Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 26: Morgenstimmung -------------------------- Ich höre, dass er mir folgt und ein seltsames Gefühl durchströmt mich. Mein persönlicher Erzfeind hat sich nicht nur bei mir bedankt und sich durch die Blume, wenn man so will sogar entschuldigt, er hat mir auch die Hand gereicht, um das Kriegsbeil zu begraben. Wenn das kein Triumph ist! Es ist eindeutig ein Sieg. Ich habe ihn dazu gebracht, über seinen Schatten zu springen. Ich, Joey Wheeler. Nach all den Jahren. Oh Mann. Ich fühle mich als würde ich schweben und meine Hand... Ich schlucke unwillkürlich. Das war das erste Mal, dass wir uns berührt haben. Kaiba und ich. In all den Jahren, die wir uns kennen, haben wir das nie getan. Kein einziges Mal. Und jetzt habe ich seine Hand gehalten, wenn auch nur für einen Moment und das Gefühl, dass mich durchströmt ist merkwürdig. Es war als würde ich einen elektrischen Schlag bekommen als ich seine kühle Haut berührte und ein Schauder lief mir über den Rücken. Und wenn ich es nicht wüsste, würde ich sagen, dass es ihm ähnlich ging. Immerhin hat er seine Hand auch schnell wieder zurückgezogen. Herrje, was mache ich mir hier denn für bescheuerte Gedanken? Da drücke ich einmal Kaiba´s Hand und bin aus dem Häuschen als wäre ich wieder ein pubertierender Teenager, der zum ersten Mal mit einem Mädchen Händchen hält. Gott, was für ein Vergleich. Ich schüttele schnell den Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden, denn das ist wirklich zu verrückt. Kaiba folgt mir mit ein paar Schritten Abstand wie ich durch einen Blick über die Schulter feststelle. Seine Züge sind wieder so verschlossen wie eh und jeh und es ist fast so als würde ihn eine eisige Aura umgeben, die ihn unnahbar macht für sein Umfeld. Bei seinem Gespräch vorhin mit Mokuba war er ganz anders. Er schien fast entspannt und das Lächeln war echt und für einen Moment hatte ich sogar den Eindruck, Tränen in seinen Augen zu sehen. "Da sind wir." sage ich und deute auf die Tür. Er nickt und ich klopfe an. Ich warte bis Mokuba "Herein" gesagt hat und trete mit einem Lächeln ein. "Da sind wir." verkünde ich und sehe, dass der Kleine bereits angezogen ist. Er lächelt. Kaiba tritt neben mich und ich gehe etwas zur Seite um ihm Platz zu machen. Für einen Moment streift meine Schulter fast die seine und ich schlucke unwillkürlich. Er hat seinen Blick bereits auf das Innere des Raumes gerichtet und ich nehme den vagen Duft von Moschus und irgendetwas anderem wahr. Oh Mann, langsam werde ich wirklich albern. Seine Gegenwart verstört mich ja noch mehr als früher. "Und, Seto? Wie findest du´s?" will Mokuba wissen und Kaiba lässt seinen Blick durch den Raum schweifen. Einen Moment ruhen seine Augen auf dem Poster an der Wand, dass eine amerikanische Heavy Metal Band zeigt, dann mustert er das Kinoplakat, dass ich Mokuba besorgt habe, nachdem wir uns den Film dazu angesehen hatten. Sein Blick verrät nicht was er darüber denkt und Mokuba sieht ihn erwartungsvoll an. Mir scheint, dem Kleinen ist das Urteil seines Bruders wichtig. Genau wie früher sieht er Kaiba mit einer Art Heldenverehrung an, die man fast schon obzessiv nennen könnte. Seine Augen strahlen Kaiba geradezu an und ich muss unwillkürlich lächeln als Kaiba sich endlich seinem Bruder zuwendet. "Sehr bunt." höre ich Kaiba sagen und muss mir es mir verkneifen ihm einen Stubs zu verpassen, um ihn darauf hinzuweisen, dass dies kein ausreichendes Urteil ist und auch keinesfalls eins, dass Mokuba sich erhofft hat. Doch seine nächste Worten, zeigen das ein solcher Hinweis gar nicht notwendig ist. "Es passt zu dir, Mokuba." befindet Kaiba und lächelt sogar auf etwas steife Art. "Ich hoffe du fühlst dich hier wohl." Mokuba scheint mit dieser Aussage mehr als zufrieden und nickt. "Ja, Seto." bestätigt er und Kaiba nickt. "Ein schönes Zimmer." höre ich ihn leise sagen und habe für den Moment den Eindruck, dass so was wie Wehmut in seiner Stimme mitschwingt. Mokuba lächelt. Dann deutet er auf das Poster. "Das habe ich von Joey, wir haben den Film neulich gesehen." erzählt er. "Ein krasser Horrorfilm, sag ich dir." Kaiba´s reche Braue schnellt in die Höhe. "Krass?" echot er mit monotoner Stimme und wirft mir einen missbilligenden Blick zu. Ich räuspere mich etwas verlegen. "Sagen wir er war sehr spannend." sage ich mit einem schiefen Grinsen. "Das kannst du laut sagen. Als dieser Kerl dem anderen den Kopf..." fängt Mokuba an, aber ein Blick Kaiba´s bringt ihm zum Schweigen. "Ich hoffe für dich, Wheeler, dass dergleichen nicht zur Gewohnheit wird. Mokuba ist erst 15." weist er mich hin und ich seufze. "Keine Sorge, der Film war nicht so schlimm wie es sich jetzt anhört." versuche ich ihn zu beruhigen und fahre, als er sich anschickt etwas zu erwidern, einfach fort: "Wie wäre es mit Frühstück?" Mein Blick wandert zu Mokuba und dieser nickt. Dann sieht er mich fragend an. "Was ist mit der Schule?" will er wissen. Ich werfe Kaiba einen kurzen Blick zu. "Ich denke, es geht klar, dass du heute daheim bleibst, oder Kaiba?" Dieser nickt und Mokuba strahlt. "Dann machen wir heute etwas zusammen?" will er wissen und ich bin sicher, dass er damit nicht nur seinen Bruder meint. Mit "wir" meinte er uns drei: Kaiba, ihn selbst und mich. Ich werfe Kaiba einen raschen Blick zu und sehe, dass sich seine Schultern wieder leicht straffen. Unwillkürlich frage ich mich, ob er das Gleiche denkt wie ich. Ob er darüber nachdenkt, dass dieses "wir" bislang für Mokuba nur aus ihnen beiden bestanden hat. Schließlich nickt er leicht und wendet sich dann mir zu. "Frühstück." sage ich nur und gehe voraus. Die Beiden folgen mir in die Küche, wo bereits mein Vater sitzt. "Guten Morgen, Dad." grüße ich ihn etwas verlegen, immerhin habe ich ihn noch nicht über unseren Besucher unterrichtet. Jack blickt von seiner Zeitung auf. "Guten Morgen." erwidert er. "Ich dachte schon, ich müsste alleine frühstücken." Sein Blick streift mich, dann wandert er an mir vorbei und richtet sich wie ich vemute auf Kaiba. Für einen Moment scheint er erstaunt. Ich grinse verlegen. "Ähm... das ist Kaiba, Dad." sage ich obgleich ich sicher bin, dass mein Vater das bereits weiß. Immerhin hat er sein Bild oft genug in der Zeitung gesehen. Jack legt die Zeitung nieder und steht auf. Ich wende mich Kaiba zu und verkunde etwas unsicher: "Das ist mein Vater, Jack Wheeler." Jack hält Kaiba bereits auch schon die Hand hin. "Schön, dass wir uns endlich kennenlernen. Joey hat mir bereits viel über dich erzählt, Seto." begrüßt mein alter Herr meinen ultimativen Erzfeind und ich verspüre den Wunsch im Boden zu versinken. Stattdessen drücke ich mich etwas zu Seite, um den Beiden Platz zu machen und sehe wie Kaiba einen Moment zögert. Dann ergreift er die dargebotene Hand und ich rechne schon mit einer bissigen Zurechtweisung, dass man ihn gefälligst nicht auf diese vertraute Art ansprechen solle, doch zu meiner Überraschung sagt er lediglich: "Guten Morgen, Mr. Wheeler." Sein Tonfall ist distanziert und kühl, aber Jack scheint dieser Umstand vollkommen zu entgehen. Er lächelt Kaiba. "Nenn mich Jack, wir sind ja jetzt irgendwie..." Mein Vater zwinkert mir zu. "Eine Art Familie." Zum Glück verkneift er es sich, Kaiba einen Schlag auf die Schulter zu verpassen und instinktiv schließe ich die Augen, denn diese Aussage, müsste Kaiba nun wirklich zum ausrasten bringen. Ich ahne schon, dass seine Mundwinkel zu zucken beginnen und er zu einem Konter ansetzt. Doch zu meiner Überraschung bleibt dieser aus. Mokuba schiebt sich an seinem Bruder vorbei. "Wenn man es so betrachtet, dann wäre Joey ja auch eine Art Bruder von uns." meint er und ich muss die Augen öffnen, auch wenn ich es nicht wirklich will. Kaiba hat die Lippen fest aufeinander gepresst. "Nein." höre ich ihn sagen und alles in mir zieht sich zusammen. "Mr. Wheeler ist lediglich vorübergehend dein Vormund, das schafft keine familiere Verbindung zwischen uns, Mokuba." berichtigt er die Überlegungen seines Bruders und einen Moment sieht der Kleine ihn an. Dann nickt er. "Klar, ich weiß, aber naja, irgendwie..." Er beendet den Satz nicht, was auch eindeutig besser ist. Kaiba und ich als eine Art Brüder. Das wäre echt mal pervers. "Im wahrsten Sinne des Wortes." lacht die böse, kleine Stimme und ich seufze. "Möchtest du einen Kaffee?" frage ich an Kaiba gewandt und dieser nickt. "Setzt euch doch." fordert mein Vater die Kaiba-Brüder auf und Mokuba lässt sich auch sofort nieder. Kaiba steht noch einen Moment unschlüssig da und es ist ihm deutlich anzusehen wie unbehaglich er sich fühlt. Ich kann es ihm allerdings nicht verdenken. Mir würde es sicher ähnlich gehen, für ihn muss es weiteraus schlimmer sein. Jack hat auch wieder Platz genommen und ich hole eine Tasse für Kaiba. Ich vermute, dass er nichts essen wird. Für Mokuba und mich ist bereits gedeckt. "Darf ich fragen, wie es dir gelungen ist, in die Staaten zu kommen? Wir dachten, du wärst noch in Japan. Joey´s Freundin erzählte, dass sie dich nicht erreicht hätte." kommt Jack auch schon gleich zum Punkt und ich sehe wie sich Kaiba´s Züge noch mehr verhärten. Er verschränkt die Arme vor der Brust und sieht meinen Vater mit kühlen Augen an. "Das ist eine längere Geschichte." sagt er vage und wirkt sichtlich erleichtert als ich ihm eine Tasse Kaffee vorsetze. Er nickt mir kurz zu und ich muss zugeben, dass ich die Situation auch etwas merkwürdig finde. Mir ist sie zwar keineswegs so unangenehm wie ihm, aber unbehaglich fühle ich mich schon. Zudem muss ich erneut an die kurze Berührung zwischen uns denken und meine Hand fängt schon wieder an zu prickeln. Ich lasse mich Kaiba gegenüber nieder und reiche Mokuba den Toast. Jack scheint sichtlich angetan von unserem Gast, ich sehe ihm deutlich an, dass er mehr als neugierig ist und ich hoffe inständig, dass er nicht zu viel sagen wird. Vor allem nichts, dass mich in Verlegenheit bringen könnte. "Deine Lage ist augenblicklich ja alles andere als rosig." bemerkt mein Vater. "Hast du schon eine Idee, was du unternehmen willst? Vielleicht kann ich dir irgendwie helfen. Ich kenne einige Leute im Ministerium und beim auswertigen Amt. Ich schätze, solange dieser Mord nicht aufgeklärt wurde, wirst du dich nicht frei bewegen können." Jack mustert Kaiba nachdenklich und dieser scheint kurz zu überlegen. "Danke, aber ich komme zurecht. Dass Mokuba solange hier bleiben kann, hilft mir schon mehr als genug." entgegnet Kaiba für seine Verhältnisse ungewohnt höflich, aber dennoch distanziert. "Ich werde mich nicht darauf verlassen können, dass die Polizei die Angelegenheit aufzuklären vermag, daher werde ich die Dinge selbst untersuchen müssen." Ich nicke. "Aber wie willst du das von hier aus tun? Ich meine, du hast keine Ahnung, wer dahinter stecken könnte." gebe ich zu Bedenken. Seine blauben Augen richten sich sofort auf mich. "Alister ist bereits dabei, Pegasus letzte Aktivitäten zurück zu verfolgen. Es wäre möglich, dass sich anhand dieser irgendwas ergibt, dass auf die Personen deutet, die hinter dieser Sache stecken." höre ich ihn kurz darauf sagen und nicke. "Ok, das wäre ein Ansatzpunkt." stimme ich zu. Dann fällt mir Ryou ein. "Ryou macht ja augenblicklich ein Praktikum in der Gerichtsmedizin, wie ich dir schon erzählt habe. Er hat Tea auch die Info gegeben, dass du gesucht wirst. Vielleicht kann er uns weiterhelfen. Ich meine, es wäre doch möglich, dass man am Tatort irgendwas gefunden hat oder dass es Zeugen gibt." Ich sehe wie Kaiba kaum merklich schluckt. "Ich bezweifle, dass man am Tatort was gefunden hat. Bakura und ich waren dort." Wow. Mit dieser Erwiderung hatte ich nicht gerechnet. Einen Moment starre ich ihn entgeistert an. Mokuba ebenso. Sogar mein Vater wirkt mehr als überrascht. Kaiba nippt ungerührt an seinem Kaffee. "Wir wollten ihm einen Besuch abstatten." erklärt er und ich muss sagen, die Seelenruhe mit der er spricht, ist mehr als beeindruckend. "Seine Bodyguards waren bereits tot. Er lag im Sterben." Ich schlucke hart und lasse mein Messer sinken, mit dem ich gerade mein Brot bestreichen wollte. "Ihr wart dabei?" frage ich fassungslos. Er nickt. "Wir müssen unmittelbar nach dem Angriff gekommen sein." erklärt er. Mokuba wirft mir einen hilflosen Blick zu. "Aber... wenn dich jemand gesehen hat, Seto? Die Polizei..." Kaiba schüttelt den Kopf. "Es hat uns niemand gesehen. Dessen bin ich mir sicher." beruhigt er seinen Bruder, aber seine Worte haben keineswegs den gewünschten Erfolg. "Konnte Pegasus noch etwas sagen?" will ich wissen und versuche mir die Situation gar nicht erst vorzustellen. Bakura und Kaiba bei dem sterbenden Erfinder. Nicht, dass ich an seinen Worten zweifeln würde. Es steht außer Frage, dass Kaiba ihn nicht ermordet hat, aber diese Geschichte verbessert seine Situation keineswegs. Im Gegenteil und Bakura ist auch kein glaubhaftes Alibi. Das scheint sogar Mokuba klar zu sein. Wieder zögert Kaiba. Dann nickt er leicht. "Ein Wort." ist die simple Antwort. Ich sehe ihn fragend an. "Ein Wort?" fragt auch Mokuba. Kaiba nickt. "Mehr konnte er nicht sagen." meint der Eisklotz in gewohnt undurchsichtiger Manier und sowohl mein Vater als auch Mokuba und ich sehen ihn erwartungsvoll an. "Ich konnte es nicht verstehen." fährt er schließlich fort. "Aber Bakura hat eine Vermutung. Alister ist dabei die Möglichkeiten durchzugehen, aber da wir nur ein sehr wackliges Indiz haben..." Er zuckt mit den Schultern. "Das heißt, du wirst bei Null beginnen müssen." bemerkt mein Vater und Kaiba nickt. "Wirklich eine schwierige Lage, Junge." meint Jack und schüttelt den Kopf. "Ich wünschte, ich könnte etwas für dich tun." Er wirft mir einen kurzen Blick zu und ich spüre wie ich rot werde. Unwillkürlich muss ich wieder an seine Worte von gester Nacht denken. Seine Vermutung, nein, seine Feststellung, dass mir viel an Kaiba liegen würde. Kaiba erwidert nichts und ich habe so den Verdacht, dass er mir der freundlichen und lockeren Art meines Vaters überfordert ist. So was kennt er schließlich nicht. Als seine Eltern starben war er noch ein Kind und Gozaburo Kaiba war alles, aber sicher kein Vater für ihn. In gewisser Weise hatten wir auch hier das Gleiche oder zumindest ein ähnliches Schicksal. So gesehen sind wir beide alleine aufgewachsen, nur dass er wohl weitaus früher erwachsen werden musste als ich. Ich mustere ihn einen Moment und auch wenn ich eben noch mehr als wütend auf ihn war und ihn für seine Arroganz verflucht habe, augenblicklich vermag ich es nicht länger sauer zu sein. Im Grunde tut er mir leid. Er steht mit dem Rücken zur Wand und verhält sich eigentlich nur wie ein verwundetes Tier, dass in die Enge getrieben wurde. Er vertraut niemandem, also lässt er auch niemanden an sich heran und dann kommt ausgerechnet sein Erzfeind und... Erneut muss ich an Bakura denken. Die Beiden waren in der Vergangenheit auch nicht unbedingt Freunde. Im Gegenteil. Dennoch hat er sich mit dem Dieb eingelassen und ich verstehe immer noch nicht warum. Was ist an Bakura so viel anders als an mir? Mich kennt er sogar länger. Würde es um Yugi oder Tristan gehen, würde mir das Ganze sicher nichts ausmachen, aber Bakura? Bakura verfolgt doch stets nur seine eigenen Ziele. Und wieder brennt mir die Frage auf der Zunge, was vorhin im Badezimmer los war. "Eifersüchtig, Joeylein? kommt auch prompt die spöttische Frage dieser gemeinen Stimme. "Wäre es wirklich etwas anderes, wenn es Yugi wäre?" "Wie sieht es finanziell bei dir aus, Seto?" höre ich meinen Vater fragen und könnte ihm ans Bein treten. In Kaiba´s Augen blitzt es auf und als er mir einen kurzen Blick zu wirft, weiß ich, dass er an sein Deck denkt. "Roland ist dabei alles nötige zu veranlassen." presst er hervor und wendet sich dann an Mokuba. "Dein Geld bleibt natürlich unberührt. Dein Vormund verwaltet deine Konten vorerst." Mokuba nickt und schlingt seinen Bissen Toast runter. "Ich weiß, Seto. Aber ich dachte, wenn du Geld brauchst..." Der Blick des Kleinen wandert zu meinem Vater. Jack nickt. "Ich werde Mokuba´s Geld natürlich in seinem Sinne verwalten und es steht ja wohl außer Frage, dass er dir damit helfen würde, wenn es nötig wäre." Mein Vater lächelt Kaiba entwaffnend an. Dennoch spüre ich wie der Eisklotz sich verspannt. Schließlich schüttelt er den Kopf. "Das ist keinesfalls notwendig. Ich werde Mokuba´s Geld nicht anrühren. Augenblicklich habe ich auch noch genug Möglichkeiten und Roland ist dabei sich um alles weitere zu kümmern." Sein Tonfall ist scharf und es ist klar, dass er kein Lust verspürt weiter über dieses Thema zu reden. Zum Glück ist es Mokuba, der ein neues Thema anschneidet. "Wie geht es Roland?" will er wissen. Kaiba lächelt. "Er macht sich Sorgen um dich." meint der ehemalige CEO der Kaiba Corp. "Ich musste ihm versprechen, dass ich dich wieder heim bringe." Dieses Mal ist es kein kaltes Lächeln in seinem Gesicht und ich kann sehen wie sich Kaiba´s Züge erhellen und weicher werde. Mokuba grinst. "Ich kann es mir vorstellen, Seto." erwidert er sichtlich zufrieden und die Brüder strahlen ein verschworenes Einvernehmen aus, dass ich nur zu gut kenne und für die nächsten zehn Minuten wirkt die Szene wirklich wie ein normales familiäres Frühstück, wenn man so will. Kaiba trinkt schweigend seinen Kaffee und Mokuba isst. Ich betrachte meinen Erzfeind noch einen Moment und bin so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht merke, dass mein Vater mit mir redet. "Ich schätze, du wirst heute nicht in die Firma gehen wollen." höre ich ihn sagen. Ich grinse verlegen. "Ähm.. ja. Also, ich dachte mir..." Aber ich muss den Satz nicht beenden. Jack nickt schon. "Ja, das dachte ich mir auch." Er zwinkert mir zu. "Ich werde auch ein paar Tage ohne dich klar kommen, aber vergiss nicht deine Prüfungen. Du hast gesagt, dass diese Woche noch eine Klausur anstehen würde." Ich nicke. "Ja, am Donnerstag." bestätige ich. "Keine Sorge, ich bin vorbereitet." Jack nickt. "Ich habe nichts anderes erwartet, Joey." erwidert er und wendet sich dann wieder Kaiba zu. "Wenn ich richtig verstanden habe dann willst du, dass Mokuba noch eine Weile hier bleibt, so lange bis du deine Angelegenheiten in Ordnung gebracht hast, Seto?" fragt er und Kaiba nickt. "Ja, ich denke, das ist vorerst auch das Beste. Zumal ich ihnen keinen Ärger einhandeln möchte, indem ich ihn einfach mitnehme." erwidert Kaiba ernst und ich starre ihn einen Moment lang an. "Das klang jetzt direkt menschlich, Kaiba." rutscht es mir raus und Jack wirft mir einen scharfen Blick zu. "Joey!" Ich lächele entschuldigen. "Sorry, aber... Egal." Ich senke etwas verlegen den Blick und wage es erst recht nicht Kaiba anzusehen. "Mokuba kann so lange bleiben, wie es nötig ist. Wir werden uns gut um ihn kümmern. Deinen Bruder muss man allerdings auch gleich ins Herz schließen, Seto." Jack lächelt Kaiba zu und dieser gibt ein undefinierbares Geräusch von sich. "In der Hinsicht musst du dir also keine Gedanken machen, wir werden dir den Rücken freihalten und wie gesagt, wenn ich sonst etwas tun kann..." Kaiba nickt. "Sehr großzügig von ihnen, Mr. Wheeler. Aber ich glaube, das ist nicht nötig." "Gut, wie du meinst. Doch falls du deine Meinung ändern solltest, mein Angebot steht." entgegnet Jack und erhebt sich langsam. "Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet. Kann ich kurz mit dir reden, Joey?" Ich blicke ihn überrascht an, nicke aber schnell. "Klar." Mit einem kurzen Blick auf Kaiba folge ich meinem Vater nach draußen. Jack hat sich in sein Arbeitszimmer begeben und bereitet sich darauf vor ins Büro zu gehen. Ich trete ein und sehe ihn fragend an. "Du hattest Recht. Er ist verflucht stolz." bemerkt er mit einem leichten Lächeln. "Aber er hat ein gutes Herz, Joey. Doch das weißt du ja. Er würde alles für seinen Bruder tun, das sieht man." Diese Aussage überrascht mich ein wenig. Dennoch nicke ich zustimmend. "Ok, das mit dem guten Herzen würde ich nicht so leicht unterschreiben, aber dass er für Mokuba alles tun würde, steht außer Frage." erwidere ich und mein Vater lacht. "Sei ein wenig nachsichtig mit ihm. Der Junge scheint eine Menge durchgemacht zu haben und steckt augenblicklich in Schwierigkeiten." fährt Jack ernst fort. "Er tut sich nicht leicht darin anderen zu vertrauen oder fremde Hilfe anzunehmen. Und es fällt ihm keineswegs leicht, seinen Bruder in unserer Obhut zu lassen, aber er vertraut dir, auch wenn es dir anders erscheint. Sonst wäre er nicht hier." Ich will schon ansetzen zu widersprechen, aber Jack lässt mir keine Gelegenheit dazu. "Ich werde zusehen ob ich irgendwas herausfinden kann, dass ihm helfen könnte." höre ich ihn sagen. "Jedenfalls bin ich beruhigt, dass er keine übereilten Schritte macht. Er scheint mir wirklich ein kühles Köpfchen zu haben, vielleicht etwas zu kühl, aber naja, in der Hinsicht werdet ihr euch sicher gut ergänzen." Jack gibt mir einen leichten Klaps auf die Schulter. "Wir sehen uns heute Abend, Joey." Noch ehe ich etwas erwidern kann, ist er auch schon aus der Tür und ich bleibe verdutzt zurück. Kaiba und ich - einander ergänzen? Ich schlucke. Und da ist es wieder. Dieses Gefühl. Dieses undefinierbare Gefühl, dass ich seit Tagen habe und immer intensiver wird, je näher ich ihm bin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)