Devil May Cry? von chi-dono ================================================================================ Kapitel 3: alone? ----------------- „Es ist nicht viel, aber immerhin genügend Platz, ein Dach über dem Kopf und eine extra Küche!“ wurde Yura freudig mitgeteilt, woraufhin er nur seine Tasche abstellte und sich den Raum mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtete. Warum der Kleinere und seine Familie ihr Haus für 'das' hier aufgegeben hatten, das verstand er nicht. So nebenbei, wo war dessen Familie eigentlich? Hier in dieser... Wohnung... auch wenn diese nur aus einem Zimmer, ohne Bad und Küche dazu gezählt, bestand, hoffentlich nicht, denn Platz hätten sie dann eindeutig keinen mehr... „Deine Familie... wo ist die?“ fragte er deswegen den Schwarzhaarigen, der sich auch zu ihm umdrehte und den Kopf leicht schief legte. Es sah aus, als würde dieser überlegen... „Keine Ahnung, ganz ehrlich. Aber ist schon okay, ich find sie schon wieder.“ teilte der Ältere dann seine Antwort mit und brachte dem Aschblonden somit einen Haufen an Fragen, die er jedoch nicht stellte, da er sie gleich wieder vergaß. So wichtig waren ihm diese Leute nicht. „Ich hoffe, es ist okay für dich, wenn wir, bis wir uns was Besseres leisten können hier zusammen wohnen?“ fragte der Kleinere. „Hmm...“ „Ist halt nur ein Bett... falls das auch okay ist...?“ „Ich schlafe nicht, also ja.“ „Wieso schläfst du nicht?“ Gute Frage... Yura blickte direkt danach aus dem Fenster und zuckte dann leicht mit den Schultern. Er hatte keine Ahnung, aber er hatte auch keine Lust sich darüber Gedanken zu machen. Es war einfach so, er hatte von einem Tag auf den anderen nicht mehr geschlafen, aber es war nichts passiert. Zumindest nichts, an was er sich erinnern könnte. Kurz, konnte es nicht so ein großes Drama gewesen sein, schließlich waren diese prägend. Diese Wohnung lag ziemlich weit unten und mitten in der Stadt... das Einzige was man sah, wenn man aus dem Fenster schaute, das waren Wände und andere Fenster... zusätzlich hörte man das Treiben auf der Straße sehr deutlich, wie auch sämtliche anderen Mitbewohner. Nicht gerade sein Traum von Stille und Sonnenuntergängen, wie auch den Mond betrachten, wenn es Nacht war. Das war wieder einer der Momente, wo er sich fragte, wieso er eigentlich zugestimmt hatte, mit hier her zu kommen. Wie oft er sich das nun in den letzten Stunden gefragt hatte, das wusste er schon nicht mehr... man konnte es schon nicht mehr zählen. „Was machst du dann die ganze Nacht lang... so wenn du nicht schläfst?“ „Den Nachthimmel betrachten... hatte ich zumindest getan...“ „Oh...“ Das war eine sehr schlaue und wirklich einfallsreiche Antwort daraufhin, aber es kam auch nicht mehr. Keine Entschuldigung oder ein 'das kann man hier nicht', einfach gar nichts. Aber es wäre auch Unsinn gewesen, denn er hatte zugestimmt und hätte es wissen müssen, also warum sollte sich der Schwarzhaarige bei ihm entschuldigen? Es wäre genauso dämlich gewesen ihm mitzuteilen, dass es hier nicht möglich ist, da man den Himmel nicht sah, schließlich war der Größere nicht blind. Er musste nun nur eine Beschäftigung für die Nacht finden. Das konnte immerhin nicht so schwer sein. Yura war, seitdem er in Japan war, selten zuhause, spazierte eher durch die Stadt und suchte, nach irgendwas was für ihn einen Sinn ergab. Er hätte zwar wie sein Mitbewohner in die Schule gehen können und danach arbeiten, aber irgendwie wollte er das nicht. Die Schule ergab für ihn keinen Sinn und eine Arbeit... die war nicht so leicht zu finden, wenn man keine Schule abgeschlossen hatte und noch nicht volljährig war. Zwar hätte er auch irgendwas dubioses machen können, wie auf den Strich gehen oder Drogen verticken... aber Erstes passte nicht zu ihm, da er sich nicht anfassen ließ und Zweites war ihm zu stupide... Es brachte zwar viel Geld und das auch schnell, aber er hatte keine Lust dabei von irgendeinem Anderen abhängig zu sein oder sich sonst welchen Stress, welcher damit verbunden war, herumzuschlagen. Da würde er mit der Zeit was Besseres finden. Man musste wenigstens sagen, dass er mittlerweile schon ein paar hohe Orte gefunden hatte, wo er doch wirklich etwas mehr vom Nachthimmel sah. Also war das Ganze rumlaufen wenigstens nicht sinnlos gewesen. Er hatte sich dafür zwar mit jemand anlegen dürfen, mehr oder minder, aber es hatte sich gelohnt. Es war ein Kerl in ungefähr seinem Alter, wenn nicht sogar jünger. Der hatte sich ein Firmengebäude gekauft, auf welchem Dach er sich nunmal gerne aufhielt, da es zu den höchsten Orten gehörte. Das was an dem Unbekannten seltsam war, war dass dieser sich ganz oben seine Wohnung bauen ließ, mit Dachterrasse, obwohl dieser Höhenangst besaß. Ebenfalls seltsam war, dass dieser extrem faul war, aber tagtäglich zwanzig Stunden arbeitete... normal war das zumindest nicht. Aber es war auch nicht das Problem des Aschblonden. Immerhin hatte er es geschafft, nach einer sehr langen Diskussion, zumindest solange das Dach benutzen zu dürfen, bis die Firma fertig aufgebaut war, wie auch die Wohnung von dem Chef. Das war immerhin ein Aufschub von fast einem Jahr, also genügend Zeit einen neuen Ort zu finden und den zusätzlichen großen Vorteil, den Yura genießen konnte, war die Tatsache, dass der Blonde nicht viel redete und ihm somit auch nicht auf die Nerven gehen konnte. Den einzigen Wortwechsel, den sie führten war der Abendgruß, wenn er ankam und der Morgengruß, wenn er wieder ging. Keine lästigen Fragen oder seltsame Lebensgeschichten oder Ähnliches. Ein einfaches 'Hallo' und 'Tschüss'. Gerade viel mehr sprach er auch nicht mit seinem Mitbewohner, denn dieser war nicht zuhause, wenn er da war und nachts war er selber nicht da. Ab und an holte der Größere den Schwarzhaarigen am Morgen ab und begleitete ihn zu Schule, ließ sich auf diesen Weg von diesem zuschwallen, was ihm so alles passiert war, in der Arbeit, Schule, whatever. Er hörte nur still zu und ließ den Älteren reden. Erst als ihm dieser die Frage stellte, was er so alles gemacht hatte oder machte, wenn sie sich nicht sahen, musste er doch etwas sagen, schließlich hatte er irgendwas zu erzählen, was nicht wirklich in das Alltägliche passte. Weshalb Yura dann auch von dem blonden Kerl erzählte, welchem die Firma gehörte und was er selber von diesem dachte, wie das derjenige voller Widersprüche in sich selbst war und das er ihn auch auf dasselbe Alter wie sich schätzte, woraufhin der Schwarzhaarige dann auch leise lachte. „Du bist manchmal wirklich niedlich und irgendwie beneide ich den Kerl, denn das hört sich nach viel Kohle an.“ sagte dieser dann auch im Anschluss. „Es ist viel Arbeit, etwas was du nicht machen würdest.“ antwortete dewr Aschblonde nur trocken, ignorierte den ersten Satz. „Auch wieder wahr, dennoch... so könnte man sich viel früher ein ruhiges Leben schaffen. Das klingt halt wirklich verlockend. Aber ja, nichts für mich. Wir sehen uns. Muss jetzt rein. Bye!“ mit den Worten winkte der Ältere Yura nochmal und verschwand dann im Schulgebäude. Der Zurückgebliebene schüttelte nur den Kopf und drehte dann auch ab. Ein ruhiges Leben? Nur weil man Geld hatte? Er fand nicht dass das ein Grund für ein ruhiges Leben war. Geld war schließlich nicht alles und selbst wenn, dann schaffte es einem eher noch mehr Probleme, als man so oder so schon hatte. Er brauchte es nicht... zumindest wenn dann nur um sich einzukleiden, da man hier leider nichts umsonst bekam. Das mit dem Essen hatte sich in der Hinsicht geklärt, da er einfach nicht mehr aß, schließlich reichte es schon, dass sein Mitbewohner für sie Beide Miete zahlte, so musste er diesen nicht auch noch durchfüttern. Yura fand es zwar am Anfang ziemlich seltsam, dass er nach einer Weile ohne Essen immer noch keinen Hunger verspürte oder auch sonstige Anzeichen, wie das Verlieren von Gewicht oder Krankheiten, zwecks irgendeinem Mangel aufzeigte, aber irgendwann hatte er aufgehört sich zu fragen, warum das so war, es war einfach so und ändern konnte er es nicht. Erklären konnte es ihm auch keiner. Er war einfach seltsam, damit hatte er sich schon seit längerem abgefunden. Angefangen hatte das Ganze mit Kleinigkeiten, wie das er einfach schneller und stärker geworden war. Dinge denen man keine Beachtung schenkte. Erst die schmerzunempfindlichkeit hatte ihn dann irgendwie stutzig gemacht. Irgendwann danach konnte er nicht mehr schlafen und jetzt wo er auch nicht mehr essen musste war die einzige Frage die er sich stellte, ob er wohl noch andere seltsame Eigenschaften hatte. Er könnte mal versuchen sie alle aufzuzählen oder aufschreiben... so was nicht normal war für einen Menschen. Auch könnte er ausprobieren was sonst noch so alles anders war. Dann hätte sich zumindest die Frage geklärt, was er noch alles Seltsames verbarg. Gesagt getan oder eher gedacht und getan, denn Yura fand, dass das wenigstens eine sinnvolle Beschäftigung war. Besser als alles andere was ihm sonst so noch einfiel auf alle Fälle. Somit fing er an, verschiedene Dinge auszuprobieren, angefangen von harmlosen Dingen, wie Spiele, wo er einfach nur wissen wollte, wie schnell er dachte oder handelte. Weiterhin testete er seine Reaktionen aus, auf verschiedene Einflüsse. Als er damit durch war, nahm er solche Sachen, wie die, wie schnell er heilte, beziehungsweise welche Verletzungen schneller heilten. Da er keine Schmerzen spürte, war das Ganze für ihn kein Problem. Das Testen der restlichen Sinne nahm er einfach auch dazu. An sich machte er aus sich ein reines Versuchskaninchen, das ganze restliche Jahr über. Am Ende von diesem probierte er auch aus, ob er gegen Gift immun war, viele Verschiedene. Resultat des Ganzen: Er war schneller, stärker, konnte besser hören und riechen als andere Menschen, spürte keinerlei körperliche Schmerzen, war immun gegen Gift und verletzen konnte man ihn auch nicht. Zusätzlich hatte er die Fähigkeit die Präsenz anderer Lebewesen zu spüren. Kurz er war wohl so eine Art Übermensch oder Monster, wahlweise Bestie... irgendwas in der Art. Nur was brachte ihm das Alles? Er wüsste nicht, wie er das einsetzen sollte... Es war eine Erkenntnis über sich selber, worüber er sehr gerne reden würde mit irgendjemand. Das war das erste Mal, dass er das Bedürfnis hatte mit jemand über sich zu reden. Die einzige Person die ihm einfiel war sein Mitbewohner, weshalb er dann auch nach kurz oder lang auch aufstand und von dem Dach des Hochhauses ging. So würde er die letzte Nacht, die er hier bleiben dürfte doch nicht hier bleiben, sondern nach Hause gehen und hoffen das der Schwarzhaarige da war, damit er mit diesem reden könnte. „Tadaima...“ teilte der Aschblonde der leeren Wohnung mit, als er sie betrat. Der Kleinere war noch nicht da, also würde er auf ihn warten. Solange konnte das immerhin nicht dauern. Leise seufzend setzte sich Yura in der Mitte des Raumes in Seiza auf den Boden und starrte auf seine im Schoß zusammen gefalteten Hände. Je mehr Zeit verstrich umso öfter wechselte er die Position, mal im Schneidersitz, mal einen Fuß angezogen und den Kopf auf dem Knie abgelegt, auch legte er sich nach einer Weile hin. Erst auf der Seite liegend, dann wechselnd auf den Bauch, von wo aus sich er dann auch den Rücken drehte. Mittlerweile war die Sonne schon lange wieder aufgegangen, aber von dem Älteren keine Spur. Den ganzen Tag lang ließ sich dieser nicht blicken, auch den Folgenden tauchte er nicht auf. Yura verblieb in dieser Wohnung über eine Woche ohne auch nur ein Zeichen von seinem Mitbewohner. Das war seltsam... irgendwie zu seltsam... Der Aschblonde machte sich langsam Sorgen oder zumindest sowas in der Art, weshalb er anfing die Plätze abzusuchen wo der Schwarzhaarige immer mal wieder war oder wovon dieser erzählt hatte. Aber an keinem von diesem Orten war er aufzufinden, noch hatte ihn irgendjemand gesehen oder hätte ihn jemals gesehen, fast schon so, als hätte der Ältere nie existiert. Er war weg und tauchte auch nicht mehr auf... er hatte ihn alleine gelassen, an einem Ort wo Yura nicht einmal wusste, was er hier sollte... aber auf der anderen Seite war das gleich, denn er würde es nicht einmal wo anders wissen... nur irgendwie verspürte er das erste Mal Angst, Angst davor alleine zu sein. Das war wohl das was man dann 'Einsamkeit' nannte, oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)