120 Days of horror von DoctorMcCoy ================================================================================ Kapitel 3: Standing Still ------------------------- Charaktere: Castiel, Bobby Genre: Drama Spoiler: 5x03 Widmung: Für , da sie mich erst auf diese Idee gebracht hat und weil sie ein großer Fan von Bobby und Cas ist :D Es war nur einen Moment der Konzentration nötig und schon stand Castiel in Bobbys Wohnzimmer. Wenigstens war ihm diese Fähigkeit erhalten geblieben. Seit er sich für Dean entschieden und gegen den Himmel gewandt hatte, musste er feststellen, dass nichts mehr so war wie früher. Vieles konnte er einfach nicht mehr. Sein Blick fiel auf den alten Jäger, der über ein Buch gebeugt war. Tief in Gedanken versunken. Aber dass er wirklich dieses Buch las, glaubte Castiel nicht. Vielmehr hingen seine Gedanken an den vergangenen Tagen und Wochen fest. Er war zwar vor Kurzem aus dem Krankenhaus entlassen worden, jedoch sah Bobby nicht wirklich besser aus. Er redete noch weniger als früher, soweit der Engel es sagen konnte. Und Castiel konnte förmlich die Hilflosigkeit spüren, die Bobby ausstrahlte. Er fühlte sich nutzlos. Zu nichts mehr fähig. Castiel war nicht in der Lage gewesen, Bobby zu helfen. Diese Fähigkeit war ihm genommen worden. Heilung gehörte nicht mehr zu seinen Stärken. Bobby hatte ihn damals angesehen, als ob seine ganze Welt zusammen gebrochen wäre, als Castiel es ihm mitgeteilt hatte. Die Erkenntnis, dass er wohl für immer in diesem Stuhl festsitzen würde. Dass er den Jungs bei der Jagd nicht mehr helfen könnte. Das alles war ihm in nur einer Sekunde schmerzlich bewusst geworden. Und es zehrte immer noch an seinen Nerven. Selbst jetzt sah man es ihm noch deutlich an. Sein Schmerz stand ihm offensichtlich ins Gesicht geschrieben. Castiel überlegte, ob er ihm irgendwie helfen könnte, doch das lag nicht mehr in seinen Händen. Er konnte es nicht mehr. Seine Entscheidung war gefallen und er hatte den Preis dafür bezahlt. Castiel hätte es auf jeden Fall getan, wenn es noch in seiner Macht gestanden hätte. Denn Bobby war ein guter Mensch, er hätte es verdient. Aber anscheinend sah das Schicksal das nicht so. In vielerlei Hinsicht schien das Schicksal den Winchesters nicht gnädig zu sein. Castiel fand es eigenartig, dass Bobby ihn noch nicht bemerkt hatte. Für den Engel verlief die Zeit vielleicht anders, aber er stand selbst für einen Menschen schon eine Weile an dieser Stelle. Bobby musste wirklich tief in Gedanken versunken sein. „Bobby“, sagte Castiel schließlich, um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Bobby zuckte sofort zusammen, aber nicht nur ein wenig, er wäre wahrscheinlich sogar vom Stuhl gesprungen, wenn ihm das noch möglich gewesen wäre. Er warf Castiel einen giftigen Blick zu. „Cas, verdammt, willst du etwa, dass ich noch einen Herzinfarkt bekomme?“ Er legte seine Hand auf die Brust und zwang sich, wieder etwas gleichmäßiger zu atmen. Castiel trat einen Schritt näher an den Schreibtisch. „Das war nicht meine Absicht gewesen“, versicherte der Engel dem Jäger. Bobby verdrehte daraufhin die Augen, was Castiel schon oft bei Dean beobachtet hatte. Er zeigte diese Regung häufig, wenn er genervt war. War Bobby etwa von ihm genervt? „Nerve ich dich?“, kam die Frage schneller über Castiels Lippen als eigentlich gewollt. „Huh?“ Bobby schaute fragend auf. „Nein, ich frage mich nur, was du hier willst.“ Sofort kam Castiel sein eigentliches Anliegen wieder in den Sinn, was er bei Bobbys Anblick völlig vergessen hatte. Eigentlich hatte er Bobby nur fragen wollen, wo Dean steckte, da er ihn mittlerweile nicht mehr orten konnte. Castiel brauchte seine Hilfe, er konnte sonst niemanden fragen. Sein Blick fiel wieder auf Bobby. Er wirkte noch immer so angeschlagen … traurig. „Kann ich dir helfen, Bobby?“ Der Jäger schaute ihn verblüfft an, so als ob er nicht glauben könnte, was er da hörte. Castiel hatte eine solche Reaktion nicht erwartet. Eigentlich wusste er nicht, was für eine Reaktion er erwartet hatte. Er kannte die Menschen noch nicht halb so gut, wie er dachte. Manchmal verstand er sie einfach nicht. „Du fragst tatsächlich, ob du mir helfen kannst? Du?“ Seine Stimme wurde lauter, klang eindeutig sauer. Damit hatte Castiel gerechnet. Bobby benutzte Wut, um sein Leid zu überspielen. Vielleicht suchte er auch jemanden, um ihm die Schuld zu geben. Schuld an der Situation, für die niemand etwas konnte. „Ich kann mir vorstellen, dass es nicht-“, fing Castiel an, doch wurde von Bobby unterbrochen. „Du kannst dir gar nichts vorstellen. Du bist ein Engel, Castiel. Du kannst fliegen und du kannst noch so viel mehr.“ Bobby wedelte wild mit den Armen. „Warst du schon mal eingesperrt? Gefangen?“ Castiel nickte und erinnerte sich noch zu gut an dem Tag, wo er zurück in den Himmel geschickt worden war, um seine Lektion zu lernen. Gefangen war ein netter Ausdruck dafür. Er hatte nichts mehr tun können. Bobby durchbohrte ihn mit seinem Blick. „Aber warst du auch schon mal in deinen eigenen Körper gefangen?“ Er machte eine kurze Pause und musterte den Engel intensiv. Castiel wusste, worauf er hinaus wollte. Er wollte auf die Tatsache hinaus, die unumstößlich war. Dass Bobby nie wieder laufen konnte. „Du willst soviel machen, kannst es aber nicht“, fuhr er unbeirrt fort, sich wohl das erste Mal sein Leid von der Seele redend. Castiel hörte zu, denn vielleicht konnte er ihm genau so helfen. „Ich bin ein Jäger, verdammt. Ein Jäger, der nicht mehr laufen kann. Wie soll ich den Jungs denn so noch eine große Hilfe sein?“ Er wirkte erschöpft, als ob er es leid wäre, das alles noch länger durchzumachen. Castiel gefiel es nicht, Bobby so zu sehen. „Bobby, du musst wissen, Gott geht manchmal Wege, die für uns nicht verständlich sind.“ „Gott?“, kam es entrüstet von Bobby. „Cas, sag, wie läuft denn deine Suche nach Gott?“ Den gleichen Tonfall, den Dean so oft benutzte. Sarkasmus, hatte Dean es genannt. „Es läuft-“, fing Castiel an, brach jedoch ab. Er wusste selbst nicht, wie es voranging. Er hatte zwar eine Spur, aber nur zu einem Erzengel, der vielleicht einige Informationen hatte. Vielleicht wollte Gott auch gar nicht gefunden werden. Bobby stieß ein lautes „Ha!“ aus, schob seinen Rollstuhl um den Schreibtisch herum, genau auf Castiel zu, nur um dann strikt an ihm vorbei zu fahren. „Komm wieder, wenn du ein bisschen Hoffnung gefunden hast“, meinte er im Vorbeifahren. Castiel drehte sich um und schaute Bobby nach. Hoffnung. Das bedeutete für Bobby wohl eine Aussicht darauf, wieder aus diesem Stuhl aufstehen zu können. Vielleicht wäre es möglich, wenn er Gott gefunden hatte. Aber Castiel machte sich nichts vor. Gott würde Bobby nicht helfen, er hatte sich nie in die Angelegenheiten der Menschen eingemischt. Nur in besonderen Fällen, zumindest soweit es Castiel bekannt war. Bobby musste wohl damit leben, nie wieder laufen zu können. Den Winchesters nicht mehr in gewohnten Maße helfen zu können. Aber Bobby würde das schaffen. Er war stark … oder nicht? Ein kurzer Gedanke und Castiel stand wieder vor Bobby, diesmal in der Küche. Ein weiters Mal zuckte der alte Jäger zusammen. „Cas, verdammt, die paar Schritte hättest du auch laufen können.“ Das Wort „laufen“ betonte Bobby extra stark. Castiel ließ sich davon jedoch nicht beirren. Er musste ihm noch etwas sagen. Etwas, was keinem Aufschub duldete. Der Engel hatte sich kurz gewagt, in Bobbys Gedanken zu lesen. Er war sich einfach nicht sicher, hatte Bobby nicht genügend einschätzen können. Und was er gesehen hatte, gefiel dem Engel nicht. Bobby gab sich selbst auf, dachte, dass er zu nichts mehr zu gebrauchen wäre. Dass keiner mehr seine Hilfe benötigte, jetzt da er in diesem Zustand war. „Du bist noch hier“, sagte Castiel nur. „Das ist ja auch schließlich mein zu Hause“, spottete Bobby und versuchte irgendwie an Castiel vorbei zu kommen, doch der Engel ließ es nicht zu, dabei bewegte er sich nicht einmal. Er musterte Bobby, der mit jeder Sekunde wütender wurde. Ob er ihn gleich anschreien würde? Bobby schrie selten, er war immer beherrscht, zumindest soweit der Engel das bisher eingeschätzt hatte. Aber jetzt war Castiel sich da nicht mehr so sicher. Bobby hatte sich verändert. „Ich meine, dass du noch hier bist“, wiederholte Castiel, weil Bobby wohl nicht den Sinn verstanden hatte. „Du lebst noch“, betonte der Engel. „Danke für diese Information“, meinte Bobby und war dabei, den Rollstuhl nach hinten zu bewegen. Castiel bemerkte das und hielt ihn auf. „Du lebst noch, Bobby. Es gibt keinen Grund, aufzugeben. Du kannst noch so vielen Menschen helfen. Und erst Recht Dean und Sam.“ Bobby sah den Engel lange an. Er schien zu überlegen, ob er darauf etwas antworten sollte. Er sah immer noch wütend aus und es war nicht zu übersehen, dass ihm diese Worte überhaupt nicht halfen. „Was willst du eigentlich hier?“, fragte Bobby schließlich, bemüht, seine Stimme ruhig klingen zu lassen. „Ich wollte eigentlich nur erfahren, wo Dean sich aufhält.“ Das war die Wahrheit. Castiel sagte nichts weiter, denn es gab nichts mehr zu sagen. Castiel spürte, dass er Bobby so nicht erreichen konnte. Er war nicht die richtige Person für diese Aufgabe. „Soviel ich weiß ist er in Greeley, Pennsylvania.“ Castiel nickte, um zu signalisieren, dass er verstanden hatte, blieb jedoch noch an Ort und Stelle stehen. „Also los, verschwinde endlich“, wurde Bobby nun doch wieder etwas lauter. „Hau endlich ab.“ Castiel musterte Bobby noch kurz, dann, nicht ganz sicher, ob es wirklich richtig war, jetzt zu gehen, verschwand er. 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