Das Ende von redluna (ein Sieg trägt immer eine Niederlage mit sich) ================================================================================ Kapitel 1: Von Tod und Tränen ----------------------------- Das ist also Kapitel eins meiner FF Es ist das kürzeste und glaube ich auch das bei weitem Schlimmste, ähnlich wie bei dem Sprichwort "Wenn die Nacht am Dunkelsten ist, ist der Tag am Nächsten." Ich hoffe, ich verschrecke Niemanden, denn es gibt auf jeden Fall ein Happy End. Viel Spaß beim Lesen ------------ Kapitel 1: Von Tod und Tränen Die Parkanlage des Haido Einkaufszentrums lag an diesem Tag, der wie jeder andere begonnen hatte, beinahe völlig verlassen dar, bis ein Schuss die träge Stille der unteren Parkdecks zerriss. Das grausige Szenario war geprägt von Rot, das mit zerstörerischer Schnelligkeit aus der Wunde schoss. Die Luft war schwer von dem Geruch des Blutes und den letzten keuchenden Atemzügen, die das Mädchen tat. Der Junge, der sich in ihrer Umarmung befand, war blutgetränkt und sowohl innerlich als auch äußerlich von Entsetzen zerrissen. Ran… ist… tot… Das waren drei Worte, drei gottverlassende Worte, die er einzeln und in unterschiedlichen Situationen oft gehört hatte. Aber niemals in diesem Zusammenhang und mit diesem Bild vor Augen wie in diesem Augenblick. Seine beste Freundin hatte sich vor die Kugel geworfen, die für ihn bestimmt gewesen war. Ihn, der sie niemals hatte gefährden wollen und sie deshalb so oft verletzt hatte. Er, dessen Leben in seinen Augen nicht halb so viel wog wie das Ihre und es deshalb nicht verdient hatte von ihr gerettet zu werden. Er hatte sie nicht beschützen können, sie nicht davor bewahren können. Auch hatte er sich ihr nicht als Shinichi offenbaren können. Er war verantwortlich für ihre Tränen und letztendlich auch für ihren Tod. Seine Versuche sie zu schützen waren umsonst gewesen. Aber vermutlich würde er ihr in den nächsten Augenblicken gleich persönlich von seiner Schuld erzählen und um Verzeihung bitten können. Es war keine Detektivarbeit nötig gewesen um Rans Mörder zu stellen. Immerhin richtete Gin den rauchenden Revolver nun auf ihn. Noch war der Lauf warm, wie auch der Körper, der sich in das Jackett des kleinen Kinderkörpers von Shinichi krallte. Ran. Seine Ran. Bittere Tränen schossen in die Augen und vernebelten seine Sicht. Er hatte als Conan noch nie geweint, keine einzige Träne war in jenen grausamen Jahren geflossen, in denen er Kummer und Leid hatte sehen und ertragen müssen. Doch nun konnte er einfach nichts dagegen tun. Der Junge schloss benommen die Augen. Die dumpfe Erkenntnis, dass er in den nächsten Augenblicken sterben würde, dröhnte ihm mit aller Endgültigkeit in den Ohren. Gleich würde das jahrelange Versteckspiel mit all ihren Strapazen endgültig vorbei sein. Wenigstens hatte er Haibara noch warnen können… Shinichi hörte ein Klicken als Gin erneut den Abzug drückte, um seinem Leben ein jähes Ende zu setzen, doch nichts geschah. Keine Kugel, kein Schmerz. Die Erkenntnis brauchte eine Weile um Shinichi zu erreichen. Er war nicht tot. Aber wieso nicht? Mit der Energie eines Ertrinkenden, dem der letzte Sauerstoff ausgegangen ist hob er seine zentnerschweren Lider. Das Bild, das sein immer kleiner werdendes Wahrnehmungsfeld aufnahm war kein Angehnemes. Gin lächelte ihn sadistisch an. Warum hatte er ihn nicht umgebracht?.... …Warum nicht?... ………..Warum?....... Gin musterte den Jungen vor sich durchringend. Der blonde Hüne war noch nicht zufrieden. Erst würde herausfinden wer noch von der Organisation wusste und Jeden eliminierte, der eine Gefahr darstellte. Auch Jene die es nicht waren würden vermutlich sterben, denn Gin war niemand, dem das Wohl Anderer am Herzen lag. Ob er überhaupt ein Herz hatte, war in Anbetracht seiner Methoden die geeignetere Frage. Aber man konnte ihm nicht vorwerfen, er sei nicht gründlich. Dass er dabei unmenschlich und brutal vorging war in der Organisation allgemein bekannt. Er war nicht umsonst so lange im Geschäft. Auch der Junge vor ihm würde wohl oder übel sterben, aber nicht ohne ihm eine weitere Auskunft zu geben. Er musste jemanden finden. Sie zu töten wäre ihm ein ganz besonderes Vergnügen. Bei so etwas persönlichem würde er mit Freuden sogar noch etwas kreativer werden als sonst. Aber zuerst musste er den Jungen verhören, der bedauerlicherweise einem Zusammenbruch nahe war und ihm momentan vermutlich weder hören geschweige denn ihm Rede und Antwort stehen konnte. Er packte den apathischen Schüler, der seine Arme unbewusst um das tote Mädchen schlang. Er hätte sie beinahe vergessen. Es würde ihn noch mehr Zeit kosten, dieses Dilemma hier zu beseitigen. Zeit, die er lieber anderweitig investiert hätte. Gin gestattete sich einen Laut, der eine Mischung aus genervtem Seufzten und verhaltenem Fluchen war. Sie war selbst Schuld, dass sie tot war. Wäre sie zur Seite gegangen hätte er gut und gerne noch mit ihrem Tod warten können. Immerhin war sie dem Kleinen wichtig gewesen und wäre so ein günstiges Druckmittel gegen ihn gewesen. Aber er würde auch so reden, denn Gin hatte bisher noch jeden gebrochen. Der Junge war keine Ausnahme, auch wenn er sich lange genug versteckt hatte um eine zweite Identität aufzubauen und ihnen eine lange Nase zu drehen. Gemächlich setzte er die kleine Gestalt ins Auto und verfrachtete die Leiche des Mädchens in den Kofferraum. Um die sorgte er sich weniger, der Vater des Mädchens hatte ausreichend Feinde. Einem würde er es unterschieben können, das stand fest. Aber zuerst musste er die Spuren beseitigen, die an ihr klebten und auf ihn schließen ließen. Während Gin selbst ins Auto stieg, bemerkte er das kleine Mädchen nicht, dass mit zittrigen Händen nach Conans Skateboard griff und sich an die hintere Stoßstange des Autos klammerte. Ayumi, die Conan den ganzen Tag heimlich gefolgt und ihn beobachtet hatte, verstand nicht warum all das passiert war. Aber das verängstigte Mädchen würde Conan, dem sie schon seit längerer Zeit tiefe Gefühle entgegenbrachte, nicht im Stich lassen, auch wenn die Angst ihr die Kehle zuschnürte und ihre kleinen Händen sich nur mit allergrößter Mühe an dem kalten Metall des Autos festhalten konnten. Die Fahrt war auslaugend und Ayumi hatte ständig Angst, dass ihr die Stoßstange entglitt und sie sich nicht länger festhalten würde können. Der scharfe Fahrtwind, der ihr ins Gesicht pfiff, riss zusätzlich an ihren dünnen Kleidern und brachte sie zum Zittern, während er ihr die Haare in die Augen trieb. Wacker trotzte das Mädchen all diesen Dingen und hielt sich krampfhaft am Wagen, der sich den Weg durch den Tokioer Verkehr bahnte. Sie konnten noch nicht lange gefahren sein, höchstens eine Viertelstunde, als das Fahrzeug langsamer wurde und schließlich stehen blieb. Durch ihr heimliches Belauschen der vorherigen Situation hatte sie erfahren, dass Conan dem blondem Mann und seinem Unterschlupf gefährlich nahe gewesen war und Gin schnell und unvorbereitet hatte eingreifen müssen. Sonst hätte er zweifelsohne weniger unliebsame Zeugen gehabt, obwohl er auch so schon gewonnen und das Leben von Conan und seinen Liebsten irreparabel geschädigt hatte. Ayumi verstand nicht ganz den Sinn der einzelnen Worte, die Botschaft dahinter kam jedoch überdeutlich bei ihr an. Der Mann würde Conan wehtun, wenn sie nicht eingriff. Für das kleine Mädchen bestand kein Zweifel daran, dass sie, auch wenn die Lage verzweifelt war, Conan würde retten können und zusammen alles wieder in Ordnung brächten. Ayumi war in dem Alter in dem sich alle Kinder für unbesiegbar hielten. Sie war überzeugt davon, dass ihr heimlicher Held, mit ein bisschen Hilfe ihrerseits, alles schaffen konnte und egal wie verzwickt die Lage war, alles wieder „gut“ werden würde. Immerhin waren sie Mitglieder der gefürchteten Detective Boys…. Von: Kudo Shinichi An: Haibara Ai Tut mir Leid Bin aufgeflogen FLIEH Wirf das Handy weg Unter der auf dem Display angezeigten Nachricht blinkte Conans Nummer und die Uhrzeit der eingetroffenen Nachricht. Wieder und wieder überflogen zwei durchringende Augen die knappen Zeilen, während das Auto sich den Weg durch den zähen Vormittagsverkehr der Innenstadt bahnte. Der Professor, der das Fahrzeug lenkte, war ungewöhnlich schweigsam und sah ziemlich blass aus. Er war besorgt und sah sich, nicht grade unauffällig, wiederholt über die Schulter. Als ob das etwas bringen würde, wenn man sie tatsächlich gefunden hatte. Dieses unlogische Verhalten überraschte Ai allerdings sehr viel weniger als die Tatsache, dass sie den Rat von Shinichi tatsächlich befolgten. Na ja, bis auf die Sache mit dem Handy. Davon hatte sie sich noch nicht trennen können, denn es bestand immerhin noch eine Chance dass der große Meisterdetektiv sich melden würde. Verletzt und enttäuscht vielleicht, aber am Leben… Ais Gedanken verloren sich ins Leere. Sie hatte sich in letzter Zeit sicherer gefühlt, war nicht mehr so vorsichtig gewesen und hatte sich wie ein Kind benommen. Ein Fehler, wiederholte sie immer wieder in Gedanken. „Wohin fahren wir, Professor? Wenn Kudo wirklich aufgeflogen ist, sind wir es vermutlich auch. Dann hat diese Flucht keinen Sinn.“ Ai wusste, dass die Mitglieder der Organisation überall waren und sie nirgendwo sicher wären, wenn man auf sie aufmerksam geworden war. Ihre Spione waren jederzeit und immer auf der Hut. Der Professor erwiderte darauf eine Zeit lang nichts und sah stur geradeaus. Erst einige vom Schweigen geprägte Augenblicke nachdem sie an einer Ampel hielten, setzte er zum Sprechen an und bewegte stumm die Lippen, grade so als hätte er die nächsten Worte die ganze Zeit in Gedanken vorgebetet und sie klängen nun glaubwürdig genug um sie laut zu äußern. Ai bemerkte das seine Hände zitterten, aber seine Stimme klang fest und ungewohnt ernst als er antwortete: „Wir müssen darauf bauen, das noch eine Chance besteht Shinichi und auch uns zu retten. Solange wir keinerlei Anhaltspunkte haben wo er sich befindet und was wir tun können um diese ganze Angelegenheit zu bereinigen, brauchen wir ein kluges Köpfchen, das uns hilft. Also fahren wir zu Jemandem, der genug weiß um uns zu unterstützen.“ Ai sah ihn fragend an. In Gedanken erstellt sie eine Liste derer, die ihre Lage ernst nehmen und ihnen unter die Arme greifen konnten. Die Liste war nicht besonders lang. Das war wirklich erstaunlich, denn es wussten ziemlich viele Leute von ihrem Geheimnis. Trotz alledem waren die meisten als Hilfe völlig ungeeignet. Ihre erste ernst zu nehmende Vermutung äußerte sie als Frage: „Wir informieren das FBI?“ Der Professor schüttelte unbeholfen den Kopf. „Ich weis nicht, wie man diese Leute erreicht.“ Das Mädchen startete einen neuen hoffnungslosen Versuch: „Also wenden wir uns an die Polizei?“ „Nein“, antwortete Agasa, „die glauben uns vermutlich nicht.“ Wieder ein Schuss ins Blaue. Ai strich diesen Punkt auf ihrer gedanklichen Liste der Verdächtigen. Den nächste Versuch unterbreitete sie dem Professor nicht ohne einen entsetzten und ungläubigen Unterton: „Professor, Sie haben doch nicht wirklich vor einen pubertierenden Teenager zu kontaktieren, um eine gemeingefährliche Organisation zu überwältigen und einen anderen pubertierenden Teenager zu retten, oder etwa doch?“ Als es pünktlich zur Mittagszeit klingelte, ahnte Heiji noch nicht, dass eine genervte Ai und ein ziemlich eingeschüchterter Professor vor seiner Tür standen. Das Mädchen hatte dem alten Mann den ganzen restlich Weg in den Ohren gelegen und ihm die Unverantwortlichkeit seines Handelns vorgeworfen, aber Agasa war stur weitergefahren. „Professor Agasa, was machen Sie und die Kleine denn hier?“, fragte Heiji, dem die Verwirrung kurzzeitig ins Gesicht geschrieben war. Ein unangemeldeter Besuch verhieß meist nichts Gutes, auch wenn er immer wieder Gefallen daran fand mit seinem Kollegen zu konkurrieren. Doch seinen Gedanken wurde jedwede weitere Entwicklung in eine positive Richtung verboten, als er die gehetzten Blicke und nervösen Gesten seiner Gäste bemerkte. Wortlos reichte Ai ihm das Handy. Der Oberschülerdetektiv aus Osaka nahm das Gerät verwundert und beunruhigt entgegen, während er die letzte Botschaft las, die sein Freund und Kollege hinterlassen hatte. Beim Lesen nahm die sonnengebräunte Haut des Oberschülers eine ungesunde Farbe an und in seinen Augen spiegelte sich ungläubige Fassungslosigkeit. Seine Miene sprach Bände als er das Handy zuklappte. Nachdem er Ai dieses zurückgegeben hatte, schluckte er schwer und bat seine Gäste anschließend mit einem halben Kopfnicken herein. Auf dem Weg in das Wohnzimmer berichtete der Schüler, dem der Schock noch in den Knochen steckte, mit belegter Stimme, dass seine Eltern auf einer Auslandsreise waren und die Beiden wohl eine Weile bei ihm unterkommen konnten. Der Professor und Ai nahmen dankend an. Heiji entschuldigte sich kurz um einen Kessel mit Teewasser aufzusetzen. Er brauchte einen Vorwand um einen kurzen Moment für sich zu haben und ließ sich schwermütig auf einen Stuhl in der leeren Küche sinken. Er war sich so sicher gewesen, dass Kudo es schaffen würde gegen diese Organisation anzukommen. Sein Freund war immer so vorsichtig gewesen, hatte so viel umsichtiger gehandelt als er es in dieser Lage jemals gekonnt hätte. Aber es hatte ihm lediglich ein bisschen Zeit verschafft. In Gedanken schätzte Heiji die Chancen, dass Shinichi noch lebte. Sie waren nicht besonders hoch, doch genug um sich daran zu klammern und sich einreden zu können, dass er etwas tun konnte und musste. Er gab dem kleinen Hoffnungslicht Nahrung bis es ein großes Feuer war, das in seiner Brust brannte. In dem Detektiv flammte eine nun diese Hoffnung auf, die er mit aller Kraft anstachelte. Er war Niemand der auf Grund von schlechten Nachrichten unter Trauer zusammenbrach, sondern ein Mensch, der etwas gegen Sachverhalte tat, die ihn störten. Er würde Kudo schon finden, und wenn er sich dafür mit der ganzen Organisation anlegen musste. Solange sich sein Kollege nicht von diesen kostümierten Alkoholikern unterkriegen lies, würde er das ganz bestimmt auch nicht. Er würde kämpfen und siegen. Von seiner neu entflammten Leidenschaft mitgerissen, stürmte Heiji ins Wohnzimmer um mit seinen beiden Verbündeten Kriegsrat zu halten, während in der Küche der vergessende Teekessel empört pfiff. Von der Hoffnung und dem Mut der Heiji beflügelte war an diesem Abend in der Detektei Mori nichts zu spüren. Kogoro hockte an seinem Schreibtisch und bebte unter den heftigen Schluchzern, die er seit Stunden von sich gab, während schwere Tropfen gegen die Fensterscheibe prasselten. Vor seinem, vom weinen geröteten, Augen lag ein Zettel. Die Zeilen darauf hatten sich für immer in sein Gedächtnis eingebrannt. Ebenso jede andere Tatsache, die an diesem Tag geschehen war. Wie du mir, so ich dir. Er hatte diesen Brief an der Haustür gefunden, die einen kleinen Spalt offengestanden hatte. Als er von schlimmen Vorahnungen geplagt ins Haus gestürmt und die abgenutzten Stufen hinaufgestürzt war, ergriff ihn die Panik. Die Tür zu dem Zimmer seiner Tochter stand sperrangelweitoffen. Vorsichtig näherte er sich dem Raum. Vor ihm lag ein Bild des blanken Grauens: überall war Blut, an den Wänden und auf dem Boden klebte es, von der Decke tropfte es und an die Möbel war es geschmiert. Doch das war nicht das Schlimmste. In der Mitte des Raumes hing Ran, seine kleine Ran, wie ein Püppchen an dünnen Stricken. Sie trug ein merkwürdig sauberes Kleid, das im Gegensatz zu allen anderen Gegenständen im Raum keine Blutflecke trug. Er erkannte erst später, dass es ihr Kostüm von der Schulaufführung damals war. Was er in den nächsten Minuten gemacht hatte, wusste er nicht mehr. Er bekam kaum mit, dass Megure bei ihm aufgetaucht war. Auch dessen ausdrücklichen Warnungen nichts allein zu unternehmen kamen nur wie im Nebel beim ihm an. Er realisierte nicht was um ihn herum geschah. Konnte das Bild vor ihm nicht verstehen. Sein Kopf weigerte sich das Geschehende zu akzeptieren. Das Erste, das ihn aus seinem Dämmerzustand riss, waren Fäuste. Eri schlug auf ihn ein, krallte sich in sein Hemd und riss diesem einige Knöpfe aus, schluchzte unentwegt, schrie und beschimpfte ihn, während ihr Tränen der Verzweiflung die Wimperntusche verschmierten und die sonst so ordentlich hochgesteckten Haare ihrer Frisur ihr wirr ins Gesicht hingen. Sie war völlig außer sich. Erst bei diesem Anblick erwachte Kogoro und schlang seine Arme fest um seine aufgelöste Frau. Ihre Beine schienen sie nicht länger tragen zu wollen, sie sanken, sich aneinander festhaltend, zu Boden. Nun konnte Kogoro die Tränen, die ihm in die Augen schossen, nicht mehr zurückhalten. Sie flossen ihm über die Wangen, wie um das Bild zu verwischen, dass sich längst in allen Einzelheit in seinen Kopf gebrannt hatte. Lange hatten sie geweint, bis Eri am Abend vor Erschöpfung in einen unruhigen Schlaf gefallen war. Kogoro hatte seine Frau sanft auf die Couch in seinem Büro gelegt und mit seinem Schreibtisch Vorlieb genommen. Die Wohnung der oberen Stockwerke hatte keiner von beiden betreten wollen. Erst jetzt, als sich die Erschöpfung in ihm breitmachte, fiel ihm auf, dass Jemand fehlte. Wo war der kleine Knirps? Er machte sich gewöhnlich keinerlei Gedanken um Conan, aber er war für seine Tochter wie ein kleiner Bruder gewesen. Ihren Namen in Gedanken zu erwähnen wagte er nicht, aus Angst von der Trauer und dem Schmerz erneut auseinandergerissen zu werden. Aber Conan lebte sicherlich noch. Also musste er sich nun besonders gut um ihn kümmern, da sie es nicht mehr konnte. Vielleicht war der Kleine bei Professor Agasa? Er griff zum Telefon, unwissend, dass er in dieser Nacht keine Ruhe finden würde. Am nächsten Morgen stolperte ein müder Oberschüler, mehr schlafend als wach, die Stufen einer Treppe hinunter, um an einem ausladendem Frühstückstisch Platz zu nehmen. Wie üblich waren nur ein Gedeck und die Morgenzeitung auf dem Tisch um ihn zu begrüßen. Seine Mutter pflegte beharrlich die (äußerst lästige) Angewohnheit zu dieser Zeit immer auf dem Merkt zu sein, um die frischesten und besten Lebensmittel zu bekommen. Als wären in einer halben Stunde alle Stände ausverkauft gewesen… Er setzte sich und schlug mit einer lässigen Handbewegung die Zeitung auf. Vom Titelblatt lächelten ihm zwei bekannte Gesichter zu: Ran Mori und Conan Edogawa alias Shinichi Kudo. Ob sie wieder einen Fall gelöst hatten? Aber dann wäre Kogoro mit auf dem Bild gewesen, da sich dieser stets mit den Erfolgen seines schnüffelnden Rivalen rühmte. Der Oberschüler fragte sich jedoch nur so lange, welchen Geniestreich sie wohl ausgeführt hatten, bis er die reißerischen Schlagzeilen gelesen hatte. Ungläubig las er den Artikel, wieder und wieder, doch Antworten auf seine Fragen bekam er durch die vagen Andeutungen in den schwarzen, vor Trauer und Klage strotzenden Spalten nicht. In ihm war es merkwürdig kalt. Sicher, der Junge hatte die Beiden kaum gekannt und sie oft nur durch fremde Augen beobachten können, doch waren die Erinnerungen, die er mit ihnen verband, tief in seinem Kopf verankert. Er hatte diese Erlebnisse jedes Mal in vollen Zügen genossen und vor allem den Detektiv als Gegner respektiert. Der Junge lies die kurzen Augenblicke, die sich gekannt hatten Revue passieren. Die Hetzjagden und kniffligen Rätsel hatten letztendlich immer in eine Patt-Situation geführt, unwiderstehlich herausfordernd und sein gesamtes Können herausfordernd. Doch ihr Spielbrett war verändert. Es waren einige bedeutende Figuren verschoben und vom Brett genommen worden, Menschen, die er nicht gut gekannt, aber dennoch respektiert hatte. Traurig stand er auf ohne das Frühstück anzurühren und zog sich an. Der Appetit war ihm während des Lesens dieser Zeilen gründlich vergangen. Mit Grauen dachte er an den heutigen Tag und die lachenden, unwissenden Gesichter seiner Klassenkameraden, die begrüßen würden wie jeden Tag, vielleicht mit einem vagen Blick auf die Schlagzeilen, ohne zu ahnen, dass jedes der Wörter wie ein Schlag ins Gesicht für ihn wären. Den Unterricht würde er wohl grade deshalb heute ausfallen lassen müssen, vor allem wenn er auf seinen Streifzügen demnächst noch etwas Spaß an der Herausforderung haben wollte. Zuerst musste er dafür sorgen, dass einer seiner ärgsten Rivalen am Leben blieb. Um Ran tat es ihm wirklich Leid, doch er konnte nichts mehr für sie tun, dafür war es zu spät. Es fiel ihm schwer zu realisieren, dass sie tot war. Es fühlte sich falsch an, bitter und unwirklich, das herzensgute Mädchen an Shinichis Seite mit der Gewissheit des Todes zu verknüpfen. Aber er schob diese Gedanken in die hinterste Ecke seines Bewusstseins, um sich auf die Dinge zu konzentrieren, die vor ihm lagen. Jetzt hieß es erst mal den kleinen Schnüffler ausfindig zu machen, der sich vermutlich in wirklich großen Schwierigkeiten befand. Doch er brauchte Informationen, wenn er etwas tun wollte. Immerhin konnte er schlecht bei der Polizei antanzen und den Ermittlern die brisanten Informationen mit einem Kaffee und einem Lächeln abschwatzen. Innerlich dankte Kaito allen Göttern für seine Verkleidungskünste…. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)