Black Dagger von LucyCameronWeasley (Lover Vicious) ================================================================================ Kapitel 2: Chapter 2- The way of Blood -------------------------------------- Als Sky wieder zu sich kam, steig ihm zuerst der Geruch nach Talkum in die Nase. Doch auch etwas anderes- es roch modrig und feucht. Er öffnete die Augen einen Spalt breit. Es war pechschwarz. Der harte, steinige Untergrund und die Umrisse der Mauern, bestätigten seinen Verdacht in einer Höhle festzusitzen. So lautlos wie möglich setzte er sich auf und stellte genervt fest, dass man ihn gefesselt hatte. Konzentriert lauschte er. Etwa hundertfünfzig Meter von ihm entfernt plätscherte ein Fluss. Das Murmeln der Lesser war ungefähr im selben Abstand, die Schritte hallten nicht besonders laut. Also keine allzu weitläufige Höhle. Bei genauerem Hinhören erkannte Sky, dass die Lesser diskutierten. „Du bewachst den Blutsauger und ich gehe wieder auf die Suche“, sagte der Erste bestimmend. „Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Ohne mich hättest du doch komplett versagt, also bleibst du schön hier und spielst Babysitter, L“, knurrte der Andere. „Wie wärs damit? Ihr bleibt beide hier und bereitet euch auf die Rückkehr zu Omega vor“, schlug Sky sauer vor. Die Lesser hielten einen Moment inne und schneller, als er sehen konnte, standen sie plötzlich am Eingang vor seinem Gefängnis. „Sieh mal einer an, Dornröschen ist also aufgewacht“, spottete der Lesser, den der andere L genannt hatte. Der zweite Lesser grinste hämisch: „Du willst uns zu Omega schicken? Du bist doch vollkommen hilflos, kleine miese Ratte.“ Ein Knurren drang aus Skys Brust, er kniff die Augen vor Wut zusammen. Beide Vampirjäger brachen in Gelächter aus und L schauderte gespielt: „Uhh, jetzt hab ich aber Angst!“ Sky fühlte sich gedemütigt. Nicht nur, dass er von seiner jetzigen Position aus wirklich nichts ausrichten konnte. Überflüssigerweise machten sich diese weissen Hampelmänner auch noch über ihn lustig. „Wieso habt ihr mich hergebracht?“, fragte er so schneidend wie möglich. „Wir halten uns gerne Haustiere“, antwortete L verächtlich und der zweite Lesser lachte erneut auf. Unbeeindruckt sah der Vampir die beiden an: „Aja...Träumer.“ Sofort erstarb das Gelächter. L's Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen: „Natürlich bist du hier, um uns zu sagen, wo die Prinzessin ist.“ Sky verschränkte die Arme vor der Brust: „Nein. Von mir erfahrt ihr rein gar nichts.“ Die Lesser wechselten nur einen kurzen Blick, dann zuckten sie die Schultern. „Werden wir ja sehen“, ließ sich der namenlose Kerl vernehmen und beide wandten sich zum Gehen. „Seid ihr eigentlich schwul?“, fragte der Vampir grinsend, „so wie ihr euch benehmt, würde das ja passen.“ L drehte isch zu ihm um, in seinem Gesicht die blanke Wut: „Wie war das?“ Sky zuckte lässig die Schultern: „ Ihr kriegt ja keinen mehr hoch, da muss man sich doch Abhilfe schaffen, oder?“ Wenn er schon festsitzen musste, dann wollte er wenigstens seinen Spaß haben. „Hör zu, du widerwertiger Blutsauger“, presste L hervor, „du brauchst dich gar nicht in Sicherheit zu wiegen. Wenn uns danach ist, bringen wir dich um.“ Mit einem Ruck andte sich der Lesser ab und verließ zügig die Höhle, der andere folgte ihm. Mit einem Seufzen lehnte sich Sky zurück. Er musste einenWeg hier raus finden, bevor die Lesser Lielanjas Aufenthaltsort aus ihm rausquetschen konnten. In ihrer Wohnung tigerte Lielanja unruhig auf und ab. Am liebsten hätte sie alle Fenster aufgerissen, um den widerlichen Geruch loszuwerden, doch zu ihrem Leidwesen knallte die Sonne unerbittlich vom Himmel. Da sie keinen Hinweis hatte finden können, war sie sich inzwischen sicher, dass die Lesser Sky mitgenommen hatten. Doch wozu? Sky war genau wie sie ein Waisenkind, niemand würde Lösegeld für ihn bezahlen, außer sie selbst vielleicht, wenn sie es denn aufbringen konnte. Wenn sie ihn umbringen wollten, hätten sie es an Ort und Stelle getan. Was auch immer der Grund war, eins stand fest: Sie musste ihn finden und befreien, so schnell es ging. Die Tageszeit dämpfte ihren Eifer jedoch. Die Suche würde noch warten müssen. Die Küche hatte sie seit der Erkenntnis gemieden, doch der Hunger war zu groß, um sich noch ignorieren zu lassen. Widerstrebend ging Lielanja zum Kühlschrank, sorgsam die Luft anhaltend. Eilig angelte sie Käse und Gurken heraus, im Vorbeigehen langte sie nach Brot und Messer. Während sie kaute, war sie in Gedanken verstrickt. Sein Blut floss in ihr, was hieß, sie würde ihn mit genügend Konzentration ausfindig machen können. Materialisieren kam für sie jedoch nicht in Frage. Sie war viel zu orientierungslos, zudem hatte sie es noch nie versucht. Vielleicht sollte sie sich Hilfe holen. Doch diesen Gedanken verwarf sie sogleich wieder. Es gab niemanden der ihr helfen konnte. Die Polizei? Wohl kaum, dieser Haufen eingebildeter Menschen war nicht in der Lage dazu, definitiv. Es gab noch die Bruderschaft der BLACK DAGGER, aber die hatten besseres zu tun. Außerdem hatte Lielanja keine Ahnung, wie sie diese kontaktieren sollte. Also bleibt mir keine andere Möglichkeit. Aber ich werde es auch allein schaffen!,sprach sie sich gut zu. Wie in Trance wanderte sie weiter ins Schlafzimmer. Mit einem gezielten Tritt schwang eine Diele des Bodens auf und darunter eröffnete sich Lielanjas Schatz. Eine lange, schmale Truhe aus Metall, die sich mit einem einzigen Schlüssel öffnen ließ. Dem Anhänger um den Hals der Vampirin. Als der Deckel hochgeklappt war, stahl sich ein zufriedenes Grinsen auf Lielanjas Gesicht, als sie die auf dunklen Eierkartonpolsterungen gebetteten Waffen begutachtete. Links eine Pistole- eine elegante Broken Butterfly, deren Schusskraft so einiges an Durchschlag bot. Bisher hatte sie die Waffe nie verwendet, aber sie fühlte sich einfach viel sicherer damit. Rechts ein etwas abgenutzter Dolch, der schon seit Jahren in ihrem Besitz war. Die junge Frau war nicht gewalttätig, aber sie wusste sich gern in Sicherheit und in der Lage zu wehren. Ganz zu schweigen davon, dass sie gern die Initiative ergriff. Wenn Sky von ihrem Waffenversteck gewusst hätte, hätte er wohl geglaubt, sie hätte den Verstand verloren. Womöglich war das auch gar nicht so abwegig. Geistesabwesend tauschte Lielanja Jeans und Baumwolltop gegen Trainingsanzug und eine dünne Jacke. Sie schnallte den Waffengurt um, den sie sorgfältig unter der Jacke verbarg und blickte in den Spiegel. Das Gesicht war vor Entschlossenheit verhärtet, die verschiedenfarbigen Augen leuchteten vor Kampfwille und Erwartung. Das wird gefährlich, warnte ihre Innere Stimme. Es geht um Sky, da gibt's keine Kompromisse. Ich werde es schaffen., gab sie zurück. Hier stand kein verhätscheltes Mädchen vor dem Spiegel. Sondern eine Kämpferin mit einem klaren Ziel vor Augen. Die Höhle war nicht breiter als drei Meter und kleiner als zwei Meter fünfzig, stellte Sky fest. Zumindest sein Gefängnis, das nach seiner Erkundung eher einer Blase zu gleichen schien. Dematerialisieren war nicht möglich, sowohl die Gitterstäbe als auch die Wand waren mit Stahl verstärkt. „Omega hatte wohl Mitleid mit seinen seelenlosen Schoßhündchen und ihnen einen Anteil von Gehirn geschenkt...“, murmelte der Vampir fast spöttisch. Er würde bestimmt nicht tatenlos rumsitzen und auf Rettung warten. Auch wenn ihm im Moment wohl doch nichts anderes übrig blieb. Grimmig ließ er sich wieder auf den Felsen sinken. Die Lesser wollten ihn zwingen, über Lielanja zu sprechen, doch gleichzeitig hatten sie auch gesehen, dass aus ihm nichts rauszubekommen war. Weshalb ließen sie ihn dann noch am Leben? Er war doch zwecklos. Um ihn als Haustier zu halten, wie dieser L gesagt hatte? Sky schnaubte widerstrebig. Den Gefallen würde er ihnen mit Sicherheit nicht tun. Sein Blick schweifte erneut durch die kleine Höhle. Die Erkenntnis traf ihn plötzlich wie ein Schlag. „Nein!“, stieß er zwischen den Zähnen hervor und sprang mit geballten Fäusten auf. Sein Körper bebte vor Zorn, sein Herz raste vor Entsetzen. Wenn er die Lesser nicht zu Lielanja führte, musste sie von selbst kommen. Und sein Blut in ihren Adern sorgte dafür. Deshalb wurde er am Leben gelassen. Ohne jeden Zweifel. Und sie würde ihn suchen, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Eine Zeit lang folgte ein Fluch dem nächsten, während er versuchte, seine wütende Verzweiflung in den Griff zu bekommen. Er musste einen Ausweg finden und zwar so schnell wie möglich. Erneut begann er damit, seine Kreise zu ziehen, mit jedem Schritt wurde er ungeduldiger. Obwohl er sich das Gehirn zermarterte, ihm wollte keine Lösung einfallen. Er gehörte nicht zum relativ kleinen Anteil an Gedankenlesern unter Vampiren, ebenso wenig wie Lielanja. Damit fiel Telepathie also schonmal weg. In diesem finsteren Loch hatte sein Handy keinen Empfang und Telefonzelle würde er hier definitiv keine finden. Sein Blick wanderte zu Boden. Er könnte sich einen Fluchtweg graben, aber mit bloßen Händen würde das ewig dauern. Seine Planungen wurden unterbrochen, als eine weisse Hand ein Tablett durch die schmalen Gitterstäbe schob. Sky schnaubte missbilligend. Er würde gewiss nichts essen, was von Lessern kam. Allerdings stellte er sich auch die Frage, wie lange er schon hier festsaß. Als ob das eine Rolle spielen würde. Die Schritte entfernten sich wieder und er verfiel wieder in seinen Rundgang. Das Tablett ignorierte er dabei geflissentlich. Bis es ihn auf eine Idee brachte. Auch auf die Gefahr hin, dass es noch schlimmer wurde, wenn es misslang, er musste es einfach versuchen. Lielanjas Fass an Geduld war eindeutig überfüllt. Immer wieder verweilte ihr Blick am Fenster, doch es war, als wollte Mutter Natur sie ärgern. Die Sonne ging einfach nicht unter. Jeder Muskel in ihrem Körper war angespannt. Tief in einer Ecke vergrub sich aber auch ein Funke Angst und Zweifel. Was, wenn ihre Mühe umsonst war und Sky trotzdem starb? Oder noch schlimmer: wegen ihr starb? Ich glaube, das wird passieren, ließ sich ihre Innere Stimme trocken vernehmen. Ein grausames Bild schob sich in Lielanjas Gedanken und ließ sie zittern. Ein Lesser und sie, dazwischen Sky, auf dessen Brust sich ein Blutfleck ausbreitete. Sie schüttelte die Bilder ab. Nein, das geschieht nicht. Das lasse ich nicht zu!, kämpfte sie entschieden gegen diese Bilder an. Mitten in der Bewegung verharrte sie. Anscheinend wurde sie langsam wirklich verrückt. Sie führte Selbstgespräche, diskutierte mit sich selbst! Nicht so verrückt, wie du denkst, widersprach ihre Stimme. „Da bin ich mir nicht so sicher“, entgegnete Lielanja laut. Wenn das vorbei war, würde sie einen sehr starken Drink brauchen. Endlich war es dunkel genug. Vor Erleichterung lachte sie kurz auf, was eher nach einem hysterischen Ausrutscher klang. Schnell saß sie im Wagen und nachdem ihre zitternden Hände es geschafft hatten, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken, schloss sie die Augen und atmete durch. Jetzt war Konzentration gefragt. Das Rauschen des Blutes verwirrte sie zunächst etwas, doch bald erfühlte sie seine Richtung, in die es sie förmlich zog. Es war merkwürdig, als wurde man von einer unsichtbaren Hand geführt, stellte Lielanja fest. Das immer gleich klingende Rumoren des Moters erfüllte sie mit Ruhe. Die Straßen waren anfangs voll von Feierabendsverkehr, doch sobald Lielanja das Stadtinnere verließ, wurde es ruhiger, bis ihr nur noch vereinzelt Autos entgegen kamen. Nach knapp einer Stunde ließ ihr Orientierungssinn sie schon im Stich und sie hatte keine Ahnung, wo sie überhaupt war. So wirklich interessierte sie das auch nicht, die Zielstrebigkeit des Blutes sorgte schon für den richtigen Weg. Geistesabwesend nam sie wahr, dass sie an einem Schild mit der Aufschrift Caldwell vorbeifuhr und ohne zu wissen, wie ihr geschah, trat ihr Fuß mit voller Kraft auf die Bremse. Überrascht blinzelte Lielanja: „Was zum Henker...?“ Wieso handelte ihr Körper eigenmächtig? Sie verstand gar nichts mehr. Du warst hier schonmal, wurde ihr erläutert. „Davon wüsste ich“, murmelte die Vampirin, doch ihr Widerstand war irgendwie kraftlos. Unsicher fuhr sie wieder an, diesmal war es aber nicht das Blut, das sie lenkte. Sondern eher ihr Unterbewusstsein. Was bedeutete, dass sie nicht am richtigen Weg war. Dennoch fuhr sie weiter, denn etwas in ihr weigerte sich, einen anderen Pfad einzuschlagen. Mit knirschenden Zähnen gab sie sich geschlagen und trat aufs Gas. Ihre Fahrt endete am Tor eines riesigen Anwesens, dessen Anblick ihr einen gewaltigen Stich verpasste. „Und was soll ich jetzt hier?“, fragte sie in den Raum. Natürlich bekam sie diesmal keine Antwort. Auf ihre Innere Stimme war ja wirklich Verlass. Unsicher, was sie jetzt tun sollte, fuhr sie ein Stück in den Wald, wo sie den Wagen dann abstellte. Einige Minuten verweilte sie im Wageninneren und überlegte. Woher kannte sie diesen Ort? Und warum schmerzte es sie so, hier zu sein? Mit einem Seufzen stieg sie schließlich aus. Die Waldluft war kühl, es roch nach Regen, Moos und morschem Holz. Ihr war nicht kalt, trotzdem fröstelte sie und zog den Reißverschluss ihrer Jacke ganz nach oben. Sie bereute es, nicht zu rauchen. Es wäre eine gute Ausrede gewesen, noch zu warten. Vor wem will ich mich eigentlich rechtfertigen? Ich bin allein, dachte sie trotzig. Nicht ganz, ich bin auch noch da, meldete sich ihre Innere Stimme beleidigt zu Wort. Du bist Einbildung. Oder auch nur Ich. Du verwirrst mich. Früher warst du nicht da, wieso jetz? weil du dich erinnern musst. Ich bin du, da hast du recht. Aber ein anderes DU. Lielanja fluchte unterdrückt. Sie war definitiv nicht in der Stimmung für eine Identitätskrise oder eine Diskussion...mit sich selbst. Missmutig fuhr sie sich durchs Haar. Wie werde ich dich wieder los?, fragte sie fast feindselig. Wenn du alles wieder weißt, kam es ruhig zurück. Du könntest mir auch einfach sagen, was ich wissen muss, schlug Lielanja vor. Ihr Blick haftete am Anwesen, welches Teils von Bäumen verdeckt wurde. Das wäre doch viel zu einfach. Abgesehen davon...musst du es selbst herausfinden. Ich kann dir nur Hinweise geben, führte ihre Innere Stimme aus. Lielanja unterdrückte den Drang, sich selbst den Schädel einzuschlagen. Für sowas hatte sie jetzt wirklich keine Zeit. Skys Leben hing von ihren Entscheidungen ab. Obgleich die Zeit drängte, Lielanja hatte das Gefühl, dass sie hier sein musste. Mit langsamen Schritten näherte sie sich dem Haupttor. „Mann...hier ist ja alles total verkabelt“, stellte sie murmelnd fest. Entweder lebte hier jemand, der sehr paranoid war, oder diese Sicherheitsmaßnahmen waren wirklich nötig. Plötzlich leuchtete ein rotes Lämpchen links neben dem Tor auf und als sie das Geräusch eines herannahenden Autos wahrnahm, sprang sie erschrocken in die Büsche. Dort beobachtete sie schweigend den Wagen, der das Grundstück verließ. Ein schwarzer Mercedes mit getönten Fensterscheiben, mit einem sehr alten Chauffeur. Wer auf der Rückbank saß, konnte sie nicht sehen, dafür waren die Scheiben zu dunkel. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich die Vampirin, als sie dem Wagen nachblickte. Als es ein weiteres Mal blinkte, reagierte sie schnell und bevor das Tor sich schloss, schlüpfte sie hindurch. Das Grundstück, das sie zu sehen bekam, riss sie wahrlich vom Hocker. „Lebt hier sowas wie die Queen von England?“, fragte sie sich selbst und steckte die Hände in die Hosentaschen. Wenn hier alles verkabelt war, wussten die Bewohner jedenfalls schon, dass sie hier war, dessen war sie sich sicher. Und natürlich lag sie damit vollkommen richtig, denn einen Moment später erklang hinter ihr eine Stimme: „Wer zum Teufel bist du?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)