Die Meister des Schicksals von Alaiya ([ShiroKari] [MusaKouji]) ================================================================================ Prolog: Familienbande --------------------- Finsternis hatte sich im Steineichenwald ausgebreitet. Weder leuchteten die Bäume, noch waren irgendwelche Pokémon dort, die hätten Licht verbreiten können, und das Licht der Sterne reichte nicht, um den Boden des Waldes zu erreichen. Selbst dort, wo sie saß, war es finster. Dabei war sie nicht weit vom Waldrand entfernt, doch es schien, als wäre sie vollkommen in Schatten gehüllt. Ihre Hand war um den schwarzen Pokéball verkrampft. Sie musste es zu Ende bringen! Sie hatte eine Aufgabe! Sie konnte nicht schon wieder versagen! Sie musste es schaffen, damit Akagi-sama zurückkehren konnte, damit sie nicht weiter mit dem Wissen leben musste, alles verloren zu haben! Sie hatte es geschafft aus diesem seltsamen Wurmloch zu entkommen – irgendwie – deswegen konnte es jetzt nicht vorbei sein! Doch sie konnte sich nicht mehr bewegen. Sie fühlte sich so schwach. So kalt. Sie wollte schlafen, doch sie wusste, dass sie das nicht durfte. Sie durfte nicht einschlafen. Nicht, bevor sie ihre Aufgabe erfüllt hatte! „Akagi-sama“, flüsterte sie. Und wenn es doch stimmte, was die Champion gesagt hatte? Wenn alles nur Einbildung, eine Illusion gewesen war...? „Wie jämmerlich“, erklang eine kühle Stimme, aus der pure Verachtung sprach. Erschrocken sah sie auf, sah sich beinahe panisch um, wie eine Maus in der Falle, und doch dauerte sie etwas, ehe sie die Gestalt sah, die sich vom Waldrand her näherte. Wie ein Schatten kam er auf sie zu, ohne dass sie sein Gesicht oder Details erkennen konnte, doch sie wusste auch so, wer da auf sie zukam. „Gin“, flüsterte sie. „Wie...“ „Du bist gekündigt“, unterbrach er sie. „Du bist nur eine elende Versagerin!“ Wenige Schritte von ihr entfernt blieb er stehen und sah auf sie hinab, wie auch das kleine, aber kräftige Snibunna auf seiner Schulter. Seine Haare, die, wie sie wusste, rot wie ihre eigenen waren, wirkten schwarz in der nächtlichen Dunkelheit. „Pah“, stieß er nach einigen Sekunden des abschätzigen betrachtens hervor und spuckte vor ihre Füße. „Du bist einfach nur jämmerlich.“ „Gin, Bruder, bitte...“, setzte sie an, doch er schenkte ihrer flehenden Stimme keine Beachtung, sondern fixierte seinen Blick auf den Pokéball in ihrer Hand. „Gib ihn mir!“ Fordernd streckte er ihr die Hand entgegen. „Gin, bitte...“ Erneut wurde ihr flehen überhört. „Du hast verloren, Kana.“ Der Junge zischte ihren Namen nahezu aus. Sein eigentlich noch junges Gesicht, dass Schatten fast silbern zu schimmern schien, war von Abscheu entstellt. „Nun verschwende nicht meine Zeit. Gib mir den Scuroball.“ Sie erwiderte nichts, sondern verkrampfte ihre Hand nur noch mehr um den Ball. Aber Geduld war nicht seine Tugend. Um zu schreien war sie zu schwach. Stattdessen kam ein ersticktes Keuchen über ihre Lippen, als er auf ihre Hand trat und so ihre Finger dazu brachte, sich von dem Ball zu trennen. Er bückte sich und hob den kleinen Gegenstand vorsichtig auf. „Bruder...“, keuchte sie noch einmal, doch sein Blick blieb kalt. „Ich bin nicht dein Bruder“, zischte er. „Ich bin nicht mit Versagern verwandt.“ Damit wandte er sich ab und ging. Dabei wusste er genau, dass es für sie bereits zu spät war. „Mars, eh?“, fragte er leise zu sich selbst. „Wie jämmerlich...“ Und während er ging sank ihr Kopf gegen ihre Brust und sie schlief ein. Ein letztes Mal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)