My angel & my demon von Rosenmaedchen (It is what it is. [♥]) ================================================================================ Kapitel 22: Last continence --------------------------- Letzte Kontinenz Mit einem Blick, so als wäre das Bild giftig, starrte Victor auf es hinab. Sämtliche Gefühle, die er für sie empfunden hatte, stürzten über ihn herein. Er sah bildlich vor sich, wie alles begonnen hatte. Er hatte sie gesehen, damals, vor so vielen Jahren und sofort war klar, dass er sie besitzen wollte. Gegen den Willen seines Vaters hatte er sie getroffen. Nach nur wenigen Treffen landeten sie im Bett und er machte sie offiziell zu seiner Geliebten, seiner Mätresse. Denn mehr war nicht drin, sie war eine Kriegsgefangene, ein Erzengel. Anfangs war alles für ihn nur ein Spaß, wie so oft, doch nach und nach wuchsen Gefühle für sie. Gefühle, die er in einem solchen Ausmaß noch nie für jemanden empfunden hatte. Und sie erwiderte diese Gefühle. Sie waren glücklich, eine ganze Zeit lang, nur sein Vater wusste immer noch nichts davon. Doch dann verstarb er plötzlich und Victor fiel in ein tiefes Loch, wo er allein nicht herauskam. Doch sie war da und half ihm wieder auf die Beine. Sie fing ihn auf und unterstützte ihn, wo es nur ging. Er lernte, mit all den Staatsgeschäften umzugehen und regierte mit eiserner Hand, mit ihr an seiner Seite. Das Glück sollte perfekt werden, als sie herausfand, dass sie sein Kind in sich trug. Es sollte ein Mädchen werden. Nach der Geburt ihrer Tochter bekam diese den Namen Lilith. Nur wenige Tage später war die kleine Familie auf der Erde unterwegs, denn sie liebte die Modenschauen dort und Victor konnte ihr einfach keinen Wunsch abschlagen. Doch als er kurz nicht aufpasste, nur eine winzige Sekunde lang, war sie urplötzlich weg. Einfach verschwunden. Dabei fiel der Kinderwagen um, in welchem Lilith war. Sie ließ ihn mit ihrer gemeinsamen Tochter allein, und nahm all die teuren Geschenke mit, die er ihr vermacht hatte. Der Schmerz und die Wut über ihren Verrat, beides saß noch immer tief in ihm. Er hatte ihr stets alles gegeben: sein Geld, seine Besitztümer, seinen Körper, sein Herz und seine Seele. Und sie hatte alles mit Füßen getreten und war abgehauen. Hatte ihn allein gelassen, mit ihrer gemeinsamen Tochter. Und Victor brachte es einfach nicht über sich, Lilith diese Geschichte zu erzählen. Das einzige, was er tun konnte, war, sie zu schützen. Vor jedem Mann, der sie wollte. Er würde nicht mit ansehen, wie seine Tochter das gleiche Schicksal ereilen würde. Außerdem tat es ihm einfach zu sehr weh, darüber zu reden. Natürlich, sie war Liliths Mutter, doch was würde ihr dieses Wissen nützen? Sie wüsste dann auch nur, dass ihre Mutter eine Verräterin war. Und wenn es nach ihm ginge, sollte sie das niemals wissen. Ein Knurren entglitt ihm. Jetzt saß er wirklich hier und zerbrach sich den Kopf darüber! Er hatte genug zu tun, als seine Gedanken hiermit zu verschwenden. Er hob den kaputten Bilderrahmen vom Boden auf, riss das Foto heraus und zerknüllte es. Sie hatte sich nun mal für den Himmel entschieden, daran konnte er nichts mehr ändern. Wieso sie es getan hat, wusste er nicht. Vermutlich war es von Anfang an nur ein Spiel gewesen. Aber seinetwegen sollte sie ruhig dort bleiben, er brauchte sie nicht. Victor ließ das Bild samt den Rahmen in den Mülleimer wandern und rieb sich das Gesicht. Denn die Wahrheit war, egal wie sehr er versuchte es sich reinzureden. Er liebte sie noch immer und daran würde niemand etwas ändern können. Auch nicht der Verrat. Als Samantha die Haustür öffnete, schlüpfte Lilith schnell hinein und schlug die Tür hinter sich zu. „Or, die Wachen meines Vaters regen mich tierisch auf!“ „Schön dich zu sehen, Lil.“ Die Prinzessin umarmte ihre Freundin. „Auch schön dich zu sehen. Tut mir leid, dass ich gleich so reinstürme. Aber die werde ich einfach nicht los.“ Samantha führte Lilith in das Wohnzimmer und setzte sich mit ihr auf das Sofa. „Möchtest du etwas trinken?“ „Oh, das wäre wirklich nett von dir.“ Lilith stand auf. „Aber ich hol mir selbst was. Ich weiß, wo alles steht.“ Grinsend ging sie an ihrer Freundin vorbei in die Küche. „Wieso lässt dein Vater dich eigentlich so plötzlich überwachen?“, fragte Samantha, als Lilith aus der Küche zurückkam und sich neben sie setzte. „Hast du irgendwas angestellt oder so?“ „Wie man es nimmt.“ Stirnrunzelnd sah Samantha ihre Freundin an. „Wie meinst du das?“ Lilith sah angespannt aus. „Eigentlich darf ich es niemanden sagen.“ Dann sah sie Samantha direkt in die Augen. „Versprich mir, dass du es niemanden sagst. Das darf nicht diesen Raum verlassen.“ „Ich verspreche es dir.“ Die Prinzessin seufzte. „Mein Vater und ich, wir haben uns letztens heftig gestritten. Juan war an diesem Tag bei mir gewesen und er hatte vermutet, dass zwischen ihm und mir mehr gelaufen war.“ Sie presste die Lippen aufeinander. „Und er hatte recht gehabt. Ich hab es nicht vor ihm zugegeben, ich bin ja nicht lebensmüde. Aber er hat mir den Umgang mit Juan seitdem verboten und kontrolliert mich auf Schritt und Tritt.“ „Und weiter?“ „Juan war trotzdem da.“ Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Er hat gesagt, dass er mich liebt. Hat mir erklärt, wieso er so ist, wie er eben ist. Er ist in Therapie, nur wegen mir. Er würde alles für mich tun.“ Bedingungslose Liebe sah Samantha in den Augen ihrer Freundin, während sie sprach. „Seitdem treffen wir uns immer heimlich. Juan schafft es, die Wachen auszutricksen. Und ich erzähle meinem Vater immer, dass ich bei dir sei.“ Samantha umarmte ihre Freundin. „Oh, Lil, das überrascht mich zwar, aber es freut mich sehr, dass ihr nun zusammen seid. Du wünschst es dir ja nun schon so lange. Und das mit deinem Vater, dass kriegt ihr sicherlich hin. Ich halte auch gern als Ausrede her.“ Sie lächelte Lilith an, und diese erwiderte das Lächeln. „Danke.“ Lilith schlug ihre Beine übereinander und grinste. „So, und jetzt sagst du mir, wie es mit deinem Herzblatt läuft.“ Samantha sah sie merkwürdig an. „Herzblatt?“ Dann brach sie in Gelächter aus. „Lass ihn das bloß nicht hören!“ Sie grinste. „Ich glaube, dass würde er weniger lustig finden.“ „Wie so ziemlich alles.“ Lilith lächelte sie abwartend an. „Also?“ Samantha war wieder ernst und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Von seiner Seite aus habe ich keine Ahnung.“ Sie legte ihre Hand auf ihre Brust, da, wo ihr Herz schlug. „Aber ich liebe ihn. Ich bin mir sicher.“ „Was ist mit Kate?“ Samantha wurde bleich, weswegen Lilith ihre Frage am liebsten gleich zurückgenommen hätte. „Sie hat versucht mich umzubringen.“ Lilith sprang auf. „Was?! Hat sie keine Ahnung, wer du bist?!“ Die Braunhaarige zog die Prinzessin wieder zurück auf ihren Platz und versuchte sie zu beruhigen. „Vermutlich ist es ihr egal. Für sie zählt nur Duncan. Sie hat sich in meinen Traum geschlichen und mich gleichzeitig versucht zu töten. Duncan hat mich dann bei sich schlafen lassen…“ „Und weiter? Ist was gelaufen?“ Samantha wurde rot. „Lil, so bin ich nicht. Außerdem war ich verschreckt und er hat mir gleichzeitig so leid getan, da Kate mir gesagt hat, was sie abgezogen hat mit ihm. Aber es war schön, von ihm gehalten zu werden.“ Ihr schoss augenblicklich noch mehr Röte in die Wangen, als sie sich an einen der Tage erinnerte, an denen Duncan das Dach gebaut hatte. Wie er mit nacktem Oberkörper auf der Leiter gestanden hatte und in der gleißenden Mittagssonne das Dach repariert hatte. Wie der Schweiß seinen Körper zum Glänzen gebracht hatte. Wie seine Muskeln bei jeder Bewegung, die er vollzogen hatte, gezuckt hatten. Kopfschüttelnd verbannte Samantha diese heiße Erinnerung aus ihrem Kopf. Duncans Körper brachte sie irgendwann noch einmal um den Verstand. „Sammy? Bist du wieder anwesend?“ Sie blinzelte ein paar Mal und sah Lilith an, welche mit einer Hand vor ihrem Gesicht rumwedelte. „Ah, du bist wieder hier.“ „Hm?“ Die Prinzessin grinste. „Ich hab dich gefragt, ob du irgendeine Vorgehensweise hast, wie du an Duncan rankommst?“ „Vorgehensweise?“ Lilith seufzte. „Jetzt stellst du dich aber dumm. Du willst ihn dir doch schnappen, oder nicht? Hast du einen Plan, wie du das anstellen wirst?“ Samantha schüttelte den Kopf. „Nein.“ „Okay, dann sag ich es dir. Du musst ihn mit deinem Körper um den Verstand bringen. Du musst ihn so reizen. So kannst du ihn sicher um den kleinen Finger wickeln.“ Energisch sprang diesmal Samantha von ihrem Platz auf und sah Lilith fassungslos an. „Das würde ich nie machen!“ Die Prinzessin grinste nur frech. „Was anderes bleibt dir gar nicht übrig, Schätzchen.“ Es war schon dunkel, als Duncan nach Hause kam. Leise schloss er die Haustür auf und trat hinein. Es war ein anstrengender Tag gewesen, und Duncan freute sich schon, endlich in sein Bett fallen zu können. In letzter Zeit hatte er unglaublich viel zu tun. Victor bereitete den Krieg in Hochtouren vor und da Duncan nun einmal sein Meisterschmied war, war auch in seiner Schmiede dementsprechender Stress. Seine Angestellten mussten Überstunden schieben. Duncan selbst war fast den ganzen Tag unterwegs. Er kontrollierte die Arbeit und schmiedete die Waffen für Victor und seine obersten Befehlshaber eigenhändig. Zunächst führte ihn sein Weg ins Badezimmer, nachdem er Jacke und Schuhe ausgezogen hatte. Er musste sich erst einmal den Ruß und den Dreck von den Händen waschen, bevor er noch etwas essen konnte. Samantha war höchstwahrscheinlich schon im Bett. Die beiden hatten die Schlafplätze getauscht, seitdem Kate sie so fies über Nacht angegriffen hatte. Obwohl Samantha darauf bestand, wieder in ihrem Bett zu schlafen, ließ Duncan es nicht zu. Viel zu groß war die Möglichkeit, dass Kate es noch einmal versuchte. Er selbst war durch seine Schilde gegen ihre Magie immun. Auch hatte er ein Schutzschild um Samantha gelegt, falls sie wieder träumte, dass sie dort sicher war. Denn am Tag hatte Kate es schwerer, ihr ungesehen weh zu tun oder nah zu kommen. So hatten doch immer ein paar Leute ein Auge auf sie, ohne dass sie es wusste. Duncan ging in die Küche und sah, dass Samantha ihm sogar extra ein Abendessen gekocht hatte. Das brachte ihm zum Lächeln. Sie hatte bewusst sein Lieblingsessen gekocht, auch weil sie wusste, dass er vermutlich riesigen Hunger hatte, wenn er von der Arbeit kam. Immer noch lächelnd machte er seinen Teller voll und erwärmte das Essen in der Mikrowelle. Danach ließ er es sich schmecken. Er musste mal wieder feststellen, wie gut Samantha doch kochen konnte. Besser als er, und er hatte wesentlich mehr Jahre Übung darin. Nach dem Essen nahm er sich vor, nach Samantha zu schauen. Es war nicht unwahrscheinlich, dass sie sich wirklich schon schlafen gelegt hatte. Aber öfters las sie auch noch, wenn er kam, nur um ihn zu Hause willkommen zu heißen. Sie war so ein wundervoller Mensch. Er wusste schon gar nicht mehr richtig, wie das Leben ohne sie war. Konnte er es je wieder leben, wenn sie eines Tages weg sein sollte? Sie würde ja nicht ewig bei ihm bleiben. Irgendwann musste sie ihre Aufgabe als Auserwählte erfüllen und dann, dann dürfte sie tun und lassen, was sie wollte und mit wem sie wollte. Letzteres versetzte Duncan einen kleinen Stich. Am liebsten würde er sie nicht wieder gehen lassen. Aber er musste, etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Als er nach oben ging, auf direkten Weg in das Badezimmer, öffnete sich plötzlich die Tür und heraus kam Samantha, nur mit einem Handtuch bekleidet. Ihre Haare waren locker hochgesteckt, und doch saß alles perfekt. Duncan besah sie sich, von oben nach unten. Soweit er sehen konnte, war alles an ihr perfekt. Mit Sicherheit sah sie das anders, so wie alle Frauen. Wie oft hatte er sich schon Liliths Gejammer über ihren Bauch, ihre dicken Oberschenkel und ihre ungleichförmigen Brüste anhören müssen? Samantha blieb erschrocken in der Tür stehen, als sie ihn sah, klammerte das Handtuch enger um ihren Körper fest und starrte ihn an, wie ein erschrockenes Reh. Sie wurde augenblicklich rot, als sie sich der Situation bewusst wurde. Duncan spürte, wie er sich automatisch auf sie zu bewegte, sein Blick starr auf ihr Gesicht gerichtet. Er konnte sich ihr nicht entziehen, selbst wenn er gewollt hätte. Zulange hatte er weggesehen. Als er vor ihr zum Stehen kam, konnte er fast Samanthas schnellen Atem spüren. Er legte einen Arm um ihre Hüfte und zog sie an sich heran. Ihr Blick glitt nach oben, sie sahen sich direkt in die Augen. Duncan streichelte mit einer Hand ihren Oberschenkel hinauf und spürte, wie sie erschauderte. Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass sie so berührt wurde. Er schob leicht ihr Handtuch beiseite, während seiner Hand immer weiter höher glitt. Samanthas Atem ging noch schneller, doch den Blickkontakt hielten beide stand. Dann küsste Duncan sie, und sein Kuss war pure Leidenschaft. Wie Feuer, so heiß brannte er auf ihren Lippen. Sie erwiderte seinen Kuss fast genauso. Dafür, dass sie noch nicht oft geküsst hatte, und dann auch nur mit ihm, tat sie dass seines Erachtens gar nicht so schlecht. Samantha fühlte sich, als würde ihr ganzer Körper in Flammen stehen. In ihr brannte alles. Ihr Herz drohte aus ihrer Brust zu springen, als Duncan sie an Stellen streichelte, die noch nie jemand vorher berührt hatte. Ein Seufzen glitt über ihre Lippen und floss in den begonnenen Kuss hinein. Das ließ Duncan erwachen. Er nahm seine Hände zurück und löste sich aus dem Kuss, ohne zu grob zu wirken. Samantha hörte, wie er eine Entschuldigung murmelte und dann machte er sich schnell daran, von ihr wegzukommen. Er stürmte schon fast in das Gästezimmer, in dem er nun schlief. Verdutzt blickte Samantha ihm hinterher. Ihr Atem ging immer noch stoßweise und ihr Gesicht war immer noch rot. Ihr Herzschlag schien sich einfach nicht beruhigen zu wollen. Sie zog das Handtuch wieder enger um ihren Körper, während sie langsam in Duncans Zimmer ging, dort, wo sie jetzt schlief. Noch nie hatte jemand sie so sehr verwirrt wie Duncan, und sie beschloss, Lilith bei ihrem nächsten Treffen hiervon zu berichten. Vielleicht hatte sie eine Lösung für Duncans gegensätzliches und sprunghaftes Verhalten. Denn egal, was sie tat: Samantha wurde einfach nicht schlau aus ihm. To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)