Die Sinne eines Jägers von abgemeldet (Wer hat Angst vorm Haifischmann?) ================================================================================ Kapitel 69: Ich liebe d... -------------------------- Kisame ließ sich Rücklinks auf die Matratze fallen, und atmete einmal tief durch. Kakuzu hatte Recht gehabt! Die Kleine machte ihn fertig! Wie sollte er nur mit dieser Frau unter einem Dach leben, ohne irgendwann einen Nervenzusammenbruch zu erleiden? Er verstand sie einfach nicht, sie war ihm ein Mysterium, und ihr Verhalten trotzte jeglicher Logik. Ach, wie Tilyas Friedfertigkeit und Sanftheit doch täuschten. Sie war viel schwieriger, als es für einen Außenstehenden vielleicht den Anschein hatte! Ihre Reaktionen waren allzu oft unvorhersehbar, und einfach nicht nachzuvollziehen. Immer wieder brachte die kleine Alverliekin sein gesamtes Weltbild ins Wanken. Langsam wusste er wirklich nicht mehr, wie er das Schätzchen handhaben sollte… Wie oft, und wie heftig musste man jemanden wie Tilya eigentlich vor den Kopf stoßen, damit sie endlich auf Abstand ging, und einsah, dass sie es mit einem kaltblütigen Mistkerl zu tun hatte? Oh, man musste wirklich aufpassen, was man sich wünschte… es könnte in Erfüllung gehen! Tilya schien nun tatsächlich ihr Herz für den Kiri-nin geöffnet zu haben. Doch der konnte und wollte diese Tatsache einfach nicht akzeptieren, hielt er es doch für ausgeschlossen, unbegründet und völlig widersinnig, dass ein süßes, freundliches Mädchen wie Tilya einer seelenlosen Bestie wie ihm ernsthaft zärtliche Gefühle entgegenbringen konnte. Das… das war doch einfach nicht in Einklang mit jedweder Vernunft zu bringen; das war…irrational! Völlig abwegig! Verrückt! Aber Tilyas seltsames Verhalten sprach für sich. Diese Berührungen…, diese Blicke…, diese vorsichtigen Andeutungen, die ihr immer wieder über die Lippen kamen. Da gab es dieses gewisse Knistern zwischen ihnen,- und das hatte ausnahmsweise nichts mit Tilyas elektrisierender Fähigkeit zu tun! Doch Kisame konnte nicht so leicht und locker mit dieser unverhofften Entwicklung ihrer seltsamen Beziehung umgehen, wie er es gerne getan hätte. Das alles überforderte ihn; es verunsicherte ihn; ja, er fand die Situation gar beängstigend! Wohin sollte das führen? So konnte es nicht weiter gehen! „Sie ist nur meine Sklavin. Nur meine Sklavin. Mehr nicht!“ betete Kisame die drei Sätze wie ein Mantra herunter, um sie sich gewaltsam ins Hirn zu prügeln, bis er es vielleicht irgendwann selber glaubte. Vergebens. Er kniff die Augen zusammen, wälzte sich in den Laken, die immer noch Tilyas Duft und ihre Wärme in sich trugen; er fand eine ihrer Federn auf dem Oberbett, erwischte sich dabei, wie er sie anstarrte, und biss vor Wut in ihr Kissen. Der Stoff zerriss mit einem ratschenden Geräusch, Gänsedaunen stoben heraus, und wirbelten unbekümmert um Kisames Kopf. Der Haifischmann hustete, nieste, und fluchte abwechselnd, und schlug wütend auf das federnspuckende Kissen ein, bis ihm klar wurde, was für eine kindische, dämliche Figur er da wohl gerade abgab. Als sich der Federsturm endlich gelegt hatte, schimmerte immer noch eine einzelne perlmuttfarben schillernde Feder aus dem weißen Daunenmeer hervor. „Was hast du nur mit mir gemacht, verdammt noch mal?“ stellte Kisame die trotzige Frage an das zarte, bunte Gebilde, und schloss ermattet die Augen. Tilya, von dem inneren Chaos, das sie in Kisame ausgelöst hatte, nichts ahnend, hatte hastig die Morgentoilette hinter sich gebracht. Ohne den blauhäutigen ´Bodyguard´ an ihrer Seite fühlte sich das Duschen im Badezimmer des Akatsuki-Hauptquartiers an, wie die obligatorische Kontrollvisite bei dem Gelege des seltenen Kronennebeldrachen auf ihrer Insel. Man fühlte sich ständig in unterschwelliger Gefahr, permanent beobachtet, und unter Zeitdruck. Aber als Tilya, bekleidet mit Kisames Freizeit-Klamotten, das Bad verließ, drangen nur Deidaras und Tobis lebhafte Stimmen aus der Küche; alle anderen schienen immer noch ihren Rausch auszuschlafen… Die ganze Eile war umsonst gewesen. Sogar Kakuzu, der immer predigte, dass Zeit Geld sei, und man den Tag nicht verschlafen dürfte, ließ seine durchdringende Stimme noch nicht durch die Gänge des Hauptquartiers dröhnen. Ach, ja, Kakuzu… dem musste sie ja auch noch berichten, warum es zu dem gestrigen Vorfall gekommen war. Oh, er würde dem intriganten Jashinisten Feuer unterm unverschämten Hintern machen,- so hoffte Tilya jedenfalls! Und was, wenn auch Kisame dadurch von der Angelegenheit erfuhr? Ob er dann endlich seinem weißhaarigen Kollegen die längst fällige Ansage machen würde? Das hätte zwar nichts an der Situation geändert, aber Tilya dann wenigstens das heiß ersehnte Gefühl gegeben, dass sie ihrem Meister doch mehr wert war, als es momentan den Anschein hatte… Hidans dreckige, penetrante Lache ließ sich bis jetzt glücklicherweise ebenfalls nicht vernehmen. Tilya wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn der jashinistische Unhold ihr nun über den Weg laufen würde. Aus der Beklemmung, der Scham und dem Schreck war inzwischen lodernde Wut geworden! Spätestens nach jenem schicksalshaften Augenblick, in dem sie sich Kisame geschenkt hatte, hätte jeder Kuss, jeder tiefe Blick, jede liebevolle Berührung, die sie zu vergeben hatte, allein für ihren Sempai bestimmt sein sollen. Hidan hatte ihre Zärtlichkeiten gestohlen! Und Tilya verabscheute den Jashinisten dafür. Die Alverliekin blieb etwas ratlos im Flur stehen. Wo sollte sie nun hin? Es wäre kein Problem für sie gewesen, sich zu Deidara und Tobi in die Küche zu gesellen. Aber sollte sie wirklich dort, ohne Beisein ihres Meisters, darauf warten, dass die anderen Akatsuki, einschließlich dem ungeliebten Weißhaarigen eintrudelten? Unschlüssig schlich Tilya an Kisames Zimmertür vorbei, und lauschte in die Stille. Dann fasste sie sich ein Herz, drehte um, und betrat auf leisen Sohlen den gemeinsamen Schlafraum, und schloss ganz behutsam hinter sich ab. Auf Zehenspitzen tapste Tilya zum Bett ihres Meisters, und ließ sich unendlich langsam neben ihrem Sempai, der ihr den Rücken zugedreht hatte, auf der großen Matratze nieder. Jetzt erst fiel ihr auf, dass auf dem ganzen Bett weiße Federn verstreut waren,- und, dass ihr Kissen auf mysteriöse Weise an Volumen verloren hatte… Tilya zuckte nur mit den Schultern, und beschloss, ihr Köpfchen einfach auf Kisames Kissen zu betten; immerhin beanspruchte das Haupt des Nuke-nins nicht den vollständigen Platz des weichen Schlafutensils. Vorsichtig rückte Tilya immer dichter hinter ihren Meister, bis sie sich in eine Position begeben hatte, die Hidan vielleicht spöttisch als ´missglückte Löffelchenstellung´ bezeichnet hätte. Ihren rechten Arm legte sie locker um die Hüfte ihres Sempais. Unwillkürlich entfuhr ihr ein wohliger Seufzer, als sie ihre Wange gegen seinen gebeugten Nacken schmiegte. „Was machst du hier?“ brummte es plötzlich gedehnt. „Ich wollte dich fürs Erste nicht mehr sehen, schon vergessen?“ „Oh, ´Tschuldigung. Ich wollte Sie nicht wecken…“ flüsterte Tilya sehr, sehr leise, obwohl der Meister ja bereits wach WAR. „Nun, ja… ähm…Sie sehen mich ja auch, streng genommen, überhaupt nicht, oder? Sie haben die Augen doch zu!“ Kisame knurrte mürrisch. „Tilya… DU bist heute schon zu deinem Schlaf gekommen…im Gegensatz zu MIR. Lass mich gefälligst in Ruhe, und stör mich nicht länger!“ „Mach ich nicht, mach ich nicht…“ wisperte die Alverliekin, und kuschelte sich, im festen Entschluss, leise zu bleiben, noch enger an den Rücken ihres Sempais. Kisame schnaufte wütend. „Damit meinte ich eigentlich, dass du wieder von hier verschwindest, Mädchen! Rück mir gefälligst von der Pelle; ich bin schließlich nicht dein Deidara, klar? Ich bin nicht dein Freund!“ „Ach, ja? Das sehe ich aber anders, Sempai…“ murmelte Tilya gegen sein breites Kreuz. „Sie haben mich aus dem Bordell gerettet, mich mit sich genommen, Sie haben sich um mich gekümmert, mich versorgt, mir ein Dach über dem Kopf gegeben, mich - wenn auch nur ein einziges Mal – trainiert; Sie haben-…“ „Ich habe dich vergewaltigt, Tilya!“ unterbrach Kisame ihre Aufzählung seiner zweifelhaften Heldentaten abrupt, drehte sich ruckartig zu ihr herum, und starrte sie aus kalten Raubfischaugen an. „Zwei mal! Und es hat mir Spaß gemacht!“ Das milde Lächeln, welches sie ihm darauf schenkte, brachte den Haifischmann schier um den Verstand. „Was reden Sie denn da?“ meinte die Alverliekin bloß gelassen und freundlich. Ihre Stimme klang, wie die einer Mutter, die ihrem Kind schonend beibringen wollte, dass es keinen Osterhasen gibt. „Mich vergewaltigt? Unsinn. Das haben Sie nicht getan…“ Kisame hätte ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst. „Ach nein?“ stieß er hervor. „Wie nennt man das denn sonst, was ich mit dir gemacht habe? Ich habe dich mir einfach genommen!“ „Ja, muss man sich denn vorher immer ausführlich untereinander absprechen und vielleicht noch sogar schriftlich darüber einigen, bei euch Menschen? Außerdem sind wir ja nicht einmal ein Paar; Sie sind mein Meister, und ich gehöre Ihnen. Sie dürfen also sowieso mit mir tun und lassen, was Sie wollen, wann sie es wollen, und wie sie es wollen- das sind doch Ihre eigenen Worte gewesen. Es war übrigens darüber hinaus meine eigene Entscheidung, mich Ihnen zu schenken, und ich musste damit rechnen, dass Sie irgendwann… mehr wollen. Nun ist es eben passiert; zwar viel früher, und plötzlicher, als ich es mir vorgestellt hatte… aber… es hat sich nun eben aus der Situation heraus ergeben.“ „Es hat sich nun eben aus der Situation heraus ergeben?“ wiederholte Kisame fassungslos. „Weißt du überhaupt, was du da erzählst? Eine Vergewaltigung ergibt sich nicht einfach so aus einer Situation heraus!“ Ich weiß, was eine Vergewaltigung ist, Sempai. Ich kenne den Begriff zwar nur aus den Chroniken unserer Völker, aber ich weiß, was er bedeutet. Viele alwischen Frauen wurden damals, während der Vertreibung, von Menschenmännern vergewaltigt; und dies muss,-laut den Schriften dieser Alwinnen-, ein sehr traumatisierendes Erlebnis für die Opfer gewesen sein. Wirke ich auf Sie etwa traumatisiert? Eher nicht, oder?“ Der Haifischmann starrte Tilya sprachlos in ihr fröhliches Gesichtchen. „Und…eine Vergewaltigung ist doch außerdem etwas, was jemand mit einem anderem macht, der dies aber nicht will, oder…?“ hakte die Kleine noch vorsichtig nach. „Richtig!“ bellte der Haifischmann. „Und jetzt komm mir bloß nicht mit der Behauptung, dass diese Definition nicht auf unseren Sex zutrifft!“ „Genau das hatte ich aber vor.“ entgegnete Tilya ruhig. Kisame lachte dunkel auf. Es klang, so, als ob ein Hund hustete. „Natürlich! Hör auf, solch einen Blödsinn von dir zu geben! Du kannst das alles unmöglich gewollt haben! Ich habe doch gemerkt, wie du dich vor Schmerz und Abneigung, und… und vor Angst und Ekel vor mir völlig verkrampft hast!“ „Ja, weh hat es mir tatsächlich getan!“ begehrte Tilya auf. „Aber ich habe mich weder vor Ihnen geekelt, noch hatte ich furchtbare Angst vor Ihnen! Ich wollte es! Ich wollte es, weil ich mir gewünscht habe, dass Sie mit mir zufrieden sind, Sempai!“ „Pah! Was du wolltest, war nur eins: Dass ich endlich meine Flossen von dir nehme! Warum belügst du mich, und dich selbst, Tilya?“ donnerte Kisame. „Womit kommst du nicht klar? Damit, dass dein Meister ein Monster ist, oder willst du dich einfach nicht damit abfinden, dass du zu einem Opfer geworden bist? Verdrängst… VERLEUGNEST du die Wahrheit, um dich selbst zu schützen, oder zensieren die verwirrten Hirne von euch komischen Inselvögeln vehement alle Erlebnisse, die sich nicht in eure heile, kleine Weltanschauung einordnen lassen?“ Tilya blickte Kisame mit großen Augen an. „Was wollen Sie mir eigentlich einreden, Sempai?“ fragte sie dann unwillig. „Habe ich mich gewehrt, als sie mit mir geschlafen haben? Habe ich Sie darum gebeten, es nicht zu tun, oder darum, aufzuhören?“ „Nein, hast du nicht! Na, und? Und deswegen zählt meine Tat jetzt nicht als Vergewaltigung, oder was? Frei nach dem Motto ´ Ach, ich vögel das Schätzchen jetzt einfach mal; solang sie nicht eindeutig erkennen lässt, dass sie eigentlich keinen Bock hat, will sie es auch, und es geht schon in Ordnung´?“ „Selbstverständlich nicht. Aber ich muss doch selbst am besten wissen, was ich empfunden habe, oder? Kisame-Sempai, wenn mir Ihre Körperlichkeiten so sehr zuwider gewesen wäre, dann hätte ich sicher mein Talent nicht zügeln können, als es begann, mir weh zu tun. Verstehen Sie mich denn wirklich nicht? Ich habe bereits einmal auf Sie verzichten müssen; ich will Sie als Meister nicht noch einmal verlieren, und bin deswegen nun bereit, jede Form Ihrer Nähe zu akzeptieren!“ versuchte Tilya dem Nuke-nin eindringlich zu erklären. Der jedoch zeigte sich nicht zugänglich. „Und ich war bereit, zu akzeptieren, dass du vielleicht nicht mit dem zurechtkommst, was ich dir angetan habe! Deshalb WAR es eine Vergewaltigung, ganz egal, was du dabei empfunden hast! Kapierst du es denn nicht? Auch wenn du dir –vielleicht sogar mit Erfolg- deine Opferrolle aberkennst;- ICH bleibe der Täter!“ Langsam verzweifelte die Alverliekin. „Das wollen Sie wohl unbedingt sein, oder? Gibt Ihnen das den Kick, oder was?“ „Ich will, dass du die Wahrheit anerkennst, Tilya, verdammt noch mal! Ich verstehe dich nicht! Findest du es nicht geradezu erbärmlich, mit welcher Hartnäckigkeit du dein Bild von mir verteidigst? Hast du keinerlei Selbstachtung? Findest du es gerechtfertigt, wie ich mit dir umgehe; glaubst du vielleicht sogar, diese Behandlung verdient zu haben? Was ist mit dir los, Mädchen? Tilya, du müsstest mich verachten, für das, was ich getan habe!“ „Ich verachte einzig und allein Hidan für das, was er verbrochen hat, Kisame-Sempai. Wenn Sie allerdings von mir verlangen, dass ich dasselbe auch für Sie empfinden soll, dann muss ich Sie leider wieder einmal enttäuschen. Das kann ich nämlich einfach nicht. Und, bei allem Respekt, meine Gefühle lassen sich weder steuern noch erzwingen. Tut mir leid. Ich hoffe, Sie ärgern sich nicht allzusehr über mich, aber ich kann es eben nicht ändern.“ Bevor Kisame darauf noch etwas erwidern konnte, bedachte Tilya ihn mit einem flüchtigen Kuss auf den Mundwinkel. Sie blickte ihn fest an, und Kisame wollte irgendetwas Gemeines sagen; etwas, das sie verletzte, kränkte; etwas, das sie davon abhielt, ihn noch einmal zu küssen. Aber er konnte es nicht. Er konnte es auch nicht über sich bringen, den zweiten Kuss abzubrechen, mit dem sie nun seine Lippen ganz sacht liebkoste; Kisame schloss unwillkürlich die Augen, und genoss den Moment der gnadenvollen Zärtlichkeit, den er nicht verdient zu haben glaubte. Es fühlte sich gar nicht an, wie ein richtiger Kuss, sondern viel mehr, als würden ihm die Blütenblätter einer jungen Rose hauchzart über den leicht geöffneten Mund streicheln… Und diese Blume schmeckte nach Glück… „Ich liebe d… - das Meer…“ flüsterte Tilya leise gegen seine Lippen, scheinbar ohne jeden Zusammenhang. Kisame sah sie an, ihr Gesicht war dem seinen so nah, und es wurde ihm warm ums Herz. „Ah, ja…? Ich…ich liebe es auch.“ erwiderte er mit brüchiger Stimme. „Willst du es auch, Tilya? Ich meine…willst du zum Meer, mit mir?“ Sie strahlte, ihre Augen leuchteten im Halbdunkel. „Ja. Gerne.“ „Dann komm.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)