Die Sinne eines Jägers von abgemeldet (Wer hat Angst vorm Haifischmann?) ================================================================================ Kapitel 81: Auge um Auge, Zahn um Zahn -------------------------------------- Tilya goss den letzten Rest Zitronensaft auf das Seehechtfilet, das nun auf einem großen Teller, liebevoll gebettet in gekochtem Reis, vor sich hin dampfte. „Wo bleiben die nur so lange?“ murmelte sie zu sich selbst. Aus dem Wohnzimmer drangen immer noch die gedämpften Stimmen des Künstlers und des Haifischmannes an ihre Ohren. „ICH bin ihr Meister; sie hat MIR ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu zollen, also hör endlich auf damit, ständig um Tilya herumzuscharwenzeln, und sie damit von ihren Pflichten abzulenken!“ dröhnte der Kiri-nin. „Von ihren Pflichten, hm…?“ höhnte Deidara spitz. „Hör dich mal reden, hm! Als ob ich nicht genau wüsste, worum es dir eigentlich geht, hm!“ „Worauf willst du hinaus, Rapunzel…?“ „Du willst, dass ich endlich mal Tacheles mit dir rede, hm? Kannst du haben, hm!“ Die Alverliekin bekam ein schlechtes Gewissen. Sie wollte nicht lauschen, also begann sie, ein verliekisches Kinderliedchen vor sich hin zu singen. Als jedoch die letzte Strophe verklungen war, hörte man die beiden Nuke-nins immer noch streiten. Die Lautstärke ihrer Stimme war inzwischen um etliche Dezibel gestiegen… „Du hast doch noch gar keine Ahnung von solchen Dingen, du Grünschnabel! Misch dich nicht in meine Angelegenheiten, und halte einfach deine vorlaute, neunmalkluge Klappe, klar?“ „DU hältst jetzt gefälligst mal deine Klappe, und lässt mich endlich ausreden, hm!“ keifte der Blonde zurück. „Oder ziehst du etwa den Schwanz ein, wenn man dich auf dieses Thema anspricht, hm? Bist du zu feige, um dir die Wahrheit anzuhören, hm?“ „Nicht in diesem Ton, Kleiner!!“ Tilya seufzte ergeben, und stimmte ein weiteres, diesmal viel längeres Liedchen an. Der Fisch hatte bereits aufgehört, zu dampfen, als sie es beendete. Noch immer erklang angeregtes, aber nun viel leiseres Gemurmel aus dem Wohnzimmer. „…und kein Sterbenswörtchen zu irgendwem, über diese ganze Sache, sonst…“ „…versteht sich ja von selbst, schließlich betrachte ich sie als meine Freundin – als meine GUTE Freundin, natürlich, hm…! Also werde ich sicherlich nicht jedem hier leichtfertig auf die Nase binden, dass…“ „Hallooo?! Werdet ihr jetzt endlich mal fertig mit eurer Diskussion, bitte; das Essen wird doch ganz kalt!“ jammerte die verzweifelte Alverliekin. „Es IST bereits kalt.“ korrigierte sie Tobi nüchtern. „Sofort, hm!“ hörte man Deidara rufen. „Und, hm? Damit wäre die Angelegenheit jetzt zwar wohl endgültig geklärt, aber um meine Theorie noch einmal zu bestätigen, könnten wir jetzt einfach mal meinen kleinen Vorschlag von eben in die Tat umsetzen, hm. Los, lassen wir es doch auf einen kleinen Test ankommen, hm! Auge um Auge, Zahn um Zahn, hm!“ „Von mir aus… Bei einem solchen Angebot sag ich doch nicht ´Nein´.“ „Du zuerst, oder ich, hm?“ „Ladys first…“ „Dann mach, hm.“ „Ich meinte damit natürlich DICH, du Arschloch.“ Man hörte einen dumpfen Schlag, und ein verhaltenes Ächzen. „Was treibt ihr denn da?“ rief Tilya besorgt. „Nichts!“ polterte ihr Sempai etwas krächzend aus dem Nebenzimmer „…Nicht schlecht, für ein Mädchen, Blondie!“ „Danke, hm. Jetzt du, hm!“ „Mit dem größten Vergnügen!“ Noch ein Schlag ertönte, gefolgt von Deidaras Fluchen. „Argh! Sag mal, hast du sie noch alle, hm? Ging das nicht NOCH ein bisschen fester, hm?!“ „Doch, natürlich! Soll ich noch mal,- diesmal links? Dann brauchst du eine Woche lang keinen Lidschatten mehr aufzutragen. Also?“ „Nein, zum Teufel, hm! Das war ironisch gemeint, Mann, hm! Blau-b…Arsch, hm…!“ „Wehleidige Zicke…“ Gerade, als es Tilya zu viel wurde, und sie das Wohnzimmer stürmen wollte, öffnete sich die Tür, und zwei bestens gelaunte Akatsuki marschierten, leicht taumelnd, in die Küche. In Deidaras hübschem, lächelndem Antlitz prangte ein dickes Veilchen, während Kisames blutiges Grinsen eine Zahnlücke offenbarte. Mit einem spitzen Schrei raste Tilya auf ihren Sempai zu. „Ach du liebes Bisschen!“ japste sie aufgeregt, und legte besorgt ihre zitternden Hände um sein Gesicht. „Wie ist denn das passiert? Was habt ihr bloß gemacht, zum Donnerwetter!? Tut es sehr weh, Sempai?“ Deidara warf seinem Kollegen einen triumphierenden Blick zu. „Na, hm? Was hab ich dir gesagt, hm?” Jetzt erst nahm Tilya von dem zugeschwollenen, blauen Auge des Künstlers Notiz. „Au Mann, Deidara, du siehst ja auch nicht besser aus! Alles in Ordnung mit dir? Verdammt noch mal, was habt ihr beiden denn da nur miteinander angestellt, im Wohnzimmer?!“ „Geredet.“ meinte Kisame nüchtern. Tilya funkelte ihn daraufhin verärgert an. „Natürlich, was frage ich auch so dumm! Wo ist Ihr Zahn?“ „Was weiß ich…; irgendwo auf dem Wohnzimmerboden wird er schon herumliegen…“ „Gütiger Himmel! Ich gehe ihn holen, vielleicht kann man noch was retten…“ „Spar dir die Mühe; spätestens heute Abend wird dir mein charmantes Lächeln ohnehin wieder so makellos und strahlend schön entgegen blitzen, wie eh und je.“ grinste Kisame gelassen, wobei jedoch seine aufgeplatzte Lippe ein wenig heftiger zu bluten begann. Verständnislos musterte die Alverliekin ihren Meister, dann ging ihr endlich ein Licht auf. „Revolvergebiss?“ fragte sie hoffnungsvoll. „Revolvergebiss!“ nickte der Haifischmann stolz. Erleichtert atmete Tilya auf, und drückte Kisame ein hastiges Küsschen auf die Wange. „Da haben Sie ja noch einmal Glück gehabt… Okay, dann werde ich jetzt mal für dein blaues Auge schnell ein kaltes Steak aus dem Tiefkühlfach holen, Deidara…“ „Bloß nicht!!“ „NEIN, hm!! Ich meine…. Ein Steak, hm…! Kakuzu würde dich dafür lynchen! Lass mal lieber, ich mache mir schon selbst einen Beutel mit Eis fertig, hm!“ „Eben. Kümmere du dich lieber mal um deinen Meister!“ pflichtete Tobi bei. „Tobi wettet, dass es Kisame sehr recht wäre, wenn du ihm auf sein Aua-Aua pustest, kukuku…“ Kisame warf Tobi einen kalten Blick zu, während er sich ungeduldig von der besorgten Tilya das Blut von der aufgesprungene Lippe abtupfen ließ, und sich nun dabei tatsächlich ein wenig wie ein Weichei vorkam. „Habt ihr eben auch über mich geredet?“ fragte sie ihren Meister schüchtern. „Quatsch. Wie kommst du darauf? Hältst du dich etwa für so interessant und wichtig?“ „Nein. Ich habe nur gehört, wie mein Name fiel.“ „Ja… vielleicht… Du… du hattest eventuell indirekt etwas mit unserer kleinen Meinungsverschiedenheit zu tun…“ „So…?“ Plötzlich wurde die Tür zum Flur ausgerissen, und ein schlecht gelaunter Pein schlurfte in die Küche. Als er Deidaras geschwollenes, blutunterlaufenes Auge, und Kisames Zahnlücke entdeckte, verschlechterte sich seine Stimmung um ein Weiteres. „Das ist doch jetzt nicht wahr, oder?“ murmelte er gedehnt. „Sagt mal, wozu bemühe ich mich denn eigentlich überhaupt noch um ein ausgeglichenes Betriebsklima, Leute? Ich schmeiß für euch Barbaren eine Feier, um die verfahrene Lage etwas zu entspannen, und was macht ihr? Schlagt euch schon am nächsten Tag hinter meinem Rücken wieder heimlich gegenseitig die Fressen ein! Mir steht es langsam bis hier! Wo ich auch hinsehe, zerfetzt ihr euch gegenseitig in der Luft, im wahrsten Sinne des Wortes. Erst Kakuzu und Hidan, jetzt ihr beide… Fehlt nur noch, dass sich gleich auch noch Tobi und Itachi an die Gurgel springen! Würde mich inzwischen auch nicht mehr weiter wundern. Wo ist euer Problem, Mann?! Muss ich vielleicht erst mit richtig harten Maßnahmen durchgreifen, um euch Idioten wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen, oder was?“ „Hey, das ist jetzt aber wirklich nicht das, wonach es aussieht, hm!“ versuchte Deidara den aufgebrachten Leader zu beschwichtigen. „Ganz im Gegenteil, sogar, hm!“ Wie zum Beweis legte der Bombenleger seine schmale Hand auf den muskulösen Arm seines blauhäutigen Kollegen. „Er hat Recht!“ unterstützte ihn Kisame schnell, und klopfte dem Jüngeren bestätigend freundschaftlich auf den Rücken, so dass er vorn überflog, und ihn der Haifischmann eben noch rechtzeitig an seinem Zopf festhalten konnte. „Auaaargh, hm!“ „Oh, Verzeihung… Ähm… Wir haben gerade ein paar Angelegenheiten miteinander beredet, und nun ist eigentlich wieder alles beim Alten. Mehr oder weniger, zumindest. Und das Beste daran ist: Die Aussprache erfolgte, ohne dass ein einziges Tröpfchen Alkohol fließen musste… Gut, ne? Nun ja, stattdessen floss am Ende dann eben ein wenig Blut, aber was soll’s…?“ „… Ach, leckt mich doch alle kreuzweise!“ blaffte der Leader kopfschüttelnd, schnappte sich eine Wasserflasche, wandte sich um, und verließ die Küche leise vor sich hinmurmelnd wieder. „Das ist kein Hauptquartier; das ist eine Irrenanstalt! Ein Zoo! Oder noch schlimmer - ein Kindergarten! Manchmal frage ich mich wirklich, was ich nur falsch gemacht habe…“ Geräuschvoll ließ Pein die Tür hinter sich ins Schloss fallen. „Er wirkte ziemlich frustriert… Soll ich ihm nachgehen, und noch mal mit ihm reden?“ bot Tilya fürsorglich an. „Besser nicht, hm…“ „Okay… Meint ihr, Kakuzu und Hidan haben sich vielleicht doch nicht vertragen? Nach dem, was der Leader eben erzählt hat, hörte es sich eher so an, als ob sie sich doch noch ernsthaft gestritten hätten…“ „Ja, ähm… Wann gibt es endlich Essen?“ wich Kisame hastig aus. Tilya zog eine beleidigte Schnute. „Der Fisch ist doch seit geraumer Zeit fertig! Inzwischen ist er schon längst kalt geworden. Ihr habt euch aber auch Zeit gelassen, im Wohnzimmer! Wollt ihr mir nicht mal verraten, was ihr so lange zu bereden hattet, und weshalb ihr euch unbedingt noch einmal gegenseitig schlagen musstet?“ „Männersache!“ knurrte Kisame einsilbig. Die Alverliekin blickte hoffnungsvoll zu Deidara, doch der nickte nur beipflichtend, und zupfte an seiner etwas aus der Form geratenen Frisur herum. „Nichts für kleine Spitzohren, hm…“ Deidara zwinkerte Kisame vertraulich zu, doch der gab nur ein unwilliges Grunzen von sich. Enttäuscht schlurfte Tilya zum Küchenschrank. „Wenn ihr meint… Hauptsache, die Angelegenheit ist jetzt gegessen. Apropos Essen… Wie viele Teller brauchen wir? Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Tobi?“ „Tobi kostet gern vom Fisch!“ „In Ordnung. Deidara, isst du auch mit?“ „Nein, danke, hm… Ich hau mich noch mal aufs Ohr, hm. Deine Linke ist nicht von schlechten Eltern gewesen, Kisame; jetzt brummt mir gewaltig der Schädel, hm.“ „War nicht meine Absicht…“ murmelte der Blauhäutige entschuldigend. „Nichts für ungut, hm. Ich werd´s schon überleben, hm. Tja, dann wünsch ich guten Appetit; wir sehen uns heute Abend… oder vielleicht auch erst morgen, hm…“ „Ruh dich nur aus, Deidara. Und wenn du was brauchst, dann ruf mich!“ rief Tilya Deidara noch hinterher, blickte dann hastig zu ihrem Meister, aber diesen schien Tilyas Sorge um den Blonden nicht mehr wirklich zu stören. Hungrig machte er sich stattdessen über den Seehecht her. Tobi schob seine Maske ein Stückchen hoch, und ließ es sich ebenfalls,- wenn auch auf eine umständlichere, aber gesittetere Art, munden. Tilya freute sich, dass es dem Haifischmann zu schmecken schien. Stolz, über ihre Leistung, und mit glänzenden Augen beobachtete sie ihn beim Essen, und vergaß darüber fast, ihren eigenen Teller zu leeren. Sie liebte es, dem Haifischmann beim Speisen zuzusehen. Zu Anfang hatte sie seine nicht vorhandenen Tischmanieren noch ziemlich gewöhnungsbedürftig gefunden. Es hatte allerdings immer etwas von einer Drachenfütterung, wenn ihr Sempai eine Mahlzeit zu sich nahm… Zumindest, was die beeindruckende Nahrungsmenge, als auch die Geräuschkulisse anbelangte… „Ich muss sagen, du hast mit positiv überrascht.“ gab der Kiri-nin zwischen zwei Bissen endlich zu. „Ein wenig angebrannt, nur noch lauwarm, aber trotzdem genießbar. Sehr sogar!“ Er grinste zufrieden, und ließ dabei seine neue Zahnlücke im Unterkiefer blitzen. Tilya errötete, bedankte sich schüchtern für das Lob, und stocherte verlegen in ihrem Essen herum. Seit dem ominösen, klärenden Gespräch zwischen ihm und dem Iwa-nin schien Kisame wieder bester Laune zu sein, und das beruhigte die junge Alverliekin sehr. Der Haifischmann beobachtete sie jedoch weiterhin unablässig, er wandte den Blick gar nicht mehr von ihr ab, und in Tilyas Bauch begann es allmählich, zu kribbeln. „Gibt es nachher noch ein Dessert für mich?“ wollte Kisame plötzlich leise wissen, und hoffte dabei, dass Madara die Doppeldeutigkeit dieser Frage nicht verstand. Tilya allerdings schien gerade diejenige zu sein, die diesem Satz allein die rein inhaltliche Bedeutung zumaß. Arglos nickte sie, bis sie plötzlich Kisames berüchtigten Jägerblick gewahr wurde. Und den kannte sie inzwischen zur Genüge… Sie schluckte beklommen. „Ähm… also, wenn Sie wollen, kann ich uns gleich noch ein paar Erdbeeren waschen. Oder so…“ Kisame schmunzelte. Seine Raubtieraugen funkelten Tilya auffordernd an. „Erdbeeren… klingt gut. Wir könnten uns ein Schälchen mit aufs Zimmer nehmen…“ „Ja… wenn Sie meinen…“ Tilya klopfte das Herz bis zum Hals, und der sprichwörtliche Schmetterlingsschwarm begann, in ihrem Bauch zu tanzen. Tobi, der die ganze Zeit geräuschvoll vor sich hin geschmatzt hatte, quäkte plötzlich fröhlich: „Ist das nicht herrlich? Jetzt sitzen wir hier zusammen am Tisch, wie eine kleine, glückliche Familie! Kisame, als der brummige, gebieterische Herr Papa, Tilya, als die aufopfernde, stets bemühte Frau Mama, und Tobi ist dann wohl der goldige, aber undankbare Sohnemann, der ewig an ihrem Essen herumnörgelt! Der Reis ist übrigens verwässert und klebrig! Das macht Tobi zwar nichts aus, aber das musste mal gesagt werden…“ Tilya stutzte. „Oh, tatsächlich. Du hast wohl recht… Na, ja, dann nehme ich das nächste Mal wohl besser weniger Wasser…“ „Gute Idee!“ Kisame verdrehte genervt die Augen. Was beabsichtigte Madara? Wollte er ihm jetzt vielleicht einfach nur die besinnliche Stimmung bei Tisch versauen, oder was? Allerdings… bemerkte der Haifischmann, dass Tobi gerade genau das Thema angeschnitten hatte, das ihn in diesem Moment tatsächlich in seinem tiefsten Unterbewusstsein beschäftigt hatte. Und damit meinte er nicht die perfekte Konsistenz der Reiskörner… Er konnte nur hoffen, dass Madara nicht ahnte, welche Tagträume ihm insgeheim im Kopf herumschwirrten. Wenn nur Deidara Bescheid wusste, dann konnte Kisame noch damit leben. Insofern er Wort hielt, und seine vier Klappen hielt… Und sei es nur Tilya zuliebe… Aber wenn nun auch noch Madara den Eindruck bekommen sollte, dass Kisames Prioritäten sich gewandelt hatten, und dass seine Loyalität ihm gegenüber auf wackeligen Beinen stand, dann würde nicht nur er selbst bald in ernsthafte Schwierigkeiten geraten! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)