscher haben konnte. Diesen Respekt hatte er sich blutig erkämpft. In letzter Zeit hatte Daimon wenig Geduld. Immer wieder berichtete man ihm über Engel, die vor den Toren der Hölle umherstreiften. Jacob, der untote Torwächter verhöhnte sie und rief jedes Mal die Kriegerdämonen um sie töten zu lassen. Doch die meisten von ihnen entkamen. Die Zeit rückte näher, das spürte Samsa genau. Sie wussten alle, dass es aussichtslos war, doch Daimon kämpfte wie ein Besessener. „Mein Sohn“, hatte Memnoch zu ihm gesagt, „es besteht kein Zweifel daran, dass er im Unrecht ist, doch die Macht, die er besitzt geht über alles hinaus, was du jemals gesehen hast. Ihr könnt euch einen Monat verstecken, vielleicht auch ein halbes Jahr, doch sobald es ihm gefällt, wird nichts ihn mehr aufhalten können. Er hat diese Welt erschaffen, egal ob uns das behagt oder nicht. Seiner Macht kann niemand trotzen.“ Daimon hatte nicht zuhören wollen. Sein Widerstand hatte mit seinem Zorn gefochten. Samsa konnte es in seinen Augen sehen. Ihre Liebe war die höchste Sünde und Samsa würde dafür bezahlen müssen. Es war nur eine Frage der Zeit. „Sprich“, wies Daimon den Boten ungeduldig an. Seine Hand wanderte wie von selbst zu dem Schwert an seiner Hüfte. Samsa schloss die Augen. Für jede schlechte Nachricht wollte sein Geliebter Köpfe rollen lassen. Doch er tat es nicht. „Ein ganzes Heer von Engeln steht vor unseren Toren. Sie wollen, dass wir den Verräter ausliefern ansonsten wollen sie durch die schwarze Pforte brechen und uns restlos vernichten. Sie werden nicht weichen. Ihr Befehl kam von ganz oben und sie kämpfen bis zum Tod. So lautet ihre Botschaft.“ „Sie können euch nicht vernichten“, sagte Samsa leise. Zwei Paar dunkle Augen wandten sich ihm zu. Er gab ein reichlich skurriles Bild ab, ein Engel in schwarzen Kleidern, unbeschreiblich schön und doch irgendwie fehl am Platze. Die Augenbrauen des Dämons zogen sich kaum merklich zusammen. Samsa konnte sich denken, was er dachte. „Es würde das Gleichgewicht zerstören“, sagte Samsa. Er hielt ihren Blicken nicht statt und so senkte er den Kopf und betrachtete den steinernen Boden. „Ihr seid es, an denen sie ihre Reinheit messen können. Nur, wenn das augenscheinlich Gute und Böse besteht, kann das Gleichgewicht existieren und das Gleichgewicht ist der Stützpfeiler dieser Welt.“ Sie schwiegen betreten. Samsa spürte Daimons warme Hand auf seiner, als er sich neben seinen Platz kniete wie ein König neben seine geliebte aber totkranke Königin. „Er wird nicht durch dieses Tor kommen“, sagte Daimon beschwörend. Samsa wusste nicht, wem er das einreden wollte. Gott war der Schöpfer, der Schöpfer war Allmächtig, denn es war seine Welt in der sie wandelten. „Er hat die Hölle nicht erschaffen, sie gehört nicht ihm und unterliegt nicht seinen Gesetzen. Wir sind ein Krebstumor in seiner oh so reinen Welt und wir können seine Schöpfung sterben lassen.“ Samsa schloss die Augen. Immer wieder dasselbe. Hochmut und Zorn. Todsünden … Er lehnte den Kopf zurück und starrte hinauf zur Decke. Das musste ein Ende haben. Ihre Liebe konnte er nicht höher stellen, als den Bestand der Welt. Was war sein Leben gegen tausende? „Samsa …“ begann Daimon, doch der Engel unterbrach ihn und legte ihm einen Finger auf die Lippen. Daimon verstummte. Seine dunklen Augen sprachen von Liebe und Sorge. Sie waren so viel schöner als der ewige Hass. „Ihr werdet mich ausliefern“, sagte Samsa. Er strich über Daimons Wange. „Niemals!“ „Ihr werdet mich ausliefern“, wiederholte Samsa bestimmt. „Es gibt nur diese eine Möglichkeit. Ich möchte nicht verantwortlich dafür sein, dass deine Brüder sterben müssen und dass du dich in noch mehr Gefahr begibst. Ich bekomme was ich verdiene. Das Beste ist, du würdest mich einfach vergessen.“ Keine Hoffnung. Nicht einen Funken mehr. Nur noch der Wunsch alldem endlich ein Ende zu machen. „Das könnte ich niemals“, sagte Daimon leise, etwas atemlos vor Entsetzen. „Du weißt, dass ich das nicht könnte.“ Die Erde unter ihnen begann zu beben, ein Grollen rollte durch die unterirdischen Hallen und Gänge. Bevor Samsa wusste wie ihm geschah, schloss Daimon ihn schützend in die Arme. Das Grollen verstummte. Ein wenig Staub rieselte von der Decke. Samsa nahm das Gesicht seines Geliebten in die Hände und sah ihn eindringlich an. „Lass mich gehen“, verlangte er. „Ich will dich nicht verlassen müssen, ohne dass du es wenigstens verstehst.“ „Ich verstehe nicht, warum du ein Märtyrer für diese Wahnsinnigen sein willst. Ich verstehe nicht, warum du dich immer wieder vor ihm beugst!“ Daimon zitterte. Erneut erbebte die Erde. Von draußen drangen Kampfgeräusche zu ihnen durch. „Das reicht“, Samsa schüttelte den Kopf. Er schlang die Arme um Daimons Nacken und küsste ihn ängstlich, verlangend. Überrumpelt erwiderte Daimon den Kuss. Das Herz des Engels hämmerte in seiner Brust, zählte die letzten Schläge, die ihm noch blieben. „Ich liebe dich“, hauchte Samsa gegen die Lippen des Dämons und stieß ihn dann von sich. Daimon blieb keine Gelegenheit ihn noch zu greifen. Eine Schlacht, wie sie vor den Toren der Hölle tobte, hatte noch niemand je gesehen. Der blütenweiße Schnee färbte sich rot vom Blut der Krieger. Es war ein ungeordnetes Gemetzel zwischen Engeln und Dämonen, ein Gemetzel in dem schwarz und weiß zu grau verschmolzen. Doch als Samsa das Schlachtfeld betrat schien die Zeit stehen zu bleiben. Die Kämpfe verebbten. Zielstrebig trugen ihn seine Füße durch den besudelten Schnee. Die Engel zögerten, anscheinend musste er sich noch aufwecken. Samsa murmelte einen tödlichen Fluch und richtete ihn auf den obersten Befehlshaber der göttlichen Garde. Ein Aufschrei ging durch die Engel, als ihr Anführer mit einem qualvollen Todessschrei zu Asche verbrannte und diese als ein widerlicher Grauer Schleider zu Boden rieselte. Einige der Gardeengel stürzten sich wütend auf Samsa, doch sie wurden von zwei flinken Gestalten getötet. Saya und Deya landeten rechts und links neben Samsa. „Wenn ihr ihn holen wollt …“ „ … dann müsst ihr erst an uns vorbei!“ Deya schwang sein graziles Schwert lässig hin und her und bedachte scheinbar jeden der Gardeengel mit einem feindlichen Blick. „Niemand tötet den, der mir das Leben gerettet hat“, sagte er zu Samsa, jedoch ohne den Blick von seinen Feinden zu wenden. Saya lächelte. So schrecklich schön. „Hat man dir nicht beigebracht, dass Selbstmord eine Sünde ist, also wirklich.“ Sie schienen älter geworden zu sein, in der kurzen Zeit, die Samsa sie nicht gesehen hatte. „Versprecht mir auf euren Bruder aufzupassen“, erwiderte Samsa und fegte die beiden mit einem Flug von seiner Seite, verschaffte den erneut heranstürmenden Engeln freie Bahn. Viel Energie hatte er nicht mehr übrig. Er hoffte, dass sich ihm niemand mehr in den Weg stellte. Es waren genug unschuldige gestorben. Der Schnee hier oben würde wahrscheinlich auf ewig rot bleiben. Die Gardeengel kreisten ihn ein, blieben vorsichtig, denn er hatte ihnen demonstriert wozu er fähig war. Er wehrte sich nicht, als sie ihre Waffen senkten, und immer näher kamen. Das war es also, das Ende. Nicht einmal der Schöpfer selbst würde sich mehr die Hände an ihm schmutzig machen. Samsa schloss die Augen und atmete ein letztes Mal tief ein. Wieder schien die Zeit unendlich träge an ihm vorbeizufließen. Als sich die erste Waffe in seinen Körper bohrte war der Schmerz geradezu unerträglich, doch irgendwann wurde er taub für all das. Ein schwarzes Tuch legte sich über seine Augen. Scheinbar weit entfernte Geräusche erreichten sein Bewusstsein noch. Das Rascheln von Flügeln, der Schrei eines Mannes. Dann war es vorbei. Samsas toter Körper landete im Schnee, tränkte die Stelle mit Blut auf der er aufschlug. Die Gardeengel traten mit triefenden Waffen zurück. Sie hatten Gottes Urteil vollstreckt. Jetzt fehlte nur noch eine Kleinigkeit. Ein Leuchten erhob sich aus Samsas Brust, wurde immer greller. Bald würde es seinen Körper verlassen, dann war es an ihre die Seele endgültig zu zerstören. Doch sie hatten sich verrechnet, hatten nicht gewusst, welchen Blutrausch sie ausgelöst hatten. „Tötet sie, tötet sie alle!“ Die Stimme klang wie die eines Wahnsinnigen. Doch sie hatten nicht mehr lange Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Das Heer der Dämonen fiel über sie her, als säße Satan persönlich ihnen auf den Schultern und metzelten sie Engel grausam nieder. Schwerter und Flüche zertrennten Sehnen und Knochen, brachten Herzen zum Stillstand. „Die Seele“, Daimon konnte das Leuchten nicht aus den Augen lassen, das sich pulsierend immer weiter von seinem einstigen Körper entfernte. Er musste es aufhalten, doch die Gegner die sich ihm entgegenstellten waren zu zahlreich, hielten ihn zu sehr auf, wie sehr er auch den Tod unter sie streute. Auch seine Brüder konnten sich nicht vorkämpfen, konnten Samsas Seele nicht erreichen. Saya knickte unter dem Hieb eines Engels zusammen. Sein Zwilling warf sich schützend über ihn. Keine Chance die Seele zu fangen. Die übrigen Engel begannen zu fliehen. Doch nur wenige fanden ihren Weg zurück in den Himmel. Daimon interessierten sie nicht. Er breitete seine nachtschwarzen Schwingen aus und erhob sich in die Lüfte, der ziellosen Seele folgend, immer ihr Leuchten vor Augen. Sie war flink, doch sie schien nicht vor ihm zu fliehen. Einer winzigen Fee gleich tanzt sie um den Dämon herum, entwand sich immer wieder seinen Fingern, bis er sie schließlich doch halten konnte. In seinem Kopf hatte eine Idee Gestalt angenommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)