Wie uns Flügel wuchsen von X66 ([KaRe]) ================================================================================ Kapitel 7: Winter ----------------- Kapitel 7: Winter Da sie alle keine eigenen Schlittschuhe besaßen, hatten sie jeder ein Paar ausgeliehen, saßen nun auf einer der Holzbänke am Rand der Open-Air-Eisbahn und versuchten, ihre Füße in eben jene Schlittschuhe zu zwängen. Während Kai schon die Schnürsenkel festzurrte, schimpfte Takao noch immer über sein vermeintlich zu enges Paar. „Du musst die Schuhe schon ein bisschen aufschnüren, Takao“, meinte Rei belustigt, zog seine Handschuhe über, nachdem auch er mit seinen Schuhen fertig geworden war und sich aufgerichtet hatte. Er trug, ebenso wie die anderen drei auch, zusätzlich zu den Handschuhen, die beim Schlittschuhfahren im Falle eines Sturzes ein Muss waren, einen Schal und eine warme Norwegermütze. Obwohl man sich beim Eislaufen natürlich bewegte und sich so erhitzte, war dies nicht genug, um den eisigen Graden zu trotzen, die das Schlittschuhlaufen unter freiem Himmel erst ermöglichten. Max war aufgestanden, machte einige experimentelle Bewegungen auf dem Eis und lachte, als er sich dabei fast auf die Nase legte. „Es ist wohl doch zu lange her, dass ich Schlittschuhlaufen war. Aber es ist sicherlich toll, wenn man sich wieder ein bisschen dran gewöhnt hat.“ Er machte Anstalten eine Art Pirouette zu drehen und wurde nur von Kai, der sich wartend schon mal auf dem Eis platziert hatte, durch einen raschen Griff in seine Jacke daran gehindert, sich diesmal tatsächlich hinzulegen. „Ich glaub's nicht“, sagte Kai augenverdrehend, wandte sich zu Takao und Rei, um zufrieden festzustellen, dass die beiden nun auch die Eisbahn betreten hatten. Als der blonde Amerikaner sich einigermaßen in seiner Position stabilisiert hatte, wartete Kai nicht mehr länger, setzte sich abwechselnd auf dem rechten und linken Fuß gleitend in Bewegung. Es war schon länger her, dass er Eislaufen gewesen war, hatte aber während seiner Kindheit in Russland zuviel Zeit damit verbracht, als dass er hätte verlernen können, wie es ging. Neben dem Bladen war Schlittschuhlaufen immer eine der Sachen gewesen, die Kai wirklich gern gemacht hatte - wenn er diese Tatsache auch ziemlich unter dem Tisch hielt. So oder so war diese der Grund dafür gewesen, dass die anderen ihn nicht lange hatten bitten müssen, als sie Überlegungen zu einem „Ausflug zu viert“ angestellt hatten. Kai machte bald ausholendere Gleitschritte, umfuhr ein Pärchen und mehrere kleine Kinder in großem Bogen. Es dauerte nicht lang, bis er sich wieder vollständig an das Gefühl gewöhnt hatte, statt normaler Schuhe Kufen unter den Füßen zu haben, und dann genoss er dieses. Schnell legte er so eine Runde auf der Schlittschuhbahn zurück und holte seine drei Freunde von hinten ein. Takao und Max hatten noch mehr Schwierigkeiten als Rei, sich auf den Kufen zu bewegen; insgesamt fuhren sie alle wesentlich langsamer als er selbst. Trotzdem schienen alle drei Spaß bei der Sache zu haben, so dass Kai sich lächelnd neben ihnen einreihte. „Huh, Kai“, sagte Rei, an dessen Seite er aufgetaucht war, und fuhr einen Moment etwas wackelig. „Ich wusste gar nicht, dass du so gut und schnell Eislaufen kannst“, fügte er hinzu, bevor er Takao und Max, die gerade wenig erfolgreich versucht hatten, zu zweit rückwärts zu fahren und dabei leicht die Fahrtrichtung aus den Augen verloren hatten, gerade eben noch ausweichen konnte. Während die beiden weiter herumalberten, hatte Kai sein Tempo dem Reis angepasst und sie fuhren nun nebeneinander her. „Ich bin als kleines Kind oft gefahren. Nach der Schule oder nach dem Training - wie immer gerade Zeit war“, erklärte Kai. „Ich hätte schon viel früher mal wieder Schlittschuhlaufen gehen sollen...“ Rei lachte. „Und wir haben uns schon gewundert, wie schnell du unserem Vorschlag zugestimmt hast. Dabei bist du hier der heimliche Profi und sagst uns nichts.“ Um nicht weiter auf seine Beweggründe eingehen und eventuell zugeben zu müssen, dass es ihm aus irgendeinem komischen Grund peinlich war, dass er das Eislaufen so sehr mochte, fasste Kai nach der Hand Reis. „Komm, ich nehme dich ein Stück mit - dann kannst du auch mal schneller fahren“, sagte er. Angesprochener schien einen Moment zurückhaltend, fast, als wolle er seine Hand wieder aus der Kais ziehen, nickte aber schließlich doch. Er fasste Kais Hand fester und dieser setzte sich in Bewegung. Es dauerte einige Zeit, bis sie genug Schwung hatten, um beide etwas schneller fahren zu können, aber dann hatte Rei sich auch an den Rhythmus von Kais gleitenden Schritten gewöhnt und sie drehten zusammen einige Runden auf der Eisbahn. Eben hatte Kai sich noch gewundert, wie zögerlich der Schwarzhaarige gewesen war, als er seine Hand genommen hatte, hatte sich gefragt, ob es daran lag, dass Rei eigentlich doch gar nicht so viel Spaß am Eislaufen hatte, wie er kurz vorher noch den Eindruck gehabt hatte. So achtete er genauer auf das Verhalten des anderen, während sie fuhren. Ihm fiel auf, dass Rei ihm ab und an einen Seitenblick zuwarf, den er nicht deuten konnte. Da sich Rei dieser Blicke aber selbst kaum bewusst zu sein schien und er keinen weiteren Hinweis zu seinen Überlegungen zu Reis Reaktion entdecken konnte, tat Kai das Ganze schließlich ab und konzentrierte sich wieder voll und ganz auf das Eislaufen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)