Ein Blick hinter das Eis von abgemeldet (oder wie Joey nicht nur den Eisprinzen bezwang, sondern auch die letzte Schlacht überlebte...) ================================================================================ Kapitel 66: Präludium --------------------- Hallo, meine Lieben, es geht nun - nach einer Ewigkeit - endlich weiter. Sorry, dass ihr so lange auf die Fortsetzung warten musstet, aber irgendwie hatte ich lange Zeit keine rechte Muse weiterzuschreiben, obwohl die nächsten Kapitel schon mehr oder weniger fertig waren. Und dann musste ich mich auch selbst erst wieder in die Story einlesen. Inzwischen bin ich wieder voll "drin" und zur Zeit auch in genau der richtigen Stimmung für "Ein Blick hinter das Eis". Ihr werdet also auf weitere Kapitel nicht mehr so lange warten müssen. Weiterhin viel Spaß! Es ist kalt, feucht und dunkel und ich habe keine Ahnung wohin wir eigentlich gehen. Mir kommt es vor als würden wir schon eine Ewigkeit abwärts gehen und bislang ist außer diesem Tunnel auch nicht viel zu sehen. „Wie weit ist es denn noch?“ will ich wissen und kassiere dafür einen verächtlichen Blick von Bakura. Yami zuckt mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“ gibt er zu, was nicht unbedingt beruhigend ist, angesichts dessen wohin wir eigentlich unterwegs sind. Mein Blick wandert zu Shadi. „Der Weg wird zu Ende sein, wenn er zu Ende ist.“ meint der Ägypter und ich verdrehe die Augen. „Na, toll. Das ist ja mal ne klare Ansage.“ entgegne ich und schüttele leicht den Kopf. Bakura lacht. „Machst du etwa jetzt schon schlapp, Hündchen?“ fragt er spöttisch und ich funkele ihn wütend an, sage aber nichts. Jedes Wort an diesen Irren wäre verschwendet. Also nehme ich mir fest vor ihn fortan zu ignorieren. Ich werfe Kaiba kurz einen Seitenblick zu. Seine Züge verraten mal wieder nichts. Typisch. Aber er ist hochkonzentriert, daran besteht zumindest kein Zweifel und ich schätze mal, dass es in seinem hübschen Köpfchen auch gehörig rattert nachdem was Yami ihm vorhin offenbart hat. Erstaunlich, dass er trotzdem so ruhig bleiben kann. Ich bin ja jetzt schon hibbelig ohne Ende und mich erwartet keine Prüfung. Die Prüfung... Erneut frage ich mich was es damit wohl auf sich hat. Yami´s ausdrückliche Warnung mich nicht einzumischen, kommt mir spanisch vor. Ich meine, ich bin doch Kaiba´s Ba. Also ist es doch sozusagen meine Aufgabe einzugreifen. Hm. So ganz verstehe ich das Ganze immer noch nicht, aber ich hoffe, dass der Pharao weiß was Sache ist. Schweigend ziehen wir weiter und als ich gerade glaube, dass dieser verfluchte Tunnel nie ein Ende nehmen wird, nimmt er doch ein Ende und mündet in eine Art Halle, naja, eigentlich nur eine Höhle, wären da nicht zwei riesige Säulen, die sich deutlich vom übrigen Felsen abheben. Ich schätze, dass die Symbole darauf, ägyptisch sind. Zumindest erinnern sie schwer an die Zeichen, die ich in Ägypten gesehen habe, aber das sind auch noch weitere, die mir noch unverständlicher sind als die Hieroglyphen. „Komische Strichmännchen.“ bemerke ich und deute auf den unteren Sockel einer der Säulen. Der Pharao lacht. „Das sind Runen.“ erklärt mir Kaiba ruhig und ich mustere die Zeichen erneut. Das also sind Runen. Davon habe ich natürlich schon gehört. Irgend so ein nordisches Ding, wenn ich mich nicht irre. Yami mustert ebenfalls die riesigen Säulen und auch Kaiba´s Blick schweift abschätzend durch den Raum. Ich wette, er kann die Zeichen lesen. Und das nicht nur, weil er ist wer er ist... ich meine, wegen der Verbindung mit Seth und so. Ich frage mich, was es mit den Symbolen auf sich hat. Nordisch... Was haben die Dinger hier zu suchen? Ich dachte, wir besuchen einen ägyptischen Gott. Das soll mal einer verstehen. „Und nun?“ will Kaiba schließlich wissen. Es ist Bakura, der ihm antwortet. „Nun bitten wir den Gott um Einlass.“ meint der Dieb als wäre es das Normalste auf der Welt. Kaiba´s Blick wandert zum Pharao. Dieser nickt. „Kniet nieder.“ fordert er uns auf und Shadi und Marik tun umgehend wie ihnen geheißen. Sogar Bakura lässt sich auf die Knie herab und ich leiste seiner Aufforderung auch automatisch Folge. Nur Kaiba bleibt stehen und bedenkt den Pharao mit einem kühlen Blick. „Ist das zwingend notwendig?“ will er trocken wissen und ich stehe kurz davor laut loszulachen. Das ist so... so typisch Kaiba! „Bei Ra, vor den Göttern hast selbst du zu knien.“ zischt Bakura ihn an, doch Kaiba übergeht die Bemerkung des Diebes ungerührt. „Es ist ein Zeichen von Demut gegenüber dem Herrn des Totenreiches.“ erklärt Yami und Kaiba verzieht denn Mund. Er gibt ein verächtliches Geräusch von sich, begibt sich dann jedoch langsam neben mir auf die Knie. Mein Blick streift seinen und ich muss grinsen. Als nächstes erfüllt Yami´s melodische Stimme den Raum. Es scheint eine Art Sprechgesang zu sein, den er von sich gibt. Klingt jedenfalls so. Natürlich verstehe ich mal wieder kein Wort. Wäre ja auch echt mal ne Überraschung, oder? Na, ich schätze mal, dass es sich dabei um eine Anrufung handelt. So was wie „Hey, Herr, wäre nett, wenn du dich blicken lässt, weil...“. Natürlich nicht ganz so locker formuliert. Die Stimme des Pharaos hallt durch die Höhle und ich schlucke unwillkürlich. Fast rechne ich damit, dass er ein paar Fledermäuse aufscheucht und die Dinger mir gleich um die Ohren fliegen. Doch nichts dergleichen passiert. Genau genommen passiert gar nichts. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr wie Kaiba Yami mit einem spöttischen Blick bedenkt. Der Pharao redet oder singt ungerührt weiter. Sekunden vergehen und nichts passiert. Marik und Shadi knien ehrfürchtig mit gesenktem Blick neben Yami und auch Bakura wirkt für seine Verhältnisse wirklich ernst. Kaiba lässt seinen Blick jedoch durch den Raum schweifen und ich sehe ihm deutlich die Skepsis an. Ich wette, ich weiß, was ihm durch den Kopf geht. Gerade als ich an Yami gewandt sagen will, dass die Nummer hier vielleicht nicht so ganz laufen will, regt sich etwas. Es ist als würde ein Blitz die Höhle durchzucken. Auf einen Schlag ist es hell und ja, eine Art Blitz saust durch den Raum. So kommt es mir zumindest vor. Ich blinzele und versuche zu erkennen was genau abgeht, doch der Lichtstrahl ist echt schnell unterwegs. Lichtgeschwindigkeit schätze ich. Der Blitz hat als erstes die rechte Säule getroffen und sie von oben bis unten durchzuckt. Dann ist er in die Linke gefahren und ehe ich mich versehe, scheint er auch wieder verschwunden. Doch ein Teil des Lichtes bleibt zurück. Genau genommen leuchten nun die Zeichen auf den Säulen, was echt ein cooler Effekt ist. Es sieht jedenfalls sehr eindrucksvoll aus. So etwas ähnliches habe ich mal in einem Film gesehen, aber natürlich bei weitem nicht so beeindruckend. Die Zeichen leuchten nun in einem bläulich-weißen Licht. „Wow.“ rutscht es mir raus. „Das ist echt krass...“ Bakura bedenkt mich mit einem missbilligenden Blick und ich strecke dem Dieb instinktiv die Zunge raus. Der Kerl soll es echt mal wagen, mich wegen meinem Benehmen zu kritisieren! Schließlich ist er nicht gerade ein Paradebeispiel. Mir liegt sogar schon ein bissiger Kommentar auf der Zunge als die Säulen sich zu drehen beginnen. Doch als ich genauer hinsehe, fällt mir auf, dass sich nur die Zeichen bewegen. Die leuchtenden Symbole beginnen damit sich zu verformen. Aus rund wird eckig, aus geschwungenen Linien eine gerade Strecke und so wirr es auf den ersten Blick auch zu sein scheint, es streckt allem Anschein nach eine Strategie dahinter. Die Runen verbinden sich mit den Hieroglyphen und ergeben neue Symbole, die noch merkwürdiger aussehen als ihre Ursprungsform. Beiläufig nehme ich wahr, dass Kaiba sich wieder erhoben hat und das Geschehen intensiv beobachtet. Auch Yami ist wieder auf den Beinen und betrachtet mit ernster Miene das Schauspiel, welches sich uns bietet. Das Lichtspektakel dauert einige Minuten, dann leuchten alle Zeichen gleichzeitig noch eine Spur greller auf und zwischen den Säulen regt sich etwas. Ich blinzele und halte mir die Hand vor die Augen, um besser sehen zu können. Von den Säulen ausgehend formt sich zwischen ihnen eine Art... Hm, keine Ahnung was das eigentlich darstellen soll. Es sieht aus wie ein Kegel, ein Lichtkegel. „Das Tor ist offen. Wir dürfen eintreten.“ vernehme ich Atemus Stimme und im gleichen Augenblick setzt der Pharao sich auch schon in Bewegung. Ohne Zögern geht er auf den Lichtkegel zu und ich halte gebannt die Luft an als er vor meinen Augen verschwindet. Ich schlucke. Als Nächster schreitet nun Bakura auf das Licht zu und tut es dem Pharao gleich. Mein Blick wandert zu Kaiba, der mir zunickt und einen Schritt nach vorne macht. Ich zögere einen Augenblick, dann folge ich ihm unsicher. Je näher ich dem Licht komme, desto mehr blendet es mich und schließlich schließe ich die Augen und gehe blind weiter. Ich verspüre ein seltsames Kribbeln am ganzen Körper und setze zaghaft einen Fuß vor den andern. Fünf, sechs... sieben Schritte. Eigentlich müsste ich jeden Augenblick gegen die Höhlenwand prallen, doch nichts dergleichen geschieht. Ich kann einfach ungehindert weiter gehen und öffne erst meine Augen als Kaiba meinen Namen sagt. Langsam öffne ich die Augen und sehe mich erst einmal um. Also eines ist auf den ersten Blick mal sicher. Wir befinden uns nicht mehr in einer Höhle. Obwohl... Sicher kann ich mir da ja natürlich nicht sein und der Raum, in dem ich mich jetzt befinde, lässt sich auch echt mal schwer beschreiben. Er ist irgendwie... unwirklich. Ja, das trifft es am ehesten und ein wenig erinnert er mich auch an Bakura´s Gedankenwelt, nicht von der Ausstattung her, sondern von dem Gefühl, dass ich gerade habe. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. Er ist riesig. Mindestens so groß wie ein halbes Fußballfeld. Und eigentlich ist er leer. Also hier gibt es keine Möbel oder so, nicht einmal solche komischen Säulen wie vorhin und woraus der Boden und die Wände bestehen, kann ich auch nicht so recht ausmachen. Doch das wirklich seltsame, sind die Fenster. Ja, Fenster. So sehen sie für mich zumindest aus, auch wenn ich nicht so sicher bin ob es wirklich welche sind. Zaghaft mache ich einen Schritt nach vorne und betrachte mir eine der Öffnungen näher. Es ist wirklich irgendwie so als würde ich aus einem Fenster blicken, aber das was ich draußen sehe... „Ist das... das Weltall?“ frage ich dann ungläubig und sehe Kaiba an. Er antwortet nicht, sondern betrachtet ebenfalls das Bild, welches sich uns bietet. Dann zieht sein Blick weiter und ich tue es ihm gleich. Fasziniert blicke ich zur nächsten Öffnung, die uns ein gänzlich anderes Bild bietet. Wenn ich durch sie sehe, zeichnet sich draußen nicht ein schwärzliches Firmament mit unzähligen kleinen Lichtern ab, sondern ein Wald. Im ersten Augenblick sehe ich echt nur grün und es dauert bis meine Augen in der Lage sind die feineren Strukturen zu erkennen. „Der Regenwald.“ höre ich Kaiba neben mir sagen und in seiner Stimme liegt eine Spur von Erstaunen. „Was ihr seht, sind Einblicke in verschiedene Sphären.“ meint Atemu ruhig und ich sehe den Pharao fragend an. „Sphären?“ wiederhole ich verständnislos. Er nickt und deutet auf das nächste Fenster. Hier zeigt sich uns eine Vulkanlandschaft oder so was in der Art. Außer grauem Geröll und Feuer ist nämlich nicht wirklich viel zu sehen. Ich mache einen Schritt darauf zu, um mir die Landschaft, die sich da draußen erstreckt näher anzusehen. Das Bild erinnert mich an eine Dokumentation, die ich einmal auf dem Discovery-Channel gesehen habe, bei der es um Vulkane ging. Und beim genauerer Betrachten stelle ich fest, dass ich nicht bloß ein Bild sehe. Die Lavaströme bewegen sich. Genau wie in dem Film. „Krass.“ rutscht es mir raus und Bakura gibt ein verächtliches Schnauben von sich. „Ihr seid vielleicht leicht zu beeindrucken.“ meint der Dieb und geht ein paar Schritte weiter in den riesigen Raum. Mein Blick ruht immer noch auf der Feuerlandschaft. Für einen Moment bin ich sogar versucht die Hand auszustrecken und durch das Fenster zu greifen, doch bevor ich diesen Gedanken umsetzten kann, vernehme ich erneut Atemu´s Stimme. „Nicht berühren!“ meint er und ich halte schlagartig in meiner Bewegung inne und sehe ihn an. „Wenn du dem Portal zu nahe kommst, wirst du in diese Sphäre gezogen.“ Ich schlucke. Also darauf bin ich ganz sicher nicht scharf. Der Ort hier behagt mir zwar auch nicht wirklich, aber er ist definitiv besser als dieses Ödland. Sofort weiche ich einen Schritt zurück. „Von diesem Raum aus kann man einen Blick auf alle Sphären werfen.“ erklärt der Pharao weiter. „Die Fenster sind zugleich Portale, doch keiner darf sie ohne Erlaubnis benutzen. Tritt man doch hindurch, so ist man gefangen und nur Osiris selbst kann einen befreien.“ Ich mache noch einen Schritt zurück und beziehe erst einmal neben meinem Eisprinz Position. Dieser hat die Stirn leicht in Falten gelegt und betrachtet wortlos die anderen Portale. Ich kratze mir unsicher am Kopf. „Was genau sind diese Sphären?“ will ich wissen. „Ich meine... wo ist das denn alles?“ Ich deute auf das erste Fenster, dass wohl ganz eindeutig das Weltall zeigt. Der Pharao lächelt. „Bei einigen handelt es sich um andere Dimensionen, bei anderen um Tore zwischen den Zeiten.“ antwortet er und ich reiße die Augen auf. „Dies zum Beispiel ist die Erde vor vielen Millionen Jahren.“ Er deutet auf die Feuerlandschaft. „Wow.“ entgegne ich fasziniert. „Dann ist das also so ne Art Zeitmaschine.“ Etwas abseits höre ich Bakura genervt aufstöhnen, doch Atemu nickt. „In gewisser Weise könnte man es so bezeichnen.“ „Und was jetzt?“ meldet sich nun Kaiba zu Wort. „Du sagst, wir können nicht einfach durch eines dieser Portale gehen. Doch wie geht es jetzt weiter?“ Es ist Bakura, der ihm seine Frage beantwortet. „Gar nicht.“ meint der Dieb gelassen. „Wir sind bereits am Ziel.“ Fragend sehe ich den Pharao an. Dieser nickt. „Stimmt. Wir sind da.“ sagt er und ich verstehe nur Bahnhof. „Wo sind wir?“ hake ich deshalb nach. Irgendwie hatte ich mir unser Ziel anders vorgestellt. Nicht, dass die Nummer hier nicht eindrucksvoll wäre, aber war nicht vom Totenreich die Rede? Das hier kann doch wohl schlecht das Totenreich sein, oder? Wenn doch, naja, dann ist sie nicht so furchteinflößend wie man sich immer erzählt. Ok, es ist ein wenig kalt und nicht gerade gemütlich, aber auch nicht weiter schlimm. „Also schön.“ Kaiba hat die Arme vor der Brust verschränkt. „Was passiert als nächstes?“ Es ist ihm deutlich anzusehen, dass ihm das Ganze nicht wirklich behagt. Aber wahrscheinlich stört es ihn am Meisten, dass er augenblicklich auf Atemu angewiesen ist, der neben Bakura offensichtlich der Einzige ist, der weiß was Sache ist. So was gefällt meinem Eisprinzen natürlich nicht. Ganz zu schweigen von der Prüfung, die ihn erwartet. Der Pharao lächelt. „Geduld.“ entgegnet er und ich könnte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf versetzten für diese Antwort. So was will Kaiba nämlich ganz sicher nicht hören. Ich ehrlich gesagt auch nicht. Das Ganze kommt mir nämlich auch recht spanisch vor und Geduld ist eigentlich das Letzte was ich gerade habe. „Geduld?“ Kaiba´s Halsschlagader zuckt gefährlich und instinktiv lege ich ihm die Hand auf den Arm. Atemu seufzt. „Wir warten bis Osiris erscheint.“ klärt er uns auf und Bakura fügt hinzu: „Ihr habt es hier mit einem Gott zu tun. Wir sind nicht in irgendeinem Drive-in.“ Der ehemalige Grabräuber verdreht die Augen. Kaiba schnaubt verächtlich, sagt jedoch nichts. Ich blicke mich erneut um. Nichts in dem Raum deutet darauf hin, dass ein Gott hier jeden Moment eine Audienz zu geben bedenkt. Ich meine, da steht kein goldener Thron oder so ein Zeug. Nicht einmal irgendeine Sitzmöglichkeit ist vorhanden. Mit den vielen Fenstern erscheint das Ganze mehr als eine Art Durchgangsraum. „Wie lange dauert es wohl... naja, bis er erscheint, der Gott?“ frage ich im Flüsterton an Atemu gewandt. Dieser schenkt mir eines seiner schwer einzuschätzenden Lächeln. „Du musst nicht flüstern; Joey.“ erwidert er und ich zucke leicht verlegen mit den Schultern. „Naja, ich dachte nur... ich will ja nicht, dass er sich gedrängt fühlt oder so.“ Ehe Atemu etwas erwidern kann, höre ich Bakura auf ägyptisch irgendetwas murmeln. Wahrscheinlich irgendeine Gemeinheit. Ich werfe ihm einen giftigen Blick zu, sage jedoch nichts, sondern wende mich dann wieder dem Pharao zu. Und auch Kaiba sieht Atemu interessiert an. „Es wird nicht lange dauern. Dessen bin ich mir sicher.“ antwortet er und Kaiba verdreht die Augen. „Du weißt es also nicht.“ stellt er spöttisch fest und schüttelt leicht den Kopf. Atemu entgegnet nichts. „Und was passiert, wenn er da ist?“ frage ich weiter. „Dann bringt er dich hoffentlich zum Schweigen, Köter.“ zischt Bakura mir zu und ich will schon nach vorne schnellen, um ihm am Kragen zu packen als so was wie ein Gongschlag ertönt und den ganzen Raum erfüllt. Schlagartig halte ich in meiner Bewegung inne und sehe mich um. Es dröhnt erneut laut auf und ich höre Atemu sagen: „Macht euch bereit. Beim siebten Schlage werden wir Osiris gegenüberstehen.“ Was genau er unter „bereit machen“ versteht, weiß ich nicht so ganz. Der Pharao jedenfalls sinkt auf die Knie und auch Shadi, Marik und Bakura sinken auf den Boden. Ich blicke fragend zu Kaiba, der genervt aufstöhnt. Der Gong ertönt zum dritten Mal und ich blicke zu den Knienden. Dieses Mal haben alle ihre Köpfe gebeugt, fast berührt ihre Stirn den Boden. Ich zögere. Doch als es zum vierten Mal gongt, lasse ich mich auch auf den Boden sinken. Die Vier sind Ägypter und Osiris ein ägyptischer Gott, aber naja, er ist ein Gott. Laut meinen bisherigen Kenntnissen soll es im Allgemeinen besser sein, in solch einer Gegenwart zu knien, auch wenn Atemu es dieses Mal nicht ausdrücklich angeordnet hat. Aber hey, vielleicht hat er das auch mit „bereit machen“ gemeint? Ich werfe Kaiba einen Blick zu, der nach wie vor hoch erhobenen Hauptes steht und keinerlei Anstalten macht niederzusinken. „Mach schon.“ raune ich ihm zu und sehe ihn eindringlich an. Er verzieht leicht den Mund. Ein weiteres kurzes Augenrollen und er lässt sich gemächlich nieder. Als es zum sechsten Mal durch den Raum hallt, senke ich den Kopf und hoffe, dass mein Eisprinz es mir gleich tun wird. Wie dieser Osiris wohl aussieht? Atemu hat mir zwar ein paar Abbildungen des Totengottes gezeigt, aber ob der Kerl, ähm, Gott, tatsächlich so erscheint? Mein Herzschlag ist auf jeden Fall mal wieder viel zu schnell. Aber das ist ja wohl verständlich. Wann steht man auch schon mal einem echten Gott gegenüber? Und Osiris scheint ja ein wirklich, wirklich mächtiges Exemplar zu sein. Ich schlucke hart als der siebte Schlag ertönt und halte dann die Luft an. Kaum ist der Ton verhallt, vernehme ich eine Art... Zischen. Als ich vorsichtig die Lider etwas hebe, um ein Stück weiter nach vorne blicken zu können, zeichnen sich deutlich Rauchschwaden auf dem Boden ab als würde aus dem Nichts Nebel aufsteigen. Vorsichtig werfe ich einen Blick rüber zu Atemu. Der Pharao rührt sich nicht, sondern blickt weiter starr auf den Boden und ich schätze mal, dass wir solange in dieser Position verharren müssen bis man uns auffordert aufzustehen. So läuft das ja auch immer in Filmen ab, wenn man als Untergebener auf einen mächtigen Herrscher trifft. Wenigstens glaube ich mich an so was zu erinnern. Der Nebel scheint nun langsam den gesamten Raum zu erfüllen. Jedenfalls kommt er immer näher und einen Augenblick später hat er mich so eingehüllt, dass ich Atemu´s und Kaiba´s Umrisse nur noch vage zu erkennen vermag. Irgendwie behagt mir das gar nicht. Nebel verheißt nie was gutes. In jedem zweiten Horrorfilm werden so die Verbündeten voneinander getrennt und der Killer oder das Monster murkst einen nach dem anderen ab. Irgendwie ist es keine gute Idee gerade jetzt an so was zu denken. Ich spüre schon wie mir flau im Magen wird. Dabei muss ich doch jetzt voll da sein. Ich bemühe mich also diesen Gedanken wieder abzuschütteln, was alles andere als leicht ist, habe ich doch neulich erst so einen Film mit Mokuba und Tristan gesehen, doch da erklingt plötzlich eine fremde Stimme, die mich schlagartig zusammenzucken lässt. Im ersten Moment hat sie etwas blechernes, hohles. Es ist als würde sie in sich widerhallen und die Worte, die gesprochen werden, verstehe ich – natürlich – nicht. Doch dann erfüllt die Stimme den gesamten Raum, noch weitaus intensiver als der Gong zuvor – fast so als habe man ein superhypermega Dolbysurroundsystem aufgebaut. Ich vermag es nicht einmal wirklich auszumachen wo der Sprecher sich eigentlich befindet. Die Stimme scheint von überall zu kommen, mich, uns, ganz zu umhüllen. Der Tonfall lässt sich nicht beschreiben, aber er ist echt mal bedeutungsschwanger. So würde es meine Lehrerin ganz sicher ausdrücken. Es ist eine tiefe Stimme, die spricht und sie klingt so uralt wie die Sprache, in der sie redet. Ich schaudere. Ein wenig erinnert sie mich an diese Typen aus dem Theater. Unwillkürlich muss ich an das Stück denken, dass wir einmal mit der Klasse gesehen haben. Da war ein Typ, der zu einem Schädel in seiner Hand sprach. So in etwa hört sich an, was ich gerade vernehme. Und natürlich frage ich mich, was da überhaupt gesagt wird. Wäre echt mal nett, wenn man sich in einer aktuellen Sprache unterhalten würde. Ich meine, so ein Gott muss ja auch irgendwo auf dem Laufenden sein, oder? Ich linse vorsichtig rüber zu Atemu und bin erleichtert, dass ich ihn nun wieder etwas deutlicher erkenne. Der Pharao hat noch immer sein Haupt gesenkt, doch als die fremde Stimme aufgehört hat zu reden, ergreift er das Wort. Sein Tonfall ist so majestätisch, wie ich es schon oft von ihm gehört habe, aber auch ein wenig demütig. Als er geendet hat, erfolgt eine kurze Erwiderung, die mich wieder von allen Seiten durchdringt, dann höre ich Shadi flüstern: „Wir können uns nun erheben.“ Kaiba muss er das nicht zweimal sagen. Er ist auf den Beinen, da habe ich noch nicht einmal den Kopf gehoben. Ich richte mich langsam auf und blicke erst einmal nach vorne. Ich vermute instinktiv, dass der Sprecher, Osiris, sich vor uns befindet und ja, in etwa zehn Metern Entfernung steht eine Gestalt, die mir auf den ersten Blick sehr groß erscheint. Doch nachdem ich mich aufgerichtet habe, fällt mir auf, dass nur kaum merklich größer ist als Kaiba. Ich muss mir echt Mühe geben, die Gestalt nicht anzustarren. Ich schätze, ein Gott würde das als unhöflich erachten. Trotzdem bin ich so neugierig, dass ich nicht anders kann, als das Wesen, denn ein Mensch ist es ja nicht, zu mustern. Mein erster Gedanke ist... - Mann, Atemu würde mir wahrscheinlich den Kopf abreißen, wenn ich ihm sagen würde, dass ich im ersten Moment an Dragon Ball denken muss. Die Gestalt, Osiris ist nämlich grün. Ich meine, er hat grüne Haut und erinnert mich deshalb schlagartig an Piccolo. Und dann an den Film „Die Mumie“. Genau genommen wirkt Osiris wie eine Mischung aus Piccolo und der Mumie, nur das er zusätzlich noch einen recht merkwürdigen Hut aufhat. Ich bin nicht sicher was ich erwartet habe. So gesehen gleicht die Gestalt ja den Abbildungen, die der Pharao mir gezeigt hat, aber für einen Totengott wirkt er nicht gerade... furchteinflößend, dafür aber auf jeden Fall eindrucksvoll. Alleine schon wegen dem riesigen Kopfschmuck, der aussieht wie eine umgedrehte Vase. Noch während ich darüber nachdenke, trifft mich der Blick des Gottes und ich schlucke. Seine Augen blicken direkt in meine und ich fühle mich unwillkürlich ertappt. Ja, für einen Moment bin ich mir echt sicher, dass der Gott meine Gedanken lesen kann, was augenblicklich nicht gerade so gut wäre. Ich spüre wie meine Wangen zu brennen beginnen und senke verlegen den Blick. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)