Devil May Cry? von chi-dono ================================================================================ Kapitel 1: after the sunset --------------------------- 'Bist du nicht einsam?' Diese Frage hallte immer noch durch seinen Kopf, obwohl sie ihm schon vor Jahren gestellt worden war. Er hatte immer noch keine Antwort darauf. Normalerweise würden Kinder darauf doch sofort mit einem 'Ja' oder 'nein' antworten, wahlweise nachfragen, was Einsamkeit den bitte wäre. Er hatte keine Antwort darauf, jedoch auch keine Frage. Schließlich wusste er schon damals zumindest die Bedeutung von Einsamkeit im wörtlichen Sinne, aber ob er das war, das nicht. Alleine war er nicht, das wusste er, auch wenn es zum größten Teil danach aussah, da er meistens alleine unterwegs war oder alleine irgendwo saß, wie auch an diesem Tag. Er war noch im Klassenzimmer, obwohl die Schule schon seit einer Stunde vorbei war und saß auf den Fensterbrett, schaute mit dem Kopf an die Scheibe gelehnt nach draußen. Die Sonne ging gerade unter. Etwas was er sehr gerne mochte, da er die Farben liebte, am liebsten, wenn sie ins rötliche gingen, je mehr Rot dabei war, umso weniger bekam man ihn davon weg. Warum er immer noch hier saß, das wusste er selber nicht oder nicht mehr. Normalerweise hatte alles einen Grund, besonders das was er tat, aber wenn er die untergehende Sonne betrachtete, dann vergaß er für diesen Augenblick immer was der Grund war, da er in diesem Moment nur seinen Gedanken nach hing, weit weg von der Realität. Er träumte nicht, da er Träume als sinnlos ansah, egal in welcher Form, ob sie nun im Schlaf auftauchten oder sich als Tagträume, Zukunftsträume herausstellten. Sie waren alle sinnlos. Man sollte niemals von dem träumen was man gerne hätte oder sein wollte, man sollte es tun oder werden. Er selber träumte nicht, er plante und führte aus. Da er auch nicht schlief, hatte er nicht einmal die Möglichkeit in irgendeiner Hinsicht zu träumen. Ein leises Seufzen kam von ihm, als er die letzten Lichtstrahlen, welche schon fast dunkelrot waren hinter dem Haus gegenüber verschwanden und somit nicht mehr für ihn sichtbar waren. Normalerweise betrachtete er den Sonnenuntergang immer vom höchsten Ort aus, damit er ihn 'bis zum Ende' beobachten konnte, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte er hier gewartet und deshalb nicht die Chance dazu gehabt. „Nanashi-san?“ kam es vorsichtig von der Seite, woraufhin er seinen Kopf auch langsam zu der Person drehte ohne den Kontakt zur Scheibe aufzugeben und in die Augen schaute, jedoch direkt danach wieder aus dem Fenster blickte. „Hai?“ fragte er leise, da er immerhin angesprochen wurde und es eine indirekte oder eher noch nicht ausgesprochene Frage beinhaltete. Vielleicht sollte er sie wissen, wahrscheinlich sogar sicher, aber er wollte nicht darüber nachdenken. „Können wir gehen? Wir sind immerhin schon zu spät dran, da du seit einer Ewigkeit nicht reagiert hast.“ kam dann auch die Auflösung für ihn, wenn auch etwas trotzig, jedoch sehr leise, fast schon, als wäre Vorsicht mit in der Stimme. Er verstand das nicht. Wie konnte jemand, obwohl er anscheinend Angst hatte, dem nach zu urteilen, dennoch so trotzig mit ihm reden? Egal, er musste das nicht verstehen. Es war nicht sein Problem, sondern das der Person vor ihm. Ein Klassenkamerad, der ihm vom Anfang an, seit er auf der Schule ist, auf die Nerven ging und ihm auch den Namen gegeben hatte, da er ihn nicht beim Vornamen nennen wollte. Aber er hatte keinen Nachnamen. Das war ein Problem für diesen gewesen. Auch etwas was er nicht verstand, schließlich sprachen sich hier alle mit Vornamen an. Zwar war das in Japan nicht so üblich, etwas was er sich vollkommen bewusst war, schließlich war er selber Japaner und hatte dort auch eine lange Zeit gelebt, würde dorthin auch sicher wieder zurückgehen, nur waren sie nun nicht dort. Aber das war dem Kerl egal, er tat es einfach dennoch nicht, weshalb er ihm gesagt hatte, dass er dann halt einen Nachnamen für ihn aussuchen sollte, ansonsten musste er damit leben ihn beim Vornamen zu nennen. Das der Schwarzhaarige ihm prompt einen Namen gegeben hatte, das hatte ihn dann doch wirklich überrascht. Er hatte schließlich nicht damit gerechnet. Jedoch war der Name auch nicht wirklich einfallsreich... schließlich hatte der Name 'Nanashi' die Bedeutung: 'kein Name'. Warum er keinen zweiten Namen hatte? Den von seinem Vater wollte er nicht nehmen und der von seiner Mutter... den kannte er nicht. Er kannte nicht einmal ihren Vornamen. Sie hatte ihm niemals gesagt wie sie hieß, er hatte aber auch nie nachgefragt. Wieso hätte er auch sollen? Er nannte sie 'Mama' wahlweise 'Ka-san'. Sie hatte aber auch niemanden gehabt, zumindest nie, wenn er dabei war, der sie beim Namen genannt hatte und wenn schon, dann hatte er diesen vergessen. Den von seinem Vater kannte er, da seine Mutter viel zu oft über diesen geflucht hatte, da er sie mit ihm alleine gelassen hatte und es nicht einmal geschafft hatte irgendwas beizusteuern, obwohl er der Erzeuger war und das Geld eindeutig hatte. Er wäre ihm ziemlich egal gewesen, wenn dieser nicht noch ein Kind gezeugt hätte und diesem eindeutig mehr Aufmerksamkeit schenkte als ihm oder eher... „Nanashi-san?“ „Hmm?“ „Können wir jetzt bitte gehen?“ Diese Frage, genauso wie sein Name davor wurde so leise und vorsichtig gestellt mit nun richtiger Angst in der Stimme, dass der Größere den Kopf nun fragend auf die Seite legte. „Du verbreitest gerade wieder eine Mordlust...“ wurde ihm dann von seinem Mitschüler, welcher mittlerweile nun auch einen etwas größeren Abstand von ihm genommen hatte, ihm jedoch immer noch in die Augen schaute, leise die unausgesprochene Frage beantwortet. Wieder einer dieser Gegensätze die er an diesem nicht verstand. Alleine das der immer noch hier war und sich immer noch mit ihm abgab, obwohl er ihm anscheinend Angst machte, das würde er nie verstehen. Er wollte aber auch nicht nochmal nachfragen. Es brachte nichts, wenn derjenige, dem man die Frage stellte, die Antwort nicht wusste. „Hai, gehen wir.“ sagte er dann jedoch, statt großartig auf das Thema 'seine Mordlust' einzugehen. „Ich hab gekocht!“ kam dann freudig von dem Kleineren, während er aus dem Klassenzimmer ging. Das Strahlen von diesem sah man sogar ohne das dieser einen anschauen musste. „Wieso?“ „Wieso nicht?“ „Wofür?“ „Zum Essen!“ Er gab es auf... eine Antwort, so wie er sie haben wollte, würde er sicher nicht aus ihm rausbekommen. „Schläfst du heute bei uns?“ „Warum sollte ich?“ „Damit ich nicht alleine bin!“ Eine Antwort woraufhin der Aschblonde nur lachen musste, denn er war derjenige der alleine wohnte und nicht der Zwerg vor ihm. Dieser hatte seine Eltern und seine Geschwister bei sich wohnen oder eher wohnte bei diesen. Warum also sollte dieser dann bitte alleine sein? In dieser Familie war nichts kaputt, ganz genau das Gegenteil. Der ging es verdammt gut und sie hatten nur die ganz normalen und üblichen Auseinandersetzungen einer Familie eben. Innerlich den Kopf schüttelnd folgte er dem Kleineren zu diesem nach Hause, ließ sich den ganzen Weg über auch von eben diesem vollquatschen über was auch immer. Er hörte nur mit einem Ohr zu, wie jedes mal wenn dieser einen Redefluss bekam und es nichts Wichtiges war. Es war jedoch kein Problem, wenn er da nicht zuhörte, da es nur dafür war, dass es nicht totenstill war. Der Schwarzhaarige mochte die Stille nicht, zumindest nicht, wenn er dabei war. Warum wusste er nicht. Es war einfach so. Als sie bei dem Haus ankamen stutzte er, denn es war dunkel, was um diese Uhrzeit nicht normal bei dieser Familie war, etwas was er wusste, da er schon viel zu oft bei diesen gewesen war. Um diese Uhrzeit war da Hochbetrieb, da sie alle zuhause waren. „Was bedeutet das?“ fragte der Größere deswegen, da er das wirklich seltsam fand. „Wir ziehen zurück nach Japan, morgen Abend... eher folge ich morgen Abend, denn der Rest von meiner Familie ist heute schon los. Ich wollte aber noch nicht...“ bekam er dann die Erklärung, woraufhin in ihm die Wut hoch stieg und er den Älteren mit Hass in den Augen anschaute. „Was ist mit Sana?“ fragte er dann mit eiskalter Stimme nach, woraufhin der Schwarzhaarige leicht zusammenzuckte, während er die Tür aufsperrte. „Er weiß Bescheid und das ist in Ordnung...“ „Was heißt: 'Das ist in Ordnung'?“ stellte der Aschblonde die nächste Frage, ebenso kalt, wie die davor. „Das er kein Problem damit hat!“ kam die Antwort mit einer Sicherheit in der Stimme, anders wie davor, wo die Unsicherheit und Angst richtig rauszuhören war. Das war etwas was den Jüngeren doch etwas verwirrte. So hatte dieser noch nie mit ihm geredet... „Ihm geht es gut und er versteht das. Wir werden uns sicher wieder sehen, das weiß er wie auch ich und das da auch nie wieder was sein wird genauso. Er weiß das auch schon länger, kurz gesagt, seitdem ich das erfahren habe und seitdem läuft zwischen uns auch nichts mehr.“ redete der Kleinere dann einfach weiter und betrat nun auch das Haus, streifte dort dann auch seine Schuhe ab. „Geh zu, ansonsten zieht es die ganze Kälte rein.“ waren die nächsten Worte, ebenfalls klar und deutlich zu vernehmen, obwohl er dieses Mal sogar ein Funkeln in den Augen des Schwarzhaarigen sah. Er konnte nicht anders als den Worten Folge zu leisten, da er keine Erklärung dafür fand... dafür, dass er von eben diesen, dem Zwerg vor ihm verwirrt war. Normalerweise war ihm dass doch ziemlich egal. Wenigstens konnte er sich nun erklären, warum dieser gesagt hatte, damit er nicht alleine war. Es war niemand mehr in diesem riesigen Haus. Es wirkte nicht nur leer, es war leer, denn es war nichts mehr zu sehen, weder Möbel noch sonst was, was man so in einem Haus vor fand. Nur noch die Wände, der Boden und die Decke. Das Haus alleine halt... Er hörte auf, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, was man in dem gesamten Gebäude widerhallen hörte. Es war fast schon gruselig, da immer noch kein Licht brannte und es hier alles kalt wirkte so ohne die Familie. Jedoch nur fast. Er mochte das, liebte diese Atmosphäre. „Jetzt sieht es fast schon aus wie bei dir, nur noch mehr Platz, da du ja nur eine Wohnung hast, nicht? Eher ein Zimmer...“ wurde er dann wieder angesprochen, woraufhin er nur leicht lächelte. Ja es war fast wie bei ihm zuhause. Nur etwas heller. „Da!“ Mit dem Wort hatte er eine Schüssel mit Essen in der Hand. Es war kalt... wäre auch erstaunlich, wenn es noch warm wäre, wenn der Ältere gekocht hatte und dieser danach ihn abholen gegangen war und auch noch warten hatte müssen, dazu der Weg wieder zurück. „Arigatou.“ bedankte er sich dann jedoch und ließ sich an Ort und Stelle in den Seiza sinken, nahm die Schüssel auf den Schoß faltete danach die Hände und schloss die Augen kurz, bevor er anfing zu essen, ihm gegenüber den Schwarzhaarigen, ebenfalls im Seiza. Das sie ihm Hausflur saßen und aßen, das war ihm ziemlich gleich, wohl Beiden. Sie waren da wohl einfach nur seltsam. Seine Wut wie auch der Hass waren mittlerweile schon längst wieder verschwunden. Wann auch immer und wohin auch immer. Das war egal, im Moment war das alles egal. Er mochte das momentane Gefühl, wie auch die Stille um sie herum. Sie hielt auch eine lange Zeit an, selbst nachdem sie schon fertig gegessen hatten, er sich mittlerweile die Schuhe ausgezogen, während der Kleinere die Schüsseln weggebracht hatte und sie nach oben in dessen Zimmer gegangen waren, wo er sich auf den Boden gehockt hatte. Erst dort wurde die Stille unterbrochen, indem erneut wieder gesprochen wurde. Hätte seiner Meinung nach nicht sein müssen, aber der Schwarzhaarige hatte es immerhin schon lange genug diese Mal ausgehalten neben ihm überhaupt nichts zu sagen. „Wir werden in Japan bleiben.“ wurde ihm mitgeteilt, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte, da es ihm an sich relativ egal sein konnte, ob dieser da blieb oder ging. Solange es Sana damit keinen Schaden zufügte, war ihm das egal. „Kommst du mit, ...“ war das Nächste, was er vernahm, woraufhin er den Kopf anhob und zu dem Älteren aufblickte welcher am Fenster stand. Was sollte diese Frage bitte? Das war etwas was sich dieser auch selbst beantworten könnte. Warum sollte er hier weg und mit nach Japan? Sana war hier und nicht dort. Also brachte es ihm Nichts. „...Yura?“ Ein kurzes Blinzeln und ein Nicken war alles was Angesprochener von sich an Reaktion gab, als der Schwarzhaarige die Frage mit seinem Namen endete, woraufhin er ein Strahlen erntete, welches er jedoch nicht einmal mitbekam, da er sich fragte, warum er zugesagt hatte. Er kannte doch noch nicht einmal den Namen von seinem Gegenüber... Schließlich hatte er diesen niemals gebraucht, da er nie zu diesem gegangen war oder diesen gerufen hatte, sondern eben dieser immer zu ihm gekommen war. Der Grund, warum er nie gefragt hatte, obwohl dieser mit seinem kleinen Bruder zusammen war, wie auch der Grund, warum er ausgerechnet ihn und eben nicht seinen Bruder mit sich nach Japan nehmen wollte, waren ihm im Moment ziemlich egal, würden ihm wohl auch immer egal bleiben, da sich Beide irgendwann lichten würden, wenn es an der Zeit war. Bis dahin musste man sich keine unnötigen Gedanken machen. Es brachte nichts Fragen zu stellen auf welche man keine Antworten bekam und das er von dem Älteren keine Antwort bekommen würde, dessen war er sich bewusst, dafür kannte er diesen nun doch schon zu lange. Dafür brauchte er dessen Namen nicht. Er würde ihn auch nicht erfragen, denn daran, dass er ihn weiterhin nicht von sich aus ansprechen würde, daran würde sich nichts ändern... und falls schon, dann konnte er immer noch fragen. „Es ist eine schöne Nacht heute. Man sieht sogar die Sterne.“ sagte der Schwarzhaarige leise, während er wieder aus dem Fenster schaute, woraufhin Yura ebenfalls nach draußen blickte und zustimmend nickte. Es war eine schöne Nacht mit Vollmond... einem roten Vollmond. Er liebte diese Farbe. Er würde sie wohl die nächste Zeit nicht mehr am Himmel beobachten können... Kapitel 2: fall --------------- Was brachte eine Aufzugmelodie eigentlich? Bis auf die Tatsache, dass sie einen tierisch auf die Nerven ging. Leise seufzend lehnte sich Yura an die Wand hinter sich und legte den Kopf nach hinten, betrachtete die leuchtende Anzeige über der Tür, welche die Zahlen langsam hoch zählte. Wie jeden anderen Tag, in welchem er hier war, betete er auch heute, dass er nicht zwischendurch anhielt und noch jemand dazu stieg. Das war fast schon unmöglich zur Rush Hour in einem Geschäftsgebäude mit fünfzig Stockwerken. Besonders unmöglich, wenn man bis ganz nach oben wollte. Es war das höchste Gebäude dieser Stadt, auch wenn es noch andere Komplexe mit mehreren Stockwerken hier existierte. Dieses hatte noch ein paar inoffizielle und noch nicht beendete. Er wollte auf das Dach. Ein leiser Ton teilte ihm mit, dass der Aufzug stand und die Anzeige, dass er es noch nicht einmal bis zur Hälfte geschafft hatte. Sein Blick schweifte zu der sich öffnenden Tür und der Personen, die zusteigen wollten, wobei davon ein paar zurückblieben, da sie nach unten und nicht nach oben wollten. Zu seinem eigenen Glück, jetzt mussten die anderen Zwei bitte noch vor dem vierzigsten aussteigen und niemand mehr einsteigen, dann war der Tag für ihn gerettet, ganz ohne Probleme. Es war hier nämlich verboten für Leute, die hier nicht arbeiteten höher zu fahren. Dafür benötigte man einen Ausweis, welchen er jedoch nicht hatte. Mit einem erneuten Seufzer, der jedoch innerlich ausfiel, beobachtete Yura wieder die Anzeige und konnte nicht anders, als er erneut den Ton hörte, der angab, dass sie stehen blieben. Noch vor dem Vierzigsten und die zwei Mitarbeiter der Firma stiegen dann auch aus, ohne ihm weiter Beachtung zu schenken. Kaum hatte sich die Türe wieder geschlossen und der Aufzug wieder in Bewegung gesetzt, sprang der Silberhaarige in einem Eck nach oben und hielt sich dann mit den Füßen an den Wänden fest, öffnete danach die kleine Luke, die nach oben aus dem Gerät führte, verschwand dann auch nach getaner Arbeit durch diese und schloss sie von außen wieder. Er war kein Träumer, er war jemand der ausführte, was er wollte und er wollte ohne Stress und Probleme auf das Dach, noch bevor die Sonne unterging. Wenn er dadurch Umwege gehen musste, dann machte er das, egal wie diese aussahen. Hierfür durfte er nun mal durch den Aufzugschacht nach oben klettern, jedoch bevor er das tat wartete er noch, bis er bis er zum höchsten Punkt nach oben getragen wurde, wofür er sich im Schneidersitz auf das Dach setzte. Es war eine reine Routine, schließlich machte er das nicht zum ersten Mal. Ab hier war der Rest ein Kinderspiel, welches er auch in kurzer Zeit ausführte und somit kurz später die Tür zum ihm höchsten Punkt öffnete, dort dann auch die frische Luft einatmete. Er war pünktlich, denn die Sonne fing gerade an zu sinken, was man an den seichten violetten Tönen am Himmel erkannte. Seicht lächelnd ging Yura sich nochmal kurz streckend auf den Rand des Gebäudedaches zu. Hier gab es keine Geländer und nichts was ihm die Sicht versperrte. Immer noch ein Lächeln auf den Lippen setzte er sich und ließ die Füße nach unten baumeln, lehnte sich dann auch leicht zurück, wobei er sich mit den Armen abstützte. Das war für ihn der schönste Ort, welcher hier in der Gegend existierte. Es war still, man hatte eine schöne Aussicht, nur den Wind der einem immer wieder um die Ohren pfiff und nicht einen einzigen Menschen, der ihm das hier versauen konnte... normalerweise... Der junge Mann drehte den Kopf nach hinten, da die Tür hierfür erneut zugefallen war und nun jemand langsam auf ihn zu kam. Wie war das? Man sollte sein Glück niemals herausfordern... „Hey?“ hörte er den Mann sagen, der immer näher kam. Er hatte nicht Lust sich nun großartig mit irgendwelchen Sicherheitsleuten herumzuschlagen. Sein Blick lies von dem Rotschwarzhaarigen, welcher auf ihn zu kam ab und blickte dafür nach unten. An sich war das der Einzige Weg um zu entkommen, außer der Möglichkeit diesen Kerl außer Gefecht zu setzen. Er hatte nur vorgehabt sich den Sonnenuntergang zu betrachten und nicht irgendwas anderes. „Ist schön hier, nicht?“ war dann die Frage die ihm gestellt wurde, während sich der Andere neben ihn setzte und ebenfalls nach unten blickte. Eine Augenbraue von Yura zog sich nach oben, während er diesen fragend anschaute. „Wie lange denkst du fliegt man hier, bevor man auf den Boden aufkommt?“ redete dieser jedoch total unberührt weiter. „Was weiß ich...“ antwortete er darauf, sah den Größeren dennoch immer noch fragend an. „Circa eineinhalb Minuten...“ wurde Yura dann die ihm gestellte Frage beantwortet, woraufhin er leise lachte. Was sollte das jetzt bitte heißen? „Ist ein kurzer Spaß.“ teilte er dann jedoch mit, kaum hatte er aufgehört zu lachen und widmete sich danach wieder dem, weshalb er hierher gekommen war. Dem Sonnenuntergang. Der Fremde war keine Gefahr, wenn dann nur nervig, aber das konnte man immerhin ausblenden. „Willst du mit?“ fragte dieser Fremde dann jedoch, was der Silberhaarige nicht ignorieren konnte. „Nach unten?“ „Hai!“ „Springen?“ „Hai!“ „Suicidgefährdet?“ „Iie!“ „Warum dann?“ „Um diesen kurzen Spaß zu genießen!“ „Und daraufhin sterben?“ „Iie!“ „Ist aber natürlich, wenn man von hier springt...“ „Wieder hochzukommen und nochmal springen.“ „...“ „Also? Kommst du mit?“ „Iie!“ „Wieso nicht?“ „Ich will mir den Sonnenuntergang anschauen...“ „Danach?“ „...“ „Okay, dann warte ich.“ Die Stille danach war dann doch irgendwie gruselig. Aber auch nur, da Yura nicht wusste, wieso der Größere warten wollte und noch weniger, wieso er ihn mitnehmen wollte. Jedoch war das kurz darauf wieder vergessen, da er sich dem Schauspiel vor seinen Augen hingab und die andere Person vollkommen vergaß. „Also was ist jetzt?“ wurde die Stille, kaum war der letzte Sonnenstrahl am Horizont verschwunden, unterbrochen, woraufhin Yura den Kopf wieder zu dem Typen neben sich drehte und ihm ihn die Augen schaute, das erste Mal, seit dieser das Dach betreten hatte. Irgendwie hatten die Augen etwas von einem Tier, welches auf Jagd war, als ob sie einen auffressen wollen würden, jedoch nicht im wortwörtlichen Sinne, eher übertragenden. Zusätzlich waren sie sehr klar, zeigten weder Unsicherheit, Angst oder Verzweiflung. Genauso wie die Stimme von diesem. Alles an diesem Menschen wirkte, als würde dieser vor Leben platzen. „Wieso sollte ich?“ stellte der Kleinere dann jedoch die Gegenfrage, woraufhin er ein Grinsen erntete. „Weil es Spaß macht und Fliegen was Schönes ist.“ war die Erklärung, welche seine Frage immer noch nicht beantwortet hatte. „Das nennt man fallen und nicht fliegen...“ musste der Silberhaarige dann jedoch erstmal feststellen. Denn unter Fliegen verstand man das was Vögel machten und nicht von einem Hochhaus springen. „Kann sein, ja, aber dennoch fühlt es sich für eine kurze Zeit an, als würde man fliegen.“ „Solange, bis man auf den Boden aufschlägt und somit jeder einzelne Knochen bricht...“ „... Ich habe nicht vor auf den Boden aufzukommen...“ „Das heißt?“ „Bungeejumping! Mit einem Seil und so!“ „...“ War das ein Idiot? Sah ganz danach aus, denn er schien mit keiner Faser seines Körpers zu lügen. Was für ihn nur bedeutete, dass dieser Mensch wirklich springen wollte. „Sowas mache ich nicht, also danke, nein...“ lehnte Yura dann jedoch ab und stand auf, sah dann wieder nach unten. „Ist wirklich sicher. Ich hab das schon oft gemacht. Es passiert also nichts.“ wurde ihm dann nochmal mitgeteilt. „Das heißt du schlägst nicht einmal gegen die Hauswand, wenn das Seil zu Ende ist?“ „An sich gesehen schon, aber ich nicht. Man muss nur wissen wie man das am Besten macht.“ „Na dann lass dich nicht aufhalten.“ kam noch leicht den Kopf schüttelnd von dem Kleineren, bevor er sah, wie der Rotschwarzhaarige auf genau diese Worte hin sich nach vorne fallen ließ und das Gebäude entlang fiel. Daraufhin suchte er wie automatisch nach dem Seil, von welchem der Kerl geredet hatte und sah es dann auch sofort, wie es sich Stück für Stück aufrollte und nach unten glitt. Idioten gab es echt überall, oder? Okay, er war nicht wirklich besser, aber dennoch, das es wirklich noch andere Menschen gab, die so verrückt waren, daran hatte er dann nun auch wieder nicht gedacht. Es war nur eine etwas andere Verrücktheit... Seicht grinsend ließ sich Yura ebenfalls nach vorne fallen und legte beim Fallen die Arme an den Körper, wie als würde er mit einem Kopfsprung ins Wasser eintauchen wollen, jedoch nur kurze Zeit, da er seinen Körper kurz darauf drehte und einen Arm zur Wand ausstreckte, sich dort festkrallte, während er gleichzeitig mit den Füßen den Kontakt zu eben dieser Mauer aufnahm und seinen Fall so abbremste. Er war anders! Er machte andere Dinge und da ihm ein Seil zu viel Balast war, nahm er lieber eine Eisenkralle, welche man anlegen konnte. Das brachte mehr, zumindest ihm. Andere würden das nicht können, aber er hatte von klein auf trainiert. Nicht das er von Häusern gesprungen war, eher seinen Körper mit Kampfsport aller Art. Der Silberhaarige kam direkt neben dem Größeren zum stehen und schaute diesen dann in die Augen. Jedoch sah er in diesen nicht, was er erwartet hätte. Es war kein wirkliches Erstaunen, wahlweise ein sich selber fragenden Blick, sondern irgendwas, was zur Belustigung ging. „Wow und er dachte schon ich wäre nicht ganz dicht. Das ist cool.“ waren dann die Worte des Fremden, der sich von der Wand abstieß und sich dann abschnallte und auf dem Boden kurz darauf aufkam. Yura machte es ihm gleich, jedoch vollführte er einen Salto, kaum hatte er sich abgestoßen und landete dann lautlos. „Noch Lust was trinken zu gehen?“ wurde er direkt danach gefragt, woraufhin er jedoch den Kopf verneinend schüttelte. „Tanzen?“ Wieder verneinte er wortlos, ging nun jedoch los, denn er hatte nicht vor sich weiterhin mit diesem Typen aufzuhalten. Es brachte ihm nichts, gar nichts. „Sex?“ Auf diese Frage blieb er dann doch stehen und drehte den Kopf zu dem Rotschwarzhaarigen, der ihm gefolgt war und ihn direkt angrinste. „Ich bezweifle das du ruhig liegen bleiben kannst und bei meinen Spielchen mitspielst, also Nein!“ beantwortete er diese Frage dann und grinste nun auch seicht, jedoch eher abwertend. Daraufhin kam jedoch nur ein Lachen. „Jap, Recht hast du auf jeden damit, ich bleibe ungern nichts tuend liegen.“ sagte der Größere dann immer noch lachend, verschränkte danach die Arme hinter dem Kopf während er an ihm vorbeiging. „Bis morgen!“ verabschiedete sich dieser dann von Yura, woraufhin bei diesem nur ein großes Fragezeichen bildete. Der war anders... sehr anders. Diese Fragen waren ernst gemeint, das hatte man gehört, genauso wie die letzten Worte ernst gemeint waren. Er hatte jedoch nicht vor diesen nochmal zu sehen... oder sonst was mit diesem zu tun zu haben. „Oh übrigens! Toshiya desu!“ wurde ihm dann noch zugerufen, woraufhin der Silberhaarige nur den Kopf schüttelte und den Anderen ignorierend nach Hause ging. Er würde sich den Namen so oder so nicht merken... Ein tiefes Seufzen entrann der Kehle von Yura, als er den Fremden vom vorherigen Abend an diesem wirklich wieder sah. Und somit hatte er wieder ein ungewolltes Anhängsel, wie es aussah, nur... irgendwie kannte er von diesem eben schon den Namen, erinnerte sich daran, obwohl er nicht einmal wirklich zugehört hatte... dachte er. Aber irgendwie war Toshiya viel zu Präsenz, als das er ihn einfach wieder vergessen oder nochmal ausblenden könnte... Dieser Abend lief wie der davor ab, mit genau denselben Fragen am Ende und den genau selben Antworten, denn er wollte nicht, aber dieses Mal war die Letzte nicht ernst gemeint, was man an der Stimme und dem Verhalten des Größeren bemerkte. Es war, als ob ihn dieser nur aufziehen wollte, was jedoch nicht so funktionierte, da es den Silberhaarigen nicht interessierte. An diesem Tag nicht, wie auch den ganzen folgenden Tagen, die er diesen wieder sah. Sie redeten nicht viel, wenn dann tat es nur der Rotschwarzhaarige, denn Yura antwortete nicht, hatte keine Lust. Aber er konnte auch nicht von dem Ort fern bleiben, außer es war schlechtes Wetter, denn da fehlte der Sonnenuntergang. Man musste wenigstens sagen, dass der Jüngere während die Sonne unterging schwieg, das rechnete er ihm hoch an, denn er mochte es nicht, wenn jemand währenddessen sprach. „Wie heißt du überhaupt?“ kam dann die Frage von dem Größeren, kaum war wieder der letzte Sonnenstrahl verblasst. „Yura...“ „Und?“ „...“ Er hatte an sich immer noch keinen Nachnamen... nur den einen, welcher ihm sein alter Klassenkamerad gegeben hatte, welchen er nun aber auch für den Pass genommen hatte und Sonstiges, wofür man einen brauchte. „Nanashi Yura...“ beantwortete er dann doch die Frage und stellte sich selber gleichzeitig die, warum er das getan hatte. Es konnte diesem doch egal sein... „Na dann, Yura-chan, bis unten!“ Daraufhin ließ sich Toshiya wieder fallen und der Kleinere tat es ihm gleich. Unten angekommen lief es wieder wie die Tage davor ab, nur dass der Rotschwarzhaarige dieses Mal zum Abschied winkte und nichts mehr sagte. Kein 'Bis Morgen' oder 'Bis zum nächsten Mal'. Es war eine Abweichung, aber das war irgendwo gleich, jedoch nur irgendwo, denn irgendwie hatte Yura das Gefühl, dass es irgendeine Bedeutung hatte... Diese Geste hatte wirklich eine Bedeutung, wie er am nächsten Tag bemerkte, denn Toshiya tauchte an diesem Tag, wie auch den ganzen folgenden Tagen nicht auf. Somit war wieder ein Anhängsel verschwunden, so wie es aufgetaucht war. Nur dieses Mal hatte es einen Namen. Kapitel 3: alone? ----------------- „Es ist nicht viel, aber immerhin genügend Platz, ein Dach über dem Kopf und eine extra Küche!“ wurde Yura freudig mitgeteilt, woraufhin er nur seine Tasche abstellte und sich den Raum mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtete. Warum der Kleinere und seine Familie ihr Haus für 'das' hier aufgegeben hatten, das verstand er nicht. So nebenbei, wo war dessen Familie eigentlich? Hier in dieser... Wohnung... auch wenn diese nur aus einem Zimmer, ohne Bad und Küche dazu gezählt, bestand, hoffentlich nicht, denn Platz hätten sie dann eindeutig keinen mehr... „Deine Familie... wo ist die?“ fragte er deswegen den Schwarzhaarigen, der sich auch zu ihm umdrehte und den Kopf leicht schief legte. Es sah aus, als würde dieser überlegen... „Keine Ahnung, ganz ehrlich. Aber ist schon okay, ich find sie schon wieder.“ teilte der Ältere dann seine Antwort mit und brachte dem Aschblonden somit einen Haufen an Fragen, die er jedoch nicht stellte, da er sie gleich wieder vergaß. So wichtig waren ihm diese Leute nicht. „Ich hoffe, es ist okay für dich, wenn wir, bis wir uns was Besseres leisten können hier zusammen wohnen?“ fragte der Kleinere. „Hmm...“ „Ist halt nur ein Bett... falls das auch okay ist...?“ „Ich schlafe nicht, also ja.“ „Wieso schläfst du nicht?“ Gute Frage... Yura blickte direkt danach aus dem Fenster und zuckte dann leicht mit den Schultern. Er hatte keine Ahnung, aber er hatte auch keine Lust sich darüber Gedanken zu machen. Es war einfach so, er hatte von einem Tag auf den anderen nicht mehr geschlafen, aber es war nichts passiert. Zumindest nichts, an was er sich erinnern könnte. Kurz, konnte es nicht so ein großes Drama gewesen sein, schließlich waren diese prägend. Diese Wohnung lag ziemlich weit unten und mitten in der Stadt... das Einzige was man sah, wenn man aus dem Fenster schaute, das waren Wände und andere Fenster... zusätzlich hörte man das Treiben auf der Straße sehr deutlich, wie auch sämtliche anderen Mitbewohner. Nicht gerade sein Traum von Stille und Sonnenuntergängen, wie auch den Mond betrachten, wenn es Nacht war. Das war wieder einer der Momente, wo er sich fragte, wieso er eigentlich zugestimmt hatte, mit hier her zu kommen. Wie oft er sich das nun in den letzten Stunden gefragt hatte, das wusste er schon nicht mehr... man konnte es schon nicht mehr zählen. „Was machst du dann die ganze Nacht lang... so wenn du nicht schläfst?“ „Den Nachthimmel betrachten... hatte ich zumindest getan...“ „Oh...“ Das war eine sehr schlaue und wirklich einfallsreiche Antwort daraufhin, aber es kam auch nicht mehr. Keine Entschuldigung oder ein 'das kann man hier nicht', einfach gar nichts. Aber es wäre auch Unsinn gewesen, denn er hatte zugestimmt und hätte es wissen müssen, also warum sollte sich der Schwarzhaarige bei ihm entschuldigen? Es wäre genauso dämlich gewesen ihm mitzuteilen, dass es hier nicht möglich ist, da man den Himmel nicht sah, schließlich war der Größere nicht blind. Er musste nun nur eine Beschäftigung für die Nacht finden. Das konnte immerhin nicht so schwer sein. Yura war, seitdem er in Japan war, selten zuhause, spazierte eher durch die Stadt und suchte, nach irgendwas was für ihn einen Sinn ergab. Er hätte zwar wie sein Mitbewohner in die Schule gehen können und danach arbeiten, aber irgendwie wollte er das nicht. Die Schule ergab für ihn keinen Sinn und eine Arbeit... die war nicht so leicht zu finden, wenn man keine Schule abgeschlossen hatte und noch nicht volljährig war. Zwar hätte er auch irgendwas dubioses machen können, wie auf den Strich gehen oder Drogen verticken... aber Erstes passte nicht zu ihm, da er sich nicht anfassen ließ und Zweites war ihm zu stupide... Es brachte zwar viel Geld und das auch schnell, aber er hatte keine Lust dabei von irgendeinem Anderen abhängig zu sein oder sich sonst welchen Stress, welcher damit verbunden war, herumzuschlagen. Da würde er mit der Zeit was Besseres finden. Man musste wenigstens sagen, dass er mittlerweile schon ein paar hohe Orte gefunden hatte, wo er doch wirklich etwas mehr vom Nachthimmel sah. Also war das Ganze rumlaufen wenigstens nicht sinnlos gewesen. Er hatte sich dafür zwar mit jemand anlegen dürfen, mehr oder minder, aber es hatte sich gelohnt. Es war ein Kerl in ungefähr seinem Alter, wenn nicht sogar jünger. Der hatte sich ein Firmengebäude gekauft, auf welchem Dach er sich nunmal gerne aufhielt, da es zu den höchsten Orten gehörte. Das was an dem Unbekannten seltsam war, war dass dieser sich ganz oben seine Wohnung bauen ließ, mit Dachterrasse, obwohl dieser Höhenangst besaß. Ebenfalls seltsam war, dass dieser extrem faul war, aber tagtäglich zwanzig Stunden arbeitete... normal war das zumindest nicht. Aber es war auch nicht das Problem des Aschblonden. Immerhin hatte er es geschafft, nach einer sehr langen Diskussion, zumindest solange das Dach benutzen zu dürfen, bis die Firma fertig aufgebaut war, wie auch die Wohnung von dem Chef. Das war immerhin ein Aufschub von fast einem Jahr, also genügend Zeit einen neuen Ort zu finden und den zusätzlichen großen Vorteil, den Yura genießen konnte, war die Tatsache, dass der Blonde nicht viel redete und ihm somit auch nicht auf die Nerven gehen konnte. Den einzigen Wortwechsel, den sie führten war der Abendgruß, wenn er ankam und der Morgengruß, wenn er wieder ging. Keine lästigen Fragen oder seltsame Lebensgeschichten oder Ähnliches. Ein einfaches 'Hallo' und 'Tschüss'. Gerade viel mehr sprach er auch nicht mit seinem Mitbewohner, denn dieser war nicht zuhause, wenn er da war und nachts war er selber nicht da. Ab und an holte der Größere den Schwarzhaarigen am Morgen ab und begleitete ihn zu Schule, ließ sich auf diesen Weg von diesem zuschwallen, was ihm so alles passiert war, in der Arbeit, Schule, whatever. Er hörte nur still zu und ließ den Älteren reden. Erst als ihm dieser die Frage stellte, was er so alles gemacht hatte oder machte, wenn sie sich nicht sahen, musste er doch etwas sagen, schließlich hatte er irgendwas zu erzählen, was nicht wirklich in das Alltägliche passte. Weshalb Yura dann auch von dem blonden Kerl erzählte, welchem die Firma gehörte und was er selber von diesem dachte, wie das derjenige voller Widersprüche in sich selbst war und das er ihn auch auf dasselbe Alter wie sich schätzte, woraufhin der Schwarzhaarige dann auch leise lachte. „Du bist manchmal wirklich niedlich und irgendwie beneide ich den Kerl, denn das hört sich nach viel Kohle an.“ sagte dieser dann auch im Anschluss. „Es ist viel Arbeit, etwas was du nicht machen würdest.“ antwortete dewr Aschblonde nur trocken, ignorierte den ersten Satz. „Auch wieder wahr, dennoch... so könnte man sich viel früher ein ruhiges Leben schaffen. Das klingt halt wirklich verlockend. Aber ja, nichts für mich. Wir sehen uns. Muss jetzt rein. Bye!“ mit den Worten winkte der Ältere Yura nochmal und verschwand dann im Schulgebäude. Der Zurückgebliebene schüttelte nur den Kopf und drehte dann auch ab. Ein ruhiges Leben? Nur weil man Geld hatte? Er fand nicht dass das ein Grund für ein ruhiges Leben war. Geld war schließlich nicht alles und selbst wenn, dann schaffte es einem eher noch mehr Probleme, als man so oder so schon hatte. Er brauchte es nicht... zumindest wenn dann nur um sich einzukleiden, da man hier leider nichts umsonst bekam. Das mit dem Essen hatte sich in der Hinsicht geklärt, da er einfach nicht mehr aß, schließlich reichte es schon, dass sein Mitbewohner für sie Beide Miete zahlte, so musste er diesen nicht auch noch durchfüttern. Yura fand es zwar am Anfang ziemlich seltsam, dass er nach einer Weile ohne Essen immer noch keinen Hunger verspürte oder auch sonstige Anzeichen, wie das Verlieren von Gewicht oder Krankheiten, zwecks irgendeinem Mangel aufzeigte, aber irgendwann hatte er aufgehört sich zu fragen, warum das so war, es war einfach so und ändern konnte er es nicht. Erklären konnte es ihm auch keiner. Er war einfach seltsam, damit hatte er sich schon seit längerem abgefunden. Angefangen hatte das Ganze mit Kleinigkeiten, wie das er einfach schneller und stärker geworden war. Dinge denen man keine Beachtung schenkte. Erst die schmerzunempfindlichkeit hatte ihn dann irgendwie stutzig gemacht. Irgendwann danach konnte er nicht mehr schlafen und jetzt wo er auch nicht mehr essen musste war die einzige Frage die er sich stellte, ob er wohl noch andere seltsame Eigenschaften hatte. Er könnte mal versuchen sie alle aufzuzählen oder aufschreiben... so was nicht normal war für einen Menschen. Auch könnte er ausprobieren was sonst noch so alles anders war. Dann hätte sich zumindest die Frage geklärt, was er noch alles Seltsames verbarg. Gesagt getan oder eher gedacht und getan, denn Yura fand, dass das wenigstens eine sinnvolle Beschäftigung war. Besser als alles andere was ihm sonst so noch einfiel auf alle Fälle. Somit fing er an, verschiedene Dinge auszuprobieren, angefangen von harmlosen Dingen, wie Spiele, wo er einfach nur wissen wollte, wie schnell er dachte oder handelte. Weiterhin testete er seine Reaktionen aus, auf verschiedene Einflüsse. Als er damit durch war, nahm er solche Sachen, wie die, wie schnell er heilte, beziehungsweise welche Verletzungen schneller heilten. Da er keine Schmerzen spürte, war das Ganze für ihn kein Problem. Das Testen der restlichen Sinne nahm er einfach auch dazu. An sich machte er aus sich ein reines Versuchskaninchen, das ganze restliche Jahr über. Am Ende von diesem probierte er auch aus, ob er gegen Gift immun war, viele Verschiedene. Resultat des Ganzen: Er war schneller, stärker, konnte besser hören und riechen als andere Menschen, spürte keinerlei körperliche Schmerzen, war immun gegen Gift und verletzen konnte man ihn auch nicht. Zusätzlich hatte er die Fähigkeit die Präsenz anderer Lebewesen zu spüren. Kurz er war wohl so eine Art Übermensch oder Monster, wahlweise Bestie... irgendwas in der Art. Nur was brachte ihm das Alles? Er wüsste nicht, wie er das einsetzen sollte... Es war eine Erkenntnis über sich selber, worüber er sehr gerne reden würde mit irgendjemand. Das war das erste Mal, dass er das Bedürfnis hatte mit jemand über sich zu reden. Die einzige Person die ihm einfiel war sein Mitbewohner, weshalb er dann auch nach kurz oder lang auch aufstand und von dem Dach des Hochhauses ging. So würde er die letzte Nacht, die er hier bleiben dürfte doch nicht hier bleiben, sondern nach Hause gehen und hoffen das der Schwarzhaarige da war, damit er mit diesem reden könnte. „Tadaima...“ teilte der Aschblonde der leeren Wohnung mit, als er sie betrat. Der Kleinere war noch nicht da, also würde er auf ihn warten. Solange konnte das immerhin nicht dauern. Leise seufzend setzte sich Yura in der Mitte des Raumes in Seiza auf den Boden und starrte auf seine im Schoß zusammen gefalteten Hände. Je mehr Zeit verstrich umso öfter wechselte er die Position, mal im Schneidersitz, mal einen Fuß angezogen und den Kopf auf dem Knie abgelegt, auch legte er sich nach einer Weile hin. Erst auf der Seite liegend, dann wechselnd auf den Bauch, von wo aus sich er dann auch den Rücken drehte. Mittlerweile war die Sonne schon lange wieder aufgegangen, aber von dem Älteren keine Spur. Den ganzen Tag lang ließ sich dieser nicht blicken, auch den Folgenden tauchte er nicht auf. Yura verblieb in dieser Wohnung über eine Woche ohne auch nur ein Zeichen von seinem Mitbewohner. Das war seltsam... irgendwie zu seltsam... Der Aschblonde machte sich langsam Sorgen oder zumindest sowas in der Art, weshalb er anfing die Plätze abzusuchen wo der Schwarzhaarige immer mal wieder war oder wovon dieser erzählt hatte. Aber an keinem von diesem Orten war er aufzufinden, noch hatte ihn irgendjemand gesehen oder hätte ihn jemals gesehen, fast schon so, als hätte der Ältere nie existiert. Er war weg und tauchte auch nicht mehr auf... er hatte ihn alleine gelassen, an einem Ort wo Yura nicht einmal wusste, was er hier sollte... aber auf der anderen Seite war das gleich, denn er würde es nicht einmal wo anders wissen... nur irgendwie verspürte er das erste Mal Angst, Angst davor alleine zu sein. Das war wohl das was man dann 'Einsamkeit' nannte, oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)