Kirschtorte, Oshiruko und eine Komödie von Peacer ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „NARUTO!“ Der Blondschopf zuckte zusammen, als Sakura in sein Zimmer stürmte und die Tür dabei laut gegen die Wand krachte. Keuchend kam sie an seinem Bett zum Stehen und funkelte ihn böse an. Er schluckte und versuchte vergeblich, unter seiner Bettdecke Zuflucht zu suchen. „Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?“ Er sank noch tiefer und sah sie flehend an. „Sakura-chan, ich wollte doch nur-“ „Es ist mir egal, was du wolltest! Tsunade-sama hat dir aus gutem Grund verboten, das Rasen Shuriken Jutsu anzuwenden.“ Naruto seufzte. Er wusste, dass nichts, was er jetzt sagen oder tun würde, zu ihr durchdringen würde. Er musste abwarten, bis sie sich von selbst beruhigte. Erst dann konnte er versuchen, ihr sein Handeln zu erklären. „Es ist gefährlich, Naruto! Willst du deinen Arm verlieren?“ Er schüttelte den Kopf. Dann sah er sie mit festem Blick an. „Nein. Aber mir blieb keine andere Wahl. Es war mein Arm oder mein Leben, Sakura.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Seine Gegner mussten verdammt stark gewesen sein, um ihn in eine solche Lage zu bringen. Was wohl auch nicht anders zu erwarten war, wo es doch seine Mission war, die nach dem Fall Orochimarus verstreuten Otonins zu jagen. Opfer der Experimente des Sannins waren sie dadurch meist mehr Monster als Menschen, und trotzdem verliehen die Experimente ihnen doch erstaunliche Kräfte. Und irgendjemand musste sich um die von ihnen ausgehende Bedrohung kümmern. Leute wie Naruto. Bevor sie sich aber weiter Gedanken über seine Mission machen konnte, sprach der Blondschopf weiter. „Aber es ist ja noch mal alles gut gegangen“, meinte er mit seinem üblichen Grinsen. Sakuras Auge zuckte gefährlich, als sich ihr Gesichtsausdruck verdüsterte. Sein Grinsen entgleiste etwas. Er kannte diesen Ausdruck. „Alles gut gegangen?“, wiederholte sie ungläubig. „Das nennst du gut gegangen?!“ Sie machte eine ausschweifende Bewegung, die den ganzen Raum umfasste: Naruto, der von Kopf bis Fuß in Bandagen gewickelt war und die vielen Kabeln, die ihn an die Maschinen schlossen, die um sein Bett standen und seinen Zustand überwachten. „Du wärst beinahe drauf gegangen, Naruto! Wenn wir nur ein bisschen später gekommen wären-“ „Aber das seid ihr nicht.“ Sie schwieg. Nachdem Naruto und sein Team die Fährte einer größeren Gruppe Otonins aufgenommen hatten, hatten sie vorsichtshalber nach einem Backup Team gesandt, dem auch Sakura angehörte. Obwohl sie in ihrer Laufbahn als Medic schon viel erlebt hatte, war sie doch geschockt gewesen, als sie auf die Lichtung traf, in der der Kampf stattgefunden hatte. Er gleich einem wahren Schlachtfeld. Der Boden war teilweise verbrannt, teilweise zertrümmert von unzähligen Jutsus, überall lagen Kunais und Shuriken herum und von den Shinobi stand nur noch Naruto; alle anderen lagen entweder schwer verletzt oder tot auf dem Boden. Aber auch den Blondschopf hatte es schwer getroffen. Ohne die heilenden Kräfte des Kyuubi hätte es schlecht um ihn ausgesehen. Auch so hatte sie ihre liebe Mühe gehabt, ihn wieder halbwegs zusammen zu flicken. „Sakura... Mach dir keine Sorgen. Mir geht es gut. Dank dir.“ Er grinste und sie lächelte schwach. „Außerdem ist es nicht so leicht, den nächsten Hokage unterzukriegen!“ Es schien ihm tatsächlich schon wieder besser zu gehen. Sie plauderten noch eine Weile, sie untersuchte ihn und kümmerte sich um seine ernsteren Wunden, damit diese sich nicht entzündeten. „Kann ich bald nach Hause?“, fragte er und sah sie hoffnungsvoll an. „Ich fürchte, das dauert noch ein wenig.“ Er zog eine Schnute und sie musste lächeln. Sie wusste, wie sehr er Krankenhäuser verabscheute, vor allem, wenn er es war, der dort bleiben musste. Aber sie wusste auch, wie sie ihn aufmuntern konnte. „Sobald es dir besser geht, lade ich dich zu Ramen ein.“ Seine Augen leuchteten auf und er strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Sie hob mahnend einen Finger. „Aber bis dahin ruhst du dich aus und erholst dich.“ Er nickte, noch immer grinsend. Dann aber musste sie gehen, um sich auch noch um ihre anderen Patienten zu kümmern. „Bis später, Sakura-chan!“ Sie winkte ihm und verließ das Zimmer. --- „Mmh, soweit scheint alles in Ordnung zu sein.“ Sakura lächelte und reichte Naruto ein paar Papiere. „Füll' die Entlassungspapiere aus und du bist frei.“ Der Jinchuuriki grinste bis über beide Ohren, als er die Papiere an sich nahm und sich bemühte, sie so gut es ging mit der linken Hand auszufüllen; seinen rechten Arm musste er noch eine Weile schonen, weshalb er diesen in einer Schlinge trug. „Fertig!“ Er gab ihr die Papiere zurück und sprang eifrig aus dem Bett, bereit zum Aufbruch. „Gehen wir?“ Sakura seufzte. Sie hasste es, ihn zu enttäuschen, vor allem, da er sich schon so lange darauf gefreut hatte, mit ihr zu Ichiraku zu gehen. „Tut mir Leid, Naruto, aber ich muss mich noch um ein paar Patienten kümmern. Hier ist momentan die Hölle los.“ Er war enttäuscht, das sah sie ihm an, obwohl er es mit seinem üblichen Grinsen zu überspielen versuchte. Aber sie kannte ihn einfach schon zu lange, um sich davon täuschen zu lassen. „Schon okay, Sakura-chan. Vielleicht ein andermal.“ Er ging an ihr vorbei zur Tür, aber sie rief ihn noch einmal zurück. Sie hatte eine Idee. „Naruto, warte!“ Er drehte sich zu ihr um und sie lächelte. „Warum kommst du nicht einfach heute Abend vorbei? Ich weiß, dass Fertigramen nicht mit Ichirakus mithalten kann, aber wir können es uns ja vor dem Fernseher gemütlich machen.“ Narutos Gesicht erhellte sich mit eine Schlag und diesmal war sein Grinsen wieder echt. „Du, ich und der Fernseher?” Sie nickte. Früher hatten sie oft solche Fernsehabende gehabt, aber seit sie im Krankenhaus arbeitete und mit Tsunade trainierte, blieb ihr kaum noch Zeit. Und wenn doch, war Naruto meist selbst beschäftigt und machte Missionen. Aber da morgen Samstag war und sie somit frei hatte, und Naruto noch seinen Arm vollständig auskurieren lassen musste, ehe er wieder auf Missionen gehen konnte, war das die perfekte Gelegenheit, versäumte Zeit nachzuholen. „Um acht bei mir?“ Da ihre Schicht um halb sieben endete, blieb ihr so genug Zeit, sich zu duschen und alles für den Abend vorzubereiten. „Geht klar! Ich bring' die Snacks mit. Bis heute Abend.“ Er winkte ihr nochmal zu und ging. Lächelnd machte sich Sakura auf zu ihrem nächsten Patienten. Das würde ein toller Abend werden. --- „Itadakimasu!“ Damit begann Naruto, das Ramen in sich hinein zu schaufeln. Zumindest so lange, bis er registrierte, dass es noch heiß war. Zu heiß, selbst für ihn. Sakura reichte ihm ein Glas Wasser, das sie schon in weiser Voraussicht bereit gestellt hatte, und er trank es in einem Zug leer. Typisch Naruto. Er würde es wohl nie lernen. Wenn es um Ramen ging, schaltete sein Gehirn einfach ab. Seufzend stellte er das leere Glas zurück auf den Tisch. „Danke, Sakura-chan. Du hast mich gerettet.“ „Das ist mein Job“, meinte sie lächelnd und zwinkerte ihm zu. Er grinste, dann aß er weiter, diesmal allerdings wesentlich langsamer. Zumindest für seine Verhältnisse. Sakura kam nicht umhin zu bewundern, wie er es schaffte, mit der linken Hand die Essstäbchen so geschickt zu benutzen. Womöglich lag es daran, dass er viel Übung darin hatte, mit den vielen Verletzungen, die er sich im Laufe der Zeit zugezogen hatte. Keine davon hatte ihn dazu bringen können, auf sein Lieblingsgericht zu verzichten. Sie plauderten, während sich die leeren Packungen Ramen auf Narutos Seite langsam stapelten. „Es gibt auch noch Nachtisch“, meinte Sakura irgendwann und hoffte so, den kläglichen Rest ihres Ramenbestands vor Narutos Heißhunger zu retten. Zumindest vorerst. Den Vorrat hatte sie sich schließlich nur wegen der gelegentliche Besuche des Blondschopfs angelegt. Irgendwann würde er auch noch den Rest in die Finger kriegen. „Welchen denn?“, fragte er neugierig und legte, wie erhofft, die Essstäbchen zur Seite. Sie holte ihn aus dem Kühlschrank und stellte ihn auf den Tisch. „Kirschtorte.“ Narutos Begeisterung darüber, dass es einen Nachtisch gab erhielt einen jähen Dämpfer. „Ich mag keine Kirschen.“ Sakura unterdrückte ein Kichern, als sie seinen frustrierten Gesichtsausdruck sah. Stattdessen hob sie gespielt erstaunt eine Augenbraue. „Echt nicht? Na ja, dann bleibt wohl mehr für mich.“ Damit schnitt sie sich ein großes Stück ab, während Naruto die Torte finster anblickte, als ob diese Schuld daran wäre, dass sie Kirschen enthielt. Schließlich konnte sie ihr Lachen nicht mehr zurückhalten. Er zog einen Schmollmund und sah sie verletzt an. „Ach, Naruto, ich weiß doch ganz genau, dass du Kirschen nicht ausstehen kannst. Deshalb hab' ich dir ja auch etwas anderes gemacht.“ Damit holte sie Narutos Nachtisch aus der Mikrowelle, wo dieser warm geblieben war, und stellte ihn vor den erstaunten Jinchuuriki auf den Tisch. „Oshiruko?!“ Er sah sie mit großen Augen an und sie lächelte. Dann erhellte sich sein Gesicht und sein Grinsen wurde so breit, dass sie einen Augenblick befürchtete, er würde seine Ohren verschlucken. „Wenn ich dir sagen würde, dass ich dich liebe, was würdest du dann sagen?” Sie grinste. „Dass du eindeutig noch hungrig bist. Lass es dir schmecken, Naruto.“ --- Wenig später hatten sie die Überreste ihrer Mahlzeit weggeräumt und das Geschirr ins Spülbecken geräumt; Sakura würde sich morgen darum kümmern. Jetzt gab es wichtigeres zu tun: die Wahl eines Films. Das war gar nicht so einfach, wenn man bei den verschiedenen Interessen der beiden auf einen gemeinsamen Nenner kommen wollte. Naruto bevorzugte eher spannende Filme mit viel Action während Sakura eine schwäche für gefühlvolle Romanzen hatte. Deshalb entschieden sie sich, wie so oft, für etwas, was beide mochten: eine Komödie, die heute im Fernsehen lief. Dass sie den Film schon ein paar Mal gesehen hatten, störte niemanden. Bald standen Snacks und Getränke bereit und sie machten es sich auf Sakuras Couch gemütlich. Dann begann auch schon der Film. Sie lachten, aßen und tranken, und bewarfen sich mit Erdnüssen, bis Sakura entschied, dass ihre Wohnung nun dreckig genug war. Während einer Werbung ließ Sakura gähnend ihren Kopf auf Narutos Schulter fallen, der ihr lächelnd einen Arm um die Schultern legte. „Schon müde?“ Sie nickte und kuschelte sich an ihn. „Im Krankenhaus war die Hölle los. Es gab einen Brand, und dutzende Verletzte.“ Sie schauderte bei der Erinnerung daran und Naruto verstärkte seinen Griff, tröstend. „Es war kein schöner Anblick.“ Sie schwiegen, in Gedanken versunken, aber froh über die Anwesenheit des Anderen. „Ich habe unsere gemeinsamen Abende vermisst“, murmelte Sakura. „Die Abende oder mich?“, neckte er sie grinsend. Sie lächelte leicht und zwickte ihn in die Seite. „Beides.“ „Geht mir genauso. Wir sollten versuchen, mal wieder mehr zusammen zu unternehmen.“ Sie nickte, und schloss müde die Augen. „Ja, das wäre schön.“ Als die Werbung vorbei war, war Sakura eingeschlafen. So endete fast jeder ihrer Fernsehabende, aber das störte Naruto nicht. Vorsichtig hob er sie hoch, darauf bedacht, sie nicht zu wecken, und trug sie in ihr Schlafzimmer. Dort legte er sie sanft auf das Bett nieder, zog ihr die Schuhe aus, und deckte sie anschließend zu. Sie sah friedlich aus, wenn sie schlief. Die üblichen Sorgenfalten waren verschwunden und durch ein leichtes Lächeln ersetzt worden. Anscheinend hatte sie einen guten Traum. Lächelnd schlich sich Naruto aus dem Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Dann räumte er noch sämtliche Überreste ihrer Snacks weg und machte sauber, was das Wohnzimmer dringend nötig hatte: nach ihrem Erdnusskrieg glich es einem Schlachtfeld. Grinsend stellte er sich den überraschten, freudigen Ausdruck Sakuras vor, wenn sie am nächsten Morgen in das aufgeräumte Wohnzimmer trat. Über Kleinigkeiten wie diese freute sie sich immer am meisten. Daher nutzte er auch jede Gelegenheit, sie zu überraschen. Summend verließ er ihre Wohnung und machte sich auf den Weg zu seiner eigenen. Er freute sich schon darauf, demnächst wieder mehr Zeit mit seiner Teamgefährtin zu verbringen. “Das Leben ist schön.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)