Tease von Anemia ================================================================================ Kapitel 10: Flirten total ------------------------- “Kann ich so auf die Straße gehen?” Tommy steht unsicher in der Tür und blickt mich fragend an, während ich mich noch mal kurz in mein Bett gelegt habe um nachzudenken. “Du siehst gut aus”, bestätige ich dem Kleinen, dessen plötzliche Schüchternheit fast schon beängstigend ist. Nun setze ich mich hoch und winke Tommy zu mir, dieser kommt zögerlich auf mich zu und bleibt vor meinem Bett stehen. “Komm her zu mir”, bitte ich ihn, schaue ihm mit meinem liebsten Blick in die Augen und strecke meine Hand nach ihm aus, die er sogar nach ein paar stummen Momenten ergreift. Gänsehaut, verdammte! Ignorier sie, Dennis! Das ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. “Wer hat dir wehgetan? Hat das was mit letzter Nacht zu tun? Warum stattest du mir überhaupt einen Besuch in solchen Klamotten ab, mh?” “Ich…” Tommy stottert nur, blickt auf den Boden und schlingt die Arme um sich, bestimmt ist ihm noch immer kalt, trotz der warmen Dusche und meines kuscheligen Pullis. Da meine Gefühle schon wieder verrückt spielen, als ich seine Lippen anschaue, seine Piercings und sein Näschen, macht sich plötzlich meine Hand selbstständig, beherzt lege ich sie auf Tommys Schulter und streichle sanft mit dem Daumen darüber. Das lässt den Kleinen endlich aufblicken, mitten in meine Augen. “Ich…ich kann dir das nicht sagen…akzeptier es einfach.” Tommys Stimme hört sich so traurig an, bestimmt hat ihm jemand sehr weh getan. Sanft greife ich nach seinem Arm, der in dem viel zu weiten Pullover total dünn wirkt, ziehe den Ärmel ein Stück weit nach oben und lasse meinen Zeigefinger über die gleichmäßig angeordneten, geröteten Narben gleiten. Seine Haut ist so blass, man kann seine blauen Adern deutlich am Handgelenk sehen, wie kann man so einem süßen Wesen so weh tun? Mein süßes Porzellanpüppchen… “Wenn ich könnte, würde ich alle deine Wunden heilen”, flüstere ich, obwohl mir hinterher klar wird, dass ich zu viel von meinen Gefühlen verraten haben könnte. Aber es ist so verdammt wahr. So wahr, dass es raus muss, da ich sonst platze. “Denni…”, presst Tommy mühevoll mit seiner heiseren Stimme hervor. “Du…ich…du… Sowas hat hat noch nie jemand zu mir gesagt. Ich glaub, ich hab dich total lieb…verzeih mir…ich weiß, das willst du nicht wissen…” “Doch, ich will es wissen. Es klingt schön”, entgleitet es mir, oh man, ich muss wahnsinnig sein. Am liebsten hätte ich mich nun auf den Kleinen gestürzt und ihn ins Koma geknutscht, doch das ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. “Ich…ich hab dich nämlich auch…lieb. Und auch wenn ich mich manchmal dir gegenüber benehme wie eine Kneifzange, dann mein ich das nicht so. Es ist nur…” Nein. Das kann ich ihm nun wirklich nicht verraten. Ich kann ihm nicht sagen, dass ich mich nur so verhalte, weil ich mich selber nicht leiden kann wegen meinen komischen Gefühlen, die nicht sein sollen. Ich darf meinen Selbsthass nicht mehr an Tommy auslassen, es bricht ihm sein kleines Herz. Wo er mich doch…mag. “Nimm mich in den Arm”, verlangt Tommy plötzlich und sieht mich mit seinen rehbraunen Augen an. “Wie kann ich dir nur helfen, Kleiner?”, nuschle ich, als ich Tommys schöne, wohlige Körperwärme an mir spüre, dazu duftet sein Haar wieder so himmlisch wie heute Nacht. “Sei einfach nur für mich da, wenn ich dich brauche”, flüstert Tommy in mein Ohr, was das Kribbeln in mir wieder so stark macht, dass ich glaube, daran sterben zu müssen, wenn es nicht bald aufhört. Ich habe so was noch nie erlebt und werde so was wahrscheinlich auch nie wieder erleben. So ein Verhalten ist untypisch für mich, ich war noch nie gut darin, Gefühle zu zeigen, geschweige denn, sie so auszuleben. Aber ich habe mein Tommylein eben sehr lieb, daran ändert auch die Tatsache nichts, dass ich mich gerade aufführe wie ein Mädchen. Bei Tommy kann man nur zum Mädchen werden, man muss dieses kleine Emo-Wesen ganz einfach gern haben. Weil es doch so süß ist… ***** “Lass uns erstmal was zum Essen holen, bestimmt hast du einen Bärenhunger”, meine ich zu Tommy in der Schule, als wir in die Mensa gehen, um unser versäumtes Frühstück nachzuholen. “Ich habe keinen Appetit”, schüttelt Tommy den Kopf und zieht einen Schmollmund. “Doch, du isst was. Es ist nicht gut, ohne Frühstück aus dem Haus zu gehen”, belehre ich den Kleinen, dann bin ich an der Reihe und ordere für uns beide jeweils ein belegtes Baguette. “Ich mag keine Wurst. Und keinen Käse”, nörgelt Tommy, insgeheim muss ich nun doch über sein Verhalten lächeln, da er sich benimmt wie ein kleines Kind, was aber total süß ist und zu ihm passt. “Hier”, sage ich und drücke dem kleinen Mäkler das Brot in die Hand, welches er widerwillig annimmt und davon nur einen winzigen Bissen nimmt. Sanft schiebe ich ihn an einen der noch freien Tische und bitte ihn, sich neben mich zu setzen. “Schmeckts dir?”, will ich wissen und hätte am liebsten nach seiner unbeweglich auf dem Tisch ruhenden Hand gegriffen und sie ganz fest gehalten. Doch ich kann gerade noch widerstehen. “Nö”, meckert Tommy und schmollt schon wieder so süß. “Ich hätte lieber einen Kuss. Von dir.” “Tommy…”, stottere ich überrascht, oh mein Gott, ich kann ihm unmöglich seinen Wunsch erfüllen, nicht jetzt und nicht hier. Wenn er zu Hause damit angefangen hätte, hätten wir darüber reden können… “Das geht jetzt wirklich nicht. Hier sind zu viele…” “Niemand würde es sehen, wenn du mir einen winzigen, klitzekleinen Kuss gibst. Einen Trösterkuss”, bettelt Tommy, was es mir nur noch viel schwerer macht, bei meiner Entscheidung zu bleiben. Wie gerne würde ich in Wahrheit sein Gesicht in meine Hände nehmen und von seinen süßen Lippen kosten. Wie schön es sich wohl anfühlen mag, wenn seine Piercings gegen meinen Mund drücken? “Tut mir leid, Mäuschen”, entschuldige ich mich, die Bezeichnung ‘Mäuschen’ ist mir nur wegen meines Bedauerns herausgerutscht. Wie kann ich nur, irgendwann gestehe ich ihm es wirklich noch, dass er das Mäuschen meines Herzens ist. Als Entschuldigung nehme ich nun doch seine Finger und streiche sanft mit dem Daumen darüber. Wie sehr ich mich bereits innerhalb dieser wenigen Tage in ihn verliebt habe, es ist fast schon beängstigend. Wie sehr Tommy mich und mein Verhalten verändert hat, ich habe noch nie für ein Mädchen einen solchen Kosenamen benutzt. Höchstens mal ‘Süße’ oder so, nichts weltbewegendes. Und so zärtlich war ich auch noch nie, zu niemanden. Doch Tommy hat es sich verdient, dass ich Dinge tue, die von Herzen kommen… ***** Zum Glück blieb unser Händchenhalten unbeobachtet, ich wäre sonst völlig aufgeschmissen gewesen. So sehr ich Tommy auch mag, ich will niemals als Schwuchtel gelten. Es wäre absolut schrecklich. In der Mittagspause habe ich es geschafft, meine nervigen Kumpels loszubekommen, sie haben es mir echt geglaubt, dass ich noch was mit Herrn Becker wegen meinen Noten klären will. Also kann ich getrost zu Tommy gehen, der wie verabredet in seinem Klassenzimmer wartet. Als ich mich neben ihn setze und ihn kurz anlächle, höre ich die Mädchen um uns herum kichern. Oje, merkt man denn schon so sehr, was ich für Tommy empfinde? Ist es so offensichtlich? Ich hoffe nicht, denn ich will trotzdem noch mit einigen Mädels ins Bett. Denn meine Gefühle für Tommy und meine Lust auf Sex mit weiblichen Partnern sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Sex mit Tommy, das ginge gar nicht. Auch wenn ich ihn heute morgen doch sehr sexy fand in seiner Reizwäsche… mh, da könnte man schon schwach werden und sich auf ein kleines Abenteuer einlassen… “Wir lassen euch dann mal allein, ihr Turteltäubchen”, grinst die blonde Cecilia, auf die ich es auch schon das ein oder andere Mal abgesehen hatte, doch leider wollte sie nie so richtig anbeißen. Nun habe ich auch andere Probleme, denn bei dem Wort ‘Turteltäubchen’ wird mein Kopf höllisch heiß und garantiert rot wie eine reife Strauchtomate. Kurze Zeit später sind nur noch wir beide im Klassenraum übrig geblieben. Oje, ob Tommy sich nun seinen Kuss einfordern wird? Ich kann ihn nicht küssen, ich bin doch nicht lebensmüde! Ich bekomme schließlich schon einen halben Herzkasper, wenn der Kleine sich in meine Arme kuschelt oder mir in die Augen sieht. Nein, einen Kuss würde ich nicht überstehen. Ausgeschlossen. “Danke übrigens, dass ich mir deinen Schreibblock und einen Kuli ausleihen durfte, ich wäre sonst echt aufgeschmissen, so ganz ohne Arbeitsmaterial. Eh schon scheiße, dass ich meine Bücher nicht dabeihabe”, erzählt mir Tommy und rückt mir ziemlich auf die Pelle, während seine Augen die meinen fixieren. “K-kein Ding”, stottere ich, ich spüre, wie die Kribbelgefühle mein Sprachzentrum angreifen. Und nicht nur das, mein Denkvermögen scheint sich auch mal wieder verkrochen zu haben. Shit. “Ähm…Denni…was machst’n heute Nachmittag?”, fragt Tommy plötzlich, oje, seine Stimme klingt so rau, auf was will er hinaus? “Du sagstest ja, dass du mich noch besser kennen lernen möchtest…mh, ich wüsste da schon eine Möglichkeit, wie du etwas über meine Vorlieben erfahren könntest…” Goooott! Tommy hat wieder schlimme Gedanken, also scheint es ihm jetzt glücklicherweise besser zu gehen. Dafür geht es mir schlechter und schlechter…ob er das absichtlich provoziert? “Wir könnten uns ne DVD anschauen und naja…meine Hand würde sich dann ihren Weg in deine Hose bahnen…würde dir das gefallen?” “Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist”, gebe ich ganz sachlich zu, obwohl ich schon irgendwie ganz gerne…nein, lassen wir das. “Außerdem bin ich heute Nachmittag schon beschäftigt. Ich muss Mathe lernen, sonst bleib ich sitzen.” “Ich könnte doch mit dir lernen”, grinst Tommy verführerisch. “In Mathe bin ich ganz gut, und rechnen ist bestimmt nicht meine einzige Fähigkeit…” Frech legt Tommy seine Hand auf die Innenseite meines linken Oberschenkels und begrabscht mich, abgeschirmt durch die Schulbank. Tausendmal lieber wäre es mir gewesen, wenn er mich nur hätte küssen wollen, aber das hier…das raubt mir völlig den Verstand. Ich wünschte, er würde noch höher gehen, viel höher, hach, Tommy, du weißt doch, wo ich dich spüren möchte… “Mh, das ist ja echt süß, wie schön du heute mitspielst”, freut sich der Schwarzhaarige diebisch und lässt von mir ab. “Beinahe hätte ich geglaubt, du willst wirklich, dass ich dich zwischen den Beinen anfasse. Echt authentisch, du könntest in ‘nem Porno mitspielen, mein Lieber.” Seine Worte stimmen mich nun doch ein wenig mürrisch, schließlich habe ich hier nichts gespielt, das war alles echt. Der rafft es einfach nicht. Na gut, du hast es so gewollt, ich drehe den Spieß rum. Mal sehen, wie du reagieren wirst, Freundchen. “Ach, du willst wohl nen Porno mit mir drehen, was?”, schlage ich zurück und gucke dem Kleinen frech in sein laszives Grinsen, was mir das Spiel nicht gerade erleichtert. “Klar, Schätzchen”, macht mich Tommy an und ich glaube, lange dauert es nicht mehr, bis wir übereinander herfallen und endlich das nehmen, was wir wollen. “Ich kann es kaum erwarten, dich zu spüren.” Als Tommy sich nun auch noch über die Lippen leckt, hätte ich am liebsten verlangend aufgekeucht. “Du Bitch!”, entgleitet es mir. “Setz dich schon auf meinen Schoß, ich seh doch, wie rollig du bist.” “Du bist keinen Scheiß besser!”, faucht Tommy und möchte gerade auf mir Platz nehmen, als die Tür aufgerissen wird. “Was spielt ihr denn schönes, kann man mitmachen?”, fragt Cecilia und grinst. Scheiße. Die Mädels haben uns garantiert gesehen, vielleicht sogar gehört. Wieder wird mein Kopf feuerrot, verlegen blicke ich nach unten und klemme meine Hände zwischen den Beinen fest. Im Nachhinein wird mir erst klar, wie sehr ich es gerade mit Tommy übertrieben habe. “Nein, das ist kein Gesellschaftspiel”, antwortet Tommy schon frech, was mir irgendwie ganz recht ist, denn so brauche ich nichts zu sagen. “Oder stehst du auf Gang Bang, Denni?” “Sei ruhig!”, zische ich dem Schwarzhaarigen zu, der den Arm um meine Schultern gelegt hat, sodass mir schon wieder ganz komisch wird. “Musst das ja nicht auch noch breittreten. Eh schon schlimm genug, dass ich mich zu so was hinreißen lasse.” Sauer auf mich selbst flüchte ich aus dem Klassenraum, doch ich habe nicht mit Tommy gerechnet, der mir nachläuft. “Sorry”, entschuldigt er sich und klingt gar nicht mehr so pervers und notgeil, sondern anständig und gesittet. Ich weiß ja, dass Tommy auch anders kann als ständig rumschwuchteln. “Ich weiß ja, dein Image… und dass es nichts damit zu tun hat, dass du mich nicht magst…das glaube ich dir jetzt sogar…denn du hast es deutlich bewiesen.” “Nichts hab ich bewiesen!”, schmolle ich. Kein weiterer Kommentar. “Warum bist du denn jetzt schon wieder so stur? Es ist doch viel schöner, wenn wir so bisschen…naja…ein bisschen rummachen. Oder ist es dir peinlich, dass es dir so gefällt?” “Mir ist nichts peinlich, ich will nicht mir dir rummachen und ich find das auch nicht toll. Ich lass mir das nur bieten, weil…weil du es bist.” “Ja, klar”, lacht Tommy auf und wenn ich ihn nicht so gerne mögen würde, hätte ich ihm bestimmt mal wieder eine gepfeffert. “Kann es vielleicht sein, dass du doch ein bisschen bi bist? Wär ja auch gar nicht schlimm, ich meine…” “Tommy, ich explodiere gleich, wenn du noch weiter so einen Stuss laberst!”, meckere ich, was der Andere aber erneut nur witzig findest. “Du bist echt zum Anbeißen süß!”, lächelt der kleine Emo, zieht meinen Kopf ein Stück weit hinunter und knutscht mich auf die Wange. Na holla, jetzt fällt mir partout nichts mehr ein. Ganz starr blicke ich dem Kleineren in die Augen, bestimmt kommt gleich wieder ein dummer Spruch. “Ach so bringt man einen Denni zum Schweigen, na da weiß ich ja, was dich besänftigen kann, wenn du giftig bist. Dacht ichs mir doch.” Tommy wirft mir noch ein Luftküsschen zu und verschwindet dann schnell im Klassenraum. Ich jedoch stehe noch immer reglos da und fasse an die leicht feuchte Stelle an meiner Wange, die sich eingeprägt haben muss, wie sich der Kuss angefühlt hat. Mh, ich habe Tommys Piercings gespürt, ganz deutlich! Uh, ich glaube, ich werde mich nun nie wieder waschen, damit der Schmatzer für immer an mir kleben bleibt. Egal, ob mein Gesicht dann schwarz wie Kohle wird vor Dreck. Es gäbe aber auch noch eine andere Möglichkeit, die eigentlich viel besser ist: Einfach wieder ein neues Küsschen holen…hehe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)