Vierundzwanzig von abgemeldet (Tage bis Weihnachten) ================================================================================ 04. Dezember - Familienglück ---------------------------- „Los Schatz! Komm endlich“, rief eine Frau mit kurzen braunen Haaren. Sie zog an der Hand des Mannes und lachte. „Marie, bitte nicht so schnell. Es läuft uns nichts davon!“ „Ich will aber diesen Schal und vielleicht gibt es den danach nicht mehr. Jeder kauft doch wie blöd Weihnachtsgeschenke ein“, rief sie zurück und war immer noch im Eilschritt unterwegs. „Natürlich, klar. Es gibt ja auch nur diesen EINEN Schal. Du bist Anfang 30! Benimm dich doch nicht wie ein Kleinkind“, gab ihr Ehemann zur Antwort. „Daniel!!“ Mit scharfer Zunge wies sie ihn zurecht. Möglicherweise hatte er ja recht, aber sie wollte auf Nummer sicher gehen. Zum Schluss ohne da zu stehen, obwohl sie massenweise Schals zu Hause hatte, wollte sie um jeden Preis verhindern. Es war gerade mal Anfang Dezember. Genauer gesagt, Samstag der vierte Dezember. Die Leute kämpften sich durch die Straßen der Stadt auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken. Schleppten Mengen von Tüten vor sich hin, versperrten einem ständig den Weg, wollten das Beste vom Besten finden. Man hörte Gelächter, Stimmen und glückliches Kindergeschrei die in einer Schneeballschlacht verstrickt waren. Pärchen hatten die Köpfe zusammengesteckt und küssten, streichelten sich. Es war jedes Jahr das gleiche. Die vierundzwanzig Tage bis Weihnachten hin herrschte reines Chaos, fröhliche Stimmung und die Stadt mit ihren vielen Geschäften, Cafés und Restaurants schien ein Schlaraffenland zu sein. Geschmückte Häuser, bunte Lichterketten und ein riesengroßer dekorierter Weihnachtsbaum in der Mitte der Stadt mit einem funkelnden Stern an der Spitze, zogen alle Blicke auf sich. Während sie ihren Gedanken nachhing, stolperte sie plötzlich über den Gehsteig und wäre fast auf die Knie gesunken, wenn ihr Ehemann sie nicht festgehalten hätte. „Mein kleiner Tollpatsch“, murmelte er in ihr Ohr und zog sie wieder vollständig auf die Beine. „Danke“, erwiderte sie auf seine Hilfe bezogen. Daniel nahm sie in den Arm und anstatt auf den Laden zu zusteuern, wo Maries heißgeliebter Schal lag, schritt er direkt zu einem Glühwein Stand. Er bestellte zwei Mal Punsch und stellte sich mit seiner Frau an einen runden Tisch. Sie selber konnte keine Widerworte leisten. Der Einkauf des Schals verschwand in den Tiefen ihrer Gedanken. Zumindest Marie vergaß diesen, ganz im Gegenteil zu Daniel. „Für was ist das jetzt? Wir wollten doch einkaufen“, gab die junge Frau von sich. „Zur Einstimmung auf die Weihnachtszeit und weil wir heute noch einen anstrengenden Tag vor uns haben.“ Daniel trat an ihre Seite und legte seinen Arm um sie. Sie war einfach eine fantastische Frau, voller Elan und Emotionen. Nahm das Leben locker wie es kam, lachte viel, war ein wenig tollpatschig und chaotisch. Gleichzeitig konnte sie ernst sein, sich zurücknehmen und ihre Traurigkeit zum Ausdruck bringen. Sie war stark und selbstbewusst. Marie zog ihren Mantel enger um sich und umschloss die Tasse mit beiden Händen. Sie spürte eine angenehme Wärme, die sich durch ihre schwarzen Handschuhe kämpfte und sich in ihr ausbreitete. Dennoch spürte auch sie wie sich die Kälte auf ihr Gesicht legte, süße rote Backen zum Vorschein brachte und eine eiskalte Nase. Sie betrachtete ihren Ehemann. Seine kleinen Bartstoppeln, die wunderschönen blauen Augen und die glänzenden schwarzen Haare. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf ihren Wangen, kaum zu sehen und doch spürte sie die Hitze. Seit knapp zehn Jahren waren sie ein Paar und seit ungefähr drei Jahren verheiratet. Kurz danach kam ihre gemeinsame Tochter Katja zur Welt. Eine kleine süße Familie. Glück war kein Ausdruck dafür was sie empfand. Es war ein Wunder. Ein endloser Traum. Ein Wunsch der wahr geworden ist. Genau das was sie immer haben wollte ist Realität geworden. Gemeinsam Weihnachtseinkäufe erledigen, viel Spaß haben und am Heiligen Abend gemeinsam unterm Weihnachtsbaum sitzen, Lieder trällern und Geschenke auspacken. Sie spürte wie Daniel seine Hand auf ihre legte und sanft darüber streichelte. Die Zuneigung und kleine Gesten die er ihr immer wieder gab brachten ihr Herz zum klopfen. Immer und immer wieder. „Schau mal…“ Marie folgte seinem Finger und sah in den Himmel. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben und ein Lächeln erschien. „Wunderschön“, murmelte sie. Es lösten sich kleine Schneeflocken aus dem grau bedeckten Wolkenmeer, die leicht wie Federn herunter fielen. Sich sanft und vorsichtig auf den Boden legten, doch sofort wieder schmolzen. Der Winter kündigte sich an. Flocken verstreuten sich über die ganze Stadt, Millionen von Punkten funkelten und zogen die Blicke aller Leute nach oben, kitzelten Marie an der Nase. „Hoffentlich haben wir dieses Jahr weiße Weihnachten“, kam es durch ihren leicht geöffneten Mund. „Bestimmt mein Liebling.“ „Unsere Kleine würde sich sicher freuen und wir könnten Weihnachten Schlitten fahren… Schneemann bauen… Schneeengel machen… “ Die junge Frau drehte sich zu ihrem Ehemann hin und strahlte ihn an. Ihre Augen glänzten. Er wusste wie gern sie es hatte. Ihre kleine Familie liebte. Den Schnee genoss und die Weihnachtszeit wundervoll fand. Die ganzen bunten Lichter und die lustigen Weihnachtssongs, vor denen man kaum flüchten konnte. Er selber war nicht ganz so vernarrt in diese Zeit und freute sich bereits jetzt wieder auf den Sommer mit seinen warmen Strahlen. Marie zuliebe jedoch, ließ er sich auf den ganzen Dezember mit seinem Funkeln, Singen und Düften ein. Daniel beobachtete die feinen Gesichtszüge seiner Frau, die Grübchen die sich bei ihrem Lächeln zeigten und ihre klaren braunen Augen. Dass er nach so vielen Jahren immer noch wahnsinnig verliebt und glücklich mit ihr war hätte er nie im Leben geglaubt. Er hatte seine Traumfrau gefunden. „Ich liebe dich“, flüsterte er ihr verführerisch zu. Ein verwunderter Gesichtsausdruck folgte und gleich darauf ein liebevoller Blick. „Ich liebe dich doch auch.“ Es herrschte einige Minuten Stille. Genossen das gemeinsame Mitarbeiter. „Auch wenn es jetzt nicht so hier her passt… ich frage mich schon die letzte Zeit ob wir unsere Familie nächstes Jahr nicht um ein zweiten Kind glücklich machen wollen?“ Unerwartet kam die Frage von Daniel. „Ich habe es mir ehrlich gesagt auch schon überlegt, dass unsere Katja nicht zu lange alleine bleibt. Ich freue mich jetzt schon auf Nachwuchs“, gab sie zur Antwort. Die beißende Kälte schlich sich immer mehr durch ihren Mantel und krallte sich an den nackten Hautstellen im Gesicht fest. Marie warf ihm einen zärtlichen Blick zu. Es folgte ein Kuss. Das Thema Kinderplanung wollte sie nicht weiter ausführen und dafür gab es einen bestimmten Grund. Sie hatte bereits seit ein paar Monaten die Pille abgesetzt, da bereits einmal der Gedanke um ein weiteres Baby angesprochen wurde und sie beschlossen hatten es zu probieren. Doch eines wusste Daniel noch nicht. Sie hatte das wohl Beste und Tollste Geschenk zu Weihnachten. Ihre Hand streifte kurz über ihren Bauch. Anschließend begaben sie sich Arm in Arm in die Wärme eines Geschäftes. Noch 20 Tage bis Weihnachten! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)