Driving home von AKIHIRO (Zoro ♥ Sanji? Ace ♥ Sanji?) ================================================================================ Kapitel 2: At that time... -------------------------- 2 - At that time... „Leg das Geschenk bitte flach hin.“ Sanji war noch keinen Meter weit gefahren. Er und Zoro standen vor dem geöffneten Kofferraum, und überlegten sich die optimale Ausnutzung des vorhandenen Platzes. Obwohl das eher Sanji tat, und Zoro es ausführen musste. „Und dein Gepäck?“, fragte der Blonde, als sie endlich das Geschenk und seinen Koffer verstaut, sowie seinen Anzug an einen Haken am Himmel des Wagens gehängt hatten. „Nur das hier.“ Zoro zeigte auf einen alten, etwas zerschlissenen Koffer, mit dem Volumen einer größeren Sporttasche. „Stell ihn irgendwo dazwischen“, sagte er und zeigte auf die Gepäckstücke. Dann ging er herum und stieg in seinen Wagen ein. Hatte er wirklich nicht mehr Gepäck? Ihn überkam ein ungutes Gefühl. Sanji zuckte zusammen, als die Kofferraumklappe lautstark zugeschmissen wurde. Zoro setze sich ebenfalls ins Auto. „Sei bitte etwas vorsichtiger mit meinem Auto, klar?“, sagte er in barschem Ton. „Sorry. Aber davon geht es schon nicht kaputt.“ „Hör auf zu diskutieren!“, fuhr er ihn an, und beendete damit den Wortwechsel. Grimmig startete er den Motor. Was nahm sich dieser Holzkopf überhaupt heraus? Er konnte schließlich froh sein, in seinem Auto mitfahren zu dürfen und zur Hochzeit zu kommen. Nach einigen Minuten, in denen sie durch ein Wohngebiet und den Stadtrand fuhren, erreichten sie die Autobahn. Konzentriert reihte Sanji sich in den rollenden Verkehr ein. Und noch immer schwieg er eisern. Wenn das so bliebe, dass keiner von ihnen etwas sagte, würden sie die Fahrt unverletzt überstehen. Ohne, dass Sanji in den Wahnsinn getrieben werden würde, und Zoro bei Tempo 200 aus dem Auto werfen würde. Sanji genoss die Ruhe. Im Radio spielte ein Song, der ihm gut gefiel. Er stellte es lauter, und summte in Gedanken mit. Zoro rollte mit den Augen, wahrscheinlich dachte er, dass der Blonde es übersah, und blickte desinteressiert aus dem Fenster. „Ist was?“ Er hätte sich am Liebsten auf die Zunge gebissen. Jetzt war er derjenige, der nicht die Klappe halten konnte. „Nichts.“, sagte der Jüngere bloß. Wieso regte ihn dieser Kerl so auf? Noch vor wenigen Tagen war er ihm doch vollkommen egal gewesen. Ja, er hatte ihn sogar fast vergessen. Und jetzt reagierte auf jedes seiner Worte und Gesten derart aggressiv. Das musste wohl an ihm legen. So ein aufgeblasener Typ, der konnte ihn nur aus seiner Fassung bringen. Und dabei war er doch sonst so ausgeglichen. Er atmete ein paar Mal tief ein und aus. Geht doch. Und jetzt einfach vier Stunden still sein. Nichts sagen. Ein lautes Knurren durchfuhr die Stille. Sein Magen meldete sich. In der Eile heute Morgen hatte er bewusst das Frühstück ausgelassen, und nun bekam er dafür die Quittung. Zoro sah ihn nur kurz an, sagte aber nichts. Besser für ihn. Dieses eine Mal konnte er das ruhig ignorieren. Er konnte doch nicht immer, wenn sein Magen Geräusche machte, etwas essen. Die hohen Gebäude zogen an ihnen vorbei. Erst fuhren sie vorbei an einem Wald aus schwindelerregend hohen Betonklötzern, die allerdings nicht mehr wegzudenken waren. Sie gehörten einfach zu ihrem Leben dazu. Es würde noch fast eine Stunde Fahrt vor ihnen liegen, ehe die großen Gebäude an ihnen vorübergezogen wären. Wieder knurrte sein Magen, wieder sagte er selbst nichts dazu. „Hunger?“, fragte Zoro. Klasse. Sanji schüttelte den Kopf. Er würde den Mund halten. Hätte er heute Morgen doch noch etwas gefrühstückt. Dann wäre er nicht in dieser peinlichen Situation, dass er ganz offensichtlich hungrig war, und Zoro ihn deswegen die ganze Zeit ansah. Dieser Blödmann. Das Grau an den Straßenseiten lichtete sich, und wandelte sich in ein dunkles grün. „Du solltest was essen.“, sagte der Jüngere, nachdem sich der Magen des Blonden ein weiteres gemeldet hatte. „Du solltest die Klappe halten.“, entgegnete er harsch. Der Grünhaarige seufzte. „Du hast dich seit damals nicht verändert.“ Beinahe wäre Sanji auf die Bremse getreten. Bei voller Fahrt und mitten auf der dicht befahrenen Straße. „Klar.“, sagte er nur abfällig. Vollidiot. Er hatte sich nicht verändert? Was für ein Unsinn. Seiner Meinung nach hatte er sich fast komplett umgekrempelt. Besonders wegen diesem dämlichen Typ neben ihm. Zoro lächelte nur. So wie er es immer getan hatte. „Wir halten gleich zehn Minuten. Ich werde ganz schnell etwas essen, und dann fahren wir sofort weiter.“, sagte der Blonde, als er das Schild einer Raststätte sah, die sie nach einem Kilometer erreichen würden. „Du bist der Fahrer.“ Sanji umklammerte fest das Lenkrad. Er musste seine Hände beschäftigen, ehe er den anderen wirklich aus seinem Auto warf. Endlich kam er auf die Ausfahrt. Bei der Raststätte gab es einen kleinen Imbiss, mit einer leuchtend roten Fassade. Unter normalen Umständen wäre Sanji nie in ein so etwas gegangen. Aber das hier war alles andere als normal oder geplant. Der Blonde schnallte sich ab, während Zoro keine Anstalten machte, auszusteigen. „Willst du im Auto bleiben?“ „Ja. Sind doch nur ein paar Minuten.“ Sanji lachte auf. „Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dich alleine in meinem Wagen lasse?“ Zoro nickte. „Steig aus.“ Der Jüngere schnallte sich ab und folgte dem anderen. „Hältst du mich für einen Autodieb?“ „Nein. Nur für jemanden, der... vergiss es. Komm einfach mit und sei still.“ Vor ihm würde er sich nicht die Blöße geben. Auch wenn alles Alte wieder in ihm aufkochte, er würde es nicht an ihm auslassen. Noch nicht. Das käme erst, wenn er bezahlen müsste. Dann würde er sich wünschen, nie bei ihm mitgefahren zu sein. Im Restaurant, wenn er es überhaupt so nennen konnte, gab es keine große Auswahl an Speisen. Was erwartete er auch? Also entschied er sich für einen Kaffee zum Mitnehmen und einen Obstteller. Alles andere wäre ihm viel zu ungesund. Mit seinem Tablett setzte er sich zu Zoro, der aus dem großen Fenster blickte. Er schaute nur kurz auf Sanjis Essen, lächelte, und drehte sich wieder weg. Was sollte das? Seine Beine begannen schon zu zucken, so als wollten sie dem Jüngeren kräftig gegen das Schienbein treten. Das würde ihm wohl den Knochen brechen. Bei dem Gedanken kicherte der Blonde, und schob sich eine Traube in den Mund. Sanji war erstaunt, dass Zoro tatsächlich die ganze Zeit über keinen Ton von sich gab. Zwar sah er noch ein paar mal auf seinen Teller, aber ohne eine überflüssige Bemerkung von sich zu geben. Das Äffchen war also lernfähig. Der Ältere stand auf und nahm sich seinen Kaffeebecher. Auch wenn es draußen noch wärmer geworden war, auf sein geliebtes Heißgetränk wollte er nicht verzichten. „Lass mich das wegräumen.“, sagte Zoro und nahm das blaue Plastiktablett. „Oh. Danke.“ So viel Höflichkeit hatte er dem Anderen gar nicht zugetraut. Aber umso besser für ihn. Wenn Zoro so weitermachte, würde seine Strafe nicht ganz so hart ausfallen. Vielleicht. Zusammen gingen sie zurück zum Auto. Die Sonne war schon jetzt unerträglich heiß im Wagen. Sanji steckte den Becher in die Halterung in der Konsole, und fuhr los. Der Tag war eigentlich wunderschön. Wenn er davon absah, dass er noch über drei Stunden Autofahrt vor sich hatte. Mit diesem gewissen jemand. Bald wären sie auf dem Land, dort könnte er dann das schöne Wetter genießen, und die anderen endlich sehen. Bei dieser freudigen Vorstellung trat er noch etwas fester aufs Gas. Die Gebäude waren nur noch vereinzelt zu sehen, das satte Grün gewann die Oberhand. Gleich hatten sie die Stadt hinter sich gelassen, und ihrem Ziel immer näher. Sanjis Blick fiel auf Zoro. Obwohl er doch eigentlich nur in den Rückspiegel sehen wollte. Der Jüngere war offenbar eingeschlafen, oder döste vor sich hin. Zumindest lehnte sein auf die Brust gelegter Kopf an der Scheibe, und wurde sanft geschüttelt. Wären sie auf einer einsamen Landstraße hätte Sanji jetzt gebremst. Warum fielen ihm nur immer solche Gemeinheiten ein, wenn er den Jüngeren ansah? Ganz einfach. Ihm war es früher nicht anders ergangen. Sanji erinnerte sich an ihre allererste Begegnung. Es war in der Mittelschule. Luffy, der Holzkopf, Usopp und Nami waren bereits eine feste Clique, auch wenn er dieses Wort auf den Tod nicht ausstehen konnte. Ace war in einer anderen Klasse, und deshalb eher in einer Gastrolle, aber dennoch vollständig akzeptiert. Er, Sanji, kam mitten im laufenden Jahr neu an die Schule. Sein Onkel hatte eine Stelle in Tokio angenommen, und er musste gezwungenermaßen mit ihm. Sie kamen aus dem Norden, aus einer kleinen Stadt, in der jeder jeden kannte. Und hier, in der großen Hauptstadt kannte er keine Menschenseele. Es fiel ihm zwar nicht schwer, Kontakte zu knüpfen, doch hier war alles anders. Er wurde anfangs fast schon angestarrt. Die Lehrer befanden seine Haare auf jeden Fall zu lang und nicht ordnungsgemäß geschnitten. Und aus diesem Grund kam Luffy auf ihn zu. Er hatte keine Vorurteile gegen ihn. Also nahm er den großen, schlaksigen Jungen mit zu seinen Freunden. Das diese Leute alle einen gehörigen Knall hatten, ahnte er schon. Und war begeistert. Anfangs war er sogar von Zoro angetan. Zumindest von seinem Talent. Er hatte ihn ein paar Mal beim Training gesehen, und war beeindruckt, wie viel Respekt ihm alle entgegenbrachten, aufgrund seiner Leistungen. Doch irgendwann änderte sich das alles schlagartig. Zoro begann ihn aufzuziehen, besonders, weil er im Kochkurs war, in dem hauptsächlich Mädchen waren. Doch schon damals faszinierte ihn das Kochen. Schließlich war sein Onkel Jeff selber Chefkoch. Diesem wollte er nacheifern. Und tat dies mit großem Erfolg. Und doch ließen seine Sticheleien nicht nach. Im Gegenteil, je besser er wurde, desto häufiger hörte er eine Bemerkung seitens Zoro. Die anderen waren allesamt begeistert, sie liebten sein Essen, dass er in den Kursen und für sie zu Hause machte. Natürlich aß auch Zoro mit, doch nie lobte er seine Gerichte oder würdigte seine Leistungen. Und so einem wollte er Respekt zollen, weil so gut im Kendo war? Im Leben nicht. Also begann auch er damit, den anderen aufzuziehen. Schließlich konnte er bloß große Leistungen im Sport vorweisen. Im Unterricht war er keine große Leuchte. Sanji hingegen lernte meist bis spät in die Nacht. Auch wenn er als Streber bei seinen Freunden bekannt war, so wusste er, dass sie es nicht böse meinten. Schließlich ließen sie sich ausnahmslos alle Nachhilfe von ihm geben. Sogar Zoro, wenn auch nur widerwillig. Aber irgendwie musste er ja seinen Abschluss schaffen. Und bis zu diesem hatten sie sich komplett zerstritten. Es war genau genommen nicht ein böses Wort gefallen. Sie hatten eines Tages einfach aufgehört, miteinander zu sprechen. Fast so, als gäbe es den anderen gar nicht mehr. Ein kleiner Stau holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Der Verkehr lief nur zäh, allerdings ging er nicht davon aus, großartig aufgehalten zu werden. Zoro blinzelte. Das sanfte Bremsen hatte ihn wohl geweckt. Er rieb sich die Augen. „Stau?“, fragte er. „Nein. Nur lahme Fahrer.“ „Hmhm.“ Der Jüngere setzte sich aufrecht hin. „Es schläft sich gut in deinem Auto.“ „Das weißt du nach einer Viertelstunde im Dämmerzustand?“ Zoro nickte lächelnd. „Wenn du das sagst...“, meinte Sanji etwas gelangweilt. Die Autos fuhren wieder schneller. Eine Baustelle war der Grund für die Verzögerung. Mit achtzig durchfuhr er sie, dann konnte er wieder Gas geben. Wie er Verspätungen hasste. „Hab ich vorhin was Falsches gesagt?“, fragte Zoro plötzlich. „Wann denn?“ Mal abgesehen davon, dass er jedes Mal das Falsche sagte, sobald er den Mund öffnete. „Das mit dem verändern.“ „Ach das. Kannst du es nicht dabei belassen?“, fragte Sanji. Darüber wollte er nun wirklich nicht mit ihm reden. Ganz besonders nicht mit ihm. „Tut mir leid.“ „Ein bisschen zu spät, findest du nicht?“ „Was?“ „Vergiss es einfach, ja? Oh hey, wir haben schon eine Stunde unserer Fahrt hinter uns.“, wechselte er das Thema. „Toll.“, sagte Zoro bloß, und blickte wieder aus dem Fenster. Natürlich war sein Stolz nach all den Jahren noch immer verletzt. Und ja, vielleicht war er auch nachtragend. Doch was sich der Jüngere mit ihm erlaubt hatte, dass war in seinen Augen unverzeihlich. Auch wenn er es ihm nie so direkt sagen würde. Dann hätte er ihn doch praktisch in der Hand. Sie fuhren nun durch dichtes, dunkles Grün. Keine Hochhäuser mehr, nur noch kleine Häuser, die weit ab von der Straße standen, und hier nicht zu sehen waren. Er konnte sich nie vorstellen, auf dem Land zu wohnen. So weit weg von der Stadt fühlte er sich nicht wohl. Zumindest nicht, wenn er dort alleine wohnen müsste. Jetzt, auf einer Hochzeit mit Freunden würde es sicher wunderbar werden. Sogar das Wetter war auf ihrer Seite. Luffy und Nami würden sicher ewig zusammenbleiben. Sie waren ja schon jetzt eine kleine Ewigkeit zusammen. Zumindest länger als alle seine >Beziehungen< zusammengerechnet. Er hielt es nicht lange mit einer Frau aus, oder sie mit ihm. Die eine war ihm irgendwann zu langweilig, die nächste zu ausgeflippt, die andere dann wieder zu laut, oder zu leise... einen Grund fand er immer. Einen Ruf als Herzensbrecher hatte er zwar noch nicht, aber als großer Verführer. Das genaue Gegenteil von seiner Zeit in der Mittelschule. Ha! Das war es doch. Auch wenn er nicht der Typ war, der anderen etwas auf die Nase band, bei dem Jüngeren konnte er eine Ausnahme machen. „Ich habe mich seit damals verändert.“, sagte er entschlossen. „Hm? Ach ja?“ Der Grünhaarige drehte sich zu ihm. „Ja. Schließlich hatte ich damals keinen Erfolg bei Frauen.“ „Aber jetzt?“, fragte Zoro, der offenbar schon wieder dabei gewesen war, einzuschlafen. „Ich könnte fast sagen, sehr großen Erfolg, aber ich will nicht prahlen.“ Plötzlich prustete der Andere laut los. Sanji hätte ihn entgeistert angesehen, hätte er sich nicht auf die Straße konzentrieren müssen. „Oh man... und wie sieht das aus? Jeden Abend eine neue Eroberung, oder wie?“ Der Blonde rümpfte die Nase. „Ich könnte, wenn ich wollte.“ Der Jüngere wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Er amüsierte sich wohl köstlich. Wieder krallte er sich in das Lenkrad. „Und wie sieht es aus mit einer festen Freundin?“ Der wunde Punkt. Verdammt. Das konnte er schon damals gut. „Kein Bedarf.“, sagte er knapp. „Ah. Sind alle nicht gut genug für dich, oder?“, fragte Zoro schon beinahe triumphierend. „Sozusagen.“, knurrte er durch die Zähne. „Oder stehst du gar nicht auf Frauen?“ Das war zuviel. Sanji fuhr ohne sich umzusehen auf den Seitenstreifen. „Du willst wohl unbedingt zu Fuß gehen, oder?“, schrie er ihn an. „Hab ich ins Schwarze getroffen?“ „Mach dich ja nicht lächerlich, Marimo. Du weißt genau so gut wie ich, dass ich nur auf Frauen stehe, klar?“ Er benutzte seinen alten Namen. Schließlich sah sein Hinterkopf einfach lächerlich aus mit dieser Haarfarbe. Zoro schmunzelte. „Du fragst noch nach?“ „Ich warne dich. Wenn du so weitermachst, lass ich dich auf diesem blöden Streifen stehen. Von mir aus kannst du trampen, oder sonst was. Also hör auf, mich zu provozieren. Sei dankbar, dass ich dich mitnehme.“ „Das bin ich“, sagte er ernst. „Davon merke ich nichts.“ Der Jüngere wich seinem Blick aus, und drehte sich von ihm weg. „Sei bloß still...“, fügte Sanji noch hinzu, und blinkte, um wieder auf die Spur zu fahren. Er war außer sich. Innerlich kochte er noch immer, und in seinen Fingerspitzen kribbelte es wieder. Fast hätte er sich hinreißen lassen, dem Grünhaarigen mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Verdient hätte er es. Was fiel ihm ein, zu behaupten, er wäre nicht heterosexuell? Dieser dämliche Penner. Ihm würde noch schlecht vor Wut werden. Schnell trank er einen Schluck Kaffee. Dieser wurde dank der Temperaturen im Auto nicht mal kalt. Auch wenn es jetzt eisig zwischen den beiden Männern war. Natürlich hatte er nichts gegen homosexuelle Menschen, doch er war es definitiv nicht. Oh nein, nicht er. Egal, was ein grünhaariger Muskelprotz von sich gab. Was wusste der überhaupt von seiner Sexualität? Konnte er dieses Wort überhaupt schreiben? Grummelnd trat er stärker aufs Gas. „Hier sind nur 130 erlaubt...“, sagte diese ätzende Stimme neben ihm. „Schnauze.“ Doch er drosselte wieder das Tempo. Eine weitere Viertelstunde Fahrt lag hinter ihnen. Sie kamen schneller voran, als der Routenplaner berechnet hatte. Vielleicht würden sie eine halbe Stunde oder noch früher die Feier erreichen. Sein Herz schlug vor Freude höher. Er war wirklich glücklich wie ein Kind, dass gleich seine Geschenke auspacken durfte. Seine Freunde waren wie Geschenke. Sollte er den Grünspan dazuzählen, war er das Mitbringsel der ungeliebten Tante, das unbeachtet in der Ecke landete. Unbestreitbar gehörte er zur eingeschworenen Gruppe, selbst wenn sie untereinander ihre Differenzen hatten. Sie würden doch immer die >Strohhutbande< bleiben, die am Wochenende betrunken in ein Fast-Food-Lokal kam, und sich dort den Wanst vollschlug, während sie mit ihrem lauten Lachen die anderen Gäste vergraulten. Sanji grinste bei dem Gedanken daran. Das hatten sie mehr als einmal gemacht, auch wenn er so ein Essen überhaupt nicht gern aß. Er war eben gesundheitsbewusst. Die Minuten verstrichen, und die Landschaft rauschte an ihnen vorbei. Sanji sah auf die Tankanzeige. Er wusste, dass in wenigen Kilometern eine Tankstelle sein würde. Immer wieder schielte er zu Zoro herüber. Der klebte mit seinem Blick an der Scheibe der Beifahrertür fest. Zumindest blieb er so still, wie Sanji es wollte. Die Sonne schien noch immer hell und warm, was seine Laune beträchtlich steigerte. Den kleinen Wutanfall vor wenigen Augenblicken hatte er fast vergessen. Sanji fuhr auf das Gelände der Tankstelle. Er stieg aus, und tanke den Wagen randvoll. Damit würden sie ihr Ziel locker erreichen, und sogar noch einen Rest im Tank haben. Zoro hatte die Scheibe heruntergelassen, um etwas frische Luft in den Wagen zu lassen. „Willst du irgendwas?“, fragte der Blonde den Jüngeren. „Vielleicht ein Eis?“, grinste Zoro. Sanji rollte mit den Augen. „Ein Eis. Sicher.“ Er ging in den Shop. Sein Blick fiel auf die bunte Gefriertruhe. Sollte er ihm wirklich...? Der Grünhaarige beobachtete ihn dabei, auch wenn er dieses Glotzen einfach ignorierte. Sanji war froh, als er nach dem Bezahlen aus dem Shop gehen konnte. Es war fast unerträglich stickig und heiß darin. Zudem nervte der Verkäufer mit seinem ewigen Fragen, ob er diese oder jene Treuepunkte sammelte. Eine leichte Brise fuhr ihm angenehm durchs Haar, als er zum Auto ging. Sanji setzte sich in den gemütlichen Sitz und steckte den Schlüssel in das Zündschloss. „Bitte.“ Zoro sah zu ihm. In seiner schlanken Hand hielt er eine kleine, bunte Platiktüte. „Eis?“ „Wassereis. Solltest du in meinem Wagen kleckern, bring ich dich um.“ „Danke dafür.“, lachte der Jüngere und nahm ihm die Packung aus den Fingern. „Möchtest du auch?“, fragte Zoro und hielt ihm die Kaltspeise am Stiel unter die Nase, als er sie von der Hülle befreit hatte. „Nein, bloß nicht...“ Wenn er nur an den ganzen Zucker darin dachte, wurde ihm schlecht. Sanji fuhr wieder zurück auf die Autobahn. „So nett wie damals bist du auf jeden Fall.“ „Hrm. Kannst du nicht einfach dein Eis essen? Ohne was zu sagen?“ Warum musste dieser Kerl auch immer wieder mit diesem >damals<-Gequatsche anfangen? Fand er es lustig, ihn zu quälen? Vielleicht sah er es alles zu verbissen? Diese Sachen waren Jahre her. Und doch konnte er nicht vergessen, was damals passiert war. Ausgerechnet ihm. Er musste diese Gedanken schnell von sich schütteln, sonst baute er am Ende noch einen Unfall. Sein armer Wagen! Sanji blickte auf die Uhr in seinem Auto. Schon wieder war etwas über eine halbe Stunde Fahrt an ihnen vorübergezogen, und etliche Kilometer lagen hinter ihnen. Seine Berechnungen waren eben unfehlbar. Auch wenn so ein grünhaariger Dummschädel seine Pläne durchkreuzen wollte. Bisher lagen sie in der Zeit, hatten sogar einen kleinen Vorsprung, und wie es aussah, waren die Straßen frei. Die Straßen, aber nicht sein Kopf. Warum saß Zoro eigentlich nicht hinten, oder am besten gleich im Kofferraum? Dann würde er nicht die ganze Zeit zu ihm hinübersehen, und auf seine kurzen Haare starren. Tatsächlich trug er die gleiche Frisur wie, iegitt, damals. Obwohl, wenn er es so von nahem betrachtete, konnte es auch ein halber Zentimeter mehr sein. Dank dem Kendo achtete er zumindest darauf, seine Haare akkurat geschnitten zu haben. Außer das war an ihm nichts geordnet. Einen größeren Chaoten gab es fast nicht. An seinem ersten Tag in der Schule hatte er sich hoffnungslos verlaufen, hatte er ihnen einmal erzählt. In einer dieser betrunkenen Nächte unter freiem Himmel. Genau. Daran musste er denken. In wenigen Stunden würden sie die Großstadt und die Zivilisation hinter sich lassen, und auf dem schönen Land ankommen. Wie er Nami allerdings kannte, würde sie nicht auf gewisse Annehmlichkeiten verzichten, also konnte er beruhigt sein, dass er fließend Wasser und Strom vorfinden würde. Und hoffentlich eine Menge Alkohol. Nach einer vierstündigen Fahrt mit diesem Esel auf dem Beifahrersitz würde er das am Dringendsten brauchen. Sanji konzentrierte sich nur noch auf den schönen Gedanken, bald anzukommen. Wenn er Glück hatte, würde Zoro in einen komatösen Schlaf fallen, und ihn nicht weiter belästigen. Und wenn er ganz viel Glück hatte, würde er irgendwann seinen Wagen verlassen. Und einfach „Sanji?“ Die brummende Stimme. „Ja?“ Hatten sie nicht ausgemacht, dass er den Rand hielt? „Kann es sein, dass das Auto irgendwie... schwimmt?“ Zoro sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Schwimmen...?“ Tatsache. Jetzt, wo sein Fokus wieder auf das Fahrverhalten seines Wagens gelenkt wurde, fiel es ihm auf. Er dachte erst, es sei nur der Wind, der sein Auto aus der Spur zog, doch ein Blick aus dem Fenster, und er sah, dass sich kein einziges Ästchen der Bäume am Straßenrand bewegte. Shit. Das hatte ihm grade noch gefehlt. Warum hatten sie ausgerechnet jetzt einen platten Reifen? Jetzt, mitten auf der Autobahn und dem Hinweis, dass die nächste Tankstelle erst in zehn Kilometern erreicht werden würde. So etwas passierte doch nur, wenn man grünhaarige Blödmänner mitnahm, die ganz eindeutig Unglück brachten! Selbst wenn die Sonne aus voller Kraft auf die Erde strahlt, bedeutet das nicht, dass es nicht irgendwo schlechtes Wetter gibt. Und über Sanji begann sich die Gewitterwolke zu regen, und schickte erste Regentropfen auf ihn nieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)