Smoke and Crimson von dadgrin ================================================================================ Kapitel 6 --------- Alles wäre für Sebastian so viel leichter gewesen, wenn Grell sich nicht bewegt hätte. Er hatte Grell doch extra gesagt sich nicht zu rühren. Er hatte sogar die Wahrscheinlichkeit miteinbezogen das Grell es ignoriert und ihm die Möglichkeit gegeben Sebastians ausdrückliche Wünsche zu ignorieren ohne dass Sebastian die Kontrolle über die Situation verlieren würde. Wenn Grell sich nicht bewegt hätte, dann hätte Sebastian nicht herausgefunden warum Grell so gut hatte vergeben können. Er hätte nicht herausgefunden, dass der Undertaker über ihn gelacht hatte und nicht einfach nur in seine Richtung, und er hätte nichts von Liliths Plänen gewusst. Es war unumstritten nützlich etwas über Liliths Pläne zu wissen – es war schließlich von Vorteil so etwas zu wissen – aber die Tatsache, dass er von ihnen noch nichts wusste, machte die Tatsache, dass ihm Grell so einfach vergeben konnte und das Lachen des Undertakers zu unglücklichen Umständen (und sinnlos noch obendrein.) Wenn es darauf ankam sorgte es auch nicht gerade dafür, dass er sich besser fühlte. „Guten Abend, meine liebe Tante. Das Mondlicht bricht sich heute Nacht besonders schön in deinen Schuppen“, meinte Sebastian, während er im Salon, einen Block entfernt von dort wo er Grell noch sicher und still vermutete, platz nahm. Der Salon gehörte einem Menschen, aber das war unwichtig. Was wichtig war, dass der Salon durch seine dunkle, provokante Ausstrahlung uneinladend wirkte. „Soll ich dir das Feuer entzünden?“, fragte Sebastian wobei er mit einer Hand zur Feuerstelle deutete. „Stimmt, so etwas kannst du ja ganz gut“, entgegnete Lilith. „Ich glaube es könnte nicht schaden, ich muss diesen Salon ja nicht so kalt in Erinnerung behalten. Morgen ziehe ich weg, zusammen mit meiner vertraglich verpflichteten Seele. Sie will nach Deutschland, sie hat Nachforschungen im Bereich des okkulten gemacht und wie es aussieht gibt es eine Gesellschaft welcher sie gerne einen Besuch abstatten und vielleicht eine Partnerschaft schließen, die ihr ebenso viel wie unser Vertrag bringen würde.“ Sebastian interessierte das kaum, auch wenn es ihn interessierte warum seine Tante glaubte, dass er gefallen an solch banalem Geschwätz hatte. Er hielt es für Wahrscheinlich, dass sie es ihm eher früher als später erzählen wurde. Ein kurzer Blick Sebastians zur Feuerstelle setzte sie in Brand, auch wenn sie gefegt worden und kein Feuerholz in Sicht war. Er hatte das Bedürfnis seine Sache anständig zu machen bei einem Publikum wie Lilith; sie würde die Arbeit wahrscheinlich sowieso nicht würdigen. „Als junge Frau verlor sie ihren Verlobten. Es dauerte nicht sehr lange – oder, um genauer zu sein, erst kürzlich – bis ihr klar wurde, daes sie nicht verstehen konnte, wenn sie all als... gewöhnlich betrachtete. Sie hätte mich zu keiner besseren Zeit rufen können. Sie ist einfach perfekt Azzy, du solltest sie sehen.“ 'Azzy.' War das notwendig? Nein, war es nicht. „Mein Name ist Sebastian. Für welche deiner Absichten ist sie denn perfekt? Hast du entschieden meinem Beispiel zu folgen und mehr auf das zu achten, was du isst?“ „Wenn das der Fall wäre mein lieber Neffe, dann könnte ich ihren Wunsch erfüllen indem ich sie zu uns nach unten riefe. Der Dämon der Schuld am verschwinden ihres Verlobten ist bist schließlich du. Du solltest sehen was aus ihr geworden ist“, sagte Lilith. „Süße kleine Elizabeth.“ Es gab nichts was Sebastian dazu auf der Stelle sagen wollte. Er kreuzte schlichtweg die Beine und lehnte sich im Polster des mauvefarbenen Sessel zurück.“Ich könnte es ihr natürlich nicht erzählen. Auf diese Weise könntest du mit uns nach Deutschland kommen.“ „Wieso willst du nach Deutschland?“, wollte Sebastian wissen. „Ein Experiment“, antwortete Lilith. „Was hältst du vom Tod Gottes? Ist ein bisschen unpassend, sagt sich aber schön.“ Eigentlich hörte es sich wie etwas Geschäftliches an, so wie er die üblichen Hobbys seiner Tante kannte. Der einzige Unterschied war, dass sich Lilith dieses Mal größere Mühe gab ihn mit einzubeziehen als gewöhnlich. Es störte ihn. „Ich hab den Schnitter gefunden den du am Rande des Todes zurückgelassen hast“, meinte Sebastian plauderhaft. „Deswegen bin ich hier. Obwohl es da ehrlich gesagt nicht viel zu bereden gibt.“ Lilith kicherte. „Wenn du mit 'gefunden' meinst, das du ihn dir 'zu Willen gemacht hast' gibt es viel zu reden. Ich bin so erfreut, dass mein lieber Neffe einen gut aussehenden Gentleman zum Freund gefunden hat. Oh, aber stimmt ja, ich bin ein Dämon, oder nicht? Und mein lieber, kleiner Neffe ebenfalls. Das heißt er hat wichtigeres zu tun, als seine Zeit mit einem Schnitter Tod zu verplempern. Besonders einen Schnitter, den ich so von ganzem Herzen verabscheue“, seufzte Lilith. „Wieso tust du mir das an, Liebling? Ich mache mir so viele Sorgen um dich. Manchmal habe ich das Gefühl, dass du gar nicht an deine arme, alte Tante denkst...“ Sebastian runzelte die Stirn. „Was hat ein hier ansässiger Schnitter Tod getan, um sich deine Missgunst zu verdienen?“ „Er nimmst sich mehr vor, als er auf die Reihe kriegt, beide, er und sein Boss“, Lilith grinste. „Ich würde es eine etwas aktivere Rolle im Kampf zwischen Himmel und Hölle nennen. Sie wissen, dass ich etwas plane, aber sie wissen nicht was es ist. Wir wissen es natürlich, und du kannst davon ausgehen das es bald auch ein Schwarm Erzengel weiß.“ Hätte Sebastian es sich aussuchen können welche Stimme er gerade am wenigsten hören wollte, dann wäre es die von Grell gewesen. „Du weißt das wahrscheinlich schon, aber Engel können Verträge von Dämonen brechen, wenn es sich um einen Notfall handelt. Das hier wird höchstwahrscheinlich darauf zutreffen, also... oh, und denk nicht mal daran jetzt nach oben zu stürzen und Elizabeths Seele zu rauben, sie wird bewacht von einem alten Freund eines Freundes von ihr aus ihrer Kindheit, jemanden den sie als den 'Undertaker' kennt und der einer meiner Mitarbeiter ist.“ Vor nicht allzu langer Zeit hätte Lilith Grell beinahe getötet, einfach nur so zum Spaß. Nun hatte sie eine weitere Gelegenheit. Wenn er Liliths beiläufigen Kommentar von zuvor miteinbezog, dann konnte Sebastian, wenn er richtig anstellte Will alles in die Schuhe schieben. Also, wo war er? Will war nicht hier. Er würde in seinem Büro sitzen oder wo immer sonst es war wo Schnitter Manager ihren Papierkram machten, darauf wartend, dass jemand kam und ihm sagte dass, wenn er nicht dazwischen ging, er für die Friedhofsschicht Dienstag einen Namen weniger einzutragen hatte. Mit diesem Gedanken im Kopf stand Sebastian vorsichtig auf und strich sein schwarzes Jackett glatt. „Grell war es das wovon du Gesprochen hast?“ „Ja, mein liebster Sebby.“ Die Art wie Grell dies aussprach fand Sebastian in keinsterweise attraktiv, allerdings war er bereit die Umstände zu berücksichtigen. Und noch mehr als das wollte er die Situation beenden. „Lilith“, sagte er, „du solltest jetzt gehen.“ In einer Stunde würde er sich zurückerinnern und verstehen wie zweideutig sein momentanes Verhalten auf die Parteien, die er eigentlich auseinander halten wollte, gewirkt hatte. Für Lilith hatte es natürlich so gewirkt als wollte er Grell beschützen. Aber aus Grells Sicht hatte es so ausgesehen als wären Sebastians Prioritäten ein bisschen anders. Es half auch nichts, dass Lilith von ihrem Lehnstuhl aufstand und Sebastian höflich umarmte, bevor sie ihn auf beide Wangen küsste und herzlich meinte, „Dann überlasse ich das hier dir“, bevor sie verschwand. Dabei war es Sebastian verständlicherweise noch nicht gelungen die Puzzleteile zusammen zu legen. Er war ein bisschen zu sehr davon eingenommen gewesen auf Liliths Angriff zu warten. „Dir fehlt nichts?“, wollte Sebastian wissen, als er Grell beiseite nahm und sanft an den Schultern packte. Grell brauchte ein paar Sekunden für seine Antwort. Kaum merklich schüttelte er seinen Kopf, sein verstörter Blick ging an Sebastian vorbei. Der Dämon seufzte erleichtert. Normalerweise war Sebastian nicht gleich so gefühlsduselig, aber das hier waren keine normalen Umstände. Er strich ein paar lose Strähnen scharlachroten Haares nach hinten und hauchte einen Kuss auf Grells Lippen. „Du bist so ein Idiot“, murmelte Sebastian. „Du hättest sterben können. Hast du mir vorhin überhaupt zugehört?“ „Was glauben sie was sie da grade mit einem meiner Schnitter machen Dämon?“ Sebastian zuckte zurück beim Klang dieser schreibmaschienenartigen Stimme. Es war Will. Noch bevor Sebastian die Zeit hatte sich eine Art Antwort zu überlegen trat Grell unsicher zurück. Er biss sich auf die Unterlippe und dann innerhalb eines Herzschlags hatte er sich wieder gefasst. Als er den Rücken seines Handschuhs an seine Lippen führte war es wie ein Schlag der Verachtung, in seinem bleichen Gesicht flammte der Schock auf. „Ich bin eine Schauspielerin, nicht wahr?“, schmunzelte er in Sebastians Richtung. Sebastian wusste wusste nicht was er tun sollte. „Nun ja, du hast mich nichtsahnend erwischt. Wenn ich gewusst hätte das der Vorhang Heute fällt, hätte ich die Rosen mitgebracht. Ich würde sagen das war deine beste Performance.“ Grell strahlte.“Wirklich? Du weißt wie sehr ich deine Meinung schätze; dein Zuspruch ist mehr als die besten Kritiken.“ „Ich entschuldige mich für die Täuschung Dämon“, meinte Will. „Normalerweise gebe ich mir wirklich Mühe meine Standards über Ihren zu halten, aber es war ein Notfall. Sie verstehen. Wir haben angenommen, dass Sie direkt in Liliths Plan involviert wären, aber jetzt haben wir situationsbedingte Beweise. Dass Sie ein Dämon sind hilft ihnen nicht viel, aber es ändert den Text in Ihrer Akte. Mr. Sutcliff“, fügte er hinzu, seine Stimme klang gepresst, „Ich erwarte Ihren Bericht in zwei Stunden auf meinem Tisch. Ich schlage vor Sie fangen sofort an, wenn Sie ihre Antwort möglichst schnell haben wollen.“ „Nun, das hat Spaß gemacht, nicht?“, meinte Grell. Aber es war an Sebastian gerichtet, nicht an Will. „Du–“, Sebastian kochte vor Wut, ein Fluch lag ihm auf der Zunge. Aber dann wurde ihm klar, dass er nur über sich selbst fluchen würde. Er war ein bisschen zu menschlich gewesen, für ein bisschen zu lang; er hatte gesehen was er hatte sehen wollen, nicht mehr und nicht weniger. „Schau mich nicht so an Sebby“, seufzte Grell spöttisch.“Ich wusste, es würde nichts dauerhaftes sein. Und das – kannst du mir vorwerfen, dass ich verletzt bin? Dass ich auch nur ein bisschen sauer war? Und... dass ich mich nicht schlecht dabei gefühlt hab dir etwas vorzumachen? Immerhin bin ich davon ausgegangen dass, wenn du mitgespielt hättest, genau dasselbe getan hättest. Und du hast mitgemacht. Ich bin so froh, dass ich einen unterhaltenden Abschied für dich vorbereiten konnte... für eine kurze Zeit zumindest.“ „Nein“, protestierte Sebastian. „Ich–“ „Das Problem Sebby“, unterbrach ihn Grell mit einem Haifischzähneschmunzeln, „Mit jedem Versuch von dir, dich zu verteidigen ist, dass ich nicht weiß ob du lügst oder nicht.“ Also das war ja mal total gelogen. Nicht einmal die Möglichkeit – würden sie hier überhaupt stehen, wenn Sebastian kein Dämon wäre? Dennoch Sebastian wusste ganz genau das einen Weg gab Grell zu zeigen, dass er die Wahrheit sagte. „Wenn ihr euch so sicher seid, dass ihr hinter mir her seid, wieso tötet ihr mich nicht einfach?“, schlug Sebastian vor. In der darauffolgenden Stille der Nacht veränderte sich die Art in der sich das Mondlicht in Grells Brillengläser spiegelte. Die gezackte Linie seiner Zähne verschwand in der Dunkelheit. „Nicht ganz“, fügte Sebastian hinzu, „Nur genug – damit du dich überzeugen kannst.“ „Ich–“, stammelte Grell. „Ich könnte dir niemals wehtun–“ „Irgendwie glaube ich nicht, dass ich es bin, bei dem du Angst hast ihn zu verletzen“, sagte Sebastian ruhig und streckte seine Hand in Richtung des Schnitters aus. „Oder eher, ich bin nicht der Einzige. Ich bin bereit verletzt zu werden, aber du nicht, oder?“ „Was erlaubst du dir so etwas überhaupt zu sagen“, Grell kochte vor Wut und schlug Sebastians Hand weg. „Ist doch nett und alles, nicht? Dir sicher zu sein, dass du wirklich glaubst, den Schmerz spüren zu müssen, von dem du glauben machst du seist darauf vorbereitet. Wenn du wirklich in Gedanken bei mir zurück nach London gekommen bist, wie du sagst, dann wette ich, dass es nicht einen einzigen Augenblick gab in dem du daran gezweifelt hast, dass es nicht so laufen würde wie du es dir vorgestellt hast.“ „Das stimmt nicht.“ An dieser Stelle räusperte sich Will. „Grell. Wir gehen.“ Grell starrte ihn in verärgertem Unglauben an und nach einem kurzen Seufzer sagte er zu Sebastian, „Damit das klar ist, abgesehen von Wills Managergeschwafel haben keinen Anlass zu glauben, dass du involviert bist. Soweit wir das sagen können bist du unschuldig.“ „Das ist gut zu wissen. Natürlich hätte ich euch das auch selbst sagen können, immerhin bin ich nicht nur unschuldig, sondern auch vollkommen unwissend.“ „Das wäre gut zu wissen“, stimmte Grell sanft zu. „Ich werde versetzt. Nach Amerika. Das war der Deal. Ich spiele dein Spiel mit und untersuche in wie weit du involviert bist, ich... Naja, es gibt nichts weiter zu sagen, oder? Außer auf Wiedersehen, das ist alles.“ Grell hätte sie jetzt verlassen können. Wills Blick nach zu urteilen wäre es besser gewesen. Aber er tat es nicht, nicht sofort. Er nahm seine Brille ab, putzte sie mit einem zerknitterten weißen Stück Stoff und setzte sie erst wieder auf als er sich abgewandt hatte. „Mr. Grell Sutcliff“, rief Sebastian. „Warte. Nur einen Moment. Du liebst mich wirklich noch, nicht?“ Es war keine Frage. Sebastian wäre nicht genervt gewesen von einer Antwort, er wollte nur sicher sein. Er hätte genauso gut den Schatten einer Straßenlampe fragen können wo hin verschwunden war, denn alle Antworten die er bekam waren die des leeren Türrahmens. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)