Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 79: Konsequenzen (Grey) ------------------------------- "Der Dieb ist angekommen." höre ich Quentin sagen, der lautlos eingetreten ist und nun abwartend vor meinem Schreibtisch steht. Ich lasse den Stift in meiner Hand sinken. "Alleine?" will ich wissen und mein Sekretär schüttelt den Kopf. "Dieser Devlin war mit im Flieger. Die Beiden haben sich jedoch am Flughafen getrennt." erzählt er und ich sehe ihn scharf an. "Ich habe beide beschatten lassen." fügt Quentin mit regungsloser Miene hinzu und ich nicke zufrieden. "Gute Arbeit, Quentin." Ich lächele ihn kurz an und seine Mimik scheint sich etwas zu entspannen. "Der Dieb hat sich einen Leihwagen genommen und sich dann in Narita ein Zimmer genommen. Dort hält er sich augenblicklich auf." fährt Quentin mit seinem Bericht fort. "Der andere ist nach Domino City aufgebrochen." "Domino City?" wiederhole ich und lehne mich in meinem Sessel zurück. Das kann nur bedeuten, dass dieser Devlin sich mit einem der anderen aus der Clique trifft. Yugi Muto und das Mädchen, Tea Gardner, wohnen in Domino City. Allerdings befindet sich dort auch das Kaiba Anwesen. Ich überlege kurz was diese Information bedeuten könnte. "Wo genau ist der andere hin?" will ich wissen und Quentin´s Antwort erfolgt prompt: "Er ist zu Tea Gardner gefahren. Unser Mann behält das Haus bis auf weiteres im Auge." "Gut." Ich vermute, dass Devlin das Mädchen von den jüngsten Entwicklungen in Kenntnis setzen will. Gut möglich, dass Muto später noch dazu stößt. Keine ungewöhnliche Entwicklung. Scheinbar ist der Schwarzhaarige ohnehin nur wegen dem Dieb nach Ägypten geflogen, auch wenn ich nach wie vor nicht sicher bin, warum. Die genauen Hintergründe für diesen Kurztrip bleiben mir bislang noch verborgen. Nach Quentin´s Informationen über den Nachtclubbesitzer zu urteilen, standen sich die Beiden einmal recht nahe, auch wenn diese Liasion bereits eine Weile zurückliegt. Allerdings ist der Schwarzhaarige auch ein Freund von Wheeler. "Was hat Omar berichtet?" wechsele ich das Thema und merke wie Quentin´s Schultern sich anspannen. Ein Schatten huscht über sein Gesicht und ich ahne, dass von dieser Seite keine guten Nachrichten zu erwarten sind. "Das Attentat auf den Assistenten ist missglückt." gesteht mein Sekretär mit deutlicher Anspannung in der Stimme und ich schlage mit der Faust auf den Tisch. "Was soll das heißen missglückt?" herrsche ich mein Gegenüber wütend an. Quentin schluckt kaum merklich. "Omar hat ihn lediglich verletzen können. Scheinbar hat der Mann zu schnell reagiert." erklärt er mir nüchtern das Versagen des Arabers und ich schnaube laut auf. "Wie sehr verletzt?" will ich wissen und bemühe mich, meine Fassung wieder zu gewinnen. Quentin zuckt leicht mit den Schultern. "Eine mittelschwere Stichwunde. Ich vermute, dass der Mann in ein paar Tagen wieder auf den Beinen sein wird." erklärt er mir emotionslos und ich überlege. "Das heißt, dass die Bande Ägypten vorerst nicht verlassen kann." sage ich mehr zu mir selbst als an ihn gewandt. Nun gut. Mein Plan ist zwar nicht aufgegangen, aber augenblicklich stehen auch andere Punkte im Focus. Kaiba wird vorerst in Ägypten festsitzen. Ich bin sicher, dass er auf keinen Fall ohne seinen Assistenten in die Staaten fliegen wird. So gesehen nicht die schlechteste Entwicklung. Immerhin verschafft mir dies mehr Zeit was mein Vorhaben mit Wheeler Senior anbelangt. Und es spricht ja auch nichts gegen einen zweiten Versuch, auch wenn die Bande nun vermutlich auf der Hut sein wird. Aber um diesen Roland kann ich mich auch noch später kümmern. "Und was ist mit dem Kleinen?" frage ich weiter und kann die Antwort bereits an Quentin´s Gesicht ablesen. "Nichts." antwortet er knapp. "Wir können ihn nicht zum reden bringen. Er wiederholt nur wieder und wieder den gleichen Unsinn." Ich schüttele ungehalten den Kopf und spüre wie Wut in mir aufsteigt. Wer hätte denken können, dass dieser unscheinbare, schmächtige Junge sich als solch harte Nuss erweisen würde? Ihn entführen zu lassen war ein Kinderspiel, aber beim Verhör stößt man bei dem Kleinen auf Granit wie es scheint. Dabei hatten wir in den letzten Stunden mehr Zeit als genug, um ihn zum reden zu bringen. Als könne er meine Gedanken lesen, sagt Quentin nach kurzem Schweigen: "Ich kann es mir selbst nicht erklären, nicht einmal das Wahrheitsserum hat Wirkung gezeigt. Der Kleine bleibt Zeile für Zeile bei seiner Geschichte und weicht auch kein Jota davon ab. Ich bezweifle, dass es etwas bringt, es weiter zu versuchen." Seinem Tonfall kann ich deutlich entnehmen, dass ihn dieser Umstand ebenso irritiert wie mich, doch ich bemühe mich dieses Gefühl zu unterdrücken. "Dann müssen wir eben zu effektiveren Methoden bleiben." erkläre ich und richte mich schlagartig wieder auf. Quentin sieht mich einen Augenblick lang fragend an und ich lächele kalt. "Es scheint als bedarf der Junge einer intensiveren Behandlung. Ich denke jedenfalls nicht daran, aufzugeben. Ich will Informationen bevor ich mich mit dem Dieb treffe." Quentin runzelt leicht die Stirn und mir entgeht auch keineswegs sein skeptischer Blick. Ich vermute, dass er sich fragt, an welche Methoden ich denke. Ich werfe einen kurzen Blick auf die Uhr, dann erhebe ich mich von meinem Stuhl. Quentin beobachtet jede meiner Bewegungen aufmerksam, aber bar jeder Emotion. "Ich werde diesen Ryou Bakura schon zum reden bringen." Er nickt, doch sein Blick bleibt skeptisch. "Was ist mit diesem Bakura?" will er wissen und erwartet weitere Anweisungen. Ich mache eine wegwerfende Geste. "Er kann noch warten. Erst nehme ich mir den Kleinen noch einmal vor." entgegne ich. "Und dieses Mal werde ich mich nicht mit diesem Märchen abspeisen lassen." Entschlossen schreite ich an Quentin vorbei und mache mich auf dem Weg zu der kleinen Zelle, in welcher der Junge untergebracht ist. Quentin folgt mir fast lautlos. Marius steht nach wie vor vor der Tür als ich mein Ziel erreicht habe und ich deute ihm wortlos an, zur Seite zu treten. Dann werfe ich ein Blick durch die kleine Luke in der Tür. Der Junge liegt zusammengerollt auf der schmalen Pritsche, die neben einem Stuhl, das einzige Möbelstück ist, dass sich im Zimmer befindet. Ich glaube, leises Wimmern zu vernehmen, ansonsten zeigt der schmächtige Junge keinerlei Regung. Einen Moment bleibe ich noch vor der Tür stehen und überlege mir meine Vorgehensweise. Wenn ich bei meinem bisherigen Plan bleiben will, dann ist es eine zwingende Notwendigkeit, dem Kleinen ein paar Informationen zu entlocken. Ich muss mehr über diesem Bakura wissen, um ihn einschätzen zu können. Ja, für meine weiteren Pläne ist es erforderlich zu wissen, was es mit diesem Dieb auf sich hat, in welchem Verhältnis er genau zu Kaiba steht, aber vor allem wie ich am Besten die Schrauben bei dem Dieb ansetzen kann. Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder der Dieb arbeitet für Kaiba und hat ihm alleine des Geldes wegen bislang geholfen oder aber diesen Bakura verbindet irgendwas mit dem ehemaligen CEO. Da Kaiba bislang nie freundschaftliche Bande pflegte, erscheint es auf den ersten Blick unwahrscheinlich, dass irgendeine Verbindung zwischen den Beiden besteht. Andererseits habe ich auch bei Wheeler nichts dergleichen vermutet besonders angesichts der ehemaligen Feindseligkeiten zwischen Kaiba und dem Blonden. Auch mir die Sachlage nun im Nachhinein nachvollziehbar erscheint. Allem Anschein nach waren Kaiba und Wheeler schon immer auf eine merkwürdige Art miteinander verbunden. Ein schwer zu definierendes Verhältnis, dass man im Grunde nur als eien Art Hassliebe bezeichnen kann, nach allem was ich inzwischen über die Beziehung der Beiden erfahren habe. Doch bei diesem Bakura verhält es sich anders. Er hatte nie wirklich etwas mit Kaiba zu schaffen und wurde von diesem auch nicht einmal ansatzweise in einem Maße wie Wheeler beachtet. Folglich bleibt die Frage wie es sich in der Hinsicht verhält. Steht der Dieb tatsächlich auf Kaiba´s Seite oder aber auf der Seite, die am Meisten für seine Dienste bezahlt. "Hol das Werkzeug." befehle ich an Marius gewandt, der sich sofort in Bewegung setzt. Die Tür gibt ein leises Knarren von sich als ich sie öffne, aber der Junge rührt sich nicht als ich den Raum betrete. Seine Lider sind geschlossen und seine Atmung geht flach und gleichmäßig. Langsam trete ich in die Mitte des Raumes und wende mich der Pritsche zu. Quentin steht in der Tür und noch während ich den Jungen betrachte, nehme ich aus dem Augenwinkel wahr, dass Marius zurückkehrt und Quentin einen Rolltisch hinschiebt. Ich nicke ihm zu und deute ihm an, ins Zimmer zu treten. Dann beuge ich mich zu Ryou Bakura und meine Fingerspitzen streifen seinen Oberarm. Die leichte Berührung lässt ihn erzittern und seine Lider flackern ehe er sie aufreißt und mich entsetzt anstarrt. Getrocknetes Blut zeugt von dem Schlag auf den Kopf, welcher ihn hier her gebracht hat und als er sich ruckartig aufrichtet und sich sichtlich bemüht sich in den hintersten Winkel der Pritsche zu kauern, sehe ich die zarten, filigranen Schnitte auf seinen Armen. Ich lächele ihn beruhigend an. Sein schmächtiger Körper zittert. "Das hier ist deine letzte Chance." erkläre ich ruhig und ziehe mir den Stuhl näher an das Bett. Gemächlich lasse ich mich darauf nieder wobei er mich keine Sekunde aus den Augen lässt. Quentin hat das Tischchen neben mich geschoben und ich werfe wie beiläufig einen Blickd darauf. Verschiedene Werkzeuge sind darauf feinsäuberlich angerichtet und ich nicke zufrieden ehe ich mich wieder dem Jungen zuwende. Sein Körper bebt geradezu und sein Herzschlag hat sich sichtlich beschleunigt. "Also, Ryou... willst du mir etwas über deinen Freund Bakura erzählen?" frage ich in ruhigem Plauderton, mit dem ich ihn allerdings keinen Moment zu täuschen vermag. Seine Augen sind gerötet und fixieren mich genau und ich höre förmlich, wie es in seinem Kopf arbeitet. "I-i-ich... h-h-abe... doch schon... alles gesagt." kommt es rau aus seinem Mund und die Angst in seiner Stimme ist nicht zu überhören. Ich nicke. "Du hast uns eine nette kleine Geschichte erzählt, Ryou." entgegne ich gelangweilt. "Nun will ich die Wahrheit hören." Beiläufig greife ich mir eines der Werkzeuge von dem Tisch und drehe es zwischen meinen Fingern. Die Augen des Jungen weiten sich vor Entsetzen und sein Blick ruht auf dem kalten, metallenen Gegenstand in meiner Hand. Ich lächele ihn freundlich an. "Die Sache ist ganz einfach, Ryou. Ich habe nur ein paar, kleine Fragen an dich und wenn du sie mir brav beantwortest, dann ist das alles hier auch schon vorbei und du kannst wieder nach Hause. Warum machst du es dir nur selbst so schwer?" erkläre ich ernst. Seine Lippen beben und fast rechne ich damit, dass er erneut zu protestieren versucht, doch stattdessen presst er die Lippen fest aufeinander und ich seufze. "W-was soll ich d-denn noch sagen?" höre ich ihn leise fragen und seine Stimme zittert ebenso wie sein Körper. Hilflos und entsetzt zugleich blickt er mich an und ich kann seine Zerrissenheit geradezu spüren. "Nun, zum Beispiel könntest du mir verraten, was genau dein Freund Bakura mit Seto Kaiba zu schaffen hat." entgegne ich geduldig. Ryou seufzt und für einen kurzen Augenblick schließt er die Augen. "Das habe ich ihnen doch schon..." hebt er mit kraftloser Stimme an und ich springe auf. Mit einem Schritt bin ich neben ihm und ein erstickter Schrei entringt sich seiner Kehle. Er presst seinen Körper weiter gegen die Wand fast als habe er die Hoffnung auf diesem Wege zu entkommen. "Genug gespielt, Kleiner." zische ich ihn warnend an. "Ich will keinen weiteren Unsinn hören." Er schnappt nach Luft und sein Blick starrt voll Grauen auf meine Hand. "In welchem Verhältnis stehen die Beiden zueinander?" will ich wissen. "Arbeitet dein Freund für Kaiba?" Langsam nähere ich mich mit der Hand seiner Brust und sein Herz hämmert so hart gegen seinen Brustkorb, dass ich das Pochen vernehmen kann. Gebannt blickt der Kleine auf den schmalen, messerähnlichen Gegenstand in meiner Hand und schluchzt. Kraftlos versucht er seinen blutverkrusteten rechten Arm zu heben und abwehrend vor seine Brust zu halten. Ein schmerzhaftes Keuchen kommt aus seinem Mund und nun registriere ich die roten, geschwollenen Finger und den riesigen Bluterguss auf seiner Hand und erinnere mich daran, dass Marius ihm ein paar Stunden zuvor ja die Hand gebrochen hat. "Ryou? Ich warte." Meine Stimme ist noch immer ruhig, aber der gefährliche Unterton entgeht ihm nicht. Er sieht mich flehend an und schluckt, sagt jedoch nichts. Ich seufze. "Gut, wie du willst." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)