Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 46: Tuchfühlung ----------------------- Hallo, meine Lieben, es geht also endlich weiter und wir nähern uns dem nächsten Höhepunkt. Vielleicht schaffe ich heute noch ein Kapitel... Mal sehen. Viel Spaß aber erst einmal mit diesem. Unschlüssig sehe ich den Blondschopf an. Natürlich weiß ich, was er mir da zu sagen versucht oder besser gesagt, welchen Vorschlag er mir unterbreitet und es ist ihm deutlich anzusehen, dass er verlegen ist, was ich allerdings auch nur zu gut verstehen kann. Ich glaube, auch meine Gesichtsfarbe verändert sich augenblicklich etwas. Ich räuspere mich unsicher und weiß nicht so genau, was ich nun erwidern soll. Diese Situation ist vollkommen neu für mich. Abgesehen davon, dass es gerade droht sehr intim zu werden - eine Sache mit der ich mich ohnehin schwer tue. Intimität gepaart mit Wheeler macht das Ganze noch etwas befremdlicher. Er sieht mich verlegen und erwartungsvoll zugleich an und ich glaube, er weiß selbst nicht genau was er gerade von mir erwartet. Für ihn dürfte diese Situation ebenso Neuland sein wie für mich. Nicht, dass ich bisher noch nie intim mit einem anderen Menschen geworden wäre, aber zum einen ist das hier Wheeler und zum anderen ist er ein Mann. Zwei Punkte, welche die Sachlage etwas verkomplizieren. Zudem kommt dieses Gefühl dazu, was ebenfalls neu ist. Wahrhaft befremdlich ist allerdings, dass ich im Grunde gezwungen bin, zu zugeben, dass ich für solch eine Situation keinerlei Plan habe, doch Wheeler gegenüber eine solche Schwäche einzuräumen, verlangt mir eine Menge ab. "Weitermachen wo wir aufgehört haben..." sage ich schließlich und es ist nicht zu überhören, dass ich unsicher bin. Wheeler nickt mit einem verlegenen schiefen Grinsen, dass ihm einen solch niedlichen Ausdruck verleiht, dass ich schmunzeln muss. "Nun, ich denke grundsätzlich spricht nichts dagegen." erkläre ich vage und befürchte, dass mehr als nur leichte Röte meine Wangen ziert. Wheeler scheint es allerdings nicht unbedingt besser zu gehen. Sein Kopf steht fast in Flammen und ich bemerke, dass er unruhig hin und her rutscht. Einen Moment sitzen wir uns schweigend gegenüber und jedem von uns ist sicher unbehaglich zumute. Wir beide sind verlegen und unsicher und auch wir einen Konsens haben, scheint keiner von uns in der Lage zu sein, mit der neuerlichen Situation wirklich umzugehen. Abgesehen davon ist der Zeitpunkt auch alles andere als günstig. Dennoch... Obgleich ich mich natürlich nach wie vor um Mokuba sorge und ein Teil meiner Gedanken bereits bei dem morgigen Tag ist, kann ich mich der Anziehungskraft, die von Wheeler ausgeht nicht ganz entziehen und im Grunde ist es lächerlich, dass wir um einander herum eiern als wären wir zwei pubertierende Mädchen, die nicht wissen was zu tun ist. Ich seufze und lache dann auch schon kurz auf. Wheeler sieht mich verständnislos an. "Herrje, wir verhalten uns gerade mehr als albern, meinst du nicht?" frage ich ihn. "Normalerweise hattest du nie vor etwas Angst und hast dich in alles hineingestürzt ohne die Konsequenzen zu bedenken und ich war immer Herr der Lage oder schaffte es zumindest den Eindruck zu erwecken. Und jetzt? Sieh uns an!" Er nickt eifrig und auch er muss lachen. "Stimmt, wir sind erbärmlich." befindet er und für einen kurzen Augenblick sehen wir uns lächelnd in die Augen. "Komm her, Hündchen." sage ich dann automatisch. Er wirkt nicht wirklich überrascht. Er erhebt sich sogar brav und ist mit einem Schritt bei mir und lässt sich auf das Sofa fallen. "Hündchen?" fragt er und ich strecke die Hand aus, um ihm eine verirrte Strähne aus dem Gesicht zu streichen. Seine Frisur ist inzwischen zwar um einiges besser, aber noch immer stehen einzelne blonde Strähnen ab. Ich nicke. "Ein durchaus liebevoller Kosenamen." erkläre ich und er lacht. "Naja... ok." Er lässt es dabei bewenden und im nächsten Moment küssen wir uns auch schon. Ich kann nicht sagen wer angefangen hat. War ich es, der sich zuerst zu ihm beugte oder ging die Initiative von ihm aus? Ich könnte es nicht wirklich sagen, aber es ist auch egal. Ich verspüre fast schon so etwas wie Erleichterung als ich endlich seine Lippen auf meinen fühle und es ist so erstaunlich leicht. Für eine Sekunde frage ich mich, warum wir so lange dafür gebraucht haben, wo es doch wirklich einfach ist. Dann fordert seine Zunge auch schon meine zum Duell und ich nehme die Kampfansage natürlich an. Er schmeckt irgendwie nach Kirsche, was mich für einen kurzen Moment wirklich irritiert und er weiß was er tut. Wieviele Frauen er wohl schon geküsst hat? Es waren sicher einige... Aber ich schätze, ich bin der erste Mann, den er küsst. Wheeler keucht leicht auf und dann fühle ich wie seine Hände über meine Brust gleiten. Ich zucke leicht zusammen aufgrund dieser unerwarteten Berührung und bemerke dann erst, dass ich es ihm längst gleichtue. Meine Hände wandern wie von selbst in seinen Nacken, ziehen ihn näher an mich und er drängt sich mir entgegen. Ein letzter rationaler Teil meines Verstandes realisiert, dass ich noch nie so etwas gefühlt habe. Nie zuvor hat ein Kuss mich so bewegt. Und noch nie habe ich zugelassen, dass mein Verstand während eines Kusses so weit herunterfährt. Vage nehme ich wahr, dass seine Hände sich in meinem Haar vergraben und ich lasse es geschehen. Ja, ich verspüre nicht einmal den Impuls ihn von mir zu schieben. Auch ich keuche auf und wir halten einen Moment inne, schnappen nach Luft und klammern uns erneut aneinander wie zwei Ertrinkende. Es ist seltsam, aber ein Teil von mir hat den Eindruck, als hätte ich immer auf diesen Moment gewartet... Als wäre dies der Höhepunkt einer langen Reise, die vor vielen Jahren begonnen hat. Natürlich bin ich mir im Klaren darüber wie absurd diese Gedanken sind, aber merkwürdigerweise habe ich das Gefühl, dass es ihm genauso geht und er es bestätigen würde, wenn ich ihm diese Frage stellen würde. "Wow." japst er als wir uns von einander lösen und grinst mich im nächsten Moment auch schon an. Ich nicke bedächtig. "Wir werden besser." sage ich und Wheeler lacht. "Jepp, eindeutig." befindet er und einmal mehr ähnelt sein Blick dem eines süßen, kleinen Welpens. Ich schlucke unwillkürlich. "Ähm..." hebt er an und seine Lider senken sich etwas. "Also... wenn ich früher schon gewusst hätte, welchen Spaß es macht, so was mit dir zu tun, dann hätten wir uns so einiges sparen können, Kai-Seto." erklärt er verlegen und ich lächele ihn an. "Ja, da ist etwas dran." gebe ich zu und im nächsten Augenblick sind wir auch schon wieder dabei unsere neue Duellform auszuprobieren. Ich spüre wie die Wärme in mir sich immer weiter ausbreitet und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit nehme ich mein Herz nicht als einen Fremdkörper wahr, dessen vehementes Pochen mich irritiert. Jetzt und hier verstehe ich, warum es so hart gegen meinen Brustkorp hämmert und das Gefühl ist alles andere als befremdlich. Es ist schlicht und ergreifend gut. Ich weiß nicht wie lange wir einfach nur dasitzen und "rummachen" wie Wheeler es galant ausdrückt. Ich verliere jegliches Gefühl für Zeit und Raum und sogar Mokuba verschwindet einen Moment aus meinen Gedanken. Doch dann klingt plötzlich mein Handy und ich werde jäh zurück in die Realität gerissen. Widerwillig löse ich mich von meinem Hündchen und greife nach dem Mobiltelefon. Die Nummer auf dem Display ist mir unbekannt. Ich räuspere mich bevor ich mich melde und meine Stimme klingt so routiniert wie immer. "Ja?" Ich halte es augenblick für klüger, mich nicht mit meinem Namen zu melden. "Seto Kaiba?" fragt eine tiefe männliche Stimme am anderen Ende und ich versuche sie einzuordnen. Ich kenne die Stimme, zumindest bin ich mir sicher, dass ich sie schon einmal gehört habe. Als ich nichts erwidere fährt der andere mit dem Gespräch dennoch fort. "Hier spricht Odion Ishtar." erklärt er und meine Skepsis weicht. "Odion!" entfährt es mir und ich bemerke, dass Wheeler sich aufrichtet und mich aufmerksam ansieht. "Ich dachte, dass es angebracht ist, wenn ich ihnen Bericht erstatte." höre ich den Ägypter sagen. "Ja." bestätige ich und sofort ist mein Verstand wieder voll da. "Hast du schon etwas erreichen können?" Der Ägypter zögert einen Moment. "Nicht wirklich." entgegnet er. "Ich habe einen guten Freund angewiesen sich in Lybien, umzuhören. Er hat mir eben mitgeteilt, dass das Haus der Schröders verlassen ist. Niemand ist dort. Nicht einmal ein Dienstbote. Mein Freund hat mit einem der Lieferanten gesprochen und dieser teilte ihm mit, dass in den letzten Monaten keiner der Familie dort war und er auch keine aktuellen Aufträge für einen bevorstehenden Besuch habe." Ich nicke. "Dann scheidet dieses Residenz aus." rekapituliere ich. "Ja." bestätigt Odion. "Daher wird es auch nicht nötig sein, dass ich selbst hinfahre." "Nein, natürlich nicht." erwidere ich. "Und weißt du ob Marik schon etwas erfahren hat?" Mein Herz bebt und ich hoffe insgeheim, dass der kleine Ägypter wenigstens eine Spur aufgreifen konnte. "Nein, Kaiba, bislang habe ich auch noch nichts von ihm gehört. Wir haben uns vor einigen Stunden getrennt." antwortet Odion und ich seufze leicht. "Nun, gut. Ich danke dir für deine Mühen." Ich kann für einen Moment das ernste Gesicht des Glatzköpfigen vor mir sehen. "Ich helfe gerne, wenn ich es vermag." erklärt er mir feierlich. "Yugi hat uns über deine Lage unterrichtet und als Freund von ihm werden wir dir jede Hilfe zukommen lassen." Ich schlucke leicht. Es ist genau wie Muto gesagt hat. Ich kann sogar die Anteilnahme in der Stimme des Ägypters hören und es berührt mich für einen Augenblick auf seltsame Weise. Der Mann und ich hatten kaum etwas miteinander zu tun. Dass er ein treuer Freund von Muto ist, weiß ich. Aber mich als Freund des Zwerges zu bezeichnen... Doch scheinbar sieht der Kleine mich als solchen an. Unwillkürlich frage ich mich, wie das sein kann? Und womit ich es verdiene. "Danke... Odion." Beide Worte klingen fremd als ich sie ausspreche. Der Ägypter erklärt mir nüchtern, dass er für meinen Bruder beten würde und hoffe, dass Ra über ihn wache. Desweitern teilt er mir mit, dass er nun auf Marik warten und sich melden würde, sobald er etwas neues wisse. Zudem übermittelt er mir Grüße seiner Schwester, die ebenfalls an Mokuba denken würde. Mir ist seltsam zumute als ich das Gespräch beende und ich brauche einen Moment, um mich wieder zu fassen. Wheeler sieht mich fragend an. "Lybien scheidet schon einmal aus." erkläre ich ihm trocken und er seufzt. "Dann hoffen wir mal, dass Marik mehr Glück hat." erwidert er und ich nicke. "Du wirkst... irriert." stellt er einen Moment später fest und wider meine sonstige Art beantworte ich ihm die unausgesprochene Frage. "Ich bin erstaunt darüber, dass diese Menschen, mit denen ich nie etwas zu schaffen hatte, solch einen Anteil an meiner Situation nehmen." erkläre ich ernst. "Muto hat mich als seinen Freund bezeichnet und Odion gab mir in etwa zu verstehen, dass ein Freund von Muto auch sein Freund wäre." Wheeler nickt. "Und es wundert dich, warum Yugi das getan hat." stellt er weiterhin fest. Ich nicke und er lacht. "So verhält sich das mit Freundschaft." meint er schließlich. "Yugi hat dich immer als Freund gesehen, ja, sogar als Teil unseres Kindergartens." Ich werfe ihm einen spöttischen Blick zu, aber er lächelt nur. "Du magst es anders sehen, aber im Grunde hatte Yugi Recht. Du warst stets unser Freund, ob du wolltest oder nicht." Er zuckt mit den Schultern. Ich denke einen Moment über seine Worte nach. Es stimmt, dass der Zwerg mich stets als Freund angesehen hat, auch wenn ich immer wieder betont habe, dass uns keine freundschaftliche Ebene verbinden würde. Ich habe Muto lediglich respektiert und den Rest des Kindergartens... Sie waren mir egal. Jeder von ihnen. Von Wheeler einmal abgesehen. Aber der Brünette und Gardner... oder der Würfelfreak. Mit einem Mal fühle ich mich beschämt. "Ich weiß, dass dich Freundschaft nie tangiert hat. Du hast immer gesagt, dass du keine Freunde brauchst und so gesehen hattest du auch Recht. Du bist gut klar gekommen ohne Freunde, aber auch wenn man keinen Menschen braucht, um sein Leben zu meistern, besser wird das Leben mit Freunden." erklärt mir Wheeler. "Ich hätte die Zeit bei meinem Stiefvater sicher auch ohne Yugi und die anderen überlebt, aber dank ihnen hatte ich eine sichere Bank, auf die ich mich verlassen konnte. Sie waren mein Lichtblick, wenn man so will, auch wenn sie mir nicht wirklich helfen konnten. Das war auch nicht nötig. Sie waren da. Verstehst du?" Ich nicke leicht. "Ja, ich denke, ich verstehe." entgegne ich ernst und in seinen warmen braunen Augen leuchtet es auf. "Ich glaube, ich muss einige Ansichten, die ich bis dato hatte, überdenken." füge ich hinzu und seine Augen weiten sich. Ich zucke mit den Schultern. "Vielleicht war ich oftmals zu verbissen..." versuche ich ihm meinen Gedankengang zu erklären und Wheeler nickt. "Möglich." stimmt er zu. "Aber weißt du was? Es ist nie zu spät, sich so etwas einzugestehen. Ich meine, wer A sagt, der muss nicht B sagen. Man kann auch erkennen, dass A falsch war. Und das ist keine Schwäche. Im Gegenteil. Ich würde sagen, es zeugt mir von Stärke, zugeben zu können, dass man etwas falsch gemacht hat." Einen Augenblick betrachtet ich ihn und auch wenn er noch immer der Wheeler ist, den ich kenne und vieles an ihm sich nicht verändert hat, so bemerke ich nun einmal mehr, dass er sich weiterentwickelt hat. Nein, er ist alles andere als ein dummer Köter. "Du bist erstaunlich, Hündchen." bemerke ich und er grinst. "Du hast dich wirklich verändert, aber vielleicht sehe ich auch einfach nur klarer." Im nächsten Augenblick zieht er mich auch schon an sich. "Du bist auch erstaunlich, Eisklötzchen." Er zwinkert mir zu und noch ehe ich gegen solch einen indiskutabelen Kosenamen protestieren kann, küsst er mich auch schon wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)