King of my Castle von YunYun ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kapitel: 2/6 Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x) King of my Castle Kapitel 2 Es dauerte nicht lange, bis sich alle Gäste in dem großzügigen Esszimmer einfanden und auf den bequemen Stühlen mit den weichen Sitzkissen Platz nahmen. Es gab ein hübsches Bild ab, wie alle Anwesenden in einen Yukata gekleidet dort saßen - natürlich jeder in einer anderen Farbe. Besonderes Pech hatte wohl Jin gehabt, denn sein Exemplar war in einem auffälligen Magenta und Kazuki fragte sich, ob es sich dabei nicht um ein Gewand für Frauen handelte. Aber er trug es mit Fassung und ließ sich nicht ärgern, vor allem nicht von Byou und Manabu, die wesentlich vorteilhaftere Farben mit grün und blau erwischt hatten. Nun saßen aber auch die drei an dem flachen Tisch und verkniffen es sich weiter herumzuwitzeln. Und so wie sie da saßen, in höchst höflicher Haltung und stets darauf bedacht sich nicht zu blamieren, hatte Kazuki das Gefühl nicht länger im 21. Jahrhundert zu leben - sondern viele Jahre früher, in denen es üblich gewesen war so zu speisen. Nun wurden auch die beiden Stühle besetzt, zu denen Kazuki niemand eingefallen war, wer nun darauf sitzen könnte. Es waren zwei junge Männer, beide blond und mit recht arrogantem Blick und vornehmer Haltung. Besonders die Züge des Größeren schienen wie in Stein gemeißelt zu sein und ließen nur sehr selten Regungen durch. Am auffälligsten waren wahrscheinlich seine vollen Lippen, über die kaum Worte kamen, nun aber berichteten, dass er Uruha hieß und mit einem Freund das Wochenende dort verbrachte. Natürlich hatten sofort alle den Verdacht, dass der andere nicht nur irgendein Freund sein würde, so zärtlich waren die Blicke, die sich immer wieder schenken, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. Der Name des Anderen war Ruki und er trug seine Kleidung in einem hellen Blau, die Kazuki sofort an den klaren Himmel erinnerte. Aber auch Ruki hielt sich eher zurück, wirkte aber freundlicher als seine Begleitung in dem dunkelgrünen Yukata. Hin und wieder strichen seine Züge ein kleines Lächeln, aber so schnell wie es kam verschwand es auch wieder. Die beiden schienen gut Geld zu haben, zumindest ließ Uruhas hochgestochene Wortwahl darauf schließen. Vielleicht passte er sich aber auch nur dem hübschen Ambiente an. Ab und zu flüsterten sich die beiden etwas merkwürdigen Zeitgenossen etwas ins Ohr, was scheinbar unglaublich wichtig war und die zwei kichern ließ. Wie zwei frisch Verliebte - dachte Kazuki und unterdrückte ein Schmunzeln und malte sich aus, worüber sie wohl sprachen. Seine Fantasie ging in solchen Momenten gern etwas mit ihm durch und er glaubte fest daran, dass es Schweinerein waren, die sie sich da zuflüsterten - aber in gut funktionierenden Beziehungen sprach da ja wirklich nichts dagegen. Gern hätte er das auch mit Yuuki getan und dann dam besten in die Tat umgesetzt, wenn sie allein waren. Immerhin saßen sie nun wirklich nebeneinander und Kazuki fühlte sich auch ein wenig wie dessen zweite Hälfte. Es war ein schönes Gefühl seine Anwesenheit genießen zu dürfen und ein ums andere Mal musste er den Drang unterdrücken sich nicht zu ihm zu neigen und sich an ihn zu lehnen. Wahrscheinlich hätte Yuuki ihn von sich geschupst und zurechtgewiesen und Kazuki fiel auf, dass er Yuuki noch nie dabei gesehen hatte, wie er einem anderen näher kam. Er kannte nur die vielen Geschichten und Erzählungen von denen, mit denen er einmal gegangen war - oder zumindest eine stürmische Liebesnacht verbracht hatte. Angeblich war es schwer an ihn heranzukommen und noch viel mehr ihn dann auch noch zu halten - eigentlich pures Gift für jemanden, der sich nach einer harmonischen Beziehung sehnte. Das Essen, welches ihnen serviert wurde, war frisch und lecker - typisch japanische Spezialitäten und auch Sushi gab es. Dazu wunderbar warmen Sake in kleinen, schön verzierten Bechern. Der Hausherr, der an der Stirnseite in Schwarz gekleidet saß, erklärte, das er selbst gelernter Koch war und fand sichtlich Gefallen daran, wie der Besuch das Essen genoss. Bevor seine Frau gestorben war hatte er nur den Küchendienst in dem Anwesen betreut - nun zwangen ihn die Umstände dazu umzuplanen. Viele Jahren betreute er das Haus nun allein mit seinem Sohn, aber es bereitete ihm sichtlich Freude. Und Kazuki glaubte ihm jedes Wort. Besonders stolz schien Atsushi dabei auf seinen Sohn zu sein, der ihm so fleißig zur Hand ging und die Arbeit, die zweifellos in Massen vorhanden war, erleichterte. Nun saß er auch links neben ihm am Tisch in weißen Stoff gehüllt und errötete bei dem Lob ein wenig und senkte mit einem Lächeln den Kopf. Kazuki hatte das treffende Attribut für ihn schnell gefunden: er war süß. Zuckersüß, wenn man es ganz genau benennen wollte. Man unterhielt sich an diesem Abend gut, nur Byou hielt sich zurück und schickte immer wieder giftige Blicke über den Tisch zu Kazuki, der ihm gegenüber saß. So gut es ging versuchte er das zu ignorieren, denn ihm war diese alte Fehde zwischen ihm und Yuuki, der freilich gar nichts davon wusste, einfach zu kindisch. Dennoch musste Kazuki es unterdrücken nicht mahnende Worte zu erheben und fertigte ihn nur einen zornigen kurzen Blick ab. Sollte er sich doch wieder mit Jin beschäftigen und sich seinen Trieben hingeben. Was sollte das überhaupt? Es war so untypisch für Byou sich so zu verhalten und einen kurzen Moment glaubte Kazuki, dass vielleicht früher etwas zwischen ihnen gewesen war, was ihn nun so sauer machte. Andererseits beteuerte Byou stets, dass er niemals jemanden an seinen heiligen Hintern lassen würde und Yuuki war der wohl maskulinste und aktivste Mann den er kannte. Niemals würde er da eine Ausnahme machen - Kazuki konnte es sich nicht einmal vorstellen, wie jemand Yuuki unterwerfen würde. Und für Byou würde er seine Regeln sicher nicht verletzen - nicht mal im betrunkenen Zustand. Aber Kazuki nahm sich vor Byou dazu noch auszufragen. Irgendeinen triftigen Grund musste er ja schließlich haben. ~*~ Der Abend war ruhig verlaufen und schließen waren alle auf ihre ‘Gemächer‘ - so konnte man sie zweifelsfrei benennen - zurückgekehrt. Jin und Byou verschwanden tatsächlich im gleichen Zimmer und Kazuki war sich sicher, dass der Blonde es zu spüren bekommen würde, wie Byou sich geärgert hatte. Sollte er nun Mitleid mit ihm haben? Am Ende würde es Jin noch gefallen und er versuchte die in ihm aufsteigenden Vorstellungen schnellstmöglich wieder loszuwerden. So schüttelte er eilig den Kopf, sodass sein rotes Haar nur so flog. Immerhin würde er wenigstens jetzt seine Ruhe haben und ging früh zu Bett, um seine eigenen Sorgen zu überschlafen. Wobei Sorgen wohl nicht der richtige Ausdruck dafür war. Eigentlich war er merkwürdig glücklich, auch wenn er nicht wusste, wie er dem interessanten blonden Mann tatsächlich näher kommen sollte. Aber jetzt gerade wollte er es einfach nur genießen, dass sie sich jeden Tag sehen würden. Er würde es schon herausfordern, dass sie sich ganz ‚zufällig‘ über den Weg liefen. Der nächste Tag begann allerdings anders, als er sich geduscht und angezogen hatte, um schließlich zum Frühstück zu erscheinen, denn bei Atsushi stand ein aufgelöster Uruha, der leicht zitterte und mit panischer Stimme auf ihn einredete. So schnell wie er sprach konnte man ihn kaum verstehen und auch die Mixtur an Gefühlen war gar nicht zu erkennen. »Sagen Sie mir auf der Stelle wo er ist oder ich nehme dieses Haus auseinander!«, fluchte er aufgebracht und gestikulierte wild mit den Händen. Es bedurfte wohl nicht mehr viel und er wäre Atsushi an den Hals gesprungen. Der erwischte nun seine Unterarme und versuchte mit normalem Ton mit ihm zu sprechen. »Ich weiß nicht wo er ist. Vielleicht nimmt er ein Bad in der Quelle hinter dem Haus.« »Was ist denn hier los?«, fragte Kazuki und trat näher an die beiden heran, sichtlich erstaunt wie Uruha auch aus der Haut fahren konnte. »Das geht dich nichts an«, zischte Uruha gefährlich und riss sich empört los. Seine Wangen glühten rot in seiner Aufregung. »Wenn ihm etwas zugestoßen ist…« Seine Stimme brach und er ging nervös im Raum auf und ab. Er legte die Hand an seine Stirn und schien zu überlegen. »Ich habe schon überall nach ihm gesucht. Er hat mir auch keinen Zettel hinterlassen, falls das die nächste blöde Fragen werden soll.« Kazuki verstand langsam, wovon Uruha eigentlich sprach und dessen Wechselbad der Gefühle verwirrte ihn zu Sehens. »Der Knirps ist weg«, mischte sich eine weitere Stimme aus der hintersten Ecke des Raumes und trat nun zu ihnen. Kazuki stockte kurz der Atem, als er Yuukis Gesicht erblickte. Wie hatte er das schon wieder gemacht? Ihm war nicht aufgefallen, dass der großgewachsene Mann das Zimmer ebenfalls besuchte. Nun bekam er ein wütendes Schnauben und Uruha fuhr zu ihm herum. Wahrscheinlich fehlte nicht mehr viel und er würde handgreiflich werden. »Halt den Mund, Yuuki!«, fauchte er ihn schroff an. Woher kannte er Yuukis Namen? Kannten die beiden sich etwa? »Wenn du ihn nicht wieder zurück bringen kannst, solltest du lieber still sein!« »Sein Lover ist verschwunden«, klärte Yuuki Kazuki auf und ignorierte das Zetern des Blonden, dessen Kopf sich nun noch röter färbte. »Wir sollten das Haus absuchen, nicht dass er die Orientierung verloren hat und irgendwo in der Ecke sitzt und heult.« »Hör auf ihn zu verweichlichen du verdammter Bastard!« Uruha war wahrhaftig nah dran Yuuki an die Kehle zu springen. Er war verzweifelt, so viel war klar und Kazuki hätte ihm niemals solch heftige Gefühlsregungen zugetraut. Aber nun ja - außergewöhnliche Situationen brachten wohl auch ihn dazu seine guten Manieren vorerst zu vergessen. Yuuki aber ignorierte aber auch diese Beschimpfung und besprach sich kurz mit Atsushi. Als dann auch die anderen zum eigentlichen Frühstück erschienen und über die Situation aufgeklärt wurden, beschlossen sie nach dem verschollenen Ruki zu suchen. Natürlich wollte Kazuki mit Yuuki gehen und wandte sich gerade an ihn, als Byou ihn am Handgelenk packte und mit sich zog. Ob er wollte oder nicht, sie würden jetzt ein Team bilden und schnell verschleppte Byou ihn in einen der schier endlos vielen Gänge. »Musst du dich so an ihn ranschmeißen?«, sagte Byou vorwurfsvoll, als er sicher sein konnte, dass ihn niemand hörte und zerrte den Größeren grob am Arm weiter von der Gruppe weg. Sein Griff war fest und drückte ihm das Blut etwas ab und auch sein Schritt war so schnell, dass Kazuki kaum mithalten konnte. Den packte schon jetzt die Wut und er schüttelte Byous Hand endlich ab, um ihn dann giftig anzusehen. Vor allem konnte er jetzt endlich stehen bleiben. »Was ist denn los mit dir?«, wollte er wissen und riss seine eh schon großen Augen noch weiter auf. Eigentlich wollte er in Ruhe mit ihm darüber sprechen, aber offensichtlich ging das nicht. Eigentlich war gerade nicht der richtige Zeitpunkt für solche Kindereien. Aber Byou schnaubte nur abfällig und stemmte die Hände bockig in die Seiten. »Wieso Yuuki?« Er klang abwertend. »Nun reiß dich mal zusammen, Byou! Es ist doch meine Entscheidung auf wen ich mich einlasse.« Musste er dem Brünetten etwa wirklich erklären, dass er gegen seine Gefühle nichts ausrichten konnte? Dieses Gespräch war ihm jetzt schon eine Spur zu schwul. Männer diskutierten seiner Meinung nach nicht über solche Gefühle. »Oder willst ausgerechnet du mir erklären, wie Liebe funktioniert?« Wieder schnaubte Byou nur und sah ihm kurz in die Augen. Dieser Ausdruck war wirklich außergewöhnlich und Kazuki war sich sicher ihn noch nie gesehen zu haben. Vielleicht sollte Kazuki seinen Freund nicht so nahe treten, denn Byou hatte in Sachen Liebe auch schon viel Pech gehabt. »Was verstehst du schon von Gefühlen?«, fragte er verbittert und blickte ihm mit eisigem Blick in die Augen, dann ließ er ihn stehen und ging in eine andere Richtung. Kazuki sah ihm nur irritiert nach und rief nach ihm, aber Byou drehte sich nicht noch einmal um. Schnell stapfte er davon und die Treppe hinauf, damit er Kazuki nicht mehr ansehen musste. Was hatte er denn jetzt wieder falsch gemacht? Und seit wann war der Brünette so empfindlich? Normalerweise war er der König der Späßchen, wenn es um so etwas wie Gefühle ging und keiner traute ihm wirkliche Ernsthaftigkeit auf diesem Gebiet zu - scheinbar ein Fehler. Dieser Tag war einfach nur merkwürdig - erst verschwand einer der Urlauber spurlos, dann fuhr sein bester Freunde so aus der Haut und sie stritten wegen nichts, denn Kazuki und Yuuki waren nach wie vor kein Paar. Nun stand Kazuki etwas verlassen in dem leeren Gang und ließ die sonst so stolzen Schultern hängen. Ihre Aussprache war wenig ertragreich gewesen und ihm war klar, dass sie um ein weiteres Gespräch nicht herumkommen würden. Während Kazuki seinen Gang weiter absuchte und wirklich keinen Zentimeter unbeachtet ließ, stellte er fest, dass die Zimmer sich stets nach außen richteten und niemals zur Innenseite. Auf der anderen Seite des Hauses hatte man das genauso gehalten und scheinbar viel Wert auf Symmetrie gelegt, denn auch auf diesem Gang befand sich eine lange Treppe, die in das Obergeschoss führte. Und so war auch dieser Gang so spärlich beleuchtet und wirkte ein bisschen unheimlich, aber gerade realisierte Kazuki das gar nicht. Er überlegte viel mehr, wie er Byou milder stimmen konnte, um endlich herauszufinden, was so an ihm nagte. Schließlich führte sein Weg ihn zu der Terrasse, die sich am Ende des Ostflügels befand. Auch hier hatte man diese hübschen Schiebetüren angebracht, die er nun zur Seite schob und nach draußen trat. Das Wetter war angenehm und die Sonne stand hoch am Himmel. Eine Jacke brauchte er definitiv nicht, denn es war beinahe windstill und er streckte sich erst einmal ausgiebig. Nun ging er über die breite hölzerne Terrasse, die den Blick auf das große Gelände hinter dem Anwesen zeigte und durch zwei Stufen abgeschlossen wurde, die nicht sonderlich breit waren. Sonst wurde die Terrasse von einem zarten Geländer geziert und mit vielen Pflanzen geschmückt. Von hier aus konnte man den direkten Weg zum Ostflügel nehmen, bei dem sich ein identischer Eingang befand. Die Form des Hauses war wie ein riesiges U geschnitten, in dessen Mitte sich die Quelle befand, in der sie am Abend zuvor baden gewesen waren. Durch die großen Felsen konnte man aber auch von der Terrasse, die das U oben bündig abschnitt, von hier aus nur vermuten, dass dort eine Quelle war - es erklärte auch, dass die Gänge keine Fenster besaßen. Die Form wurde nur von dem Esszimmer, welches auf der gleichen Höhe wie das Foyer war, allerdings gestört - ebenso von den Privaträume auf der anderen Seite. Mit einem leisen Seufzer ließ er sich nun auf die oberste Stufe fallen. Kazuki sog die frische Luft ein, wobei die Grübeleien erst einmal von ihm abfielen. Natürlich fragte er sich immer noch, wo Ruki geblieben war und ob das nicht nur ein dummer Scherz war. Am Ende würde er irgendjemandem in die Arme laufen und sie herzlich auslachen, dass sie sich so gesorgt hatten. In diesem Haus mit seinen vielen Zimmern erschien ihm das durchaus als realistisch. Nur dieser kleine Fakt, dass sie zu acht ausgeschwärmt waren und ihn scheinbar trotzdem nicht aufspüren konnten, sprach noch dagegen. Nun streckte er die Beine von sich und schlüpfte aus den Haussandalen, um die Füße in das frische Gras zu halten und zückte ein Päckchen Zigaretten. Schnell hatte er sich einen der weißen Glimmstängel zwischen die Lippen geklemmt und suchte in der Hosentasche nach seinem Feuerzeug, aber ehe er es finden konnte wurde ihm eine kleine Flamme vor die Nase gehalten. Etwas irritiert blickte Kazuki auf die kleine, gelbliche Flamme, die ihm da angeboten wurde, hielt aber dann ohne weiter nachzudenken das Ende der Zigarette hinein. Schnell hatte Yuuki das Feuerzeug wieder weggesteckt und setzte sich neben ihn. »Keine Spur von dem Zwerg?«, fragte er und sah Kazuki nicht an. Sein Blick verlor sich eher etwas, als er ihn über das Gelände schweifen ließ und scheinbar jedes noch so winzige Detail genau ausmachen konnte. Kazuki musterte seine Züge und die dunklen Augen, die ihn wohl gar nicht weiter wahr nahmen und viel mehr mit ihrer Umwelt beschäftigt waren. Aber Kazuki schüttelte nur den Kopf für seine Frage und zog an der Zigarette, um den weißlichen Rauch dann langsam wieder auszuatmen. »Keine Ahnung wo er sich versteckt«, meinte Kazuki knapp und zog eines der langen Beine näher zu sich heran. »Sag bloß du hast auch nach ihm gesucht?« Diese Vermutung erschien ihm widersprüchlich. Yuuki war nicht gerade jemand, der sich sonderlich für andere interessierte. Genau genommen konnte Kazuki sich nichts vorstellen, was den Blonden länger beschäftigen konnte. Durchaus deprimierend, wenn man es von seinem Standpunkt aus betrachtete. Wieder sah er Yuuki an und diesmal wirkten seine Züge etwas gespannter, aber er sagte nichts dazu. »Woher kennst du die beiden eigentlich?«, fragte Kazuki deswegen nach einer langen Pause, schließlich war ihm aufgefallen, dass er und Uruha sich durchaus bekannt waren. »Ruki und Uruha?« Kazuki summte leise, denn dieses kleine Detail ließ ihn nicht los und in seinem Kopf tummelten sich die wildesten Vorstellungen. Uruha war hübsch - zu hübsch, als das Yuuki es übersehen konnte und eine seltsame Ahnung beschlich ihn, dass zwischen den beiden einmal etwas gewesen war. Schon jetzt hasste Kazuki seine wilde Fantasie, die ihm das jetzt einreden wollte. »Ich hab sie auf einer Party vor ein paar Jahren kennen gelernt und wir haben uns ziemlich schnell verstanden - bei ein paar Drinks natürlich«, begann Yuuki und spielte eigentlich unauffällig an seinem Metallfeuerzeug herum und zog die Kappe immer wieder zurück, nur um sie mit einem leisen Klicken zurückschnippen zu lassen. Der Nikotinmangel machte sich wohl bemerkbar und noch ehe Kazuki diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, bediente auch Yuuki sich an seinen Zigaretten. »Die beiden haben schon damals aneinander geklebt und konnten kaum die Finger voneinander lassen.« Das zerstreute Kazukis Angst augenblicklich und er atmete etwas zu laut erleichtert aus und bekam nur einen undeutbaren Blick von Yuuki. Seine Brauen zogen sich ein wenig zusammen und auf seiner Stirn bildete sich eine teils skeptische, teils nachdenkliche Falte. Das erste Mal sah er ihn an, seitdem sie hier saßen und Kazuki gefror einmal mehr das Blut in den Adern. Wenn er Yuuki begegnete fühlte er sich immer merkwürdig in seiner Haut - beobachtet und doch nicht beachtet. »Es hat sich wohl nichts geändert. Kein Wunder, dass Uruha jetzt so durchdreht.« Der Rothaarige nickte nur stumm. Wie töricht es ihm jetzt vorkam davon ausgegangen zu sein, dass Yuuki etwas mit Uruha gehabt haben sollte, konnte er gar nicht in Worte fassen. Aber welcher Mann musste kommen, um dem Blonden den Kopf zu verdrehen? »Es war übrigens abgemacht, dass wir uns hier sehen«, ergänzte Yuuki sich und sah erneut zu Kazuki. »Dass du dann auch noch hier auftauchst war echt eine Überraschung.« Es klang irgendwie liebevoll, wie er das sagte und warf Kazuki kurz aus der Bahn, aber dann lächelte er und nickte. »Purer Zufall«, sagte Kazuki und nahm den Filter noch einmal in den Mund, um genüsslich daran zu ziehen und das leise Knistern zu hören. Er liebte das Geräusch, wenn der Tabak fast geräuschlos verbrannte - aber eben nur fast. Nikotin wirkte wirklich unglaublich beruhigend auf ihn und brachte ihn wohl auch jetzt dazu die Nerven zusammen zu halten. Vielleicht sollte er es ja doch irgendwann schaffen sich an Yuukis Gegenwart zu gewöhnen und sich nicht wie ein naives Schulmädchen zu benehmen. Immerhin war er ein erwachsener Mann und sollte damit anfangen seine unübersehbaren Reize richtig einzusetzen, damit Yuuki ihm auch bald zu Füßen liegen würde. So schwer konnte es doch gar nicht sein, oder? Also drückte er seine Zigarette an einem Stein aus und legte den Überrest neben sich, um mit frisch gestärktem Selbstbewusstsein den Kopf leicht an Yuukis Schulter zu lehnen. Er sah über das Gelände, welches von den hohen Bäumen eingefasst wurde. Bestimmt konnte man hier auch ab und an verschiedene Tiere sehen und just in diesem Moment nahm Kazuki auch das Vogelgezwitscher wahr. Fröhlich sangen die kleinen Vögel und schwirrten durch die Luft, als wären sie schwerelos. »Ich bin aber froh, dass es solche Zufälle gibt«, meinte er schließlich leise. Yuuki rührte sich gar nicht und sah nur auf den roten Schopf, der ihm plötzlich so nahe gekommen war und so herrlich frisch duftete. Er summte dann und entledigte sich schließlich ebenfalls seiner Zigarette. Gemeinsam saßen sie dort und genossen stumm die gegenseitige Anwesenheit. Worte brauchten sie gerade nicht und Kazuki fühlte zum ersten Mal an diesem Wochenende, dass er genau das Richtige getan hatte. ~*~ Schließlich gingen Yuuki und er wieder in das Foyer, auf dem Atsushi, Taa und Uruha schon auf sie warteten. Das Ergebnis war allerdings das gleiche und Uruha war noch aufgelöster als am Morgen. Man konnte ihm förmlich ansehen, wie die unterschiedlichsten Horrorvorstellungen durch seinen Kopf brausten, was mit Ruki geschehen sein konnte. Die Gruppe hatte wirklich das gesamte Haus mit all seinen Zimmern durchkämmt, aber von dem Vermissten fehlte jede Spur. Niemand kam auch nur auf eine annähernd plausible Erklärung, was das zu bedeuten haben konnte. Uruha begrub das Gesicht gerade wieder im den Händen, als Taa zu ihm ging und ihn mitleidig ansah. »Es tut mir sehr leid, was passiert ist, aber ich bin mir sicher, dass er bald wieder bei dir sein wird«, versuchte er ihn aufzubauen und strich beruhigend über seinen Arm. Uruha schien nicht mal mehr die Kraft zu haben wild zu zetern und nickte nur. Sein Blick fiel auf den Boden und selbst Kazuki konnte erkennen, wie sehr er sich sorgte. »Mach dir keine Sorgen, es geht ihm bestimmt gut.« Taa bemühte sich sehr ihn ein wenig aufzubauen, aber es missglückte scheinbar vollkommen. Die fast kindlichen Augen von ihm sahen Uruha mitfühlend an und er versuchte es noch eine Weile weiter - ohne Erfolg und es tat Kazuki fast leid mit ansehen zu müssen, wie er sich umsonst bemühte. Uruha wirkte wie in Trance und er war nicht sicher, ob ihn die Worte überhaupt erreichten. Schließlich kamen auch Byou und Manabu zu ihnen - aber die Nachrichten waren die gleichen. Nur Byou legte schnell einen misstrauischen Blick auf und musterte die Gesichter der Anwesenden. Genau einer fehlte und seine eigene Gruppe hatte sich gerade auf nur noch drei Personen reduziert. »Wo ist Jin?«, fragte er deshalb und blickte zu Kazuki, der sich sogleich nach ihm umsah, aber natürlich konnte er ihn auch nicht finden. Er war nicht im Foyer und sofort schoss eine eisige Kälte über seinen gesamten Körper. Sofort ereilte ihn die Vermutung, dass auch er, wie Ruki zuvor, verschwunden war. »Ich dachte er ist bei euch«, sagte er schnell und merkte, wie seine Stimme einen merkwürdig schrillen Ton annahm. Manabu schüttelte den Kopf und erklärte, dass sie sich schon zu Beginn der Suche getrennt hatten. Panik schlug in den drei Freunden hoch und ihnen war klar, dass Jin genauso abhanden gekommen sein musste wie Ruki. Und das Spiel begann von neuem, aber auch diese Suche sollte keinen Erfolg mit sich bringen. Das Haus hatte nun schon zwei seiner Besucher scheinbar mit Haut und Haaren verschlungen, ohne auch nur eine winzige Spur zu hinterlassen. Irgendjemand - oder irgendetwas - schien ein gewaltiges Problem mit ihrer Anwesenheit zu haben. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)