Childhood Dream von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 17: Fester Freund ------------------------- Als Harry das nächste Mal aufwachte, hörte er in einiger Entfernung leise Stimmen – und es war nicht die von Charlie. Was ihn unendlich enttäuschte. Denn er spürte, dass der Andere nicht da war, er roch es sogar, er hatte eine feinere Nase, als die Meisten. Laut Remus wegen seiner Animagusgestalt. Nachdem Sirius das Verwandeln das erste Mal geschafft hatte, hatte der auch wochenlang mit den neuen Gerüchen zu kämpfen gehabt. Unwillig kuschelte Harry sich in die Kissen, wohl wissend, dass er bald auf sich aufmerksam machen musste, denn die Schmerzen in seiner Schulter wurden immer schlimmer – und ins Bad musste er auch wirklich, wirklich dringend. Außerdem wollte er hier raus! Er wollte wieder in sein eigenes Bett! Er hasste die Krankenstation! „Dad?“, murmelte er, wobei er immer noch den Eindruck hatte, dass ein Anderer redete... Abrupt wandte Sirius sich um, als er das raue, dünne Stimmchen hörte, lief direkt zum Bett, wobei er aber durch einen letzten Blick klar machte, dass dieses Gespräch nur aufgeschoben, nicht aufgehoben war! Er hatte mit Severus gesprochen, warum man überhaupt Jemanden zu Harry gelassen hatte. Dazu noch Weasley! Doch man hatte ihm auch immer wieder gesagt, dass das der Mann war, für den sein Sohn sein Leben riskiert hatte. Gefallen musste es ihm trotzdem nicht – ganz und gar nicht. „Harry, Schatz!“, strahlte der Ältere, setzte sich ans Bett seines Sohnes, so glücklich, dieses Wort endlich von seinem Jungen zu hören. Das Wort, das er sich so oft gewünscht hatte. Nun hatte er es gehört. Er strich durch Harrys Haare. „Ich bin froh, dass du wieder wach bist,“ fügte er an. „Ich hab mir schreckliche Sorgen gemacht. Ich wäre so gern bei dir gewesen, als du aufgewacht bist, aber...“ „Nicht... schlimm,“ nuschelte Harry nur. „Du... hattest bestimmt einen wichtigen Termin.“ Er versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen, alles tat ihm wieder weh – und Charlie war nicht da... Sirius seufzte leise. „Manchmal bist du für dein Alter entschieden zu einsichtig,“ gab er leise zurück, sah dann in das Gesicht des Jungen. „Du hast Schmerzen... Ich rufe Poppy.“ „Ich.. muss ins Bad,“ ging Harry dazwischen. Bitte... und ich... ich will wieder in mein Zimmer, ich will nicht hier bleiben. Bitte?“ Nun musste Sirius doch lachen. Na, wenigstens in etwas war Harry wie jedes andere Kind – er wollte seinen Kopf durchsetzen! „Ich bring dich ins Bad,“ nickte er sofort. „Was das mit dem Zimmer angeht – ich rede mit Poppy, aber deine Wunde gefällt ihr noch gar nicht und du musst im Bett bleiben, du...“ „Das mach ich auch im Zimmer,“ versprach Harry, trotz seines Kopfwehs. „Bitte, ich hasse es hier!“ „Oh, Harry,“ murmelte Sirius leise, zog dem Jungen die Decke weg, hob ihn hoch und brachte ihn ins Bad. Er sah, wie Harry gefährlich schwankte. Er wartete, bis sein Sohn wieder raus kam, brachte ihn sofort zurück ins Bett, wo Poppy schon wartete. Die Schwester öffnete den Verband, stellte wieder frustriert fest, dass die Wunde wieder etwas geblutet hatte, aber sie eiterte nicht mehr, als am Vortag. Es würde besser werden – langsam. Sie versorgte und verband die Wunde neu, gab Harry einige Tränke, deren Einnahme dazu führte, dass er sich etwas entspannte. „Kann Harry unter Aufsicht wieder in sein eigenes Zimmer?“, fragte Sirius schließlich. Er wollte den Jungen bei sich haben. „Da ist er auch gut versorgt.“ Poppy runzelte die Stirn, musterte den bettelnden Jungen, der sie groß ansah. „Von mir aus,“ seufzte sie. „Aber er muss sich ruhig verhalten, sonst schließt die Wunde sich nie! Und sie muss regelmäßig versorgt werden.“ „Das versteht sich von selbst,“ lächelte Sirius, hob Harry auf seine Arme. „Dann ab mit uns.“ Erleichtert sah Harry sich um, nachdem er wieder in seinem eigenen Bett lag, das bequemer und einladender war, in dem Zimmer, das ihn nicht mit sterilem weiß empfing. Und ganz ehrlich – es ging ihm ohnehin so mies, dass er von sich aus nicht aus dem Bett gehen würde – noch. Denn auch, wenn der Schmerz fürs Erste weg war, ihm war klar, dass sie auch bald wieder da sein würden. Er kuschelte sich in seine vertrauten Kissen. Das war viel besser. Fehlte eigentlich nur.... Na ja, er würde sehen, ob Charlie kommen würde, wenn er wusste, dass Harry nicht mehr auf der Krankenstation war. Sirius sah, wie Harry sich erschöpft wieder in die Kissen kuschelte. Er verstand die Ablehnung des Jungen gegen die Krankenstation voll und ganz. „Du solltest das essen, bevor du wieder schläfst,“ erklärte er, strich über die Haut seines Sohnes. „Ein paar Brote, Müsli, Joghurt?“ „Kein Hunger,“ murmelte Harry, doch er wusste, er würde nicht drum rum kommen. Und siehe da, in dem Moment, wo er aufrecht saß, tauchte ein großes Tablett mit Köstlichkeiten auf, das zu ihm geschoben wurde. „Du musst was essen.“ „Dad...“ „Hm?“, fragte Sirius, der es genoss, sich mit seinem Sohn unterhalten zu können. Es war herrlich, dass der Junge nicht mehr stumm war! „Ich... kann... kann... Charlie wieder mal zu Besuch kommen?“, fragte Harry vorsichtig, nachdem er mit dem Essen fertig war. Ein halbes Brötchen und einige Löffel Müsli hatte er zu sich genommen und das war schon verboten anstrengend gewesen. Sirius runzelte die Stirn. „Du nennst deinen Lehrer beim Vornamen?“, fragte er vorsichtig. Was ging denn hier vor? Hatte er irgendwas Entscheidendes verpasst? Das konnte er sich eigentlich nicht wirklich vorstellen! Harry wurde ein wenig rot, nickte aber dann. „Er... hat gesagt, dass ich das darf,“ nuschelte er, sah seinen Dad an. „Er... ist wirklich nett. Er... er hat gemeint, ich könnte Drachenzähmer oder so was werden.“ Sirius schluckte, er wollte nicht darüber nachdenken, dass sein Kleiner erwachsen werden könnte. Er hing wahnsinnig an seinem Sohn, aber er würde ihm auch nie im Weg stehen. Und was sprach schon gegen eine harmlose Freundschaft mit einem älteren Lehrer? Harry hatte sich schon immer besser mit Leuten verstanden, die älter waren, als er selbst. Weil er seinem Alter nun mal um Einiges voraus war. Vielleicht brauchte er einfach Ältere. „Von mir aus kann er kommen,“ gab Sirius daher nach. „Dann bist du beschäftigt, während du hier rumliegst,“ er grinste etwas, stupste Harrys Nase an. „Aber jetzt musst du was essen, dann deine Tränke nehmen. Danach lass ich dich wieder schlafen...“ Erst, als sein Sohn wieder schlief, sah er auf, merkte, wie sowohl Remus, als auch Severus wohl versuchten, sich das laute Lachen zu verkneifen. „Ihr hättet mir aber auch sagen können, dass er sich mit Weasley befreundet hat!“ „Befreundet...“, wiederholte Severus trocken, doch er hielt sich zurück. So konnte man sich die Sache auch schön reden. Oh, dem Besten stand noch ein richtiges Erwachen bevor! Nun ja, das würde sich auch noch ändern. Spätestens, wenn Sirius die Beiden beim Zungensport überraschen würde, etwas, das mit Sicherheit geschehen würde. Das war unvermeidlich, da war sogar er sich sicher. „Ja, so kann man es ändern,“ meiner der Tränkemeister nur trocken. „Heißt das, ich lasse ihn zu Harry, wenn du im Ministerium bist?“ „Wenn der Junge es unbedingt will...“ Remus und Severus tauschten nur einen Blick. Es war eindeutig, dass Sirius absolut keine Ahnung hatte, zu was er da gerade so bereitwillig zugestimmt hatte. Sie verließen den Raum, wo der Werwolf ganz offen lachte. „Man, Sirius kann so blind sein!“ „Er ist ein Black,“ stellte Severus trocken fest. „Die brauchen immer etwas länger. Und jetzt entschuldige mich, ich habe zu tun, wir sehen uns später wieder.“ Erst zwei Tage später schaffte Charlie es, wieder zu Harry zu gehen, er hatte den Jüngeren eher besuchen wollen, doch da Black die gesamte Zeit bei seinem Sohn gewesen war, hatte er nicht stören wollen – und ganz ehrlich, er hatte auch Angst gehabt, dass der zu schnell mitbekommen würde, dass er abartig genug war, ein halbes Kind zu lieben, dazu noch den Sohn von einem der beiden mächtigsten Politiker des Landes, der nun einen regelrechten Skandal losgetreten hatte – mit der Abschaffung des trimagischen Turniers, dass nach diesem Jahr, so wie es bisher gewesen war, zu existieren aufhören würde. Es würde zwar weiterhin etwas Ähnliches geben, doch sollte das nicht mal mehr halb so gefährlich sein. Er fand es gut, aber er wusste, viele dachten anders, selbst, wenn sie schon ein Kind an diesen Wahnsinn verloren hatte. Zauberer taten sich manchmal lächerlich schwer, Veränderungen zu akzeptieren. Gestern hatte er Norbert von Harrys Aufwachen erzählt, davon, dass der Junge gesagt hatte, dass er ihn wirklich gern haben würde. Dass er sich sicher lächerliche Hoffnungen machte und er hätte schwören können, dass das große Tier an der Stelle tatsächlich die Augen verdreht hatte. Also, Norbert war in einigen Dingen beängstigend menschlich. Doch das war Charlie egal. Es tat gut, zu reden und sei es eben nur mit einem Drachen, denn ob er das seinen Brüdern erzählen wollte, wusste er wirklich nicht. Fred und George waren anders als Ron und Ginny, aber das könnte dann doch Alles überspannen... Vor Allem...er wollte nichts sagen, solang er sich nicht sicher war, was Harry wirklich meinte. In dem Alter... wer wusste, ob der Junge nicht einfach nur einen netteren, älteren Mann in ihm sah? Er sah zur Tür, klopfte leicht und war überrascht, wie schnell ihm geöffnet wurde – von Lupin. „Ah, gut,“ nickte der erleichtert. „Ich muss weg, aber Harry sollte demnächst aufwachen. Er muss seine Tränke nehmen und was essen, auch, wenn er nicht will, außerdem muss die Wunde eingecremt werden, auch, wenn es ihm höllisch weh tun wird. Bekommst du das hin? Sonst musst du Poppy...“ „Das bekomme ich schon hin,“ gab Charlie zurück, überrascht, wie eilig der Werwolf es wohl zu haben schien. „Ich hab mehrere jüngere Geschwister, die versorgt werden mussten, wir mussten immer mithelfen und im Reservat muss man auch reagieren, manchmal reicht die Zeit nicht, um den Heiler zu rufen. Keine Sorge, ich werde das schon hin bekommen.“ Und er würde es mehr als gern tun, denn immerhin gab ihm das eine Ausrede, Harry zu berühren... lächelnd ging er in die Wohnung, während der Andere raus ging. „Ich kümmere mich schon um ihn, keine Sorge.“ „Davon gehe ich aus,“ gab Remus zurück, ging um die Ecke und wartete, bis die Tür sich schloss, bevor er grinsend an der Ecke stehen blieb. Er hatte es nicht wirklich eilig, doch er hatte Charlie freie Bahn geben wollen. Er wusste, Harry würde bald aufwachen und die Beiden hatten Einiges zu klären. Immerhin hatten sie wohl Einiges zu klären und auch etwas Zeit dazu, da Sirius mal wieder im Ministerium war. Denn sein Job machte sich nun mal nicht von selbst. Er war wenig überrascht, als kurz danach Severus zu ihm stieß. „Du hast ihn also rein gelassen und wartest, was passiert?“, fragte er durchaus amüsiert. „Ja,“ gab der Werwolf zurück, der einfach nur froh war, dass das in seinen Augen unnatürliche Klammern des Jungen an seinen Vater langsam aufhörte. Dass er sich dafür an einen Andern klammerte, konnte er schon wieder tolerieren. Sein innerer Wolf war schon seltsam. „Auf das Ergebnis bin ich gespannt,“ murmelte Severus nur. Der wusste, was Remus dachte, doch er selbst.... erste Liebschaften in dem Alter waren wirklich mehr als normal, doch das, was Harry da tat, war weit mehr und er musste sagen, er hielt den Jungen dafür doch für sehr jung... Leise trat Charlie in die Wohnung, nachdem er die Schuhe abgestellt hatte. Sie war edel und geschmackvoll eingerichtet, wie er feststellte und es wirkte nicht so kalt, wie er befürchtet hatte, eher schön heimelig, auch wenn es nur für ein Jahr war, wie er wusste. Man hatte Black erlaubt, die Dauer des Turniers bei seinem Sohn zu bleiben. Danach würde der vermutlich mit Harry die Kurve kratzen und schon der Gedanke daran, den Jungen dann nicht mehr so leicht sehen zu können, sorgte dafür, dass sich mal wieder was in ihm zusammenzog. Die Tür zu einem der Schlafzimmer stand offen und offensichtlich war es das, in das er auch wollte, schon von der Tür aus sah er den dunklen Schopf, trat ein und setzte sich ans Bett. Harry hatte sich zusammengerollt, so, dass er nicht auf der kaputten Schulter lag, er hatte sich tief in die Decken vergraben, am Bett stand ein abgekuschelt aussehender Teddy, ein Eisbär der Farbe nach und daneben hatte es sich ein roter Kater bequem gemacht, der ihn gerade aufmerksam ansah. Nun, dass Harry tierlieb war, hatte er ja schon mitbekommen. Er packte das wenig begeisterte Tier, setzte es zurück auf den Boden. „Na los, jag ne Maus,“ forderte er den Kater auf, kraulte ihn noch mal kurz und setzte sich auf das Bett zu dem Jüngeren, der nur für ihn die Stimme wiedergefunden hatte... Er strich über die helle Haut, beobachtete, wie Harry sich auf den Rücken drehte, wohl versuchte, sich ganz rum zu rollen, doch das unterband er doch lieber. Nicht, dass die Wunden wieder aufbrechen würden. Er lächelte, selbst komisch aufgeregt, als er sah, wie die Augenlider zu flattern anfingen. „Morgen,“ sprach er leise, beobachtete, wie die grünen Augen sichtbar wurden und sich praktisch sofort auf ihn richteten. Etwas war anders als die letzten Tage, das merkte Harry augenblicklich. Es war nicht wie die letzten paar Male aufwachen. Es war... schöner. Finger strichen über seine Wange und es waren nicht die von Dad oder Sev und Remus der ihn ohnehin nicht mehr streichelte, seit er elf war. Es war was ganz Anderes. Etwas, dass er seit Tagen vermisste... „Charlie?“, flüsterte er dösig. Seine Stimme klang nicht mehr ganz so rau, wie am Anfang, nur vollkommen verschlafen. War der Andere wirklich wieder mal da? Hatte der ihn nicht vergessen, nach dem Pflichtbesuch auf der Krankenstation? „Ja,“ lächelte der Rotschopf, strich weiter über die hellen Wangen, die ihn faszinierten. Diese weiche Haut... er könnte Stunden damit verbringen, ihn zu streicheln. Er wollte gar nicht mehr damit aufhören! Es war als wäre er selbst wieder Schüler hier und bei einem heimlichen Stelldichein! Gerade, dass er nicht feuerrot wurde, wenn er den Angebeteten küssten konnte und... Merlin, ging seine Phantasie gerade mit ihm durch... „Wie geht es dir heute?“, fragte er freundlich während er dem Jüngeren vorsichtig half, sich aufzusetzen. „Geht so,“ gab Harry leise zurück. „Das... sprechen wird leichter.“ Noch immer tendierte er dazu, mehr mit den Händen zu reden, als mit dem Mund, einfach, weil er es nicht gewohnt war, so toll es auch war, auf ein Mal reden zu können, es war eine Umstellung, an die er sich erst gewöhnen musste. Charlie nickte verständnisvoll. „Dass du deine Stimme wieder hast, ist eine Umstellung,“ bekräftigte er. „Aber es ist nicht die Schlechteste,“ er grinste etwas, dann aber wurde er ernst. „Ich muss mir die Wunde ansehen. Dein Dad ist wohl schon weg und Lupin... musste auch was erledigen. Oder... soll ich Poppy holen? Ist dir das lieber?“ „Du... würdest das machen?“, fragte Harry erstaunt. War das nur falsche Dankbarkeit...? Nein, so sah es eigentlich nicht aus. Der Rotschopf lachte, strich seine langen Haare zurück. „Ich bin Drachenzähmer, wir haben alle einen Heilerkurs absolvieren müssen! Schon allein, weil manchmal einfach keine Zeit bleibt, einen zu rufen. Keine Sorge, ich hab schon ganz andere Sachen wieder flicken müssen, “ er zog seinen Ärmel hoch, zeigte die leichten Spuren der Verbrennung, die ihm geblieben waren. „Das ist nur eine Erinnerung daran, dass man brütende Drachenweibchen besser nicht herausfordert,“ fügte er an. „Das... sieht nicht so toll aus,“ gab Harry leise zurück. „Das... hat sicher weh getan.“ „Ich habe meine Lehre daraus gezogen,“ gab Charlie nur schulterzuckend zurück. „Es gibt keinen guten Drachenzähmer ohne Narben.“ Er lächelte. „Soll ich mir deine Wunden ansehen?“ „Wenn... du es machen willst,“ nuschelte Harry. „Sicher,“ nickte Charlie, holte all die Sachen zusammen. „Das ist wirklich kein Problem.“ Er half Harry aus dem Oberteil heraus, löste den Verband langsam. „Sag, wenn es zu weh tut, ich bin dann nicht beleidigt und wie gesagt, ich kann auch jederzeit Poppy holen, wenn es zu schlimm wird.“ Er blickte auf die Wunde und wieder kam diese tödliche Wut auf seinen Bruder in ihm auf. Sie sah besser aus, sie schloss sich langsam, aber sie war noch weit davon entfernt, verheilt zu sein Er träufelte vorsichtig etwas von dem Trank auf einen der Wattebällchen, begann, über die Wunde zu fahren. Er hasste es zu sehen, wie der Jüngere zuckte, doch er konnte ihm das nicht abnehmen. Was ihn so irritierte war eben nur, wie still Harry hielt, bis der neue Verband saß. „Wow, ich wäre nicht so ruhig geblieben.“ Der Grünäugige, der sich die gesamte Zeit auf die Lippe gebissen hatte, lächelte etwas. „Ich...halte Einiges aus...“ „Ich merke es,“ gab Charlie beeindruckt zurück, half Harry wieder in das Oberteil und strich leicht über dessen Handrücken. „Ich wäre nicht so stark, glaube ich.“ „Es ist... reine Willenssache,“ gab Harry zurück, lehnte sich an den Rotschopf und genoss die Arme, die sich um ihn legten. „Wird... deine Freundin nicht eifersüchtig, wenn du so lang nicht da bist? Oder dein Freund? Ich... Entschuldigung, das geht mich nichts an,“ fuhr er sich selbst hastig ins Wort. Überrascht sah Charlie auf den Jüngeren, der sich an ihn gekuschelt hatte, sichtlich nicht willens, gerade ans Essen zu denken. Sieh einer an! Hieß das etwa, dass Harry sich Gedanken um ihn gemacht hatte? Merlin, wie süß! Wenn er das Norbert erzählen würde! Oha, mit ihm stimmte aber auch was wirklich nicht, wenn er einen Drachen brauchte, um solche Sachen zu teilen... „Ich bin Single,“ gab er durchaus amüsiert zurück. „Und ich steh mehr auf Kerle, als auf Mädchen, nichts für ungut, ich hab lieber was Handfestes und was, wo ich nicht erst rumrätseln muss, warum sie nun schon wieder beleidigt ist...“ „Oh...,“ stellte Harry fest- „Das.. hätt ich gar nicht geglaubt,“ gab er zu. „Und warum nicht?“, fragte Charlie amüsiert. „Du... du... du bist doch so...,“ er wurde rot. „Ich... kann mir nicht vorstellen, dass Jemand wie du... nicht in... festen Händen ist...“ Das brachte den Rotschopf nur dazu, noch mehr zu grinsen. „Du hast dir Gedanken um mich gemacht?“, fragte er, strich über Harrys Wange. Er konnte einfach nicht mehr anders, er musste den Jungen berühren. Der Grünäugige war zu süß um wahr zu sein. Harry wurde schlagartig noch röter. Merlin! Nun wusste er, dass der Ältere wirklich auf Männer stand! Aber da schien das Problem zu liegen… Männer. Er war kein Mann, er wusste, er galt so gut wie überall einfach nur als Kind. Dabei fühlte er sich oft richtig alt, hatte das Gefühl, dass selbst Sirius sich jünger vorkam, als er selbst. Er lehnte sich in die Berührung, sah dann auf. „Warum... warum bist du hier? Du... du schuldest mir nichts...“ Oh, er wusste von der Lebensschuld, doch man konnte die auch einfach abgeben und er wollte nicht, dass das am Ende der Grund war, warum der Langhaarige hier saß. „Du.. hast sicher was Besseres zu tun.“ Charlie hob eine Augenbraue. Da hatte Jemand wohl nicht mitbekommen, was er da wohl getan hatte. Doch dann verstand er. Das war Harrys unbeholfene Art, eigentlich was ganz Anderes zu sagen. Er hob dessen Kopf, lächelte. „Ich werd dir immer was schuldig sein,“ meinte er nur leise, strich durch die dunklen Haare. „Und dein Dad wird mich umbringen,“ fügte er an. „Warum?“, fragte Harry verwirrt. „Dad is wirklich lieb! Er tut nur manchmal so, als wär er es nicht, das muss er in seinem Job nun mal machen.“ „Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich kastrieren möchte, wenn er weiß, was ich am liebsten mit dir tun würde,“ gab Charlie trocken zurück. Oh, es sah so süß aus, als Harry ihn so verständnislos ansah, nicht wissend, was so schlimm sein könnte, dass sein Vater ihm etwas antun könnte... Er hob Harrys Kinn. „Einige würden mich als Kindesverführer oder noch als viel Schlimmeres bezeichnen, ist dir das klar?“ Sekundenlang strahlten Harrys Augen bei der Aussage auf, er sah den Älteren an, bevor dessen Lippen sich auf die Seinen legten. Und schlagartig fühlte er sich wie im Himmel. Oh, er hatte schon Mädchen geküsst. Das war gar nicht ausgeblieben, denn Viele fanden ihn durchaus lohnenswert. Schon, weil sein Dad so mächtig war. Wie es eben bei Draco auch war und der Blonde hatte gesagt, dass man das durchaus auch mal ausnutzen konnte. Also hatte er sich von einem der Mädchen küssen lassen. Es war feucht gewesen... und irgendwie... ihm hatte es gar nicht gefallen. Er verstand damals nicht, warum Dad und Mary die ganze Zeit knutschen mussten. Nun, er hatte es nicht verstanden – bis jetzt. Denn diese Lippen... sie waren nicht ganz so weich wie die eines Mädchens, sie waren... bestimmender und doch irgendwie sanft, als sie sich auf Seine legten und in dem Moment wo sie sich wirklich berührten, war es, als habe er in eine Steckdose gefasst. Alles kribbelte und es war, als habe er einen ganzen Schwarm Schmetterlinge verschluckt. So gern hätte er seine Arme um den Hals des Anderen geschlungen, doch den einen konnte er, auch dank des Verbandes, kaum bewegen. Klammerte er sich eben nur mit der Anderen fest... Als Charlie merkte, wie der Jüngere reagierte, zog er Harry näher an sich, hielt ihn, während er den Kuss vertiefte. Oh ja, er kam sich gerade wirklich vor, wie ein Kinderräuber, doch er konnte nichts dagegen tun! Es war ein so starkes Gefühl, dass auch er noch nicht gehabt hatte und er hatte schon so Einiges in seinem Bett gehabt! Er hatte etwas gefunden, von dem er bisher nur gehört, es aber noch nie gespürt. Und er wusste, er hatte etwas gefunden, dass unendlich kostbar war und das er um alles in der Welt behalten wollte. Er würde kämpfen, er würde um Harry kämpfen, mit allem, was er zur Verfügung hatte! Niemand sollte es wagen, ihm seinen Schatz wieder zu nehmen! Als sie sich wieder trennen mussten, lehnte Harry sich wieder an die breite Brust des Älteren, schloss mit verträumtem Ausdruck die Augen. Das war einfach nur der Hammer gewesen. Kurz blickte er auf, lächelte etwas. „Ich liebe dich,“ flüsterte er, sprach es automatisch mit den Händen mit. „Ja,“ gab Charlie zurück. „Ich dich auch, wesentlich mehr, als ich sollte,“ fügte er an. Er lächelte etwas, strich weiter über die Haut des Jüngeren, hielt ihn so, dass die Wunde nicht belastet wurde. „Du solltest was essen,“ bat er leise. „Du brauchst es... du hast tagelang nichts gehabt, als du bewusstlos warst, ich will nicht, dass du noch kränker wirst..“ Unwillig sah Harry auf, in Charlies Gesicht. Der Andere sah ihn ernst an. Also gab er nach. „Ich.. hab aber nicht wirklich Hunger...“ „Du musst nicht viel essen, aber etwas. Das ist auch nicht gut für dich, wenn du die Tränke nehmen musst und nichts im Magen hast, das solltest du doch auch wissen. Ich will nicht, dass du hier vor dich hin liegst, ich will dich lieber mit zu Norbert nehmen, ich habe den Eindruck, dass er sich wirklich Sorgen um dich macht und dich vermisst.“ Harry kicherte etwas. „Du hast gedacht, dass er und ich...!“ Charlie verpasste Harry einen spielerischen Nasenstüber. „Na ja, das war doch der logischste Schluss! So, wie Norbert sich dir gegenüber verhalten hat! Was hätte ich denn denken sollen? Ich wusste nicht mal, dass ein Mensch so eine Animagusform haben kann!“, verteidigte er sich, stellte dann aber das Tablett mit dem Frühstück auf Harrys Beine. „Und jetzt iss was. Bitte..:“ Seufzend begann Harry zu essen, nicht viel, aber immerhin doch wesentlich mehr als die letzten Tage, wo er kaum mehr gehabt hatte, als etwas Suppe und Nährtränke. Dann sah er sich wieder um, lächelte Charlie erwartungsvoll an, begeistert, dass es klappte und er tatsächlich einen Belohnungskuss kassieren konnte. „Ich will auch bald wieder zu Norbert, “ gab er dann leise zu. „Ich mag nicht nur im Bett liegen...“ „Das ist gut,“ lächelte Charlie. „Das ist auch gar nicht gesund...“ Er küsste Harry leicht, sah zum Fenster. „Hast du schon überlegt, ob du im Reservat lernen willst?“, fragte er schließlich. Er würde Alles tun, um Harry mitnehmen zu können. Ihn wegbringen zu können von den Leuten, die den Nerv hatten, ihn auszubuhen und anzuschreien. Obwohl Harry nichts getan hatte. So sicher wie er sich war, dass sein Bruder ihn hatte umbringen wollen, so sicher war er sich inzwischen, dass Ron es auch geschafft hatte, den Namen des Jüngeren in den Kelch zu bekommen, wie auch immer das hatte geschehen können. Aber manchmal war der Andere eben doch unerwartet schlau, wenn es darum ging, zu erreichen, was er wollte. Verträumt kuschelte Harry sich zurecht, ignorierte das Pochen in seiner Schulter. „Ich... würd es gern machen,“ gab er zu. „Dad... will nicht, dass ich weggehe, das weiß ich, aber... ich gehöre hier doch nicht hin... Er... er kann nicht weg, er ist wichtig für England. Und er ist nicht allein, aber ich... ich mag nicht mal raus gehen. Immer... werde ich angestarrt. Als Kind... ein Mal war ich mit Dad in seinem Büro, das... das war kurz nachdem ich dich das erste Mal gesehen hab, im Baum, “ er grinste, als er die Überraschung in den Augen des Anderen sah. Doch dann wurde er auch genauso schnell wieder ernst. „Alle sind gekommen, nur um mich anstarren zu können, als wäre ich ein... ein Tier. Das will ich nicht, ich will... irgendwo hin, wo Niemand mich kennt und wo ich mit Tieren arbeiten kann, die ich verstehe.. Und... ich könnte bei dir bleiben,“ gab er leise zu. Das war ja schon vorher ausschlaggebend gewesen. Charlie lächelte: „Das würde mir auch gefallen,“ gab er zurück. In seinem Kopf spielte sich sogar schon sein eigener kleiner Märchenfilm ab. Er könnte mit seinem Chef reden, dass Harry mit in seine Hütte ziehen konnte, wenn Mister Black nichts dagegen hatte, wenn sie bis dahin zumindest verlobt sein würden. Dann hatten sie praktisch schon gewonnen. Er würde seinen kleinen Drachen immer bei sich haben. Wer hätte wohl gedacht, dass seine Leidenschaft einmal so weit gehen würde, dass er sich einen Drachen als Freund und vielleicht sogar als Ehemann anlachen würde? Nun, einige seiner Geschwister würden es ihm zutrauen, aber das. Und dass Harry sich so offensichtlich an ihre erste Begegnung erinnerte... hatte er also doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und in Rumänien im Reservat konnte Harry er selbst sein. Der Junge hatte Recht, hier würde er nicht glücklich werden, er musste immer in den Schatten seiner eigenen Vergangenheit kämpfen ohne eine Chance, sie besiegen zu können. In Rumänien dagegen war er ein Unbekannter, dem man begegnen würde, wie jedem Anderen auch. Mit Neugier und einer gewissen Zurückhaltung, die sich irgendwann in Respekt verwandeln würde. Mit verträumtem Lächeln schloss Harry die Augen. Das war ein toller Traum, doch leider trennte ihn noch eine wahnsinnige Aufgabe des Turniers davon – und die Tatsache, dass er wirklich nicht wusste, wie Dad reagieren konnte, denn manchmal hatte er Angst, dass der ihn nicht gehen lassen wollte. Der Andere hing so an ihm. Er ja auch an seinem Vater, aber er wusste, sie mussten sich irgendwann mal trennen. Er hatte es vielleicht immer geahnt, war darum so anhänglich gewesen. Aber die Aussicht darauf, irgendwo hin gehen zu können, wo man ihn nicht kannte, war für ihn das Beste überhaupt. Und Charlie... bei dem Anderen fühlte er sich so sicher, wie sonst nur bei Dad. Er wusste, der Andere würde immer auf ihn achten. Es war noch immer wie ein Traum, dass der ihn tatsächlich zu lieben schien, sich nicht an seinem Alter störte und ihn ernst nahm. „Du bist müde,“ stellte Charlie leise fest. „Du solltest etwas schlafen. Umso schneller bist du hoffentlich wieder auf den Beinen und wenn es dir morgen etwas besser geht, nehme ich dich mit zu Norbert – solang du versprichst, nichts Dummes zu tun.“ Strahlend nickte Harry. „Und... du bleibst?“, fragte er. „Auf jeden Fall bis du eingeschlafen bist und bis dein Dad wieder da ist und ich verspreche, ich bin morgen wieder da, du kannst dich drauf verlassen.“ „Danke,“ lächelte der Grünäugige, wehrte sich dieses Mal nicht gegen seine schweren Augen. Er schlief schnell ein, umgeben von den herrlich sicheren, starken Armen, die ihn schützend umschlossen... Charlie dagegen beobachtete den Jüngeren. Seinen... festen Freund. Ein seltsamer Gedanke und so ganz wohl war ihm trotz Allem nicht bei dem Gedanken, dass Harry so alt war, wie sein jüngster Bruder. Doch Nichts konnte über diese starken Gefühle hinweg täuschen, die durch seine Adern röhrten, jetzt vielleicht sogar noch stärker, als noch vor einigen Tagen. Er konnte gar nicht aufhören, über Harrys Seite oder seine Haare zu streichen und im Grunde wollte er den Jungen gar nicht mehr allein lassen. Er wollte ihn hochheben und einfach mitnehmen. Ihn vor Allem schützen. Ihn wegbringen von den Buhrufen und dem angestauten Hass der Menschen hier, die nicht in der Lage waren, gerade zu denken. Aber es schien, als hätte er Hilfe, mit der er nicht mal zu rechnen gewagt hätte – ausgerechnet in Gestalt seines ehemaligen miesepetrigen Tränkemeisters. Hosted by Animexx e.V. 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