Die Sterne leuchten überall - egal wo du bist von chrono87 ================================================================================ Kapitel 25: Bettruhe? – Von wegen! ---------------------------------- Kapitel 25 Bettruhe? – Von wegen! „Es ist vollbracht! Erneut ist der Bengel durch meine Hand gestorben“, brüllt das weibliche Monster erfreut und böse lachend, dann richtet sie sich wieder auf. „Und ihr seid die nächsten!“ Mit diesen Worten löst sie sich auf und lässt einen Haufen aufgescheuchter junger Erwachsener zurück, die völlig apathisch durch die Gegend schauen und nicht wissen, was sie zu erst tun sollen. Einzig Jesse, der wohl im Moment eher rational denkt, handelt, indem er sein mächtigstes Monster beschwört – den Regenbogendrachen. Das Brüllen des Monsters hallt von den Trümmern und den Schlossmauern wider und versetzt Leute, die dieses Brüllen zum ersten Mal hören, in Angst und Schrecken. „Regenbogendrache, rette Jaden“, weist der Schwede sein Monster an, welches sich sofort in die Tiefe stürzt, um den Befehl auszuführen. Wie in Trance lässt sich der Brünette fallen, ohne auch nur annähernd den Versuch zu wagen, sich abzufangen. Allerdings würde er das auch nicht gebacken bekommen, weil sein Körper dermaßen in Mitleidenschaft gezogen worden ist, dass es ihn schon schmerzt, wenn er den Kopf leicht hebt. >Was soll’s. Zumindest durfte ich Jesse noch einmal sehen und ihn auch berühren< Glücklich schließt er die Augen und lässt sich, in der Erwartung des Aufpralls, einfach fallen. Es dauert nur einige Sekunden, dann öffnet er verwirrt die Augen, denn eigentlich müsste er schon längst Bekanntschaft mit dem harten Boden gemacht haben, aber nichts dergleichen ist passiert. >Was ist denn jetzt kaputt? Bin ich etwa schon im Himmel?< Seine Frage beantwortet sich fast schon von allein, weil er etwas um seine Hüfte spürt, dass da vorher nicht gewesen ist. Sein Blick richtet sich also auf das ‚Etwas’ und stellt zu seiner Verblüffung fest, dass es sich um den Schwanz des Regenbogendrachen handelt, der ihn durch seine Flugfähigkeit wieder nach oben befördert. Sobald der Japaner knapp über den Balkonbogen ist, löst der Drache seinen Griff und Jaden landet darauf. Er kneift die Augen kurz zusammen, damit er die Schwärze vertreiben kann, die sich über seine Augen gelegt hat. Als er die Augen aber wieder geöffnet hat, blickt er direkt in die smaragdgrünen Augen seines Seelenverwandten, der sich vor ihm hingekniet hat und ihn eindringlich mustert. Bevor der Heldendeckduellant aber auch nur annähernd zu einem Gespräch ansetzen kann, hat er plötzlich dessen Hand im Gesicht. Verstört hält er sich die schmerzende Stelle. >Was war denn das gerade?< Am liebsten würde er diese Frage dem Türkishaarigen stellen, doch als er gerade einen Mund öffnet, fallen ihm die Tränen auf, die unaufhaltsam über die weiche Haut laufen und in Tropfen auf den Boden fallen. „Was hast du dir nur dabei gedacht? Warum zum Teufel hast du dich nicht gewehrt?“ Jesse brüllt so laut, dass seine Stimme sicher noch auf zehn Meilen Entfernung zu hören ist. „Hast du auch nur einmal daran gedacht, was aus uns wird, wenn du mal nicht mehr sein solltest? Was aus mir werden könnte?“ Wenn sein Liebster nicht so schon verletzt wäre, dann würde er diesem sicher mehr als nur eine Ohrfeige verpassen, aber so hält er an sich und begnügt sich damit seinen Frust herauszuschreien. Vielleicht liegt es aber auch eher daran, dass Zane und Jim angestürmt gekommen sind und den aufgelösten Schweden mit festen Griffen daran hindern weiter auf den Schwerverletzten einzuschlagen. „Lass das, es hat doch keinen Sinn, oder willst du ihn umbringen“, redet Zane auf den aufgebrachten Kristallungeheuerdeckduellanten ein, doch dieser nimmt die Worte gar nicht richtig wahr. „Sicher hatte er einen guten Grund so zu handeln, wie immer. Du kennst ihn doch“, meint Jim dann lächelnd, auch wenn ihm gar nicht danach zu Mute ist. Er selbst hatte auch eine Scheißangst um seinen leichtsinnigen Freund. Schließlich beruhigt sich der Schwede wieder, sodass er nur kraftlos in den Armen der beiden Duellanten hängt. Diese sehen ein, dass der Türkishaarige nicht mehr auf den Verletzten los geht, weswegen sie ihn loslassen. Dieser geht sofort in die Knie, weil seine Beine ihn nicht mehr tragen. „Ich würde mal sagen, dass sich endlich mal jemand um Haou kümmern sollte“, schlägt der Cowboy schließlich vor, woraufhin die Ärztin, der Duellakademie, sofort zu dem Verletzen eilt. Vorsichtig begutachtet sie seine Wunden. „Wir müssen ihn erst einmal rein bringen. Würdest du seine Wunden säubern, Jesse?“ Sie würde es ja selbst machen, aber sie glaubt, dass sich der Brünette unwohl fühlen würde, also lässt sie es lieber von jemanden tun, bei dem er sich geborgen fühlt. Der Angesprochene nickt sofort und geht auf seinen Liebsten zu, aber kaum hat er zwei Schritte getan, da wird er noch einmal kurz aufgehalten. „Du solltest ihn tragen. Er ist sicher viel zu schwach zum gehen. Außerdem sollte der Blutverlust nicht noch begünstigt werden.“ Im Bad angekommen, hilft Jesse seinem Seelenverwandten aus der Hose, damit diese sich nicht voll Wasser saugt, wenn er den verwundeten Körper von Dreck und Blut befreit. Zu seiner Verwunderung lässt der Brünette alles über sich ergehen, ohne einmal zu widersprechen. >Hast du keine Kraft oder keinen Willen mehr?< Wie gern würde der Schwede seinen Freund diese Frage stellen, aber im Moment ist er sich nicht mal sicher, ob dieser darauf reagiert. >Vielleicht nimmt er mir die Ohrfeige übel.< Vorsichtlich wäscht er mit einem weichen, nassen Lappen über den Oberkörper des jungen Herrschern, welcher bei der Berührung einfach nur die Augen schließt und leicht den Mund verzieht. Es ist mehr als offensichtlich, dass er Schmerzen hat und trotzdem schreit er diese nicht raus. Langsam lässt er den Lappen sinken, während er unverwandt in das Gesicht des Jüngeren sieht. „Es tut mir wirklich Leid“, flüstert er sanft, bevor er eine Hand ausstreckt und diese hebt, um einige störende braune Strähnen aus dem blutverschmierten Gesicht des Heldendeckduellanten zu streichen. Dieser zuckt unter der zarten Berührung zusammen, weicht dem Blick des Schweden aus und schweigt weiter, sodass der Ältere bedrückt seufzt. Daraufhin nimmt er seine Tätigkeit wieder auf und säubert neben dem Oberkörper auch das Gesicht und die Beine, weil auch diese Wunden aufweisen. Sobald der Körper des Jüngeren gereinigt ist, kann der Türkishaarige die Auswirkungen von der Auseinandersetzung mit eigenen Augen bewundern und damit ist er nicht glücklich. „Du hast ganz schön was einstecken müssen. Besser deine Wunden werden behandelt.“ Kurz überlegt er noch, ob er Haou dazu bringen soll sich wieder eine Hose anzuziehen, damit niemand seinen Liebsten so halbnackt zu Gesicht bekommt, aber dann würde Fonda die Verletzungen nicht behandeln können. „Kannst du allein laufen?“ Die Frage ist völlig überflüssig, wie er sich selbst eingestehen muss, weil zum einen Haou nicht mit ihm redet und zum anderen hat die Ärztin klar gemacht, dass der Brünette nicht gehen darf, wegen dem enormen Blutverlust. Wie erwartet erhält er keine Antwort, weswegen er den Verletzten kurzer Hand auf seine Arme nimmt und mit ihm zurück in dessen Gemach geht, wo er ihn auf das große Himmelbett legt, dass von ihren Aktivitäten in der Nacht noch völlig zerwühlt ist. „So, Sie können ihn jetzt untersuchen, Miss Fontaine.“ Die Angesprochene eilt sofort zu ihrem Patienten und beginnt mit der Untersuchung. Leider gehen ihr irgendwann die neugierigen Blicke der Freunde auf die Nerven, weswegen sie diese mit den Worten „So kann ich einfach nicht arbeiten!“ rauswirft und die Tür vor deren Nase zuknallt. „Na toll. Wieso hat sie uns jetzt vor die Tür gesetzt“, fragt Tania in die Ruhe hinein. „Na was glaubst du denn? Unsere Anwesenheit macht sie nervös“, erklärt Chazz genervt, immerhin ist es offensichtlich, weswegen die Ärztin so gehandelt hat. Der Princeton-Sprössling wendet sich von der Amazone ab und nimmt Jesse ins Visier. „Und, wie geht es ihm?“ Der Angesprochene seufzt schwer. „Keine Ahnung. Er hat kein Wort mit mir gesprochen.“ „Echt nicht? Man, du musst ihn ja ganz schon fertig gemacht haben“, vermutet Zane. „Egal was wir bisher gemacht haben, er hat immer mit uns gesprochen“, versichert der Dunkelgrünhaarige. Der Angesprochene zuckt nur mit den Schultern. „Ich bin es ja mittlerweile nicht anders gewöhnt“, gibt der Kristallungeheuerdeckduellant schließlich doch noch betrügt von sich. Jim legt ihm aufmunternd eine Hand auf die Schulter. „Kopf hoch. Das wird schon wieder.“ Die Worte des Cowboys verfehlen leider ihre Wirkung, denn der Türkishaarige lässt den Kopf hängen. Ohne ein Wort zu verlieren, befreit er sich aus dem Griff des Australiers und verlässt die Gruppe, nur um drei Türen weiter in sein Gemach zu verschwinden, damit er sich aufs Bett schmeißen und sich seiner Trauer hingeben kann. Die Freunde starren ihrem Sorgenkind einige Zeit völlig fassungslos hinterher, denn sie können nicht begreifen was hier gerade vorgefallen ist. „Anscheinend nimmt ihn die Sache doch mehr mit, als er zugeben will“, meint Yusuke mit monotoner Stimme, denn er kann ihn gut verstehen. Auch wenn die momentane Lage nicht mit der vom Tod seiner Eltern übereinstimmt, kann er sich doch vorstellen, wie sich der Kristallungeheuerdeckduellant fühlt. „Sollten wir nicht besser mal nach ihm sehen“, fragt Syrus besorgt nach, weil er es nicht ertragen kann, wenn seine Freunde todunglücklich sind. „Das ist keine gute Idee. Wir sollten ihn für einige Zeit allein lassen. Wenn wir ihn jetzt bedrängen würden, dann würden wir das alles nur noch verschlimmern“, erklärt Alexis ruhig und sanft, so wie sie es immer tut, wenn sie besonders viel Einfühlungsvermögen an den Tag legt. „Vielleicht hast du ja Recht“, kommt es seufzend über die Lippen des jungen Truesdale. „Aber was sollen wir denn in der Zwischenzeit machen“, fragt Blair nach. „Einer von uns sollte mal nach den Gefangenen sehen und vielleicht könnten wir einen Schlachtplan für die bevorstehende Auseinandersetzung entwerfen“, schlägt Bastion vor, der sich die ganze Zeit schon Gedanken über ihr eigentliches Problem gemacht hat. Da die Andern nichts Besseres zu tun haben, stimmen sie einfach mal zu. Gemeinsam gehen sie zurück in den Thronsaal, um sich die genaue Verteilung der Aufgaben anzuhören. Miss Fontaine beobachtet ihren jungen Patienten, während sie mit einem Tupfer und Desinfektionsmittel die Schürfwunden behandelt und zusieht, wie der Brünette immer wieder zusammenzuckt, aber keinen Ton von sich gibt. „Wenn es gar nicht mehr geht, dann sag es mir einfach.“ Die Ärztin macht sich ernsthafte Sorgen um ihren Patienten, weil dieser völlig neben sich zu stehen scheint. Auch wenn er auf körperliche Reize reagiert, so ist er doch nicht ganz bei der Sache. >Hoffentlich fängt er sich bald wieder. Sein Verhalten hat seine Freunde sicher verletzt<, vermutet Fonda traurig. Die Schürfwunden sind schnell versorgt, sodass sie sich an die eigentlichen Wunden machen kann. Die aufgeplatzte Wunde macht ihr am meisten sorgen, da sie diese erneut nähen muss. Um nicht noch mehr Zeit und Blut zu verlieren, greift sie nach Nadel und Faden und beginnt die Wunde zu nähen. Da ihr Sorgenkind sowieso nicht bei sich ist, muss sie ihn nicht betäuben. Mit sicheren Stichen ist die Wunde schnell vernäht, sodass sie nur noch einen festen Verband darum machen braucht, bevor sie sich an die Platzwunde traut, die der junge Herrscher an der Stirn aufweist. Bei genauerem Betrachten ist der Ärztin klar, dass sie diese Platzwunde nicht nähen muss. Es reicht völlig, dass sie diese mit zwei Pflastern klebt. Sobald sie fertig ist, drückt sie den jungen Mann in die Kissen und deckt ihn zu. „Ich verordne dir strenge Bettruhe und das für ganze drei Wochen“, erklärt sie streng. Auch wenn sie weiß, dass sie keine Antwort erhält, so hofft sie doch, dass er ihre Anweisungen verstanden hat. >Es wäre wohl besser, wenn ich jemanden damit betraue darauf zu achten, dass der sture Duellant sich auch an die ärztlichen Weisungen hält.< Sie kennt den Brünetten einfach viel zu lange, um zu wissen, dass dieser sich sicher nicht an ihre Anweisungen hält. >Ob er in dieser Situation auf Jesse hören würde?< Im Augenblick ist der Heldendeckduellant unberechenbar. „Mehr kann ich im Moment nicht tun“, murmelt die Brünette seufzend. Mit leisen Schritten verlässt sie das Gemach des jungen Herrschers, um den Rest von den neusten Entwicklungen zu berichten. /Was hast du dir nur dabei gedacht/, brüllt Yubel aus tiefster Seele, während sie ihre Hände in die Hüften gestemmt hat und mit wütendem Blick auf ihren Schützling hinunter sieht. Dieser schaltet völlig auf Durchzug und starrt gedankenverloren vor sich hin. /Sag mal, hörst du mir überhaupt zu? Ich rede mit dir!/ Das Monster bekommt sich gar nicht mehr ein. Selbst ihre Stimme überschlägt sich schon. Dass sie noch nicht heiser ist, grenzt fast schon an ein Wunder. >Als wenn es etwas ändern würde, wenn ich etwas erwidere.< Leider hat der Duellant vergessen, dass seine Wächterin seine Gedanken lesen kann, weswegen sie ihn am Kragen packt und sein Gesicht so dicht an ihres heranzieht, dass sie ihrer gegenseitigen Atem auf den Wangen spüren können. /Ich will deine Antwort hören! Warum hast du aufgegeben?/ Dieses Mal versucht sie es in einem ruhigen, sachlichen Ton und es scheint Erfolg zu bringen. „Mein Körper hat sich einfach nicht bewegt. Wie denn auch? In dem Moment, in dem ich sie gesehen habe, hat mein Körper sich an den Schmerz erinnert, denn sie mir vor meinem Tod zugefügt hat und dieser Schmerz hat meinen Körper völlig lahm gelegt.“ Er hofft inständig, dass seine Wächterin versteht, was er damit sagen will und das sie nicht weiter bohrt, doch so schnell lässt sie ihn nicht von der Angel. /Hast du überhaupt eine Ahnung, wie sehr du mich und alle anderen erschreckt hast? Du hast einiges wieder gut zu machen!/ Das hätte sie nicht extra betonen müssen, denn dem Heldendeckduellanten ist klar, dass er mächtig viel Mist gebaut hat und dass er sich Revanchieren muss. In diesem Augenblick fällt ihm das Buch von Banner ein, dass er im ersten Jahr an der Duellakademie von ihm erhalten hat und dass voll von alchemistischen Formeln ist. „Kannst du mir einen Gefallen tun“, fragt er nach. Er braucht nicht weiter zu sprechen, denn Yubel weiß sofort, worauf er hinaus will, weswegen sie ihm ihr Einverständnis gibt und sich sofort von dem Körper des Herrschers löst, um ein bestimmtes Tier zu holen. Haou wendet seinen Blick von der Decke, um zum Balkon zu schauen, dessen Anblick ihn tief seufzen lässt. >Ich wünschte so sehr, dass ich die Beschädigungen sofort reparieren könnte, aber so wie es aussieht, muss ich warten, bis ich wieder auf den Damm bin.< In den letzten Jahren hat sich der Charakter des Brünetten nicht unbedingt geändert, aber wenn es etwas gibt, was er zum Tod nicht ausstehen kann, dann sind das offene Arbeiten, die nicht erledigt werden können. Jetzt wo er wirklich allein ist, da hat er Zeit über das was passiert ist nachzudenken ohne unterbrochen zu werden und da stellt er fest, dass er sich mehr wie ein verängstigtest Kind verhalten hat als wie ein König. >Armselig, einfach nur erbärmlich.< Das sind die ersten Worte, die ihm daraufhin in den Sinn kommen, bevor er sich die Haare rauft und es sich schließlich im Schneidersitzt auf der Matratze bequem macht. Er weiß zwar genau, dass er das nicht dürfte, aber wenn er sich immer etwas vorscheiben lassen würde, dann wäre er wohl nicht mehr er selbst. Plötzlich fällt ihm der eine Traum wieder ein, den er vor Kurzem hatte und entschließt sich dann doch diese besonderen drei Karten zu holen. >Nur wie stelle ich das am besten an? Die lassen mich nie und nimmer ziehen.< Nach der Sache mit Sadir ist er der Meinung, dass sie alle Hilfe der Welt brauchen können. Das Wesen mit den schwarzen Schwingen sucht gerade nach einem Unterschlupf, um ihren Sieg zu feiern, als sie eine Anomalie des Himmels wahr nimmt. Und obwohl dies so etwas wie ein böses Omen ist, versucht sie nicht zu fliehen, denn sie nimmt eine so dunkle Energie wahr, wie die, die sie selbst umgibt. >Vielleicht finde ich ja einen Verbündeten.< Auch wenn sie diesen Gedanken amüsant findet, so weiß sie doch ganz genau, dass sie sich nicht unterordnet und viel lieber allein arbeitet. Dummerweise, und das ist ihr sehr bewusst, kommt sie allein gegen diese Vielzahl an starken Spielern nicht an – sehr zu ihrem Missfallen. Plötzlich schlägt vor ihren Füßen ein schwarzer Blitz ein, der sich in eine dunkle Säule verwandelt und schließlich die Umrisse einer Person bildet. „Du bist ganz schön mutig. Alle anderen bekommen Panik, wenn sich der Himmel durch meine Anwesenheit verdunkelt!“ Die tiefe, männliche Stimme, die sicher einschüchternd wirken soll, zeigt keinerlei Reaktion bei der Geflügelten. „Ich finde eher, dass du ziemlich hochmütig und lebensmüde bist, dass du dich wagst mir unter die Augen zu treten.“ Die Umrisse geben immer mehr zu erkennen, dass dieser Mann eher hager und abgenagt aussieht und völlig aus Karten zu bestehen scheint. „Du scheinst ja sehr von dir überzeugt zu sein. Wie ist dein Name“, fragt der Mann beeindruckt, auch wenn er solche Empfindungen nie offensichtlich zeigt. „Es ist unhöflich nach dem Namen einer Person zu fragen, wenn man sich nicht selbst vorstellt“, erwidert sie abweisend und mit schneidender Stimme. „Eine Frau mit Verstand und spitzer Zunge – das ich das noch mal erleben darf… Aber, kannst du auch etwas anderes, als nur reden, Zauberpüppchen?“ Mit jedem Wort, das über Truemans Lippen gekommen ist, wird Sadir nur noch wütender, bis sie schließlich von rot-schwarzen Flammen umgeben ist. „Oh ho, du hast also auch Feuer“, reizt der Mann sein Gegenüber weiter, bis es so kommt, wie es kommen muss… „Du willst es ja nicht anders! Zeit für ein Duell!“ Die Federn ihrer Flügel verwandeln sich in sechs spitze Schwertklingen, auf die ihre Karten erscheinen werden, die sie ausspielen wird. Der Kartentyp scheint das Verhalten des Wesens vor ihm amüsant zu finden, trotzdem geht er auf das Spiel ein. „Dann mal los. Lady first“, erklärt Trueman, als er seine eigene Duelldisk erscheinen lässt und eine Kuppel um sie beide zieht, damit keiner von ihnen den Kampfplatz verlassen kann. „Da du mir den ersten Zug überlassen hast, ziehe ich!“ Sie zieht die oberste Karte ihres gemischten Decks und schaut sie sich an, bevor sie eine Entscheidung bezüglich ihres weiteren Vorgehens fällt. Leider braucht sie dazu so viel Zeit, dass sich ihr Gegner so sehr langweilt, dass dieser sich lautstark darüber beschwert. „Nun mach mal schneller. Ich hab auch noch andere Termine!“ Knurrend vor Wut, lässt Sadir sich das nicht bieten. „Wenn dir was nicht passt, dann geh doch!“ „Das hättest du wohl gern was? Ich werde sicher keinen Kampf abbrechen“, erwidert dieser grimmig. Nach schier unendlich langer Zeit hat sie endlich eine Karte ausgewählt, die sie dann auch gleich im Verteidigungsmodus aufs Feld ruft. „Wurde ja auch Zeit. Beim nächsten Mal bitte etwas schneller“, mault der Typ in schwarz, der nun die oberste Karte seines Decks zieht und diese zu den Karten in seiner Hand steckt. Pharao hat es sich mal wieder im Wintergarten bequem gemacht und lässt sich nun die Sonne auf den Pelz brennen. Normalerweise trifft man den Kater nie ohne Kuriboh und Rubin an, doch ausgerechnet heute ist er allein. Alle viere von sich gestreckt und mit dem Bauch in die Sonne liegt das Tier nur etwa drei Meter vom Geheimgang entfernt, der zum See führt. Als Yubel endlich auf Pharao trifft, baut sie sich vor ihm auf und stemmt die Hände in die Seiten. /Ich glaub das ja nicht! Wie kannst du hier faul auf der Haut liegen, während hier die Hölle los ist?/ Auf Grund der strengen Stimme hebt der Kater den Kopf und öffnet ein Auge, mit welchem er das weibliche Wesen mustert. „Mau“, ist alles, was das Tier von sich gibt, bevor es sich auf die Seite dreht und die Augen wieder schließt. Dieses Verhalten macht die Wächterin nur noch wütender, weswegen sie kurzerhand den Kater am Schweif packt und ihn so hochzieht, dass sie direkt in das aufgebrachte Gesicht des Katers sehen kann. Um sein Missfallen Ausdruck zu verleihen, fängt Pharao an zu fauchen und selbst seine Krallen fahren aus, allerdings ist er zu weit vom Monster ab, als das er seine Krallen in deren Haut schlagen kann. /Das hast du dir wohl so gedacht, was?/ fährt sie das Tier an, bevor sie fortfährt. /Und nun lass den Professor raus. Ich muss mit ihm reden!/ Zu dumm nur, dass der Kater keine Ahnung hat, was Yubel eigentlich von ihm will. Stattdessen schaut der Kater verwirrt in die andersfarbigen Augen des weiblichen Wesens. /Schön, wenn du nicht freiwillig willst, dann muss ich Gewalt anwenden/, droht Yubel mit einem überaus fiesen Grinsen, sodass dem Tier in ihrem Griff die Nackenhaare abstehen und es wild mit den Pfoten um sich schlägt. /Ich glaube kaum, dass du dich so befreien kannst!/ Je mehr Pharao sich wehrt, desto mehr öffnet er den Mund. Nun muss Yubel nur noch etwas Geduld haben, dann erscheint endlich die kleine golden schimmernde Kugel, die die Seele des Professors darstellt. /Du kannst aufhören meinen Kater zu quälen. Ich bin jetzt da/, ertönt die Stimme des Mannes, den das weibliche Wesen unbedingt finden wollte. /Zeit wurde es ja auch./ Mit diesem Worten lässt sie das Tier los, welches auf alle vier Pfoten landet und fauchend von dannen zieht. /Was gibt es denn so dringendes, das du unbedingt so mit meinem Haustier umgehen musstest/, fragt der ehemalige Lehrer für Alchemie, als er seine ehemalige Gestalt annimmt und dem weiblichen Wesen in die Augen sieht. /Unser König hat da eine wahnwitzige Idee für dessen Umsetzung er deine Hilfe braucht. Immerhin kann er deine Hieroglyphen nicht übersetzen/, lässt Yubel verlauten. Über die unglückliche Wortwahl alles andere als begeistert, fügt sich Banner schließlich doch in sein Schicksal. /Du musst mir schon einiges mehr erzählen, sonst kann ich mir kein Bild davon machen/, fordert der Geist, worauf Yubel liebend gern eingeht und den Professor in den Plan einweiht. Kaum schließt sie ihren Bericht ab, da schleicht sich schon auf dem Gesicht Banners ein Grinsen. /Ich werde mich sofort an die Arbeit machen und alles vorbereiten/, erklärt der Schwarzhaarige, dann verwandelt er sich wieder in die goldene Kugel, weil er sich so besser und schneller fortbewegen kann und macht sich auf den Weg in die Bücherei, die in einem der Türme ist. Yubel sieht ihm nur kopfschüttelnd nach, aber dann wendet sie sich schließlich auch ab und kehrt zu ihrem Sorgenkind zurück, das mal wieder nicht das macht, was man ihm sagt. Noch immer liegt Jesse mit dem Gesicht in seinem Kissen vergraben. Seit er das Zimmer betreten hat, hat er sich nicht einmal bewegt, was für ihn recht ungewöhnlich ist. Plötzlich spürt er, wie die Matratze sich an seiner Seite etwas senkt, was ihn dann doch dazu verleitet hinzusehen. Zu seinem Erstaunen befindet sich dort nicht Rubin, wie er es eigentlich vermutet hat, sondern jemand, der dort eigentlich gar nichts zu suchen hat. Nichtsdestoweniger wartet der Schwede einfach darauf, dass sein Besucher das Wort ergreift. „Ich muss mich bei dir entschuldigen, Jes. Du hattest allen Grund wütend auf mich zu sein.“ Besänftigend streichelt der junge Mann dem Liegenden durch die wild abstehenden Haare. „Warum“, ist alles, was über dessen Lippen kommt und wofür er einen fragenden Blick mit hochgezogener Augenbraue erntet. „Warum hast du dich nicht gewehrt“, formuliert der Türkishaarige seine Frage genauer, woraufhin er seinen Seelenverwandten nur tief Seufzen hört. „Das ist schwer zu beantworten, Jes. Wie soll ich dir meine Gefühle am besten verdeutlichen, wenn du selbst solche Situation noch nie erlebt hast“, fragt der junge Herrscher nachdenklich, während er weiterhin zärtlich durch das Haar seines Liebsten streichelt. „Versuch es doch einfach mal“, kommt es leise vom Liegenden, welcher sich nun ganz auf die Seite legt, um seinen Gesprächspartner besser im Blick zu haben. Widerwillig lässt sich der Heldendeckduellant darauf ein. Er starrt vehement an die Wand, während sich sein Blick verfinstert als er zur Erklärung ansetzt. „Ich bin gerade dreizehn Jahre alt gewesen, als ich mich mal wieder vor meinen Pflichten drücken wollte. Wie jetzt auch, habe ich mich an den See zurückgezogen, denn dort hat mich niemand gefunden. Dummerweise bin ich auf dieses geflügelte Wesen gestoßen, dass mich sofort erkannt hat. Zu diesem Zeitpunkt waren meine Kräfte noch nicht erwacht, sodass es ihr leicht fiel, mich auf grausame Art zu töten. Der Schmerz… Mein Körper hat diesen Schmerz gespeichert und als ich ihr gegenüber stand, da hatte ich nicht die geringste Chance mich zu bewegen. Es lag einfach an dem, was sie mir früher angetan hat. …Mein Gedächtnis erinnert sich nicht an alles, aber das was ich weiß, reicht völlig.“ Er hofft inständig, dass Jesse versteht, was los war und nicht mehr böse auf ihn ist. Die Ohrfeige selbst hat Haou bereits vergessen, denn schließlich ist er nicht nachtragend. „Ich muss das erst verdauen, tut mir Leid“, flüstert der Schwede leise, sodass es dem Heldendeckduellanten äußerst schwer fällt ihn zu verstehen. Aber sobald die Worte in sein Bewusstsein vorgedrungen sind, nickt er verstehend, auch wenn es ihm sehr schwer fällt das zu akzeptieren und es auch noch zu verbergen. „Ich gebe dir alle Zeit der Welt.“ Im Hinterkopf schwirrt ihm herum, dass er in nächster Zeit sowieso nicht anwesend ist, weil er eine persönliche Mission hat und die… „Sag mal, solltest du nicht im Bett liegen?“ Ertappt schaut der Angesprochene zur Seite. „Du bist also einfach aufgestanden, nachdem man dich gerade erst zusammengeflickt hat, ja?“ So langsam nimmt die Stimme des Kristallungeheuerdeckduellanten an Lautstärke zu, doch davon lässt sich der Japaner nicht beeindrucken. „Ich wollte mich nur entschuldigen, denn ich will nicht, dass du mir jetzt ewig böse bist“, erwidert dieser ungerührt, dann erhebt er sich und macht Anstalten das Zimmer zu verlassen, aber sein Vorhaben scheitert, weil der Türkishaarige sein Handgelenk ergreift und nicht los lässt. Verwundert blickt der Brünette über seine Schulter, direkt in das Gesicht des Liegenden. „Mach bitte kein Blödsinn.“ Schon allein für diese süße Bemerkung könnte Haou seinen Seelenverwandten knuddeln, aber er lässt es sein und schenkt dem Älteren stattdessen einfach ein liebliches Lächeln. „Keine Sorge, ich werde nichts tun, was mich umbringen würde“, gibt dieser frech zur Antwort, dann löst er sich sanft aus seinem Griff und geht zur Verbindungstür, aber bevor er dadurch treten kann, erklingt Jesses Stimme hinter ihm. „Deine Worte beruhigen mich in keinster Weise, Jay! Was hast du vor?“ „Ich habe nichts vor“, erwidert der Jüngere wohlwissend, dass es sich um eine Lüge handelt, aber hätte er etwas gesagt, dann hätte Jesse ihn aufgehalten oder er hätte dafür gesorgt, dass man ihn wirklich ans Bett fesselt und das kann der junge Duellant nicht gebrauchen. „Glaubst du wirklich, dass ich dir das abnehme“, brüllt Jesse ihm hinterher, allerdings erhält er darauf keine Antwort mehr. Stattdessen schließt der Heldendeckduellant einfach die Tür hinter sich und lässt sich an dieser dann zu Boden rutschen, bevor er sich seine Hände vors Gesicht schlägt und tief durchatmet. >Gottverdammt, was habe ich mir nur dabei gedacht?< Die Antwort auf diese Frage weiß er selbst nur zu gut und er weiß auch, dass er richtig gehandelt hat, die Frage ist nur, ob Jesse ihm das später verzeihen wird. /Wir haben ganz andere Probleme!/ Die Stimme seiner Wächterin reißt ihn aus seinen Gedanken, weswegen sie erst einmal einen fragenden Blick zugeworfen bekommt, doch dann seufzt er und erhebt sich. „Ich weiß ja, dass du Recht hast“, beruhigt er das Monster erst einmal, damit er nicht auch noch mit ihr Stress bekommt. „Aber trotzdem mache ich mir Sorgen. Wir lassen alles schutzlos zurück“, murmelt er leise vor sich hin, wofür er von Yubel schief angesehen wird. /Hast du nicht etwas vergessen/, fragt sie nach, was zur Folge hat, dass der Brünette in ihre verschiedenfarbigen Augen sieht. „Wie meinst du das denn jetzt?“ Das weibliche Monster kann über so viel Vergesslichkeit nur mit dem Kopf schütteln. /Du hast starke Freunde, du musst ihnen nur vertrauen und sie auch mal mit einspannen. Nimm nicht immer die ganze Verantwortung auf deine Schultern. Wenn du Jesse heiratest, dann wirst du ihm auch mehr Verantwortung aufbürden müssen./ Der Japaner muss einsehen, dass seine Wächterin Recht hat, trotzdem fällt es ihm schwer das auch offen auszusprechen. Stattdessen erhebt er sich einfach und kehrt in sein Zimmer zurück, wo er sich einfach ein Stück Papier nimmt und eine kurze Notiz für seine Freunde hinterlässt, bevor er sich an seinen Kleiderschrank wendet und sich schwarze Sachen raussucht, in welche er wenig später steigt und sich selbst im Spiegel begutachtet. /Was soll das werden? Seit wann bist du so selbstverliebt?/ Obwohl die Worte ernst gemeint sind, kann das weibliche Monster nicht verhindern, amüsiert zu klingen. „Ich kontrolliere nur, ob ich auch wirklich schwarz trage. Es wäre sicher ärgerlich, wenn man auf mich aufmerksam werden würde, weil meine Sachen mich verraten haben.“ Daraufhin schweigt das weibliche Wesen und zieht sich in seine Seele zurück, während er auf leisen Sohlen zur Zimmertür schleicht, um seinen Kopf rauszustrecken, damit er in den Flur sehen kann. >Die Luft ist rein.< Ehe sich das ändert, schleicht der Heldendeckduellant den Flur entlang, bis er zur Treppe kommt, die in den Thronsaal führt. Eigentlich will er genau diesen Weg nehmen, aber da gibt es ein Problem… Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)