Eins plus eins macht drei! von Rabenkralle ================================================================================ Kapitel 31: Grüne Jade, dunkelblauer Komet, scharlachrote Flamme ---------------------------------------------------------------- @ : Na ja, für Temari ist sie jedenfalls die schlimmste notorische Schwiegermutter der Welt! :D @ : Ich bekomme auch gerne Gutscheine, schrecklich unpersönlich sind sie aber trotzdem und zeugen nicht gerade von Kreativität. Ich werde auch oft für jünger gehalten, aber auf fünfzehn hat mich noch niemand geschätzt. Für ein Hörbuch müsste ich aber einen guten Sprecher engagieren. Ich kann selbst nämlich überhaupt nicht laut lesen. :D @ : Vorgeplant habe ich die Geschichte im Grunde eigentlich gar nicht. Dass ich den Titel im dreißigsten Kapitel verwurstet habe, ist mir auch gar nicht aufgefallen, bis du es erwähnt hast. Was für ein Zufall! @ : Freut mich, dass dir die Geschichte gefällt! @ all: Ein herzliches Dankeschön für euer Feedback! =) Viel Spaß beim Lesen! ════════════════════════════════════════════════════ Kapitel 31: Grüne Jade, dunkelblauer Komet, scharlachrote Flamme Ein Strich noch … Fertig! Kritisch betrachtete Temari ihr erstes Werk, ein Stillleben aus Aquarellfarben. Das Motiv war die Sonnenblume, die sie sich extra für dieses Bild – um sich in puncto Hobby auszuprobieren – gekauft hatte. Hastig flogen ihre Augen vom Original zur gemalten Kopie und sie verglich so sämtliche Einzelheiten. Mit jedem Blick verzog sich ihr Gesicht immer mehr zu einer Grimasse zwischen Belustigung und Frustration. Von einem schrägen Lachen untermalt warf sie den Pinsel beiseite und ließ sich auf die Couch fallen, um ihre Schöpfung aus etwas weiterer Entfernung zu betrachten. Die Farbtöne hatte sie gut getroffen, das musste sie sich lassen, aber der Rest … Man konnte zwar erkennen, dass es eine Blume darstellen sollte, doch damit hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf. An sich musste das zwar nicht unbedingt etwas Schlechtes sein, aber … „Fertig?“, fragte Shikamaru interessehalber, als er vom Duschen aus dem Bad kam. Temari antwortete nicht darauf und stellte nüchtern fest: „Im Malen bin ich definitiv talentfrei.“ „Ach, was! Übung macht den Meister!“, redete er ihr gut zu. Sie lachte merkwürdig auf – was er beinahe als gruselig bezeichnet hätte – und sagte: „Bei mir hilft auch jahrelanges Üben nicht.“ Um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen und seine Freundin vom Gegenteil zu überzeugen, ging er zum Sofa herüber, warf einen Blick auf das Kunstwerk … und erstarrte. Er hatte zwar geahnt, dass sie zum Anfang kein Meisterwerk auf die Leinwand zauberte, doch dass es so schlecht werden würde … Sie hatte keinesfalls mit ihrer Einschätzung untertrieben. „So schlimm ist es doch nicht“, erwiderte er nach kurzem Zögern. „Ist Ehrlichkeit nicht ein wichtiger Bestandteil in einer Beziehung?“, fragte Temari spitz. „Schon gut“, gab Shikamaru rasch nach und meinte: „Wahrscheinlich würde das selbst Hiruzen besser als du hinbekommen.“ „So genau wollte ich es auch wieder nicht wissen.“ „Du wolltest doch, dass ich ehrlich bin.“ „Ein bisschen beschönigen darfst du schon.“ „Okay, es sieht nicht so gut aus.“ Seine Freundin sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. „In puncto Feingefühl ist bei dir wirklich alles verloren“, legte sie fest. „Aber darüber reg ich mich nicht mehr auf.“ Na, das hätte er gerne schriftlich gehabt … „Versuchst du es eigentlich noch mal oder suchst du dir jetzt wieder ein anderes Hobby?“, fragte er anschließend. „Meinst du denn, dass es bei meinem Talent Sinn macht, noch weiter zu üben?“ „Nein.“ „Na, da hast du deine Antwort“, schloss sie unmissverständlich. Einen Moment lang musterte er die vielen Farbtuben, die – wie es sich ihm leider aufdrängte – eine ganze Stange Geld gekostet haben mussten. Seine Frage danach musste er dezent verpacken, wenn er nicht riskieren wollte, dass sie deswegen einen Wutanfall bekam. „Und was machst du nun mit den ganzen Farben?“, forschte er in bemüht beiläufigem Tonfall nach. „Die kann Sai natürlich wiederhaben.“ Ein Tick Erleichterung machte sich in seinem Gesicht breit. Kaum auszudenken, wenn sie sich das alles neu im Geschäft gekauft hätte … „Keine Sorge, bis auf die Leinwand hab ich alles nur geliehen“, fuhr sie fort, da ihr seine Mimik nicht verborgen geblieben war. „Und die hat im Doppelpack mit der anderen gerade mal fünfzig Ryo gekostet.“ Shikamaru fühlte sich ertappt. War er denn so leicht zu durchschauen? Nun ja, immerhin hatte er es mit Temari zu tun, die ihn in manchen Punkten besser kannte als jeder andere … So gesehen war es also ziemlich dumm, seine Bedenken vor ihr verbergen zu wollen. Früher oder später bekam sie es ja doch heraus. „Danach hab ich gar nicht gefragt“, erwiderte er schließlich. „Aber dran gedacht“, gab sie zurück und seufzte. „Wirklich, du machst dir wegen dem Geld einfach viel zu viele Gedanken. Das ist weder gerechtfertigt noch nötig.“ Ihr Freund schwieg. Ehrlichkeit hin oder her: Bei diesem Thema machte es keinen Sinn mit ihr zu reden. Entweder verstand sie seine Sorgen nicht oder tat sie als nebensächlichen Kleinkram ab. Was für eine beneidenswerte Unbekümmertheit … „Würde es ein Hobby geben, das nichts kostet, würde ich es gleich als erstes ausprobieren, aber das gibt’s eben nicht“, setzte sie nach. „Wie wäre es mit lesen?“, schlug er vor. „Bücher kannst du dir massenhaft in der Bibliothek ausleihen.“ „Und die Leihgebühr?“ „Die paar Ryo tun schon nicht weh.“ „Warum teilst du mir nicht gleich ein monatliches Taschengeld zu, mit dem ich dann machen kann, was ich möchte?“ „Red doch keinen Unsinn.“ „Warum? Das ist mein voller Ernst!“ „Wenn ich das machen würde, würde es doch bedeuten, dass ich dir den richtigen Umgang mit Geld nicht zutraue, was einfach nicht stimmt“, legte Shikamaru fest. „So eine bescheuerte Regelung brauchen wir nicht.“ „War ja auch nur so ein Vorschlag …“ Nicht, dass sie es selbst darauf anlegte … Sie war schließlich kein verwöhnter Teenager – und noch nie gewesen – der die Kohle ohne Rücksicht auf Verluste mit vollen Händen aus dem Fenster warf. „Steck deine kreativen Ideen lieber in ein Hobby“, meinte ihr Freund, als er seine Chuunin-Weste anzog. „Dann bis heute Abend.“ „Bis dann! Und geh mit den übriggebliebenen Suna-Genin nicht so hart ins Gericht.“ Temari lachte. Wie könnte ich auch?, dachte er mit einem Schmunzeln, hob kurz zum Abschied die Hand und verschwand im Flur. --- Nach einer Zwischenmahlzeit in Form mehrerer kleiner Äpfel schnappte sich Temari die zweite Leinwand und beschloss nach einigem Überlegen doch einfach draufloszumalen. Wenn ihr Stillleben schon nicht lagen, war abstrakte Kunst vielleicht eher was für sie. Irgendwie musste sie schließlich die Zeit totschlagen und da Sai momentan auf Mission war konnte sie ihm seine Farben ohnehin noch nicht wiedergeben. Sie öffnete die Tuben der verschiedensten Farben und tat jeweils einen großzügigen Klecks auf die Palette. Dann schnappte sie sich den Pinsel der am nächsten lag, tauchte ihn in das schöne Orangegelb, das sie schon beim ersten Bild so an ihre Lieblingsblume erinnert hatte, und machte die ersten Striche. Frei nach ihrer Laune bewegte sich ihr Handgelenk, als hätte es ein Eigenleben entwickelt, und sie ließ es spontan die Führung übernehmen, um ihre Gedanken schweifen zu lassen … Mit einer ungewohnten Aufgeregtheit in der Magengegend betrat Temari den Trainingsplatz neben dem noch recht neuem Gebäude der Ninja-Akademie von Sunagakure. Gerade vor einer halben Stunde hatte sie von ihrem jüngerem Bruder erfahren, dass sie erst einmal von den regulären Missionen befreit war, um den erkrankten Sensei einer Gruppe Genin zu vertreten. Das hieß, wenn sie denn auch wollte. Ohne lange zu überlegen hatte sie begeistert zugestimmt. So eine reizvolle Aufgabe hatte sie sich schließlich schon seit Langem gewünscht … Schon von weitem erkannte sie das Trio, das sie die nächsten Monate anführen würde. Sie kannte die Drei noch aus dem Praxisunterricht für den Umgang mit Waffen, den sie im vorigen Jahr an der Akademie vertretungsweise gegeben hatte. Ja, warum hatte Gaara eigentlich den Hang dazu gehabt, sie ständig bloß als Vertretung einzusetzen? Bis auf die Planung der Chuunin-Prüfung in Zusammenarbeit mit Konoha war sie für keine Aufgabe dauerhaft gesetzt und immer nur die Aushilfe zu spielen war wirklich nicht unbedingt nach ihrem Geschmack gewesen. Aber damit war es nun ja zum Glück vorbei. Sie warf einen raschen Blick auf ihren Bauch und lächelte. „Wo bleibt Akishou-sensei denn heute schon wieder?“, schallte die Stimme des einzigen weiblichen Teammitglieds, Hisui Midori, zu ihr herüber. „Ach, wahrscheinlich hat er wieder mal eine Sitzung beim Psychologen und vergessen, uns das zu sagen“, flachste der Junge mit dem weißen Lockenkopf, Suisei Koniro, herum. „Koniro, darüber macht man keine Witze!“, schalt seine Teamkollegin ihn. „Du weißt doch genau, dass unser Sensei es in letzter Zeit nicht gerade einfach hat.“ Der Letzte der Truppe, Honou Shuiro, spielte mit einem Kunai herum und meinte unbeteiligt: „Das ist doch nicht erst seit gestern so. Er war doch schon von Anfang an ein Nervenbündel und wenn man solch offensichtliche Probleme hat, übernimmt man doch keine Genin.“ „Allerdings“, pflichtete Koniro ihm bei. „Wir können von Glück reden, dass wir noch keine ernsthafte Mission hatten. Mit so einem Sensei wären wir doch echt todgeweiht, wenn’s hart auf hart kommt!“ Midori verschränkte die Arme. „Ihr beide seid wirklich extrem bescheuerte Pessimisten!“ „Lieber ein lebender Pessimist als ein toter Optimist“, konterte Shuiro tonlos und rammte seine Waffe eindrucksvoll in den Baumstumpf neben sich, „oder, Temari-sensei?“ Temari hielt einen Moment inne, begutachtete das Mischmasch an Aquarell-Farben auf ihrer Leinwand und lachte bei dem Gedanken. In gewissem Maße hatte Shuiro damals Recht gehabt, doch im Augenblick war sie viel lieber Optimist. Seine beiden Teamkollegen wandten sich um und Midori ging sofort in eine höfliche Verbeugung über. „Hör auf, so zu schleimen! Ist ja ekelig!“ Koniro machte einen Würgelaut in ihre Richtung. Schnell richtete sie sich wieder auf und blaffte zurück: „So was nennt man ›Respekt zollen‹, du Depp! Aber für ’nen unkultivierten Holzkopf wie dich ist das natürlich ein Fremdwort.“ „Schleim, schleim, schleim, schleim, schleim …“, flötete ihr Kollege daraufhin im Singsang und brachte den unbeteiligten Shuiro dazu, sich peinlich berührt wegzudrehen. „Ich kenne euch beide nicht …“, nuschelte er wie im Selbstgespräch vor sich hin. Temari bekam bei dem Szenario einen Lachanfall. „Schön“, meinte sie, „dass ihr euch seit der Akademie nicht verändert habt.“ Sofort hörten die zwei Streithähne auf und Midori widersprach: „Doch, wir sind seitdem viel erwachsener geworden!“ Koniro lachte trocken und neckte sie: „Ja, alle außer dir!“ Seine Teamkollegin biss sich auf die Unterlippe, um sich offensichtlich eine grobe Beleidigung zu verkneifen, und lenkte ab: „Hat sich Akishou-sensei für heute krank gemeldet?“ „Nicht nur heute, sondern für die nächsten Wochen“, erklärte Temari. „Das war ja so was von klar!“, empörte sich Shuiro. „Irgendwann musste es dazu kommen. Warum bekommen wir auch ausgerechnet ein psychisches Wrack als Sensei zugeteilt?“ Sein Freund warf sich seufzend auf den Boden. „Und was nun?“, fragte er. „Ohne Lehrer werden wir doch nie Chuunin!“ Auf Temaris Lippen schlich sich ein amüsiertes Grinsen. Sie kam sich dabei wie ein Kind vor, das sich unendlich freute, da es nach langem endlich das, was es sich am meisten gewünscht hatte, bekam. „Genau deswegen bin ich ja hier“, klärte sie die Situation auf. „Ich werde Akishou-sensei nämlich so lange vertreten, bis er sich wieder fähig fühlt, euch was beizubringen.“ Die allgemeine Stimmung der Gruppe stieg augenblicklich wieder spürbar an. „Endlich wurden meine Gebete erhört!“, jubelte Koniro und verbesserte sich: „Nicht, dass ich beten würde, aber … Endlich! Warum konnte das nicht viel eher passieren?“ Midori stieß ihn mit ihrem Ellenbogen zwischen die Rippen und schimpfte: „Reiß dich doch bitte mal zusammen! Du willst erwachsen sein? Da lachen ja die Hühner …“ Er bemühte sich, sich den Schmerz in seiner Seite nicht anmerken zu lassen und erwiderte provokant: „Und du bist das Größte von ihnen! Fehlt nur noch, dass du Eier legst!“ Erneut bekamen sich die Zwei in die Haare. Shuiro warf seiner neuen Lehrmeisterin einen hilfesuchenden Blick zu. „Beruhigt euch!“, forderte sie die beiden auf. „Oder wollt ihr, dass noch andere hier in der Psychiatrie enden?“ Es klingelte an der Wohnungstür. Temari legte die Farbpalette beiseite. Um diese Zeit konnte es nur eine Person sein … „Hallöchen!“, trällerte Yoshino als Begrüßung und drückte ihr wie bei jedem Besuch einen prallgefüllten Obstkorb in die Hand. „Geht es meiner Enkelin auch gut? Hat sie sich heute schon fleißig bewegt?“ „Sie lässt mir keine ruhige Minute mehr“, pflichtete ihre notorische Schwiegertochter ihr bei. Die Ältere grinste breit übers ganze Gesicht und betrat anschließend unaufgefordert die Wohnung. Eine Eigenschaft, die Temari wohl nie sonderlich gefallen würde … „Du malst?“, stieß sie entzückt aus, als sie das Wohnzimmer erreichte. „Das wusste ich ja gar nicht!“ „Ist auch das erste und letzte Mal.“ „Ach, warum denn? Diese Farbkombination ist doch der reinste Augenschmaus. Erinnert mich ein klein wenig an eine Wüste.“ Temari dachte spontan an Koniros Formulierung. Schleim passte in diesem Fall wie die Faust aufs Auge. Es gab natürlich noch die verschwindend kleine Möglichkeit, dass Yoshino das was sie sah wirklich gefiel – oder sie hatte endlich gelernt, dass sie sich mit ihr besser nicht anlegte. Doch Letzteres war wohl zu schön um wahr zu sein. „Der blaue Komet hier und der grüne Stein wirken vielleicht ein wenig befremdlich“, plapperte die Frau weiter, „aber die schöne rote Flamme unterstreicht die Hitze solcher Gegenden perfekt!“ „Wann bist du unter die Kunstkritiker gegangen?“, flachste Temari. „Ich hab in meiner Jugend viel gemalt und einen kleinen Blick für so was. Wenn du fleißig übst, dann –“ „Ach, Quatsch!“, winkte sie ab. „Das ist doch nicht mehr als ein willkürliches Wirrwarr an Farben. Ein Kindergartenkind bekommt das besser als ich hin.“ Und dass es früher mal Yoshinos Hobby gewesen war, war gleich noch mal ein Grund mehr, sich eine andere Beschäftigungstherapie zu suchen … „Kann es sein, dass du den Hang dazu hast, dich ständig zu unterschätzen?!“ Yoshinos Frage war mehr eine Feststellung. „Nö, sieht doch ’n Blinder, dass ich keinerlei Talent besitze“, erwiderte sie provozierend. „Außer nörgeln und meckern, versteht sich. Aber das können wohl die meisten Frauen ganz gut.“ Der Seitenhieb in Form eines Augenzwinkerns folgte unweigerlich. Eigentlich war Temari ja froh, dass sie sich mit ihr wieder einigermaßen versöhnt hatte, doch hier und da eine Auseinandersetzung mit ihr war recht unterhaltsam. Das nannte man wohl streitsüchtig. Tja, sie war eine echte Dramaqueen, das musste sie sich eingestehen. Aber als schwangere Frau, die kurz vorm letzten Drittel stand und vor Langeweile umkam, gönnte man sich ja sonst nichts. Es war schließlich nicht so, dass sie seit Beginn der Schwangerschaft so drauf war … Hoffentlich hatte sie das bald endlich hinter sich. Momentan war sie wirklich alles andere als umweltverträglich auf ihre Mitmenschen. Yoshino ging diesmal nicht auf die Provokation ein – Zum Glück! – und fragte: „Wo wohnst du denn, wenn das Baby da ist? Diese Wohnung erscheint mir auf Dauer etwas klein für eine Mutter mit Kind.“ Hatte sie in ihrer Rechnung nicht jemanden vergessen oder glaubte sie, dass ihr Sohn weiterhin bei ihr zu Hause leben würde? „Mal gucken!“, gab sie schulterzuckend zurück. „Mal gucken?“ „Wir haben halt noch nichts Passendes gefunden.“ Die Frau schien einen Augenblick zu überlegen und schlug dann vor: „Dann zieh doch einfach zu uns. Wir haben so viel Platz im Haus und für Shikamaru wäre es so auch praktischer, wenn er von der Arbeit kommt.“ Praktischer? Meine Güte, sie glaubte ja tatsächlich, dass er in seinem Elternhaus wohnen blieb! „Ach, wäre es das?“, meinte Temari langsam, wobei sie sich krampfhaft verkneifen musste, laut loszulachen. „Natürlich, so muss er schließlich täglich einen Umweg machen.“ „Ja“, sagte sie, „um dich und Shikaku zu besuchen.“ Yoshinos Augen weiteten sich, als wäre sie soeben zu einer schockierenden Erkenntnis gekommen. „Wie war das?“, fragte sie unsicher. Okay, diesmal versuchte sie, etwas diplomatischer zu bleiben. Des lieben Friedens wegen und da Shikamaru es sonst wieder als Vermittler ausbaden musste. „Jetzt überleg doch mal“, begann Temari. „Wie oft hat er bei euch zu Hause übernachtet, seit ich im April hierher gekommen bin?“ War das jetzt ein guter Anfang gewesen? Egal … Wortlos starrte die Frau zurück. „Genau“, fuhr sie fort, „nicht ein einziges Mal. Warum sollte er also ausgerechnet wieder damit anfangen, wenn das Baby erst auf der Welt ist?“ „Um auszuschlafen?“, antwortete Yoshino mit einem halbherzigem Lächeln. „Natürlich wusste ich schon länger, dass es bis dahin nicht mehr weit ist, aber nun ja“ – sie stieß einen Seufzer aus – „ich glaube, für keine Mutter ist es leicht, wenn sie ihr einziges Kind ziehen lassen muss.“ Etwas verstimmt setzte sie nach: „Vor allem, wenn es noch so jung ist.“ Temari trat intuitiv einen Schritt zurück und eine schuldbewusste Miene machte sich in ihrem Gesicht breit. „Manchmal frag ich mich schon, ob ich etwas falsch gemacht und so seine Entwicklung in diese Richtung begünstigt habe, aber dir gebe ich keine Schuld“, lenkte die Frau rasch ein. „Obwohl … Nun ja, bisweilen stellt sich mir die Frage, warum du dir keinen Mann in deiner Altersklasse gesucht hast.“ Sollte das jetzt ein schlechter Scherz sein? „In meiner Altersklasse?“, wiederholte sie perplex. „Also, so alt bin ich auch nun wieder nicht.“ „Ja, aber –“ „Ich versteh nicht“, unterbrach sie den Protest, „warum ein Altersunterschied nur in Ordnung sein soll, solange der Mann der Ältere ist und nicht –“ „Nein, das wollte ich damit doch gar nicht …“, stammelte ihr Yoshino ins Wort. „Ach, lassen wir das. Ich bin gerade wohl nicht so ganz auf der Höhe und außerdem macht die Liebe ja bekanntlich ohnehin was sie will.“ Temari sah sie nur sprachlos an und ihre Schwiegermutter in spe setzte im Gegenzug ein äußerst kurioses Lächeln auf. „Ich geh dann auch besser, bevor ich noch mehr Unsinn von mir gebe. Grüß Shikamaru von mir und sag ihm, er soll ruhig mal wieder öfter vorbeischauen“ – sie kicherte merkwürdig auf – „Nein, Letzteres vielleicht besser nicht.“ Anschließend stürmte die Frau aus dem Wohnzimmer und schloss nur wenige Sekunden später die Haustür hinter sich. Verwirrt blickte Temari auf die Stelle, auf der sie bis eben noch gestanden hatte. Was war denn das bitte für ein Auftritt gewesen? Aber alles war besser, als wieder mit ihr aneinanderzugeraten, auch wenn das Ganze irgendwie suspekt war. Schmunzelnd wandte sie sich ab und widmete sich wieder der Vollendung ihres Kunstwerkes. --- „Und, wer ist weiter? Erzähl!“ Das war die Begrüßung, die sich Shikamaru nach einem langem Arbeitstag schon immer gewünscht hatte … „Darf ich vielleicht erstmal reinkommen und mich hinsetzen?“, entgegnete er tonlos. Seine Freundin trat mit einem erwartungsvollen Grinsen, das vom einem Ohr zum anderen reichte, zurück. „Danke.“ Er saß noch keine drei Sekunden auf der Couch und schaffte es noch nicht einmal kurz durchzuatmen, als sie auch schon ungeduldig fragte: „Also?“ „Was ist denn bloß mit dir los? Ist doch wie jedes halbe Jahr nur die Chuunin-Prüfung.“ „Hey, immerhin sind meine ehemaligen Schüler dabei.“ „Sind die Genin aus Suna nicht irgendwie alle mal deine Schüler gewesen?“ „Ich meine nicht die, die ich auf der Akademie unterrichtet hab.“ „Und welche dann?“ „Hörst du mir eigentlich überhaupt mal richtig zu?“ „Kommt ganz drauf an.“ „Na, danke schön“, meinte sie beleidigt, dachte allerdings nicht daran, sich die Laune verderben zu lassen und erklärte stolz: „Nein, ich war doch mal für drei von denen ein paar Monate lang Aushilfs-Sensei. Fällt’s dir nun wieder ein?“ „Ja, irgendwas war da mal“, erwiderte er. „Aber ich kann mir doch nicht jede Kleinigkeit merken, die du erzählst.“ „Das war keine Kleinigkeit“, legte sie fest. „Als ich darauf das nächste Mal hier war, hab ich dich tagelang mit nichts anderem zugequatscht!“ „Dann muss ich’s wohl verdrängt haben.“ Temari verzog angesäuert das Gesicht und wetterte: „Du bist manchmal echt so was von unsensibel!“ Ihr Freund deutete ein Schulterzucken an und entgegnete: „Ist das denn so überraschend?“ „Leider nicht“, bedauerte sie. Dann lehnte sie sich zurück, schaute an die Decke und setzte leicht wehmütig nach: „Irgendwie hätte ich schon Lust wieder ein Genin-Team anzuführen – aber richtig und nicht so wie letztes Mal nur für drei Monate.“ Shikamaru hob die Augenbrauen. „Na, dann hättest du dir das mit dem Kind aber früher überlegen sollen.“ „Ja, genau“, sagte sie sarkastisch, „Als ob ich großartig die Wahl gehabt hätte … Ach, so ’n Mist.“ Ihr Tonfall schwang abermals plötzlich um und sie fragte: „Und wie haben die Drei jetzt abgeschnitten?“ „Wie heißen sie denn?“ „Hisui Midori, Suisei Koniro und Honou Shuiro.“ „Ich glaube, sie waren dabei.“ „Du glaubst es? Geht das nicht ein bisschen präziser?“ „Warum bist du nicht mitgekommen, wenn du so scharf auf das Ergebnis bist?“ „Erstens hab ich mit der Prüfung nichts mehr zu tun und zweitens bin ich als Schwangere nicht mal zugelassen, da ja einer der Genin oder deren Sensei vielleicht auf die Idee kommen könnte, Amok zu laufen.“ „Wo hast du denn den Quatsch her?“ „Kakashi-sama hat das genau so zu mir gesagt“, entgegnete sie. „Recht hat er. Man sollte den anderen Dörfern wirklich nur bedingt über den Weg trauen. Man weiß ja schließlich nie.“ „Muss ich jetzt Angst haben, dass du irgendwann nachts über mich herfällst und mir die Kehle aufschlitzt?“ „Auf jeden Fall, wenn du den Teil mit dem Aufschlitzen streichst.“ „Klar, dass du das sagen musstest.“ „Dann gib mir doch einfach nicht solche Vorlagen“, feixte sie und wurde wieder ernst: „Aber zurück zum Thema. Sind die Drei nun im Finale oder nicht?“ Shikamaru war es ein Rätsel, wie man innerhalb von ein paar Minuten fünfmal die Stimmung wechseln konnte – das war sogar für Temari ein absoluter Rekord – aber nun gut. „Wie sehen sie denn aus?“, fragte er anschließend. „Mit den Namen allein kann ich nicht allzu viel anfangen.“ „Der Eine hat rote Haare, der andere weiße Locken und das Mädchen ist braunhaarig. Oder gibt’s noch mehr Teams mit dieser Haarfarbenkonstellation?“ Er schüttelte den Kopf. „Und?“ „Ja, sie sind in der Endrunde. Nun zufrieden?“ „Zufrieden ist gar kein Ausdruck!“, gab seine Freundin begeistert zurück. „Ich wusste, dass sie es schaffen.“ „Wenn du es gewusst hast, hätten wir uns das Theater eben ja sparen können“, merkte er trocken an. „Sei doch nicht gleich wieder so ein Spielverderber. Ich freue mich doch bloß ein bisschen darüber – und deine Tochter anscheinend auch.“ Shikamaru legte seine rechte Hand auf ihren Bauch, spürte unmittelbar ein paar deutliche Bewegungen und meinte: „Na, was für ein Zufall.“ „Das ist kein Zufall, sondern Absicht.“ „Ja, sie tritt so zu, um dich von deinem Euphorie-Trip wieder herunterzubekommen“, konterte er. „Du hast keine Beweise.“ Du auch nicht, dachte er, ging allerdings lieber zu einem anderen Thema über: „Was soll das eigentlich sein?“ Er deutete auf die Leinwand. „Die künstlerische Darstellung meiner heutigen Laune“, erwiderte Temari. „Deiner Mutter hat’s jedenfalls gefallen.“ „Besser als die Kritzelei von heute Morgen ist es wirklich allemal, aber …“ Ihr Freund brach ab, da ihm die passende Beschreibung fehlte. „Aber?“, hakte sie nach und sagte gespielt angriffslustig: „Wenn der Experte mich kritisieren möchte, bitte!“ „Als ob ich auch nur den blassesten Schimmer von Kunst hätte – besonders wenn sie so abstrakt ist“, meinte er schulterzuckend. „Was soll es denn darstellen?“ „Ach“ – sie winkte ab – „nur ein Stein – eine grüne Jade, um genau zu sein –, ein dunkelblauer Komet und eine scharlachrote Flamme in der Wüste“, erklärte sie und lachte. ════════════════════════════════════════════════════ Das Kapitel hat zwar nicht viel zum eigentlichen Plot beigetragen, aber die Hobbysuche-Thematik und die Teilnehmer der Chuunin-Prüfung haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Der Titel ist übrigens eine Anspielung auf die Namen der drei Genin, die Temari kurzzeitig trainiert hat: Honou Shuiro bedeutet scharlachrote Flamme, Hisui Midori kann man mit grüne Jade übersetzen und Suisei Koniro heißt dunkelblauer Komet (sein Name wird übrigens Kon-i-ro ausgesprochen, nicht Ko-ni-ro!). Ein Gruppenbild der Drei habe ich vor einer Weile schon dieser FF zugeordnet und ist auf der Übersichtsseite dieser Geschichte zu sehen. Akishou, der psychisch labile Sensei der Drei macht seinem Namen alle Ehre und ist wirklich ein labiler Charakter. :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)