Abseits des Weges von Flordelis (Erinnerungen sind wie Fragmente) ================================================================================ Vater und Sohn -------------- Es gab viele Tage, an denen Faren seine Arbeit nicht mochte – und jene, an denen er mit Joshua zusammen arbeiten musste, gehörten eindeutig dazu. Er verstand ohnehin nicht, weswegen der Hauptmann sich eigentlich dazu herabließ, mit ihm zu arbeiten und nein, Nostalgie oder den Wunsch, einfach Zeit mit einem Freund zu verbringen, ließ er dabei nicht gelten. Faren verbrachte gern Zeit mit Joshua, ja wirklich – außerhalb der Arbeit. Auf der Wache bestand die Schicht dann jedes Mal nur daraus, Akten durchzugehen, solche möglicherweise umzusortieren und darauf zu warten, dass irgendetwas geschah, was stets eine vergebliche Hoffnung war. Auch an diesem Tag saß Faren wieder einmal an dem großen Tisch im Hauptraum der Wache und starrte auf eine Akte, ohne auch nur irgendein Wort davon zu lesen oder gar aufzunehmen. Ein ganzer Stapel davon lag bereits auf der Erledigt-Seite, aber ein wesentlich höherer befand sich auf der Noch zu erledigen-Seite. Er war ratlos darüber, wie ein solch kleiner Ort wie Cherrygrove so viele Zwischenfälle zu verzeichnen haben konnte und warum gerade er das Pech hatte, sich durch alles durchwühlen zu müssen. Am Liebsten hätte er leise geseufzt, aber schon das kleinste Geräusch hätte Joshua, der ihm gegenübersaß, auf ihn aufmerksam gemacht. Sein offener Stapel war wesentlich kleiner, aber er arbeitete auch um einiges schneller an den Akten, während Faren damit beschäftigt war, sich furchtbar zu langweilen und sich gleichzeitig zu ärgern, dass er all diesen Mist machen musste. „Wirst du nicht langsam zu alt dafür?“, fragte Joshua plötzlich. Irritiert hob Faren eine Augenbraue. „Huh?“ Sein Gegenüber hob den Kopf. Während sein schwarzes Haar nicht mehr ganz so dicht und dunkel war, schienen seine blauen Augen noch immer so scharf und unnachgiebig zu sein, weswegen Faren sich sofort in die Enge gedrängt fühlte. „Ich meine deine Frisur“, fuhr Joshua fort. „Du wirst doch langsam zu alt dafür.“ Sofort griff Faren in sein braunes Haar, das – wie er stolz sagen musste – noch immer füllig war, deswegen trug er auch, wie zu seiner Jugendzeit, immer noch den hohen Pferdeschwanz. „Man ist so alt wie man sich fühlt. Und ich fühle mich noch ziemlich jung.“ Joshua blickte ihn mit gerunzelter Stirn an, prallte aber an Farens Lächeln ab, weswegen er schließlich nachgab und den Blick wieder senkte, wobei er ein leises Murmeln von sich gab. Faren versuchte, sich wieder in seine Akte zu vertiefen, erinnerte sich aber daran, später noch Yuina zu fragen, ob er nicht vielleicht wirklich zu alt für diese Frisur wäre. Es dauerte allerdings nicht lange, bis sie beide wieder aus ihrer Konzentration gerissen wurden, da jemand die Tür zur Wache öffnete und dann den kurzen Gang in den Hauptraum hinunterlief. Faren erhob sich halb von seinem Stuhl, sank aber sofort wieder auf diesen zurück, als er sah, wer hereinkam und seufzte lautlos. Auch das noch. Kenton wurde durchaus von vielen, auch von seiner Großmutter, für ein Ebenbild von Faren gehalten, dabei hatten sie eigentlich nicht einmal dieselbe Augenfarbe – aber eigentlich waren sie auch ohnehin vollkommen unterschiedlich, weswegen er sich nicht allzu gern mit seinem Sohn beschäftigte. Das lag aber nicht daran, dass er Kenton nicht mochte, er war immerhin dessen Vater, vielmehr lag es daran, dass sein Sohn selbst ihn ablehnte, was sich auch direkt wieder zeigte, als er ihn mit zusammengezogenen Brauen ansah und ihn nicht einmal grüßte, als er sagte, warum er gekommen war: „Mutter wollte, dass ich dir etwas bringe.“ Er reichte ihm eine kleine Schachtel, in der Yuina stets sein Essen aufbewahrte, das sie ihm mit zur Arbeit gab. Bei ihrer äußerst wichtigen Tätigkeit, die sie als einzige Ärztin im Ort ausübte, war er früher oft ratlos gewesen, warum sie ihm das Essen für seine Schicht mitgab. Eines Tages hatte er sie danach gefragt – und ihr scherzhaft mitgeteilt, dass seine Mutter das auch übernehmen könnte – worauf sie ihn eine Weile schweigend angesehen und ihm dann geantwortet hatte, dass sie nur sicherstellen wollte, dass er regelmäßig und vor allem gesund aß. Was auch ihre Art ist, mir zu sagen, dass sie mich liebt. Faren nahm ihm die Schachtel dankend ab, konnte sich aber eine Erwiderung nicht verkneifen: „Warum hat sie nicht Ren geschickt?“ Kentons Mundwinkel schienen noch tiefer zu sinken, ehe er zischend antwortete: „Sie ist noch nicht mal vier Jahre alt.“ Obwohl Faren darauf verzichtete, ihm zu sagen, dass er sie dennoch lieber gesehen hätte, schien Kenton das durchaus zu bemerken. Außerdem wollte er wohl ebenfalls nicht hier sein, weswegen Faren hoffte, dass sein Sohn bald wieder gehen würde. Plötzlich räusperte Joshua sich allerdings. „He, Kenton, schön, dass du da bist.“ Der Angesprochene schien erst in diesem Moment zu bemerken, wer noch am Tisch saß, aber sein Gesicht hellte sich sofort auf, als er ihn erkannte und ging zu Joshua hinüber. „Guten Tag, Sir Helton.“ Faren wollte sich einreden, dass er Kenton nur gut erzogen hatte und er deswegen höflich zu sein versuchte, aber das dumpfe Gefühl in seiner Magengegend verhinderte das und ließ es auch nicht zu, dass er den Blick abwandte. „Ich habe inzwischen das Buch gelesen, das Ihr mir über Maritimät empfohlen habt“, sagte Kenton. „Das war wirklich ein guter Tipp, vielen Dank.“ Faren wusste nicht einmal, dass es Bücher über Maritimät gab – oder was das überhaupt sein sollte. Deswegen mischte er sich nicht ein und konnte sich darauf konzentrieren, mit gerunzelter Stirn zu beobachten, was vor sich ging. „Kein Problem“, erwiderte Joshua zwinkernd. „Wir sollten darüber reden, wenn ich mal wieder frei habe.“ Kentons Gesicht schien tatsächlich noch mehr aufzuleuchten. „Aber gern.“ Das hatte nun wirklich nichts mehr mit Höflichkeit zu tun, weswegen das unangenehme Gefühl in Farens Inneren ihm einen Schlag in den Magen versetzte. Joshua und Kenton verabschiedeten sich voneinander, dann ging der Junge wieder davon – ohne seinen Vater auch nur noch einmal anzusehen. Während Joshua sich wieder in seine Arbeit vertiefte, blickte Faren ihn finster an. Er sagte nichts, hoffte jedoch, dass sein Gegenüber bemerkte, dass er mit Blicken aufgespießt wurde, aber der andere arbeitete weiter, als wäre gar nichts geschehen. Schließlich gab Faren nach und versuchte stattdessen, sich wieder in seine eigene Arbeit zu vertiefen. Dabei konnte er aber nur daran denken, dass nach dem Ende seiner Schicht hoffentlich zwei seiner anderen Freunde Zeit haben würden, um mit ihm zu sprechen – was wieder dafür sorgte, dass er kaum zum Lesen kam. Kurz nach Ende seiner Schicht, verabschiedete er sich von Joshua, wobei er immer noch ein wenig aggressiv klang. Sein Freund ignorierte das entweder oder er dachte sich seinen eigenen Teil dabei, aber das kümmerte Faren auch nicht weiter. Sein Weg führte ihn in die Taverne, wo er sich mit ein wenig Alkohol eigentlich nur wieder beruhigen wollte, aber zu seiner Freude befanden sich zwei seiner Freunde bereits da, so dass er sich, mit seinem Bierglas, ungefragt einfach zu ihnen an den Tisch setzte. „Was ist denn mit dir los?“, fragte Richard. „Ja“, bekräftigte Kieran. „Du siehst ... deprimiert aus.“ Als er das sagte, wirkte es fast schon lauernd, als wartete er auf etwas Bestimmtes, das Faren ihm aber nicht geben konnte, wie er auch sofort bemerkte, als die Antwort kam: „Familienprobleme. He, kann ich euch was fragen?“ Richard vollführte eine Geste, die ihm bedeuten sollte, fortzufahren, worüber er erleichtert aufatmete und dann fragte, was ihn wirklich kümmerte: „Wie kommt ihr eigentlich mit euren Söhnen zurecht?“ Das traf die beiden so überraschend, dass sie sich einen verwirrten Blick zuwarfen und Kieran dann sogar mit den Schultern zuckte, als hätte Richard ihm ebenfalls eine Frage gestellt, auf die er allerdings keine Antwort wusste. Schließlich wandten sie sich wieder Faren zu, der neugierig auf seine Antworten wartete. „Also ich komme ganz gut mit Landis zurecht, auch wenn er gern ein wenig ruhiger sein könnte. Diese hyperaktive Seite muss er von Asterea haben.“ „Ich frage mich, wo Nolan seine herhat. In meiner Familie ist niemand so und in Aydeens auch nicht, soweit ich weiß.“ „Wenn das eure einzigen Probleme seid, beneide ich euch“, sagte Faren. „Hast du denn Problem mit Kenton?“, fragte Richard. „Am laufenden Band. Er behandelt mich, als wäre ich irgendein Unmensch und ihr solltet mal sehen, wie er mich ansieht, wenn er mit mir reden muss, was er natürlich normalerweise zu vermeiden versucht. Ich hab das Gefühl, er betrachtet mich als irgendeine Art Untermensch.“ Das auszusprechen war doch um einiges schmerzhafter, als Faren gedacht hätte, aber irgendwie war es auch sehr wohltuend, das mal mit jemandem teilen zu können, der nicht Yuina war. Seine Frau verstand sein Problem zwar, da sie immerhin beobachten konnte, wie die beiden miteinander umgingen, aber sie bot ihm keine Hilfe in dieser Sache. Ihr einziger Rat bestand darin, ihm zu sagen, dass er einfach warten sollte, bis diese Phase vorbei war. Richard nahm einen Schluck von seinem Bier und gab Kieran zu verstehen, dass er antworten sollte, was dieser auch sofort tat: „Ich nehme an, dass es Kenton stört, dass du ... weniger intelligent bist als er.“ „Bitte?“, fragte Faren irritiert, unfähig zu glauben, dass das sein konnte. „Na ja“, übernahm Richard, „unsere Jungs lieben uns, weil sie zu uns aufsehen und wir ohnehin die tollsten und schlauesten Männer sind. Das ist das Prinzip von Vätern. Mein Vater war für mich auch der Großartigste.“ „Meiner war für mich ein Held“, ergänzte Kieran. Mit einem leisen Brummen stemmte Faren den Ellenbogen auf den Tisch und bettete sein Kinn dann in seine Hand. Er konnte mit keinerlei Geschichte über seinen Vater dienen, da dieser gestorben war, als Faren noch ein Kind gewesen war. Aber die wenigen Erinnerungen, die er an diesen Mann hatte, waren keine guten. Sie waren durchdrungen von Furcht und Schmerzen, also nichts, was er wirklich durchleben wollte, deswegen kam er auch schnell wieder davon ab. „Und was soll ich jetzt machen?“, fragte er brummend. „Ich weiß ja nicht mal, was Maritimität ist.“ Eigentlich erwartete er darauf auch keine Erklärung, bekam diese aber dennoch von Kieran: „Es bezeichnet ein vom Meer geprägtes Klima.“ Sogar Richard sah ihn in diesem Moment verwundert an, was wieder zu viel für den anderen war, weswegen er leise murmelnd den Blick senkte und sich auf seinen Tee konzentrierte. Faren verstand das Signal sofort und fuhr lieber mit seinem Problem fort: „Jedenfalls kann ich ja schlecht 'nen Haufen Zeug lernen, nur um Ken zu beeindrucken. Es muss doch irgendetwas anderes geben, das ich tun kann.“ „Natürlich“, sagte Richard. „Du bist nicht im Mindesten dumm.“ Er bekam einen zweifelnden Blick von Kieran, für den Faren ihn wütend ansah, aber den anderen kümmerte es nicht weiter und Richard fuhr einfach fort: „Du denkst nur zu ungern und du bist dir deiner Stärken einfach nicht bewusst.“ „Denken ist anstrengend“, brummte Faren. Außerdem gab es, seiner Ansicht nach, nicht wirklich etwas, das ihn interessierte. Er war nicht wie Kenton, der sich stundenlang mit einer einzigen Sache beschäftigen konnte und danach jede Kleinigkeit darüber aufzählen konnte. Er dachte nicht gerne und arbeitete lieber praktisch. In der Schule waren ihm auch die Experimente am Liebsten gewesen, der Rest war ... blöd gewesen. Allerdings konnte er damit nicht gegenüber Kenton auftrumpfen, denn sein Sohn bevorzugte immer den theoretischen Teil, während er den praktischen nur mit gerunzelter Stirn betrachtete. „Rede vielleicht einfach mal mit ihm“, schlug Richard schließlich vor. „Wenn Lan und ich ein Problem haben, reden wir auch einfach miteinander, das geht ganz problemlos.“ Kieran sagte dazu nichts, was aber nicht selten einfach nur seine Zustimmung ausdrückte. Allerdings zweifelte Faren dennoch. „Was versichert mir, dass ihr recht habt?“ Wie von ihm erwartet, war es Kieran, der ihm die schonungslose Antwort gab: „Unsere Söhne lieben uns.“ Als er abends schließlich auf dem Weg in sein Schlafzimmer war, um sich deprimiert ins Bett fallen zu lassen, kam er an Kentons Tür vorbei, die leicht geöffnet war. Er hielt inne, um darüber nachzudenken, ob Richards und Kierans Rat vielleicht doch etwas bringen könnte. Ein Versuch wäre es wert, wie er fand, immerhin gab es nichts, was seine Beziehung mit Kenton noch verschlimmern würde. Also atmete er tief durch, sprach sich selbst Mut zu, klopfte und wartete dann auf eine Aufforderung zum Eintreten. Einmal war er ohne zu klopfen ins Zimmer gegangen und einmal ohne auf eine Aufforderung zu warten, was beides zu großem Ärger geführt hatte. So ruhig Kenton normalerweise auch war, er konnte wirklich laut werden, wenn er erst einmal wütend war – und die Verletzung seiner Privatsphäre war wirklich geeignet, um ihn wütend zu machen. An diesem Tag wartete er aber, bis er die Aufforderung hörte, dann betrat er das Zimmer erst und schloss die Tür hinter sich. Kenton saß an seinem Schreibtisch, hatte ihm allerdings den Blick zugewandt. Er sah nicht sonderlich begeistert aus und hatte sogar die Stirn gerunzelt. „Können wir miteinander reden?“, fragte Faren. Kenton öffnete bereits den Mund, um seine Grammatik zu korrigieren, seufzte dann aber und nickte stattdessen. Faren setzte sich auf das Bett, obwohl seinem Sohn das sichtlich nicht gefiel und überlegte dann für einen kurzen Moment, wie er überhaupt anfangen sollte. Gerade als Kenton ungeduldig zu werden begann, wusste Faren endlich, wie er anfangen sollte: „Weißt du, ich finde, wir sollten mal über uns reden.“ Sein Sohn zog die Brauen zusammen. „Über uns?“ „Ja, mir ist immerhin aufgefallen, dass du mich nicht im Mindesten leiden kannst.“ Die kraus gezogene Stirn glättete sich wieder, dafür zeigte Kentons Gesicht deutlich Verwirrung „Wie kommst du denn darauf?“ „Ernsthaft jetzt?“, erwiderte Faren. „Ist doch logisch.“ Dabei zählte er Kenton all die Gelegenheiten auf, zu denen er ihn geschnitten oder nicht sonderlich gut behandelt hatte und endete schließlich mit seinem heutigen Besuch auf der Wachstation. Dabei lauschte sein Sohn ihm überraschend aufmerksam. Nachdem Faren geendet hatte, rollte Kenton mit den Augen und schüttelte mit dem Kopf. „Das ist doch Unsinn. Ich habe nichts gegen dich, du bist mein Vater, da liebe ich dich natürlich – aber wir haben einfach keinen Draht zueinander. Und? Wie verhältst du dich, wenn du mit Kieran reden sollst, zu dem du auch keinen Draht hast?“ Faren neigte den Kopf ein wenig. „Ich blicke ihn meist böse an. Oder ignoriere ihn.“ Auch wenn er Kieran als seinen Freund bezeichnete, weil er ein untrennbarer Teil des Freundeskreises war, und er ihn respektierte, fehlte ihm einfach der Draht zu diesem. Außerdem lehnte Kieran ihn ebenfalls offen ab – obwohl er ihn wohl auch als Freund bezeichnete – deswegen hatte Faren kein Problem damit, ihn so zu behandeln. Kenton hob die Hand, als wolle er ihm sagen, dass er es also selbst sehen könne. „Ich habe wirklich nichts gegen dich. Es ist nur so, dass es es nichts gibt, worüber wir reden können, weil dich keines der Themen interessiert, für die ich mich begeistere. Noch nicht.“ Faren hatte gerade verzweifelt seufzen wollen, doch bei Kentons letzten Worten hielt er inne. „Noch nicht?“ „Du kennst dich doch gut mit Frauen aus, oder?“ Das konnte Faren nicht abwehren, er klopfte sich gegen die Brust. „Natürlich tue ich das.“ Und in diesem Moment kam ihm wieder etwas in den Sinn, was Richard gesagt hatte: Ihm seien seine Stärken nicht bewusst – aber Kenton kannte sie durchaus und in wenigen Jahren würde er sie zu schätzen lernen. „Irgendwann werde ich bestimmt dein Wissen und deine Erfahrung brauchen“, sagte sein Sohn auch gleich, um das zu bestätigen. „Und dann wirst du derjenige sein, den ich aufsuche, ganz sicher. Bis dahin wirst du aber damit leben müssen, dass ich mit anderen Leuten über Sachen spreche, die mich interessieren – und sei doch froh, dass ich dir damit nicht auf die Nerven gehe. Du beschwerst dich doch beim Essen immer über Sir Helton.“ Faren stellte wieder einmal lächelnd fest, wie aufmerksam Kenton doch war und vor allem wie einsichtig und vernünftig. Wie auch immer er ihn erzogen hatte, er musste dabei alles richtig gemacht hatten. Aber ein bisschen Bestätigung wollte er dennoch: „Und du liebst mich wirklich, ja?“ „Natürlich tue ich das“, sagte Kenton und wirkte dabei ausnahmsweise tatsächlich nicht genervt, er lächelte sogar ein wenig. „Sicher, ich finde es manchmal traurig, dass wir einfach keinen Draht zueinander finden, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir eines Tages doch noch ein Gesprächsthema für uns finden werden.“ „Spätestens, wenn du mal an Mädchen interessiert bist, garantiert“, sagte Faren enthusiastisch. „Danke, Ken, das bedeutet mir wirklich viel.“ Sein Sohn deutete ein Nicken an, sein Lächeln riss dabei nicht ab. „Fühlst du dich jetzt besser?“ „Viel besser.“ „Gut, dann wirst du mich jetzt hoffentlich nicht mehr so sehr anfeinden.“ Faren legte eine Hand auf seine Brust. „Ich feinde dich an?“ „Andauernd. Allein heute auf der Wachstation, als du mir sagtest, du hättest lieber Ren statt mich gesehen.“ Verlegen über diese Wahrheit, die ihm bislang nie wirklich aufgefallen war, kratze Faren sich am Nacken. „Oh, tut mir leid. Das wollte ich wirklich nicht.“ „Das dachte ich mir fast, nachdem du dieses Gespräch angeregt hast“, meinte Kenton gütig. „Aber du musst dir wirklich absolut keine Gedanken machen, Vater.“ Schließlich erhob Faren sich wieder von seinem Platz und nutzte die Gelegenheit, um seinen Sohn zu umarmen. „Danke, Ken.“ „Schon gut“, erwiderte dieser ein wenig verlegen. „D-du kannst mich jetzt loslassen.“ Er tat das dann auch sofort und klopfte Kenton auf die Schulter. „Dann schlaf nachher gut, ja?“ Nachdem sein Sohn ihm das bestätigt hatte, verließ er dessen Zimmer wieder und begab sich in sein eigenes Schlafzimmer. Dort befand sich Yuina bereits, wo sie, auf dem Bett sitzend, ihr Haar bürstete. Sie sah ihn irritiert an, als er mit einem breiten Lächeln eintrat. „Was ist geschehen?“, fragte sie. „Hast du eine neue Möglichkeit gefunden, mich dazu zu überreden, noch ein Kind zu bekommen?“ Seine Frustration mit Kenton war es, die sie von einem zweiten Kind überzeugt hatte – und damit hatte er auch versucht, sie zu einem dritten zu überreden, aber diesem Vorschlag war sie sofort mit einer anhaltenden Absage begegnet. „Das ist jetzt nicht mehr nötig“, erwiderte er beschwingt. „Ken und ich hatten ein sehr gutes Gespräch miteinander und wir haben all unsere Differenzen aus der Welt geschafft.“ Yuina hob eine Augenbraue. „Ganz sicher?“ „Absolut~.“ Erleichtert ließ er sich nun endlich auf sein Bett fallen. „Endlich mal ein wenig Entspannung nach dieser ganzen Sache.“ Richards Ratschlag war also tatsächlich gut gewesen – vermutlich war er als Vater dann tatsächlich besser als er es bei manchen anderen Themen war. Und das obwohl Richard sich eigentlich nie als Vater gesehen hatte, wie Faren wusste. Yuina legte die Bürste schließlich beiseite und legte sich neben ihn. Dabei lächelte sie ihn an, was ein ziemlich seltener Anblick bei ihr war. „Es ist schön, dich mal wieder so entspannt zu erleben. Das freut die Ärztin in mir und auch die Ehefrau.“ „Kann ich mir gut vorstellen“, merkte er an. „Und weißt du, was den Ehemann jetzt glücklich machen würde?“ „Ich kenne dich lange genug, um es mir zu denken.“ Sie beugte sich zu ihm hinüber und legte ihre Lippen auf seine. Er erwiderte den Kuss sofort und legte die Arme um sie, was sie mit einem zufriedenen Geräusch quittierte. Allerdings löste sie sich doch noch einmal aus der Umarmung, um das Licht zu löschen, ehe sie sich wieder zu ihm hinüberbeugte, um ihn noch einmal zu küssen und dann leise zu lachen. „Und jetzt schlaf endlich, damit zumindest einer der Männer hier im Haus vernünftig ist.“ „Jawohl, Ma'am“, sagte er lachend und schloss die Augen. Er hielt sie weiterhin im Arm, während er in einen zufriedenen Schlaf fiel, der frei von jedem Albtraum bleib. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)