ki ni take o tsuida yôna von _-Nick-_ (two lives but one love?) ================================================================================ Kapitel 13: Akt 10; In Zwiesprache mit den Engeln ------------------------------------------------- 2004-10-05, 5. Tag, gegen Mittag, vor dem Hotel in Yokohama, Ruki Ruki war überraschend guter Laune, hatte er es eben perfekt geschafft sich mal wieder etwas selbst vor zumachen, das war noch immer die wirksamste Methode - Verleugne den Schmerz dir gegenüber, dann sieht ihn auch kein anderer. Trotzdem war er froh, dass er Kyo nirgendwo sah. Er hatte sich mit seinem MP3 Player etwas Abseits gestellt, dessen Lautstärke aber soweit runter reguliert, dass er relativ viel in seinem Umfeld mitbekam und so nichts verpassen würde. Wäre auch zu dumm, wenn er eine Ansprache ihrer Leader verpassen würde, die Beiden würden ihn köpfen. Allen voran Kaoru – vermutlich –… er schien jedenfalls noch strenger als Kai zu sein. Aber Kai war ja auch nicht Leader wegen seiner Strenge geworden, sondern wegen seiner Arbeitswut. Er konnte einfach nicht stillsitzen bis ihm alles passte und jedes Detail organisiert war. Schmunzelnd dachte er an diverse Konzerte zurück, bei denen Kai auf einem besonders großen Bienennest gesessen hatte. Da er so in seinen Gedanken versunken war, bekam er nicht mit wie Shinya auf ihn zu trat. So wirbelte er zu ihm herum, als er dessen Hand auf seiner Schulter spürte. Tief atmete er durch. "Puh..." Er nahm die Stöpsel aus den Ohren und lächelte etwas verunglückt. „Gomen, ich wollte dich wirklich nicht erschrecken, aber kann ich kurz mit dir reden?“, ließ der Drummer verlauten, dessen Blick kurz zu Kaoru glitt. Ein ehrliches Lächeln erschien auf Rukis Zügen. "Ist schon in Ordnung, ich war in Gedanken, da kann das passieren.", lächelte er. Ja keinen Streit anfangen. Und Shinya hatte ihm ja auch nichts getan, auch wenn er jetzt gern Ruhe hätte. Aber na ja... nur fragte er sich, was der Drummer von ihm wollen könnte. "Was gibt es?", erkundigte er sich bei dem Älteren, der auch nicht lange auf eine Antwort warten ließ. "Ich weiß, es geht mich nicht unbedingt etwas an, aber ist Gestern irgendetwas geschehen. Kyo geht es überhaupt nicht gut und ich mache mir verdammt große Sorgen um ihn. Na ja und du warst Gestern scheinbar der letzte mit dem er unterwegs war.", gab er vorsichtig von sich, denn er wollte Ruki keinesfalls irgendwie angreifen oder verletzen.. "Tut mir Leid. Du musst mir nicht antworten, wenn du nicht willst… möchtest.", fügte Shinya noch schnell hinzu. Sich stark zusammenreißend, damit seine Gesichtszüge nichts entglitten, sah Ruki ihn an. Verdammt. Er seufzte und sah in den Himmel, steckte die Hände in die Hosentaschen und dachte nach. "Ich...denke nicht dass es ihm recht wäre, wenn ich darüber reden würde.", meinte er leise. "Zumal er es vergessen hat. Zumindest hatte ich sehr den Eindruck." Er sah Shinya an, doch seine Augen hatten nicht mehr diesen Funken Hoffnung, den sie getragen hatten, als er den Bus verlassen hatte. "Es tut mir wirklich leid. Ich kann dir nur so viel sagen, dass er eindeutig zu viel getrunken hat für seine Verhältnisse, dass er sich um mich gekümmert hat und mehr als eine Handlung begangen hat, die er, würde er sich erinnern, bereuen würde." Seufzend schüttelte er den Kopf. Das war auch schon zu viel, aber Kyo sollte wenigstens eine Person haben, die sich um ihn kümmern konnte. Ihn ließ er ja nicht an sich ran. Und das tat weh. Doch er konnte nichts tun. Dabei hatte er in der Nacht doch solche Hoffnung gehabt ihn erreicht zu haben, ein wenig den Schmerz von seiner Seele genommen oder zumindest für einige Zeit erstickt zu haben. Er senkte den Blick. "Entschuldige." Verständlich hatte Shinya genickt, bevor er sich leicht auf seine Unterlippe biss. Langsam griff er nach der Schulter des Sängers, drückte sie leicht, beugte sich dann aber runter zu seinem Ohr. "Eines kannst du mir glauben Ruki-kun. Wenn er getrunken hat und das reichlich, ist er eine treue Seele. Er kann nicht mehr anders, als sich seinen Gefühlen hinzugeben. Ich befürchte, - " Er brach ab, wandte sich entschuldigend kurz von Ruki ab, bevor sein Blick auch schon auf Kyo fiel, der vor Kaoru stand und scheinbar die Schlüssel verlangte. Sich nervös über die Lippen leckend, drehte er sich zu Ruki um. Rukis Herz setzte kurz aus - Verdammt! Er sollte so etwas nicht sagen. Er sollte Ruki nicht solche, wenn auch nicht beabsichtigen, Hoffnungen machen. Damit verletzte er ihn nur. Er verkniff es sich seine Unterlippe zu malträtieren und nickte. "Wie du meinst.", kam es steif von ihm. Er wollte darauf nicht eingehen, nicht weiter darüber nachdenken. Seine Hand in seiner Hosentasche schloss sich um den Ring und er erzitterte leicht. Hier hatte er wichtigeres zu tun. Er konnte es ihr nicht antun hier an Kyo zu denken, sich so an Kyo zu ketten. Auch wenn er es eigentlich versprochen hatte. "Er scheint sich erinnert zu haben, was geschehen ist.", gab Shinya nur leise von sich, bevor er ihm erneut einen entschuldigenden Blick zuwarf und auf Kaoru zulief. Ruki seufzte, während er dem Drummer kurz nachsah – Er wollte auch weg, aber er blieb stehen. Er spürte, dass Uruha immer wieder zu ihm schielte. Noch konnte er nicht weg. Erst einmal musste sein Leadgitarrist die Augen von ihm lassen. Nachdenklich starrte er in den Himmel, bis er auf einmal etwas sah, dass sich bewegte. Verwirrt glitt sein Blick weiter runter und seine Augen weiteten sich, als sie einen kleinen Blondschopf sahen, der sich auf dem Balkon verkrümelte. Fest biss sich Ruki auf die Unterlippe und unterdrückte die Tränen. Warum hatte er jetzt nur diesen verdammten Drang nach oben zu rennen, und Kyo in den Arm zu nehmen? Warum machte ihn dieses Bild so fertig? Er verstand sich selbst nicht, auch wenn er eigentlich die Antwort kannte. Schnell wandte er den Blick ab, sah noch, wie Shinya raus kam und Kyo wieder rein holte. Besser so. Ehe noch irgendwelche Paparazzi sie entdeckten. Das wollte Kyo sicher nicht. Hart schluckte er. Hatte er nicht beschlossen loszulassen? Wo war seine Stärke vom Morgen hin? Einfach verpufft. Traurig schüttelte er den Kopf und atmete tief durch. Er hatte Anderes zu erledigen. Endlich...endlich sah Uruha weg, endlich drehte er ihm den Rücken zu und Ruki nahm die Beine in die Hand. Na ja...eher schlenderte er davon. Alles andere wäre zu auffällig. Etwas weiter vom Hotel rief er sich ein Taxi und nannte eine Adresse. Er würde durchdrehen im Hotel. Egal ob es 'Befehlsverweigerung' war oder nicht. Er musste jetzt dort hin. Gut eine Viertelstunde später stieg er aus und betrat den Park. Es sah zumindest aus wie einer, aber jeder der sich auskannte wusste, dass es ein christlicher Friedhof war. Eine Seltenheit in Japan. Ruki lief durch die Gräber und sah sich traurig um. Es war beklemmend hier unter den Toten. Auf einem kleinen Hügel fand er endlich das gesuchte. Einen schwarzen, reich verzierten, großen Stein. Als er ihn sah stiegen ihm die Tränen in die Augen und er sackte einfach auf die Knie, umfing seinen Körper mit den eignen Armen. Es tat weh es zu sehen. Und doch musste er. Er musste einfach hierher zu Mizuki‘s Grab. Er wollte bei ihr sein verdammt. Er wollte diese Schmerzen nicht mehr. Und doch wusste er, dass er das Versprechen nicht brechen konnte, dass er weiterleben würde - Für sie - Leise schluchzte er. "Verzeih, aber ich kann es nicht...ich kann ihn...nicht Glücklich machen....", wisperte er, ehe Ruki eine vertraute und mehr als erwünschte Schwärze umschloss, fest die Hochzeitsringe umklammernd, sackte er weg und fiel in eine tiefe Ohnmacht. Schwärze umhüllte ihn. Tiefe und dunkle Schwärze. Sie war so angenehm. War das jetzt endlich der Tod? Aber nein...nein, der Tod wäre sicher nicht so. Also lebte er noch. Aber warum war es dann schwarz? Langsam kroch Kälte in Ruki hoch. Er zitterte leicht. Wieso war ihm kalt? Und wieso war es hier so hart? Immer mehr seiner Sinne kehrten zurück. Auf einmal war da etwas warmes, etwas weiches, doch was war es? Ruki konnte es nicht zuordnen. Ein vertrauter Geruch stieg ihm in die Nase., doch auch den erkannte er nicht. Erst die Stimme brachte ihn näher an sein Bewusstsein. Er kannte die Stimme, er kannte ihren Klang, doch noch nie hatte er sie so gehört. Sie klang so verzweifelt...er klang so verzweifelt. Warum? Was war passiert, dass er so aufgelöst klang? Wehe jemand hatte ihm etwas getan, dann würde Ruki...ja was? Momentan konnte er nichts. Sein ganzer Körper fühlte sich total steif an, in seiner Handfläche brannten eiskalt die Ringe. Er konzentrierte sich auf die Hand. Langsam öffnete er sie und spürte wie die Ringe von ihr fielen. Es war wie ein Befreiungsschlag. Wie der letzte Schritt für Ruki. Träge öffnete er die Lider, sie fühlten sich an wie Blei, aber er musste… Er musste wissen was passiert war. Zuerst war seine Sicht verschwommen. Es war komisch aus dieser stillen Schwärze zu entkommen. Doch langsam wurde sein Blick klarer. Nun erkannte er auch endlich Kyo‘s Gesicht. Er schien so verzweifelt, doch warum? Ruki kam nicht darauf. Wie sollte er auch? Nie würde er auf den Gedanken kommen, dass er der Grund sei. "Kyo?", krächzte er leise. Auch das Reden fiel ihm schwer. Nur langsam wurde er wieder Herr über seinen Körper. Kyo Ein leises klirren riss ihn aus seiner Trance immer wieder Ruki‘s Namen auszusprechen. Verwundert blickte er auf den Boden, wo er die beiden Ringe erblickte. Augenblicklich verkrampfte er sich, krallte sich leicht in den Sänger. Wieso schmerzte es so das zu sehen? Wieso zehrte es so an ihm? Er verstand das nicht. Seine Gedanken schienen wirr, so wirr, dass er gar nicht mitbekam, dass Ruki aufwachte und ihn sehen konnte... - ihn sehen konnte… sehen konnte wie zerbrechlich und hilflos er war. Erst sein Name riss ihn wieder in sein Bewusstsein und ließ ihn leicht zusammenzucken. "Ruki.", hauchte er, strich dem Sänger sanft über seine Wange, bevor er ihn sanft an sich drückte. Doch kaum hatte er das getan, hatte er ihn wieder von sich gedrückt, ließ ihn langsam auf den Boden sinken und erhob sich dann. "Tu..tut mir Leid, Ruki..", brachte Kyo leise hervor, bevor er sich abwenden wollte. Wusste er doch selber nicht, wie er reagieren oder was er machen sollte. Wie sollte er sich denn verhalten. Er wusste es einfach nicht. Alles was er konnte war, kalt sein, weil er keine Gefühle zulassen wollte/konnte. Aber jetzt? Er hatte den Drang dazu Ruki wieder in seine Arme zu schließen, ihn einfach nicht mehr loszulassen, sich ihm einfach hinzugeben. Aber er konnte nicht. "I..ich habe mir Sorgen gemacht.." Glitt es recht emotionslos über seine Lippen, konnte er seine Gefühle doch einfach nicht preisgeben. Er konnte es einfach nicht - noch nicht. So sehr er es auch wollte, er konnte es einfach nicht. Langsam drehte er sich wieder zu dem Sänger, konnte er ihn hier doch nicht einfach alleine lassen und ließ sich vor ihm sinken. Langsam zog er seine Sonnenbrille von seiner Nase und sah ihm direkt in seine Augen. "Ich weiß warum du hier bist... ich weiß es.., aber... bitte vergiss sie endlich... ich will dich nicht teilen..", hauchte er leise, wenn man es noch hauchen nennen konnte. Die Worte waren so leise gesprochen, dass man ihn kaum verstand. Aber was sollte er denn machen, er konnte es nicht einfach heraus posaunen, wie diese Teenager. Er war eben anders. Ruki‘s Blick fiel auf die Ringe, was Kyo hart schlucken ließ. Wieso tat er das? Wieso blickte er auf sie? Bedeutete sie ihm etwa noch so viel? Konnte er sie nicht einfach vergessen? Ja, er war egoistisch, aber er hatte einfach Angst davor, verletzt zu werden - betrogen zu werden. Ein kurzes, leises Lachen drang aus Ruki‘s Kehle, war aber schneller wieder erstickt, als dass man es wirklich bemerkte. Sanft, ganz vorsichtig, schlang er die Arme um Kyo und drückte ihn an sich. Woraufhin sich dieser leicht verkrampfte. Wieso? Er wollte das nicht.. Diese Nähe, sie schien so unerträglich. Wieso tat er das? "Das musst du nicht. Ich war hier, um endgültig Abschied zu nehmen.", meinte er leise. "Ich weiß, dass ich so nicht weiterleben kann wie bisher. Sie hätte es nicht gewollt und ich will es auch nicht mehr." Konnte das wahr sein?? Konnte das wirklich wahr sein? Tat Ruki das wirklich? - Für ihn? Nein, das konnte er nicht glauben und Ruki bewies ihm das auch. Natürlich... er konnte so nicht weiterleben - wer konnte das schon? Er konnte es genauso wenig. Schon allein der Gedanke an Shun ließ ihn schmerzlich aufschreien. Auch wenn dieser nicht tot war, was er sich manchmal wirklich wünschte. Dennoch war das Gefühl so stark, dass er nicht mehr richtig leben konnte. Man konnte das Resultat ja sehen. Ein Gefühlskalter Mensch, der zerbrechlicher war als Glas. "Wie gern würde ich dir helfen...", hauchte er leise. Eher zu sich selbst, als zu Kyo. Bitter lachte Kyo auf. Er wollte ihm helfen. Wie oft hatte er das schon gehört?? Zu oft... Konnte er es nicht einfach tun? Wieso redeten sie immer nur? Wieso konnten sie es nicht einfach tun? Egal wie er reagierte... er brauchte doch irgendjemanden, der ihm Halt geben konnte, oder nicht? Sanft legte er seine Hände an Rukis Schultern und drückte ihn leicht von sich. "Tu es doch einfach...", brachte er hervor, versuchte das zittern zu unterdrücken, welches seinen Körper eingenommen hatte. … Er schaffte es nicht. "Tu es doch...Wieso tust du es nicht einfach Ruki? Wieso stehst du da so untätig herum?? Kannst du es nicht einfach tun?", brach es aus ihm heraus, konnte er es doch einfach nicht mehr für sich behalten. Es schien, als würde alles brechen. Er fühlte sich so miserabel. Wieso tat er das überhaupt? Warum tat er sich das an? Klar er wusste ganz genau warum. Er konnte Shinya einfach nicht mehr ertragen - er konnte ihn nicht mehr ertragen. Es erinnerte einfach zu sehr an ihn. Er hielt das einfach nicht mehr aus. Das war einfach zu viel.. Hatte er nicht eigentlich vorgehabt Ruki da rauszuholen und nicht selber zu fallen? // Fuck!// dachte er sich bitter, sah Ruki wieder in die Augen, doch dann schloss er sie einfach, ließ sich gegen ihn sinken - schwieg. Kurz zögerte Ruki, wirklich minimal, ehe er die Arme um ihn schlang und ihn wieder fest an sich drückte. "Verzeih mir.", hauchte er leise. "Ich will... einfach nur nichts falsch machen Kyo. Ich möchte dir nicht wehtun. Das ist das allerletzte, was mir im Sinn liegt." Er schloss die Augen. Kyo schmiegte sich an den Körper des Anderen, wollte diesen gerade nicht missen, nicht jetzt, wo er es endlich geschafft hatte sich bei ihm fallen zulassen, zwar nur minimal, aber er hatte einen Anfang gemacht. Wieso dachten immer alle etwas falsch zu machen?? Das was am schlimmsten war, war Schweigen. Das wusste der Sänger zur Genüge, immerhin hatte er lange genug geschwiegen. Er hatte es immer getan. Auch wenn er geschrien hatte, in seinen Texten veröffentlicht hatte, was ihn belastete. Dennoch er hatte geschwiegen, wenn er Hilfe brauchte – Immer. Kyo antwortete gar nicht, sah er einfach keinen Sinn darin. Ruki musste selber wissen was er für richtig hielt und was nicht und er würde reagieren. Er würde ihm keine Anleitung von sich geben. Er würde es ihm auch nie erzählen. Niemals. Das würde nur alles wieder aufwühlen und das konnte er nicht riskieren. Vor allem aber wollte er Ruki damit nicht verletzen. Immerhin wusste er nicht, wie dieser darauf reagieren würde. "Lass uns erst einmal weg von hier.", hauchte er leise. "Das ist kein Ort für...einen Neuanfang." Er biss sich auf die Unterlippe. Leicht nickte er und erhob sich langsam, bevor er Ruki seine Hand hinhielt und ihn zu sich hoch zog. Ruki bedankte sich leise. "Dann lass uns zurück gehen.", meinte Kyo leise, drehte sich dennoch nochmal zu dem Grab und hob die Ringe auf. Kurz musterte er sie, bevor er an den Grabstein trat und sie vor den Grabstein legte. //Ruhe in Frieden Mizuki, aber Ruki gehört jetzt mir. Jeder Gedanke an dich soll ihm verwehrt bleiben..// Mit einem kleinen traurigem Lächeln verbeugte er sich, wollte wieder zu Ruki treten, doch dieser war auf ihn zu gekommen, kniete sich nieder und buddelte ein Loch, wo er die Ringe hinein legte und die Erde auf diese schob, ehe er sie festklopfte und sich erhob. Etwas erstaunt hatte er das Geschehen beobachtet, ehe er sich ebenso von dem Grab wegdrehte. "Den Toten sollte man die letzte Ehre erweisen.", hauchte er, strich ihm nur sanft über die Wange, da sich eine Träne von vorhin aus seinem Auge gelöst hatte und sie über seine Wange gelaufen war. "Das sollte man.", bestätigte Ruki lächelnd. Seufzend setzte der Ältere seine Sonnenbrille auf und schritt mit Ruki den Friedhof entlang, bis sie wieder an der Straße ankamen und er ein Taxi rief. "Meinst du ich habe eine Chance von Kaoru ohne zu essen an den Schlüssel zu kommen?" Fragend sah Ruki ihn an. Leicht schüttelte er seinen Kopf. "Ich glaube eher weniger. Der ist bestimmt ziemlich geladen, aber...", meinte Kyo, brach dann aber ab und zog aus seiner Hosentasche seinen Zimmerschlüssel. "Ich denke das sollte reichen oder?", meinte er, sah ihn dabei an, doch ein Lächeln brachte er nicht zustande. Er war immer noch zu sehr in seine Gedanken vertieft. Ruki hatte nur leicht genickt. "Entschuldige die Frage, aber woher wusstest du wo ich bin?" Fragend sah er Kyo an, drehte sich seitlich und lehnte sich so an das Fenster, betrachtete Kyo und seufzte leise. "Uruha hat mich darum gebeten. Er schien ziemlich verzweifelt und aufgebracht.", gab Kyo leise von sich, ließ den Blick dabei sinken und starrte auf seine Hände. "Er meinte, ich wäre der einzige, der dich von ihr wegholen könnte. Warum? Warum bin ich der einzige, der dich von deiner schlimmsten Erinnerung entreißen kann?", fragte der Blonde leise, sich über die Lippen leckend und Ruki langsam wieder ansehend. Er verstand das nicht. Schön und gut Ruki liebte ihn, aber vertraute Ruki ihm etwa schon so sehr, dass er ihm ohne Probleme sein Leben anvertrauen würde. Ihm sogar sein Herz in die Hände legen würde. Er spürte die Finger Rukis, die ihm seine Strähnen aus dem Gesicht fischten, beachtete sie aber nicht wirklich, sondern zog erneut die Sonnenbrille ab. „Ich verstehe... Das ist eine gute Frage...Und die einzige Antwort, die ich dir geben kann, ist dass ich dich liebe. Ich kann es nicht ändern. Es ist einfach so. Sie hat eine Lücke hinterlassen. Und kein Freund der Welt kann diese schließen..." Er sprach nicht weiter, ließ es einfach offen, konnte Kyo es sich doch denken was er meinte. "Würdest du mir wirklich ohne zu zögern dein Herz in meine Hände legen?", fragte er leise, sah dem Jüngeren dabei genau in die Augen, wollte sehen, was er gerade fühlte, wollte sehen wie er reagierte. "Ja.", meinte Ruki, nachdem er seinen Kopf zu ihm gedreht hatte. Sein Blick war ernst. Kyo schwieg, sah Ruki einfach nur an, bis das Taxi hielt. Der Augenkontakt jedoch brach immer noch nicht. Doch irgendwann löste sich Kyo aus der Starre und stieg aus dem Wagen, bezahlte und fuhr sich durch sein Haar, bevor er die Brille wieder aufsetzte und kurz in den Himmel sah. Ruki hatte diese Worte ohne Bedenken ausgesprochen. Er war felsenfest davon überzeugt, dass nur noch Kyo sein Leben erfüllen konnte und das machte Kyo gerade krank. War das nicht der gleiche Fehler, den er auch begangen hatte, bevor er dann so wahnsinnig hintergangen und verarscht worden war? Hart biss er sich auf die Lippe, ließ seinen Blick sinken und starrte auf seine zitternden Hände, die sich langsam zu Fäusten ballten. "Du hast keine Angst davor, dass ich es einfach zerreißen könnte und in die nächstbeste Ecke schmeißen könnte?", fragte Kyo leise, zögernd, versuchend seine Stimme zu halten, was ihm nur schwer gelang. Er war am Zittern und konnte seinen Körper kaum noch ruhig halten. Augenblicklich krallte er seine Fingernägel in seinen Unterarm und versuchte sich so etwas zu beruhigen. Er wollte jetzt nicht an ihn denken, er wollte doch einfach nur - ja was wollte er eigentlich genau. "Wie sollst du zu mir Vertrauen aufbauen können, wenn ich keines zu dir habe?", Ein Lächeln hatte sich auf Ruki‘s Lippen gelegt. "Ich weiß, dass es dir schwer fällt und deswegen werde ich es auch nie von dir verlangen, aber ich habe es einfach. Ich...weiß, dass dir etwas passiert ist, was dich sehr verletzt hat und ich kann mir nicht vorstellen, dass du zulassen würdest, dass einem Menschen dasselbe passiert wie dir und das auch noch durch dich." Er zuckte mit den Schultern. "Außerdem ist das auch eine Seite von Liebe." Leise seufzend griff er in seine Hosentasche und zog den Schlüssel hervor, reichte diesen Ruki, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Ruki nickte leicht, ehe er den Schlüssel an sich nahm. "Du kannst dir ein paar Klamotten von mir ausleihen, wenn du magst. Ich bleib hier unten. Ich brauch Nikotin.", gab er nur leise von sich, bevor er auch schon seine Kippen raus fischte und sich eine ansteckte. Das war definitiv zu viel für seine Nerven. "Danke." Kurz musterte er Kyo, ehe er wieder leicht nickte, diesmal für sich selbst. Langsam drehte er sich um, stockte, drehte sich wieder zu Kyo und zog ihn noch einmal sanft in seine Arme. "Mach dir keinen Kopf darum, es ist mein Herz und ich entscheide, wem ich es schenke." Damit ließ er ihn los und ging rein. Ruki hatte schon recht, doch wirklich nachvollziehen konnte er diese Gedanken nicht. Wie auch. Ruki kannte ihn kaum. Er wusste nur, dass er Musiker war, dass er seinen Schmerz herausschrie. Ja das tat er oft, manchmal sogar Tage lang, wenn er nicht auf der Bühne stehen konnte. Seufzend fuhr er sich erneut durch sein Haar, zog an der Zigarette und stieß den Rauch aus. Was geschah hier gerade nur? Ging es gerade doch einfach viel zu schnell. Kyo spürte ganz genau, wie er sich langsam wieder verschloss, nur einen kleinen Spalt offen ließ, um Ruki eine Chance zu geben. Eine klitzekleine Chance, die ihn vielleicht aus seinem Selbsthass befreien konnte. Kurz glitt sein Blick zu der Tür, in der Ruki verschwunden war, doch schnell sah er wieder zum Himmel, rauchte seine Zigarette auf und ging dann ins Hotel. Er folgte Ruki auf sein eigenes Zimmer, öffnete die Tür und sah sich um, doch Ruki schien schon unter der Dusche zu sein. Seufzend griff er nach seinem Laptop, der in seiner Handgepäcktasche war und stellte ihn auf den Schreibtisch, klappte ihn auf und begann zu tippen. Er brauchte das jetzt gerade einfach, um seinen Kopf wieder frei zu bekommen. Weg von dem Gedanken an Shun. Sich dafür bereit machend, was auf ihn zukam. Seine Finger griffen nach dem Bügel seiner Brille und zogen sie von seiner Nase, bevor er auch die Mütze abnahm, sich im Stuhl zurücklehnte und leise aufseufzte. Wenn er es recht bedachte musste er sich mit Ruki so oder so kurzschließen, sie hatten schließlich noch eine Aufgabe zu meistern, die ihnen noch einiges an Arbeit abverlangen würde. So hing er mit seinen Gedanken bei einem Text für Ruki und ihn. Ein Text der nur so von Gegensätzen trotzte. Es musste ein Highlight her. Gefangen in seiner eigenen Welt, bekam er erst mal nichts mehr um sich herum mit, was vielleicht vorerst ganz gut so war, so konnte er sich endlich auf etwas Anderes konzentrieren. ___________________________ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)