Abseits des Weges von Flordelis (Erinnerungen sind wie Fragmente) ================================================================================ Das einzige Talent ------------------ Nolan fragte sich ernsthaft, womit er das verdient hatte – und was mit Aurora los war, dass sie seine stumme Ablehnung nicht verstand. Egal wie sehr er sie mit gerunzelter Stirn betrachtete, sie nicht hereinbat und nicht einmal etwas zu ihr sagte, stand sie immer noch, unermüdlich lächelnd, vor seiner Tür. Da sie offenbar nicht weggehen wollte, er aber auch nicht unhöflich genug war, einfach die Tür zu schließen, seufzte er. „Was willst du?“ „Ich wollte dich besuchen“, sagte sie gut gelaunt. „Ist das verboten?“ „Nein, aber ich verstehe nicht, warum.“ Immerhin hatten sie eigentlich nicht wirklich was miteinander zu tun. „Hast du nicht was Besseres zu tun?“ „Eigentlich nicht.“ Er hatte aber auch nicht im Mindesten Lust, mit ihr zu sprechen. Noch immer erinnerte er sich viel zu gut daran, wie aufgekratzt und fröhlich sie auf Landis' Beerdigung gewesen war. Das war ein Verhalten, das er ihr immer noch nicht verzeihen konnte und dass sie nun derart gut gelaunt vor ihm stand, gerade einmal zwei Wochen nach der Beerdigung, half nicht gerade, dass er sie mochte. Vor allem da er gerade seinen ersten freien Tag hatte, seitdem er zum Kommandanten der Kavallerie ernannt worden war und seine eigentliche Planung viel Ruhe beinhaltete. „Kannst du dir nicht trotzdem eine bessere Beschäftigung suchen?“, fragte er daher. Auch wenn er sie nicht mochte, konnte er sie nach wie vor nicht einfach wegschicken. Die gute Erziehung, auf die seine Eltern und Großeltern geachtet hatten, verhinderte, dass er derart unhöflich sein durfte – und Aurora nutzte das schamlos aus: „Ich denke nicht. Was kann denn schon besser sein, als sich mit dir zu unterhalten?“ Dabei zwinkerte sie ihm zu, womit sie es tatsächlich schaffte, die Seite in seinem Inneren anzusprechen, der es gefiel, wenn mit ihm geflirtet wurde – selbst wenn es sich dabei um die Verlobte seines Freundes handelte, auf die er eigentlich wütend sein wollte. Also hielt er ihr die Tür auf und bat sie herein. Mit einem glücklichen Lächeln, als freute sie sich über den Sieg, trat Aurora ein. Dabei fiel ihm erstmals auf, wie federleicht ihre Schritte schienen, sie tänzelte regelrecht in sein Haus hinein, die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt, und blickte sich neugierig um. „Sieht fast so aus wie bei Kenni“, urteilte sie schließlich. „Aber mit weniger Bildern an den Wänden.“ Nolan wusste, dass Kenton nach seinem Einzug einige Gemälde erstanden und in seinem Haus verteilt hatte. Es waren keine Landschaftsbilder, auch keine Stillleben, sondern seltsam abstrakte Darstellungen, die sich Nolans Verständnis entzogen, die sein Freund aber stundenlang betrachten konnte, wenn er die Muße dafür fand. Zu Beginn war Nolan an diesen Bildern interessiert gewesen, aber nachdem er die Erklärungen nicht verstanden hatte, war sein Interesse schlagartig geschwunden. Nolan lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen seines Wohnzimmers und beobachtete, wie Aurora sich weiter umsah, als gäbe es etwas Wichtiges darin zu entdecken. Sein eigener Blick streifte über das dunkle Sofa, den niedrigen Tisch aus dunklem Holz und auch das Regal, in dem sich einige Bücher befanden, die er bei seinem Umzug damals wahllos aus Cherrygrove mitgenommen hatte. Wäre er gefragt worden, hätte er es nicht geschafft, alle Titel aufzuzählen – oder wovon die Bücher überhaupt handelten. Er wäre nicht einmal in der Lage, zu sagen, warum er einige von ihnen eigentlich mitgenommen hatte, denn er konnte allein vom Einband her sofort sagen, welches von Kieran oft gelesen worden war. Vielleicht sollte er sie irgendwann doch noch selbst lesen, um herauszufinden, warum sein Vater so interessiert an ihnen gewesen war. Ansonsten gab es nicht mehr viel zu sehen, wenn man von dem Bild absah, das auf dem Beistelltisch des Sofas stand, um ihn an bessere Zeiten zu erinnern. Auroras Blick fiel sofort darauf, sie nahm, ohne ihn zu fragen, den Rahmen hoch, um das Bild darin genauer zu betrachten. „Wie kommt denn das?“ „Huh?“ Er war es inzwischen derart gewohnt, dass ihm schon gar nicht mehr bewusst war, wie außergewöhnlich es eigentlich war, so etwas zu besitzen. „Na ja, mein Vater kannte da jemanden, der mit seltsamen technischen Geräten experimentierte. Sehr progressiv.“ Aurora wandte für einen kurzen Moment den Blick von dem Bild ab, um ihn erstaunt anzusehen. „Progressiv, das ist ein ganz schön schweres Wort.“ Er zuckte, begleitet von einem charmanten Lächeln, mit den Schultern. „Ich habe ein sehr reichhaltiges Vokabular, dank meinen Großeltern.“ Und er trug es auch gern zur Schau, immerhin genoss er die überraschten Blicke jener Personen, die nicht damit gerechnet hatten, dass jemand wie er tatsächlich über Wissen verfügte. Und es war manchmal sehr hilfreich, um das Interesse von Frauen auf sich zu lenken. Das von Aurora richtete sich jedoch sofort wieder auf das Bild. Sie klopfte gegen den Rahmen, so dass auch seine Aufmerksamkeit sich wieder diesem widmete. Tatsächlich war es ein Bild, das nicht gezeichnet oder gemalt worden war, sondern von einem seltsamen Apparat aufgenommen worden war. Die genauen Hintergründe waren ihm unbekannt, aber am Ende war tatsächlich ein Bild daraus geworden und es zeigte nicht nur ihn als Kind, sondern auch seine Eltern, in einer Zeit, in der noch alles gut gewesen war. Da fiel ihm wieder einmal ein, dass sein Vater ihm einmal gesagt hatte, dass er sich als Erwachsener wundern würde, weswegen er unbedingt hatte erwachsen sein wollen – und im Moment stellte er sich diese Frage auch wieder einmal. Seine Kindheit war wesentlich besser gewesen, auch wenn er nun andere Freiheiten besaß als früher. Aber mit Frauen flirten oder ganz andere Dinge mit ihnen tun zu können, wog die Sorglosigkeit der Kindheit einfach nicht auf. „Sind das deine Eltern?“, vergewisserte Aurora sich. Als Nolan das bestätigte, stieß sie ein helles, amüsiertes Lachen aus. „Oh, ich wusste gar nicht, dass Kieran Kinder hat. Das hätte er mir ruhig einmal sagen können. Dann wäre ich beim letzten Mal nicht so hart mit ihm umgesprungen.“ „Kanntest du meinen Vater etwa?“, fragte er überrascht. Dabei schob er einfach mal die seltsamen Vorstellungen beiseite, die ihn bei ihrem letzten Satz heimsuchten, damit das innere Bild seines Vaters nicht doch noch einen weiteren Knick bekam, immerhin hatte es schon genug andere. Ihre Augen schienen plötzlich zu glühen, was er aber rein auf ihre Aufregung schob, statt zu glauben, dass da wirklich Magie im Spiel war. „Oh, aber natürlich!“ Sie stellte das Bild wieder zurück, um sich Nolan zuzuwenden und dabei aufgeregt zu gestikulieren. Die Art, wie sie dabei wild mit den Armen fuchtelte, erinnerte ihn unwillkürlich an Landis, was ihm direkt erklärte, warum sie und sein bester Freund sich so gut verstanden haben mochten, wie es in seiner Erzählung geklungen hatte. „Ich habe ihn ganz oft getroffen, als er noch gearbeitet hat. Er war jünger als du jetzt, als wir uns das erste Mal trafen – und er war so niedlich, du hättest ihn erleben müssen! Er ist total rot geworden und hat angefangen zu stottern und dann war er voll genervt von mir und ...“ Während er ihrer Erzählung lauschte und beobachtete, wie sie die verschiedensten Gesten mit ihren Händen vollführte, fragte er sich, warum ein Naturgeist einen Händler treffen sollte und das sogar mehrmals. Also beschloss er, an dieser Stelle einzuhaken, worauf sie irritiert innehielt, die Hände immer noch mitten in der Gestik erhoben. „Händler?“ „Ja, das war der Beruf meines Vaters.“ Ihre Überraschung verwunderte ihn nicht weiter, immerhin erntete er das von vielen Leuten, die Kieran früher gekannt hatten. Wenn er sich an seinen Vater zurückerinnerte, konnte er das auch sehr gut nachvollziehen, immerhin war er keinesfalls der typische Händler gewesen. Aber es war ein interessanter Anblick, zu sehen, wie Aurora die Stirn runzelte und nun angestrengt nachzudenken schien. Einen kurzen Moment lang schien es ihm sogar, als ob er sich drehende Zahnräder hinter ihrer Stirn sehen könnte. Das führte ihn zu der Frage, ob es anderen so ging, wenn sie ihn beim Denken beobachteten. Schließlich schaffte sie es allerdings das Nachdenken zu beenden. „Ooooh~. Jetzt verstehe ich.“ „Ich nicht“, erwiderte er. Eigentlich wollte er sie streng anblicken, bis sie ihm erzählte, was sie wusste – das funktionierte immer, wenn Richard es tat – aber ihr strahlendes Lächeln war derart ansteckend, dass er nicht anders konnte, als direkt mitzulächeln. Innerlich verfluchte er sich bereits selbst dafür, aber sie erklärte ihm auch ohne jedes weitere Nachhaken, was sie verstanden hatte: „Mir erschien er nicht wirklich wie ein Händler, wann immer ich ihn traf. Aber er war ein netter Kerl.“ Nolan kommentierte das nicht weiter. Auch wenn etwas in ihm seinen Vater immer noch liebte und er dieses Bild deswegen auch immer in seinem Wohnzimmer stehenließ, waren die fünf Jahre zwischen Aydeens und Kierans Tod, die schlimmsten seines Lebens gewesen. Auch wenn er sich nicht mehr gänzlich an diese erinnerte, so wusste er doch, dass Kieran äußerst grausam gewesen war und die Narben auf seinem Rücken riefen ihm das gern wieder ins Gedächtnis, wenn er es zu vergessen drohte. Aber darüber wollte er nicht mit Aurora sprechen. Sie hatte inzwischen wieder die Hände hinter ihrem Rücken zusammengelegt und wog den Oberkörper hin und her, als wäre sie ein Grashalm im Wind oder als ob sie sich zu einem unhörbaren Rhythmus bewegen würde. Für einen Moment konnte er sie daher nur anstarren und plötzlich fand er es gar nicht mehr so seltsam, dass Kenton sich in sie verliebt und ihr deswegen sogar einen Antrag gemacht hatte. „Willst du mir jetzt verraten, warum du wirklich hier bist?“, fragte er. Da sie nichts weiter sagte, sie ihn aber so sehr an Landis erinnerte, wusste er, dass es etwas gab, was sie ansprechen wollte, sich aber nicht traute. Also gab er ihr einfach den Anstoß, den sie auch sofort dankbar annahm: „Ich wollte wirklich nachsehen, wie es dir geht.“ Inzwischen hatte sie wieder innegehalten und blickte ihn mit ernster Besorgnis an. „Auf der Beerdigung bist du früher gegangen und danach sahst du auch immer sehr unglücklich aus, wenn ich dich getroffen habe. Deswegen dachte ich, wenn ich mal vorbeigehe und mit dir rede, kann ich vielleicht irgendwas tun, um dich aufzumuntern.“ Es rührte ihn in gewisser Weise, aber er wollte in dieser Sache auch nicht einfach gleich nachgeben, besonders nicht nachdem sie auf der Beerdigung derart viel gelacht hatte. „Warum solltest du das tun?“ Immerhin kannten sie beide sich absolut nicht. Sie verbrachte ihre Zeit lieber mit Kenton oder mit Nadia und Aidan und er war in seiner Freizeit lieber mit Richard zusammen, der zu seinem Vaterersatz geworden war. Es gab eigentlich nichts, was sie miteinander verband und damit auch keinen Grund, weswegen sie sich um ihn kümmern sollte. Sie neigte den Kopf ein wenig, ihre Augen glitzerten leicht, als stünde sie kurz davor zu weinen. „Nun, zum einen weiß ich jetzt ja, dass Kieran dein Vater war und ich mochte Kieran, also muss ich ein Auge auf seinen Sohn werfen.“ Er presste die Lippen aufeinander und gab sich Mühe, nicht mit den Zähnen zu knirschen, als sie diesen Mann wieder erwähnte. Richard hatte sich, im Umgang mit ihm, rasch angewöhnt, Kieran einfach nicht mehr zu erwähnen, wofür Nolan überaus dankbar war – aber er wies Aurora nicht darauf hin, dass er das auch bei ihr bevorzugen würde. „Außerdem“, fuhr sie fort, „habe ich Landis versprochen, auf dich zu achten.“ Nolan stutzte sofort. „Was?“ Scheinbar verlegen beschrieb sie mit ihrem Fuß ein Muster auf dem Boden. „Na ja, Landis hat sich große Sorgen gemacht, dass du mit seinem Tod nicht zurechtkommen würdest. Es wäre ihm wesentlich lieber gewesen, wäre die Sache anders ausgegangen, aber da es nicht funktionierte ... nun, jedenfalls bat er mich darum, dass ich dann losgehe, um dich aufzumuntern.“ Er musste unwillkürlich lächeln, als er sich vorstellte, wie Landis sich, selbst nach sieben Jahren, noch Gedanken darum machte, wie er wohl auf dessen Tod reagieren würde. Aber da blieb noch eine andere Frage: „Warum gerade du?“ Aurora lachte wieder, was ein überraschend heller Klang war, wie ihm das erste Mal auffiel. „Er sagte, du und ich wären uns so ähnlich, dass ich es auf jeden Fall schaffen würde, dich aufzumuntern. Oh, und außerdem hab ich auch bei Landis immer wieder für gute Laune gesorgt, ich bin einfach so talentiert!“ Bei diesen Worten klopfte sie sich gegen die stolzgeschwellte Brust, was Nolan tatsächlich leise lachen ließ. „Wenn du so bist, wie ich, ist das dann auch dein einziges Talent.“ Das ließ sie dann wieder ein wenig das Gesicht verziehen, aber er spürte genau, dass sie immer noch gut gelaunt war. „Ah, genau dasselbe hat Landis auch immer zu mir gesagt. Dabei kann ich noch so viele andere Sachen.“ Sie hob die Handfläche nach oben und wartete – aber nichts geschah. Schließlich seufzte sie leise. „Ach ja, habe ich vergessen. Ich bin ja jetzt ein Mensch, da kann ich das natürlich nicht mehr.“ Da sie nun also kein Feuer mehr beschwören konnte – Nolan nahm einfach an, dass das ihr Ziel gewesen war – verschränkte sie einfach die Arme hinter ihrem Kopf. „Dann ist für gute Laune sorgen jetzt wohl wirklich mein einziges Talent“, stellte sie leise schmollend fest. Diese Gestik erinnerte Nolan tatsächlich an sich selbst, weswegen er wieder nicht anders konnte, als leise zu lachen. Immerhin verstand er nun durchaus, wie Landis darauf gekommen war, dass sie sich ähnelten – und er bereute fast schon, dass er zugelassen hatte, dass Kenton ihr den Antrag machen konnte. „Mach dir nichts daraus“, erwiderte er amüsiert. „Es ist auch mein einziges Talent und ich komme damit ganz gut über die Runden. Hey, ich bin jetzt sogar Kommandant der Kavallerie.“ „Bestimmt weil du bei Frediano so oft für gute Laune gesorgt hast.“ „Oh, aber garantiert.“ Vollkommen grundlos brachen sie plötzlich beide in Gelächter aus, das so lange anhielt, bis Nolan kaum noch Luft bekam. Aurora hielt bereits den Bauch, als sie es endlich wieder schafften, sich beide zu beruhigen. Wesentlich besser gelaunt, deutete Nolan schließlich auf das Sofa. „Setz dich doch. Willst du etwas trinken?“ Der Nachmittag mit Aurora wurde, entgegen seiner Befürchtung, tatsächlich äußerst angenehm. Landis hatte recht, wie er schnell feststellte. Sie und Nolan waren sich wirklich sehr ähnlich, weswegen sie sich, nach dem holprigen Anfang, sofort auf einer Wellenlänge befanden und über Dinge sprechen konnten, über die Nolan seit dem Tod seines Vaters nicht einmal mehr nachgedacht hatte. „Eine Schatzsuche!“, bestätigte Aurora auch sofort. „Wir sollten unbedingt eine machen! Also nicht heute, wir haben ja nicht einmal eine Schatzkarte, aber irgendwann ...!“ Ihr kindlicher Enthusiasmus weckte auch seinen eigenen, der bislang gut verborgen in ihm geschlafen hatte. Nach Kierans Tod war er gezwungen gewesen, auf eigenen Beinen zu stehen und auch wenn er viele der neuen Freiheiten genossen hatte, war es notwendig gewesen, Dinge aufzugeben und dazu gehörten auch die Suche nach Schätzen und der Wunsch, ein Held zu werden. Andere Erwachsene taten so etwas nicht und er musste ein vorbildlicher Mann sein, also durfte er das auch nicht tun. Aber mit Aurora, die immerhin wesentlich älter war als er und sich immer noch dieses kindliche Gemüt bewahrte, hatte er das Gefühl, dass es vollkommen in Ordnung war, sich so zu verhalten. „Lass es mich sofort wissen, wenn du eine findest“, sagte er. „Ich habe irgendwo bestimmt noch eine Schaufel und graben kann ich auch gut. Lan und ich mussten oft Löcher graben, als wir noch jung waren.“ „Warum denn das?“, fragte sie mit einem amüsierten Lachen. „Oh, manchmal war es eine Strafe von meinem Vater gewesen, aber ich glaube, er wollte einfach nur, dass wir müde werden und ihm keinen Ärger bereiten.“ In dieser nun entspannten Atmosphäre fiel es ihm auch nicht mehr schwer, einfach so über diesen Mann zu sprechen, als wäre absolut nichts dabei. In Auroras Anwesenheit schienen die Schrecken der Vergangenheit so unbedeutend, dass er sie gänzlich ignorieren konnte. „Kieran war ganz schön streng, was? Kann ich mir bei ihm irgendwie gar nicht vorstellen. Ich dachte immer, er wäre eher ein Typ Vater, der alles durchgehen lässt.“ „Ach, so wie wir drauf waren hätte er uns eigentlich wesentlich härter bestrafen können.“ Und noch lockerer wären sie wohl nur davongekommen, wenn Faren sein Vater gewesen wäre. Die Strafen an sich waren immerhin harmlos gewesen, wenn er so darüber nachdachte – und die Misshandlungen blendete er in diesem Moment einfach mal aus. „Ein paar Nachbarn haben das ja sogar oft gefordert, aber Papa meinte immer, das würde nichts bringen und sie sollten ihn einfach so handeln lassen, wie er es für richtig hält.“ Aurora schmunzelte, als sie das hörte. „Oh und niemand legt sich gern mit Kieran an, nicht wahr?“ „So sieht es aus.“ Er selbst hatte es immerhin auch gern vermieden. „Aber Lan war ihm gegenüber oft streitsüchtig gewesen.“ „Oh, Landis hat sich immer gern als Ausnahme betrachtet“, sagte Aurora lachend. „Du kennst ihn ja wesentlich besser als ich.“ Nolan nickte langsam. „Wie wahr, wie wahr. Ich hab immer darauf gewartet, dass Papa ihm gegenüber mal ausrastet, aber er ist immer total ruhig geblieben.“ „Ach, ich wäre gern mal bei den Streitereien der beiden dabei gewesen.“ Sie seufzte. „Das war bestimmt eine unheimlich lustige Angelegenheit.“ Noch ehe er etwas sagen konnte, wechselte sie bereits wieder das Thema: „Wo findet man eigentlich Schatzkarten? Ich muss das ja wissen, sonst kann ich gar keine suchen und wir gehen nie Schätze ausgraben.“ „Darum müssen wir uns auf jeden Fall kümmern. Das ist ein sehr wichtiges Problem.“ Aurora nickte noch einmal und blickte dann auf die Uhr, die an seiner Wand hing. „Owww, schon so spät. Ich muss langsam nach Hause, sonst denkt Kenni noch, du willst mich behalten.“ „Wäre das so schlimm?“, fragte er lachend. Sie ging nicht weiter darauf ein, sondern erhob sich lieber von dem Sofa. „Ich werde auf jeden Fall noch einmal vorbeikommen, wenn du mich das nächste Mal nicht wie deine Feindin behandelst.“ „Oh, das nächste Mal werde ich dich freundlich hereinbitten, damit wir gleich über unsere Schatzsuche sprechen können, keine Sorge.“ Wieder zeigte sie dieses strahlende Lächeln, das einfach jeden einnehmen musste, wie er glaubte und zumindest bei ihm funktionierte es auch ganz hervorragend. Genau wie ihre darauf folgende Stimme: „Fein, dann freue ich mich schon darauf – und denk daran, gute Laune zu verbreiten, mein Lieber.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)