One-Shots rund um Hogwarts von abgemeldet (Weitere Kapitel in Bearbeitung...) ================================================================================ Kapitel 1: Purzelbäume ---------------------- Das Gedränge auf Gleis Neundreiviertel war kaum auszuhalten. Der elfjährige Albus Severus Potter versuchte verzweifelt, sich an den Unmengen älterer, grösserer Schüler vorbeizuquetschen, um noch einen guten Platz im Zug zu ergattern. Die Lokomotive liess einen gellenden Pfiff ertönen und Albus verfluchte sich im Stillen. Wieso war er nicht einfach schon zuvor eingestiegen? Als er endlich in einem der engen Gänge des Hogwarts-Express’ stand fühlte er sich mit einem Mal unglaublich einsam und verlassen. Links und rechts von ihm drängten sich schnatternd Schüler vorbei, von denen er niemanden kannte. Wo war Rose? „Vorsicht, du Zwerg!“ Ein grosser, blonder Junge rempelte ihn brutal an, als er an einem der Abteile halt gemacht hatte. Erschrocken trat er einen Schritt zurück und machte sich in Richtung Lokomotive auf. Immer noch keine Spur von Rose. Sie hatte ihm doch versprochen, sich zu ihm zu setzen. Er spürte wie ihm Tränen in die Augen stiegen, doch er blinzelte sie entschlossen weg. Er war doch kein Weichei! In einem Abteil, an dem er vorbeikam, entdeckte er seinen Bruder James, umgeben von seinen Freunden, lachend. Dieses Bild versetzte dem Jungen einen kleinen Stich, denn er beneidete seinen Bruder um dessen Fähigkeit Freunde zu finden. Raschen Schrittes ging er weiter. Er hatte es aufgegeben, nach Rose zu suchen und wollte sich mittlerweile einfach irgendwo hinsetzen, wo er seine Ruhe hatte. Fast ganz vorne entdeckte er ein Abteil, das leer schien. Er trat ein und schloss behutsam die Tür hinter sich. Albus atmete tief durch. Endlich Ruhe von dem Geschrei der anderen Schüler, dem Gekreische der Eulen, dem... „Hallo Albus.“ Der Angesprochene hätte vor Schreck fast einen Luftsprung gemacht. Ganz in der Ecke sass ein brünettes Mädchen, das er als Alice Longbottom erkannte. Sie lächelte ihn freundlich an. „Willst du dich gerne setzen? Rose war vorhin hier, ich glaube aber, sie wollte noch jemanden suchen...“ Dankbar setzte er sich und starrte auf die vorbei fliegenden Bäume. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie schon fuhren. Es war ein milder Tag, doch am Horizont zogen dunkle Wolken auf. Alice blickte ebenfalls zum Fenster hinaus. Natürlich kannte Albus sie, ihre Eltern waren ja seit ihrer eigenen Schulzeit eng miteinander befreundet. Doch ihm fiel auf, dass er noch nie wirklich mit ihr allein gewesen war. Er war sowieso am liebsten für sich allein, selbst wenn er mit ihr hätte reden wollen, hätte ihm der Mut gefehlt, sie anzusprechen. Nervös spielte er am Saum seines T-Shirts herum und ärgerte sich über sich selbst. „Bist du auch ein wenig nervös?“, fragte Alice behutsam. Erleichtert, dass sie das Gespräch begonnen hatte, antwortete er. „Und wie. Mein Vater hat mich zwar auf dem Bahnsteig ein wenig beruhigt, aber jetzt schlägt mein Magen wieder Purzelbäume...“ Sie lächelte erneut. „Ich auch, das kannst du dir gar nicht vorstellen! Ich fühle mich irgendwie...“ Doch sie wusste nicht recht, wie sie ihren Satz beenden sollte und schwieg. Albus, der für seinen Geschmack vorher zu viel von sich preisgegeben hatte, schwieg ebenfalls. Die Landschaft draussen zog weiter an ihnen vorbei. Der Himmel verdunkelte sich zusehends. Albus mochte gar nicht an die Überquerung des Sees im Regen denken. Alice schien seine Gedanken zu lesen, denn auch sie musterte die dicken Regenwolken mit Sorgenfalten auf der Stirn. Albus fasste sich ein Herz und fing ein neues Gespräch an, hauptsächlich um sie beide abzulenken. „Ist es nicht cool einen Lehrer von Hogwarts als Vater zu haben? Ich weiss, ich werde meine Eltern unheimlich vermissen, du hast wenigstens jemanden in der Nähe.“ „Stimmt, dass heitert mich schon auf. Aber es ist doch irgendwie total peinlich, zu einem Lehrer zu rennen, wenn man traurig ist, selbst wenn es Papa ist, meinst du nicht? Die anderen werden mich bestimmt hänseln...“ Albus, der ihr Dilemma verstand, beugte sich vor. „Du musst dir keine Sorgen machen, wenn dir jemand blöd kommt, brauchst du mich bloss zu rufen und ich werde dir helfen!“ Er kam sich gerade unglaublich tapfer vor und lächelte Alice aufmunternd zu. Überrascht erwiderte sie sein Lächeln. „Danke. Es hilft mir zu wissen, dass es ausser Rose und Frank noch jemanden gibt, mit dem ich reden kann.“ Albus hatte erst bei diesen Worten bemerkt, dass Alice’ Zwillingsbruder gar nicht mit ihr im Abteil sass. „Wo ist Frank eigentlich?“ „Ach weißt du, unser Nachbarsjunge, Oliver, kommt dieses Jahr auch nach Hogwarts und kennt schon ein paar Leute. Frank hat sich zu ihnen gesetzt, aber ich wäre mir dort irgendwie fehl am Platz vorgekommen...“ Sie lächelte versonnen. „Ist bei mir etwa gleich. Ich habe James vorher auch gesehen, aber ich wollte mich ehrlich gesagt nicht zu ihm setzen. Immer, wenn er mit seinen Freunden zusammen ist, ist er ziemlich eklig zu mir.“ Grimmig starrte er wieder zum Fenster hinaus und schwieg. Eigentlich sollte niemand von seinem gespannten Verhältnis zu seinem Bruder erfahren. James, der im Gegensatz zu ihm kein bisschen schmächtig war und sein Haar meistens tatsächlich dazu brachte zu tun, was er wollte, hatte Albus’ Nervosität vor seinem ersten Schultag den ganzen Sommer über brutal ausgenutzt. Es hatte nie einen Zweifel daran gegeben, wer in Hogwarts mehr Spuren hinterlassen würde. Alice hatte ebenfalls eine Weile geschwiegen. „Du willst wohl nicht dauernd mit ihm verglichen werden, sobald du in Hogwarts bist, hm?“ Diese genaue Analyse schreckte Albus auf. Als er ihren verständnisvollen Blick sah, fühlte er sich bestärkt weiterzureden. „Genau. Weißt du, ich habe Angst, dass ich in Hogwarts bloss der Sohn von Harry Potter, der Voldemort zweimal besiegt hat, sein werde, oder der von Ginny Potter, der ehemals berühmten Quidditchspielerin. Oder einfach nur James Sirius Potters schüchterner Bruder. Ich will gerne einen eigenen Eindruck hinterlassen, die Leute sollen sich an Albus als Albus erinnern und nicht als der Sohn oder Bruder von irgendwem. „Verständlich. Ich will auch nicht bloss die Tochter des Kräuterkundeprofessors sein. Obwohl, du hast schon mit mehr Vorurteilen zu kämpfen als ich.“ „Und weißt du was das Schlimmste ist?“ Albus tat es richtig gut, mit jemandem über alles zu reden, darum wollte er seine Geschichte nun auch zu Ende bringe. „Ich habe nicht wirklich den Mut, mich von ihnen abzugrenzen. Ich habe Angst, dass ich nicht nach Gryffindor komme wie Dad oder James. Dad hat zwar gesagt, dass es keinen Unterschied macht, aber ich bin trotzdem total panisch, dass ich...“ Er brach plötzlich ab. Er musste sich erst einmal ein wenig sammeln. „...dass du nach Slytherin kommst?“, beendete Alice seinen Satz. Er sah sie verzweifelt an. „Genau.“, antwortete er schliesslich mit einem Seufzer. Alice suchte nach den richtigen Worten um ihn zu ermutigen. Sie verstand seine Situation, doch sie war sich sicher, dass sich alles irgendwie zum Guten wenden würde. Tat es das den nicht immer? Sie atmete tief durch. „Hör mal. Ich verstehe deine Angst sehr gut, aber du brauchst dir wirklich nicht solche Sorgen zu machen. Ich weiss, dass du dich als sehr begabter Magier herausstellen wirst. Und selbst wenn nicht, bist du immer noch ein toller Junge. Du bist immer noch du. Du bist immer noch Albus Severus Potter, ob du nun in Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff oder sogar Slytherin landest. Ich denke, jeder, der dich zu seinen Freunden zählen kann, sich sehr glücklich schätzen sollte.“ Sie war unmerklich rot geworden und wandte ihren Kopf wieder zum Fenster. So viel redete sie normalerweise nicht. Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen. Albus dachte über ihre Worte nach. Sein Magen hatte sich beruhigt und er fühlte sich fast schon ein wenig glücklich. „Danke.“, sagte er und sie wandte ihr Gesicht wieder seinem zu. „Und weißt du was?“, fuhr er fort „Es ist mir jetzt fast egal, in welches Haus ich komme. Ich hoffe nur, du bist auch...“ In diesem stiess ein rothaariges Mädchen in ihrem Alter die Tür auf. „Ach da bist du! Ich hab dich die letzten zwanzig Minuten wie verrückt gesucht!“ Sie liess sich neben Albus auf den Sitz fallen. „Alles okay bei euch?“, fragte sie. Albus schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Ja“, antwortete er dann „jetzt wo mein Magen keine Purzelbäume mehr schlägt schon.“ Er grinste zu Alice hinüber, die kaum merklich zurückgrinste. Kapitel 2: Zerrissen -------------------- Hermine hatte schlechte Laune. Sie stapfte über die Ländereien von Hogwarts, gegen den kalten Wind ankämpfend. Sie hatte Hagrid besuchen wollen, doch sie hatte sich spontan dagegen entschieden. Sie musste jetzt gerade allein sein. Wieso konnten sie sich nicht einfach vertragen? Sie liess sich ins Gras fallen. Jungs! So dämlich, so kindisch, so...so typisch! Eine Träne rann ihr übers Gesicht. Harry und Ron redeten nun seit drei Wochen nicht mehr miteinander. Seit Harry als Schulchampion auserkoren worden war. Hermine hatte nie einen Zweifel daran gehabt, dass Harry nicht selbst angemeldet hatte. Doch sie konnte auch Ron verstehen. Er hatte immer in Harrys Schatten stehen müssen und hatte sich – bis heute – nie darüber beschwert. Hermine hatte versucht, ihm das Gefühl zu geben, niemandem in irgendeiner Weise untergeordnet zu sein. Doch sie wusste, dass Ron in seiner eigenen Familie oft übersehen wurde und neben dem berühmten Harry Potter aufzufallen war ein Ding der Unmöglichkeit. Hermine schluchzte. Wieso konnte Ron nicht sehen, dass Harry keinen Wert auf diese gesamte Aufmerksamkeit legte? Die meisten Jungs in Harrys Alter wollten unbedingt etwas Besonderes, ein Held sein, Harry wollte bloss ein normales Leben führen. Ein Leben wie Rons. Die Ironie schmerzte Hermine mehr als alles zuvor. Wieso sah Ron nicht, dass Harry ihn jetzt brauchte. Hermine konnte ihn unterstützen und auch sonst für ihn da sein, das spürte sie. Die Luft kühlte sich merklich ab und es dämmerte. Sie wollte nicht zurück in den Gemeinschaftsraum. Sie wollte sich nicht zwischen ihren beiden besten Freunden entscheiden müssen. Kapitel 3: Ein ganz normales Weihnachtsfest ------------------------------------------- Die grosse Halle war festlich geschmückt, der riesige Tannenbaum glitzerte im Licht der Tausend Kerzen, die die Halle erleuchteten. Trotz diesem festlichen Glanz war die Halle nur spärlich besetzt, denn es war Weihnachten und die meisten Hogwartsschüler waren zu ihren Familien gefahren. Zwei der Schülerinnen, die noch da waren, sassen gerade am langen Tisch und öffneten ihre Geschenke. Die Viertklässerin Dominique Weasley kämpfte mit einem quadratischen, silbernen Päckchen, während sich die Zweitklässlerin Lily Potter ein Geschenkband ins hellbraune Haar flocht. Der gesamte Potter-Weasley-Clan hatte sich dieses Jahr entschlossen, in Hogwarts zu bleiben. Weihnachten artete bei ihnen zuhause oft zu fünftägigen Feiern aus und das Haus war jeweils zum Bersten voll, denn zu den Potters und den Weasleys gesellten sich oft auch noch die Longbottoms und andere Verwandte und Bekannte. Die Kinder hatten also einhellig beschlossen, sich dieses Jahr von all den vorigen zu erholen. Dominique seufzte glücklich und steckte sich noch einen Keks in den Mund. Sie würde fast alles für eine Schachtel von Grossmutter Mollys Brownies eintauschen. Und diese Ruhe...himmlisch! Lily hingegen schien nicht allzu glücklich zu sein. Entnervt schob sie ihre noch nicht ausgepackten Geschenke beiseite und richtete das Wort an ihre Cousine. „Ich mache mir Sorgen um Hugo.“ Widerwillig öffnete Dominique die Augen, die sie zuvor genussvoll geschlossen hatte. Konnte die Kleine nicht einfach ruhig sein? Lily liess jedoch nicht locker. „Ich meine ja nur. Er verbirgt etwas, ich weiss es. Er ist doch mein bester Freund, er kann mir alles sagen.“ Resigniert lehnte sie sich zurück. Dominique überlegte kurz, dann sagte sie: „Vielleicht hat er ja eine Freundin und will es dir einfach nicht sagen. Kann doch sein, oder?“ Lily sah sie fassungslos an: „Das kann nicht sein. Wieso sollte er...“ Doch Dominique stiess Lily ihren Ellbogen in die Seite, denn Hugo selbst näherte sich ihnen. „Hey Mädels. Wollte euch nur schnell schöne Weihnachten wünschen.“ Sie lächelten sich einige Sekunden an und eine unangenehme Stille setzte ein. „Aaaalso...“, ergriff schliesslich Hugo das Wort „Ich muss dann noch wohin.“ Und schon hatte er sich umgedreht und steuerte auf den Ausgang zu. Lily starrte ihm fassungslos nach und mittlerweile war auch Dominiques Interesse geweckt worden. Sie grinste. „Hinterher?“ „Hinterher!“, pflichtete Lily ihr bei. ... Hugo stieg die grosse Marmortreppe hinauf und Dominique und Lily folgten ihm in einigem Abstand. Es war ziemlich offensichtlich, dass er in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors wollte. „Das ist ein Problem“, wisperte Dominique. Den Gemeinschaftsraum der Gryffindors konnten beide nicht betreten, denn Dominique war eine Hufflepuff, Lily eine Ravenclaw. Doch sie wurden schon viel früher aufgehalten. „Was machen Sie zwei hier?“, ertönte eine barsche, wenn auch leicht zitternde Stimme hinter ihnen. Die zwei Mädchen fuhren zusammen. Professor McGonagall. „Ähm, wir, wir suchen j-jemanden“, stotterte Lily. Sie war zwar sonst äusserst frech und manchmal ziemlich vorlaut, doch Minerva McGonagall jagte ihr eine Heidenangst ein. Doch heute schien irgendetwas mit ihr nicht zu stimmen. „Und wen? Wenn Sie irgendetwas vorhaben Miss Wellsey...Wiesel...Weasley, dann g-gnade Ihnen...“ „Professor?“, erkundigte sich die Angesprochene „Ist alles okay mit Ihnen? Sie wirken irgendwie betrun...ähm, verwirrt.“ „Wie bitte?“, antwortete McGonagall und ihre Stimme war mindestens eine Oktave höher als gewöhnlich. „Nehmen sie sich einen Keks.“, herrschte sie die zwei plötzlich an und streckte ihnen ihre schottengemusterte Keksdose hin. Ihre Augen wirkten merkwürdig glasig und sie schien Mühe zu haben, die zwei Delinquentinnen zu fokussieren. „Nein, lieber nicht.“, erwiderte Dominique entschieden und zog Lily am Ärmel mit sich. ... „Was war denn mit der los?“, presste Lily zwei Korridore zwischen einem Lachanfall hervor. „Keine Ahnung!“, keuchte Dominique mit Tränen in den Augen. „Merk dir das gut Lily, so etwas erleben wir sicher nie, niemals, wirklich niemals wieder!“ Als sie sich wieder eingekriegt hatten, lehnten sie sich gegen die Wand. „Jetzt haben wir Hugo verloren.“, sagte Lily nach einer Weile. „Stimmt. Aber wir sollten trotzdem zum Gemeinschaftsraum gehen. Ich nehme an, er ist noch da drin, er ist ja nicht mehr an uns vorbeigekommen.“ Auf dem leeren Gang erklangen Schritte. Lily zog Dominique hinter eine Rüstung. „Ist er das?“ Doch es war Lilys Bruder Albus mit einem Mädchen am Arm. Sie kicherte und er sah sehr zufrieden mit sich aus. Dominique kicherte ebenfalls, doch Lily schüttelte bloss den Kopf. „Was denkt sich mein dämlicher Bruder eigentlich? Jeden Monat hat er eine andere blöde Tussi am Hals. Kann er sich nicht wenigstens mal eine suchen, die ein bisschen was im Kopf hat? Gott!“ Zur Antwort begann Albus’ Begleitung hysterisch zu kieksen, als er dazu ansetzte, sie auszukitzeln. „Komm schon. Lass deinem Bruder seine Privatsphäre.“, meinte Dominique und zog Lily abermals in Richtung Gemeinschaftsraum. ... Als sie endlich angekommen waren, wussten sie erstmal nicht, was sie nun tun sollten, denn eintreten konnten sie ja nicht. „Am besten wird es sein, wenn wir einfach noch eine Weile warten.“, schlug Dominique vor. „Ja“, seufzte Lily und die zwei setzten sich auf den Boden. Nach kurzer Zeit öffnete sich das Porträtloch und zwei Mädchen traten heraus. Es waren Rose Weasley, die Cousine von Lily und Dominique, mit ihrer besten Freundin Alice Longbottom. Obwohl alle vier sehr gute Freundinnen waren, blieben Lily und Dominique sitzen. Sie hatten schliesslich einen Auftrag. „Scorpius Malfoy ist un-mög-lich!“, regte Rose sich gerade auf. Die zwei waren mittlerweile stehen geblieben, denn Rose’ Ausführungen benötigten einiges an Händegefuchtel. „Er ist so eine Nervensäge!“ „Ignorier ihn halt.“, erwiderte Alice. Offenbar hatten sie dieses Gespräch mehr als einmal geführt. „Aber er ist Albus’ bester Freund. Nicht, dass der besser wäre. Malfoy hat einen schlechten Einfluss auf ihn.“ „Ich glaube kaum, dass das an Malfoy liegt. Albus ist einfach ein blöder Vollidiot. Er passt zu diesen hirnlosen Zicken, mit denen er immer herumhängt.“ „Komm, hören wir doch auf uns wegen diesen Weiberhelden zu nerven.“, unterbrach Rose sie. „Gut. Hey, hast du gehört, dass Fred McGonagalls Kekse ein wenig...gedopt hat?“ „Nein!“, kreischte Rose. „Mann, das hätte ich zu gerne gesehen!“ Die zwei Mädchen entfernten sich kichernd. ... Endlich, kam Hugo heraus. Es konnte nur knappe zehn Minuten gedauert haben, doch Lily und Dominique war es wie Stunden vorgekommen. Lily stand auf und stellte sich Hugo in den Weg. Sie hatte keinen Bock mehr auf Versteckenspielen, jetzt war Konfrontation angesagt. „Hugo! Jetzt rede gefälligst mit mir! Ich...wie siehst du denn aus?“ Hugo trug einen roten Umhang und hatte seinen Besen geschultert. Er hatte sich vom ersten Schock erholt und sah die zwei Mädchen zerknirscht an. „Oh mein Gott! Du trainierst für die Quidditchauswahl nächstes Jahr! Süss! Bist du dieses Jahr durchgefallen?“ „Oh je! Was ist schiefgelaufen?“ „Hey!“, rief Hugo dazwischen. „Lasst mir wenigstens Zeit zum Antworten! Lass das!“ Er schlug Dominiques Hand weg, die ihm durch die Haare wuschelte. „Ich hab mich dieses Jahr gar nicht getraut mich anzumelden. Aber ich will unbedingt ins Team. Darum trainiere ich jetzt ziemlich häufig...“ Lily und Dominique grinsten ihn an. „Wie süüüüüss!“, riefen sie unisono. Sie hakten sich bei ihm ein und zogen ihn mit sich. „H-hey, was soll das?“, versuchte er sich zu wehren. „Na was wohl? Wir helfen dir!“, rief Lily begeistert. Hugo wollte sich losmachen, doch er merkte schnell, dass es keinen Sinn hatte. Seufzend liess er sich mitziehen. Kapitel 4: Der Grund -------------------- „Katie, das sind ja tolle Neuigkeiten! Du tust es doch, oder? Oder?“ Mit der schieren Freude, mit der die Weasley-Zwillinge auf die Nachricht reagierten, hatte die Jägerin definitiv nicht gerechnet. „Ich...ich weiss nicht... Wieso seid ihr so denn euphorisch? Ich dachte, ihr könnt Marcus Flint nicht ausstehen?“ „Genau!“, erwiderten die beiden einstimmig „Deswegen sollst du es ja tun! Du kannst ihn und das Slytherin-Team ausspionieren. Sie haben absolut keine Chance gegen uns! Nein, warte! Das ist sogar noch besser!“ Freds Gesicht erhellte sich, wenn überhaupt möglich, noch mehr. „Du brichst dem grünen Schleimzwerg das Herz! Dann wird er so deprimiert sein, dass er sein Team nicht mehr coachen kann und...“ „Hört auf! Ihr seid ja widerlich!“, mischte sich Angelina ein. Doch Katie war für deren Hilfe nicht dankbar. Immerhin war sie es gewesen, der „herausgerutscht“ war, dass Marcus Flint Katie um ein Date gebeten hatte. „Oliver“, säuselte Alicia „Oliver, was sagst du dazu?“ Alle Köpfe drehten sich zum Kapitän der Gryffindors. Dieser schien mit der Situation überfordert. „Ich sage...ich sage wir sollten jetzt trainieren, wozu sind wir denn hier? Los, alle Mann aufs Feld!“ Katie drehte sich schnell weg, Angelina und Alicia schienen noch etwas sagen zu wollen, doch Katie brachte sie mit einem Blick zum Schweigen. „Mann, Katie und das Slytherin-Schwein, das wär doch mal was“, liess George noch verlauten, bevor er aufs Feld trat. Das Training war gut gelaufen, nur Katie schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein. Wood, sowieso schon angespannt, denn das Finalspiel stand unmittelbar bevor, hielt sie aus diesem Grund zurück. Beim Hinausgehen hielt Angelina Katie noch kurz am Ärmel fest. „Frag ihn.“ Katie sah sie an, scheinbar verstand sie nicht. „Frag ihn noch mal, was er von all dem hält. Soll ich bleiben?“ Begierig sah sie ihre Freundin an. „Nein, Ange, ist schon ok, ich...“ „Ladies!“, donnerte Wood. „Geh schon!“, wisperte Katie Angelina zu. Dann wandte sie sich, scheinbar nonchalant, an Wood. „Was gibt’s, Oliver?“ Oliver kam auf sie zu. „Katie, du weißt was mir dieses Spiel bedeutet. Es ist meine letzte Chance, Champion zu werden. Ich kenne dich, auch dir bedeutet es etwas, also bitte, egal wer dich um ein Date bittet...“ „Soll ich ja sagen?“ Darauf war Wood nicht gefasst gewesen. „Was?“ Katie kam ein paar Schritte auf ihn zu, stand jetzt direkt vor ihm. „Soll. Ich. Ja. Sagen?“, fragte sie noch einmal, langsamer. Er atmete tief ein. Er hatte ihren Geruch schon immer gemocht. Sie roch nach frischem Holz, mit einem Hauch Vanille. „Weiss nicht. Solange du weißt, wo deine Loyalitäten liegen, wieso nicht?“, meinte er schliesslich verbissen „Wenn du dagegen bist, dann nenn mir einen Grund!“ Er schwieg. Sie schüttelte kurz den Kopf und rannte an ihm vorbei aus der Umkleide hinaus. Der Raum kam Wood auf einmal einige Grad kühler vor. ... „Katie, für eine Gryffindor bist du wirklich schwer in Ordnung!“, lachte Marcus Flint, als er mit der Jägerin aus Hogsmeade kam. „Ich meine, du bist intelligent, witzig, hübsch...ich habe Mut gebraucht, aber dich um ein Date zu bitten hat sich gelohnt.“ „Freut mich.“, antwortete Katie mit dem Ansatz eines Lächelns. Das Date hatte ihr gefallen, Marcus war erstaunlicherweise ein richtiger Gentleman. Von ihren Begegnungen auf dem Quidditchfeld hätte Katie zweifellos einen anderen Rückschluss auf seinen Charakter gezogen. Sie waren in den „Drei Besen“ gewesen und hatten fast vier Stunden über Quidditch gefachsimpelt. Sie hatten sich jedoch beide gehütet, über Schulquidditch zu sprechen. Sympathie hin oder her, sie waren immer noch in verschiedenen Teams. Und beide wollten dieses Jahr den Pokal. „Nächstens wird es aber nichts mit einem zweiten Date...“, unterbrach Marcus ihre Gedanken. „Das letzte Spiel gegen Gryffindor steht ja noch an. Die haben ein paar ziemlich gute Spielzüge drauf, aber wir sind ihnen dennoch haushoch überlegen!“ Provozierend grinste Marcus Katie an, doch diese hatte den Blick starr geradeaus gerichtet, zum Schultor. Oliver lehnte sich lässig an den Türrahmen und schien die zwei nicht zu bemerken. „Hey! Noch da? Soll ich dein Schweigen als Zustimmung zu meiner vorigen Aussage deuten?“ Katie brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen, dann antwortete sie jedoch schnippisch: „Freu dich mal nicht zu früh. Diesmal wird euch nicht einmal Betrügen helfen.“ „Pass auf, was du sagst! Ich schmeisse dich gleich in den See!“, erwiderte Marcus lachend und machte Anstalten, sie zu packen. Katie kreischte und rannte in Richtung Eingang. Als sie auf gleicher Höhe mit Wood war, blieb sie jedoch wie angewurzelt stehen. Sie fühlte Wut in sich aufsteigen. „Ist was?“, schnauzte sie ihn an. „Spionierst du mir etwa nach?“ Er wich ihrem Blick aus. „Du hast vielleicht Ideen. Als ob ich so etwas nötig hätte. Es gibt keinen Grund, warum du...“ Doch Katie hatte die Beherrschung verloren und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. „Du...du...“ Heisse Tränen stiegen ihr in die Augen und sie konnte nicht mehr weiter sprechen. Schliesslich rannte sie an Wood vorbei in die grosse Halle und Wood, der sich verwirrt die Backe hielt, blieb eben so perplex zurück wie Marcus, der einige Meter Abstand gehalten hatte. ... Am Tag des entscheidenden Spiels nahm Angelina Katie in der Umkleide kurz zur Seite. Katie hatte sich gehütet, mit irgendjemandem aus ihrem Team über ihr Date zu sprechen, selbst die Weasleys hatten nach mehreren Versuchen aufgegeben. Katies Blick hatte sie irgendwann doch zum Schweigen gebracht. Zwischen ihr und Wood herrschte eisige Stimmung. Sie hatte sich gewundert, dass er sie nicht aus dem Team geschmissen hatte, schob es jedoch darauf, dass er sich das zu diesem kritischen Zeitpunkt einfach nicht erlauben konnte. „Katie, was ist eigentlich los? Hat es was mit Marcus zu tun? Wenn diese Schlange dich irgendwie verhext hat, dann schwöre ich...“ Unwillkürlich musste Katie lächeln. „Nein, nein. Ach, Ange, es ist...es ist wegen Wood! Ich wollte, dass mein Date ihn irgendwie beschäftigt, aber er macht immer nur blöde Sprüche und...das regt mich wahnsinnig auf! Ich weiss auch nicht wieso.“ Nun war es an Angelina zu lächeln. „Oh, Süsse. Du willst mir aber nicht weismachen, dass du nicht weißt, was mit dir los ist?“ Katie wurde sogar noch röter als ihr Quidditchumhang. „Das ist es nicht! Ehrlich!“ „Bist du jetzt mit Marcus zusammen?“, fragte Angelina aus heiterem Himmel. „Ich...nein, wieso?“ „Na dann ist ja alles gut! Alles was du jetzt zu tun brauchst ist zu Wood zu gehen und...“ Doch derselbige kam soeben in die Umkleide gehetzt. „Verdammt, nun kommt doch endlich!“ Er sah Angelina strafend und Katie verachtungsvoll an, doch für einen Kommentar schien er zu nervös. Katie schluckte dreimal leer, dann folgte sie dem Kapitän aufs Spielfeld. Sie war ebenfalls nervös, doch sie konnte es nicht abwarten, ihren Besen zu besteigen. Während des Spiels würde sie so voll gepumpt mit Adrenalin sein, dass ihre Probleme sich einfach in den Hinterkopf verbannen liessen. ... „Gewonnen! O mein Gott, wir haben gewonnen!“, kreischte Alicia, doch keiner hörte sie, alle waren selbst mit Schreien, Lachen und Weinen beschäftigt. Vor lauter Aufregung setzte Katie ein wenig zu hart auf dem Boden auf und landete eher unsanft auf ihrem Hintern. Sie wollte sich schon aufrappeln, doch jemand zog sie hoch und riss sie in seine Arme. Es war, sie war eigentlich gar nicht überrascht, Oliver. Sie schlang die Arme um ihn und schluchzte in seinen Umhang. „Wir haben gewonnen!“, nuschelte sie schwach. Er liess sie los und sah ihr in die Augen. Röte stieg ihr ins Gesicht. Nicht schon wieder! „Katie, geh nicht mit Flint aus, ähm ich meine, geh nicht noch mal mit ihm aus! Ich habe einen Grund...aber jetzt ist es vermutlich schon zu spät...“ Noch nie hatte Katie ihren Kapitän so unsicher erlebt. Sie entschloss sich, mit dem letzten Bisschen Willenskraft, dass sie aufbringen konnte, ihn noch ein wenig auf die Folter zu spannen. Sie sah in sein Gesicht, welches eine interessante Mischung zwischen Euphorie und Zerknirschtheit zeigte. Nach etwa fünf Sekunden hielt sie es nicht mehr aus und fiel ihm erneut um den Hals. „Oliver, du Idiot! Ich war doch die ganze Zeit nur in dich verknallt, du blinder Volltrottel...“ Der Vollidiot vergrub sein Gesicht in Katies Haar und genoss den Augenblick. Er fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Eine süsse Ewigkeit mit einem Hauch Vanille. Kapitel 5: Schneeballschlacht ----------------------------- Winter. Missmutig stapften Rose Weasley und Alice Longbottom mit den anderen Fünftklässlern in Richtung Gewächshäuser. Sie kamen nur langsam voran, denn sie mussten gegen einen fiesen Wind ankämpfen, der ihnen immer wieder Schneeflocken ins Gesicht blies. „M-mir ist s-so kalt!“, presste Rose zwischen klappernden Zähnen hervor. „Ich will wieder rein, ans Feuer...“ Doch weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment traf sie ein Schneeball am Hinterkopf und sie hörte ihren Cousin Albus rufen: „Guter Schuss, Scorpius!“ Rose und Alice wirbelten herum und fixierten die beiden Übeltäter. Sie hatten ein fieses Grinsen im Gesicht und schienen sich keiner Schuld bewusst zu sein. Scorpius sah geradezu unverschämt selbstzufrieden aus. „Das büsst du, Malfoy“, rief Rose schliesslich und wollte auf die Jungen zu stürmen, wegen dem Schnee stolperte sie jedoch und knallte der Länge nach hin. Scorpius und Albus hatten Mühe, sich noch auf den Beinen zu halten. Ihr Gelächter drang in Rose’ Ohren und sie spürte, dass ihr Gesicht sich erhitzte und wollte am liebsten gar nicht mehr aufstehen. Doch plötzlich brach das Gewieher ab und sie rappelte sich erstaunt auf. Sie sah, dass Scorpius und Albus nun selbst Opfer einer Schneeballsalve geworden waren, geworfen von Alice, unterstützt von Dominique und Roxanne. Nun war es an den Mädchen, sich lustig zu machen. „Oh je, hab ich deine Frisur zerstört Albus? Ich weiss ja, wie viel Zeit du jeden Morgen vor dem Spiegel verbrin-“ Alice’ Satz ging in einem Kreischen unter, als der Angesprochene sich auf sie stürzte und in einen Schneehaufen drückte. Roxanne versuchte ihn wegzuziehen, doch er liess sich von ihr nicht beirren und hielt die prustende Alice unten. Dominique hatte derweil versucht, Scorpius zu packen, damit Rose ihm eine Abreibung verpassen konnte, doch er war ihr zuvorgekommen und schüttete ihr unter ohrenbetäubendem Kreischen Schnee in den Kragen. „Hör auuuuuf! Verdammt, ist das kalt!“ In diesem Moment stürzte Rose sich auf den Malfoy und drückte ihn zu Boden. Für einen kurzen Moment traf sich ihr Blick. „Dominique, jetzt!“, brüllte sie ihrer Cousine zu, immer noch auf Scorpius liegend. Dominique liess sich nicht zweimal bitten und stopfte ihm eine Ladung Schnee unter den Pullover, sobald Rose von ihm runtergerollt war. Scorpius wollte schon zum Gegenschlag ausholen, da vernahmen sie die im Moment nicht sehr gutmütige Stimme von Professor Longbottom. „Schön, dass Sie sich amüsieren, aber die Stunde hat vor fünf Minuten angefangen. Wenn Sie sich nicht sofort in die Gewächshäuser begeben, lasse ich Sie alle nachsitzen!“ Die Jugendlichen liessen voneinander ab und lagen für wenige Sekunden bloss schwer atmend nebeneinander im Schnee. Für ein paar wenige herrliche Minuten waren alle Probleme, alle Feindschaften vergessen gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)