Dating von abgemeldet (Normalität und Pistolen) ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Sie war ein zitterndes Wesen an seinem rechten Arm, der Rock der Winteruniform eine Fahne, ein Zelt um ihre halb-nackten Oberschenkel, knapp länger als er es vom Sommer gewohnt war. Ihre Lippen waren fast so leuchtend rot wie ihre Hände, schmerzhaft um seinen Oberarm gekrallt. Kleine Hände, schwache Finger. Er konnte die Abdrücke ihrer Nägel noch immer an seinem Hals spüren, der Kuss, der sie bewirkt hatte war nur noch ein merkwürdiges Gefühl auf seinem Gaumen. Sie nannte es romantisch, doch er vergaß beharrlich ihren Namen. Seinen dagegen liebte sie. Manchmal verstand er sie nicht. Ihr, ein wenig zu breiter, Mund stand immer offen, ihre Zunge formte hektische Worte, ihre Zähne verschwanden und tauchten hinter ihren Lippen auf. Wie kleine weiße Wale. Wenn sie schwieg, sah er ihr in die Augen, lächelte und kommentierte belanglose Dinge mit banalen Sätzen. Es war einfach mit ihr zu reden. In dem großräumigen Kaffee waren kaum noch Plätze frei, Mädchen kicherten, Pärchen schmachteten und Kaffeemaschinen brummten. Er zuckte zurück, kurz überwältigt von all dem Lärm, dem unnützen Geräusch. Dann stellte er sich vor, er warte im Ring auf seinen nächsten Gegner und der Lärm schwoll ab. Zu viele Menschen machten ihn noch immer unruhig. Sie nahm ihre Hände von seinem Arm, lächelte ihn an und wob ihre Finger zwischen seine. Ebenfalls lächelnd drückte er ihre Hand. Wann waren seine Finger so ungleichmäßig und grob geworden? Die vielen Brüche hatten seine Knöchel verschoben, seine Hand wuchs nur noch in bizarre Richtungen. Immerhin war sie siegreich. Die letzte freie Bank lag direkt am Fenster, zeigte den Kaffeetrinkern die kalte Welt dort draußen und verhüllt den Blick nach innen durch schlichte Folien, bedruckt mit dem Namen und dem Logo des Kaffees. Sie saßen sich gegenüber, rote Samtpolster im Rücken und dampfende Tassen vor sich, die Luft färbte ihre Wangen rot und sie lächelte ihn immerzu an. Gleich würde sie ihm wieder sagen, was er ihr bedeutete und er würde sich über den Tisch lehnen und ihr eine Hand an die Wange legen, mehr Zuneigung war ihr peinlich. Dann würden sie beide nach Hause gehen, er umarte sie auf der Schwelle und sie drückte ihn einen kleinen Kuss auf die Lippen, tief in Erinnerungen an andere Küsse versunken. Er würde sie ganz fest lieb haben und super doll vermissen, sie ihn noch mehr und der Nachmittag war vorbei. Ein ganz normaler Tag. Abwesend rührte er in seinem Kaffee, der einen ihm unbekannten Namen trug und mehr kostete, als er sich eigentlich leisten wollte und nickte ihr zu. Das war es doch, was man mit seiner Freundin hat? Er wusste es nicht mehr. Sie malte ihm ein Herz in ihren kondensierten Atem, den schmalen Finger an das Glas geschmiegt und er lächelte sie an. Wo war eigentlich der Sinn hinter all dem? Er konnte sie nicht fragen, sie würde wieder zu weinen beginnen. Was sie ihm bedeute, würde sie fragen, warum er überhaupt mit ihr zusammen war. Ob er sie betrog…die Liste schien endlos und er wusste selbst nicht so genau darum. Männer in seinem Alter hatten einfach ihre ersten Freundinnen, sie fragten höchstens nach dem dekorativen Wert der Mädchen. Er bevorzugte weniger schöne Dinge. Dinge, die er schlagen durfte, die klaren Regeln folgten. Tote Dinge. Sein Blick begann zu wandern, während sie ihm ein kurzes Liedchen vorsummte. Gekrümmte Gestalten, dick verpackte Körper, der Anblick der einkaufenden Menschen stieß ihn ab. Lächeln, nicken, den Mund halten. Ihm war unwohl. Sie beendete ihren letzten Satz und sah ihn auffordernd an. Wenn er nicht auf der Hut war, gab er ihr wieder den falschen Namen. Die zwei Silben waren ihm in den unzähligen Tagen und Jahren ins Herz gewachsen, hatten Wurzeln geschlagen, blühten fast zu leicht über seine Lippen… Er biss sich auf die Zunge und erschrak über den Schmerz. Was denn nur passiert sei? Ihre Augen waren größer als sonst, die Angst zog an ihren Lidern und Brauen. Schon schoss ihre Hand nach vorne, malte leere Kreise auf seine Wange und fühlte ihn schlucken, dann lächeln. Heißer Kaffee. Seine Zähne schmeckten salzig, bitter. Er musste würgen, bekam kaum Luft. Ob sie ihn kurz entschuldigen könnte? Nur kurz auf die Toilette, seinen Mund ausspülen. Wegen den Verbrennungen? Ja, genau darum. Und wegen der Schusswunde. AN: Depri? Vielleicht. Mysteriös und Fadenscheinig? Ziemlich sicher. AkiShinji? Neeeee. Baba und schönen Tag noch. ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)