King of my Castle von YunYun ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel: 1/6 Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x) Anmerkung: Ich feile schon eine ganze Weile an der Idee und da ich die Geschichte schon fast fertig geschrieben habe, wollte ich nun damit anfangen die ersten Kapitel hochzuladen. Bitte habt etwas Nachsicht, dass es im ersten Kapitel noch nicht sofort zur Sache geht - das würde wohl etwas unrealistisch wirken :) King of my Castle Kapitel 1 Es sollte ein ganz gewöhnlicher Ausflug in die Berge werden, als Kazuki und seine Freunde in dem abgelegenen Anwesen in dem frisch begrünten Tal ankamen. Es war wirklich ein weiter Weg gewesen, bis sie endlich angekommen waren. Allein der Wald mit seinem schlangenförmiger Kiesweg bis zu der Villa war schier endlos gewesen. Mit dem Auto war der Weg nicht passierbar und sie hatten vor den großen Toren parken und eine halbe Ewigkeit zu Fuß samt Gepäck wandern müssen – dazu fügte sich eine stundenlange Anfahrt. Die neuen Besucher fühlten sich ausgelaugt und sie sehnten sich alle nach einer heißen Dusche. Aber die lange Reise hatte sich gelohnt und als Kazuki endlich vor dem gigantischen Anwesen stand, blieben ihm die Worte im Hals stecken. Es war einfach umwerfend! Dieses Haus wurde in dieser modernen Zeit als eine Art Hotel genutzt, aber privat vermietet. Seine Entstehung musste allerdings schon viele Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte zurück liegen. Alles was er wusste, war, dass der Besitzer selbst darin hauste und sich um seine Besucher kümmerte und sie wohl so ziemlich jeden Luxus, der möglich war, bekommen würden. Wenn das mal kein Angebot war! Dieses Haus war ganz anders als alles, was er jemals gesehen hatte und viel größer, aber in typisch japanischer Bauweise erbaut worden. Kazuki war die kleinen Stadtwohnungen gewöhnt und der Kontrast ließ ihn nun inne halten. Es erschien ihm abenteuerlich dort zu leben, auch wenn er sich zugegebener Maßen lange dagegen gewehrt hatte. Am liebsten wäre er zuhause geblieben und hätte ein ruhiges Wochenende mit seinen Freunden verbracht, doch diese waren in der Überzahl gewesen und hatten ihn überredet. Oder mehr: ins Auto verfrachtet und einfach mitgenommen, egal wie sehr er zeterte. Wirklich eine Wahl war wohl nicht gegeben gewesen – auch wenn er es nicht laut aussprach oder zugab, jetzt war er froh mitgekommen zu sein und ein wenig kribbelte die Anspannung in seinem Magen. Byou, Manabu und Jin waren für das Ganze eigentlich verantwortlich. Die drei hatten den Anblick offenbar schneller verdaut, als der großgewachsene junge Mann und waren schon auf dem Weg zu der großen Doppeltür, die den Eingang bildete. Auf dem Absatz der Treppe blieb Manabu allerdings stehen und drehte sich zu ihm. Sein glattes, schwarzes Haar wehte ein wenig in der warmen Brise und er strich sie sich ein wenig aus dem hübschen Gesicht. »Bist du angewachsen? Nun komm schon endlich!«, rief er mit deutlich frechem Unterton in seiner dunkeln Stimme. Kazuki musste lächeln und fuhr sich durch das leuchtende rote Haar, um es ein wenig zu bändigen. Freudig über die Ankunft zog er die frische, unverbrauchte Luft ein. Sie unterschied sich einfach vollkommen von der verpesteten Stadtluft, die sich immer so rau in seinen Lungen anfühlte. Hier war er von Unmengen von Bäumen umgeben, die wohl für diese Frische verantwortlich waren. Er musste feststellen, dass er nur die wenigsten benennen konnte und wirklich gar keine Ahnung von Natur hatte. Aber es sah so aus, als würden sie wild wuchern und dieses Grün war geradezu erschlagend. »Ich komme ja schon!« Nun endlich aber setzte Kazuki sich in Bewegung und trug seine Reisetasche flink zu den anderen. Gemeinsam schritten sie unter das kleine Vordach beim Eingang und durch die großen hölzernen Türen. Bereits in dem hübschen Foyer dieses Anwesens war zu erkennen, dass man am Geld wohl nicht gespart hatte. Der Boden in den klassischen, fast weißen Tatami Matten erinnerten Kazuki schnell wieder an sein eigenes Zuhause, doch diese wirkten in gewisser weise edler als die Ausstattung in seiner Wohnung. Nach links und rechts führten jeweils zwei Gänge, die nun aber durch Türen verschlossen wurden und auch gegenüber des Eingangs waren hübsche Schiebetüren. An den freien Stellen an den Wänden befanden sich in großzügigen Abständen alte Gemälde. Selbst die mussten schon ein Vermögen wert sein. Kazuki fühlte sich sofort wohl und wollte sich dem Drang hingeben all diese Bilder länger zu betrachten und die Geschichte dahinter zu ergründen. Selbst ein gewisser Grünanteil herrschte hier, denn in den Ecken befanden sich große, fast tropisch wirkende Topfpflanzen. Man hatte sich bei der Einrichtung viel Mühe gegeben. Er bewunderte sein Zuhause für die nächsten Tage noch ausführlich, als der Hausherr sie empfing – ein Mann mittleren Alters, der aber zugegebenermaßen immer noch sehr gut aussah und einen dunklen Kimono trug. Für diesen hellen Raum war er beinahe zu dunkel, denn auch sein Haar war schwarz, aber modisch geschnitten und stand in scharfem Kontrast zu seiner traditionellen Kleidung. Er wirkte unheimlich gepflegt und fast schon hochnäsig in seiner Haltung, aber das samtene Lächeln vertrieb diesen Eindruck gleich wieder. »Ich möchte euch willkommen heißen“, sagte er mit angenehmer Stimme und verbeugte sich vor seinen Gästen höflich, aber nicht zu tief. Nun – das war für die Vier, die die Zwanzig noch nicht lange überschritten hatten, eigentlich keine angemessene Begrüßung, aber es versetzte sie in eine andere Stimmung, die den Räumlichkeiten gerecht wurde und auch sie neigten ihre Häupter. »Mein Name ist Atsushi Sakurai und ich bin der Eigentümer dieses Hauses«, stellte er sich vor und machte eine Geste mit der Hand zur Tür, in der ein Junge stand. Er hatte große, kugelrunde Augen und helles Haar. »Das ist mein Sohn Taa. Er lebt wie auch ich hier und wird euch in den kommenden Tagen behilflich sein, wenn ihr irgendetwas braucht und ich gerade nicht zugegen bin.« Kazuki trat näher an die Gruppe heran und begrüßte die Eigentümer höflich. Besonders Taa musterte er lange – er war wirklich hübsch und lächelte die Besucher freundlich an. Seine Kleidung, ein schlichter, ebenfalls sehr dunkler Yukata, verwies schon darauf, dass er nicht nur Sohn, sondern auch Bediensteter war – aber er schien offensichtlich Freude daran zu haben, denn seine schwarzen Augen leuchteten freundlich. Die Hände hielt er gefaltet vor dem Körper und blieb mit dem Blick ganz besonders lang an Kazuki hängen. »Ich freue mich, dass ihr hier seid. Wenn ich euch zur Hand gehen kann, dann scheut euch nicht mich zu rufen.« Sogleich erhielt Kazuki einen Stoß von Byous Ellenbogen in die Seite. Dass er etwas Zweideutiges in diesem Angebot sah, war natürlich klar gewesen. »Au!«, meckerte der Größere nur und rieb sich die Seite. »Was soll das?« »Ach nichts«, flötete Byou frech und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Mit den Blicken zog er Taa schon fast aus – Stückchen für Stückchen und Kazuki konnte dafür nur unverstanden den Kopf schütteln und hätte ihm am Liebsten auf den Hinterkopf geschlagen. In ihrem persönlichen Alltag kam dies ja schließlich auch sehr oft vor. »Du bist unmöglich«, raunte Jin es ihm zu, dem dieses Szenario auch nicht entgangen war. Nur der junge Taa lächelte dafür und verbeugte sich, dann huschte er davon. »Eure Zimmer sind bereits vorbereitet – jeder bekommt natürlich ein eigenes. Ich führe euch zu ihnen. Euer Gepäck wird euch gebracht - ihr müsst euch nicht darum kümmern«, mischte Atsushi sich wieder ein und führte die Gruppe in den Westflügel. Der Gänge war lang und mit einer Treppe an der Innenseite bestückt. Unmengen von Zimmern gab es hier und Kazuki fragte sich, als sie die Treppe hinaufgingen, wer hier noch alles wohnte. Das Obergeschoss sah genauso aus und hatte ebenso viele Türen. Der Gang selbst besaß nur zwei Fenster am Anfang und Ende, die eigentlich zu wenig Licht in den Raum ließen. Kazuki fragte sich, warum man nicht noch mehr Fenster eingebaut hatte. Schließlich kamen sie am Ende des Ganges an, wo Atsushi ihnen die Schlüssel gab und eines der Zimmer vorführte. Sie waren recht groß und geräumig und mit Bett, Kommode, Wäschekorb und Schrank versehen, die in dunklem Holz gehalten waren. An den großen Fenstern, die den Blick auf den umliegenden Wald gewährten, befanden sich lange, helle Vorhänge mit goldenen Stickereien. Auch in diesem Zimmern war der Boden ähnlich wie in der Vorhalle gehalten und alles schien perfekt zueinander zu passen. »Ich hoffe, dass Sie sich hier wohl fühlen«, sagte Atsushi und ergötzte sich an den leuchtenden Augen der neuen Besucher. Egal wie oft er diesen Ausdruck sah – er konnte einfach nicht genug davon bekommen. »Eines noch – wir essen gegen 19 Uhr. Wir erwarten euch«, sagte er und verbeugte sich. »Das Esszimmer befindet sich im Ostflügel – kommt nicht zu spät.« Dann ging er und ließ die Vier allein, die ihm nur stumm nachsahen und erst wieder zur Sprache fanden, als der Hausherr die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Das ist ja wirklich der Wahnsinn hier!«, sagte Byou und warf sich auf das breite Bett mit den weißen Bezügen. Wie auch der Schrank war es aus schwarzem Holz gebaut und wie sich nun herausstellte unglaublich bequem. Es war fast schon eine Verschwendung dort allein zu schlafen. »Wer leistet mir heute Nacht Gesellschaft?«, fragte er und malte kleine Kreise auf die Bettdecke, den Blick dabei auffallend auf Jin richtend. Es war wirklich so offensichtlich, dass er auf ihn stand! Schon seit einer halben Ewigkeit versuchte er ihn für sich zu gewinnen – und hin und wieder, wenn auch nur für gelegentliche Bettspiele, schaffte er es auch den hübschen Blonden zu verführen. Kazuki stöhnte dennoch etwas genervt und schüttelt erneut den Kopf. Eigentlich müsste er langsam daran gewöhnt sein, dass Byou ständig irgendwelche Andeutungen in diese Richtung unternahm – es gelang nur einfach nicht. Es wurde wirklich Zeit, dass er mit Jin zusammenkam und niemanden mehr mit diesen Fragen quälen würde. Aber würde es die Sache wirklich besser machen, wenn die beiden sich höchstöffentlich befummelten? Kazuki wusste genau, dass es darauf hinaus lief, denn von Diskretion hatte sein brünetter Freund noch nie etwas gehört! Und wenn er erst einmal richtig in Fahrt gekommen war, konnte ihn einfach nichts und niemand mehr stoppen. Das hatte die gesamte Gruppe schon in ziemlich peinliche Situationen geführt. Die beiden kannten Zurückhaltung sicherlich nicht so gut wie man es erst glauben wollte - immerhin waren sie Japaner und es eigentlich gewöhnt nicht so zeigefreudig mit ihrer Sexualität umzugehen. »Niemand, Byou«, lachte Manabu nur und untersuchte das Zimmer – offensichtlich war es äußerst interessant in seinen Augen und er überprüfte den großen Schrank und die danebenstehende Kommode. »Ich hab gehört, dass es hier heiße Quellen gibt«, warf er möglichst beiläufig ein und sah zu, wie Jin sich doch tatsächlich zu Byou auf das Bett setzte. Er tippte auf seinem Handy herum und legte einen wenig begeisterten Blick auf. »Vielleicht sollten wir denen mal einen Besuch abstatten, bevor es Abendessen gibt? Soweit ich es gelesen habe, befindet sie sich im Innenhof - also hinter der Eingangshalle.« Aus dem Augenwinkel konnte Manabu sehen, wie sich Byous Hand schon zu Jins Po schob und daran ihren Platz fand. Würde das eigentlich jemals aufhören? Über Kazuki musste er dann lachen, der peinlich genau versuchte nicht dahin zu sehen. »Mein Handy ist tot. Hat jemand von euch Empfang?«, fragte Jin gänzlich unbeeindruckt von dem eigentlichen Gespräch und sah zu seinen Freunden. »Ich habe weder Netz noch Internet - anscheinend sind wir hier wirklich in der Pampa gelandet.« Ein wenig genervt stöhnte er und schien dabei gar nicht zu merken, dass er befummelt wurde und Byous Hand über seinen Hintern streichelte. Kazuki zückte kurz sein Handy aus der Tasche, aber auch darauf war kein einziger kleiner Balken zu erkennen, der ihm Netz gewähren würde. »Absolute Fehlanzeige«, seufzte er. »Dann eben ein Wochenende ohne - das sollten wir doch schaffen, oder?« Er hob den Blick wieder - und sah so erneut, wie Byou seine Finger einfach nicht bei sich behalten konnte und unverwandt in den Schritt des Blonden grabschte. Das war doch wirklich nicht zu glauben! »Zurück zur Quelle. Ich finde die Idee gut – also treffen wir uns in einer halben Stunde dort«, sagte Kazuki schnell und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort und unter Beobachtung seiner amüsierten Freunde. Er war wirklich aus einem ganz anderen Holz geschnitzt als Jin und Byou. Für ihn waren Zärtlichkeiten zwischen zwei Menschen etwas höchst persönliches und privates - erst Recht, wenn es so unnormal war und in der Beziehung keine Frau vorkam. Absichtlich wählte er nun ein Zimmer aus, welches nicht genau neben dem von Byou lag um eventuellen peinlichen Begebenheiten aus dem Weg zu gehen - immerhin wusste er genau, wie es sich anhörte, wenn er Brünette nächtlichen Besuch bekam. Ein einziges Mal hatte er den Fehler gemacht und nach einer Party bei ihm übernachtet - und war Zeuge geworden, wie intensiv er sein Sexualleben genoss. Kazuki war zwar nicht prüde und witzelte selbst gern herum, nur bei der Ausführung gehörten für ihn keine Dritten dazu. Nun sah er sich aber in dem Raum kurz um. Eingerichtet war es aber genauso und Kazuki wunderte sich, als er seine Reisetasche schon darin vorfand. »Wie ist der denn hierher gekommen?«, fragte er sich selbst. Hatte Atsushi sie etwa hierher gebracht? Oder Taa? Was war das nur für ein Zufall, dass er sich das Zimmer ausgesucht hatte, in dem auch seine Sachen schon auf ihn warteten. Aber umso besser - so konnte er sich jetzt auf das Bad vorbereiten und zog sich aus, um in den dunkelblauen Yukata zu schlüpfen, der schon bereit gelegt worden war. Er fühlte sich ganz weich auf der Haut an und Kazuki knotete ihn nur notdürftig, schließlich würde er ihn ja nicht lange tragen. Auch ein paar einfache Holzsandalen warteten schon auf ihn und er zog diese ebenfalls an. Schließlich begann er seine Sachen in den großen, massiven Schrank zu sortieren, in dem wirklich reichlich Platz vorhanden war. Kazuki war ein sehr ordentlicher Mensch und zog es vor, seinen Kram lieber mehrmals in die Hand zu nehmen, als in der Tasche danach zu wühlen. die Utensilien für das Bad legte er auf das Bett. Genau genommen hatte er doch Glück gehabt. Die Zimmer mit ihrem hellen Böden und den gemaserten Wänden waren wie das gesamte Haus einfach wunderschön, der Besitzer ausgesprochen nett und scheinbar auch zuvorkommend. Und die heißen Quellen setzten dem ganzen einfach die Krone auf, denn dafür hatte er einen besonderen Fable und konnte es kaum noch erwarten bis zur Nasenspitze darin zu versinken. Er war schnell gewesen und raffte die Badesachen nun zusammen. In ein paar Minuten wollten sie sich sowieso treffen, also ging er hinaus auf den Gang und machte sich auf den Weg, um die Quelle aufzusuchen. Doch dann entdeckte er einen weiteren Mann, der nicht zu ihrer kleinen Gruppe gehörte. Kazuki konnte gar nicht glauben, wen er da sah. Seine großen Augen blinzelten ein paar Mal aufgeregt – er war es wirklich und sein Herzschlag beschleunigte sich merklich. Yuuki. Nun, vielleicht musste man erklären, warum dieses Treffen so besonders war. Kazuki kannte diesen Mann bereits aus seiner High School Zeit, in der er schon wahnsinnig auf ihn gestanden hatte. Allerdings hatte Yuuki den damals unscheinbaren Jungen mit Brille gar nicht für voll genommen und gänzlich übersehen. Kazuki war früher nicht sonderlich beliebt gewesen, aber in den letzten Jahren hatte er sich sehr zu seinem Vorteil entwickelt und allerhand Verehrer liefen ihm nach. Und nun wollte das Schicksal, dass sie sich hier, hunderte Kilometer entfernt von der Heimat, wieder trafen. Es war genau wie damals, denn Kazukis Herz setzte erst vollkommen mit dem Schlagen aus, dann holte es das binnen Sekunden nach. Unglaublich, aber er reagierte noch immer so heftig auf den mysteriösen Mann, der nicht oft etwas sagte. Und wenn er es tat, dann hatte es Hand und Fuß und war niemals in Frage zu stellen. Kazuki bewunderte ihn – und er sah immer noch gut aus. Im Gegensatz zu damals trug er das Haar nicht mehr schwarz sondern blond, was ihm eindeutig besser stand. Seine Schultern waren noch breiter geworden und er erschien durchtrainiert. Neben ihm wirkte Kazuki wahrscheinlich sehr schmal. Selbst in der Größe überragte er ihn – was durchaus etwas Besonderes war, denn für einen Japaner war auch Kazuki groß gewachsen. »Kazuki?« Erneut setzte sein Herz vollkommen aus. Er erkannte ihn? Oder hatte er sich das in seiner Zuneigung eingebildet? »Na so ein Zufall – was treibt dich denn hier her?«, fragte Yuuki und musterte ihn auffällig von oben bis unten. Seine klugen Augen glitten über Kazuki hinweg und sahen sicherlich auch wie unordentlich er sich angezogen hatte. Wie unbeholfen der Rothaarige gerade wirkte war ihm gar nicht bewusst. Kazuki kam sich wieder wie der Teenager vor, der von Selbstbewusstsein maximal gelesen zu haben schien. »Ich… ich bin mit Freunden hier«, zwang er sich zum Sprechen und spürte, wie seine Wangen heiß wurden. Es kam ihm vor, als würde er in Erklärungsnot geraten und Yuukis stechender Blick machte es nicht wirklich besser. »Wir wollten mal etwas anderes machen und ich…« »Kazuki?« Eine andere Stimme durchschnitt ihr Widersehen. »Kazuki? Wo bleibst du denn? Wir wollten doch endlich zu den Quellen!« Es war Manabu, der die Hände bockig in die Seiten stemmte und ihm einen grimmigen Blick zuwarf. Der Angesprochene und sein Gegenüber sahen sich einen Moment an. Dann lächelte Kazuki schließlich. »Sehen wir uns später?«, fragte er mit samtener Stimme und gewann seinen Mut zurück. Yuuki nickte ihm ziemlich gleichgültig zu und schob die Hände in die Hosentaschen seiner Jeans. Dann ging er an ihm vorbei. »Bis dann.« ~*~ Es vergingen nur Minuten, bis Kazuki mit seinen drei Freunden die heißen Quellen im Hinterhof des Anwesens beschlagnahmte und er war froh, dass Manabu ihn nicht auf das Treffen ansprach und stattdessen zuerst in das warme Wasser eintauchte. Rasch breiteten sie sich aus und legten die Kleider ab. Es war einfach unglaublich entspannend und angenehm – fast wie Urlaub. Wenn man es genau nahm machten sie ja auch gerade Urlaub – wenn auch nur für ein Wochenende und Kazuki wollte noch gar nicht daran denken, wenn sie Abschied nehmen mussten und der stressige Alltag wieder einsetzen würde. Die Quelle lag praktisch genau in dem Haus und wurde davon umzäunt. Der heiße Dampf zeichnete sich in kleinen Schwaden ab, sodass man das hintere Ende fast nicht sehen konnte. Dieses Bild ließ vermuten, dass alles aus der Natur geschaffen worden war und kein Mensch dazu beigetragen hatte - auch wenn Kazuki das sehr bezweifelte. Gesäumt wurde das heiße Wasser von großen Steinen und Felsen, die es unmöglich machten, dass sie von außen bespannt werden konnte - obwohl sie alle bezweifelten, dass sich ein Spanner an so einem abgelegenen Ort verirrte. Und was sollte es schon zu sehen geben außer ein paar nackter Männeroberkörper? Aber das war den Vier ganz gleich und sie ergötzten sich lieber an dem hübschen Ort, an dem sie sich gerade befanden. Zwischen dem grauen Gestein wuchsen hier und da hübsche Pflänzchen heraus und ließen die Quelle noch idyllischer wirken. Hier und da waren unauffällig ein paar Lampen angebracht worden, denn durch das Haus drang nicht gerade viel Licht zu ihnen durch - außerdem ging die Sonne bereits unter und schickte nur noch ein paar müde Strahlen über das Land. Mit ein paar Kerzen wäre es wohl noch romantischer gewesen. Der hübsche Rothaarige hatte die Arme verschränkt auf dem steinernen Rand abgelegt und seinen Kopf darauf gebettet. Eher etwas in sich blickend ließ er die Strapazen der Reise von sich anfallen. Aber diese Begegnung wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen und während seine Freunde hinter seinem Rücken herumalberten und tobten, versank er mit seinen Grübeleien tiefer im Wasser. In der Hektik war er nicht einmal dazu gekommen Yuuki zu fragen, was er überhaupt an einem solchen Ort ganz alleine wollte. Oder war er gar nicht allein? Allein der Gedanke verpasste ihm einen Stich ins Herz – wenn Yuuki wirklich mit einer Begleitung hier war, würde es früher oder später unangenehm für ihn werden. Aber er hatte sich immerhin an ihn erinnert - durchaus ein positiver Aspekt. Oder sollte Kazuki das nicht allzu euphorisch bewerten? Bevor er weiter darüber philosophieren konnte, sprang ihm jemand auf den Rücken und schlang die Arme fest um seinen Hals. Erschrocken keuchend fuhr Kazuki herum und entdeckte Jin, der ihn frech angrinste und gleich wieder etwas locker ließ, damit er dem Rotschopf nicht die Luft abdrückte. »Was ist denn mit dir los? Du bist so still.« In der Tat war man das von dem jungen Mann nicht gewöhnt. Normalerweise war Kazuki fröhlich und aufgeweckt und hatte immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, mit dem er seine Umwelt erheitern konnte – und seine Freunde kannten ihn zu gut und so wie er die Schultern jetzt hängen ließ, stimmte Jins Vermutung. »Das liegt bestimmt an dem Typen von eben«, mischte Manabu sich ein und grinste verwegen. Zu früh gefreut - dachte Kazuki. Er hätte wissen müssen, das Manabu seinen Mund nicht halten konnte und ihn früher als es ihm lieb war darauf ansprechen würde. Er hatte es sich ein Stück weit entfernt von ihnen bequem gemacht und schlürfte an einem kleinen Gläschen mit Sake. Typisch Manabu - Sake und etwas lästern war schon immer ganz nach seinem Geschmack gewesen. »Typ? Welcher Typ?«, fragte Jin gleich und seine Augen leuchteten noch mehr. Seine auffälligste Eigenschaft war wirklich seine unbändige Neugier. Wenn er von einem Geheimnis Wind bekam ließ er niemals locker, bis er nicht genau erfahren hatte, was er wissen wollte. Das wurde dem Rothaarigen gerade nur zu sehr bewusst. »Yuuki«, antwortete Kazuki seinem aufdringlichen Freund, der gar nicht mehr loslassen wollte und ihm fast den Arm abquetschte. Der Versuch ihn abzuschütteln missglückte jämmerlich und Kazuki murrte wenig begeistert über seinen sich langsam weiß färbenden Arm. So schnell konnte man ihn also aus der Ruhe bringen. »Yuuki? Der Yuuki? Der Yuuki, für den du jahrelang geschwärmt hast?!« »Ja genau der«, brummte Kazuki und verzog das Gesicht über die genaue Einordnung des Mannes, für den er offensichtlich immer noch etwas empfand - obwohl er zugegebener Maßen kaum noch an ihn gedacht hatte. Endlich schüttelte er Jin ab und drehte sich ganz zu seinen Freunden, um sich zu erklären. »Er ist hier – keine Ahnung warum, aber es ist genau wie damals.« Schnell hatte er beschlossen ehrlich zu ihnen zu sein, denn etwas vormachen konnte er ihnen eh nicht. Kazuki war ein fürchterlicher Lügner und wahrscheinlich hätten sie ihn schon nach einem einzigen Blick entlarvt und sich über ihn lustig gemacht. »Sag bloß, dass du immer noch auf ihn stehst«, mischte sich nun auch der Vierte im Bunde ein – Byou. Er saß ihm gegenüber und war ganz offensichtlich damit beschäftigt sich gebührend zu entspannen, aber sein Ausdruck wirkte schon wieder verbissen. Schon zu Highschool Zeiten waren seine Worte über Yuuki immer von kritischer Natur gewesen – er hielt nicht viel von ihm, dass war offensichtlich und auch daran schien sich nichts geändert zu haben. Warum genau das so war wusste Kazuki auch nicht. Vielleicht einfach, weil er immer genau die Typen bekommen hatte, auf die er insgeheim gestanden hatte. »Sieht ganz danach aus«, murmelte Kazuki und gab einen leisen Seufzer ab. Er hatte Yuukis Gesicht immer noch genau vor Augen und wie sich sein stechender Blick förmlich durch ihn hindurch gebohrt hatte. Ernst war er offenbar noch immer und genoss es, wenn er seine Ruhe hatte. Anders konnte er sich seine Anwesenheit nicht erklären und er schloss mittlerweile aus, dass Yuuki hier einen Liebesurlaub machte. Das passte einfach so gar nicht zu ihm. Ob sie sich wohl beim Abendessen sehen würden? Insgeheim hoffte Kazuki es und betete, dass das Schicksal ihm diesen kleinen Wunsch erfüllen würde und er noch einmal in diese besonderen Augen blicken durfte. Anders als früher wollte er keine Angst vor Begegnungen mehr haben und stellte sich Yuuki nur zu gern - zumindest in der Theorie. Ihr kleines Treffen sprach eine andere Sprache… Nochmals ging er jedes Detail an ihm durch, sein ordentlich gestyltes Haar, die unglaublich männlichen und markanten Züge, von denen er bei sich selbst nicht sprechen konnte und sein gepflegtes Äußeres. Seine Kleidung war mit der Jeans und dem dunklen Hemd eigentlich nicht besonders auffällig gewesen und nicht weiter bemerkenswert, aber in Kazukis Augen umgab ihn immer dieses Besondere, was er wohl immer sehen würde - immerhin war Yuuki der, wegen dem er seine Orientierung auf Männer gelenkt hatte. In der Hand hatte Yuuki ein Päckchen Zigaretten und ein Feuerzeug gehalten und war wohl auf dem Weg nach draußen gewesen, denn in dem hübschen Anwesen war Rauchen verboten. Eigentlich außergewöhnlich in Japan, aber durchaus angemessen um die hellen Räume nicht zu verräuchern. »Entschuldigt mich, ich muss ein bisschen allein sein. Wir sehen uns dann beim Essen«, sagte Kazuki schließlich und erhob er sich schamlos vor seinen Freunden. Flink wickelte er sich in eines der großen, weißen Handtücher. Kazuki verließ die Quelle zuerst und trocknete sich schon auf dem Weg sorgfältig ab, dann zog er sich an und warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor 19 Uhr. Sollte er sich vielleicht etwas herrichten, damit Yuuki ihm vielleicht auch nachsehen würde? Schwachsinn! - schimpfte er sich selbst aus und schüttelte den Kopf. Er würde sich sicher nicht für ihn verstellen und die selben Fehler begehen, die er auch in seiner Schulzeit gemacht hatte. Früher wollte er sich interessanter machen als er war und versuchte, den Kazuki, der er nun mal war, zu verbergen. Einmal hatte er sich bis auf die Knochen blamiert, als er viel zu aufgetakelt in der Schule aufgekreuzt war, aber dieses unwesentliche Detail hatte er über die Jahre erfolgreich verdrängt und wollte die Erinnerungen auch nicht wieder aufleben lassen. Yuuki hingegen hatte ihn gar nicht erst bemerkt. Ein einziger Blick war ihm zugeworfen worden, um sich dann abzuwenden und ihm zu raten, besser er selbst zu sein als eine bloße Fantasiegestalt, der er niemals gerecht werden würde. Damals war Kazuki nicht klar geworden, was er damit sagen wollte und er war unglaublich unglücklich gewesen. Jetzt verstand er, was Yuuki meinte. Und jetzt würde er dem Wunsch auch nachkommen. Nach einem kurzen Besuch in seinem Zimmer, wo er seine Badesachen verstaute, machte er sich auf den Weg zum Abendessen. Während er den Gang zum Esszimmer entlang lief, wurde er angespannter und zwischen seinen Fingern kribbelte es merkwürdig. Aber er hatte sich doch zu früh gefreut, denn als er das noble Zimmer betrat, war dort noch niemand. Abgesehen von Taa. Der hübsche blonde Junge huschte mit flinken, fast tonlosen Schritten über den hellen Boden und deckte den Tisch für insgesamt neun Personen. Um den Tisch standen dunkle Bodenstühle, darauf lagen hübsche, weinrote Sitzkissen. Aber warum neun? Kazuki ging in Gedanken die Besucher durch und kam nur auf sieben: seine Freunde und er ergaben vier, dazu Yuuki und natürlich der Eigentümer und sein Sohn selbst. Scheinbar gab es da noch zwei weitere, die ihnen Gesellschaft leisten würden. Warum sollten sie auch die einzigen sein? Wieder ermahnte Kazuki sich. »Guten Abend«, begrüßte Taa ihn nun, als er auf ihn aufmerksam geworden war und verbeugte sich tief. »Ich bin gleich fertig, einen Moment Geduld noch bitte.« Es klang etwas mechanisch, aber freundlich und sogleich machte er sich wieder an die Arbeit und legte das Besteck um die weißen Teller und Schälchen. Kazuki lächelte nur und wollte das Zimmer gerade wieder verlassen, aber als er sich umdrehte und nach dem Türgriff greifen wollte, war ihm schon jemand zuvor gekommen, der nun genau vor ihm stand und fast mit ihm zusammen gestoßen wäre. »Entschuldigung«, stammelte er und fühlte, wie die Röte ihm ins Gesicht schoss und er senkte den Kopf. Er konnte nur die Sandalen des Anderen sehen und den dunklen, grauen Stoff seiner Kleidung, die zweifellos die gleiche war wie die von Kazuki - nur eben in einer anderen Farbe. Die Hitze auf seinen Wangen verschlimmerte sich noch, als er realisierte, mit wem er da um ein Haar zusammen geprallt wäre. »Nicht so stürmisch, Kleiner«, meinte Yuuki mit einem süffisanten Grinsen und brachte ihn noch mehr in Verlegenheit. Dann legte er die Hände auf seine Schultern und schob ihn ein Stück zur Seite. Kazuki gefror das Blut in den Adern. Hatte er ihn gerade wirklich Kleiner genannt? Entrüstet seufzte er und stemmte die Hände in die Seiten, als Yuuki an ihm vorbei ging und sich an den Tisch setzte. Im gleichen Moment musste Taa verschwunden sein, denn sie waren allein. Sofort wurde es Kazuki mulmig. Warum musste Yuuki ihn auch so durcheinander bringen? All seine guten Vorsätze waren damit wohl dahin. »Kleiner? Geht’s noch?«, schnaubte er. »Bilde dir auf die paar Zentimeter mal nichts ein.« Wo kam auf einmal die große Klappe her? Es ging ganz automatisch, aber Yuuki lehnte sich nur zurück und ließ seinen Blick über Kazukis schlanken Körper wandern. Offenbar hatte er nicht die Absicht sich auf die Diskussion einzulassen. Etwas abwehrend verschränkte er trotzdem die Arme vor der Brust. »Ich freue mich auch dich wieder zu sehen, Kazuki. Du hast dich gemacht in den letzten Jahren. Und es steht dir wirklich viel besser, wenn du dich ordentlich anziehst« Mit einem Kompliment hatte Kazuki nicht einmal ansatzweise gerechnet und er fühlte sich, als würde ihn die Kinnlade auf den Boden knallen. Seine Lippen wollten keine vernünftige Antwort zu Stande bringen und so schwieg er besser, bevor es peinlich für ihn wurde. Leider war Yuuki aufgefallen, wie er vorher durch das Haus geeilt war - aber wenigstens hatte er sich diesmal die Zeit dafür genommen und den Stoff ordentlich glatt gestrichen und anständig geknotet. »Komm schon her und setz dich. Ich beiße dich schon nicht.« Zu schade eigentlich - dachte Kazuki verschnitzt und ließ nun doch ein kleines Lächeln über seine Lippen tanzen, dann ging er zu ihm und nahm Platz. Er musste endlich erwachsen werden - und wollte jetzt den ersten Schritt wagen. Zu verlieren war da schließlich nichts. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)