Lost Boys birth von Angie_Cortez (A brand new life) ================================================================================ Kapitel 1: Beautiful Losers --------------------------- Kapitel 1 Beautiful Losers „Außerdem habe ich bestimmt keine Chance bei dir?“ Wenn er wüsste. Wenn er auch nur die geringste Ahnung hätte. Aron hatte ein schlechtes Gewissen, weil er diese eine doch elementare Sache vor Brian geheim hielt und trotzdem brachte er es für nichts in der Welt über sich es laut zu sagen. In seinem Kopf klang es immer hohl und abgedroschen. Nichts dergleichen konnte seine wahren Gefühle beschreiben. Aron bemerkte wie Brian ihn neugierig musterte. Er konnte womöglich noch in seinem Gesicht lesen, wie Aron sich gerade fühlte. „Hast du dich schon entschieden, dass du eine Hete sein möchtest? Das wäre sehr traurig.“ Brian lächelte schelmisch, schien damit irgendwie die plötzliche Stille überspielen zu wollen und Aron war ihm ganz dankbar dafür. „Nein ich … bin wohl keine Hete“, sagte Aron schließlich langsam. Brians Grinsen wurde breiter. Er erhob sich hastig von seinem Platz und zog Aron mit sich rüber zu Arons Bett. Sie setzten sich dort wieder und Aron fragte sich warum genau Brian ihn jetzt hierher gebracht hatte. „Okay, erzähl mir mehr“, verlangte Brian und lehnte sich zurück. Anscheinend war das Bett nur bequemer als der blöde Tisch auf dem immer noch ihre Hausaufgaben lagen. Aron seufzte unterdrückt und begann sich zusammenzureimen was er Brian erzählen sollte. „Es gibt da jemanden, den ich – na ja – sagen wir heiß finde“, begann er und ahnte, dass es eigentlich viel zu offensichtlich war. Brian würde ihn sofort durchschauen. „Wen?“ wollte Brian wissen. Sein Mund stand halb offen und er sah belustigend schockiert aus. Aron konnte kaum fassen, dass Brian ihm diese schlechte Nummer abkaufen wollte. „Das möchte ich nicht sagen“, er musste nicht mal wirklich lügen, das fühlte sich nur halb so schlecht an wie eine echte Lüge. „Sag mir, wer es ist!“ verlangte Brian. Er sah bereits etwas hilflos aus. „Das geht nicht“, wehrte Aron ihn ab. Das konnte er einfach nicht verantworten. Brian griff nach seinen Schultern, aber alles andere als grob. Aron starrte ihn an. „Du kannst mir wirklich alles erzählen. Ich behalte es auch für mich. Vertraust du mir gar nicht?“ „Doch, na klar“, Aron musste den Blick abwenden um Brians bettelnder Mine zu entkommen. „Sag mal, hast du eigentlich schon mal … du weißt schon …?“ Arons Wangen wurden rot und Brian grinste ihn breit an. „Wen willst du damit ablenken?“ Aron musste lachen. „Nein, ich meine das ernst. Bitte sag es, nur dann bekommst du auch deine Antwort!“ Brian kaute auf seiner Unterlippe und schien darüber nachzudenken. „Ja, ich hatte schon Sex und ja mit einem Kerl. Und jetzt kommst du.“ Aron schüttelte unbewusst mit dem Kopf und Enttäuschung schlich sich in Brians Mine. „Nein, warte“, Aron hatte sich erst nur Zeit verschaffen wollen, doch jetzt kam ihm ein ganz anderer Gedanke. Er wollte zunächst seine Chancen abtasten und dann noch einmal abwägen, ob er Brian von seinen wirren Gefühlen erzählte. Sie kannten sich noch nicht so lange, dass er ihn wie ein offenes Buch hätte lesen können, doch er wusste, dass Brian meist eine eher schräge Sicht auf die Dinge hatte. „Warst du verliebt in denjenigen?“ Brian zögerte. „Nein“, sagte er schließlich ernst. „Ich halte nichts von leeren Liebesbekenntnissen und Beziehungen, die ohnehin zum Scheitern verurteilt sind.“ Aron war froh, dass er nachgehakt hatte und arbeitete sich weiter vor. „Du willst keine Beziehung?“ „Nein“, Brian schüttelte den Kopf um das zu unterstreichen. „Und du verliebst dich auch nicht?“ „Genau.“ Ein siedend heißes Gefühl breitete sich in Aron aus und machte, dass er sich schrecklich fühlte. Am liebsten wollte er sich in ein tiefes dunkles Loch verkriechen. Dabei hatte er sich nicht einmal Chancen ausgemalt. Brian sah ihn besorgt an. „Alles okay? Du siehst … traurig aus.“ Traurig traf es nicht ganz. Entsetzt vielleicht eher. Brian wollte gerade wieder den Mund aufmachen, als es ihm plötzlich dämmerte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und Arons Magen sank immer tiefer bei diesem Anblick. „Du denkst du bist verliebt in mich“, stellte Brian klar. Aron war ihm dankbar für seine offene Art, auch wenn es im ersten Moment sehr wehtat. Schließlich dachte er nicht einfach verliebt zu sein. Irgendetwas in ihm zwang ihn dazu, obwohl er es gar nicht wollte. Wieso verstand Brian das nicht? „Aron komm schon. Das kann nicht dein Ernst sein“, drang Brian auf ihn ein. Er hatte seine entspannte Pose längst aufgegeben und stand jetzt fast schon. „Warum regst du dich so auf?“ wollte Aron wissen. „Das macht alles kaputt. Liebe ist scheiße und macht alles kaputt!“ Aron schüttelte den Kopf. „Warum?“ „Denk doch mal drüber nach. Du und ich wir sind super Freunde. Und dann kommst du und meinst, dass du mich liebst und jetzt stell dir vor ich sage auch noch ja dazu!“ Brian überschlug sich fast beim Sprechen. „Dann werden wir vielleicht ein Paar und das hält vielleicht ein paar Wochen und dann? Was haben wir am Ende davon? Wir sind dann doch nur wieder allein! Solange wir Freunde sind kann uns sowas nicht passieren. Verstehst du das?“ Wer sollte das denn verstehen? Aron jedenfalls verstand im Moment gar nichts mehr. „Ich kann deine Erwartungen jedenfalls nicht erfüllen, okay? Ich kann zum Beispiel nicht treu sein, oder was auch immer man von einem festen Freund erwartet.“ „Das ist mir egal“, hörte Aron sich sagen. „Und ich erwarte auch gar nichts von dir. Ich habe dich nicht angebettelt mein Freund zu sein, oder so. Also entspann dich.“ Brian schwieg und ließ sich wieder auf dem Bett nieder. Hinter seiner Stirn arbeitete es aber immer noch fieberhaft. „Wenn dich der Gedanke so anwidert, dann solltest du vielleicht einfach gehen.“ „Das ist es nicht und das habe ich dir erklärt“, erwiderte Brian wütend. „Du hast mir nicht zugehört.“ „Bei dem wirren Zeug, das du redest, kann man dich ja doch nicht verstehen!“ Das hatte Potential für einen richtigen Streit und Brian wollte nicht, dass es so einer wurde. Aron war sein ein und alles geworden. Um nichts in der Welt wollte er ihn wieder hergeben. Trotzdem gab es für ihn nicht die Option zu sagen, dass er Aron liebte. Liebe beschrieb nicht im Geringsten das, was er für Aron empfand. Er griff nach Arons Hand, doch der entzog sie ihm hastig. „Geh bitte, okay? Ich … weiß im Moment nicht wo mir der Kopf steht.“ In dieser Nacht fand Brian keine Ruhe. Wieder und wieder ging er alle Möglichkeiten durch. Er sah Arons Gesicht vor sich und wünschte sich er könne die Zeit zurückdrehen bis zu dem Moment, als er Aron im Klassenraum freundlich gegenübergetreten war. Er hatte sich überwältigen lassen und damit etwas ins Rollen gebracht, dem er nicht gewachsen war. Das Risiko Aron könnte sich tatsächlich in ihn verlieben hatte er als gering eingeschätzt und sich und Aron damit diesem Horror ausgeliefert. Aron hatte ihn ganz einfach überrumpelt und Brian war nicht standhaft geblieben. Etwas flog gegen Brians Fenster und er fuhr aus seinem Bett hoch. Hastig schlug er die Decke weg, die ihm viel zu warm vorgekommen war und stürmte zum Fenster. Er öffnete es und sah unten in ihrem Vorgarten Aron stehen. „Lässt du mich bitte rein?“ Aron hatte die Stimme gesenkt, und das Rauschen des Windes in den Bäumen schluckte seine Worte fast. Doch Brian hatte verstanden. Er rannte leise die Treppen zur Haustür hinab und öffnete diese. Aron trat herein. Er sah aus als friere er und Brian machte hastig die Tür hinter ihm zu. „Was machst du hier?“ fragte Brian verblüfft, als er Aron in sein Zimmer bugsiert hatte und hoffte seine Eltern würden nichts von diesem mitternächtlichen Spektakel mitbekommen. „Ich konnte einfach nicht schlafen …“, flüsterte Aron. Brian stellte entsetzt fest, dass seine Wangen total nass waren und noch immer Tränen aus seinen Augen liefen, doch ansonsten war ihm nicht anzumerken, dass er weinte. Das war wirklich unheimlich. „Ist schon okay“, sagte Brian und nahm ihn tröstend in die Arme. Das fühlte sich viel besser an, als er jemals gedacht hätte. Aron roch unheimlich gut und Brian hätte am liebsten sein Gesicht an Arons Hals vergraben um mehr von diesem Geruch zu bekommen. „Ich wollte echt nicht so zu dir sein. Es war nur irgendwie …“ „Schon gut, ich versteh dich“, unterbrach Brian ihn und schob ihn um Armeslänge von sich. „Ich bin wirklich nicht einfach und es grenzt an ein Wunder, dass du dich überhaupt mit mir eingelassen hast.“ Brian zog Aron mit sich hinüber zu seinem Bett und legte ihm liebevoll die noch warme Decke um die Schultern. Prüfend sah er Aron an und wischte ihm dann vorsichtig eine neue Träne von der Wange. Es schien ihm unpassend zu fragen, wie Aron es fertig brachte so lautlos zu weinen. „Du wolltest mir was sagen?“ fragte Brian vorsichtig. Aron sah ihn mit einem durchdringenden Blick an, als wolle er gleich vor Trauer sterben. Brian fühlte sich richtig elend dabei. „Ich weiß immer noch nicht, wie wir das lösen können“, Arons Stimme klang etwas heiser. Immerhin ein kleines bisschen das, was man bei normalem Weinen erwartete. „Ich mein, ich steh eben auf dich und ich bin bestimmt irgendwie eifersüchtig, wenn du mit jemand anderem … naja … du weißt schon.“ „Wenn ich mit irgendjemand anderem vögel, oder wenn ich mit jemand anderem Zeit verbringe oder befreundet bin?“ hakte Brian nach. „Eher das Zweite“, musste Aron zugeben. Er wand sich, als hätte er Schmerzen und Brian rückte ein wenig näher an ihn ran. „Dann haben wir eigentlich gar kein Problem“, sagte er sanft, „weil das so schnell bestimmt nicht passieren wird. Kannst du mit dem Rest leben, was meinst du?“ „Wenn du es brauchst“, Aron legte müde seinen Kopf auf Brians Schulter. „Ich befürchte schon, irgendwie“, gab Brian leise zu. Im Dämmerlicht der Nachttischlampe konnte er Arons Gesichtsausdruck kaum ausmachen. „Na gut“, seufzte Aron schließlich. Es klang wie ein sehr befreiender Seufzer und Brian sah gespannt zu Aron rüber. „Ich habe kein Problem damit, wenn du mit jemand anderem rummachst, aber ich will, dass sich niemand zwischen uns drängt. Niemand, okay?“ „Versprochen“, Brian hob dabei die Hand wie zum Schwur. „Gut“, jetzt konnte Aron endlich wieder lächeln und der letzte Rest Anspannung fiel von Brian ab. „Du hast keine Ahnung, wie süß du bist, wenn du lächelst.“ Zum Glück war es zu dunkel, um zu erkennen, wie sich Arons Wangen rot färbten. „Schleimer“, knurrte Aron. Wirklich furchterregend war das allerdings nicht. Brian grinste belustigt. Als ein warnendes Funkeln in Arons Blick auftauchte schubste er Aron wie zur Strafe rückwärts auf sein Bett. Mit einem überraschten „huch“ landete Aron auf der weichen Matratze. Er sah gerade noch Brians Gesicht über sich auftauchen, wollte ihm eine Standpauke halten, was ihm denn einfiele, als sich plötzlich zwei warme Lippen auf seine pressten. Aron wurde in Sekundenschnelle heiß und ein erregendes Kribbeln breitete sich in ihm aus, dass fast seinen Verstand lahm legte. Er konnte nicht anders, als seine Arme um Brian zu schlingen, damit er nicht wieder gehen konnte. Seine Finger fuhren in Brians tiefschwarzes Haar. Es war unheimlich weich und seidig. Fasziniert versuchte Aron jede noch so kleine Einzelheit an Brian aufzunehmen. Sein Haar, seine Haut, sein Geruch und sein Kuss der langsam fordernder wurde. Erst bewegten sich ihre Lippen nur sanft gegeneinander, doch schon strich Brians Zunge über Arons Lippen und bettelte um Einlass. Aron bewies nicht gerade Standhaftigkeit und gab sehr schnell nach. Das Kribbeln wurde immer stärker und Aron vergaß fast zu atmen, bis ihm wieder einfiel was er eigentlich gerade tat. „Stopp!“ bremste er Brian atemlos, als dessen Hand unter sein T-Shirt wanderte. Es fühlte sich immer noch gut an und doch war der Moment für Aron denkbar unpassend. Brians Augen starrten ihn an. „Was …?“ „Nein warte, ich … bin noch nicht soweit. Ich weiß seit zwei Tagen, dass ich wahrscheinlich schwul bin. Ich brauch noch ein bisschen Zeit bevor ich … also …“ Ein Lächeln legte sich auf Brian Lippen und beruhigte Aron etwas. „Ist schon okay“, sagte er sanft und küsste Arons Stirn, dann ließ er sich zur Seite fallen und starrte zur Decke hoch. „Aber … mach das nicht zu oft.“ Er sah zu Aron hinüber immer noch grinsend. „Du hast mich ganz schön geil gemacht.“ Aron schüttelte etwas sprachlos den Kopf. So offen wie Brian wäre er auch gern. Das machte sicher einiges einfacher. „Du raubst mir noch die Beherrschung“, Brian streckte sich genüsslich und stützte dann den Kopf auf seine Hand um Aron besser ansehen zu können, der noch immer etwas perplex auf dem Rücken lag. „Wer war dein erstes Mal Brian?“ wollte Aron wissen. Brian runzelte die Stirn, seufzte dann und senkte den Blick. „Das willst du nicht wissen“, wehrte er ab. Das passte gar nicht zu ihm und Aron wurde nur noch neugieriger. „Sag schon. Bitte.“ Brian lächelte, doch es wirkte traurig. Aron sah ihn besorgt an. Brian war noch nie wirklich traurig gewesen. „Du darfst es niemandem erzählen“, bat Brian, jedoch ohne hochzusehen. Sein Wecker auf dem Nachttisch sprang auf 01:00 Uhr. Aron nickte zustimmend. Wem sollte er es auch erzählen und vor allem warum? „Du kennst ihn“, begann Brian zögernd und sah Aron an. Doch dem ging nicht das geringste Licht auf. „Ich kenne ihn? Wer soll denn das sein?“ überlegte er und kniff die Augen zusammen. Von ihren Klassenkameraden kam ja wohl niemand in Frage. Brian biss die Zähne zusammen und sagte dann leise: „Behrendt, Sport.“ Aron konnte einen entsetzen Laut nicht unterdrücken und schlug schnell die Hände vor den Mund. Mit großen Augen sah er Brian an. „Der Sportlehrer?“ flüsterte er. „Boah … sorry aber …“ „Eklig, ich weiß“, Brian seufzte und ließ sich wieder auf den Rücken fallen. Gedankenversunken starrte er zur Decke hoch. Es war das erste Mal, dass er darüber sprach. Er hätte nie gedacht, dass das so erleichternd sein würde. Etwas stieg in ihm hoch und kam als Lachen heraus. Er drehte sich auf den Bauch um es zu unterdrücken, während Aron ihn erschrocken musterte. Er lachte immer noch obwohl längst Tränen über sein Gesicht liefen. Eigentlich wusste er nicht mal ob er weinte oder lachte. „Brian“, sagte Aron vorsichtig und strich ihm sanft übers Haar. Die Berührung tat gut und Brian spürte, wie er sich langsam wieder beruhigte. Schwer atmend, wie nach einem tausend Meter Lauf richtete er sich auf und sah Aron direkt in die Augen. „Er war der erste, der mitbekommen hat, dass ich schwul bin“, brach es aus ihm heraus. „Irgendwann nach dem Unterricht, hat er mich gebeten, dass ich noch bleibe, weil er mit mir meine Noten besprechen müsse und dann ist es eben passiert. Es war keine Vergewaltigung, auf keinen Fall, aber ich hab‘s hinterher trotzdem bereut. Ich meine er ist ein Lehrer und bestimmt 20 Jahre älter! Aber in diesem Moment, da hab ich einfach nicht nachgedacht, ich war viel zu neugierig.“ „Schon okay“, Aron tätschelte tröstend seine Hand. „So eklig ist er ja auch nicht, aber das erklärt natürlich einiges. Wie er dich immer anguckt und dich bevorzugt.“ Brian zog Aron zu sich heran und umarmte ihn. „Geh lieber nach Hause, bevor deine Mutter die Polizei vorfahren lässt“, sagte er, ließ Aron aber nicht wieder los. „Ich würde gern bei dir bleiben“, gab Aron zu. Er genoss die Umarmung, aber eigentlich war ihm klar, dass er schnell wieder nach Hause musste. Brian ließ von ihm ab und wischte sich über die Wangen. „Scheiße, bist du auch so müde?“ fragte er. „Und wie.“ „Ich bring dich nach Hause“, bot Brian an. „Ich hab viel zu viel Angst, dass dir was passiert. Keine Widerrede.“ ~++~~ Vielen lieben Dank an alle die lesen und auch Kommentare schreiben. Ich freue mich über jeden kleinen Hinweis, dass sich jemand die Zeit genommen hat oder es ihm sogar noch gefallen hat :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)