Smoke and Crimson von dadgrin ================================================================================ Kapitel 12 ---------- Für all die Mühe die er sich gegeben hatte das Sebastian auf ihn 'wartete', schleppte er sich mit kaum genug Energie für irgendwas eineinhalb Stunden später durch die Vordertür. Sebastian hatte ihn ins Bett gebracht. „Was ist passierte?“ „Ich will nicht darüber reden“, murmelte Grell gegen Sebastians Ärmel (Sebastian hatte sich wieder angezogen nachdem er zu dem Schluss gekommen war das es eher unangemessen war halbnackt wie Grell ihn zurückgelassen hatte zu faulenzen.) „Wirklich?“, fragte Sebastian als er Grell hinsetzte und seine Krawatte lockerte. „Menschen sind Idioten“, sagte Grell als er sich auf die Seite drehte, das Gesicht ab von Sebastian. „Sie sind es wirklich und wahrhaftig. Wann verstehen sie endlich das sich das Jenseits nicht darum kümmert unter welchen Umständen sie ihren Gebete sprechen? Sie sind alle gleich.“ Darauf wusste Sebastian nun keine Antwort, außer die das er ihm zustimmte. „Geh schlafen“, sagte er sanft und streichelte abwesend Grells Haar, während er nachzudenken begann.Wieder einmal war es Zeit sich viel zu sehr in die Angelegenheiten der Menschen einzumischen. Die Menschen rauften sich in Kriege, begründet auf den Besonderheiten ihrer jeweiligen Religionen, es war nichts neues für Sebastian. Besonders wenn man bedachte das es zum Teil der Grund war warum sich Sebastian dazu entschlossen hatte sich erstmal besser um seine Diät zu kümmern. „Sebby?“, murmelte Grell. „Danke.“ „Wofür?“, kicherte Sebastian. „Dafür das du hier warst als ich zurückkam. Hältst du mich?“ So überschwänglich wie Grell das fragte wollte Sebastian lachen, doch der eiserne Ernst von Grells ersten Worten lag noch schwer in der Luft. Also lehnte er sich zurück und zog Grell in seine Arme, obwohl Grell sowieso schon beinahe dort gewesen war am Ende seiner Worte. Irgendwann hörte Grells Brustkorb auf sich zu heben und senken und Sebastian wusste das er eingeschlafen war. Falls Sebastian es schaffen sollte seine Tante irgendwie aufzuhalten, ungeschehen machen, was sie wohl schon längst getan hatte und den Krieg vor den sich sein voriger Herr so gefürchtet hatte und den auch auch Grell wahrscheinlich im stillen fürchtete, dann wäre es das erste Mal das Sebastians Einmischung in die menschlichen Angelegenheiten ihnen wirklichen helfen würde auf der großen Skala. Nein, das stimmte nicht. Er hatte einige gute Dinge für einen kleinen Teil der Menschheit unter Ciels Kommando getan. Er nahm an es kam ganz auf seinen Meister zu jeder Zeit an und was er oder sie wollte. Etwas so vergiftendes und erschütterndes wie Rache das die ganze Welt bewegen konnte oder etwas so bescheidenes wie die Liebe einer Mutter oder den simplen Wunsch des Überlebens, der die Welt ebenfalls in Bewegung setzen konnte. Es war erst vor recht kurzer Zeit – ein paar Jahrhunderten – das Sebastian sich darum kümmerte, welcher Art von Meister er sich verschwor. Und interessanterweise war es niemand anders als William T. Spears der lange genug da gewesen war um einen Blick auf den früheren Sebastian werfen zu können. Er nahm an das es erst mit Catherine von Aragon richtig begonnen hatte, sie war die erste Frau König Henrys VIII gewesen. Die Ehe – oder Annullierung – hatte die religiösen Vorstellungen der Zeit angefochten. Catherine von Aragon hatte, mehr als alles andere, gewollt das das Kind welches in ihrem Bauch wuchs eines Tages König von England wurde. Man musste Sebastian nicht daran erinnern wie besessen König Henry VIII von einem männlichen Erben gewesen war, denn es würde kaum ein paar Jahre später auf den Plan treten. Damals war Sebastian gefräßig gewesen, hatte seine Gestalt so oft wie nötig geändert um so viele Seelen wie möglich zu verspeisen. Aber er war ebenso geduldig gewesen: es war die Ruhe vor dem Sturm eines unersättlichen Wahnsinns gewesen. Er hatte Catherine von Aragon im Austausch für ihre Seele versprochen das ihr Kind eines Tages der Herrscher von England werden würde. Dieses Kind war ein kleines Mädchens namens Mary. Und dann hatte es dieses Theater mit Henrys Scheidung von Catherine von Aragon gegeben und bald schon gab es eine neue Frau des Tudors die darum bettelte das ihr Kind die Krone trug. Zu diesem Zeitpunkt hatte Sebastian immer noch auf den Moment gewartet um Catherine von Aragons Seele zu verspeisen, er war jedoch weniger nachsichtig mit Anne Bolelyn. Er erhielt ihre Bezahlung nach ihrer Enthauptung die auf die Geburt ihrer Tochter Elizabeth gefolgt war. Seine Ungeduld wurde besonders deutlich, bedachte man das Jane Seymour ihn bezahlte noch bevor sie sich von der Geburt ihres Sohnes Edward erholte. Und so hielt er seine Versprechen auf seine eigene weise. König Edward VI starb, als er ungefähr fünfzehn war. Zumindest erinnerte sich Sebastian das es irgendwie um den Dreh fünfzehn war: sein Geist war so lange am Hof geblieben das er es vergessen hatte. Zuerst verstand Edward nicht. Ein Geist sieht nicht wirklich den blutgetränkten Körper den er zurück lässt. Wenn sich Sebastian nicht täuschte war es Schwindsucht gewesen. Die Rosen des Tudor Hauses waren weiß und rot, weil sie auf die eine oder andere weise mit Blut begossen wurden. Edward hatte sogar das für die Tudors typische rote Haar gehabt, so rot wie das berühmte Haar seiner Halbschwester Elizabeth. Genau wie seine Halbschwester Elizabeth war König Edward IV auch ein Protestant gewesen und hatte anders als die katholische Mary, die Übernahme des Thrones recht kompliziert gemacht. Höchstpersönlich hatte er die Qualen die Edwards zerbrechlicher menschlicher Seele zugefügt worden waren gesehen, als ihm bewusst geworden war das es keine so gute Idee gewesen war Lady Jane Grey an seinem Totenbett zu seiner Nachfolgerin zu ernennen. Beobachten zu müssen wie seine viel geliebte Halbschwester Elizabeth ins Exil geschickt wurde, als der Thron an Mary weitergegeben wurde hatte ihm sicherlich auch zugesetzt. Um es einfach auszudrücken hatte Sebastian eine Menge Spaß daran gehabt den Kindesgeist zu foltern, während er gewartet hatte. Er leugnete es nicht, aber er war nicht der einzige gewesen der ihn wahnsinnig gemacht hatte. Die Andere war seine Halbschwester Mary gewesen. So königlich Edwards Ausbildung gewesen war, so hätte kein lernen der Welt gereicht um ihn ausreichend auf die Verbrennungen vorbereiten könne die Mary zu der niederträchtigen Königin machten die sie war. Catherine von Aragon unternahm den Versuch nicht ihr Wort zu halten. Sie bestand darauf das ihre Seele beurteilt nicht gefressen werden sollte. Sebastian schlug vor, das sie, wenn sie ihre Seele so unbedingt beurteilt haben wolle, sie die Schuld ihrer Tochter Mary an all den in ihrem religiösen Fieber Verbrannten auf sich nehmen solle und sie wäre frei vom Vertrag. Sie nahm Sebastians Vorschlag an and er wiederum hatte den Festschmaus akzeptiert. Genau ab dem Zeitpunkt an dem der Vertrag der ihre Tochter zur Königin von England machte zunichte geworden war, sollte Marys Platz in der Geschichte für immer von den schweren Schatten der Asche ihrer Feuer überlagert werden. Die ganze Zeit jedoch hatte Sebastian angefangen alarmierende, erschreckende Gedanken zu seinen Handlungen heimzusuchen. Es war nicht richtig das sich ein Dämon seiner Verfressenheit und Verdorbenheit schämte: die Seelen die er wegen Marys Feuern hatte verspeisen können, hatten keinen Vertrag mit ihm gehabt und er hatte sie dennoch gefressen. Gepeinigt von seinem Selbstekel wie er war, hatte er dennoch eine letzte Pflicht zu erfüllen. Ein letztes Kind der Tudors hatte den Thron zu besteigen. Also auch wenn er sich nichts sehnlicher wünschte als in die Eingeweide der Hölle zurückzukehren und seine diffusen Verbindungen seiner Einmischung in England hinter sich zu lassen, wartete er und ließ den Kindesgeist seinen Frust spüren indem er in quälte und peinigte bis es ihm langweilig wurde. Das letzte Mal das er den Geist von Edward VI gesehen hatte war am Vorabend von Elizabeths Krönung gewesen. Ein ernster Schnitter Tod in braunem Winterkleid der eine Schlichte Sense mit einem hölzernen Griff bei sich trug, traf Sebastians Blick mit einem stechenden, säuerlichen starren als er den Geist wegführte. Nachdem Elizabeth den Thron übernommen hatte begab sich Sebastian zurück in die Hölle und hungerte auf eigenen Wunsch auf so zwanglos sinnlose weise für Jahrhunderte, das er den Vertrag mit dem jungen verwaisten Ciel Phantomhive unter unglaublicher Schwäche einging. Aber selbst da hatte er den Blick in den Augen des Schnitters nicht vergessen. Dieser Schnitter war ein junger und sehr viel beeindruckenderer William T. Spears gewesen. Und selbst Sebastian wusste das er genug zu seinem eigenen schlechten Eindruck beigetragen hatte – indem er die Seelen von mehr als zweihundert und achtzig Protestanten die durch Marys Befehl verbrannt worden waren gestohlen hatte – um dafür zu sorgen, das Will den Dämonen bis Heute reinen kultivierten Hass entgegen brachte. Sebastian fragte sich wie alt der Schnitter Grell wohl war. Er wollte nicht derjenige sein der Grell sagen musste das was auch immer ihm widerfahren war bevor er in dieser Nacht nach Hause zurückgekehrt war, nicht mehr als die Zugabe des vorigen gewesen war, dennoch fragte er sich wie etwas so offensichtliches für diejenigen die in der Nachwelt der Menschen verweilten, einfach an Grell vorbeigegangen war. Dann allerdings, sollte Sebastian erfolg haben, war die eine Unterhaltung die er niemals führen bräuchte. Für eine kleine Weile. Vielleicht Länger, es kam darauf an wie lange Sebastian erfolgreich blieb. Aber da gab es einen Haken an der Sache. Die Lösung – die weitaus größere Lösung, nicht nur die akute Lösung die die Welt nur dieses eine Mal flicken würde – war schon längst durch jemand anders aufgedeckt worden. Dieser jemand war seine Tante. Und ihre speziellen Methoden waren das akute Problem. Den Faschismus in Europa zu unterstützen und gleichzeitig erfolgreich einen Ersatzkatalysator für den menschlichen Eifer zu finden war einfach nicht der stillste Weg um die blutrünstige Auffassung der Menschheit von Gottes Einfluss auf die Welt zu mindern. Dann wiederum war die Alternative – der Stille weg – das Werk der Engel. Wahres Engelswerk. Dieses gewalttätige eigensinnige Ding das London in Flammen gesetzt hatte, war wahrscheinlich schon lange bevor Sebastian ihn zum ersten Mal getroffen hatte in Gottes Ungnade gefallen. Es war nicht besser als Lilith. Wie fühlte sich Sebastian dabei die Arbeit eines Engels zu tun? Nicht sonderlich gut, also entschloss er sich, sich auf den ersten Schritt zu konzentrieren. Allem anderen zuvor musste er sich dringend mit seiner Tante unterhalten. Sonderlich schaden ihre Methoden und ihren Einfluss in der Menschenwelt bis zu diesem Zeitpunkt genauer unter die Lupe zu nehmen würde es auch nicht. Hatte Grell nicht in der Nacht bevor Lilith ihn angegriffen hatte etwas eigenartiges gelesen? Seine Tante war nicht nur eine Verführerin des Fleisches; das brachte einen Dämon nicht sonderlich weit. Ein Dämon vom Kaliber seiner Tante wusste genauso wie man den Geist verführte. Für Menschen eines bestimmten Charakterschlages war das geschriebene Wort eine verführerische Schlinge. Sanft wie nie legte er Grell auf die Laken und zog die Decke über ihn. Das was Sebastian ein paar Minuten später fand war nicht das Original; er nahm an die billig gedruckte Version war schon vor Jahren zerfallen. Das Grell sie jedoch ersetzt und sich die anderen Werke des Philosophen ebenfalls angeschafft hatte, war der Hinweis den Sebastian zu seiner Bestätigung Gesucht hatte. Wenn es irgendjemanden gab der sich eindeutig zu viel auf gesprochene und geschrieben Worte einließ, dann, das bezweifelte Sebastian nicht, war es Grell. Als er die erste Seite des am frühesten erschienenen Buches aufschlug wusste Sebastian das das Problem nicht der deutsche Text sein würde. Ein ganz anderes Problem starrte ihn an: Grell hatte ausführliche Notizen am Rand und selbst zwischen die Textzeilen geschrieben. Es hätte Sebastian jedoch eine Menge Zeit gespart, wenn Grells Handschrift nicht so verschnörkelt und kursiv gewesen wäre das Sebastian sie völlig unleserlich fand. Er seufzte in sich hinein und fing ganz von vorne an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)