Black Dagger von LucyCameronWeasley (Lover Vicious) ================================================================================ Kapitel 3: Chapter 3- King and Queen ------------------------------------ „Wer bist du?“, hörte sie eine bedrohliche Stimme hinter sich, die sich eher nach einem Knurren anhörte. Ihr Körper versteifte sich und ihr Verstand rief ihr unablässig FLUCHT! FLUCHT! FLUCHT! zu, doch sie bewegte sich nicht. Sie registrierte einen großen, starken männlichen Körper und mit einem Seitenblick erkannte sie goldblondes Haar. Schließlich reagierte Lielanjas Körper doch noch mit Instinkt und wich zurück, bevor sie sich umdrehte. Im ersten Moment blieb der jungen Frau der Atem weg. Sofort wurde ihr klar, dass er ein Vampir war. Und ein verdammt gutaussehender noch dazu. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie ihn wohl für einen Filmstar gehalten oder ähnliches. Und seine blauen Augen leuchteten fast in der Dunkelheit. Aber irgendetwas an ihm wirkte bedrohlich- sehr bedrohlich. „Ich habe dich was gefragt“, erinnerte der Vampir sie und durchbohrte sie mit seinem Blick. Die Vampirin riss sich am Riemen und straffte sich, dann sah sie ihn selbstbewusst an: „Ich bin Lielanja LeMont. Dass ich hier bin, ist reiner Zufall.“ Ihre Stimme verlor sich und ihr wurde wieder klar, was sie zu tun hatte. „Niemand kommt hier rein zufällig vorbei. Kann auch niemand“, entgegnete der Vampir mit scharfem Blick. „Ich habe jetzt nicht grade die Zeit zu diskutieren, ich habe wichtigeres zu erledigen“, gab Lielanja nervös zurück. In Wirklichkeit bereute sie es, sich von ihrem Weg abgebracht haben zu lassen. Sie versuchte sich zu befreien, doch der Vampir hielt ihr Handgelenk fest umschlossen. „Ich weiß nicht, wie du hier reingekommen bist, aber ich kann dich jetzt nicht einfach so gehen lassen. Du kommst erstmal mit“, sagte er bestimmt und ohne, dass Lielanja noch etwas dagegen hätte tun können, schwang er sie über die Schulter wie eine Gummipuppe. „Lass mich runter!“, protestierte sie lautstark, doch der Schönling ignorierte sie vollkommen. Oh Mist, ich muss zu Sky!, wiederholte sie beinahe panisch ihre Mantra. Sie war so darin versunken, dass sie den Weg gar nicht richtig registrierte, den er mit ihr auf der Schulter zurücklegte. Es kam ihr vor wie eine kleine Weltreise, als der Vampir sie absetzte und an eine Tür klopfte. Unbehaglich sah sich die junge Vampirin um. Als die Tür sich öffnete, hielt Lielanja den Atem überrascht an. Ein großer Schreibtisch mit einem thronartigen Sessel stand in einem majestätisch eingerichteten Raum. Das war dabei gar nicht das beeindruckenste: Ein Vampir, noch wuchtiger und furchteinflößender als der, der Lielanja hierher gebracht hatte, stand hinter diesem Tisch. Seine langen schwarzen Haare und die Sonnenbrille, die jeglichen Einblick in seine Emotionen verbot, ließen ihr unwillkürlich einen Schauer über den Rücken laufen. Erst auf den zweiten Blick fiel Lielanja die zierliche Frau neben ihm auf. Ihr Gesicht strahlte Wärme, aber auch ein wenig Härte aus. „Wrath? Sie ist auf unserem Grundstück rumgelaufen“, fing der blonde Vampir an zu erklären. Wrath. Bei diesem Namen klingelte etwas in Lielanjas Gedächtnis. Der Vampirkönig. Und noch viel mehr, meldete sich ihre Innere Stimme zu Wort. Sowas hatte sie sich schon gedacht. Ihr Blick wanderte unauffällig erneut zu dem blonden Vampir. Er musste ein Krieger sein... „So, du bist also unser Eindringling“, entgegnete der König mit ruhiger Stimme. Durch die dunklen Gläser seiner Brille konnte sie seine Augen nicht erkennen, doch er schien sie zu fixieren. Wieder stieg Nervosität in ihr auf: „Ja, aber-“ „Es ist eigentlich unmöglich, auf unser Grundstück zu kommen.“ „Ja, aber-“ „Normalerweise töten wir jeden Eindringling.“ Ein eiskalter Schauer ließ Lielanja kurz erstarren, doch schnell hat sie sich wieder in der Gewalt. „Ja, aber-“ „Also, was machst du hier?“ „Wrath, lass sie doch mal ausreden“, meldete sich die Frau neben ihm bestimmt zu Wort. Der König zuckt ein wenig schuldbewusst zusammen: „Tut mir leid, Lielan.“ Aha, sie war also seine Shellan. Darauf hatte Lielanja auch fast getippt, aber mit Sicherheit konnte sie es eben nicht sagen. Sein Gesicht wandte sich wieder Lielanja zu: „Gut. Bitte sprich.“ Nervös kaute Lielanja auf ihrer Unterlippe rum und überlegte, wie sie sich am besten erklären sollte. Nachdem sie durchgeatmet hatte, fing sie an: „Dass ich hierhergekommen bin, war wirklich reiner Zufall. Ich war auf der Suche nach meinem Freund, als ich hier gelandet bin. Als das Tor aufging habe ich spontan gehandelt...wohl auch, weil mich hier etwas anzog.“ Die Frau runzelte die Stirn und der Blonde stieß ein überraschtes Geräusch aus: „Normalerweise liegt hier ein Mhis über dem Haus.“ „Keine Ahnung“, zuckte Lielanja die Schultern. Der König lehnte sich etwas nach vorne: „Was genau meinst du mit suchen? Ist er verschwunden?“ Wieder brach Lielanja fast in Panik aus: „Nein. Die Lesser haben ihn entführt.“ „Was? Aber es gab schon lange keine Reaktion mehr von den Lessern!“, zischte der blonde Krieger fassungslos. Ernst sah sie ihn an: „Ich lüge aber nicht.“ „Das hat auch niemand angenommen“, sagte die Frau sanft und trat nun hervor. Sie legte Wrath die Hand auf die Schulter: „Soll ich die Brüder zusammenrufen?“ Der König nickte kaum merklich: „Bitte. Ich werde noch ein paar Einzelheiten in Erfahrung bringen. Rhage, ruf bitte Phury an, wir brauchen ihn hier.“ Der blonde Vampir nickt und verschwindet aus dem Raum, ebenso die Frau. Die plötzliche Stille drückte Lielanjas Stimmung wie ein schwerer Bleimantel in den Magen. Wrath lehnte sich zurück und verschränkte die Finger ineinander: „Ich habe nicht vor, dir irgendetwas anzutun, also entspann dich ein bisschen, okay? Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn du so ängstlich guckst.“ Verlegen brachte Lielanja ihre Miene unter Kontrolle: „Verzeihung. Ich bin nur..es ist einfach so absurd, dass ich hier bin.“ Ein leichtes, schelmisches Lächeln legte sich auf Wraths Lippen: „Wohl wahr. Also, wie kommt es, dass ein Zivilist einfach so von einem Lesser entführt wird?“ „Ich habe keine Ahnung. Als ich heute Morgen in die Wohnung kam, war er weg...die Küche ein reines Schlachtfeld und der widerliche Gestank der Lesser lag in der Luft“, erklärte Lielanja und kniff die Augen zusammen. Wenn sie nicht gegangen wäre, wäre das alles nicht passiert. „Wie kommt es, dass du weißt, dass es Lesser waren?“ Die Frage brachte Lielanja etwas zum schwanken. „Nunja...da war dieser Gestank nach Talkum. Außerdem, wer sonst sollte einen Vampir überwältigen und entführen können?“, gab sie dann fragend zurück. Der Vampir nickte kaum merklich: „Da ist was dran. Wie heißt du?“ „Lielanja LeMont“, gab sie ohne zu zögern als Antwort. „Okay, Lielanja. Vielleicht war es nicht so schlecht, dass du dich hierher verirrt hast. Die Bruderschaft wird dir helfen, deinen Freund zu finden. Dafür brauche ich allerdings noch ein paar Einzelheiten“, betonte der König und griff nach dem Telefon. Als Lielanja das Büro des Königs schließlich verließ, kreisten ihre Gedanken ums Gespräch. Wrath hatte sie regelrecht ausgequetscht, doch dafür war die Chance gut, dass sie Sky fanden. Wie sie aus vollem Herzen hoffte, lebendig. „Na, hast du noch Stimme? Mein Hellren ist sehr gründlich“, meinte die Frau von vorhin, als sie auf Lielanja zukam. „Ach...schon gut. Ich bin erleichtert, dass man mir helfen kann“, entgegnete Lielanja lächelnd. „Verstehe. Oh, wie unhöflich von mir. Ich bin Beth“, stellte sich die Fremde freundlich lächelnd vor. „Sehr erfreut. Ich bin Lielanja.“ Beth nickte und blickte dann zur Treppe und als auch Lielanja die Schritte hört, folgt sie ihrem Blick. Und ihr Atem kommt stolpernd zum Stehen. Heilige Jungfrau der Schrift, zehn riesige beeindruckende Vampirkrieger, allesamt in Leder gekleidet und mit ernsten Mienen, betraten das Büro. Der erste hatte längeres schwarzes Haar, ein Tattoo, das sich über seine linke Gesichtshälfte zog und atemberaubende leuchtend blaue Augen. Ihm folgte Rhage, den sie bereits kannte. Für eine Sekunde ziehen sich dessen Mundwinkel ein wenig nach oben, doch dann sah er wieder ernst nach vorne. Hinter ihm kamen zwei sich ähnelnde Krieger, die jedoch unterschiedlicher nicht hätte sein können. Der linke hatte eine Haarmähne, die selbst Frauen vor Neid erblassen lassen würde. Dicke rote, blonde und braune Strähnen breiteten sich über seine breiten Schultern aus. Seine Augen waren zitringelb. Der rechte trug sein Haar kurz geschoren und sein Gesicht ließ Lielanja erschaudern. Eine Narbe zog sich quer über sein Gesicht, ging von der Stirn über die Nase und zurück zum Mund, was diesen zu einem ewigen höhnischen Grinsen verzog. Auch seine Augen waren zitringelb. Ihnen folgte ein ziemlich normal aussehender Typ, auch wenn er wohl der am stärksten trainierte zu sein schien. Das folgende Dreiergespann wirkte am jüngsten. Der ganz links hatte das Tattoo der roten Träne unter seinem Auge. Eindeutig war er der Beschützer einer der beiden Jungs neben sich. In der Mitte war ein schwarzhaariger Vampir zu sehen, dessen ganze Körperhaltung etwas angespannt wirkte, oder er war einfach in Gedanken, Lielanja vermochte es nicht zu wissen. Rechts stand ein eher ruhig anmutender Typ, der immer wieder zu dem links blickte. Das Schlusslicht bildete ein Typ mit richtig knallbunten Haaren- grün, blond, schwarz und lila standen die schulterlangen Haare von seinem Kopf ab. Hinzu kamen seine türkisfarbenen Augen, die einen zu durchbohren vermochten. Das sind also die Mitglieder der Bruderschaft, stellte Lielanja nüchtern, aber sehr beeindruckt fest. Die Tür zum Büro schloss sich, als alle drin waren und plötzlich war es totenstill. „Du bist bestimmt erschöpft, willst du dich etwas ausruhen?“, fragte Beth nach ein paar Sekunden. Lielanja sah sie schief an und schüttelte schließlich den Kopf: „Ich will startklar sein, wenn es so weit ist.“ „Ich glaube kaum, dass die Jungs dich mitgehen lassen“, entgegnete Beth mit hochgezogenen Augenbrauen und zog Lielanja mit sich. Entrüstet schnaubte Lielanja: „Ich glaube nicht, dass ich mich davon aufhalten lasse, ob sie wollen, dass ich mitgehe oder nicht. Ich muss mit, Sky ist mein Freund.“ „Liebes...Sie lassen keine wehrlose Zivilistin einfach so in einen Kampf gegen Lesser ziehen“, erwiderte Beth ruhig und sah sie von der Seite an. „Ich bin keine wehrlose Zivilistin. Als Sky verschwand, bin ich gerade vom Schießtraining nach Hause gekommen“, teilte Lielanja ihr zähneknirschend mit. Überrascht blinzelte Beth: „Nicht schlecht. Trotzdem ruhst du dich jetzt etwas aus. Die Jungs werden sowieso noch etwas brauchen, bis sie aufbruchsbereit sind.“ Widerwillig musste Lielanja klein bei geben, doch der Stress in den letzten Stunden hatte sie wirklich ausgelaugt. Beth brachte sie runter ins Wohnzimmer und rief nach einem Doggen. „Es ist gut für dich, dass du hier gelandet bist. Deine Chancen sind so viel größer, ihn lebendig wieder zu finden.“ „Ja...vielleicht hat es mich deshalb hierhergezogen“, erwiderte Lielanja und musterte Beth aufmerksam. Sie kam ihr irgendwie bekannt vor, aber sie wusste nicht, woher. Sie schloss die Augen und suchte nach ihrer kranken, inneren Stimme, doch diese meldete sich nicht zu Wort. Klar, wenn sie es wollte, gab es nichts. „Hm...“, machte Beth nur und dann ging auch schon die Tür auf. Ein fröhlich wirkendes altes Männlein betrat diensteifrig den Raum: „Was kann ich für euch tun, Herrin?“ „Bring unserem Gast doch bitte etwas zu essen“, sagte Beth freundlich zu dem Doggen. „Selbstverständlich.“ Und schon verzog er sich wieder. „Ich bin euch allen so dankbar, für eure Hilfe“, kam es leise von Lielanjas Lippen. „Wie könnten wir jemandem in Not nicht helfen?“, fragte Beth lächelnd und machte den Fernseher an. Sie wollte nicht, dass Lielanja sich unwohl fühlte. Eine Weile entstand Stille zwischen den beiden, die nur von den Geräuschen des Fernsehers gefüllt wurde. Als Fritz das nächste Mal die Tür öffnete, trug er ein voll beladenes Tablett in den Händen. Erst als ihr der Duft entgegenschlug, merkte Lielanja, wie hungrig sie war. „Bitte sehr, Herrin“, sagte er höflich und stellte das Tablett auf dem Tisch ab. Die beiden Frauen bedankten sich und griffen zu. Als sie beide satt waren, schauten sie sich zusammen eine Show im Fernsehen an und die Stille, die jetzt zwischen ihnen herrschte, war nicht unangenehm. Lielanja kämpfte gegen ihre Müdigkeit an und lauschte angestrengt auf jegliche Bewegung, die sie zu hören vermochte. Gerade als sie fast eingeschlafen war, hörte sie das Poltern schwerer Stiefel auf der Treppe und schreckte wieder hoch: „Gehen sie?“ Wie zur Antwort streckte Wrath den Kopf ins Wohnzimmer: „Wir ziehen jetzt los, geliebte Shellan.“ Beth stand auf und ging zu ihm rüber: „Seid vorsichtig.“ In ihrem Tonfall lag nichts bittendes, sondern etwas sehr strenges- sie befahl ihm, aufzupassen. Wrath antwortete etwas auf der Alten Sprache, das Lielanja nicht verstehen konnte und nachdem die beiden sich verabschiedet hatten, machte Lielanja auf sich aufmerksam: „Ich möchte mitkommen.“ Überrascht blickte Wrath in ihre Richtung: „Wie bitte? Das ist viel zu gefährlich.“ Die junge Vampirin ließ sich nicht beirren. Fest blickte sie dem König in die Augen: „Das war keine Bitte. Ich werde mich wieder auf die Suche machen, ob mit eurer Hilfe oder allein.“ Einen Moment lang sagte niemand etwas, dann hörte man hinter Wrath ein Räuspern: „Soll sie doch mitkommen, wenn sie will, oder?“ Lielanja linste an Wrath vorbei und erkannte Rhage, der das gesagt hatte. Der Krieger mit den knallbunten Haaren mischte sich ein: „Sollen wir jetzt auch noch Babysitter spielen?“ „Sei still, Wahr. Hollywood hat recht. Sie kann uns womöglich auch zu ihm führen“, mit diesen Worten sah Wrath wieder Lielanja an. Diese nickte: „Ja, ich weiß wo er ist.“ „Dann ist ja alles klar.“ Gemeinsam traten die Vampire in die Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)